Über Neid zu liShma gelangen

Über Neid zu liShma gelangen – Ausgewählte Auszüge aus den Quellen

 

  1. Rabash, Artikel Nr. 119, „Von lo liShma zu liShma“

Es muss immer einen Anfang geben, sonst ist es unmöglich, liShma [um ihrer selbst willen] zu erreichen. Das heißt, man muss glauben, dass in allen körperlichen Gelüsten, also im Essen, Trinken, Schlafen und den übrigen Gelüsten, sowie in den Genüssen, die im Erlernen äußerer Wissenschaften, in Macht, in der Rache und ähnlichem zu finden sind, nicht mehr als ein dünnes Licht ist, wie der Sohar sagt und wie es allgemein heißt: „Neid, Lust und Ehre bringen den Menschen aus der Welt“.

In der Tora und den Mizwot [Geboten] sind dagegen große Lichter eingekleidet, im Gegensatz zu den körperlichen Vergnügungen, in die nur Funken des Lichts der Kedusha gefallen sind.

Daher wecken die Klipot [Schalen] den Wunsch in den Menschen, in die Kedusha einzutreten, weil sie mit großen Lichtern belohnt werden wollen. Das nennt man Lo liShma [nicht um ihretwillen]. Danach kann man von diesem Lo liShma mit liShma belohnt werden.

 

  1. Rabash, Artikel Nr. 4 (1990), „Was es bedeutet, dass die Generationen der Gerechten gute Taten in der Arbeit sind“

„Neid, Lust und Ehre bringen den Menschen aus der Welt” (Sprüche der Väter, Kapitel 4:28). Er sagt dort, dass es durch den Neid und die Ehrerbietung möglich ist, die Triebe zur Lust in die Stufe des Pflanzlichen zu verwandeln, in der er beginnt, um der anderen willen für Lo liShma [nicht um ihrer selbst willen] zu arbeiten. Ebenso kann er durch Neid auf die Ebene des Wissens wechseln, wie unsere Weisen sagten: „Der Neid der Schriftsteller erhöht das Wissen.“ Und ebenso kann man durch Lo liShma von der belebten Ebene zur sprechenden Ebene wechseln.

Doch wie hilft das Lo liShma, wenn man nicht den wirklichen Trieb zu der Stufe hat, in die man eintritt? Unsere Weisen sagten dazu in Bezug auf die Tora: „Das Licht in ihr korrigiert ihn.“ Es stellt sich heraus, dass wir durch lo liShma zu liShma [um ihretwillen] kommen. Deshalb sagten sie: „Man sollte immer in Sinne von Lo liShma lernen, denn von Lo liShma kommen wir zu liShma.“

 

  1. Baal HaSulam, „Vorwort zum Buch Panim Meirot uMasbirot„, Punkt. 3

Ein Neider ist also seiner Natur nach allumfassend; er umfasst die ganze Wirklichkeit zu allen Zeiten, weil so das Gesetz des Neides ist: Wenn ein Mensch nicht irgendeine Sache bei seinem Freund sehen würde, würde bei ihm überhaupt nicht der Wunsch nach ihr entstehen. Und wir finden vor, dass die Empfindung des Mangels an etwas nicht daher rührt, dass einem etwas fehlt, sondern daher, dass es bei seinem Freund vorhanden ist, und so sind alle Kinder von Adam und Eva (Chawa) in allen Generationen. Und es gibt kein Ende für diese wirkende Kraft, und so wird der Mensch geeignet für die Erfüllung seiner großen und erhabenen Bestimmung.

 

  1. Rabash, Artikel Nr. 21 (1986), „Über dem Verstand betreffend“

Es zeigt sich, dass ein Mensch vererbte Eigenschaften von den Eltern besitzt und solche, die er über die Gemeinschaft neu erwirbt, indem er sich an sie heftet und Neid gegenüber seinen Freunden empfindet, da sie bessere Eigenschaften haben als er. Das motiviert ihn nun, ihre guten Eigenschaften zu übernehmen, welche er nicht besitzt und auf die er neidisch ist.

Daher erhält er durch die Gemeinschaft neue Eigenschaften, die er annimmt, weil er sieht, dass die Freunde sich auf einer höheren Stufe befinden als er, um die er sie beneidet. Darum kann er nun größer sein, als wenn er diese Gemeinschaft nicht hätte, da er durch sie neue Kräfte bekommt.

 

  1. 5. Rabash, Artikel Nr. 21 (1986), „Über dem Verstand betreffend“

Dies ist die Bedeutung von dem, was die Weisen sagten: „Der Neid auf die Schriftsteller vermehrt die Weisheit“. Wenn also all die Freunde die Gemeinschaft auf einer hohen Stufe sehen, ist es sowohl, was die Gedanken als auch was die Handlungen betrifft natürlich, dass jeder Einzelne sich auf eine höhere Stufe erheben muss; höher als jene, auf der er sich dank seiner eigenen Eigenschaften befindet.

 

  1. Baal HaSulam, Shamati, Artikel Nr. 99, “Er sagte nicht: „Ein Bösewicht oder ein Gerechter“

Wenn er keinen Willen und kein Verlangen nach Spiritualität hat – wenn er sich unter Menschen befindet, die das Verlangen und den Willen nach Spiritualität haben, wenn er diese Menschen mag, so nimmt auch er ihre Überwindungskraft und ihre Wünsche und Bestrebungen an, obwohl er selbst aus eigener Kraft jene Wünsche und Verlangen und die Überwindungskraft nicht hat. In dem Maße jedoch, wie er jenen Menschen Lieblichkeit und Wichtigkeit zuschreibt, erhält er neue Kräfte.

 

  1. Maor waShemesh, Portion Jitro

Man sollte seinen Freund so darstellen, als diene er dem Schöpfer mehr als er, […] und „der Neid der Autoren [auch der Zähler] wird die Weisheit vermehren.“ Dadurch wird er in der Arbeit des Schöpfers immer stärker werden. Das ist die Bedeutung von „Jeder wird von dem Baldachin seines Freundes verbrannt“, vom Wort „Eifer“. Wenn er sieht, dass der Baldachin seines Freundes größer ist als der seine, wird ein Feuer in ihm brennen und seine Seele wird sich weiter an der Arbeit des Schöpfers entzünden, und er wird mehr Erkenntnisse der Göttlichkeit erlangen.

 

  1. 8. Rabash, Artikel Nr. 21 (1986), „Über dem Verstand betreffend“

Deshalb muss er, wenn der böse Trieb ihm die Niedrigkeit der Freunde zeigt, über den Verstand gehen. Es wäre aber sicherlich besser und er wäre erfolgreicher, könnte er bereits innerhalb des Verstandes sehen, dass sich die Freunde auf einer höheren Stufe befinden als er. Und so können wir das Gebet verstehen, das Rabbi Elimelech für uns geschrieben hat: „Möge unser Herz die Tugenden unserer Freunde sehen, und nicht ihre Fehler“.

 

  1. 9. Rabash, Artikel Nr. 21 (1986), „Über dem Verstand betreffend“

Wir sehen daher, dass ein Mensch erkennen sollte, dass er schlechter ist als die anderen, da dies tatsächlich der Wahrheit entspricht. Und wir sollten auch verstehen, was unsere Weisen sagten: „Der Neid auf die Schriftsteller vermehrt die Weisheit“. Gerade innerhalb des Verstandes. Aber über dem Verstand sind die Vorzüge seines Freundes nicht ausreichend offensichtlich, als dass er sagen könnte, dass ihn der Neid auf ihn zur spirituellen Arbeit und großer Anstrengung veranlasst.

 

  1. 10. Rabash, Artikel Nr. 21 (1986), „Über dem Verstand betreffend“

Wenn man zum Beispiel sieht, dass die Freunde auf einer höheren Stufe stehen als man selbst, doch innerhalb des Verstandes sieht, dass man sich im Vergleich zu ihnen in tiefster Niedrigkeit befindet und sie alle pünktlich zur Versammlung kommen und größeres Interesse an allem haben, was unter den Freunden passiert und jedem auf jegliche Art helfen und sofort jeden Ratschlag des Lehrers für die Arbeit in die Tat umsetzen usw. beeinflusst das den Menschen sicherlich und gibt ihm Kraft, seine Faulheit zu überwinden und vor dem Morgengrauen aufzustehen, wenn sie ihn wecken.

Und während des Unterrichtes ist sein Körper mehr an der Lektion interessiert, da er ansonsten hinter seinen Freunden zurückbleibt. Ebenso muss er alles, was die Kedusha (Heiligkeit) betrifft, in größerer Ernsthaftigkeit aufnehmen, weil der Körper keine Niedrigkeit tolerieren kann. Wenn sich sein Körper überdies die Freunde ansieht, versteht er, dass sie alle für den Schöpfer arbeiten, und dann lässt sein Körper auch ihn für den Schöpfer arbeiten.

Und der Grund, warum ihm der Körper dabei hilft, für den Himmel zu arbeiten, liegt darin, dass der Körper die Niedrigkeit nicht ertragen will. Im Gegenteil hat jeder seinen Stolz und will nicht akzeptieren, dass sein Freund größer ist als er selbst. Wenn er daher sieht, dass die Freunde sich auf einer höheren Stufe befinden als er, dann verursacht dies ihm in jedem Fall einen Aufstieg.

 

  1. Rabbi Elimelech von Lizhensk, Noam Elimelech [Die Annehmlichkeit des Elimelech]

Bewahre uns vor gegenseitigem Neid, und lass keinen Neid auf andere in unser Herz kommen, auch nicht unseren Neid auf andere. Im Gegenteil, lass unsere Herzen die Tugenden unserer Freunde sehen und nicht ihre Fehler, und lass uns so miteinander reden, wie es sich vor dir ziemt und würdig ist, und lass keinen Hass in einem gegen den anderen aufkommen. Festige unsere Liebesbande zu dir, denn du weißt, dass alles dazu dienen wird, dir Zufriedenheit zu bringen, und das ist unsere Hauptabsicht. Und sollten wir nicht den Verstand haben, unsere Herzen auf Dich auszurichten, so wirst Du uns lehren, damit wir das Ziel Deines guten Willens wirklich erkennen können.

 

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