1991/17 Was bedeutet „Denn ich habe sein Herz verhärtet“ in der Arbeit?

Rabash, Artikel 1991/17, letzte Korrektur, EY, 11.04.2024

Wir sollten uns beim Vers „denn ich habe sein Herz verhärtet“ fragen, warum der Schöpfer das Herz des Pharaos nicht gleich zu Beginn verhärtet hat, sondern erst, nachdem der Pharao es zugab und sagte: „Der Ewige ist der Gerechte, und ich und mein Volk sind die Frevler“. Danach heißt es in dem Vers „denn ich habe sein Herz verhärtet“. Außerdem fragen sich alle, die diesen Vers auslegen: Warum hat der Schöpfer dem Pharao die Wahl genommen?

Es ist bekannt, dass die Reihenfolge der Arbeit darin besteht, dass wir die Arbeit beginnen, um eine Belohnung zu empfangen. In dem Ausmaß, in dem der Körper erfährt, dass er belohnt wird, und er gleichzeitig nicht leidet, führt das den Menschen dazu, in der Arbeit auf das Einhalten von Tora und Mizwot [Gebote/gute Taten] zu achten. Das heißt, in dem Maße, in dem er an Belohnung und Bestrafung glaubt, empfängt er die Motivation, das Einhalten von Tora und Mizwot in allen Einzelheiten und mit großer Genauigkeit zu befolgen.

Auf diese Weise sieht der Mensch, dass er jeden Tag vorankommt, und deshalb genießt er seine Arbeit, weil er einen Fortschritt in der Arbeit sieht. Dies folgt der Regel, dass man keine Arbeit machen kann, wenn man keine Fortschritte in der Arbeit sieht. Das ist wie bei einem Mensch, der einen Beruf erlernt und sieht, dass er in diesem Beruf nicht vorankommt, also sucht er nach einer anderen, für ihn leichteren Arbeit. Aber ohne Fortschritt ist es unmöglich, irgendetwas zu tun. Das ergibt sich aus der Angelegenheit, „die Gott erschaffen hat, um zu tun“. Aus diesem Grund muss es in allem einen Fortschritt geben.

Das ist wie bei dem Pferd, das den ganzen Tag im Kreis läuft und die Schleifsteine umrundet. Weil es immer die gleiche Runde läuft, müssen seine Augen bedeckt sein, damit es die Wahrheit nicht sieht, sondern denkt, dass es jedes Mal an einem anderen Ort läuft. Das heißt, selbst Tiere müssen bei dem, was sie tun, Fortschritte sehen, und Fortschritte in der Arbeit sehen wir nur, wenn wir arbeiten, um Belohnung zu empfangen.

Aber sobald wir anfangen zu arbeiten, um zu geben, also Dwekut [Anhaftung] an den Schöpfer erreichen wollen, was die Gleichheit der Form ist, kann der Mensch nicht auf die Dinge schauen, die er macht. Das heißt, er sieht zwar, dass er jetzt mehr tut als zu der Zeit, als er arbeitete, um Belohnung zu empfangen, aber jetzt hat er ein anderes Maß, nämlich das, inwieweit er seine Handlungen darauf ausrichtet, um zu geben und nicht um seiner selbst willen ausführt. Zu diesem Zeitpunkt sieht er, dass er weit davon entfernt ist. Er hat zwar viele Aufstiege, d.h. er steigt in seiner Stufe auf, und will nun alles um des Schöpfers willen tun, aber nur, weil er ein Erwachen von oben empfangen hat. Dann will er sich vor Ihm annullieren, wie eine „Kerze vor einer Fackel“.

Aber danach steigt er von diesem Zustand ab und fällt wieder in die Selbstliebe. Dann sieht er, dass er schlechter wurde; das heißt, er sieht, dass er sich jedes Mal weiter von der Arbeit des Gebens entfernt, so dass er oft in einen Zustand des „Nachdenkens über den Anfang“ gerät.

Der Mensch fragt sich: „Warum hatte ich, als ich arbeitete, um Belohnung zu empfangen, einen guten Geschmack an der Arbeit, und ich betete und lernte bereitwillig, aber jetzt, wo ich mich mehr anstrengen will als zu der Zeit, als ich arbeitete, um Belohnung zu empfangen, sehe ich, dass ich nicht mehr den Geschmack habe, den ich damals hatte?“ Der Mensch fragt: „Jetzt, wo ich um des Schöpfers willen arbeiten will, liegt es auf der Hand, dass ich mehr Nähe hätte spüren sollen, als während ich um meinetwillen gearbeitet habe, aber jetzt sehe ich das Gegenteil! Ich mache nicht nur keine Fortschritte in der Arbeit, sondern gehe sogar rückwärts!“

Die Antwort ist, wie Baal HaSulam sagte, dass man glauben muss, dass alles, was er jetzt fühlt, dass er weiter vom Schöpfer entfernt ist, von oben kommt. Das heißt, es ist die Verhärtung des Herzens, die der Schöpfer gibt, damit man den wirklichen Bedarf entdeckt, um zu spüren, dass der Mensch ohne die Hilfe des Schöpfers nicht aus der Herrschaft des Willens herauskommen kann, um für sich selbst zu empfangen, sondern einzig der Schöpfer selbst helfen kann. Das heißt, so wie der Schöpfer ihm die Natur des Verlangens, für sich selbst zu empfangen, gegeben hat, sollte er ihm nun eine zweite Natur geben, die „Verlangen zu geben“ heißt, denn es gibt kein Licht ohne ein Kli [Gefäß], das „Mangel“ genannt wird. Das heißt, der Mangel bringt den Geschmack in die Füllung.

Wenn also ein Mensch eine Füllung bekommt, aber keinen Bedarf daran hat, kann er den wahren Geschmack in der Füllung nicht schmecken. Wenn er die Füllung bekommt, bevor er einen Bedarf hat, ist er nicht in der Lage, die Füllung zu nutzen und ihr das zu entlocken, was in ihr steckt. Daraus folgt, dass der Mangel ein Teil der Füllung ist, da das eine ohne das andere nicht funktioniert. Daraus folgt, dass man, so wie man eine Füllung von oben bekommt, auch einen Mangel bekommen sollte. Es stellt sich heraus, dass der Mensch, wenn er sieht, dass er jetzt weiter von der Arbeit des Gebens entfernt ist, diesen von oben gegeben bekommt, weil der Mangel ein Teil der Füllung ist. Das bedeutet, dass der Höhere die Füllung wie auch den Mangel gibt.

So können wir die beiden Fragen auslegen, die wir gestellt haben: 

1.) Warum hat der Schöpfer sein Herz verhärtet, nachdem der Pharao gesagt hatte: „Der Ewige ist der Gerechte, und ich und mein Volk sind die Frevler“, und nicht bereits vorher? 

2.) Warum wurde ihm die Wahl genommen, wie es geschrieben steht: „Denn ich habe sein Herz verhärtet“?

Die Antwort ist, dass der Mensch am Anfang, wenn er mit der Arbeit beginnt, sehen muss, dass alles von ihm abhängt. Das ist so, solange er arbeitet, um eine Belohnung zu empfangen. Dann kann der Mensch sagen: „Der Ewige ist der Gerechte, und ich und mein Volk sind die Frevler.“ Er muss also, wenn er arbeiten will, um zu geben, also Dwekut an den Schöpfer zu erlangen, die Wahrheit erkennen: Es liegt nicht in der Hand des Menschen, denn es widerspricht der Natur, mit der er geboren wurde. Nur der Schöpfer kann ihm eine zweite Natur geben, aber ohne einen Mangel gibt es keinen echten Geschmack an der Füllung. Deshalb gibt der Schöpfer die Verhärtung des Herzens, damit der Mensch den Mangel in vollen Zügen spürt.

Das erklärt, warum der Schöpfer sein Herz erst im Nachhinein verhärtet hat, d.h. nachdem er begonnen hatte, um des Schöpfers willen zu arbeiten, und nicht vorher. Warum brauchte er die Verhärtung seines Herzens? Falls man den wirklichen Mangel nicht spürt, kann man auch die wirkliche Füllung nicht empfangen, denn ohne ein Kli gibt es kein Licht. Daraus folgt, dass die Verhärtung des Herzens nicht zu seinem Nachteil war, um ihn vom Schöpfer zu entfernen. Im Gegenteil, die Verhärtung des Herzens diente dazu, ihn zu Dwekut an den Schöpfer zu bringen. Deshalb sehen wir, dass der Mangel, den ein Mensch empfindet, wenn er sich vom Schöpfer entfernt hat, ebenfalls von oben kommt und nicht durch das Erwachen des Menschen erfolgt.

So können wir interpretieren, was unsere Weisen sagten (Sprüche der Väter 2,5): „An einem Ort, wo es keine Menschen gibt, bemühe dich, ein Mensch zu sein.“ Wir sollten das in der Arbeit auslegen. Er beginnt die Arbeit, um eine Belohnung zu empfangen. Danach sieht er, dass es hier keine Menschen gibt, denn alles, was wir in der Arbeit lernen, betrifft einen Menschen. Daraus folgt, dass er sieht, dass es in seinem Herzen die Eigenschaft “Mensch” nicht gibt, sondern nur die Eigenschaft von Tieren, die nichts anderes kennen als ihren eigenen Nutzen. Und er denkt über sich selbst nach: Wie kann man über das auserwählte Volk, von dem geschrieben steht: „Du hast uns aus allen Völkern auserwählt; du hast uns geliebt“, sagen, dass es im Herzen des auserwählten Volkes nichts anderes als das Verlangen eines Tieres gibt? Unsere Weisen sagten dazu: „An einem Ort, an dem du siehst, dass es keine Menschen im Herzen gibt, schau nicht darauf, wie sich die anderen Menschen verhalten. Vielmehr bemühe dich, ein Mensch zu sein.“  

Mit anderen Worten: Da du die Wahrheit erkannt hast, dass man ein Mensch und kein Tier sein muss, während der Rest der Menschen diese Erkenntnis nicht erlangt hat – dass es keine Menschen in ihrem Herzen gibt –, ist das ein Zeichen dafür, dass sie noch nicht zur Arbeit des Einzelnen gehören, die die Arbeit des Gebens ist. Das ist die Bedeutung der Worte „An einem Ort“, also an einem Ort, an dem die Erkenntnis kommt, dass „es keine Menschen gibt“, was bedeutet, dass dieser Mensch, der diese Erkenntnis empfangen hat, sich bemühen muss, ein Mensch und kein Tier zu sein.

Er, der Mensch, fühlt sich also in den meisten Fällen vollkommen. Er betet, er lernt Tora und er befolgt die Gebote. Er denkt, dass er nur die Quantität steigern sollte, aber in Bezug auf die Eigenschaft der Arbeit hat er nichts zu prüfen, weil er denkt, dass er alles um des Schöpfers willen tut.

Die Wahrnehmung, dass er mangelhaft, in Selbstliebe versunken und von der Angelegenheit des Gebens weit entfernt ist, kommt also nicht aus dem Menschen, sondern durch ein Erwachen von oben. Das heißt, von oben wurde ihm sein wahrer Zustand mitgeteilt, dass er vom Schöpfer entfernt ist und sich nicht vor ihm annullieren will. Das heißt, wenn jemand seine eigene Niedrigkeit spürt, muss er glauben, dass sie ihm von der Kedusha [Heiligkeit] zugekommen ist. Das ist ähnlich wie das, was über Moses geschrieben steht (2. Mose 2,11-12): „Er ging hinaus zu seinen Brüdern und sah ihr Leid, und er sah einen ägyptischen Menschen, der einen hebräischen Menschen, einen seiner Brüder, schlug. Und er sah, dass es da keinen Menschen gab.“

In der Arbeit sollten wir das so auslegen, dass genau dann, wenn ein Mensch die Eigenschaft von Moses hat, die „Tora“ genannt wird, er mit dieser Kraft sehen kann, wie ein ägyptischer Mensch, also der Wille, für sich selbst zu empfangen, den hebräischen Menschen schlägt. Das heißt, für den Hebräer ist ein „Mensch“ einer, der nicht das tut, was ein Tier tut. Das bedeutet, dass ein Mensch einer ist, der nicht das Verlangen der Tiere nutzt, wie es geschrieben steht: „Und er sah, dass da kein Mensch war“, was bedeutet, dass „ein Mensch“ niemals aus sich selbst hervorgehen wird. Das ist so, weil dieser Mensch die Eigenschaft von Moses hat, der die Eigenschaft des „treuen Hirten“ ist (der den Glauben für ganz Israel hütet), und diese Kraft erweckt einen Menschen, um die Wahrheit zu sehen, dass er die Eigenschaft „Mensch“ niemals von selbst erreichen wird. Das ist die Bedeutung des Verses „und er sah, dass da kein Mensch war“. Das veranlasst ihn, den Schöpfer zu bitten, ihm den Glauben an den Schöpfer zu schenken, durch den er Dwekut an den Schöpfer erreichen wird.

Doch auch wenn ein Mensch mit dem Glauben belohnt wurde, ist er noch unvollständig, denn obwohl er jetzt „Mensch“ und nicht „Tier“ heißt, sollte er auch die Eigenschaft der Tora erreichen, denn gerade durch die Tora erreicht der Mensch seine Vollkommenheit, da er den Zustand „die Tora, der Schöpfer und Israel sind eins“ erreichen sollte. Dies wird als „Eigenschaft des Sprechenden“ bezeichnet, wie es von Moses geschrieben steht: „Und Moses sagte zu dem Ewigen: ‚Bitte, Herr, ich bin kein Mann der Worte.'“

In der Arbeit sollten wir das so interpretieren, dass er darum bat, dass es nicht ausreicht, dass er bereits die Eigenschaft „Mensch“ hat, sondern dass er ein „Mann der Worte“ sein möchte, um mit der Eigenschaft des „Sprechenden“, die „Tora“ genannt wird, belohnt zu werden, denn gerade die Eigenschaft des „Sprechenden“, die die Tora ist, wird als Vollkommenheit betrachtet.

Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass es in der Arbeit die Angelegenheit „Rechts“ gibt, das das Gegenteil von „Links“ ist. Das heißt, genau wie auf dem Weg der „Linken Linie“ gilt: Je mehr Mängel ein Mensch in sich sieht, desto besser ist es, denn ein Mangel wird „ein Kli [Gefäß]“ genannt, also bedeutet ein größerer Mangel ein größeres Kli. Das Gleiche gilt für die „Rechte Linie“: Je vollkommener sich jemand fühlt, desto größer ist sein Kli. Das heißt, je mehr ein Mensch sieht, dass er voller Mängel ist, desto größer ist das Gebet, das er beten kann, im Vergleich zu einem, der nicht so mangelhaft ist und dessen Gebet deshalb nicht so tiefgründig ist. Also bestimmt gerade der Mangel das Maß des Gebets.

Auch der Weg der rechten Linie heißt, dass der Mensch das Gefühl haben muss, dass es eine Vollkommenheit gibt. Auch hier gilt: In dem Maße, in dem er die Vollkommenheit fühlt, kann er dem Schöpfer danken. Das heißt, die Vollkommenheit, in der man sich befindet, bestimmt das Maß der Dankbarkeit gegenüber dem Schöpfer. Er muss also Wege finden, wie er erkennen kann, dass er vollkommen ist. Er muss aber auch sicher gehen, dass seine Vollkommenheit nicht auf Falschheit beruht. Wir sollten uns fragen: Wenn ein Mensch sieht, dass er keinen Bedarf an Spiritualität hat und in Selbstliebe versunken ist, wie kann er sich dann einreden, dass er Vollkommenheit hat?

Zunächst müssen wir die Verbindung, die wir mit dem Schöpfer haben, wertschätzen. Das bedeutet, dass man glauben muss, dass der Zustand, in dem man sich leer und mittellos fühlt, wenn er spürt, dass es in seinem Herzen keinen Bedarf an Spiritualität gibt –, wer hat ihm dieses Gefühl gegeben? Normalerweise sorgt sich der Mensch um das, was ihm fehlt, und nicht um das, woran es ihm  nicht mangelt. Wir sollten also fragen: Wer hat ihm die Sorge um das gegeben, was er nicht braucht?

Die Antwort ist, dass er in Wahrheit ein inneres Verlangen hat, er braucht die Annäherung an den Schöpfer, aber dieser Mangel ist in ihm noch nicht so weit offenbart, dass er Rat suchen muss, wie er seinen Mangel stillen kann. Aus diesem Grund muss der Mensch froh sein, dass er wenigstens einen Bedarf an Spiritualität hat, während der Rest der Menschen überhaupt kein Interesse an Spiritualität hat.

Wenn ein Mensch dies zu schätzen weiß, obwohl es ihm nicht wichtig ist, weiß er es dennoch zu schätzen und er bemüht sich, dem Schöpfer dafür zu danken. Dadurch gewinnt die Spiritualität für ihn an Bedeutung, und so kann der Mensch glücklich werden. Dadurch kann ein Mensch mit Dwekut belohnt werden, denn wie Baal HaSulam sagte: „Der Gesegnete haftet an dem Gesegneten.“ Mit anderen Worten: Wenn ein Mensch glücklich ist und dem Schöpfer dankt, spürt er, dass der Schöpfer ihn gesegnet hat, indem er ihn ein wenig die Kedusha spüren lies, dann „haftet der Gesegnete an dem Gesegneten.“ Durch diese Vollkommenheit kann man echte Dwekut erreichen.

Baal HaSulam sagte, dass ein Mensch sich selbst vorstellen sollte, sobald er sich in äußerster Niedrigkeit befindet und denkt, dass, wenn der Schöpfer für ihn ein großes Erwachen gegeben hätte, wie er es einst während des Aufstiegs empfand, er sicherlich bereit wäre, die heilige Arbeit zu tun. Aber jetzt, da er nichts mehr spürt, wie kann er sich da vormachen, dass er Vollkommenheit hat? Zu dieser Zeit muss er an die Weisen glauben, die uns sagten, dass man dies sich so vorstellen muss, als ob er bereits damit belohnt worden sei, die Existenz des Schöpfers in all seinen Organen zu spüren, und wie er dem Schöpfer dann danken und ihn preisen würde. Genauso sollte er jetzt dem Schöpfer danken und ihn loben, als ob er bereits mit der wahren Vollkommenheit belohnt worden wäre.

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