Parasha Shoftim / Tora Abschnitt „Richter“
5. Buch Mose, Deuteronomium 16:18 – 21:9
Zusammenfassung
Der Tora Abschnitt Shoftim (Richter) beschäftigt sich mit der genaueren Erklärung der Mizwot (Gebote), die mit dem Einzug in das Land Israel einhergehen. Er beginnt mit der Ernennung von Richtern, welche die Gesetze machen, und von Vorstehern, welche sie durchsetzen, damit im Volk Israel echte Gerechtigkeit herrscht.
Es werden die Gesetze zur Wahl des Königs durch das Volk beschrieben und auch das Verbot der Hexerei wird thematisiert und führt das Volk zu den wahren Propheten. Schließlich belehrt der Abschnitt das Volk, wie es sich während eines Krieges verhalten soll.
Kommentar von Rav Michael Laitman
Die Tora wird dem Menschen gegeben, damit er sich korrigiert, denn es steht geschrieben: „Ich habe den bösen Trieb erschaffen; ich habe für ihn die Tora als Gewürz erschaffen.“ Jeder Mensch, gleichgültig ob er soziale Gerechtigkeit fordert oder nicht, muss zuerst enthüllen, dass er vom „bösen Trieb“ erfüllt ist. Er muss erkennen, dass er vollkommen egoistisch ist, damit er seine Korrektur vollziehen kann. Anders ausgedrückt: Die Menschen müssen begreifen, dass sie sich wie „Verbrecher“ verhalten.
Während der traditionellen hohen jüdischen Feiertage(1) wird gesagt: „Wir haben uns versündigt; wir haben verraten.“ Über diese Worte wird auch geschrieben: „Haltet euch fern von einem falschen Wort“ (Exodus 23:7).
Der Mensch muss verstehen, dass er selbst diese Vergehen ständig begeht. Er denkt, dass das Geschriebene übertrieben und kein wahres Abbild dessen ist, wer er ist. Dies beweist, dass er noch nicht erkannt hat, wer er wirklich ist, und dass er noch seinen gesamten „bösen Trieb“ enthüllen muss. Zu diesem Zeitpunkt wird ihm die Tora gegeben, „denn das Licht in Ihr korrigiert ihn.“ Das heißt, die Tora zeigt dem Menschen, wie er von Ihr das korrigierende Licht empfangen und so die Liebe und die Verbindung mit anderen Menschen erreichen kann.
Der Menschheit steht noch viel Arbeit bevor. Sie bewegt sich in der Dunkelheit, in der „Wüste“, sie klagt, prüft und erhebt schlussendlich das MAN(Wasser von Nukwa). Die Menschen begehen zahlreiche Vergehen – in der Erzählung beim Wasser des Streites – bis sie die Grenzen des „Landes Israel“ erreichen. Sie müssen sich solange korrigieren, bis sie ihre Verlangen um des Nächsten Willen nutzen können.
Das bedeutet aber mehr als die bloße Einschränkung der Verlangen. Es bedeutet vielmehr all seine Verlangen zum Wohle anderer einzusetzen. Die gleichen Verlangen, die der Mensch für seinen eigenen Nutzen einsetzt und dabei betrügt, lügt, stiehlt und manipuliert, dies aber enthüllt, können nun an diesem Punkt durch die „vierzig Jahre der Wüste“ bis zum „Einzug in das Land Israel“ gereinigt, also korrigiert werden. Das ist der Punkt, an dem der Mensch die Etappe der inneren Arbeit mit seinem Ego beginnt. Der Punkt, an dem der Mensch sein Ego um zu Geben zum Wohle anderer umwandelt wird als der „Engel des Todes“, der zum „heiligen Engel“ wird, beschrieben.
Um diese Arbeit ausführen zu können braucht ein Mensch „Richter“ und „Vorsteher“. Die „Richter“ stellen Entscheidungen dar, die ein Mensch im Voraus, mit dem Rosh (Kopf) des spirituellen Partzufs (Gesicht), dem Rosh der Neshama (Seele), trifft. Es sind die vorangehenden Überlegungen eines Menschen dazu, wie er sein volles Ego entfalten, es aber so beeinflussen kann, dass die ganze Kraft und Negativität sich in „um der anderen Menschen Willen“ wendet.
Danach muss der Mensch „Vorsteher“ über sich stellen, um nicht plötzlich vom Weg abzuweichen, denn auch wenn eine Entscheidung zunächst richtig ist, kann er die Zukunft nicht vorhersehen. Dies nennt man Guf (Körper) des Parzuf, der Neshama (Seele). Neshama werden jene egoistischen Verlangen genannt, die ein Mensch in die Absicht um zu geben korrigiert.
Nutzt ein Mensch die Verlangen entsprechend der Form des Egos – zu seinem eigenen Nutzen – hat und braucht er keinen Rosh, da er von der Natur angetrieben wird. Wenn er jedoch beginnen will, seine Verlangen um der anderen Willen zu nutzen, muss er sie zuerst einschränken und dann, nach den Prüfungen und Entscheidungen handeln, die er zuvor, mit Hilfe des korrigierenden Lichts getroffen hat. Setzt ein Mensch sein Ego um der anderen Willen ein, wird dies als „Buße“ bezeichnet. In diesem Zustand nutzt er seine korrigierten Verlangen nur zum Wohle anderer, ohne einen einzigen Nutzen für sich selbst.
Dabei wird die Absicht „Richter“ und die Handlung „Vorsteher“ genannt. Beides sind Eigenschaften des Gebens – die Eigenschaft „Richter“ plant die Handlung und die andere, der „Vorsteher“, führt sie aus. Es sind dieselben egoistischen Verlangen, die zuvor im Menschen existierten, und welche er ausschließlich dazu benutzt hat, anderen zu seinem eigenen Vorteil, zu schaden. Diese Verlangen verwandeln sich nun in Yashar El (direkt zu Gott). Sie werden Erez Israel genannt. Erez stammt vom Wort von Razon (Verlangen) und Israel kommt von Yashar El (direkt zu Gott). Der Mensch kommt voran, wenn seine Verlangen durch das Geben an andere, ganz auf das Geben an die Höhere Kraft, den Schöpfer, gerichtet sind.
Deshalb braucht ein Mensch beide Kräfte – die „Richter“ und die „Vorsteher“ – welche über ihn wachen, sich um ihn kümmern und die notwendigen Prüfungen durchführen. Ein Mensch kennt bis anhin nur die Prüfung, ob etwas bitter oder süß „schmeckt“. Süß meint das, was er möchte, bitter das, was er nicht möchte. Hier handelt es sich jedoch um eine andere Prüfung – die Prüfung von wahr oder unwahr.
Wahrheit bedeutet Geben an die Höhere Kraft, Annäherung an sie, durch die Verbindung zu anderen und die Verwirklichung der Eigenschaft des Gebens. Deshalb wurde die Wahrheit der Menschheit gegeben, damit sie sich verbinden und an sich selbst arbeiten kann, wie geschrieben steht: „Durch die Liebe zum Menschen, zur Liebe zu Gott.“
Dies ist die Korrektur von der Unwahrheit in die Wahrheit, sodass die Existenz für den Menschen nicht bitter ist, sondern süß. Wahrheit ist die Verwendung des Verlangens zum Wohle anderer, auch wenn dies für den Menschen bitter schmeckt. Das nennt man „eine Mizwa (Gebot) ausführen“. Alles was ein Menschen ist, ist das Verlangen, Genuss zu empfangen. Es gibt 613 Mizwot (Gebote), das sind die 613 Verlangen, die sich in ihm befinden, seine egoistischen Triebe, mit denen er andere ausnutzt. Er muss sie so umwandeln, dass sie zum Wohle anderer dienen.
Dieser Prozess besteht aus zwei Stufen. Indem der Mensch durch die Stufe der „Wüste“ geht, erreicht er die Stufe von Bina, jene des Gebens. Die nächste Stufe ist Erez Ysrael (Land Israel), das Verlangen zu geben. Das heisst, er korrigiert die Absicht all seiner Verlangen dahin um sie nur noch zum Geben zu gebrauchen. Auf diese Weise wird dieser Mensch ein Kabbalist – er empfängt die Offenbarung der Göttlichkeit, was das Ziel seiner Existenz ist. Dieser Prozess ist für jeden Menschen und für die gesamte Menschheit gleich.
Tatsächlich befindet sich die Menschheit bereits in der letzten Korrektur, durch die sie vollständig erlöst wird. Sie wird den egoistischen Gebrauch ihrer Verlangen und Eigenschaften überwinden und diese Verlangen zum altruistischen Nutzen, zum Wohle der Höheren Kraft, korrigieren. Dies führt sie schlussendlich zur gesamten Korrektur ihrer Verlangen und verbindet sie miteinander, so dass jeder von ihnen die Offenbarung der Heiligen Göttlichkeit, der Versammlung Israels, durch ihre Korrektur des Umgangs mit anderen erreicht.
Fragen und Antworten
Wenn ein Mensch erkennt, dass sein ganzes Verlangen darin besteht, andere zu benutzen und auszubeuten, bittet er um Korrektur. Bedeutet das, dass er vorher bewusst anderen schaden will?
Natürlich kann ein Mensch sich nicht vorstellen, fühlen oder verstehen, dass er eigentlich anderen immer unterbewusst schadet. Vielleicht ahnt er es aber, auch wenn er es nicht fühlen kann.
Der Mensch neigt dazu, andere nach ihren Handlungen zu beurteilen. Die hier besprochenen Vergehen liegen jedoch in der Absicht und nicht in der Handlung.
Auch in seinen Handlungen ist sich der Mensch dieser Vergehen nicht bewusst. Erst wenn er beginnt, sich anderen anzunähern, erkennt er, dass er diese Vergehen begeht. Fehler und Vergehen existieren nur in Bezug auf andere Menschen. Wenn der Mensch wirklich beginnt, in Richtung Verbindung zu handeln, entdeckt er, wie unfähig er dazu ist. Er realisiert, dass er andere ablehnt. Er vergisst diese Tatsache immer wieder, widersetzt und täuscht sich selbst unbewusst die ganze Zeit.
Auf einmal bemerkt er aber, dass er völlig vergessen hat, was die Tora von ihm verlangt: Verbindung, Liebe, „ganz Israel ist ein Freund“ usw. Diesen Prozess durchläuft jeder Mensch. Er kann keine Spiritualität erreichen ohne die Tora zu befolgen. Dies erreicht er nicht, solange er nicht den Weg der Verbindung mit anderen geht.
Was bedeutet ein „Richter“?
„Richter“ sind Gedanken und Verlangen, die dem Mensch aus einer Vielzahl weiterer, welche in ihm noch verborgen sind, erscheinen. Er erkennt Schritt für Schritt seine Eigenschaften. Dann kann er beurteilen, in welchem Zustand sie sich befinden, und er kann seine Absicht dazu, zum Wohle anderer wenden oder zumindest erkennen, wie sehr er nicht bereit ist anderen zu geben. Dies ist an sich schon eine hohe Stufe.
Die „schlechten Menschen“, die in der Tora beschrieben werden, sind keine physischen Menschen. Es sind eine „hohe Stufen“. Die Tora wurde eigentlich für die „Bösen“ verfasst, denn es steht geschrieben: „Ich habe den bösen Trieb erschaffen.“ Die Tora ist für jene Menschen gedacht, die ihren „bösen Trieb“ entdeckt haben. Solange ein Mensch nicht fühlt, dass er selbstsüchtig ist, braucht er die Tora nicht. Sie ist nicht für diese Menschen bestimmt.
Nach welchem Gesetz urteilt der „Richter“? Und nach welchem Gesetz wird ein Mensch zu einem „Sünder“ erklärt?
Der „Richter“ ist das Individuum. Sobald ein Mensch auf die Verbindung mit anderen ausgerichtet ist, beginnt er, sich selbst zu beurteilen: Er fragt sich, ob er sich wirklich mit anderen verbinden will. Dieser Mensch prüft, warum er sich verbinden will und was die Grundlage ist, auf der er dieses Gesetz befolgen soll. Ist ihm klar, was er tun soll? Hat ihm jemand gesagt, dass er es tun soll? Will er die höhere Welt oder diese Welt? Erwarte er, etwas dabei zu gewinnen? Und will er sich wirklich für die Höhere Kraft verändern, ohne jegliche Belohnung für sich selbst?
Jeder Schritt dieses Weges enthält viele Stufen, durch die ein Mensch erkennt, dass er „böse“ ist. Wenn er es nicht schafft sich mit anderen zu verbinden, wird er nicht erfahren, wie sehr er gegen diese Einheit ist. Bevor er den Zustand „ich habe den bösen Trieb erschaffen“ erkennt, bedarf es großer Arbeit. Durch diese Arbeit entdeckt der Mensch, dass die Höhere Kraft den „bösen Trieb“ in ihm erschaffen hat, und er außer diesem nichts besitzt. Er merkt, dass er die Natur der Schöpfung nicht versteht. Die Schöpfung ist der „böse Trieb“. Ein Mensch ist sich des Umfangs nicht bewusst, in dem er nur sein eigenes Wohl sucht und nicht das Wohl anderer. Außerdem fühlt er sich anderen überlegen, wenn sie leiden, was ihm Freude und Erfüllung gibt.
Das ist sehr verwirrend. Ein normaler Mensch, der sich in einer gesetzestreuen Gesellschaft befindet, fühlt sich nicht wie ein Verbrecher, wenn er nichts Unrechtes getan hat.
Das ist richtig, aber das betrifft das materielle, irdische Leben. Hier ist die Rede von etwas anderem. Wenn der Mensch die Höhere Kraft enthüllen will, muss er seine Absicht auf das Geben ausrichten, auf die Liebe zu anderen. Tut er dies nicht, ist dies seine Verfehlung.
Für einen Menschen ohne Bedürfnis nach Spiritualität macht dies alles keinen Sinn…
Das ist wahr, und deshalb muss erklärt werden, weshalb heute die „wahre Tora“ angewandt werden muss. Die Weisheit der Kabbala wird die „wahre Tora“ genannt. Sie ist das Innere der Tora, weil das Licht in Ihr korrigiert. Sie ist eine Methode zur Korrektur der Seele. Die Menschen befinden sich im „Exil,“ außerhalb der spirituellen Welt, und deshalb müssen sie sich korrigieren, um das Spirituelle, den „Schöpfer“ zu finden. Das ist das Ziel, und die Tora wurde der Menschheit gegeben, damit sie „den Gott deines Vaters erkennen und Ihm dienen“ (1. Chronik, 28:9).
Wie muss sich ein Mensch in der materiellen Welt verhalten? Und wie, wenn er in der spirituellen Welt vorankommen will?
Jetzt, in der materiellen Welt, muss ein Mensch entsprechend dem leben, was die Menschheit festlegt, entsprechend dem, was die Gesellschaft und ihre Regierung beschließt. Er muss diese materiellen Gesetze respektieren, denn sie sind durch die ihnen verhüllte Fügung vorgegeben. In dieser Welt muss ein Mensch sich wie alle anderen verhalten.
Anders hingegen in der spirituellen Welt. Es steht geschrieben: „Ich wohne unter meinem eigenen Volk“ (2 Könige, 4:13). In seinem Innern muss der Mensch die Höhere Kraft enthüllen, sich auf jene Ebene erheben, sodass er ihr ähnlich wird. Er muss seine Augen mit Hilfe der Tora öffnen, wenn er die Göttlichkeit und die Höheren Welten enthüllen und die Höhere Kraftr fühlen und erleben will. Er erreicht ihre Offenbarung im Maße seiner Dwekut (Anhaftung), dem Maß seiner Gleichheit mit der Form der Höheren Kraft.
Ist eine Übereinstimmung zwischen den materiellen und den spirituellen Gesetzen möglich?
Ja, bei der letzten und vollständigen Korrektur.
Und davor?
Davor mit Sicherheit nicht, denn die Menschheit gestaltet die materiellen Gesetze gemäß ihrem Ego. Je mehr sie beginnt, die Gesetze im Spirituellen gemeinsam einzuhalten, wird sie diese auch auf die materielle Welt übertragen wollen. Dies kann nicht getrennt voneinander getan werden.
Existieren „Vorsteher“ in der heutigen materiellen Gesellschaft?
Nein. In dieser Welt geschieht alles nach den Gesetzen, die durch vorhergesehene Handlungen der Menschen erstellt wurden. Das hat keine Verbindung zur Spiritualität. Die Menschen können auch nicht spirituellen Gesetze zwischen sich festlegen, weil sie sie gar nicht einhalten können. Alle spirituellen Gesetze haben mit der Liebe zu anderen zu tun. Dies sind die Gesetze des gesamten, globalen Systems, der Natur. Ihre Notwendigkeit zeigt sich in der heutigen Zeit und sie müssen eingehalten werden.
Aber die gegenwärtige Situation ist diesen Gesetzen entgegengesetzt. Die Menschen wollen zwar Gerechtigkeit, wissen aber nicht, wie sie sie umsetzen können.
Heute entsteht ein Netzwerk der Verbindungen zwischen allen Menschen überall auf der Welt. Alle sind darüber verbunden und dadurch voneinander abhängig. Deshalb spüren die Menschen die Notwendigkeit einer Veränderung und dass sie etwas tun müssen. Sie alle fühlen sich unwohl, nichts, was sie unternehmen, hat Erfolg. Es entstehen Krisen im Familienleben, am Arbeitsplatz, im Bildungssystem, in der Kultur, einfach überall.
Die Menschen fühlen diese Krise oft unabhängig davon, was im Außen geschieht. Dies ist daher ein Vorgang im Innern des Menschen?
Das spielt keine Rolle. Es zählt, was der Mensch fühlt. Äußerlich kann alles schön sein. Die meisten Menschen, die auf die Straße gehen um zu protestieren und schreien, sind sich nicht bewusst, dass hinter ihren Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit ein Schrei aus Mangel an Verbindung untereinander steht. Doch das ist es in Wahrheit, was heute weltweit zum Vorschein kommt.
Die Welt wird global, ganzheitlich und vollständig miteinander verbunden. Dennoch fühlen sich die Menschen voneinander getrennt und sie spüren den Mangel an Einheit. Dies treibt sie an, aufzustehen und zu protestieren.
Dieser Tora Abschnitt spricht von einem König, der aus den Reihen des Volkes gewählt werden muss. Das ist, als würden die Menschen heute einen Anführer demokratisch zum König ernennen; das klingt völlig unrealistisch.
Wenn alle Gedanken und Verlangen eines Menschen auf das „Land Israel“ ausgerichtet sind, auf die Sehnsucht nach der Höheren Kraft, die Sehnsucht nach dem umfassenden, gegenseitigen und vollständigen Geben, wählt er die Vorgehensweise und beeinflusst damit alles. Durch diese Entscheidung erreicht er Keter (Krone), das heißt die Ähnlichkeit mit der Höheren Kraft in jeder Hinsicht.
Die Geschöpfe sind Malchut (Königreich), das ist der große „Wille zu empfangen“. Die Höhere Kraft, die sie erschaffen hat, ist Keter, das „absolut Gebende“. Der Mensch muss all seine Verlangen, – die des ganzen Volkes – verbinden. Aus der Einheit aller Menschen wählt das Volk das grundlegendste Fundament und nennt es einen „König“, wie in den Erzählungen König David, Messias, Sohn Davids. Er stellt Malchut darstellt, welche Keter erreichen kann. Ein „König von Israel“ zu sein, bedeutet die schwerste Arbeit, die es auf dem spirituellen Weg gibt.
Damit ist also kein König eines Königtums, wie sich das ein Mensch z.B. in einem Märchen vorstellt, gemeint.
Dann bezieht sich dies auch nicht auf eine Person?
Im Spirituellen ist der „König“ der oberste „Richter“. Zu dieser Eigenschaft kommen die Fragen des Menschen, und der König kann sie nicht abweisen.
Fällt er auch Urteile?
Ja. In den Quellen, z.B. bei Maimonides wird diese Arbeit beschrieben, die in der Tat eine schwere Arbeit ist.
Damit ist somit kein „König“ in einem weltlichen Land gemeint?
Der „König“ ist keine Person aus Fleisch und Blut, die auf einem Thron sitzt. Es ist die Eigenschaft „oberster Richter“. Der „König“ weiss, wie er alles organisieren muss, um in der Verbindung und in der Korrektur die wichtigsten Entscheidungen mit der Absicht um zu geben zu treffen. Er ist für das ganze Volk verantwortlich, sammelt alle Verlangen in sich und erhebt sie zu Keter (Krone).
Es gibt ein „König“ in jedem einzelnen Menschen und einen „gesamten König“ zwischen allen Menschen. Er erhebt sie zur Höheren Kraft und führt sie damit zur Korrektur. Die Eigenschaft Messias, der Sohn Davids, zieht ganz Malchut (Königreich) auf die Stufe von Keter (Krone).
In der materiellen Welt haben die Menschen kein Vertrauen mehr in Regierungen. Sie wollen das Heft selbst in die Hand nehmen und Entscheidungen treffen. Zeichnet sich hier eine neue Phase der Entwicklung der Menschheit ab, die zu dem Ergebnis führt, dass die Menschen einen Vertreter brauchen, der für sie spricht?
Nein. Die Menschen müssen von den weltlichen Regierungen Unterstützung fordern, um eine Erziehung für die gegenseitigen Bürgschaft zu entwickeln und zu erhalten.
Das ist die Korrektur „was dir selbst verhasst ist, das tue deinem Freund nicht an“. Die Stufe der „Wüste“. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ ist die nächste Stufe, die „Land Israel“ genannt wird, die gegenseitige Bürgschaft, „wie ein Mensch mit einem Herzen“ zu sein. In der Tora wird dies beschrieben als das die Menschen am Berg Sinai die Verpflichtung eingegangen sind, füreinander verantwortlich zu sein, und wie „ein Mensch mit einem Herzen“ sein zu wollen.
Die Menschen müssen sich selbst um eine Erziehung zur gegenseitigen Bürgschaft kümmern, und zwar für die ganze Menschheit. Die Regierungen können dabei unterstützen, weil sie die nötigen Instrumente und Ressourcen besitzen, aber es muss von den Menschen eingefordert werden.
Wie steht es mit dem weltlichen Rechtssystem? Werden „Vorsteher“ und „Richter“ gebraucht, um die gegenseitige Bürgschaft einzuhalten?
Das ganze weltliche System muss neu gestaltet werden. Das wichtigste dabei ist die Bildung. Dafür müssen Menschen zuständig sein, die sich dafür einsetzen, wie es in es in diesem Tora Abschnitt „Vorsteher“ und „Richter“ tun. Daraus entsteht dann die weltliche Form des Sanhedrins, eines „hohe Rates“.
Der Tora Abschnitt spricht auch über Zauberei und das Wahrsagen. Warum sind sie verboten? Würden sich die Menschen nicht zum Besseren hin verändern, wenn sie wüssten, wohin sich die Welt entwickelt?
Für einen Menschen der sich spirituell entwickeln will ist auch in der materiellen Welt verboten, sich auf Wunder zu verlassen oder die Zukunft vorauszusagen. Die einzigen erlaubten Handlungen sind jene, bei denen der Mensch sein eigener „Richter“ und „Vorsteher“ ist, um seinen Fortschritt hin zum Spirituellen zu beschleunigen. Die Weisheit der Kabbala, wendet sich gegen jede Art von Zauberei und Voraussagen. Sie lehnt Aufforderungen, z.B. rote Schnüre zu tragen, Rituale mit Weihwasser auszuführen oder Horoskope zu erstellen ab. All das wird nach der Tora als „Götzendienst“ betrachtet.
Es ist vergleichbar mit dem, was in der Tora über Abram gesagt wird, bevor er Abra-ha-m, der Vater der Nation, wurde. Abram beschäftigte sich mit dem Verkauf von Götzen, was die Vorstufe des spirituellen Aufstiegs des Menschen darstellt, welche in jedem existiert. Diese ist die Stufe, auf der die Verlangen noch nicht durch eine echte Offenbarung des bösen Triebes korrigiert wurden. Dadurch entsteht im Menschen der Wunsch das echte „Gewürz“ der Tora zu erhalten.
Das „Volk Israel“ lernt in der Erzählung, wie es sich im „Krieg“ zu verhalten hat. Was bedeutet „Krieg“?
„Krieg“ meint den Kampf gegen den bösen Trieb. Die Feinde des Wunsches des Menschen, den Egoismus zu korrigieren, wohnen mit ihm in seinem „Haus“, sie existieren in seinem Herzen. Damit sind alle Wünsche, Gedanken, Sünden und Fehler gemeint, die der Mensch in Mizwot (Gebote), in Handlungen des Gebens, verwandeln muss. Eine Handlung des Gebens wird Mizwa (Gebot) genannt. Hier herrscht ein endloser Krieg, der Kampf des „Schöpfers“ mit „Amalek“ (dem bösen Trieb), der über Generationen andauert.
In der Realität des Menschen, gibt es Armeen mit ethischen Kodex und Werten.
Armeen gab es schon immer. Auch König David und alle anderen Könige hatten Armeen. Solange die Menschen nicht korrigiert sind, wird es Armeen geben. Ändern sie aber auch nur etwas die Richtung hin zur gegenseitigen Bürgschaft, werden sie sofort sehen, dass ihre Nächsten sie in Frieden lassen. In dem Moment, in dem die richtigen Ausrichtung in Liebe zu anderen zwischen den Menschen entsteht, verbinden sie sich in brüderlicher Liebe, wie in vorangegangenen Abschnitten der Erzählung in der Tora beschrieben, wenden sie ihre Entwicklung zum Positiven, zum Miteinander. Dann braucht es keine Armeen mehr und sie werden Zeuge von Frieden und Sicherheit auf der ganzen Welt, von Gesundheit, Bildung und, dem Ende ihrer äußeren oder inneren Kämpfen.
(1) Die zehn Tage, die an Rosh Hashana beginnen und an Jom Kippur enden. Auch bekannt als die „Zehn Tage der Buße“.
Glossar Parasha Shoftim
Richter Die Eigenschaft „Richter“ ist diejenige, die darüber entscheidet, ob ein Verlangen in der Absicht zu geben ist oder nicht. Sie gibt auch vor, was getan werden muss, wenn die Absicht nicht um des Gebens willen ist.
Vorsteher Ein „Vorsteher“ – sowie auch ein „Richter“ – bemüht sich, einen guten Einfluss auf den Menschen zu haben. Er ist ein Vorbild.
Gericht (Dinim) Dies ist ein Zustand, in dem der Mensch über dem eigenen, großen Willen zu empfangen arbeitet.
Gerechtigkeit Dies ist ein Zustand, in dem der Mensch nur zum Wohle anderer arbeitet, ohne jeden Gedanken an die eigene Belohnung.
König (Melech) In diesem Zustand, hat ein Mensch die Kraft, das zu tun, was entsprechend Keter (Krone), der Höheren Kraft, die sich offenbart, erforderlich ist.
Zauberei Dies ist eine Handlung, durch die der Mensch etwas erreichen will, ohne wirklich zu arbeiten, d.h. er arbeitet nur, um sein Ego zu befriedigen.
Zukunft Sie ist das Ergebnis einer Handlung des Gebens.
Krieg Damit ist der Kampf gegen den Willen zu empfangen, gegen das Ego gemeint. Alle „Kriege“, auch in der materiellen Welt, entstehen dadurch, dass die Menschen nicht gegen ihr Ego ankämpfen. Wenn sie auch nur ein wenig versuchen, gegen ihr Ego zu kämpfen, werden sie erkennen, dass sogar ihre schlimmsten Feine keine mehr sein werden.
König Die den Menschen umgebende Natur steht unter einem einzigen Gesetz. Dieses Gesetz offenbart sich immer mehr und weist auf die Verbindung zwischen den Menschen hin. Dies nimmt der Mensch allerdings in negativer Weise wahr, weil er die Wahrheit, das „Süße“ aufgrund der Andersartigkeit seiner Form zu der der Höheren Kraft, verhüllt ist. Das „Höhere Gesetz“ ist die richtige und nützliche Verbindung zwischen allem.
Sünder Ein „Sünder“ nutzt seinen Willen zu empfangen zu seinen eigenen Vorteil und gegen das Wohl der Anderen.
Gegenseitige Bürgschaft(Arwut) Sie ist die Erkenntnis, dass alle Menschen von einander abhängig sind und deshalb in wohlwollender Verbundenheit zueinander stehen sollten. Jeder ist für jeden verantwortlich und bürgt dafür, dass der Andere das Ziel der Schöpfung erreichen wird.
Großer / Kleiner Shanhedrin (Rat) „Die darauf folgende Mizwa( Gebot) ist die Übernahme des „großen Gerichts“, welche Bina ist. Sie wird , von der Seite von Chessed betrachtet, Elokim, das „große Gericht“ genannt. Chessed bedeutet groß. Es ist groß in seinem Dinim (Gericht) zur Linken, und groß in seinen Verdiensten auf der Rechten. Wenn die Linke von Bina in der Rechten von Chessed eingeschlossen ist, werden sie „groß“ genannt. In der Mizwa steht geschrieben: ,Du sollst einen König über dich setzen’. „Setzen“ bedeutet übernehmen oben, in Bina und gleichzeitig unten, in Malchut. So soll man das „große Gericht“, den „Hohen Rat“ von der Seite von Bina übernehmen, gleichwohl man bereits das „kleine Gericht“, den „kleinen Rat“, von der Seite von Malchut übernommen hat. (Sohar für Alle, Shoftim, Punkt 21)
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