Materialisierte Gedanken

„Keine Freiheit, bis wir alle gleich sind“ („Black Lives Matter“ Demo in Berlin)

„Stop Deforestation“ (Klima Demo in Prag)

„Schützt unsere Erde“ (Fahrrad Demo in Berlin)

„Bill, Gates noch?!” (Demo gegen Corona-Restriktionen in Berlin)

„Herz, Faust und „Victory““ (Zeichen auf dem Plakat bei Demo in Weißrussland)

„The new Dictator“ (auf dem Bild des türkischen Staatschefs, Kurdische Demo in Köln)

Die Demo-Plakate symbolisieren die materialisierten Gedanken der Menschen, sie widerspiegeln unsere inneren Verlangen, unsere Ängste und Hoffnungen und unsere Bitten. Der jeweilige Organisator hofft, dass seine Botschaft auf fruchtbaren Boden fällt und Wurzeln schlägt. Diesen Wunsch teilen alle im globalen Informationssystem: Blogger, Politiker, Sportler, Lehrer, Kinder… wir alle! Wir kommunizieren in einem geschlossenem System, wobei jeder nur einen Bruchteil des Ganzen sieht.

Und ich kann auch nicht anders, es gibt so viele unterschiedlichen Meinungen, Informationen, Richtungen… Ich bin restlos damit überfordert, sie alle aufzunehmen, ganz geschweige sie alle richtig zu verarbeiten. 

Was bleibt mir daher übrig? Ich fokussiere mich nur auf das, was mir am nächsten ist. Wenn ich zum Beispiel ein Taxifahrer bin, beschäftige ich mich mit den Preisen für Autoteile und Benzin, mit den neuen Regeln des Autofahrens in Zeiten von Corona, aber auch mit der Zahlungsfähigkeit meiner Kunden; immerhin wirken sich die Folgen des Lockdowns ganz erheblich auf das Budget meiner Kunden aus.

Wenn ich ein Lehrer bin, interessieren mich die Neuigkeiten aus dem Schulsystem, die Entwicklung des Home Schoolings, professionelle Perspektiven und Gefahren… Und wenn ich ein Kaufmann oder Verkäufer bin, interessiere ich mich eben mehr für die Wirtschaftsentwicklung und so weiter. 

Jeder interessiert sich primär für die Veränderungen in seinem gesellschaftlichen Um- oder Aufgabenfeld, denn ohne aktuelle Informationen fühlen wir uns unsicher und können unsere Zukunft nicht planen. 

Doch zurück zu den Demo Plakaten. Wir stellen fest, dass diese aus den Veränderungen in der Gesellschaft entstehen. Sie entspringen den tiefsten Verlangen des Menschen. Viele, die derzeit an Demos teilnehmen, haben in ihrem Leben einen Punkt erreicht, an dem nicht mehr so leben wollen wie vorher. Sie wollen eine Veränderung und suchen daher nach Gleichgesinnten, mit denen sie ihre Ängste und ihren Ärger teilen können.

Dazu gibt es aber eine, auf den ersten Blick vielleicht etwas komplizierte Alternative! Ich will damit nicht behaupten, dass wir ab jetzt überhaupt keine Demos mehr brauchen. Nein. Die Zeit wird aber in der Zukunft noch kommen.

Was wir jetzt brauchen, wäre Folgendes: Wir müssten uns zuerst einzeln und danach in unseren nächsten Kreisen (in der Familie, auf der Arbeit, in der Nachbarschaft) Gedanken darüber machen, wie wir unser Zusammenleben besser, friedlicher, respektvoller gestalten können. 

Sobald wir aufhören, uns gegenseitig verbal mit Vorwürfen und Tadeln zu bombardieren, kommen wir zu dem Punkt, an dem wir Ideen und Anregungen für eine neue, bessere Welt zusammen entwickeln können. 

Wir planen eine neue Art von Schule für unsere Kinder, in der sie nicht nur mit Wissen vollgestopft werden, sondern ihre Persönlichkeit entwickeln und ihre Fähigkeiten einsetzen können. Eine Art Bildung, in der Fragen stellen oder hinterfragen erlaubt ist. So eine Schule, würden unsere Kinder freiwillig und mit Freude besuchen wollen. 

Wir entwickeln Firmen, die unsere Umwelt verbessern, die unsere Gesundheit nicht gefährden, sondern unterstützen, und die unsere Verbindung zu unseren Kindern unterstützen. 

Wir ändern unsere familiären Verbünde, sodass Eltern und Kinder ihre gemeinsame wertvolle Zeit sinnvoll nutzen können und sich nicht frustriert immer wieder nach „besseren“ Beziehungen oder vergänglichem Vergnügen umschauen müssen.

Es geht hier um unsere ureigensten Bedürfnisse nach Verbindung, Sicherheit und Autonomie – und diese Bedürfnisse und Gedanken kommen auf den aktuellen Plakat Slogans – oft missverstanden – zum Ausdruck. Doch außer uns selbst steht uns eigentlich nichts im Weg, diese Bedürfnisse zu befriedigen!

Und wie machen wir das? Nur zusammen! Lass uns damit anfangen und zwar schon heute!

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