Parasha Mishpatim / Tora Abschnitt “Rechte“
2. Buch Mose, Exodus 21:1 – 24:18
Zusammenfassung
Im Abschnitt Mishpatim (Rechte) gibt der Schöpfer Moses eine Sammlung von Gesetzen und Bestimmungen zu verschiedenen Themen. Ein Teil regelt die Beziehung zwischen Mensch und Mensch. Wie jene Gesetze zu hebräischen Sklaven und Mägden, Mord, Diebstahl, Geldverleih und anderen. Der andere Teil betrifft jene Gesetze, die den Menschen und den Schöpfer betreffen. Wie jene zu Fleisch- und Milchspeisen, den Shabbat, jene zur Shmita (Jahr des Verzichts, Verzicht auf den Anbau von Feldfrüchten), usw.
Moses überbringt den Kindern Israels die Botschaft, dass der Schöpfer ihnen helfen wird in das Land Israel einzuziehen, und warnt sie gleichzeitig davor, Götzendienst zu betreiben. Als Moses ihnen aus dem “Buch des Bundes“ (Tora) vorliest, antwortet das Volk: „Wir wollen tun und wir wollen hören“ (Exodus 24:7). Moses errichtet einen Altar und bringt dem Schöpfer Opfer dar.
Dann wird ein Bund zwischen dem Volk und dem Schöpfer geschlossen. Moses steigt in Begleitung seines Dieners Josua auf den Berg Sinai und führt somit den Befehl des Schöpfers aus. Er verbleibt dort vierzig Tage und vierzig Nächte um schlussendlich die Tafeln des Bundes zu empfangen.
Kommentar von Rav Michael Laitman
Im Abschnitt Mishpatim (Rechte) steigt Moses auf den Berg Sinai, obschon er die Gesetze und Bestimmungen bereits erhalten hat und er den Kindern Israels die Tora und die Regeln der Opfergaben gegeben hat. Dies weist darauf hin, dass die Gesetze und Bestimmungen das eine, die Tora aber etwas anderes ist.
Im Abschnitt werden alle Gesetze der spirituellen Welt beschrieben. All das, was der Mensch tun muss, um diese Welt aufzubauen. Erst einmal muss er dafür aber die Tora empfangen. Sie wird dem Menschen gegeben, so wie es geschrieben steht: „Ich habe den bösen Trieb erschaffen; Ich habe für ihn die Tora als Gewürz erschaffen.“(1) Das bedeutet, es wird dem Menschen gezeigt, wer er im Vergleich zu dem ist, was er auf der Stufe “Mensch“ sein sollte. Nämlich im Zustand der Liebe zu anderen und der Verbindung zwischen allen, womit die Korrektur aller egoistischen Verlangen gemeint ist.
Deshalb stehen die Gesetze an erster Stelle. Wer die Weisheit der Kabbala studiert versteht, dass er zuerst sich selbst, das heißt seine Haltung gegenüber der kabbalistischen Gruppe, gegenüber den Menschen und gegenüber der ganzen Welt, korrigieren muss. Dafür muss er viele innere Korrekturen des “bösen Triebs“ vornehmen. Sobald er versteht, was er tun muss, ist die Zeit des Empfangs der Tora gekommen. Der Mensch lernt, das Licht zu empfangen, das ihn während des weiteren Studiums korrigiert.
So erlangt er allmählich die Höhere Welt und offenbart die Höhere Kraft, welche diese erfüllt. Deshalb sagte das Volk Israel zu Moses: „Wir wollen tun und wir wollen hören“. Zuerst muss der Mensch “tun“, und dann kann er in den von ihm aufgebauten, korrigierten Kelim (Gefäßen), die Höhere Kraft, welche diese Kelim erfüllt, “hören“, sprich entdecken.
Der Abschnitt erklärt die Struktur der Seele. Sie ist alles, was existiert. Obwohl ein Mensch beim Erhalt der Tora bereits mit seiner Seele lebt, fühlt und versteht er deren Welt erst auf einer sehr begrenzten (tierischen) Stufe. Es wird beschrieben, wie der Mensch die Seele, sein neues Kli (Gefäß), öffnet, es weiter korrigiert und es vergrößert. Dies erlaubt es ihm, die Grenzen dieser Welt zu überschreiten.
Schicht um Schicht, korrigiert er die verdorbenen Verlangen seiner Seele und so eröffnen sich ihm höhere Dimension. So fühlt dieser Mensch, zusätzlich zur dieser Welt auch die Höhere Welt. Dazu steht geschrieben: „Du wirst deine Welt in deinem Leben sehen“(2) Die Tora wird ihm gegeben, damit er sich für die Wahrnehmung der spirituellen Welt öffnen und mit seiner momentanen Wahrnehmung in beiden Welten durch seinen Körper leben kann. Später wird der Mensch verstehen, dass sein Körper nicht wirklich ein “Körper“ ist.
Heute befindet sich die ganze Welt, die ganze Menschheit, in einer Krise. Es ist eine Weiterentwicklung, eine Phase des Übergangs von der Wahrnehmung dieser Welt zur Wahrnehmung der spirituellen Welt.
Auf der ganzen Welt wird über die Zukunft diskutiert und Wissenschaftler und Psychologen behaupten, dass sich die gesamte Menschheit im Übergang zu einer neuen Wahrnehmung befindet. Daran erkennt man, dass neue Gesetze und eine neue Wahrnehmung der Realität beginnen sich durchsetzen.
Es zeigt sich, dass der Abschnitt Mishpatim (Rechte) auch heute von Bedeutung ist, denn die Regeln, nach denen die Welt funktioniert, sind der Menschheit noch nicht bekannt. Dies macht es für die Menschen schwer, mit ihr zurechtzukommen. Beginnt er aber, durch das Studium der Weisheit der Kabbala, die Gesetze der Welt zu erkennen, wird er merken, dass er die Tora braucht um überhaupt mit dieser Welt zurechtzukommen. Wie es heißt: „Ich habe den bösen Trieb erschaffen, Ich habe für ihn die Tora als Gewürz erschaffen.“
Der Mensch muss erkennen, dass er weder die Kraft des korrigierenden Lichts, der Tora, noch die Weisheit der Kabbala besitzt, mit denen er die Korrektur der menschlichen Natur erreichen kann. Ist seine Natur korrigiert, sieht der Mensch eine neue, erweiterte Wirklichkeit.
Als sich Moses mit Josua auf dem Berg Sinai begibt, lässt er ihn unter dem Gipfel zurück und steigt alleine hinauf. Er bleibt “vierzig Tage und vierzig Nächte“ (Genesis 7:4) auf dem Berg, um die Kraft der Tora zu empfangen. Dies wird als ein Aufstieg auf eine Höhere Stufe angesehen.
Der Mensch ist eine kleine Welt. Deshalb muss der Mensch erkennen, dass sich die ganze Wirklichkeit in ihm befindet. Im Menschen sind alle Gesetze, alle Bestimmungen, das Volk Israel, alle Teile des Willens zu empfangen, welche er zur Struktur der Seele anordnen muss. Der Mensch lässt “Josua“ unten, während “Moses“ auf die Spitze des Berges steigt. Wenn sich der Mensch das richtige Bild des spirituellen Voranschreitens mit Hilfe des Abschnitts Mishpatim macht, nähert er sich dem Ziel der Schöpfung. In diesem Zustand fühlt sich der Mensch wie jemand, der den Berg hinaufsteigt und bereits in Kontakt mit der Höheren Kraft ist.
Fragen und Antworten
Der Abschnitt enthält viele Regeln, z.B. zu hebräischen Sklaven oder zu Fleisch- und Milchspeisen. Diese sind in zwei Teile aufgeteilt. Jenem zwischen Mensch und Mensch und jenem zwischen Mensch und der Höheren Kraft. Einerseits dreht sich alles um die Beziehungen zwischen den Menschen, auf der anderen Seite, wird die Verbindung zur Höheren Kraft beschrieben. Warum wird diese Aufteilung gemacht?
Alle Regeln sind für die Korrektur der Seele, also des Willens zu empfangen, gedacht. Alles Erschaffene ist der Wille zu empfangen. Jeder Mensch ist in seinen persönlichen Willen zu empfangen versunken. Dieser Wille ist in zehn Sefirot unterteilt: Keter, Chochma, Bina, Chessed, Gwura, Tiferet, Nezach, Hod, Jessod und Malchut. Außerdem ist er in drei Linien unterteilt, in fünf Bchinot (Aspekte) und in Awiut, die Grobheit des Verlangen. […] Er beinhaltet alles.
Der Mensch lebt in seinem Willen zu empfangen, genannt Neshama (Seele). Die Höhere Kraft ist die gesamte Kraft des Gebens und der Liebe. Befindet sich der Mensch in seinem Willen zu empfangen und nicht im Geben und der Liebe, kann er die Höhere Kraft in seiner Seele nicht enthüllen. Sie bleibt verborgen. Er kann sie nur enthüllen, wenn er seinen Willen zu empfangen so korrigiert, dass er ihn zum Geben an andere benutzen kann. Durch diesen Korrekturprozess erscheint für ihn die Kraft des Gebens und der Liebe, welche “der Schöpfer“ genannt wird.
Wie kann man also den Willen zu empfangen korrigieren? Die ganze Welt denkt, sie kennt die Antwort auf diese Frage. Jeder meint, er verstehe, was er im Leben zu tun hat. Aus diesem Grund gibt es heute so viele Religionen und Glaubenssysteme. Den Weg der Korrektur jedoch, kennt niemand außer den echten Kabbalisten.
In Wirklichkeit ist dieTora, wie es geschrieben “eine einzige, einfache Sache.“(3) Ein Mensch muss sich einer kabbalistischen Gruppe anschließen, deren Ziel die Liebe zu Freunden ist. Sind sie “wie ein Mensch mit einem Herzen“(4), werden sie die Tora empfangen. Falls nicht, werden sie “begraben“, wie geschrieben steht: „Wenn ihr die Tora (Gesetz) empfangt, so ist es gut; wenn nicht, wird es euer Grab sein.“(5) Alles hängt von der Verbindung ab.
Es gibt zwei Stufen der Liebe vom Menschen zum Menschen. Erstens: „Was dir selbst zuwider ist, das tue auch deinem Freund nicht an.“(6) Zweitens: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst […] das ist eine große Regel in der Tora.“(7) Beide Stufen sind in einer kabbalistischen Gruppe zu verwirklichen. Dort lernt ein Mensch alle Regeln, welche die Beziehung zwischen dem Menschen und anderen Menschen betreffen.
Wenn der Mensch diese Gesetze kennt, versteht und beherrscht, sie fühlt und spürt, dann weiss er, wie er von der Liebe zum Menschen, zur Liebe zur Höheren Kraft, übergehen kann. Das ist der Moment, in dem der Mensch in den Zustand aufsteigt “und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft“ (Deuteronomium 6:5). Wenn der Mensch sich in der Liebe zu anderen übt, erlangt er das Verständnis, das Herz, das Wissen und die Neigung um zur Liebe zur Höheren Kraft zu gelangen. Dies sind die Regeln zwischen dem Menschen und dem Menschen. Nun gibt es auch Regeln für zwischen dem Menschen und der Höheren Kraft.
Dabei ist es einfacher für den Menschen, die Gebote zu befolgen, die ihn und die Höhere Kraft betreffen. Die Mizwot in Bezug auf ihn und die Höhere Kraft zu erfüllen und diese Kraft zu lieben, bereitet ihm keine Anstrengungen. Ihr kann er alles sagen und anvertrauen. Es ist schön, man bekommt keine Antwort, niemand sagt, ob man richtig oder falsch liegt, ob die Bemühungen ausreichen oder nicht. Gegenüber Freunden, Verwandten, der Allgemeinheit oder der Menschheit, ist es notwendig zu überprüfen, ob man sie tatsächlich, ohne im Gegenzug dafür etwas zu erhalten, liebt oder eben doch nicht.
Kabbalistisch bedeutet “Liebe“, dass man die Verlangen der anderen erkennt und sie so gut wie möglich erfüllt, indem man sich um sie kümmert, bevor man für sich selbst sorgt. Das ist die wahre Bedeutung von Liebe. Es bedeutet, den anderen Menschen in jeder Hinsicht zu dienen, und nicht sich selbst. Für den Menschen scheint dies unmöglich und deshalb begnügt er sich, die Regeln im Bezug auf die Höhere Kraft zu befolgen. Das führt den Menschen aber immer weiter weg vom Erkennen der wahren Tora.
Sohar für Alle, Mishpatim (Rechte), Punkt 517
Am Morgen Gerechtigkeit walten lassen
Warum hat der Schöpfer es für angebracht gehalten, Israel nach den zehn Geboten die Dinim (Urteile) zu geben, das heißt, den Teil Mishpatim (Rechte)? Die Tora wurde Israel von der Seite der Gwura gegeben. Aus diesem Grund muss Israel durch Urteile und Verordnungen Frieden unter sich schaffen, damit die Tora auf allen Seiten eingehalten wird. Die Welt existiert nur auf der Grundlage von Din, ohne Din würde sie nicht existieren. […]
Die Welt muss durch die “Urteile“ gehen, weil die Höhere Kraft nur den Willen zu empfangen geschaffen hat. Das egoistische Verlangen, sich selbst zu erfüllen und sich gut zu fühlen. Tatsächlich gibt es nichts anderes als das Verlangen zu geben, das die Höhere Kraft ist, und das Verlangen zu empfangen, das die Kraft des Geschöpfes ist. Alles, was existiert, besteht aus dem Gleichgewicht zwischen diesen beiden Kräften. Auch in der Ordnung der Welten, in Yud–Hej–Waw–Hej, entfaltet sich dieses Gleichgewicht. Dort ist es verwurzelt und angehaftet.
Auch diese Welt ist auf den vier Grundprinzipien aufgebaut. Gäbe es sie nicht, würde das Universum mit all seinen Sternen, die Erde und das Leben auf ihr, nicht existieren. Allem liegen diese vier Prinzipien zugrunde.
Der Wille zu empfangen ist die Grundlage der menschlichen Natur. Wenn der Mensch beginnt, mit dieser Grundlage gegenteilig, also um zu geben zu arbeiten, kann er die Natur überwinden. Dies wird für den Menschen eine grundsätzlich neue Erfahrung, denn er hat immer nur die egoistischen Gesetze genutzt, die in ihm sind.
Bis jetzt folgte er dem Weg, den die Natur für ihn vorbereitet hat. Nun aber kann er, durch die Weisheit der Kabbala, zum ersten Mal etwas gegen seine egoistische Natur unternehmen. Deshalb wird diese Arbeit “Meine Söhne haben mich besiegt“(8) genannt. Der Mensch wendet sich damit scheinbar gegen die Höhere Kraft, denn Sie hat sein egoistisches Verlangen erschaffen. Nun will der Mensch dieses so nicht mehr benutzten und wandelt es mit Hilfe des Lichts in ein gebendes Verlangen. Dadurch eröffnet sich ihm eine völlig neue Realität, denn lediglich in dieser Welt fühlt der Mensch nur seine eigene Natur.
Wie im Sohar geschrieben steht, erfolgen die Korrekturen von der Seite von Gwura, weshalb der Mensch gewarim wird (vom hebräischen Wort hitgabrut, überwinden). Das heißt, der Mensch erhebt sich über sein Ego und betritt die Welt, die sich darüber befindet, die Welt des Gebens.
Das Buch Sohar ist, wegen des Einflusses seines Lichts auf die Korrektur des Menschen, etwas Besonderes. Niemals zuvor in der Menschheitsgeschichte gab es ein derartiges Ereignis, bei dem sich zehn große Kabbalisten versammelten, von denen jeder der Spitze einer anderen Sefira entsprach. Sie versammelten sich und schrieben aus erster Hand den ganzen Ablauf der Lenkung der gesamten Realität. Als sie sich dafür verbunden haben, befanden sich deshalb selbst in der Wurzel, an der Quelle dieses Systems. Liest der Mensch, was sie geschrieben haben, zieht er dadurch dieses Licht an und dieses reinigt ihn. Es bringt ihn auf die Ebene von Bina, welche “heilig“ oder “geheiligt“ genannt wird. Das bedeutet Geben oder Liebe zu anderen. Dadurch erhält der Mensch seine stärkste Waffe gegen sein Ego.
Sohar für Alle, Mishpatim (Rechte), Artikel 97-99
Der Großvater
Es gibt viele Menschen auf der Welt, deren Verstand nicht geneigt ist wahrhaftig zu erkennen, was in der Tora erklärt wird. Wenn sie in der Tora lesen, spricht das Licht in Liebe zu ihnen, doch sie wollen Ihm den Kopf nicht zuwenden und nicht zuhören. Die Tora lässt kurz etwas erscheinen und verbirgt es dann sogleich wieder. Dies geschieht aber nur für diejenigen, welche die Tora erkennen und darin erfahren sind.
[…] So ist es mit den Worten der Tora: sie erscheinen nur demjenigen, der sie liebt. Die Tora weiß, dass der Weise jeden Tag das Tor zu ihrem Haus umkreist. Und was tut sie? Sie zeigt ihr Gesicht aus dem Inneren des Palastes, gibt ihm einen Wink und kehrt sofort an ihren Platz zurück und verbirgt sich. Alle, die von dort kommen, wissen es nicht und schauen nicht hin, nur derjenige allein, deren Herz und Seele ihr folgt. Deshalb erscheint die Tora und verhüllt sich wieder und geht in Liebe zu ihrem Geliebten, um so in ihm die Liebe zu erwecken.
Wenn der Mensch etwas offenbaren will, muss er auch etwas verhüllen. Gerade dann, wenn er auch etwas verbirgt, offenbart er etwas. Dies ist die Tora – Megilla (die Geschichte von Esther). Sie wird vor allem im Verborgenen offenbart, hebr. megule. Je mehr der Mensch sein Ego verbirgt, desto mehr enthüllt er den Ort über dem Ego, wo die Höhere Kraft erscheinen kann. Dies ist die Gegensätzlichkeit, die für den Mensch unverständlich ist. Seine Sinne können dies nicht wahrnehmen, weil die Methode des Verbergens und Enthüllens auf Gegensätzlichkeit beruht.
Was bedeuten die Gebote, von denen in diesem Abschnitt die Rede ist?
Alle Gebote sind Gesetze, die für die Seele gelten. Fleisch und Milchprodukte z.B. entsprechen der rechten und linken Linie. Die Einhaltung des Shabbats bezieht sich auf das Verbot, den letzten Teil des Willens zu Empfangen zu berühren, bevor der Mensch nicht die Kraft für dessen Korrektur hat. Erst wenn die Menschen alle ihre Korrekturen abgeschlossen haben und nach sechstausend Jahren das siebte Jahrtausend erreichen – nach den “sechs Tagen“, in denen der Mensch an den Korrekturen von seinem Willen zu empfangen arbeitet – kommt er zum Shabbat, zur Ruhe. An Shabbat vermeidet man deshalb jene Verlangen, welche mit dem siebten Teil verbunden sind.
In diesem Abschnitt wird beschrieben, dass die Menschheit scheinbar einen Sprung macht. Was ist mit diesem Sprung gemeint?
Wenn Moses und das Volk Israel sich dem Berg Sinai nähern, wird ihnen die Natur, in der sie sich befinden und die sie korrigieren müssen, offenbart. Heute offenbart sich dieser Zustand der notwendigen Korrektur zunehmend der Menschheit. Viele akademische und wissenschaftliche Fragen beziehen sich auf die Veränderung, welche die ganze Menschheit im Moment durchläuft, also dem, was die Kabbalisten Vorbereitung zur Korrektur nennen.
Werden nun diese Gesetze der Menschheit erscheinen?
Ja, und die Menschen werden beginnen darüber zu sprechen. Sie werden es immer mehr verstehen und fühlen. Täglich verändert sich der Mensch. Es wird ein neues Bewusstsein entstehen, eine neue Empfindung und dadurch eine neue Wahrnehmung der Welt. Dies wird die Menschen sensibler machen. Plötzlich werden sie spüren, dass es eine andere Dimension außerhalb von ihnen gibt. Sie werden verstehen, dass jeder in seinem Ego lebt, in seinem Willen zu empfangen, und dass jeder von dort aus die Realität wahrnimmt. Jeder fühlt durch seine Verlangen. Ändern sich diese, nimmt man eine andere Realität wahr, so wie es geschrieben steht: „Ich sah eine andere Welt.“(9)
Was bedeutet es, eine entgegengesetzte, andere Welt zu sehen?
Alle Gebote der Tora sollen nur erklären, wie der Mensch das Gesetz enthüllt, welches ihm entgegengesetzt ist und wie er von der Liebe zu sich selbst, zur Liebe zu den anderen übergehen kann. Das ist die Bedeutung von “entgegengesetzt sein“.
(1) Babylonischer Talmud, Massechet Kidushin, 30b.
(2) Massechet Berachot, 17a.
(3) Midrasch Rabba, Dewarim, Teil 11, Punkt 11.
(4) RASHI, Exodus, 19b.
(5) Babylonischer Talmud, Massechet Awoda Sara, S. 2b.
(6) Massechet Shabbat, 31a.
(7) Jerusalemer Talmud, Seder Nashim, Massechet Nedarim, Kapitel 9, S. 30b.
(8) Babylonischer Talmud, Massechet Nezikin, Baba Mezia, 59b
(9)Babylonischer Talmud, Massechet Nezikin, Baba Batra, 10b.
Lexikon Parasha Mishpatim
Gebot/Gesetz/Regel: Alles Leben richtet sich nach dem Gesetz der Natur. Die Höhere Kraft funktioniert nach diesem Gesetz, das Geschöpf funktioniert danach, und alles in dieser Welt auch. Dieses Gesetz ist die “Gleichheit der Form mit der Höheren Kraft“. Die Höhere Kraft ist die Grundlage, das Fundament, und der Mensch vergleicht sich und alles andere ständig mit ihr.
Es gibt viele spezielle Ausführungen dieses einzigen Gesetzes der “Gleichheit der Form“. Die gesamte Schöpfung muss sich angleichen um eine Gleichheit, eine Ähnlichkeit mit der Höheren Kraft – dem Geben und der Liebe – zu erreichen. Jeder Mensch muss seinen speziellen Anteil dazu beitragen.
Was ist das “Gebot“ und was ein “Urteil“?
Der Mensch muss das Gebot des Gebens und der Liebe als dem Ego, dem Empfangen, überlegen akzeptieren. Dieses Gesetz ist das, was das Ego kontrolliert und aufrechterhält. Was ihm die Form des Gebens, anstatt der Form des Empfangens geben kann, ist die Kraft von Din (Urteil). Der Mensch muss das Ego bändigen, es in Schach halten und über ihm ein neues Kli (Gefäß) um zu Geben bauen.
Ist das dem Menschen von Natur aus gegeben? Nein, die Natur des Menschen ist der Verlangen zu empfangen, sein Ego. Um es in ein Verlangen zu geben zu wandeln, braucht er den Einfluss des Höheren Lichts. Der Mensch braucht eine Kraft von ausserhalb seines Egos, die ihm hilft. Nur das korrigierende Licht kann die negative Kraft in eine gute Kraft wandeln. Die Ausgangssubstanz ist die gute Kraft, deshalb heißt es “korrigieren“, also zum Guten zurückkehren. Die Lebensaufgabe des Menschen ist es deshalb, die negative Kraft in eine positive zu verwandeln. Nur das ist seine Aufgabe.
Götzendienst: Das bedeutet, einer Kraft zu dienen, die ständig nur für sich selbst empfangen will. Die Nutzung dieser Kraft muss für diejenigen, welche die Gesetze der Natur, die Gebote des Schöpfers, einhalten möchten, nicht wünschenswert sein.
hebräischer Sklave/ hebräische Magd: Dies sind Teile des egoistischen Willens zu empfangen, der alles umfasst. Vom König bis zum Sklaven, einschließlich Frauen, Kinder, Männer, Junge und Alte. Die ganze Welt, auch die Tiere, der Himmel, die Erde und die Sterne sind darin enthalten. Dies sind alles Teile des menschlichen Verlangens, doch der Mensch nimmt sie so wahr, als ob sie außerhalb von ihm sind.
Mord: Dieser Ausdruck bezieht sich auf das egoistische Verlangen. Deshalb ist es ein Gebot, dass wenn eine Kraft kommt und die egoistischen Verlangen töten möchte, der Mensch diese zuerst töten muss. [Denn ohne seine egoistischen Verlangen hat der Mensch nichts, das er korrigieren kann.]
Diebstahl: Mit Diebstahl ist das “Stehlen von einem Heiden“ gemeint. Das heißt, wenn der Wille zu empfangen als “heidnisch“ betrachtet wird, ist es ein Gebot, von ihm zu stehlen und ihn zu benutzen, sonst ist keine Korrektur möglich. Diese Worte darf man nicht wörtlich nehmen, weil es sonst unmöglich ist, die Tora zu verstehen. Ihre Erzählungen sprechen ausschließlich von der spirituellen Welt, der Korrektur der Seele und der Offenbarung der Höheren Kraft in ihr.
Sohar für Alle, Mishpatim (Rechte), Punkt 424
Der Blick durch die Fenster
Aus diesem Grund sieht, hört, versteht und weiß das Herz. „Und in das Herz eines jeden Weisen habe ich Weisheit gelegt.“ So sind Weisheit, Intelligenz und Wissen im Herzen, denn in ihnen wurden der Himmel, die Erde und die Tiefen gemacht, und in ihnen, wurde die Stiftshütte gemacht.
Eine Stiftshütte ist der Ort der Begegnung mit der Höheren Kraft, dem Schöpfer.
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