Shamati 233. Vergebung, Verzeihung und Sühne
Ich hörte
Mechila (Vergebung), wie [es heißt] „Vom Verderben zum Lob“. Dies bedeutet, dass für ihn gerade durch „Reue aus Liebe“ Sünden zu Verdiensten wurden. Demnach verwandelt er die Sünden in Lob, also in Verdienste.
Slicha (Verzeihung) kommt von we shalach et Be’iro („und er entlässt sein Vieh“[1], wobei das Samech das Shin ersetzt). Dies bedeutet, er schickt die Sünden von sich und sagt, dass er von nun an nur noch Verdienste ausführen wird. Dies gilt als „Reue aus Furcht“, wenn [boshafte] Sünden für ihn zu [unabsichtlichen] Vergehen werden.
Kapara (Sühne) kommt von we chiper et haMisbeach („Und auch den Altar sühne er“[2]) und von „Er wünscht, seine Hände in diesem Menschen zu sühnen“[3]. Folglich hat jemand, wenn er weiß, dass er unrein ist, nicht die Vermessenheit und Unverschämtheit, in das Gemach des Königs einzutreten. Erkennt dies jemand und erinnert sich seiner schlechten Taten, die gegen den Willen des Königs sind, ist es also schwierig für ihn, sich mit der Tora und den Mizwot zu beschäftigen; umso schwieriger ist es, vom König zu verlangen, Ihm anzuhaften und sich mit Ihm zu vereinigen.
Deshalb braucht er Sühne, damit er seinen armseligen Zustand nicht sieht, dass er sich in äußerster Niedrigkeit befindet, und sich auch nicht an seinen eigenen Zustand erinnert, um einen Raum zu schaffen, Freude zu empfangen, indem es ihm möglich wird, sich mit der Tora und der [spirituellen] Arbeit zu beschäftigen. Und dann, wenn er Freude hat, wird er fähig sein, die Verbindung mit dem König zu erbitten, denn „die Shechina verweilt nur an einem Ort der Freude“.
Daher brauchen wir zuerst Reue und dann, wenn wir aus Furcht bereuen, werden wir der Verzeihung würdig. Und danach „Reue aus Liebe“ – und dann werden wir der Vergebung würdig.
Wir sollten darauf vertrauen, dass alles, was in unserer Welt geschieht, gelenkt ist, dass es keine Zufälle gibt. Wir sollten auch wissen, dass all das, was als Ermahnung geschrieben steht – damit sind die Flüche in „Wenn ihr nicht hören werdet“ gemeint –, schreckliche Qualen sind und nicht so, wie jedermann denkt. Das heißt, manche sagen, sie seien Segenswünsche und keine Flüche. Als Beweis für ihre Worte führen sie den Maggid aus Kosniz an, der beim Wochenabschnitt Tochachot[4] stets die rituelle Tora-Lesung beim Gottesdienst durchführte. Er sagt, dass dies wirkliche Flüche und Qualen sind.
Wie wir selbst sehen, ist es so, dass Flüche tatsächlich existieren, dass man also in dieser Welt furchtbare Empfindungen und unerträgliche Qualen verspürt. Wir müssen daran glauben, dass all diese Qualen der Vorsehung zuzuschreiben sind, dass Er alles macht. Moses nahm diese Flüche und schrieb sie dem Schöpfer zu. Dies ist die Bedeutung von „Und nach allem Großen und Furchtbaren“[5].
Und wenn man daran glaubt, glaubt man auch an: „Es gibt einen Richtspruch und es gibt einen Richter.“ Dies ist, warum der Maggid die Toralesung zum Wochenabschnitt Tochachot durchgeführt hat, weil nur er die Flüche und die Leiden dem Schöpfer zuschreiben konnte, da er an „Es gibt einen Richtspruch und es gibt einen Richter“ glaubte. Und durch all dies kamen aus diesen Flüchen wirkliche Segenssprüche hervor, denn „der Schöpfer hat es so gemacht, dass man sich vor Ihm fürchte“.
Und dies ist die Bedeutung von „Aus dem Schlag selbst ist der Verband gemacht“. Das heißt, genau aus dem Ort, wo der Frevler scheitert, werden die Gerechten hervorgehen. Denn wenn man zu einem Ort kommt, an dem es keine Unterstützung gibt, hat die Sitra Achra auf diesen Ort Einfluss. Und dann scheitert der Frevler an ihm. Dieser Frevler, der sich nicht über den Verstand erheben kann, fällt deshalb, weil er keine Unterstützung hat. Dann bleibt er zwischen Himmel und Erde, da sie böse sind und nur Dinge innerhalb des Verstandes tun können, mit „Bösem Auge“ [und] „Stolzem Blick“[6].
Aber die Gerechten gelten als „Meine Augen waren nicht stolz und mein Herz erhob sich nicht, und sie wandeln darin“. Daraus ergibt sich, dass er [der Fluch] sich in Segenswünsche verwandelt. Dadurch, dass er [der Gerechte] all die Leiden der Vorsehung zuschreibt und alles über den Verstand erhebt, erschafft er innerhalb von sich die geeigneten Kelim (Gefäße), um [die] Segenswünsche zu empfangen.
[1] 2. Buch Mose 22, 5
[2] 3. Buch Mose 16, 33
[3] 1. Samuel 10, 5
[4] ein bestimmter Abschnitt der Tora, genannt „Abschnitt der Ermahnung“
[5] 5. Buch Mose 34, 12
[6] Psalm 101, 5
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