Shamati 214. In den Toren ist bekannt

Ich hörte an Shawuot, im Jahr 1939, in Jerusalem

„Ich bin der Ewige, dein Gott.“[1] Im Sohar steht: „In den Toren ist bekannt.“[2] Frage: Warum haben die Weisen die Bezeichnung aus der Schrift verändert und nennen [den Feiertag] Shmini Azeret „den Tag der Gabe unserer Tora“? In der Tora wurde dieser Feiertag als die „Darbringung der Erstlinge“ hervorgehoben, wie es geschrieben steht: „Und am Tag der Erstlinge.“[3] Doch dann kamen die Weisen und nannten [dieses Fest] „die Gabe unserer Tora.“

Die Sache ist die, dass unsere Weisen nichts veränderten, sondern sie deuteten lediglich das Konzept der Erstlinge. Es steht geschrieben: „Das Feld sei fröhlich und alles, was darauf ist; dann lasset rühmen alle Bäume im Walde.“[4] Der Unterschied zwischen einem Feld und dem Wald besteht darin, dass das Feld Früchte hervorbringt, und der Wald besteht aus unfruchtbaren Bäumen, die keine Früchte hervorbringen.

Die Bedeutung davon ist, dass „Feld“ der Aspekt von Malchut ist, was die Annahme des Jochs des himmlischen Königreichs ist, also als Glauben über dem Verstand unterschieden wird.

Doch wie groß ist das Maß des Glaubens? Dafür gibt es einen Maßstab, und zwar muss der Glaube genau dasselbe Maß erfüllen wie das Wissen. Und dann heißt er „ein Feld, das der Schöpfer gesegnet hat“[5], also eines, das Früchte bringt. Allein dadurch kann man dem Schöpfer anhaften, denn es werden keinerlei Einschränkungen gesetzt, weil es über dem Verstand ist.

Das Wissen dagegen ist beschränkt. Je nach dem Ausmaß des Wissens ist auch seine Größe. Und dieses heißt „Ein anderer Gott ist unfruchtbar und bringt keine Früchte hervor“ und wird deswegen als „Wald“ bezeichnet.

Jedenfalls heißen beide „Ränder“. Vielmehr sollte es die Unterscheidung der Mittleren Linie geben, womit gemeint ist, dass der Mensch auch das Wissen braucht, jedoch unter der Bedingung, dass es ihm den Glauben über dem Verstand nicht verdirbt.

Wenn er aber mit dem Wissen ein wenig besser arbeitet als mit dem Glauben, dann geht ihm augenblicklich alles verloren. Stattdessen sollte es bei ihm ohne jeglichen Unterschied vorhanden sein.  Dann wird „das Feld […] und alles, was darauf ist“ fröhlich sein und „dann lasset rühmen alle Bäume im Walde“. Denn dann wird es eine Korrektur sogar für den „anderen Gott“ geben, für den Aspekt des „Waldes“, der durch den Glauben gestärkt wird.

Und das ist die Bedeutung dessen, was über Abraham geschrieben steht: „Wandle vor mir und sei makellos.“[6] Rashi erklärt, er brauche keine Hilfe zum Stützen… Und in Bezug auf Noah steht geschrieben „Noah wandelte mit Gott“[7], also dass er Unterstützung brauchte, was jedoch in jedem Fall eine Hilfe vonseiten des Schöpfers ist. Das Schlimmste jedoch wäre, wenn man Hilfe von Menschen benötigt.

Hierzu gibt es zwei Angelegenheiten:

  1. ein Geschenk
  2. eine Anleihe

Ein Geschenk, das man von Menschen annimmt, ist deren Unterstützung. Und der Mensch will sie nicht zurückgeben, sondern er will sie sein Leben lang benutzen.

Eine Anleihe ist es dann, wenn er [sie] im Moment nimmt, gemeint ist, solange er keine eigene Kraft und keine eigene Energie besitzt, sondern hofft, mittels seiner Arbeit und Bemühung in Heiligkeit und in Reinheit seine eigene Kraft zu erwerben. Und dann gibt er die Hilfe, die er sich nahm, zurück. Doch auch das ist nicht gut, denn wenn er keines Erlangens würdig wird, fällt er sowieso.

Und kommen wir auf das Thema zurück, dass der Grund dafür, dass es die „Gabe der Tora“ heißt und nicht der „Empfang der Tora“, darin besteht, dass sie des Aspekts des Gebers der Tora würdig wurden, wie es geschrieben steht: „Wir wollen unseren König sehen.“[8] Daher besteht das Wesentliche darin, dass sie des Aspekts des „Gebers der Tora“ gewürdigt wurden. Und dann wird es „Feld, das der Schöpfer gesegnet hat“ genannt, ein Feld, das Früchte bringt.

Und das ist das Prinzip der Erstlinge, also der ersten Früchte des Feldes. Denn sie sind das Zeichen dafür, dass man des „Gebers der Tora“ und der vollkommenen Erkenntnis würdig wurde. Deswegen sagt er: „Ein herumirrender Aramäer war mein Vater.“[9] Das heißt zuvor hatte er Abstiege und Aufstiege, und nun hat er eine aufrechte Verbindung. Deswegen erklärten die Weisen, dass das Konzept der „Erstlinge“ „die Gabe der Tora“ bedeutet, also dass sie des Aspekts des „Gebers der Tora“ würdig wurden.

[1] 2. Buch Mose 20, 2

[2] Sprüche 31, 23

[3] 4. Buch Mose 28, 26

[4] Psalm 96, 12

[5] 1. Buch Mose 27, 27

[6] 1. Buch Mose 17, 1

[7] 1. Buch Mose 6, 9

[8] Rashi auf 2. Buch Mose 19, 9

[9] 5. Buch Mose 26, 5

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