Parasha BeShalach / Tora Abschnitt „Als er ziehen ließ“

2. Buch MoseExodus 13:17 – 17:16

Zusammenfassung

Im Abschnitt BeShalach (Als er ziehen ließ) schickt der Pharao die Kinder Israels nach den zehn Plagen, die er und die Ägypter erlitten haben, aus Ägypten. Der Schöpfer führt die Kinder Israels nicht direkt ins Land Israel. Dafür müssten sie durch das Land der Philister ziehen. Der Schöpfer will jedoch nicht, dass die Kinder Israels sich vor einem Kampf mit ihnen fürchten und deshalb nach Ägypten zurückkehren. Deshalb schickt er sie stattdessen durch die Wüste. Die Gebeine Josephs nimmt Moses mit.

Der Schöpfer geht vor dem Volk her und leuchtet ihm mit einer Wolkensäule am Tag und einer Feuersäule in der Nacht, den Weg.

Als der Pharao erfährt, dass die Kinder Israels tatsächlich aus Ägypten ausgezogen sind, ändert er seine Meinung und beschließt, sie zu verfolgen. Er stellt 600 auserwählte Streitwagen zusammen, welche die Kinder Israels bis zum Roten Meer verfolgen.

Die Kinder Israels finden sich vor dem Meer mit dem Pharao und seinen Streitwagen im Rücken wieder. In diesem Moment geschieht das erste Wunder: Mose schlägt auf das Meer, es teilt sich in zwei Hälften, und die Kinder Israels können es auf trockenem Land durchqueren. Als die Ägypter versuchen, ihnen zu folgen, schließt sich das Wasser über ihnen und sie ertrinken alle. Aus Dankbarkeit für dieses Wunder singen die Kinder Israels für den Schöpfer das Lied vom Meer (Exodus, 15).

Anschließend führt Moses die Kinder Israels auf dem Weg nach Sur durch die Wüste. Als sie nach Mara kommen, sind sie durstig. Doch an diesem Ort ist das Wasser bitter, so dass sie es nicht trinken können. Nun geschieht ein weiteres Wunder und das Wasser wird trinkbar (in der Tora steht „süß“).

Moses und das Volk können weiter in Richtung Elim ziehen, wo sie zwölf Wasserquellen und siebzig Palmen entdecken. Sie lagern dort und gehen dann weiter in Richtung der Wüste Sin. Das Volk beklagt sich, dass es keine Vorräte mehr hat, woraufhin der Schöpfer zwei Wunder vollbringt. Als erstes fällt Manna vom Himmel. Als zweites kommen Wachteln und bedecken das Lager Israels, so dass sie am Abend Fleisch zu essen haben.

Nun erhalten die Kinder Israels das erste Gebot. Sie sollen den Shabbat halten. Ihnen wird gesagt, dass am Shabbat kein Manna vom Himmel fallen wird und sie deshalb am sechsten Tag Vorräte für zwei Tage sammeln müssen.

Danach verlassen die Kinder Israels die Wüste Sin und kommen nach Rephidim. Auch hier gibt es kein Wasser und der Schöpfer vollbringt ein weiteres Wunder. Moses schlägt gegen einen Felsen und Wasser sprudelt aus ihm hervor.

Bei der anschließenden Ankunft am Berg Sinai erscheint Amalek und Israel muss gegen ihn kämpfen. Erhebt Moses seine Hände, gewinnt Israel, senkt er sie, gewinnt Amalek. Israel besiegt schließlich Amalek, und der Schöpfer befiehlt Moses, in das Buch des Gedenkens zu schreiben, dass die Erinnerung an Amalek unter dem Himmel ausgetilgt werden muss.

 

Kommentar von Rav Michael Laitman

Der Mensch wird mit dem egoistischen Verlangen zu empfangen geboren. Wenn er sich jedoch darüber erhebt, ändert sich seine Perspektive und so denkt er nicht mehr an sich selbst. Von dem Moment an, in dem er geboren wird, will er die ganze Welt zum eigenen Vorteil nutzen. Das ist Amalek im Menschen. Amalek ist ein Akronym für Al Menat LeKabel (um des Empfangens willen). Das Ziel der Schöpfung ist, dass der Mensch den Willen zu empfangen in eine spirituelle Eigenschaft, die auf das Geben ausgerichtet ist wandelt. Dies kann er nur dadurch erreichen, indem er einen Prozess durchläuft und mit Hilfe des korrigierenden Lichts, an sich selbst arbeitet (1).

Das korrigierende Licht, ist eine Kraft, die in einem Menschen erscheint, welcher zusammen mit einer Gruppe von Gleichgesinnten die Kabbala richtig studiert. Dann erwacht die Kraft in diesem Menschen und er spürt die Veränderungen, die ab dann ständig in seinem Inneren stattfinden.

Diese Veränderungen beschreibt der Tora Abschnitt BeShalach (Als er ziehen ließ). Der Pharao schickt das Volk Israel aus Ägypten fort. Bis dahin steht das Ego unter Stress, leidet, befindet sich in einem Konflikt zwischen den Kräften, die es beeinflussen, bis zum Punkt, an dem es den Menschen freigibt und ihn von sich wegstößt. Es werden sämtliche Auswirkungen dieser Kämpfe – dem Kampf des Schöpfers gegen Amalek (Exodus 17:16), jener des Schöpfers gegen den Pharao und der gesamten Prozess (Exodus 10) der Verhärtung des Herzens“ des Pharaos, mit geh zum Pharao“ und komm zum Pharao“ beschrieben.

Die Kinder Israels fliehen mit allen Kelim (Hüllen/Schalen), mit all ihren Verlangen, aus Ägypten und erheben so den Menschen über sein Ego. Die egoistischen Absichten bleiben, doch im Laufe seiner Entwicklung korrigiert sich der Mensch allmählich durch zahlreiche Veränderungen. Er durchläuft sie, wenn er die Herrschaft des Pharaos verlässt und in die Herrschaft der Eigenschaft des Schöpfers, der Eigenschaft des Gebens und der Liebe zu anderen, eintritt.

Beim Übergang von der egoistischen Liebe für sich selbst zur Nächstenliebe, durchläuft der Mensch verschiedene Veränderungen. Er hat das Gefühl, dass der „Pharao“ ihn immer noch verfolgt und will ihm entkommen. Manchmal gelingt es ihm zu fliehen, manchmal aber auch nicht. Dann braucht er ein “Wunder“, d.h. den Beistand der Höheren Kraft.

In der Erzählung äussert sich der Einfluss der Höheren Kraft als das Volk Israel, der Mensch, vor dem Meer steht, mit „600 auserwählten Streitwagen des Pharao im Rücken“, und absolut nichts tun kann. Jedes Mal, wenn der Mensch an einen Punkt kommt, an dem er hilflos ist, weil er alles ihm Mögliche getan hat und trotzdem alle Wege versperrt scheinen, geschieht ein Wunder. So wechselt er von Stufe zu Stufe, von Zustand zu Zustand.

Die nächste Stufe eröffnet sich immer erst dann, wenn der Mensch die vorhergehende abgeschlossen hat. Immer dann, wenn er nicht mehr weiß, was er tun soll und verzweifelt ist. Obwohl er diese Zustände bereits kennt, wird er jedes Mal aufs Neue davon überrascht.

Nach dem Durchqueren des Roten Meeres mit Hilfe eines Wunders, gelangt der Mensch in die Wüste. Mit „Wüste” ist immer ein Zustand gemeint, in dem der Mensch nichts tun kann, sprich, er hat nichts, wovon er sich ernähren kann. Es ist ein Zustand der Leere und Ohnmacht. In diesem Zustand scheint es, als sei das Leben kein Leben, weder jetzt noch in Zukunft.

Auf dieser Stufe erscheint dem Volk Israel das Wasser „bitter“ und es muss mit dem Stab von Moses „versüßt“ werden. Das bedeutet, dass der Mensch das Verlangen zu geben erhöhen, und das Verlangen zu empfangen, verringern muss. Auf diese Weise erreicht der Mensch die Stufe von Bina anstelle von Malchut und erhebt sich über das Ego, um erneut die nächst höhere Stufe zu erreichen. Dies ist in der Erzählung unteranderem ein Ort namens Elim, wo es zwölf Wasserquellen und Nahrung von siebzig Palmen gibt.

So geschieht es immer wieder. Der egoistische Wille zu empfangen erwacht, ohne dass der Mensch weiß, was er damit anfangen soll, weil er nicht die Kraft hat, damit umzugehen. Dann schreit, weint und bricht er in Panik aus. An diesem Punkt rettet ihn immer die Höhere Kraft. So findet nach und nach, immer auf der nächst höheren Stufe, der Auszug aus Ägypten statt.

Während dem Auszug aus Ägypten korrigiert er Schritt für Schritt den Willen zu empfangen. Er erhebt sich ständig über sich, bis er schlussendlich sogar Amalek bekämpfen kann. In der Erzählung symbolisieren Moses‚ Hände, die sich heben und senken, die aufsteigende Kraft von Bina und das absteigende MAN (Mejn Nukwin, aramäisch: weibliches Wasser).

Wenn der Mensch in die Spiritualität eintritt, hat er noch nichts, womit er sich selbst beleben kann. Er lebt von der „himmlischen Nahrung“. Davor erfüllt er sich egoistisch und versucht, von allem und jeden so viel wie möglich für sich zu bekommen. Nun, im Übergang zur Nächstenliebe, dem Altruismus, erfüllt ihn neu das Geben. Deshalb nennt man es „Nahrung des Himmels“.

Ein Mensch bekommt diese „Nahrung“, wenn er bereit ist, sich der „Morgenröte“ zuzuwenden. Dies symbolisiert das Zuwenden an die Eigenschaft des Gebens, welches das Ego, den Willen zu empfangen beleuchtet und der Mensch dadurch erkennt, dass er leer ist und sich auch so fühlt. Ist der Mensch nun bereit, auch ohne Erhalt von Fülle im Willen zu empfangen zu bleiben und nur im Geben an andere zu sein, dann bekommt er Manna, die Erfüllung, vom Himmel.

Die vierzig Jahre in der Wüste sind die Zeit, in welcher der Mensch die vollständige Eigenschaft des Gebens erlangt. Dabei wird er „vom Himmel genährt“, er empfängt also durch sein Geben. 

Diese Empfindung, die Absicht über dem Willen zu empfangen, die Verbindung zu anderen, ist die Stufe, welche „was dir selbst verhasst ist, das tue deinem Nächsten nicht an“(2), genannt wird. Indem sich der Mensch mit anderen verbindet, als wären sie ein Teil von ihm selbst, empfängt er Erfüllung, welche MAN genannt wird. Sie hebt den Willen zu empfangen auf zu Bina, der Stufe des Gebens.

Fragen und Antworten

In diesem Abschnitt geschehen viele Wunder, welche fast alle mit Wasser zu tun haben. Die Durchquerung des Roten Meeres, das bittere Wasser, und das Wasser, das nach einem Schlag von Moses aus einem Felsen sprudelt. Was ist ein Wunder und warum ist es gerade in diesem Abschnitt so eng mit Wasser verbunden?

Wasser steht für die Eigenschaft des Gebens, Bina. Es gibt das Wasser des Streits (Meriba), bitteres und süßes (frisches) Wasser, oder auch „kühles Wasser für eine dürstende Seele“ (Sprüche, 25:25), und weitere Begriffe, die sich auf Wasser beziehen.

Wasser ist Leben. Während der Mensch sich im Mutterleib entwickelt, ist er von Wasser umgeben. Wasser ist die Qualität von Bina, bis es aus sich selbst ausströmt, so wie auch die Ozeane das Leben hervorgebracht haben.

Dafür braucht es jedes Mal ein Wunder. Denn der Mensch hat die Eigenschaft des Gebens, Bina, die Liebe zu anderen, die Verbindung mit anderen nicht. Er erhält es von Oben, was als Wunder angesehen wird. Alles, was der Mensch tun kann ist, diesen Prozess in Gang zu setzen. Es ist also ein Wunder, wie geschrieben steht: „Ich habe mich bemüht und gefunden.“(3) Dabei ist das eigentliche Wunder das „Finden“. Auf dem Weg zum Ziel geschieht alles immer durch Wunder.

Der Schöpfer führt die Kinder Israels aus Angst vor einem Kampf mit den Philistern durch die Wüste Sinai. Warum hat er sie nicht direkt in das Land Israel geführt?

Die Kinder Israels wandern vierzig Jahre durch die Wüste, obwohl dies in einer Woche zu schaffen wäre. Der Wille zu empfangen ist groß. In der Erzählung beschrieben durch Kämpfe mit den Philistern und Amalek, der Sünde vom goldenen Kalb und jener der Kundschafter, und vielen anderen Problemen, um schlussendlich in das Land Israel einzuziehen. Auch dies geschieht um das Land zu erobern durch einem Kampf .

Es sind viele Kämpfe notwendig, um den Willen zum Empfangen zu überwinden und ihn vom egoistischen Verlangen, Ägypten, in ein Verlangen nach dem Land Israel zu verwandeln. Erez (Land) bedeutet Razon (Verlangen). Das Verlangen muss darauf ausgerichtet sein, nicht empfangen zu wollen, das ist nämlich Amalek. Sondern, es muss geben wollen, was Yashar El (direkt zu Gott), das Land Israel (Ysrael) ist. Dieser Prozess ist sehr lang und es sind immer wieder Wunder notwendig um voranzukommen.

Warum fürchten die Kinder Israels den Kampf gegen die Philister?

Weil sie noch nicht stark genug sind. Sie haben die Kraft des Gebens, welche sie für den Kampf gegen die Philister benötigen, noch nicht erlangt. Hat der Mensch nur die Kraft des Empfangens, die linke Linie, muss er die Philister umgehen. Es gibt die rechte Linie noch nicht, die Kraft des Gebens, also ist es nicht möglich, auf der Mittleren Linie zu gehen und so voranzukommen. 

Sohar für Alle, BeShalach (Als er ziehen ließ), Artikel 203

Und Israel sah die große Hand

Und Israel sah die große Hand … und sie glaubten an den Herrn.“ Aber glaubten sie denn bis dahin nicht an den Schöpfer? Immerhin steht geschrieben: Und das Volk glaubte, und als sie es hörten“. Außerdem sahen sie all die großen Taten, die der Schöpfer in Ägypten für sie tat. Aber “und sie glaubten“ bedeutet, dass sie an das glaubten, was er sagte. Und Moses sprach zum Volk: Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und seht die Rettung des Herrn.“

Auf jeder Stufe kommt der Mensch schrittweise voran. Im Sohar ist beschrieben, wie dieser Weg durch 600 auserwählte Streitwagen, sechs Tage und dem siebten Tag, dem Shabbat, dem Ende der Korrektur begangen werden muss. Der Shabbat entspricht auch dem siebten Jahrtausend. Der Weg vom Auszug aus Ägypten bis zum Ende der Korrektur führt über 125 Stufen, wobei sich jede Stufe in weitere Stufen unterteilt. Jedes Mal gibt es Wunder und der Mensch nähert sich immer mehr der Höheren Kraft an.

In diesem Prozess befindet sich der Mensch zwischen zwei Kräften: Auf der einen Seite ist der Wille zu empfangen, mit dem er geboren wird, so wie es geschrieben steht: „Das Trachten des menschlichen Herzens ist böse von seiner Jugend an“ (Genesis 8:21). Auf der anderen Seite gibt es das Verlangen zu geben, zu dem der Mensch gelangen muss. Auf dieser „Leiter“ der Natur steht der Wille zu empfangen ganz unten und die Höhere Kraft, das Geben, ganz oben. Der sich spirituell entwickelnde Mensch ist dazwischen in der Mitte, als ob er in der Luft hängen würde. In dem Maße, in dem die Kraft der Höheren Kraft dem Menschen erscheint, kann er aufsteigen, bis er Dwekut (Anhaftung) an sie erreicht.

Deshalb muss der Mensch nur das Bedürfnis, die Notwendigkeit nach der Hilfe der Höheren Kraft offenbaren. Es steht geschrieben: „Die Kinder Israels seufzten über ihre Knechtschaft und schrien“ (Exodus 2:23). Das Hadern mit der Situation das in einem Hilfeschrei gipfelt, ist die Offenbarung des Mangels. Der Mensch spürt, dass er Hilfe von Oben braucht.

So entwickelt sich der Mensch durch die Barmherzigkeit der Höheren Kraft. Das Höhere Licht, das korrigierende Licht, das er durch die Tora erhält, rettet ihn. Es ist das Or Chassadim  (Licht der Güte), die Kraft des Gebens, welche dem Menschen erscheint. Man muss verstehen, dass wenn der Mensch den richtigen Mangel offenbart, diese Kraft erscheint und ihn von allen Schwierigkeiten befreit, so dass er wie in der Erzählung das Rote Meer trockenen Fußes durchqueren kann.

Was hat der Glaube mit all dem zu tun? Was bedeutet es, dass „sie das Wunder sahen und glaubten“?

Der Glaube ist die Kraft des Gebens, Bina. Durch die Kraft des Gebens kann der Mensch die wahre Realität, welche ihn umgibt, Ejn Sof (Unendlichkeit), die spirituelle Welt, alle Stufen und Kräfte wahrnehmen. Dem Menschen fehlt von Geburt an die Vorstellung vom Geben, von der Verbindung mit anderen. Verbindet er sich mit anderen, entwickelt er eine neue Art der Wahrnehmung, durch die er die Welt als vollständig, und von einer, der gebenden Kraft erfüllt, sieht.

Die Weisheit der Kabbala lehrt, wie der Mensch die Höhere Kraft, welche die ganze Wirklichkeit ausmacht, entdecken kann und wie sie ihre Göttlichkeit den Geschöpfen in dieser Welt offenbart.

Es scheint, als ob der Schöpfer das Volk Israel immer wieder in Schwierigkeiten bringt, und es dann wieder daraus befreit. Was ist der Sinn dahinter?

Der Mensch muss verstehen, dass er nur Dinge entdecken kann, wenn er beide Seiten sieht, sowohl die Dunkelheit als auch das Licht. So wie es geschrieben steht, „den Vorzug des Lichts aus der Finsternis“ (Prediger 2:13). Deshalb erkennt der Mensch immer wieder, dass sein Ego noch schlimmer ist, als er dachte, und er sucht nach einem Ausweg. Er versteht nun auch, dass dies ohne die Höhere Kraft nicht geht.

Wird sich der Mensch bewusst, dass er die Höhere Kraft braucht, schreit er um Hilfe und erhält sie von Oben. Jedes Mal, wenn er in diesen Zustand kommt, muss er den Mangel, das Bedürfnis nach der Hilfe der Höheren Kraft offenbaren, damit sie erscheinen kann. So baut er sein Kli (Gefäß), und deshalb „isst er das Manna (MAN) in der Wüste“. Der Mensch ist nie Herr über diesen Zustand, er kann nur darum bitten, dass der Prozess voranschreitet.

Es ist derselbe Prozess, welchen die ganze Menschheit heute durchläuft. Und, wie auch in der Erzählung, werden die Zustände zukünftig noch schwieriger werden. Doch darin besteht genau der Zweck. Die Menschen müssen in einen Zustand der Ohnmacht, der völligen Hilflosigkeit und Verzweiflung kommen, in welchem sie die Höhere Kraft dazu bringen zu erscheinen, weil sie erkennen, dass sie ohne ihre Hilfe nicht weiterkommen. Je besser ein Mensch diesen Prozess versteht und je besser er darauf vorbereitet ist, desto eher kann er die Höhere Kraft anziehen, bevor er völlig verzweifelt. Deshalb wurde den Menschen die Tora und die Weisheit der Kabbala gegeben. So ist er bereit und kann das Heilmittel immer bereits vor der Krankheit anwenden.

Heute ist es schwierig, den Menschen klar zu machen, dass nicht sie alles kontrollieren. Sie sind daran gewöhnt zu denken, dass sie die Natur durch Wissenschaft und Technologie unter Kontrolle haben.

So war es, bis zum Beginn der heutigen Krise. Nun versteht der Mensch, dass er nichts kontrollieren kann. Er hat weder eine Pandemie, das Bildungssystem, den Terror, den Handel, die Wirtschaft und die Finanzen, die Familie, noch sich selbst, unter Kontrolle. Alles Zeichen der allumfassenden Krise und des systemischen Zusammenbruchs. Die Menschheit ist an einem Punkt angelangt, an dem sie erkennt, dass sie gar nie etwas kontrollieren konnte und deshalb benötigt sie die Offenbarung der kollektiven Kraft der Natur.

Der Mensch ist so geschaffen, dass alle am gleichen Netz ziehen, da alle miteinander verbunden und voneinander abhängig sind. Das bringt die gegenwärtige Krise zum Vorschein. Das bedeutet, dass die Menschen nur mit richtiger Nutzung dieser Abhängigkeit das Problem lösen können. Da die Menschen jedoch diese Verbindung, die Arwut (gegenseitige Bürgschaft) nicht herstellen können, brauchen sie die Hilfe der Höheren Kraft. Es wird lange dauern, bis die Menschheit begreift, dass sie die Kraft der Einheit braucht um für immer aus der Krise zu kommen. Einheit erreichen die Menschen aber nur, wenn die Höhere Kraft zwischen ihnen Frieden schafft. So wie es geschrieben steht: „Er, der in Seinem Himmel Frieden schafft, wird auch über uns und ganz Israel Frieden schaffen“ (aus dem Kaddisch-Gebet).

Was bedeutet die Überquerung des Roten Meeres?

Tritt Malchut in Bina ein, entsteht das „Obere Wasser“ und das „untere Wasser“. Auch zur Zeit der Erschaffung dieser Welt lässt die Höhere Kraft den Willen zu empfangen in das Meer, das Wasser, eintreten. Das bedeutet, dass der Willen zu empfangen mit dem Verlangen zu geben verbunden wird.

Der Wille zu empfangen ist die Kraft des “Erdbodens“. Israel verbindet diese und offenbart den „Erdboden im stürmischen Meer“. Das Meer selbst ist die gebende Kraft, in der Gwurot (Urteile) sind. Es offenbart ebenso die besondere Kraft, Nachshon, welche als erstes ins Wasser springt. Diese Kraft ist bereit, mit vollkommener Hingabe der Gebenden Kraft zu folgen, um diese selbst zu erreichen. Was auch immer geschieht, Nachshon möchte die Verbindung mit Bina. Auf diese Weise kann der Mensch beim Heraustreten aus seinem Ego den ersten Kontakt mit dem Verlangen zu geben aufnehmen. Die gesamte Flucht aus Ägypten symbolisiert die Flucht aus dem eigenen Selbst, hin zu anderen Menschen, um sich mit ihnen zu verbinden.

Sohar für Alle, BeShalach ( Als er ziehen ließ), Punkt 67

Und der Pharao kam nahe

Als Israel sich dem Meer näherte, sahen sie, wie das Meer vor ihnen immer stürmischer wurde und sich seine Wellen aufrichteten. Sie fürchteten sich. Sie erhoben ihre Augen und sahen den Pharao und sein Heer, Schleudern und Pfeile, und sie erschraken. Und die Kinder Israels schrien.“ Wer veranlasste Israel, sich seinem Vater im Himmel zu nähern? Es war der Pharao. So wie es geschrieben steht: Und der Pharao kam nahe.“

Immer wieder und stärker erwacht das Ego des Menschen und lässt ihn nicht mehr vorankommen. Tatsächlich aber erledigt es die Arbeit für den Menschen, denn der Pharao, das Ego, ist die Rückseite des Schöpfers, der Höheren Kraft. Sie hat den Willen zu empfangen erschaffen, und offenbart sich immer wieder, bis der Mensch erkennt, dass der Wille zu empfangen, die Schlange, ihn in den Tod treibt. Es bleibt ihm also nichts anderes übrig, als davor zu fliehen.

Heute befindet sich die Welt in einer ähnlichen Situation. Der Mensch versteht schrittweise, dass sein Ego es nicht zulässt, dass er sich mit anderen verbindet. Es verhindert, dass sich die Menschen in guten Systemen verbinden, um so die Welt ganzheitlich und integral aufzubauen. Genau dies soll aber die Korrektur bewirken. Deshalb ist jetzt eine besondere Zeit, in welcher die Menschheit endlich erkennen wird, dass die Lösung Arwut (gegenseitige Bürgschaft), Verbindung zwischen den Menschen, ist.

Moses wurde beauftragt, in ein Buch zu schreiben, dass die Erinnerung an Amalek ausgelöscht werden soll. Was ist mit dem Buch gemeint?

Ein „Buch“ symbolisiert eine Offenbarung. So ist auch das Buch Tora eine Offenbarung. Darin ist das Wirken der Höheren Kraft, des Schöpfers, in Bezug auf das Geschöpf beschrieben. Der Mensch handelt durch diese Offenbarungen, dargestellt durch die Buchstaben, die schwarz auf weiß geschrieben sind, um die Absicht „Amalek “ auszulöschen. Das bedeutet, dass der „Wille zu empfangen um zu empfangen“, zum „Verlangen zu empfangen um zu geben“ wird. Das Wort Razon (Verlangen) kommt vom Wort Erez (Land). Im Gegensatz dazu ist „um zu geben“ wie die Höhere Kraft dann, wenn der Mensch Yashar El (direkt zu Gott) strebt und Ysrael (Israel) erreicht.

Mit anderen Worten: Amalek ist das Gegenteil des Landes Israel. Amalek ist ein zusammenfassender Begriff für den „Willen zu empfangen mit der Absicht um zu empfangen“. Er enthält daher viele kleinere, spezifische Teile des ganzen Egos. All diese Teile deckt der Mensch auf, wenn das Volk Israel in ihm, ihm gegenübersteht. Dann erkennt er, dass er aus der Eigenschaft des Gebens besteht, welche aber noch vom der Absicht zu Empfangen beherrscht wird.

(1) Midrash Rabba, Eicha, Einführung, Absatz 2.

(2) Babylonischer Talmud, Massechet Shabbat, 31a.

(3) Babylonischer Talmud, Massechet Megila, 6b.

 

Lexikon Parasha BeShalach

Philister   Philister stehen für eine Art des egoistischen Verlangens. Selbst wenn der Mensch der Herrschaft des Willens zu empfangen entkommen ist, ist sein Geben dennoch mit seinen Verlangen verbunden. Dies wird „Geben, um zu empfangen“ genannt. Wenn der Mensch beginnt zu geben, merkt er, dass er dabei etwas bekommt. Deshalb muss er sich auch über dieses Verlangen erheben. Da es sich außerhalb der Grenzen Ägyptens befindet, ist dessen Korrektur anders als jene der Verlangen in Ägypten.

In Ägypten kann der Mensch diese Verlangen nicht entdecken, weil er in seinem Ego gefangen ist. Wenn er aus dem Ego herauskommt, wird ihm bewusst, wie jeder durch die vierzig Jahre der Wüste gehen muss, um anschließend das Land Israel durch die Korrektur diese Verlangen zu erobern.

Lied vom Meer   Das Lied ist eine Danksagung. Das Volk Israel ist dankbar dafür, dass es die Grenze überquert und nie wieder nach Ägypten zurückzukehren muss. Ein Mensch in diesem Zustand weint manchmal der Vergangenheit nach, so wie es in diesem Abschnitt beschrieben wird, aber es gibt keinen Weg zurück. Er zieht endgültig aus Ägypten aus. Nach der Flucht beginnt er aber auch, die spirituelle Welt zu spüren und dieses Gefühl löst Freude in ihm aus.

MAN   MAN bedeutete Mejn Nukwin (aramäisch: weibliches Wasser). Es ist der Wille zu empfangen, der sich auf die Ebene von Bina erheben will. Wenn der Mensch fühlt, dass es das Verlangen zu geben gibt und er es erreichen muss, bittet er darum, dass dies geschehen möge. Damit es geschieht, braucht er die Hilfe der Höheren Kraft, welche dann erscheint.

Nutzt der Mensch diese Kraft, erfüllt sie ihn durch das Geben an andere. Dies wird “Manna essen“ genannt. In dieser Welt wird er sich nie so fühlen, denn hier wird er nur durch das Empfangen erfüllt. In der spirituellen Welt erhält er Erfüllung durch das Geben.

Sohar für Alle, BeShalach (Als er ziehen ließ), Punkt 3

Die Geschichte von Haman

Das Kostbarste von allem ist die Nahrung, welche die Menschen, welche sich mit der Tora beschäftigen, essen. Nahrung, die von der Höheren Chochma (Weisheit) kommt, der eigentlichen Chochma. Die Tora kommt aus dieser Höheren Chochma, und diejenigen, die sich mit der Tora beschäftigen, dringen in die Essenz der Wurzeln ein. So kommt ihre Nahrung vom Höheren und Heiligen Ort.

 

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