Parashijot Nizawim und WaJelech / Tora Abschnitte „Ihr steht“ und „Und er ging“
5. Buch Mose, Deuteronomium 29:9 – 30:20 / 31:1-31:30
Zusammenfassung
Der Tora Abschnitt Nizawim (Ihr steht) beschäftigt sich mit Moses‚ Rede bezüglich des Bundes zwischen Israel und dem Schöpfer. Moses erklärt, dass die Tora für das ganze Volk Israel bestimmt ist. Sie wurde jedem einzelnen Menschen und der gesamten Nachwelt gegeben. Er hebt auch den Grundsatz der Wahl hervor: Sollte ein Mensch andere Götter anbeten, wird er aus dem Land Israel verbannt. Möchte er sich aber korrigieren, so führt der Weg über die Buße. Der Schöpfer überlässt den Menschen die Wahl zwischen Leben und Tod, befiehlt ihnen aber: „So erwähle nun das Leben“ (Deuteronomium, 30:19).
Im Tora Abschnitt WaJelech (Und er ging) spricht Moses ein letztes Mal zum Volk, bevor es in das Land Israel einzieht. Er ermuntert das Volk, sich nicht zu fürchten und um das Land zu kämpfen, denn der Schöpfer ist mit ihnen. Außerdem überträgt er förmlich die Führung an Josua, den Sohn des Nun. Moses verfasst die Tora und befiehlt dem Volk Israel, sich alle sieben Jahre zu versammeln, um die Tora zu lesen. Der Schöpfer offenbart Moses, dass das Volk Israel in der Zukunft sündigen wird, und befiehlt ihm, ein Lied zu schreiben, mit Hilfe dessen sich das Volk an den Schöpfer erinnern soll.
Kommentar von Rav Michael Laitman
Die Abschnitte scheinen sich zu wiederholen, doch es sind die gleichen Abläufe auf einer immer höheren Stufe. Die ganze Tora beschäftigt sich nur mit der Korrektur der Seele. Als würde die Seele in Scheiben geschnitten, entsprechend den Stufen im Willen zu empfangen. Deshalb scheint sich alles zu wiederhohlen.
Es ist wie in der physischen Welt, wo jeder Tag dem nächsten ähnlich ist und sich dennoch anders anfühlt. Das Leben besteht aus vielen Tagen, die alle miteinander verbunden sind. Das Besondere an dem in der Tora beschriebenen Prozess ist, dass er nicht von einem physischen „Volk Israel” oder der „Wüste” handelt, sondern von einem Individuum, das die Stufen der eigenen spirituellen Entwicklung durchläuft.
Die spirituelle Entwicklung verläuft in zwei Phasen. Die erste ist die Vorbereitung in Babylon. Dieses Wort stammt vom hebräischen Bilbul, was Verwirrung bedeutet. Die zweite Etappe findet in Ägypten statt. Dies zeigt sich in der physischen Welt, wenn der Mensch versucht, das zu tun, was er für richtig hält. Schlussendlich gibt er auf, weil ihn diese Welt in einen Zustand bringt, in dem er keine Befriedigung mehr erreicht. Das Ergebnis ist eine Krise, ähnlich der, in der sich die ganze Welt heute befindet.
Dennoch sucht der Mensch immer noch nicht nach dem Sinn des Lebens, sondern nach Geld, Macht, Respekt, Vergnügen, Freiheit und so weiter. Nach und nach beginnt er zu verstehen, dass nichts davon ihn befriedigt. Durch diese persönliche und auch durch die globale Krise gelangt ein Mensch schließlich zur wesentlichen Frage, was der Sinn seines Lebens ist. Er sucht Zufriedenheit in seinem Leben, kann sie aber nirgendwo finden. Ohne Zufriedenheit fühlt er sich wie der Prophet Jona, der sagt: „Denn es ist besser, ich sterbe, als dass ich lebe“ (Jona, 4:3).
Der Mensch sucht nach Erfüllung und erreicht einen Zustand, in dem nur noch ein Weg existiert. Die ganze Menschheit nähert sich allmählich dieser Frage nach dem Sinn des Lebens. Infolge der globalen Krise befindet sie sich in einem Zustand vor dem Zusammenbruch. Auch wenn es so aussieht, als würden sich nur Banken und Großkonzerne in diese Richtung bewegen, steht in Wahrheit die ganze Welt vor der Frage: Was machen wir mit uns, mit unserem Leben? Wofür dient das alles? Was geschieht mit uns? Diese Fragen führen den Menschen zur Antwort, dass alles nur geschieht, damit er sich durch die Korrektur seiner Verlangen, in seinem kurzen Leben auf eine höhere Stufe erheben kann.
Während der Mensch beginnt die echte, ewige und vollkommene, über dem vergänglichen Leben stehende Erfüllung zu suchen, durchläuft er Phasen innerer Korrekturen. Diese führen ihn in ein anderes, in das spirituelle Leben, das Leben der „Seele”. Dabei bekommt der Mensch einen „inneren” Körper, der nicht aus Fleisch, sondern nur aus Verlangen besteht. Der physischer Körper, das Fleisch, ist der Ort, in das sich dieses Verlangen einkleidet. Der „innere” Körper wird „Seele” genannt. Sie muss der Mensch offenbaren und entwickeln.
Es existieren zwei Etappen der Entwicklung des „inneren” Körpers. Die erste wird „Moses“ genannt, die zweite „Josua“. „Moses” ist der „treue Hirte”. In dieser Phase steigt ein Mensch auf die Stufe von Bina auf, welche „Geben um des Gebens willen“ ist. Es ist eine Stufe, die nur aus Geben besteht, auch Glauben genannt. Die Stufen, durch welche der Mensch die Eigenschaft von Moses, die Offenbarung des spirituellen Körpers, erwirbt, werden die „vierzig Jahre der Wüste” genannt.
Nach der Enthüllung des spirituellen Körpers, dem Kli (Gefäß) der Seele, muss der Mensch daran arbeiten, ihn mit „Licht” zu füllen. Der Mensch erhält das Kli, erobert das Land Israel und füllt sein Kli mit dem Höheren Licht. Das ist die Stufe des Empfangens um des Gebens willen, die Stufe Josuas. Dies ist eine Höhere Stufe als jene von Moses, oder besser gesagt, eine weiterentwickelte.
Der Mensch kommt bei der Eroberung des Landes (Verlangen) voran, indem er an seinem egoistischen Willen zu empfangen arbeitet, der sich bei jedem Schritt widersetzt und ihn behindert. Der Mensch scheitert, irrt sich und hat ständig Probleme mit dem Bündnis, welches er mit der Höheren Kraft eingegangen ist. Er muss sich mit dem „Willen zu geben“ verbinden und sich immer wieder für das Leben entscheiden, wie geschrieben steht (Deuteronomium 30,19): „So erwähle nun das Leben, damit du lebst, du und dein Same“.
Der Mensch kann dieses zusätzliche, spirituelle Leben erreichen, während er in seinem physischen Körper lebt. Es hängt allein von seiner Korrektur ab. Davon, wie sehr er die Absicht zu geben umsetzen kann und davon, wie sehr das Höhere Licht ihn erfüllt. Erhält er das Höhere Licht, wird er mit ewigem Leben belohnt. Das ist das wirkliche Ziel. Das ist der Sinn des Lebens eines Menschen in seinem physischen Körper, in dieser Welt.
Das Wissen darüber lag früher in den Händen einiger wenigen, auserwählten Individuen in jeder Generation. Heute aber erwacht die ganze Welt, und alle Menschen werden ihre Seelen offenbaren müssen.
Fragen und Antworten
In den Abschnitten, werden der Einzug in das Land Israel, Josuas Übernahme der Führung und die neuen Gesetze beschrieben. Heute bewegt sich die Welt ebenfalls auf neue Gesetze zu. Können dabei Erklärungen helfen oder wird die Menschheit nichts verstehen, bis sie sich tatsächlich in der neuen Welt befindet?
Jeder Mensch muss zuerst seine Hilflosigkeit erkennen, diesen Mangel. So ähnlich, wie es im Tora Abschnitt in der Wüste, als der Einzug in das Land Israel bevorsteht, beschrieben wird. Auch hier weiß das Volk nicht, was es tun soll und fürchtet sich davor, das Land zu betreten. Dort, am Fuße des Berges Sinai, besteht das Problem des großen Hasses, ähnlich dem, was heute auf der ganzen Welt auszubrechen droht und die Menschheit in einen dritten, nuklearen Weltkrieg, drängt.
Vor dem Ereignis am Berg Sinai muss sich das Volk in das „Rote Meer“ stürzen, um es trotz großen Angst vor dem Tod, durchqueren zu können. Heute sind ebensolche großen Hindernisse fühlbar, welche wie unüberwindbare Mauern, vor der Menschheit stehen. Doch in der Tora öffnet sich immer eine Tür!
Baal HaSulam beschreibt es wunderbar in einer Geschichte über einen Mann, der eine Wand mit einer Tür vor sich sieht. Er nähert sich der Tür, öffnet sie und tritt ein. Im Spirituellen existiert auch eine Wand, aber der Mensch sieht derzeit überhaupt nichts. Er kann noch nicht erkennen, was ihn vom Spirituellen trennt. Zuerst wird er die Mauer entdecken. Wenn er sie schlussendlich durchbrechen will, stößt er sozusagen mit dem Kopf gegen die Wand, bis er die Tür entdeckt und eintreten will. Dann wird sich diese Tür sofort öffnen.
In der Tora wird dies an vielen Stellen beschrieben. Z.B. bei der Beschreibung am „Roten Meer”. Als Nachshon ins Meer springt, teilt sich dieses sofort. Ebenso am „Berges Sinai”. Vom Menschen wird verlangt „es zu tun”, also das Leben zu wählen. Dieses „tun“ ist das wahre Leben, während das Jetzige den Tod bedeutet.
„Sohar für Alle, WaJelech (Und er ging), Punkt 12
Moses ist der Herrscher der Sonne, Josua der Herrscher des Mondes.
„Der Schöpfer sagte zu Mose: ‚Mose, willst du, dass sich die Welt verändert? Hast du jemals gesehen, dass die Sonne den Mond verehrt? Hast du jemals gesehen, dass der Mond regiert, während die Sonne noch am Himmel steht? Deswegen sind deine Tage des Todes gekommen. Berufe Josua. Die Sonne soll weggenommen werden und der Mond soll regieren. Und wenn ihr in das Land [Israel] einzieht, wird der Mond euretwegen weggenommen werden und nicht mehr regieren können. Denn die Herrschaft des Mondes, Josua, ist gekommen, und er kann nicht regieren, solange du [Moses] auf der Welt weilst.'“
Dies sind zwei Stufen. Es ist nicht möglich, von einer Stufe zur nächsten zu gelangen, ohne die erste zu vollenden. Zuerst muss ein Mensch die Stufe von Moses, die Stufe von Bina, abschließen – das Geben mit der Absicht um zu geben. Von dort aus gelangt er zur Stufe von Josua, dem Empfangen um zu geben. Das ist die Eroberung des Landes, der Eintritt in das Land – ein Verlangen, das vollkommen auf das Geben ausgerichtet ist.
Mit anderen Worten, die Stufe von Moses besagt: „Was dir selbst verhasst ist, das tue auch deinem Freund nicht an.” Die Stufe von Josua ist “Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Sie ist eine höhere Stufe, die Fortsetzung der Stufe von Moses. Die nächste Stufe ist immer ein Schritt näher zum Ende der Korrektur. Moses ist dabei die grundlegende Stufe, der Eintritt in die Spiritualität.
Was bedeutet, dass der Schöpfer Moses voraussagt, dass das Volk sündigen wird?
Es gibt keinen anderen Weg. Ein Mensch kommt nur durch seine Sünden voran, durch das Böse, das in ihm erscheint. Der Schöpfer sagt vorab: „Ich habe den bösen Trieb erschaffen.” Die ganze Schöpfung ist der „böse Trieb”. Der „böse Trieb”, das egoistisches Verlangen, ist der Höheren Kraft, dem Schöpfer, entgegengesetzt. Es ist das Verlangen mit der Absicht zu empfangen. Das zeigt sich in dieser Welt, indem jeder jeden verachtet, ausbeutet, bestiehlt und betrügt. Die Höhere Kraft verbirgt nicht, was sie getan hat, sondern erklärt, dass sie all das getan hat, damit der Mensch sich korrigieren und sich über diesen „bösen Trieb” erheben kann.
Nur die „Weisheit der Kabbala“ kann erklären, wie man sich selbst korrigieren kann. Wer wirklich das Gefühl hat, eine Korrektur zu verdienen, muss etwas mit seinem Ego, mit sich selbst und seinem Leben machen, um dadurch Erfüllung im Leben zu finden. An diesem Punkt in seinem Leben, begegnet ein Mensch der „Weisheit der Kabbala“. Alles andere, was der Mensch in seinem gewohnten Leben tut, korrigiert ihn nicht, sondern im Gegenteil, sie zeigt ihm, dass er böse ist.
Vor Rosh haShana (hebr. Beginn des neuen Jahres) und Jom Kippur (Versöhnungstag, oder „Tag des Gerichts“), einer Zeit der Selbstbetrachtung und Besinnung, wird gesagt: „Wir haben gesündigt.” Dann sagt man zu sich selbst, dass man sich zu einander wirklich böse verhält, und so auch gegenüber der Höheren Kraft. Die steht in den Texten der Gebetbücher, doch wer würde denken, dass es wirklich so ist? Wenn der Mensch es dort liest, fühlt er es entweder nicht, oder aber erkennt, dass es wirklich so ist.
Warum muss die Höhere Kraft dem Menschen befehlen, das Leben zu wählen? Wer entscheidet sich schon für den Tod?
Das physische Leben und der Tod befinden sich außerhalb der Kontrolle des Menschen. Sobald er geboren ist, steht es außer Frage, dass er auch sterben wird. Auch die Entscheidung, ob er geboren wird, liegt nicht in Menschenhand. Vom Moment an, wenn der Mensch aus dem Mutterleib kommt, beginnt sein Weg in Richtung Tod. Daraus folgt, dass das Gebot, das Leben zu wählen, nichts mit dem physischen Leben zu tun hat.
Bereitet die Höhere Kraft dem Menschen einen guten und einen schlechten Weg vor und empfiehlt ihm den guten Weg, und sagt dann nun wähle?
Das „Gute zu wählen“ bedeutet, dass ein Mensch noch in seinem jetzigen Leben das spirituelle Leben erlangt. „So erwähle nun das Leben” bezieht sich auf das spirituelle Leben. Die Wahl besteht zwischen dem Leben, wie es ein gewöhnlicher Mensch führt, um seinem Körper zu dienen und dessen Bedürfnisse zu erfüllen, oder aber, er entscheidet sich auf eine andere Ebene aufzusteigen, während er sich noch in seinem physischen Körper befindet. Die Tora ist für jene Menschen bestimmt, die auf eine andere Stufe aufsteigen wollen. So wie es geschrieben steht: „Ich habe den bösen Trieb erschaffen; Ich habe die Tora als Gewürz erschaffen.” In diesem Fall „korrigiert ihn das Licht, das sich in Ihr befindet.”
Erreicht ein Mensch die Tora (Gesetz), das Leben, bekommt er ein „zusätzliches Leben“ während dieses Lebens. Was bedeutet, dass nur sein Körper stirbt und er in Ewigkeit und Vollkommenheit verbleibt.
Heute beginnt die Menschheit, sich wie ein Volk zu fühlen. Sie empfindet Mitgefühl und beginnt nachzudenken. Steht sie vor einem großen Schritt?
Zum ersten Mal in der Geschichte wissen die Menschen nicht, was sie mit dieser Welt anfangen sollen. Sie entdecken, dass alles, was sie im Laufe der Jahre entwickelt haben, ins Stocken gerät und unbrauchbar wird. Die Menschen wissen nicht mehr, was funktioniert und was nicht. Plötzlich entgleitet ihnen alles. Auch Menschen in Führungspositionen haben trotz all ihres Wissens und ihrer Berater keine Ahnung mehr, wie sie in Zukunft vorgehen sollen.
Ist dies die Mauer, von der gesprochen wurde und auf welche die Menschen immer wieder stoßen?
Ja, sie beginnen das göttliche System zu entdecken. Das wird „die Offenbarung des Schöpfers a die Geschöpfe” genannt. Wenn die göttliche Kraft – die Eigenschaft des Gebens – erscheint, entsteht ein System, mit dem der Mensch nicht umzugehen weiß.
Mensch bedeutet „böser Trieb“. Nun erscheint ihm auf einmal der „gute Trieb“. Er erkennt ihn jedoch nicht als gut. Er sieht, dass die Welt global und ganzheitlich ist, und dass alle miteinander verbunden und voneinander abhängig sind, aber er will nicht Teil davon sein. So entdeckt er, dass er aus entgegengesetztem Material besteht. Denn der Schöpfer sagt: „Ich habe den bösen Trieb erschaffen”. Nun entsteht ein System, welches das Gute erschafft und in dem alle miteinander verbunden sind. Versucht der Mensch, sich an dieses System anzupassen, wird er das Leben finden – „so erwähle nun das Leben.”
Gibt es einen Unterschied zwischen der Art der „Sinnsuche” zwischen den Menschen vor dreißig Jahren und heute?
Auch früher, selbst wenn alles in Ordnung war, stellten die Menschen sich die Frage nach dem Sinn des Lebens. Und diese Menschen gibt es auch heute. Sie kommen zum Studium der Kabbala, weil sie nach dem Sinn des Lebens suchen, obwohl sie eigentlich glücklich sind. Sie kommen nicht wegen des Leidens in ihrem materiellen Leben, sondern wegen des emotionalen Schmerzes. Sie fühlen sich leer. Diese Menschen machen jedoch nur etwa ein Prozent der Weltbevölkerung aus, alle anderen kommen wegen der Probleme in ihrem materiellen Leben.
Moses bestärkt das Volk Israel darin, mutig zu sein, weil der Schöpfer mit ihnen ist. Woher soll dieses Vertrauen kommen, jetzt wo sich die Welt auf einen sehr schlechten Zustand zubewegt?
Die Welt ist in keinem schlechten Zustand. Es kommt nur darauf an, wie der Mensch diesen betrachtet. Betrachtet er das, was vor ihm erscheint erkennt er, dass es die Erlösung ist. Ihm wird die Gelegenheit gegeben, sich mit allen Menschen zu verbinden. Alles Negative, was die Menschen empfinden – Leid, Chaos, Probleme und Verwirrungen – führen ihn dazu zu versuchen, sich richtig zu verhalten und sich a die neu entstandenen Verbindungen anzupassen.
Diese neuen Verbindungen sind die Höhere Kraft selbst, die Eigenschaft des Gebens, die zwischen den Menschen entsteht. Der Mensch versteht sie nicht, er hasst sie sogar und lehnt sie ab. Aber diese Verbindungen sind die Höhere Kraft. Das wird „die Offenbarung des Schöpfers an die Geschöpfe” genannt. Dies sind die sogenannten „Tage des Messias“, in denen dieses Licht des Geben, das den Menschen aus seinem Ego herauszieht, langsam erscheint.
Was kann man einem Menschen sagen? Soll er einfach etwas warten, noch ein wenig leiden und dann wird er schon verstehen?
Nein. Er muß tatsächlich leiden, aber hier tritt die „Weisheit der Kabbala“ in Erscheinung, um ihm die Ursache für das Leiden zu erklären. Ein Mensch muss eigentlich nur wenig Leid erfahren, wenn er sich wie ein kluges Kind verhält und „hört”. Der kabbalistische Kalender verspricht, dass die Menschheit nach Ende der „sechstausend Jahre“ alle Korrekturen und dadurch die vollständige Erfüllung erreichen wird. Die Frage ist, wie viel Leid wird sie auf dem Weg dorthin erfahren? Ein Mensch kann die Zeit selbst verkürzen und das Ziel in seinem gegenwärtigen Leben erreichen.
Das Ende des Abschnitts handelt davon, dass Moses befohlen wird, ein Lied zu schreiben, damit das Volk Israel etwas hat, das sie an das Ziel erinnert. Was macht dieses Lied so besonders?
Das Lied ist für den Fall, dass „Israel” in Zukunft sündigt. Dieses Lied kann nicht mit Liedern von heute verglichen werden. Es ist eine besonderes System von Verbindungen zwischen einem Menschen und der Höheren Kraft, durch das der Mensch die Korrektur hervorruft. Selbst wenn ein Mensch sündigt, kann er darauf vertrauen, dass das System, welches „Moses“ in ihm aufgebaut hat, ihm helfen wird. „Moses” ist die Kraft des Gebens im Menschen. Sie ist absolut frei davon, etwas Empfangen zu wollen. Sündigt ein Mensch, kehrt er zu ihr zurück, damit sie ihm hilft, sich zu korrigieren.
Gibt es keinerlei Verbindung zwischen diesem Lied und den Liedern, mit denen heute in Reimen und Melodien Emotionen ausgedrückt werden?
Nein, es besteht keine Verbindung zwischen dem Lied, das „Moses” dem „Volk” gab und anderen. Das Lied, von dem hier die Rede ist, ist wie ein Buch und ein Buch ist eine Enthüllung, eine Megilla (Schriftrolle, vom Wort Gilui, Enthüllung).
Es handelt also von einem spirituellen System, wie auch im „Lied der Lieder“. Es sind keine Lieder, die gesungen werden. Doch ein Musikstück oder ein Lied ruft doch Emotionen im Menschen hervor?
Natürlich gibt es emotionale Ausdrucksmittel auf verschiedenen Ebenen. Aber das Lied von „Moses” drückt ein besonderes System aus. Wie auch die Psalmen „Davids”, oder das „Lied der Lieder” von „Salomo”. Es wird das besondere System der Verbindung beschrieben, mit dessen Hilfe der Mensch, der eine Sünde begangen hat, auf die nächst höhere Stufe aufsteigen kann. Ein Mensch kann immer dann die Psalmen, das Hohelied oder das Lied von „Moses “ lesen, wenn er eine Handlung unternimmt und etwas braucht, worauf er vertrauen kann. So kann er vorankommen.
Der Schöpfer befiehlt dem Volk, sobald es das Land Israel betritt, das Lied alle sieben Jahre zu lesen.
„Sieben Jahre” stehen für eine abgeschlossene Stufe: Chessed, Gwura, Tiferet, Nezach, Hod, Jessod und Malchut.
Wenn ein Mensch im Land Israel ankommt und sich verbindet, wird er dann immer noch sündigen?
Ja, ohne Zweifel. Darüber wurde bereits gesprochen. Zu Beginn des Abschnitts wird dem Menschen gesagt: „Fürchte dich nicht einzuziehen. Dort wird Krieg herrschen, aber du wirst gerettet werden.” Die „Kriege Israels” sind Kämpfe mit dem eigenen Verlangen. Beim „Land” handelt es sich nicht um den weltlichen Staat Israel. Die „sieben Völker”, die erobert werden müssen, sind die sieben Klipot (Schalen, Hüllen) in einem Menschen, die den sieben reinen, spirituellen Eigenschaften entgegengesetzt sind. Der Kampf findet mit dem Willen zu empfangen statt, der egoistisch ist und als Klipa (Schale, Hülle) bezeichnet wird. Es ist der böse Trieb, den der Mensch korrigiert. Weil sich damit seine Verlangen in die Absicht um zu geben bzw. in die Liebe zu anderen verwandelt, erobert er das „Land Israel”.
Die ganze Tora ist „liebe deinen Nächsten wie dich selbst”. Das muss ein Mensch erreichen. Deshalb wird ihn letztendlich das System, das sich immer mehr zeigt, zur Verbindung mit anderen bringen. Wenn nicht die ganze Menschheit eine Einheit erreicht, in welcher jeder Mensch alle anderen liebt, wird sie so nicht weiter existieren können.
Glossar Parashijot Nizawim und WaJelech
Tora Die Kraft, die den Menschen umgibt und aus der er schöpfen kann, wird als „Licht” und auch als Tora, die unseren Böse Trieb korrigiert, bezeichnet. Sobald ein Mensch das Bedürfnis danach hat, ist sie bereit und er kann sie nutzen.
Andere Götter Die Höhere Kraft herrscht über den Menschen. Ein Mensch dient „anderen Göttern“, wenn er seinem eigenen Ego folgt. Dieser Mensch befolgt, was seine Verlangen ihm sagen, ohne überhaupt darüber nachzudenken. Er dient ihnen so treu, weil er noch nicht weiß, dass die Höhere Kraft über ihn herrscht und ihm durch sein Ego sagt, was er tun soll.
vertrauen Dies meint eine besondere Erkenntnis, die ein Menschen erhält. Mit dieser kann er gegen seine Natur vorgehen und zuversichtlich bleiben, dass er Erfolg haben wird.
Buße Teshuwa (Reue) kommt aus dem Vers Tashuw Waw legabej Hej (Lass Waw zu Hej zurückkehren). Das bedeutet, Malchut zu Bina zu erheben und so in einen Zustand zu kommen, in dem der gesamte Willens zu empfangen wünscht, geben zu können.
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