1991/47 Was bedeutet es in der Arbeit, dass die Rechte und die Linke im Gegensatz zueinander stehen?
Der Vers sagt (5. Moses 29,8): „Haltet die Worte dieses Bundes und handelt danach, damit ihr weise seid in allem, was ihr tut.“ Wir sollten verstehen, warum er sagt: „Haltet und handelt danach, damit ihr weise seid in allem, was ihr tut.“ Das bedeutet, dass die Handlung so ist, dass ihr dadurch „in allem, was ihr tut, weise seid“. Daraus folgt, dass die Handlung wie eine Vorbereitung ist, wobei wir durch die Handlung in der Lage sein werden, weise zu sein bei dem, was wir tun.
Das bedeutet, dass es hier zwei Dinge in der Arbeit zu unterscheiden gibt:
- Die Handlung, wie es geschrieben steht: „Und handelt danach.“
- Das Lernen im Tun, wie es geschrieben steht: „Damit ihr weise seid in allem, was ihr tut.“
Auf den ersten Blick ist dies ein Widerspruch: Einerseits bedeutet es, dass die Hauptsache die Handlung ist, wie es geschrieben steht: „Und haltet und handelt danach.“ Aber dann heißt es: „Damit ihr weise seid in allem, was ihr tut.“ Das bedeutet, dass die Handlung nur ein Mittel ist, wodurch man mit der Weisheit des Verstands und dem Wissen belohnt wird.
Der Sohar sagt, dass wir bei den 613 Mizwot (Gebote/Gute Taten) zwei Unterscheidungen treffen sollen:
- Die erste Unterscheidung nennt er „613 Ejtin (aramäisch: Ratschläge)“
- Die zweite Unterscheidung nennt er „613 Pkudin (aramäisch: Anzahlungen)“
Der Unterschied zwischen ihnen ist, dass Ejtin bedeutet, dass diese Sache nicht das Ziel ist. Sondern vielmehr ist es nur ein Ratschlag, wie man das Ziel erreichen kann. Es ist daher schwer zu verstehen, warum er erst sagt, dass die 613 Mizwot nur Ratschläge seien, und dann, dass sie „613 Pkudin“ genannt würden.
Er interpretiert im Sulam (Leiter-Kommentar zum Sohar, in der „Einführung in das Buch Sohar“ im Kapitel „Allgemeine Erklärung aller vierzehn Gebote und wie sie sich auf die sieben Schöpfungstage aufteilen“ Punkt 1): „Wenn sie mit dem Hören ‚der Stimme Seines Wortes‘ belohnt werden, werden die 613 Mizwot zu Pkudin, vom Wort Pikadon (Anzahlung), weil bei jeder Mizwa (Einzahl von Mizwot) das Licht einer einzigartigen Stufe angezahlt wird, die einem einzigartigen Organ in den 613 Organen und Sehnen der Seele und des Körpers entspricht. Daraus folgt, dass man beim Ausführen einer Mizwa die Stufe des Lichts, das zu diesem Organ und dieser Sehne gehört, auf das entsprechende Organ in seiner Seele und seinem Körper überträgt.“
Daher sollten wir nach dem, was er dort im Sulam interpretiert, einfach deuten, dass er sagt: „In allen Dingen gibt es Panim (Vorderseite) und Achor (Kehrseite). Die Vorbereitung auf etwas wird Achor genannt, und die Verwirklichung der Sache wird Panim genannt. In ähnlicher Weise gibt es bei Tora und Mizwot das ‚Wir werden tun‘ und das ‚Wir werden hören‘. Wenn man Tora und Mizwot als ‚Tuender Seines Wortes‘ befolgt, bevor man mit dem ‚Hören der Stimme Seines Wortes‘ belohnt wird, werden die Mizwot noch ‚613 Ratschläge‘ genannt und als Achor [Kehrseite] betrachtet.“
Dementsprechend können wir verstehen, was wir gefragt haben: „Warum heißt es ‚Haltet sie und handelt danach‘?“ Das würde implizieren, dass die Handlung das Wichtigste ist. Und danach sagt er: „Damit ihr weise werdet.“ Das heißt, wenn ich euch sage „Handelt danach“, ist das nur eine Vorbereitung, um die Umsetzung zu erreichen. Also ist die Hauptsache doch das Lernen, der Intellekt und der Verstand, und nicht die Ausführung.
Die Antwort ist, dass die Hauptsache die Handlungen sind, denn ohne sie können wir nichts erlangen. Aber durch die Handlungen können wir Dwekut (Anhaftung) erlangen, genannt „Gleichheit der Form“, da wir von lo liShma (nicht um Ihrer selbst willen) zu liShma (um Ihrer selbst willen) kommen. Daher sind die Handlungen das Wichtigste.
Bei den Handlungen selbst müssen wir zwei Unterscheidungen treffen:
1) Die Handlungen selbst, wenn sie noch ein Mittel sind. Das heißt, sie sind nur eine Vorbereitung, durch die man die Gefäße des Gebens erhält. Nachdem man durch die Handlungen die Kelim (Gefäße) erhalten hat, die „Wille zu geben“ genannt werden, erhält man das Licht, das in die Handlungen eingekleidet ist.
Das bedeutet, dass in alle Handlungen, die man getan hat, bevor man mit den Gefäßen des Gebens belohnt wurde, auch schon das Licht in Tora und Mizwot eingekleidet war, aber es war eine Art Anzahlung, eingekleidet in Tora und Mizwot. Mit anderen Worten, man konnte nicht sehen, was in Tora und Mizwot war, weil man noch nicht die Kelim hatte, die zum Licht passen. Aber danach, wenn man mit den Gefäßen des Gebens belohnt wird, erhält man das Licht, das in Tora und Mizwot eingekleidet ist. Dann sehen wir, dass das Licht bereits in die 613 Mizwot eingekleidet war, selbst bevor man mit dem Sehen belohnt wurde, aber es war dort als eine Anzahlung.
Daher ist es kein Widerspruch, dass zuerst gesagt wird, dass die Handlung das Wichtigste ist, wie es geschrieben steht: „Und handelt danach.“ Denn wir beginnen und enden mit einer Handlung. Aber es gibt dazwischen eine Unterscheidung. Das heißt, bevor man mit den Gefäßen (Kelim) des Gebens belohnt wird oder nachdem man mit den Gefäßen (Kelim) des Gebens belohnt wird. Das bedeutet, dass man durch die Handlungen mit den Kelim belohnt wird, und danach wird man durch die Handlungen mit dem Licht belohnt. Dies heißt „Damit ihr weise seid in allem, was ihr tut“, was bedeutet, dass man danach mit „Handle klug und erkenne Mich“ belohnt wird.
Wir müssen jedoch bedenken, dass es, wenn wir mit der Arbeit um des Schöpfers willen und nicht um unserer selbst willen belohnt werden wollen, viele Höhen und Tiefen in dieser Arbeit gibt, bevor wir mit den Gefäßen des Gebens belohnt werden. Es ist bekannt, dass der Körper sich gegen die Arbeit sträubt, die darauf abzielt, Dwekut mit dem Schöpfer zu erreichen, und mal überwiegt das Gute im Menschen und mal das Schlechte. Dies wird „der Krieg der Triebe“ genannt. Mit anderen Worten, es gibt Arbeit im Handeln, was die Arbeit der Allgemeinheit ist, die darauf abzielen sollte, dass ihre Handlungen nicht für den Zweck der Ehre, des Geldes und so weiter sind, sondern für das Wohl des Schöpfers.
Daher machen diejenigen, die um des Schöpfers willen arbeiten wollen, ihre Handlungen in Bescheidenheit. Das Maß der Bescheidenheit ist, wie Baal HaSulam sagte, dass ein Mensch sich genauso verhalten sollte wie die Menschen in seiner Umgebung. Mit anderen Worten, man sollte in seiner Umgebung nicht auffallen. Wenn man zeigt, dass man die Bräuche, die in der jeweiligen Umgebung praktiziert werden, missachtet, oder dass man in einigen Dingen strenger ist, als es in der Umgebung üblich ist, befindet sich die Arbeit dieses Menschen nicht mehr im Zustand der Bescheidenheit; denn wenn jemand etwas tut, das von der Umgebung abweicht, zieht dieser Mensch die Aufmerksamkeit der Gesellschaft auf sich und jeder schaut auf ihn. Daraus folgt, dass sich seine Arbeit nicht in Bescheidenheit abspielt.
Diese Menschen empfinden den Geschmack an der Arbeit als umgebendes Licht, welches der Allgemeinheit Israels leuchtet. So steht es geschrieben: „Ich bin der Ewige, der bei ihnen inmitten ihrer Unreinheit wohnt.“ Das bedeutet, dass ein Mensch, auch wenn er nicht von der Selbstliebe gereinigt ist, aber all seine Arbeit darauf abzielt, dass der Schöpfer ihn in dieser und in der nächsten Welt belohnt, dies dennoch als Arbeit für den Schöpfer angesehen wird.
In dieser Arbeit kann der Mensch seinen Fortschritt sehen, da er jeden Tag Tora und Mizwot hinzufügt. Natürlich kann er daraus Lebenskraft und Freude schöpfen und beherzigen, wie geschrieben steht: „Dienet dem Ewigen mit Freude.“ Es ist bekannt, dass diese Arbeit als „eine Linie“ genannt wird. Mit anderen Worten, ein Mensch weiß nicht, dass „um des Schöpfers willen“ etwas ist, das besondere Aufmerksamkeit erfordert. Vielmehr glaubt er wie der Rest des Volkes an unsere Weisen, die sagten: „Man sollte sich immer mit Tora und Mizwot beschäftigen, auch im Sinne von lo liShma (nicht um Ihretwillen), denn von lo liShma kommt man zu liShma (um Ihretwillen).“ Er ist jedoch nicht der Meinung, dass diese Arbeit und diese Absicht Zeit und Mühe erfordern. Er denkt, dass es von selbst kommt, ohne besondere Arbeit, wie unsere Weisen sagten: „Von lo liShma kommen wir zu liShma.“ Aus diesem Grund wird diese Arbeit „eine Linie“ genannt.
Wenn der Mensch aber begreift, dass die Arbeit um des Schöpfers willen eine besondere Arbeit ist, dass diese Arbeit nicht für die Allgemeinheit ist, sondern nur für diejenigen, die ein Erwachen von Oben erhalten haben, dass es auch darum geht, zu geben, und dass es etwas Besonderes ist, und er zu prüfen beginnt, ob er um des Schöpfers willen arbeiten kann und nicht um seiner selbst willen, dann wehrt sich der Körper gegen diese Arbeit, denn es liegt in der Natur des Menschen, dass er nichts versteht, was nicht zu seinem eigenen Nutzen ist.
Hier beginnen die oben erwähnten Auf- und Abstiege. Daraus folgt, dass der Mensch bei der Prüfung seiner Handlungen, ob sie um des Schöpfers oder um seiner selbst willen geschehen, wenn er seine Niedrigkeit sieht und wie weit er von dieser Arbeit entfernt ist, zum Schöpfer beten sollte, ihm die Kraft zu geben, den Willen für sich selbst zu empfangen zu überwinden.
Zu dieser Zeit argumentiert der Körper manchmal: „Du hast gesehen, wie oft du den Schöpfer um Hilfe gebeten hast, aber du hast keine Hilfe erhalten. Deshalb ist diese Arbeit wohl nichts für dich.“ Ein Mensch kann solche Argumente nicht immer überwinden. In diesem Zustand ist der Mensch wie tot, ohne irgendein Leben, und natürlich kann er dann nicht in dieser Arbeit bleiben und damit fortfahren.
Dieser Weg wird „Linke Linie“ in der Arbeit genannt, da es eine Regel gibt, dass alles, was der Korrektur bedarf, „links“ genannt wird.
Deshalb darf sich ein Mensch mit dieser Arbeit nicht auf diese Art und Weise beschäftigen, d. h. kritisch zu prüfen, ob seine Arbeit in Vollkommenheit ist. Vielmehr, wie es heißt („Ordnung der Arbeit“, Punkt 9): „Bei der Arbeit in der Linken genügt eine halbe Stunde pro Tag.“
Der größte Teil der Arbeit des Menschen sollte in der Rechten Linie sein, die „Vollkommenheit“ genannt wird. Bei dieser Arbeit sollte ein Mensch ohne Kritik sein und nicht prüfen, ob seine Arbeit in Vollkommenheit ist. Ein Mensch sollte sagen: „Auch wenn meine Handlungen in Tora und Mizwot unvollkommen sind, bin ich dem Schöpfer dennoch dankbar, dass er mir den Verstand und den Willen gegeben hat, ein gewisses Maß an Kedusha (Heiligkeit) zu erlangen. Das heißt, was auch immer ich erlangt habe – ich betrachte es als ein großes Glück, da ich sehe, dass viele Menschen in der Welt keine Verbindung zu Tora und Mizwot haben; also bin ich glücklich über meinen Anteil, dass mir also ein gewisser Kontakt gegeben wurde. Und da ich glaube, dass dies eine wichtige Sache ist, ist das bisschen Kontakt mit der Spiritualität für mich wichtiger als mein ganzes Leben in dieser Welt. Ich habe es nicht verdient, dass man mir mehr gibt, als ich habe, und die übrige Zeit bin ich durch allerlei Unsinn verwirrt, den ich nicht überwinden kann. Daher bin ich den ganzen Tag über glücklich, und habe gute Laune, denn ich weiß um meine Niedrigkeit. Und ich bin dem Schöpfer dankbar für den kleinen Teil, der mir zugestanden wurde.“
Nach dem oben Gesagten sollten wir auslegen, was geschrieben steht (5. Moses 26,11): „Du sollst dich freuen über alles Gute, das der Ewige, dein Gott, dir gegeben hat.“
Wir sollten dies verstehen. Soll man sich freuen, wenn es einem gut geht? Natürlich, wenn es einem gut geht, freut er sich. Doch wenn es einem nicht gut geht, sollte man ihm den Ratschlag geben, sich zu freuen. Auf was deutet es also, wenn es heißt: „Du sollst dich freuen über all das Gute, das Er dir gegeben hat“?
Wir sollten dies im Hinblick auf die Arbeit interpretieren. Es handelt sich um die Arbeit in der Rechten und in der Linken. „Rechts“ heißt „Vollkommenheit“, wenn man bereits begonnen hat, den Weg zur Erlangung der Gefäße des Gebens zu beschreiten. Man ist bereits in die Linke Linie eingetreten, was bedeutet, dass man die Wahrheit sehen will, ob man um des Schöpfers willen und nicht für sich selbst arbeiten kann. Das führt dazu, dass man in der Arbeit auf- und absteigt. Dann hat der Mensch keinen Treibstoff, um die Arbeit fortzusetzen. Die Linke Linie zeigt ihm stattdessen, dass er sich in Wahrheit nicht vormachen sollte, er habe seine Vollkommenheit bereits erreicht.
Die Motivation zur Arbeit kann der Mensch aber erst dann erhalten, wenn er die Vollkommenheit in der Arbeit spürt. Zu diesem Zeitpunkt hat er Freude an dem, was er tut. Da aber rechts und links einander widersprechen, bedeutet das, dass man entweder das Gefühl hat, Vollkommenheit zu haben oder dass man mangelhaft ist, wie kann es dann zwei Gegensätze in einem Subjekt geben?
Die Antwort ist, dass sie sich zwar in einem Subjekt befinden, aber zu zwei unterschiedlichen Zeiten. Das heißt, es gibt eine Zeit, in der ein Mensch bescheiden sein sollte, und es gibt eine Zeit, in der er stolz sein sollte. Wie Baal HaSulam sagte, dass es in der Arbeit immer zwei Gegensätze gibt:
1) Unsere Weisen sagten: „Sei sehr, sehr demütig.“ Daraus folgt, dass die Essenz der Arbeit des Menschen darin besteht, zu versuchen, in seinem Geist niedrig zu sein.
2) Es steht geschrieben: „Und sein Herz war hoch in den Wegen des Ewigen.“ Das bedeutet, dass ein Mensch stolz sein sollte. Er sollte versuchen, stolz zu sein und nicht auf die Allgemeinheit zu schauen. Stattdessen sollte er versuchen, höher als die Allgemeinheit zu sein. Daraus folgt, dass wir uns auch hier fragen sollten, wie es zwei Gegensätze in einem Subjekt geben kann. Auch hier müssen wir antworten, dass es sich um zwei Zeiten handelt, eine nach der anderen, denn dann können beide existieren.
Wir sollten aber fragen, warum wir diese Gegensätze brauchen. Das heißt, warum brauchen wir diese Gegensätzlichkeit, und warum ist ein Weg – entweder Niedrigkeit oder Stolz – nicht genug?
Die Antwort ist, dass wir auf zwei Linien gehen müssen, der Rechten und der Linken, auch wenn sie einander widersprechen. Das heißt, gerade wenn sie sich widersprechen, führen sie zu dem Ergebnis, das wir brauchen, um das Ziel der Schöpfung zu erreichen, nämlich den Wunsch des Schöpfers, seinen Geschöpfen Gutes zu tun. Das heißt, es ist unmöglich, die Freude und das Vergnügen des Schöpfers zu empfangen, bevor der Mensch nicht mit den Gefäßen des Gebens korrigiert ist, was gleichbedeutend mit der Gleichheit der Form ist.
Der Mensch ist von Natur aus mit dem Wunsch geboren, zu seinem eigenen Nutzen zu empfangen. Wenn daher einem Menschen gesagt wird, er solle Tora und Mizwot befolgen, müssen wir sagen, dass er dann durch das Befolgen von Tora und Mizwot in Dieser Welt und in der Nächsten Welt belohnt wird. In dem Maße, wie er an Belohnung und Bestrafung glaubt, hält er Tora und Mizwot ein. Obwohl er um des Schöpfers willen arbeitet – das bedeutet, dass er vom Schöpfer und nicht von den Menschen belohnt werden möchte, denn er beschäftigt sich nicht mit Tora und Mizwot, damit die Menschen sehen, wie er arbeitet, sondern seine Arbeit ist nur um des Schöpfers willen, wegen des Gebots des Schöpfers – wird dies immer noch lo liShma genannt.
Das heißt, obwohl er in der Praxis Tora und Mizwot nur um des Schöpfers willen hält, ist seine Absicht sein eigener Nutzen. Daher wird dies lo liShma genannt. Dennoch sagten unsere Weisen: „Man sollte sich immer mit Tora und Mizwot lo liShma beschäftigen, denn von lo liShma kommt man zu liShma.“ Ein Mensch sollte sagen „Ich wohne inmitten meines Volkes“, was bedeutet, dass jeder wie der Rest der Allgemeinheit arbeiten sollte. Aber ohne eine besondere Aufmerksamkeit wird der Mensch in lo liShma bleiben und niemals das Ziel der Schöpfung erreichen.
Aus diesem Grund sollte ein Mensch zu dieser Zeit sagen: „Und sein Herz war hoch in den Wegen des Ewigen.“ Das bedeutet: „Ich will nicht auf demselben Grad der Niedrigkeit sein wie die Allgemeinheit. Ich muss das Ziel der Schöpfung erreichen.“ Dies bedeutet, dass er mit der kritischen Arbeit beginnt, um zu sehen, wie sehr er die Liebe des Schöpfers seiner Selbstliebe vorzieht. Diese Kritik schafft in ihm einen Mangel, und er beginnt, Rat zu suchen, wie er aus der Herrschaft der Selbstliebe herauskommen kann.
Aber hier, in diesem Zustand, wenn es im Menschen einen Krieg zwischen dem Willen zu empfangen und dem Verlangen, den Willen zu geben zu erwerben, gibt, überwiegt manchmal der Wille zu geben und manchmal der Wille zu empfangen. Deshalb gibt es in dieser Zeit Aufstiege und Abstiege. Der Mensch sollte wissen, dass er, solange er sich in einem Zustand des Mangels befindet, nichts hat, woraus er Lebenskraft schöpfen kann, und es fehlt ihm der Treibstoff, um die Arbeit in Tora und Mizwot fortzusetzen. Deshalb muss er in die Rechte Linie wechseln.
Die Rechte Linie ist eigentlich eine Linie. Das heißt, die gleiche Ordnung der Arbeit sollte jetzt angewendet werden, die er hatte, als er nur in den Handlungen arbeitete, die lo liShma genannt wurden. Das heißt, er braucht nicht darauf zu achten, ob seine Arbeit liShma ist; vielmehr sollte er jetzt sagen, dass er nicht wichtiger ist als andere Menschen, und da die anderen Menschen, die in lo liShma arbeiten, mit der Arbeit zufrieden und stolz darauf sind, verdient auch er, der schlechter ist als sie, sicherlich keinen wichtigeren Platz in der Arbeit.
Mit anderen Worten, er ist selbst im Vergleich zu den anderen Arbeitern auf einer niedrigeren Stufe als sie, sowohl was die Quantität als auch was die Qualität betrifft. Und er muss dem Schöpfer dafür danken, dass er nur den Gedanken und den Wunsch hat, etwas in der Spiritualität zu tun, da dies ein Geschenk des Schöpfers ist, der ihn mit einem kleinen Stück Arbeit in Tora und Mizwot belohnt hat.
Denn in Wahrheit hat er nicht einmal dieses verdient, denn er sieht, dass es viele Menschen es gibt, die überhaupt keine Verbindung zu Tora und Mizwot haben. Zu diesem Zeitpunkt, wenn er sich in Vollkommenheit fühlt, wird dieser Mensch „gesegnet“ genannt. Baal HaSulam sagte dazu, dass man sich, wenn man sich gesegnet fühlt, an den Segnenden anhaften kann, wie es geschrieben steht: „Denn der Gesegnete haftet dem Segnenden an.“
Deshalb erhält der Mensch gerade aus diesem Zustand heraus Treibstoff für die Arbeit. Wenn ein Mensch in der Linken Linie arbeitet, befindet er sich in einem Zustand, in dem er sagen sollte: „Und sein Herz war hoch in den Wegen des Ewigen.“ Das heißt, er darf nicht auf die Allgemeinheit schauen, sondern muss auf einer höheren Stufe als die Allgemeinheit stehen. Dies gilt nur, wenn er in der Linken Linie arbeitet.
Danach sollte er in die Rechte Linie wechseln, von der unsere Weisen sagten: „Sei sehr, sehr demütig.“ Aus diesem Grund ist er wirklich demütig. Zu diesem Zeitpunkt sollte ein Mensch erkennen, dass er nicht wichtiger ist als andere. Er ist glücklich, dass ihm von Oben der Wunsch und die Sehnsucht gegeben wurden, etwas in Tora und Mizwot zu tun. Das ist die Bedeutung der Worte „Freut euch über alles Gute“, besonders über all dieses, von dem der Mensch Freude erhalten soll.
Jetzt können wir verstehen, warum die Rechte und die Linke bei der Arbeit im Gegensatz zueinander stehen müssen. Es ist so, weil ein Mensch auf zwei Arten arbeiten muss:
1) In der Vollkommenheit. Dann kann er Treibstoff für die Arbeit erhalten, denn es ist unmöglich, aus dem Negativen heraus zu leben. Daher sollte er die meiste Zeit seiner Arbeit in der Rechten sein. Aber wenn jemand mit seiner Arbeit zufrieden ist, wer veranlasst ihn dann, voranzukommen? Schließlich gibt es die Regel, dass ein Mensch, der keinen Mangel verspürt, seinen Weg nicht ändert, da er zufrieden ist.
Deshalb muss man auf die Linke Linie wechseln, um seine Handlungen zu prüfen – ob sie getan werden, um zu geben. Daraus kann er erkennen, was es zu korrigieren gibt, um den Zweck der Schöpfung zu erreichen. Und der Mangel, den ein Mensch in seiner Arbeit sieht, bringt ihn voran.
Mit anderen Worten, wenn man sieht, dass man nicht auf dem richtigen Weg wandelt, wird man sich sicherlich korrigieren wollen, denn während der Untersuchung kann der Mensch die Wahrheit sehen. Und wenn man nicht auf dem Weg der Wahrheit wandelt, ist man verflucht, wie es geschrieben steht (5. Moses 28,41): „Du wirst Söhne und Töchter haben, aber sie werden nicht dir gehören, denn sie werden in die Gefangenschaft gehen.“
Wir sollten interpretieren, dass in der Arbeit „Söhne und Töchter“ die „guten Taten der Gerechten“ sind, so wie geschrieben steht: „Dies sind die Nachkommen Noahs; Noah war ein gerechter Mann.“ Sie fragten: „‚Dies sind die Nachkommen‘ – man hätte die Namen seiner Söhne erwähnen müssen. Warum heißt es dann ‚Noah war ein gerechter Mann‘? Vielmehr lernen wir daraus, dass die primären Nachkommen der Gerechten gute Taten sind.“
Dementsprechend sollten wir „Ihr werdet Söhne und Töchter zur Welt bringen“ interpretieren. Das bedeutet, dass du gute Taten vollbringen wirst, aber wenn du sehen willst, welche guten Taten du vollbracht hast, wirst du nichts zu sehen bekommen. Du hast dich mit Tora und Mizwot beschäftigt und doch hast du nicht das Gefühl, dass du etwas getan hast. Wir sollten fragen: „Aber du hast dich mit Tora und Mizwot beschäftigt, wo sind also die guten Taten, die du getan hast, geblieben?“
Die Antwort ist, dass sie „in Gefangenschaft gingen“. Das heißt, sie wurden von den Klipot (Hüllen/Schalen) gefangen genommen. Deshalb sind sie vom Horizont verschwunden und man kann sie nicht mehr sehen. Dies drängt den Menschen dazu, nach Ratschlägen zu suchen, wie er aus der Herrschaft des Willens, um für sich selbst zu empfangen, herauskommen kann. Baal HaSulam sagte, nachdem ein Mensch umgekehrt ist, bringt er all seine Arbeit, die in die Klipot gefallen ist, in die Kedusha zurück, so wie es geschrieben steht: „Die Reichtümer die er verschlungen hat, wird er wieder ausspeien.“
Aber bevor jemand umkehrt, geht seine Arbeit durch das Meer der Sitra Achra (Andere Seite), wie geschrieben steht: „Da ist das Meer, groß und breit, in ihm wimmeln zahllose Tiere, kleine und große.“ Er sagte, dass es sich um kleine und große Tiere handelt, die dem Mensch abhanden gekommen sind und in dieses Meer fielen. Aber danach holt er sich alles zurück.
Daraus folgt, dass beide Linien notwendig sind. Gerade dadurch, dass sie im Gegensatz zueinander stehen, führen sie zu dem gewünschten Ergebnis, um das Ziel der Schöpfung zu erreichen, das darin besteht „Seinen Geschöpfen Gutes zu tun“. Wir sollten auch wissen, dass der Mensch die „Rechte Linie“, die die Vollkommenheit ist, nur nutzen kann, wenn er sich selbst herabsenken kann. Was aber die Linke Linie betrifft, so kann er sie genau dann nutzen, wenn er sich in einem Zustand des Stolzes befindet.
korrigiert, EY, 15.01.2024
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