Notiz 875: Drei Linien – 4 (Juni 1984)

„Was ist ein Streit um des Schöpfers Willen… und was ist kein Streit um des Schöpfers Willen? Das ist der Streit von Korach und seiner Gemeinde.“ Es stellt sich eine Frage: Warum heißt es nicht „Mose, und Korach und seine Gemeinde“, wie es über Hillel und Schammai geschrieben steht?

Um das oben Gesagte zu verstehen, müssen wir die Bedeutung von „um des Schöpfers Willen“ verstehen. Der Sohar interpretiert, dass „um des Schöpfers Willen“ Seir Anpin bedeutet. Im Sulam [Kommentar zum Sohar] wird interpretiert, dass der Streit zwischen Schammai und Hillel die Frage zwischen der rechten und der linken Linie betrifft. Denn die rechte Linie ist an und für sich unvollständig – da sie kein Chochma enthält – und die linke Linie ist auch unvollständig – obwohl sie [Chochma] enthält, fehlt ihr immer noch Chassadim, welches die Kleidung von Chochma ist – und ohne diese Kleidung ist sie im Dunkeln.

Daraus folgt, dass durch den Disput (in dem jede Linie der anderen zeigt, dass es keine Ganzheit in ihr gibt, und ihr den Mangel in der anderen Linie zeigt) beide Linien miteinander verschmelzen, was bedeutet, dass beide zur mittleren Linie gelangen, die Seir Anpin genannt wird, welche die mittlere Linie in den Parzufim [pl. von Parzuf] ist. Seir Anpin wird „um des Schöpfers Willen“ genannt. Das zeigt, dass jede Linie in ihrer Linie bleiben würde, wenn es keinen Streit gäbe. Der Streit diente also dazu, um die Qualität „um des Schöpfers Willen“ zu erreichen.

Im Gegensatz dazu gingen Korach und seine Gemeinde auf der linken Linie, und wollten in der linken Linie bleiben. Das heißt, sie wollten in Chochma ohne Chassadim verbleiben. Sie wollten das Ziel, das darin besteht, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun, ohne die Kleidung von Chassadim. Das ist die Bedeutung dessen, was unsere Weisen sagten: „Korach war klug.“ Das heißt, sie wollten auf der linken Linie verbleiben, welche Chochma ohne Chassadim ist. Daraus folgt, dass der Streit von Korach und seiner Gemeinde „nicht um des Schöpfers Willen“ war, d.h. um auf die mittlere Linie zu gelangen, die „um des Schöpfers Willen“ genannt wird, welche auch Chassadim enthält.

Moses hingegen schloss sicherlich die mittlere Linie in sich ein, da Moses Daat genannt wird, was die mittlere Linie ist, wie es im Sohar geschrieben steht, dass Jakob als Tiferet betrachtet wird und Moses als Daat. Daher war die Qualität von Moses „um des Schöpfers Willen“, weshalb man nicht sagte: „Der Streit zwischen Moses und Korach“ wäre „nicht um des Schöpfers Willen“ etc., da die Qualität von Moses sicherlich als „um des Schöpfers Willen“ angesehen wird.

Die Sache mit der rechten und der linken Linie gilt sogar während der Arbeit in der Vorbereitung, d.h. noch bevor man mit dem Eintritt in den Königspalast belohnt wird. Denn um in den Königspalast einzutreten, muss man mit der Qualität von Lishma [um Ihrer selbst willen] belohnt werden, wie es in Masechet Avot (Kapitel sechs) geschrieben steht: „Rabbi Meir sagt: ‚Jeder, der sich mit der Tora Lishma beschäftigt, wird mit vielen Dingen belohnt … und die Geheimnisse der Tora werden ihm offenbart‘, und dann wird davon ausgegangen, dass er den Palast des Königs betritt.

Dort, in den Geheimnissen der Tora, beginnt die Sache mit der rechten Linie, genannt Chessed, und der linken Linie, genannt Gwura. So steht es bei Elias geschrieben: „Chessed ist der rechte Arm; Gwura ist der linke Arm.“ Nur in den Geheimnissen der Tora werden all diese Dinge wahrheitsgemäß offenbart. Aber bevor man damit belohnt wird, aus der Selbstliebe herauszukommen und alles zu tun, um zu geben, was Lishma genannt wird, lernt man zwar alle diese Dinge, aber es sind nur Namen ohne jegliche Klarheit. Das bedeutet, dass man in den Dingen, die man lernt, keine Errungenschaft hat, da man kein Wissen über das Material der oberen Wurzeln hat – welche „die heiligen Namen“ oder Sefirot und Parzufim [pl. von Parzuf] genannt werden.

Wir können die oberen Angelegenheiten, die „die Weisheit der Kabbala“ genannt werden, nur durch die Segula [Heilmittel/Kraft] lernen, da dies einem Menschen das Verlangen und die Sehnsucht bringen kann, sich am Schöpfer festzuhalten, und zwar wegen der Kedusha [Heiligkeit] dieser Angelegenheiten, welche von den heiligen Namen sprechen. In der offenen Tora muss er hingegen glauben, dass die gesamte Tora die Namen des Schöpfers sind. Es folgt, dass diese [obige] Angelegenheiten besser geeignet sind (wie es im Aufsatz „Die Gabe der Tora“ erklärt wurde).

Wenn ein Mensch die Angelegenheiten der höheren Wurzel studiert, um sich der Kedusha anzunähern, verursacht dies eine Annäherung der Lichter. Das bedeutet, dass dieses Lernen dazu führt, dass er dadurch belohnt wird, dass er alle seine Handlungen darauf ausrichten kann, um zu geben. Dies wird als „Arbeit in der Art der Vorbereitung“ bezeichnet, bei der er sich darauf vorbereitet, würdig zu sein, den Palast des Königs zu betreten und Ihm anzuhaften.

Auch hier, in der Arbeit (in der Art der Vorbereitung), lernen wir von der Korrektur der Linien, die sich über den Weg von Wurzel und Zweig zu uns erstrecken. „Rechts“ wird Chessed [Barmherzigkeit/Gnade] genannt und gilt als bedeckte Chassadim, was die Qualität von „über der Vernunft“ ist, und wird als „denn Er begehrt Barmherzigkeit“ angesehen – wenn er also nichts braucht und mit seinem Los zufrieden ist, mit dem, was er hat, und sagt, dass er sich mit dem begnügt, was ihm von oben als Geschenk gegeben wurde, um die Tora und die Mizwot [Gebote] einhalten zu können.

Auch wenn er sieht, dass er Tora und Mizwot nur aufgrund seiner Erziehung beachtet, spielt es keine Rolle, ob er als Kind so erzogen oder als Erwachsener dafür ausgebildet wurde. Vielmehr beginnt jede Arbeit mit Erziehung. Aber das wird immer noch nicht als „rechte Linie“ angesehen, denn rechts gibt es nur, wenn er zwei Linien hat. Dann wird ihm gesagt, dass die erste „rechts“ und die zweite „links“ genannt wird.

Aber wenn er danach prüft, und mit seiner rechten zu arbeiten beginnt, den Sinn seines Lebens wissen will und sich nach einer Sache sehnt, denkt er darüber nach, ob er durch diese Sehnsucht ein Ziel erreichen wird – und vor allem den Zweck der Schöpfung. Er sieht, dass überall geschrieben steht, dass es darum geht, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun, und er merkt, dass er selbst immer noch keine Freude und kein Vergnügen empfindet. Also fragt er sich, warum er weder die Freude noch das Vergnügen des Zwecks der Schöpfung empfindet. Doch im Zusammenhang damit sieht er dann einen Grund, dass der Mensch nämlich zuerst die Gleichheit der Form erreichen muss, bevor er Freude und Vergnügen empfinden kann.

Um das Geben, was Gleichwertigkeit der Form genannt wird, zu erreichen, muss er prüfen und untersuchen, ob er wirklich auf dem Pfad der Liebe zu anderen wandelt. Andernfalls ist es unmöglich, Dwekut [Verschmelzung] mit dem Schöpfer zu erreichen, genannt „Haftet euch an Seine Eigenschaften; wie Er barmherzig ist, so seid auch ihr barmherzig.“

Wenn er sieht, dass er immer noch in der Selbstliebe ist und sich kein bisschen von seinem niedrigen Zustand entfernt hat, fällt er manchmal in Verzweiflung. Manchmal macht er nicht nur keine Fortschritte, sondern er hat sogar das Gefühl, dass er sich zurückentwickelt hat. In einer solchen Zeit fällt es ihm schwer, Tora und Mizwot mit Freude zu befolgen. Stattdessen ist er die ganze Zeit traurig, und manchmal verdunkelt sich die Welt für ihn, weil die Traurigkeit ihm viele Gedanken und Wünsche bringt, die dem Ziel, das er erreichen will, wahrlich widersprechen.

Dieser Zustand wird „linke Linie“ genannt, denn etwas, das der Korrektur bedarf, heißt „links“.

Wenn man zur linken Linie kommt und seinen Zustand sieht, dass er völlig leer ist, muss man zur rechten Linie wechseln, denn erst wenn man „links“ hat, kann man auch von „rechts“ sprechen, und „rechts“ bedeutet Ganzheit. Bevor man „links“ hat, wird es bloß als eine Linie betrachtet, da es kein „links“ geben kann, wenn es kein „rechts“ gibt. Daher kehrt die erste Linie, welche als Ganzheit betrachtet wird, nun zu dieser Linie zurück, denn hier ist die Grundlage, auf der wir das ganze Gebäude namens „über dem Verstand“ aufbauen, da er nun einen Verstand hat, der ihm seinen wahren Zustand zeigt – dass er keinen Halt in der Spiritualität hat.

Mit anderen Worten, aus der Perspektive des Intellekts befindet er sich in völliger Dunkelheit, und jetzt kommt die Zeit, sich über den Verstand zu erheben und zu sagen: „Sie haben Augen, aber sie sehen nicht; sie haben Ohren, aber sie hören nicht.“ Er freut sich jedoch darüber, dass er mit der Einhaltung der Mizwot des Schöpfers belohnt wurde, was Er uns durch Mose befohlen hat. Obwohl er keinen Geschmack oder Verständnis dafür empfindet, glaubt er dennoch, dass es ein großes Privileg ist, dass er die Gebote des Schöpfers auf einfache Weise einhalten kann, während andere nicht einmal das haben. Er glaubt, dass alles von oben kommt – und anderen nur der Genuss von Unsinnigem gegeben wurde, was für Tiere geeignet ist – während ihm der Gedanke und der Wunsch gegeben wurden, zu erkennen, dass ihr ganzes Leben nur Unsinn und Eitelkeit ist.

Deshalb betrachtet er dieses Geschenk als ein großes Glück und ist wegen der Wichtigkeit dieser Sache immer hocherfreut. Es ist für ihn so wichtig, als hätte er die höchsten Stufen verliehen bekommen. Zu dieser Zeit wird es als „rechte Linie“ oder „Ganzheit“ betrachtet, denn gerade indem man glücklich ist, hat man Dwekut mit dem Schöpfer, wie unsere Weisen sagten: „Die Shechina ist nur aus Freude anwesend.“ Da er sich nun in einem Zustand der Ganzheit befindet, hat er einen Grund zur Freude.

Daher gibt es schon während der Vorbereitung einen Ort, an dem er Erleuchtung von oben empfangen kann. Obwohl diese Erleuchtung nicht dauerhaft in ihm sein kann, ist sogar eine gewisse Verbindung mit der Spiritualität ein großer Verdienst, weil man nicht einmal den geringsten Kontakt mit der Spiritualität wahrhaft zu schätzen weiß. Diese rechte Linie wird „Wahrheit“ genannt, weil die Ganzheit auf der Grundlage der Wahrheit erbaut wird. Er sahgt daher nicht, dass er einen großen Besitz an Tora und Mizwot hat – also an Gefühl, Errungenschaften und Verständnis.

Vielmehr erkennt er über dem Verstand, dass, was auch immer er hat und ihm von oben gegeben wurde, er mit einem gewissen Kontakt zur Spiritualität belohnt wurde. Selbst wenn er das Gefühl hat, dass er sich in einem schlechteren Zustand befindet als in demjenigen, den er durch die Erziehung erhalten hat.

Wenn er daran arbeitet, sich mit wenig zu begnügen und mit diesem Anteil zufrieden zu sein, und er Tora und Mizwot ehrt, als empfände er den Geschmack des wahren Wissens und Fühlens und als würde auch der Körper dieser Arbeit zustimmen, was „sogar seine Feinde schließen Frieden mit ihm“ genannt wird – wird er über der Vernunft arbeiten müssen, wobei der Körper sich dieser Arbeit widersetzt, und dies wird „wahre Arbeit“ genannt. Mit anderen Worten: Er sieht seinen wahren Zustand und überwindet ihn dennoch, als wäre er bereits wissend. Das nennt man „rechte Linie“.

All dies geschieht, weil er die Tora über dem Verstand verherrlichen will. Obwohl es so erscheint, als würde er es auf einer Struktur des Intellekts aufbauen, wenn er sagt, dass viele Menschen keine Verbindung zu Tora und Mizwot haben, dann ist das wahr. Denn er kann sich bereits glücklich schöätzen, da er etwas hat, was den anderen fehlt. Doch um sagen zu können, dass dies etwas Wichtiges ist und es wert ist, sich darüber zu freuen, muss er die Eigenschaft von „über dem Verstand“ erworben haben. Dies wird „Freude an der Mizwa [Gebot]“ genannt, was bedeutet, dass es auf einer Basis des Glaubens aufgebaut ist, und dann kann er singen und tanzen, und es ist alles wahr, da es über dem Verstand ist.

Die linke Linie, die von der Wurzel von Gwura ausgeht – und Gwura bedeutet Hitgabrut [Überwindung] – da der Mensch berechnet, wie nahe er der Kedusha ist, also wieviel Energie er in die Liebe zu anderen stecken kann, um ohne Gegenleistung Taten des Gebens (um der Freunde Willen) zu vollbringen. Er kann dies an seiner Bereitschaft bemessen, Zugeständnisse für die Freunde zu machen, ohne dafür eine Gegenleistung zu wollen. Wenn er dann seinen wahren Zustand erkennt – dass er immer noch zu keinem Zugeständnis fähig ist – bleibt ihm keine andere Wahl als das Gebet. Die linke Linie verschafft ihm damit Raum für das Gebet.

Daraus folgt, dass die rechte Linie ihm einen Ort bringt, an dem er loben und preisen kann, weil ihm Ganzheit gegeben wurde. Dann gibt es keinen Raum für das Gebet, weil er dann keinen Ort des Mangels hat. Auch gibt es keinen Platz für Banim [Söhne], die Havana [Verständnis] in Tora und Mizwot genannt werden, da er dann keine Fragen hat, auf die er Antworten braucht, und dann hat er keine Vermehrung (Neuerung) in Tora.

Umgekehrt bedeutet die linke Linie Gwura, wenn wir uns überwinden müssen, aber nicht die Kraft dazu haben – so ist dort Platz für das Gebet, und dort ist auch Platz für Söhne, denn durch die Kräfte, die von oben kommen, die er durch sein Gebet ausdehnt, bringt es ihm Vermehrung und Erneuerung in der Tora. Wir müssen verstehen, dass diese beiden Linien gleichwertig sein müssen, d.h. dass sie gleichmäßig genutzt werden sollten. Zu diesem Zeitpunkt kann man sagen, dass die „dritte Schrift“ kommt – nämlich die mittlere Linie – und zwischen ihnen entscheidet. Ihre Entscheidung besteht darin, dass sie die beiden zu einer einzigen zusammenfasst.

Wenn die eine größer ist als die andere, können sie nicht ineinander integriert werden, weil die größere nicht in die andere integriert werden will: weil sie ihre Qualität als vorteilhafter empfindet. Deshalb müssen wir versuchen, sie gleichwertig zu machen. Worin besteht der Nutzen? Wenn der Mensch zwei Linien hat, muss er auch sehen, dass sie gleichwertig sind, damit er die mittlere Linie erhält. Wir müssen wissen, dass die mittlere Linie „die Fülle, die von oben kommt“ genannt wird, die sich auf den beiden Linien offenbart.

Wir können das entsprechend unserer Weisen interpretieren: „Der Mensch hat drei Partner: seinen Vater, seine Mutter und den Schöpfer: Sein Vater gibt das Weiße, seine Mutter gibt das Rote und der Schöpfer gibt die Seele.“ „Weiße“ bedeutet „weiß“, denn es steht geschrieben: „Wenn eure Sünden auch wie Scharlach sind, so werden sie doch weiß sein wie Schnee.“ Das bedeutet, dass er dann immer in einem Zustand von „weiß“ wandelt, und dies wird „rechte Linie“ genannt, wenn er keinen Mangel in seiner Situation sieht. Vielmehr ist er immer mit seinem Anteil zufrieden. Auch wenn er spürt, dass er keinen Besitz in seiner Arbeit hat, ist er dennoch glücklich.

Wir können dies anhand einer Geschichte verstehen, wonach einst eine Prinzessin krank wurde und kein Heilmittel für ihre Krankheit gefunden werden konnte, bis ein weiser Mann kam und sagte, dass er sie heilen könne, aber nur durch eine Segula [Kraft/Mittel]: Wenn sie ein weißes Gewand von einem Menschen tragen würde, der mit dem, was ihm gegeben wurde, glücklich ist, so würde sie dadurch geheilt. Was tat der König? Er schickte Boten zu den reichsten Menschen des Landes und ließ sie fragen, ob sie mit ihren Anteilen zufrieden seien. Doch jeder teilte ihnen nur mit, was ihm fehlte. Danach schickte er Boten aus, um die Mittelschicht zu befragen, ob es unter ihnen vielleicht jemanden gäbe, der mit seinem Anteil zufrieden sei. Aber sie fanden niemanden, bis sie ihr Unterfangen aufgaben.

Doch schließlich kam ein Mann und erzählte dem König, dass es in weiter Ferne einen Wald gebe; und er habe gehört, dass dort der Hüter des Waldes immer mit dem Teil, der ihm vom Leben gegeben wurde, zufrieden sei. Natürlich schickte der König hochrangige Beamte zu dem Hüter.

Als die Beamten zu dem Hüter kamen, fragte dieser sie: „Ich sehe, dass ihr angesehene Leute seid; warum seid ihr zu mir gekommen?“ Sie erzählten ihm von der ganzen Angelegenheit mit der Königstochter. „Deshalb sind wir zu dir gekommen, und wir möchten wissen, ob es wahr ist, was man sagt, dass du mit deinem Anteil zufrieden bist.“ Daraufhin sagte er ihnen: „Ja, zweifellos, ich habe das Gefühl, dass ich nichts im Leben brauche und alles genieße.“ „Wenn das so ist“, sagten sie, „dann gib uns eines deiner Hemden für die Königstochter.“ Er antwortete ihnen: „Glaubt mir, wenn ich ein Hemd hätte, würde ich es der Prinzessin geben, aber ich habe keines.“

Aus dieser Geschichte erkennen wir, dass jemand mit seinem Anteil bedingungslos glücklich sein muss. Das nennt man „Ganzheit“, wenn man nichts braucht und mit seinem Anteil glücklich ist. Das nennt man „rechte Linie“, wenn man nichts braucht. Denn wenn man etwas braucht und einen Mangel sürt, so kann man nicht mehr in der Ganzheit sein.

„Seine Mutter gibt das Rot“, wie es geschrieben steht: „Auch wenn eure Sünden wie Scharlach sind“, wo es eine rote Linie gibt, denn weil er die guten Taten, die er tut, kritisiert, sieht er, dass er nicht vorwärts gehen kann. Im Gegenteil, er ist im Rückschritt. Man spricht von einer „roten Linie“, wenn der Körper ihn glauben lässt, dass es unmöglich ist, zu gehen, wenn die Linie rot ist. Zu diesem Zeitpunkt besteht seine einzige Hoffnung darin, seine Gebete zu verstärken.

So wird es im Yalkut (in der Hagada von Pe’ilim) eingeführt: „Israel sagte zum Schöpfer: ‚Wann wirst Du uns erlösen?‘ Der Schöpfer antwortete: ‚Wenn ihr auf die unterste Stufe hinabsteigt, dann werde Ich euch erlösen.'“

Gerade wenn man an eine rote Linie kommt und spürt, dass man auf der untersten Stufe ist, dann kommt die Erlösung, denn dann gibt der Schöpfer die Seele, und dann leuchtet das obere Licht auf ihn, weil er Hilfe von oben erhält. Es ist so, wie unsere Weisen sagten: „Wer kommt, um sich zu reinigen, dem wird geholfen“, und der Sohar fragt: „Womit wird ihm geholfen?“ und er antwortet: „Mit einer heiligen Seele“, denn dann gibt es den dritten Partner, den Schöpfer, der die Seele gibt, und dies wird die „mittlere Linie“ genannt.

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