Parasha Chaje Sara / Tora Abschnitt „Das Leben Sarahs“
1. Buch Mose, Genesis 23:1 – 25:18
Zusammenfassung
Im Abschnitt Chaje Sara (Das Leben Sarahs) hält Abraham nach Sarahs Tod im Alter von 127 Jahren eine Grabrede. Er kauft von Ephron, dem Hethiter, für 400 Schekel Silber ein Grundstück für ihr Grab und begräbt sie in der Höhle von Machpelah in Hebron.
Abraham ist mit der Heirat Isaaks mit einer Frau aus dem Volk der Kanaaniter nicht einverstanden und schickt seinen Knecht Elieser nach Aram–Naharajim, um eine Frau für seinen Sohn zu finden. Als Elieser sich einem Brunnen nähert, trifft er auf Rebekka und bittet sie, ihm Wasser zu geben. Sie gibt ihm Wasser und bietet auch seinen Kamelen Wasser an. Elieser nimmt ihr Angebot als Zeichen dafür, dass sie die richtige Frau für Isaak ist, und bringt sie nach Kanaan.
Nach dem Tod von Sarah heiratet Abraham Ketura, die ihm sechs Kinder gebiert, welche Abraham nach Osten schickt. Abraham stirbt im Alter von 175 Jahren und vererbt seinen gesamten Besitz an Isaak.
Am Ende des Abschnitts werden die Nachkommen von Ismael und sein Tod im Alter von 137 Jahren näher erläutert.
Kommentar von Rav Michael Laitman
Man muss bedenken, dass die Tora von dem spricht, was im Inneren des Menschen geschieht, wenn er seine Seele, sein Innerstes, offenbart. Die Offenbarung der Seele verläuft schrittweise und drückt sich in den Geschichten der Tora aus. Abraham ist die erste Kraft, mit der ein Mensch seine Seele offenbaren kann und dadurch sein Inneres öffnet, um die Höhere Welt zu enthüllen. Er ist die erste Kraft der Überwindung, die Kraft des Gebens, zusammen mit seiner Frau Sarah, der Kraft, die zur ersten Stufe Abrahams passt.
Um zu wissen, mit welchen Verlangen der Mensch arbeiten kann und mit welchen nicht, muss er seine egoistischen Verlangen sortieren. Die Stufen, mit denen er noch nicht arbeiten kann, muss er aussortieren und für in der nächsten Stufen aufheben, für Zustände, in denen das Verlangen stärker ist. Um das Verlangen, welches Isaak genannt wird, zu untersuchen, muss der Mensch zuerst das Verlangen, mit dem er nicht arbeiten kann, entfernen. Er muss zuerst mit einer anderen „Frau“, einem anderen Verlangen, hier mit Hagar, arbeiten, von welcher Ismael, die Klipa (Hülle, Schale) der rechten Seite, abstammt.
Im Menschen entsteht die Stufe Isaak erst nach der Stufe von Abraham. Sie ist eine Ausdehnung der Stufe Abraham. Über Isaak steht geschrieben: „Denn in Isaak soll dir ein Same berufen werden“ (Genesis 21:12). Das bedeutet, dass Isaak, Abrahams Aufstieg zu einer höheren Stufe symbolisiert. Auf der Stufe von Isaak sollte der Mensch sein Verlangen überprüfen und klären, mit welchem Verlangen er arbeiten kann und mit welchem nicht.
Der Mensch kann seine Verlangen nicht allein mit der Kraft Abraham prüfen, denn sie stammt nur von einer Seite, aus der Kraft von Chessed (Barmherzigkeit). Abraham ist noch ohne die Kraft Gwura (Urteil). Deshalb muss er zuerst die Stufe von Isaak erlangen, welche die Grundlage von Gwura ist. In dieser Situation hilft die Kraft Elieser. Elieser steht für das Höhere Licht. Die Kraft prüft das Verlangen eines Menschen und führt ihn zum Zustand, auf der er die nächste Stufe der Korrektur, Rebekka, aus all seinen Verlangen aussortieren kann.
Betrachtet man nur den Vorfall mit den Kamelen, scheint Rebekka die Kraft von Bina (Verständnis) zu haben. Ihre Kraft sind aber nicht nur die Kelim (Gefäße) von Galgalta we Ejnaim (wörtl. Schädel und Augen), sondern auch die Kelim von ACHaP (Osen-Chotem-Pe), also Gefäße des Empfangs, so dass sie die „Kamele tränken“ kann. Das bedeutet, dass es möglich ist, mit ihr weiter voranzukommen und die Korrektur, die Entfaltung der Seele fortzusetzen. Deshalb heißt es, dass Abraham durch die Kraft von Elieser die geeignete Kraft der Überwindung für Isaak finden konnte. Diese Kraft ist die Kraft zu empfangen, genannt Rebekka. Durch sie wird es möglich, dass die nächste Etappe, die nächste Stufe, gebildet wird.
Nach der Phase Abrahams mit Sarah folgt die nächste Phase der Korrektur: Isaak und Rebekka. Auch Isaak lässt Rebekka nicht in Aram-Naharaim zurück, sondern nimmt sie mit in das Land Kanaan.
Nach Isaak führt Abraham weitere Prüfungen mit Hilfe seiner neuen Frau Ketura und deren sechs Kindern durch, welche er in das Land des Ostens schickt.
Jedes Mal, wenn der Mensch sein Verlangen prüft, findet die Prüfung auf mehreren Ebenen statt. Einige der Verlangen kann er nutzen um die Eigenschaft anderen zu geben zu erreichen. Andere Verlangen „bindet“ er und vermeidet es, sie zu benutzen. Stattdessen nutzt er einen anderen Teil des Verlangens, dessen Korrektur der eigentlichen Korrekturen vorausgeht. Das symbolisieren die Kinder der Nebenfrauen.
Am Ende der Tage – damit ist die heutige Zeit gemeint – erkennt die Menschheit, dass die Welt im Laufe der Geschichte einen Prozess der Korrekturen durchlaufen hat. Die Menschen werden erfassen, dass alles zu dieser Kraft namens Abraham zurückkehrt, welche wieder in ihnen erwacht. Die Kelim (Gefäße) der Menschheit, die von den Kindern Israels getrennt wurden, werden korrigiert. Ebenso jene der „Völker der Welt“, welche die zehn Stämme und die Kinder der Nebenfrauen darstellen.
Der Mensch wird spüren, dass das Verlangen, welches in seiner Seele erwacht, ein „Samen“ ist, der in früheren Generationen, in früheren Zuständen gesät wurde und jetzt bereit ist korrigiert zu werden. Es gibt Ereignisse im Leben des Menschen, die ihn an vergangene Zustände erinnern und ihm helfen, das Neue und Einzigartige der gegenwärtigen Zeit zu erkennen. Sie helfen ihm dabei, sich richtig darauf zu beziehen.
Die Stufe Abraham lebt im Verlangen, das Sarah genannt wird und prüft es. Sobald diese Stufe korrigiert ist, kommt deren Ende. Der Tod Abrahams, Sarahs Tod und das Grab in der Höhle von Machpelah.
Dies sind die wichtigsten Elemente der Korrektur. Alle Korrekturen, bis zur Endkorrektur, sind in dieser besonderen Korrektur, genannt Zimzum Bet (zweite Einschränkung) enthalten. Dies sind zwei Einschränkungen des Willens zu empfangens, welche den Menschen daran hindern, diesen Willen zu benutzen, um für sich selbst zu empfangen und ihn befähigen, damit anderen zu geben.
Der Mensch muss weiter so leben wie bisher, doch gleichzeitig muss er über sein Ego hinauswachsen. Vor einigen Jahrhunderten lebten die Menschen nur dafür um zu arbeiten und damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Deshalb waren nur wenige wohlhabend. Heute, im Zeitalter der technischen Entwicklung, produzieren und verdienen die Menschen weit mehr, als für ihren Lebensunterhalt notwendig ist. […] Der Mensch lebt aber verschwenderisch und kauft ständig Dinge, die er für seinen Lebensunterhalt nicht braucht. Deshalb erlebt die Welt derzeit die Erschütterung und den Zusammenbruch des ihr bekannten Lebens. Darunter fällt z.B. auch die globale Finanz- und Wirtschaftskrise. Deshalb muss die Menschheit die zwei Einschränkungen des Willens zu empfangen erlangen. Als erstes müssen die Menschen verstehen, dass man sich mit dem begnügen muss, was für einen würdiges Leben notwendig ist. Dann müssen sie alle Verdienste, die dies überschreiten, in eine gemeinsame „Kasse der Nationen“ zusammen fließen lassen und für die Erziehung für die Korrektur der ganzen Welt investieren. So wird jeder Mensch den Zustand von Zimzum Bet, der zweiten Einschränkung, erreichen.
Der Mensch muss also zunächst lernen zu vermeiden, für sich selbst zu nehmen. Stattdessen muss er sich mit wenig begnügen und alles Übrige der Allgemeinheit geben. Die gegenwärtige Krise wird die Welt zwingen, das zu verstehen. Dadurch wird sich die Menschheit weiterentwickeln, und so die Krise leichter und schneller durchlaufen. Wenn es nicht verstanden wird, wird der Übergang auf die nächste Stufe für die Menschen schmerzhaft sein, so wie sich dies in der jetzigen Krise beginnt zu zeigen.
Die Höhle von Machpelah (Vermehrung) symbolisiert den Prozess der Verbindung von Malchut (Königreich) mit Bina (Verständnis). Malchut, die Gesamtheit des Willens zu empfangen, ist im Verlangen zu geben, Bina, eingeschlossen, welches nur auf diese Weise wirken kann. Malchut empfängt von Bina nur das, was sie braucht um zu existieren, ansonsten arbeitet sie wie sie, im Geben. Dies ist die Korrektur, die ein Mensch in der Gesamtheit vornehmen muss, um die Eigenschaft der „Höhle von Machpelah“ (Vermehrung) zu erreichen.
Fragen und Antworten
Was symbolisiert die „Höhle von Machpelah“ ?
Eine „Höhle“ ist eine Hohlstelle im Boden, in der Erde. Das Wort Erez (Erde) kommt vom Wort Razon (Verlangen). Am Anfang ist das menschliche Verlangen so, wie geschrieben steht: „…das Trachten des menschlichen Herzens ist böse von seiner Jugend an“ (Genesis, 8:21). Denn: „Ich habe den bösen Trieb erschaffen“ (Jerusalemer Talmud, Masechet Berakhot, 27b), während die Korrekturen durch das Gewürz der Tora, durch das korrigierende Licht, vorgenommen werden. Wenn der Mensch eine Verdorbenheit, den bösen Willen verspürt, wo er nur für sich selbst empfangen will und sich nicht um andere sorgt, ist dies das Gegenteil des Ziels, anderen zu geben. Dies belastet den Menschen, der sich spirituell entwickeln will so, dass er gezwungen ist, sich zu korrigieren.
Die Korrektur erfolgt durch das richtige Studium der Weisheit der Kabbala. Durch das befolgen der Ratschläge der Kabbalisten zieht der Mensch das korrigierende Licht an. Deshalb wird die Weisheit der Kabbala auch als „Gesetz des Lichts“, als „Innere Tora“ und als „Tora der Wahrheit“ bezeichnet.
Durch das richtige Studium der Weisheit der Kabbala erwacht in einem Menschen eine Kraft, die ihm hilft, seine Verlangen in seinem Inneren zu ordnen. Er nimmt alle Verlangen, Neigungen und Eigenschaften, mit denen er geboren wurde, um eine Seele, ein Kli (Gefäß) für die Wahrnehmung der Höheren Welt aufzubauen. Es existiert ein „Samentropfen“ dieser Kraft in jedem Menschen. Es ist ein Teil der Höheren Kraft, welcher sich in jedem befindet. Er ist jedoch verborgen unter all den Verlangen, Gedanken und Problemen, in denen sich der Mensch wegen seines Egos befindet. Doch man kann ihn erschließen, ihn nähren und die eigene Seele daraus aufziehen.
Die „Höhle von Machpelah“ symbolisiert, dass der Mensch zwei wichtige Korrekturen vornimmt, indem er nicht mehr für sich selbst, sondern nur noch zum Wohle anderer empfangen möchte. Mit anderen Worten, sein ganzes Leben muss auf „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ ausgerichtet sein.
Man nennt es Machpelah, weil der Prozess der Korrektur in zwei Phasen erfolgt. Zuerst wird Malchut korrigiert. Das bedeutet, dass man zuerst nur noch das annimmt, was man zum Überleben braucht. Danach empfängt man alles nur noch, um zu geben. Das ist im Grunde die gesamte Korrektur. So kann die Seelen erschlossen und aufgebaut werden. Abraham führt diese erste Korrektur durch, die ihn auf die Stufe von Adam HaRishon (erster Mensch) führt. Deshalb wird er der „Vater der Nation“ genannt.
Dürfen sich Menschen, die nicht die Kabbala studieren, nur mit dem Nötigsten begnügen?
Nein, das würde sie nur verderben, weil sie dann glauben würden, dass sie rechtschaffen sind und deshalb nicht lernen müssen, sich zu verbinden. Das Problem ist, dass man denkt, man wisse, wie man Korrekturen richtig durchführt. Aber um sich überhaupt korrigieren zu können, ist das korrigierende Licht nötig. Es gibt vor, was zu tun ist und ordnet alle Verlangen für den Menschen. Das Licht lehrt die Menschen und führt sie auf dem Weg. Wenn der Mensch die innere Kraft, die Tora, welche die Anweisung was er mit sich tun soll ist, nicht erweckt, hat er keinen Plan, wie er vorankommen soll. Er hat daher keine andere Wahl, als die Weisheit der Kabbala zu studieren. Durch sie wird er vorankommen. Das ist der Grund, dass die Kabbala heute, nachdem sie jahrhundertelang verborgen war, offenbart wird
Wird jeder Mensch wirklich jemals diese Kräfte, Sarah, Abraham und Elieser, entdecken?
Der Mensch wird all diese Kräfte in sich entdecken. Sarah, die rechte Nukwa (weiblich), ist die am meisten korrigierte.
Was ist ein „Begräbnis“? Und ist es wichtig, wo wir das Verlangen begraben?
Das „Verlangen zu begraben“ meint, dass man aufhört, es zu benutzen, indem der Mensch es auf die Stufe von Bina (Verständnis) erhebt. Es steht geschrieben: „Das sind die Gerechten, die in ihrem Tod ‚lebendig‘ genannt wurden“ (Babylonischer Talmud, Masechet Berachot, 18a). Das heißt, wenn man ein Verlangen begräbt, begräbt man die Absicht zu empfangen, und nutzt es, um zu geben. Man erhebt es auf die Stufe der Höhle von Machpelah (Vermeherung), was eine sehr hohe Stufe ist.
Selbst wenn dieses Verlangen „in der Erde ist“, in einer Höhle, benutzt man es, um zu geben. Das sind sehr große Korrekturen, denn das Verlangen ist nicht tot, sondern lebendig. Es sind die Absichten, die sterben, das Verlangen selbst stirbt nie. Das Begräbnis bezieht sich also nicht auf das Verlangen selbst, sondern darauf, wie es benutzt wird.
Wenn Abraham eine Stufe erreicht, in der er weiß, wie er all sein Verlangen, Nukwa (weiblich), genannt Sarah, korrigieren kann, erreicht er die Stufe um „Rachamim (Gnade) mit Din (Gericht)“ zu verbinden. In diesem Zustand betritt er die Höhle von Machpelah. Machpelah bedeutet, dass die Stufe dieser Welt zur Stufe der nächst Höheren Welt aufsteigt.
Es wird gesagt, dass Sarah 127 und Abraham 175 Jahre alt wurde. Was bedeutet das Alter?
Die Zahlen beziehen sich nicht auf das Alter, sondern auf die Stufen. Sie beschreiben Stufen, in denen man die Seele auf diese Weise korrigieren kann.
Ist Abrahams die Stufe 175?
Ja, aber der Mensch weiss nicht, wie diese Stufen zu zählen sind. Es gibt viele Stufen, die in der Erzählung beschrieben sind. […] Auch was es bedeutet, dass Abraham die Höhle für 400 Schekel aus Silber kauft, kann vom Menschen nicht verstanden werden. Kesef (Silber/Geld) bedeutet auch Massach (Schirm), und 400 Schekel, die Abraham für das Feld von Ephron bezahlte, sind eine volle Zahl.
Abraham besteht darauf, das Land für das Grab zu kaufen, statt es zu empfangen. Was bedeutet das? Kauft er ein Verlangen?
Ein „Kauf“ drückt sich durch die Bezahlung aus. Abraham bezahlte mit seinem Geld. Das meint, er bezahlt mit seiner Anstrengung, mit deren Hilfe er den Willen zu empfangen, um zu geben, erlangen kann. Anstrengung ist der einzige Weg, um den Willen zu empfangen dafür nutzen zu können, die Offenbarung des Höheren zu empfangen.
Im gesamten Universum wird nur ein Prozent des Willens zu empfangen eingesetzt. Deshalb nimmt der Mensch auch nur diese Welt wahr. Die Höhere Welt wird er nur wahrnehmen, wenn er seinen Willen zu empfangen auf zwei Prozent, dann auf drei, und so weiter, bis zu 100 Prozent erweitert. Je mehr ein Mensch sein Verlangen entwickelt, umso mehr kann er von der tatsächlichen Realität wahrnehmen.
Während das Verlangen von Tag zu Tag und von Jahr zu Jahr wächst, enthüllt der Mensch dadurch immer mehr in dieser Welt. Jeden Tag macht er neue Erfahrungen, erlangt Wissen und entwickelt sich weiter. Aber das ist alles auf diese Welt begrenzt und völlig unbedeutend. Denn darüber gibt es eine verborgene Realität.
Der Mensch nimmt nicht die wahre Realität wahr, sondern nur das, was in seinem Verlangen liegt. Dies ist seine Natur. Wenn er das ganze Verlangen nutzen will, muss er dafür mit großer Anstrengung bezahlen. Dieses Verlangen beinhaltet das Unbelebte, das Pflanzliche, das Tierische und das Sprechende – den Menschen. Das sind vier Ebenen, und jede von ihnen hat eine Ebene von hundert, was sich zu 400 (Schekel aus Silber) summiert. Kesef (Silber/Geld), bedeutet im Hebräischen auch Anstrengung.
Der Mensch wird das gesamte Verlangen für 400 Schekel Silber kaufen müssen. Mit anderen Worten, zuerst muss der Mensch Massachim (Schirme) bilden, um nur mit jenen Teilen des Verlangen zu arbeiten, die geben können. Das gesamte Verlangen der Menschheit entwickelte sich bis heute. Darüber hinaus wird sie sich jedoch nicht weiterentwickeln können, sie wird in diesem Zustand verharren. Nur wenn die Menschen begreifen, dass sie sich nur durch die Bildung eines neuen Klis (Hülle), welches ganz auf das Geben ausgerichtet ist, können sie sich bis zur Höheren Welt weiterentwickeln.
Gibt es einen Unterschied zwischen dem Ego eines Menschen, der sich nach Macht sehnt, und jenem einer Führungskraft wie z.B. dem Premierminister?
Nein, denn diese Egos befinden sich auf der gleichen materiellen, menschlichen Ebene. In der Kabbala wird aber von einem ganz anderen Ego gesprochen. Einem Ego, welches ein „Anführer“ sein und verstehen muss, was sich über seinem Leben befindet, jenseits von Leben und Tod. Das ist ein großes Ego, und der Mensch kann es noch nicht erfassen. In der Kabbala ist es die linke Linie, die Klipot (Hüllen/Schalen), die Kraft, die das Gegenteil der Göttlichkeit, der Höheren Kraft ist.
Diese beiden Kräfte beginnen sich im Menschen zu entfalten. Die Höhere Kraft, der Schöpfer, erscheint auf der rechten Linie, und die entgegengesetzte Kraft auf der linken Linie. Der Mensch, sein Anteil der Seele, befindet sich dazwischen und in ihm sind beide Kräfte enthalten. Deshalb wird die Mittlere Linie die „Höhle von Machpelah“ genannt, denn der Mensch verbindet dort die beiden Kräfte.
Ist der Wille zu empfangen ewig?
Er ist so ewig wie die Höhere Kraft. Er wird niemals ausgelöscht werden. Ohne ihn gäbe es kein Geschöpf. Das hebräische Wort Niwra (Geschöpf) kommt vom Wort bar (außerhalb). Das bedeutet außerhalb der Stufe der Höheren Kraft. Der Wille zu empfangen trennt den Menschen vom der Höheren Kraft. Benutzt er ihn jedoch mit der Absicht zu geben, gleicht er sich dadurch der Höheren Kraft an und erreicht Dwekut (Anhaftung) mit Ihr. Das ist der Zweck der Schöpfung.
Es gibt Menschen, von denen man sagt, dass sie von den Kindern Keturas abstammen, und andere, dass sie von den Kindern Abrahams abstammen. Wie soll man solche Aussagen interpretieren?
Alle Menschen stammen von den Babyloniern, die Abrahams Lehre durch Nimrod nicht annehmen wollen ab. Alle Teile der gemeinsamen Seele) durchlaufen Korrekturen, die sie dazu bringen, die Lehre Abrahams zurückzuweisen, was sie wiederum zu einer Korrektur führt.
Ein Mensch, der etwas ablehnt, hat eine bestimmte Sichtweise. Diese durchläuft in ihm bestimmte „Filter“. Deshalb stammt ein Mensch [Teil der Seele], der von Babylon durch Kriege in Kanaan, Ägypten und weitere zieht, entweder von den Kindern Keturas oder von den zehn Stämmen. Jene haben sich über die ganze Welt verstreut und verrichten dort ihre Arbeit, obwohl sie nicht wissen, weshalb dies so ist.
Vergleicht man in der materiellen Welt die DNA der Menschen, stellt man fest, dass sich jeder mit jedem vermischt hat, und jeder etwas von jedem anderen in sich trägt. Dies ist der Grund, weshalb die Menschen jetzt, wo das Ende dieser Vermischung erreicht ist und deshalb jeder in der Lage ist, auf seiner eigenen Ebene zur Korrektur beizutragen, in eine Krise geraten und beginnen, ihre spirituelle Existenz zu suchen. Dies ist die Stufe, auf der sich die Menschheit heute befindet.
Einerseits heißt es, dass sich alles im Inneren des Menschen ereignet. Auf der anderen Seite lebt man in dieser Welt, und nimmt sie wahr. Gibt es eine Formel, nach der man sich im Alltag verhalten kann?
Ja, wenn man erkennt, dass sich alles, das ganze tägliche Leben in dieser Welt, im eigenen „Innern“ befindet. Dies kann sich darin zeigen, dass es sich anfühlt, als ob man in einem Film lebt. Man bezieht sich auf die äußere Welt, aber es bildet sich im eigenen Inneren. Man sieht einen Film, und befindet sich gleichzeitig darin, mit vielen, anderen Darstellern, und man erkennt, dass man unfähig ist, die Handlung zu bestimmen. Ein Mensch kann sich also selbst sagen, dass er in einem Film mitspielt, dessen Drehbuch bereits geschrieben ist. Er kann sich selbst von oben betrachten und sehen, wie er mit dem, was geschieht, umgeht. Dabei kann er erkennen, dass sich das Bild, das er sieht, tatsächlich in seinem Inneren abspielt, und dass er im Innern darauf reagieren muss. Das ist der Moment, in dem er von der Stufe des Films zur Stufe des Verstehens des Films aufsteigt, zum Erkennen desjenigen, der den Film, je nach der eigenen Reaktion, in ihn projiziert. Mit anderen Worten, alles hängt davon ab, wie ein Mensch sich „innerlich“ zur Welt verhält. Im Alltag ist es am besten, sich weiterhin so zu verhalten, wie es von der Umgebung als normal angesehen wird.
Sohar für Alle, Chaje Sara, Artikel 105-106
400 Schekel Silber
„Als Abraham die Höhle betrat … sah er dort ein Licht, der Staub wurde vor ihm aufgewirbelt, und zwei Gräber enthüllten sich ihm. Da erhob sich ein Mensch [Adam] von seiner Form aus seinem Grab, sah Abraham und lachte. Da wusste Abraham, dass er dazu bestimmt war, dort begraben zu werden.[…]
Adam sagte zu ihm: ‚Der Schöpfer hat mich hier verborgen, und ich bin seitdem verhüllt.‘ Bis Abraham kam, waren Adam und die Welt unvollkommen. Deshalb musste er sich verbergen, damit die Klipot ihn nicht erfassen konnten. Aber als Abraham in die Welt kam, korrigierte er ihn und die Welt, und er brauchte sich nicht mehr zu verhüllen.“
Lexikon Parasha Chaje Sara
Jahre: Die Worte Shanim (Jahre) und Shana (Jahr) kommen vom Wort Shone (Wiederholung). Damit ist gemeint, dass der Mensch seine Korrekturen immer wiederholt, aber auf einer höheren Stufe. Laut Kabbala gibt es eine sogenannte Leiter mit 125 Sprossen. Es gibt fünf Welten, mit fünf Parzufim (Gesichter) in jeder Welt und fünf Sefirot (Erleuchtungen) in jedem Parzuf. 5 x 5 x 5 ergibt die 125 Sprossen oder Stufen, auf denen der Mensch die Korrektur wiederholen muss, jedes Mal auf einer höheren Stufe. So kommt er vom Zustand zum Zustand, von Stufe zur Stufe, bis zum Ende aller Korrekturen. Dort wird er in die Welt von Ejn Sof (Unendlichkeit) aufgenommen, in Dwekut (Anhaftung) mit der Höheren Kraft und in völliger Ähnlichkeit mit Ihr.
Höhle von Machpelah: Sie symbolisiert die große Tikun (Korrektur) von Malchut (Königreich), welche in Bina (Verständnis) eingeschlossen wird. So kann sich Malchut in die gleiche Form wie Bina bringen, und sich selbst korrigieren. Malchut ist der Wille zu empfangen, und Bina ist das Verlangen zu geben. Wenn Malchut und Bina sich einander angleichen, dann hat der Mensch die Kraft von Bina über die ganze Erde, allen Verlangen, bis hin zum Zustand, der „Höhle“ genannt wird, eingeschlossen.
Grab: Das ist ein Ort, an dem das Ego begraben wird. Der Mensch vergräbt nicht den Willen zu empfangen, sondern nur die Absicht zu empfangen. Jene Eigenschaften, die zu nur für sein eigenes Wohl und damit gegen andere wirkt. Wenn er die Verlangen, die ihm ein gutes Gefühl geben indem er andere ausnutzt, vergräbt, sie besiegt oder sie als weniger wichtig ansieht, dann ist das ein Begräbnis der Absicht zu empfangen. Man begräbt also nicht das Verlangen, sondern nur dessen egoistische Form, die sich durch den Menschen ausdrückt.
Heirat: Dies ist ein Zustand, in dem der Mensch immer wieder verschiedene egoistische Eigenschaften aus seinem Willen zu empfangen herausnimmt, sie korrigiert und auf diese Weise bedeckt. Dies ist die Bedeutung der Hochzeitszeremonie, wobei die Chuppa (Hochzeitsbaldachin) den Massach (Schirm) symbolisiert. Der Sohar erklärt dies sehr eindeutig im Artikel „Die Nacht der Braut“.
Sohar für Alle, Chaje Sara, Artikel 251-252
Und Isaak brachte sie in die Hütte
„‘Und er nahm Rebekka, und sie wurde seine Frau, und er liebte sie.’ Aber alle Männer in der Welt lieben ihre Frauen, wo ist da der Unterschied? Warum wird speziell von Isaak geschrieben ‚und er liebte sie‘? Das Erwachen der Liebe des Mannes zu Nukwa (Weiblichkeit) geschieht von der linken Linie her. Es steht geschrieben: ‘Seine Linke sei unter meinem Haupt.‘ Und die Dunkelheit, die linke Linie, die Nacht, und Nukwa sind eins, da die Linke immer die Liebe zu Nukwa erweckt und sie umfängt.“
Die Absicht zu geben ist männlich. Wenn es neben der männlichen Seite, der Seite, die überwindet, eine starke Absicht zu geben von Seiten der linken Hand gibt, nimmt die männliche Seite die gesamte Seite der „Frau“, den Willen zu empfangen, und kann sie benutzen, um zu geben. Dies wird der „Beginn des richtigen Siwug (Verbindung)“ genannt: „Seine Linke sei unter meinem Haupt, und seine Rechte umfange mich!“ (Hohelied 8:3).
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