Parascha WaJeshew / Tora Abschnitt “Und er wohnte“

 

1. Buch MoseGenesis 37:1 – 40:23

Zusammenfassung

Im Abschnitt WaJeshew (Und er wohnte) wohnt Jakob im Land Kanaan. Die Hauptfigur dieses Abschnitts ist Joseph, Jakobs jüngster Sohn. Joseph hat die Gabe prophetisch zu träumen. In einem dieser Träume sieht er sich selbst als Herrscher über seine Brüder. Er erzählt ihnen davon und ruft dadurch ihren Neid auf sich hervor.

Seine Brüder führen das Vieh nach Sichem, damit es dort weidet. Ihr Vater schickt auch Joseph zu ihnen auf die Weide. Unterwegs trifft er einen Mann und fragt ihn nach seinen Brüdern, wie geschrieben steht: Ich suche meine Brüder“ (1. Mose 37:16). Als Joseph seine Brüder findet, haben sie sich gegen ihn verschworen, und wollen ihn aus Neid töten. Ruben gelingt es, den Mord zu verhindern. Stattdessen beschließen die Brüder, Joseph in eine Zisterne zu werfen, und ihn an die Ismaeliten zu verkaufen. Ein vorbeikommender Konvoi von Midianitern nimmt Joseph mit nach Ägypten.

Dort trifft Joseph Im Gefängnis die beiden Beamten des Pharaos, den obersten Mundschenk und den obersten Bäcker. Er berichtet ihnen von seine Gabe für prophetische Träume und sagt ihnen voraus, dass innerhalb von drei Wochen der oberste Mundschenk freigelassen und der oberste Bäcker gehängt werden wird. Joseph bittet den Obersten Mundschenk, nach seiner Freilassung zum Pharao zu gehen und ihm zu sagen, dass er, Joseph, ohne Grund inhaftiert ist und freigelassen werden soll.


Kommentar von Rav Michael Laitman

Dieser Tora Abschnitt enthält eine wesentliche spirituelle Botschaft. Er beschreibt die Korrektur der Seele, was das Ziel des Leben eines Menschen ist. Dies ist auch der Grund, warum den Menschen die Tora gegeben wurde. Zunächst erscheint der böse Trieb, wie geschrieben steht: „Ich habe den bösen Trieb erschaffen, ich habe für ihn die Tora als Gewürz erschaffen“, denn „das Licht in Ihr korrigiert ihn.“ Korrigieren bedeutet, zu einem Zustand von “Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ zurückzukehren. Das heißt, das Licht bringt den Menschen zurück zur Eigenschaft des Gebens, zur Ähnlichkeit mit der Höheren Kraft. Dies ist, was der Mensch erreichen muss, so wie es geschrieben steht: „Kehre um, o Israel, zum Herrn, deinem Gott“ (Hosea 14:2).

Die Tora zeigt, wie das Ego, der Wille zu empfangen, solange wächst, bis er vollständig korrigiert ist. In diesem Abschnitt wird beschrieben, wie alle Eigenschaften sich verbinden, sich dann wieder trennen und ein Ungleichgewicht zwischen ihnen entsteht. Solange, bis daraus weiterentwickelte Eigenschaften hervorgebracht werden, welche dem Geben näher sind.

Jakob steht für den Beginn der Eigenschaft des Gebens im Menschen. Abraham, Isaak und Jakob sind die sogenannten Urväter. Jakob ist jedoch der Erste, der sowohl das Verlangen zu empfangen, als auch das Verlangen zu geben enthält, da es nur möglich ist, die mittlere Linie durch die beiden anderen, Abraham und Isaak, zu bilden. Jakob, die mittlere Linie, zeigt sich jedoch noch nicht auf der Ebene der Handlungen, sondern auf der Ebene der Entscheidung. Die “Handlungsebene“ wird erst durch die Söhne Jakobs erreicht. Von Ruben, dem Ältesten, bis Joseph, dem Jüngsten. Exakt in dieser Hierarchie liegen diese Eigenschaften im Menschen vor. Nach dieser Hierarchie wird das Ego in all seinen Formen korrigiert. 

Derjenige, der sie vollendet, ist Joseph, der Gerechte. Er fasst alle bisherigen Eigenschaften in der Eigenschaft Jessod (Fundament) zusammen, welche auch “der gerechte Joseph“ oder “der Gerechte aber, ist für die Ewigkeit gegründet“ genannt wird (Sprüche 10:25).

Joseph nutzt all seine vorangehenden Eigenschaften, seine Brüder, Keter, Chochma, Bina, Chessed, Gwura, Tiferet, Nezach, Hod und Jessod (Neun Sefirot) und führt sie in Malchut (Königreich, 10. Sefira) zusammen. Malchut ist der größte egoistische Wille zu empfangen, genannt Pharao oder Ägypten, und symbolisiert die Gesamtheit des Egos.

Sobald der Mensch den Zustand Jakob erreicht, in welchem er die Eigenschaften des Gebens von Abraham, der Eigenschaft von Chessed, über Gwura, Tiferet, Nezach, Hod bis Jessod offenbart, ist es Zeit, sich von den Vätern zu trennen und den Willen zu empfangen zu entdecken. Der Mensch muss in den Willen zu empfangen eindringen und dann durchdringt der Wille zu empfangen den Menschen.

Wenn der Mensch von beiden Eigenschaften, dem Empfangen und dem Geben durchdrungen ist, muss er erkennen, dass zuerst die Eigenschaft des Gebens in die Eigenschaft des Empfangens eindringt und dann beginnt, sie zu korrigieren. Anschließend kann er anfangen, den Teil des Willens zu empfangen, welcher korrigiert werden kann, aus der Herrschaft des Empfangens herauszunehmen.

Tritt der Mensch in den Willen zu empfangen ein, wird dies Exil genannt. Wenn er ihn verlässt, kommt er mit “großer Habe“ heraus. Damit ist gemeint, dass er große, egoistische Verlangen, welche Korrekturen verlangen, offenbart hat. Dies muss er jedoch als Erlösung betrachten, denn sobald sie korrigiert sind, hat der Mensch die “große Habe“, da er nun zusätzliche Kraft in der Eigenschaft des Gebens erlangt hat.

Durch all diese Exile und Erlösungen korrigiert der Mensch schlussendlich den gesamten bösen Trieb. So lernt er auch, den Prozess der Korrektur zu verstehen, lernt den Schöpfungsplan kennen und beginnt zu begreifen, wie er der Höheren Kraft ähnlich werden kann. Joseph, die höchste Eigenschaften des Gebens, durchläuft viele Prozesse, um sich von der Eigenschaft des Gebens abzulösen und sich darauf vorzubereiten, in die Eigenschaft des Empfangens, d.h. nach Ägypten, einzuziehen, um dies anschließend zu korrigieren.

Deshalb streitet er sich mit seinen Brüdern. Sie hassen ihn und lehnen ihn ab, weil sie nicht verstehen können, was er will. Die Brüder verstehen nicht, wie der Jüngste der Höchste sein kann, aber sie erkennen, dass Joseph anders ist als sie.

Die Söhne Jakobs, Banim, sind Yud-Hej-Waw-Hej, in jeweils drei Linien. Dies ergibt die zwölf Söhne. Joseph ist nicht nur der Höchste von ihnen, weil er bereit ist, sich mit ihnen zu verbinden, sondern sie beugen sich auch vor ihm, unterwerfen sich ihm. Während Joseph sich bereits mit Ägypten verbunden hat, akzeptieren die Brüder es, da sie noch nicht in Malchut eintreten sind, denn sie sehen, wie sich diese Situation später im Willen zu empfangen zum Zweck der Korrektur verwirklichen wird. Daraus folgt, dass der Mensch Phasen durchläuft, die ihm völlig falsch und schlecht erscheinen, so wie er auch das Verhalten der Brüder gegenüber Joseph nicht versteht.

In der Erzählung leidet Jakob und ist hilflos gegenüber den Entwicklungen. Seine Söhne wollen den Jüngsten Joseph sogar töten und belügen ihren Vater. Fremde retten Joseph zwar aus der Zisterne, wollen ihn aber verkaufen. Damit wird aufgezeigt, wie der Mensch sich von seinen egoistischen Eigenschaften trennen kann. Joseph sammelt die egoistischen Eigenschaften in der Eigenschaft von Jessod (Fundament, 9.Sefira) und kann sich dadurch davon abwenden, sie zu benutzen. In der Erzählung wird dies durch Josephs Verlassen des Landes Kanaan und durch das nach Ägypten Ziehen ausgedrückt.

Kommt der Mensch in Ägypten, dort wo die Eigenschaft des Gebens in den Willen zu empfangen eintritt, mit diesem Willen in Berührung, spürt das Ego sofort, wie viel es dadurch gewinnen und profitieren kann. Findet der Mensch heraus, dass er geben kann, um dadurch zu empfangen, wird er zum Kaufmann. Er kalkuliert jede Art des Gebens, und verbindet sich mit allen durch Verhandeln und kann so schlussendlich für sich daraus Gewinn ziehen. Der Mensch erkennt also, dass die Eigenschaft von Joseph für sein Ego sehr lukrativ sein kann. So bekommt er das Gefühl, geschickter, mächtiger, wichtiger und erfolgreicher als andere zu sein. Dabei verhält er sich um etwas zu empfangen nicht aggressiv, sondern erlangt alles durch die Überlegung “ich verkaufe dir dies und du verkaufst mir das“. So funktioniert die Entwicklung des Egos.

Wenn sich also die Eigenschaft Josephs mit dem Willen zu empfangen vermischt, indem sich in der Erzählung Joseph mit Ägypten vereinte, dann bringt das all jenen, die sich mit ihm in Ägypten befinden, großen Gewinn für deren eigene egoistischen Verlangen.

In der Tat ist dadurch der Gewinn so groß, dass der Wunsch entwickelt wird, das Geben zu nutzen, um zu empfangen. Der “sprechende Teil“ im Menschen aber, kann dem nicht zustimmen. Dies wird in der Erzählung beschrieben, als Joseph in das Haus von Potiphar kommt. Diese Situation ist für Joseph kein Problem, doch als Potiphars Frau auftritt, wird es für ihn zu viel. In diesem Zustand erkennt der “sprechende Teil“ im Menschen in sich ein Verlangen, welches geben, um zu empfangen möchte. Er spürt, dass er so von seinem Fundament abgeschnitten wird und damit ist er nicht einverstanden. Dadurch fühlt er sich hilflos und gefangen.

Diese Empfindung des “Gefangen-seins“ hält lange an und wächst durch die fremden Kräfte. In der Erzählung werden sie dargestellt vom obersten Mundschenk und den obersten Bäcker. Diese Eigenschaften im Menschen stehen in Kontakt mit der Kraft Joseph. Sie bringen und begleiten ihn zum Pharao. Joseph weiß, dass die Eigenschaft “oberster Bäcker“ zu den Kräften des Gebens gehört, mit welchen er nicht arbeiten kann. Deshalb wird der oberste Bäcker in der Geschichte getötet. Die Kräfte des Empfangens hingegen, der “oberste Mundschenk“, erwachen. Der oberste Mundschenk rettet Joseph nicht sofort, sondern erst nachdem der Mensch aus dem Abstieg erwacht.

In der Erzählung träumt der Mensch, um von einer Stufe zur nächsten aufzusteigen. Ein Traum ist ein Zustand, in dem der Mensch den jetzigen Zustand verliert und einen neuen erlangt. Die Eigenschaften des Mensch müssen umgedreht werden, damit er wiedergeboren werden kann.

Es gibt drei Zustände im Menschen. Sie werden Liegen, Sitzen und Stehen genannt. Das Liegen ist der Zustand des Träumens. In diesem Zustand befinden sich der Kopf, der Körper und die Beine auf derselben Ebene. Das bedeutet, dass der Mensch weder seinen Intellekt, noch seine Weisheit nutzt. In diesem Zustand kann er die Kelim (Gefäße) der nächsten Stufe erlangen. Er wird “umgedreht“. Wie in dieser Welt ein Neugeborenes bevor es aus dem Mutterleib heraustritt. Während es im Mutterleib mit dem Kopf nach oben liegt, dreht es sich zur Geburt mit dem Kopf nach unten. Ist es geboren, beginnt es den Kopf wieder nach oben zu wenden. Zu liegen bedeutet, das gesamte Mochin (Licht von Chochma, der Weisheit) zu verlieren. Auf diese Weise kann der Mensch von einem Zustand in den nächsten übergehen. Die vorherige Stufe geht zwar verloren, dafür beginnt er, die nächste Stufe zu erlangen, welche eine ganz neue Welt für den Menschen darstellt. Es ist die innere Erkenntnis, mit der er die Bedeutung vom “Morgen“, der nächsten Stufe, in die er eintritt, beginnt zu verstehen.

Dies kann nicht mit dem Begriff “träumen“ in dieser Welt verglichen werden. Die Tora meint damit den Eintritt auf eine höhere Ebene. Im Zustand des Träumens sieht sich der Mensch in weiterentwickelten Form, und er weiß, wie er Eigenschaften, wie den obersten Mundschenk, den obersten Bäcker und den Pharao, nutzen kann. Mit ihnen kann er vorankommen, da sie bereits in ihm enthalten sind.

Als am Ende der Erzählung Joseph wegen Potiphars Frau eingekerkert wird, entdeckt er die Eigenschaften des obersten Mundschenks und des obersten Bäckers. Weil er den obersten Bäcker tötet und die Eigenschaft des obersten Mundschenks weiter entwickelt, gelangt er in das Haus des Pharaos.

Über die gesamte Entwicklung der Generationen hinweg, gibt diesen Hass zwischen Brüdern. Zwischen Kain und Abel, zwischen Isaak und Ismael und zwischen Jakob und Esau. Dieser Hass wird als Klipa (Schale/Hülle) und Kedusha (Heiligkeit) definiert. In diesem Abschnitt gibt es zwölf Brüder, die Söhne Jakobs, welche alle Eigenschaften des Menschen sind. Der Hass zwischen ihnen ist so groß, dass sie bereit sind, ihren Bruder, die Eigenschaft Joseph zu töten.

Der Hass richtet sich nur gegen Joseph. Die anderen Brüder verstehen sich untereinander. Jeder von ihnen steht für eine andere Eigenschaft im Menschen. Der Mensch weiß jedoch nicht, wie er die vielen Eigenschaften in die “mittlere Linie“ integrieren kann, das heißt, wie er mit seinem Ego, seinem Willen zu empfangen zusammenarbeiten kann.

Joseph hingegen weiß was getan werden muss. Er erklärt seinen Brüdern, dass ein Mensch, nicht wie sie, die Eigenschaften des Gebens, sonder ein egoistisches Verlangen hat. Er aber wisse, wie er ihre Eigenschaften mit dem egoistischen Verlangen verbinden kann. Durch Josephs Erklärung wissen nun alle verschiedenen Eigenschaften, Chessed, Gwura, Tiferet, Nezach, Hod, dass sie durch das Geben etwas empfangen können, von rechten oder von linken Linie. Die Ausnahme ist Jessod, denn sie ist Joseph.

Die gesamte Struktur der zwölf Brüder, der zwölf Söhne Jakobs, besteht darin, dass sie alle über dem Ego arbeiten, über dem Willen zu empfangen und geben, um zu geben. Das liegt daran, dass die “mittlere Linie“, Jakob, der noch zum Rosh (Kopf) gehört, zur Stufe der Urväter, die alle Eigenschaften der Brüder gebiert, außer die von Joseph. Sie befinden sich auch alle im Geben, von unten nach oben.


Fragen und Antworten

Warum versteht Jakob dies alles und liebt Joseph um so mehr?

Jakob liebte Joseph, weil er seine Fortsetzung ist. Sie gehörten beide zur “mittleren Linie“ – Jakob auf der Stufe Tiferet (Schönheit, 6.Sefira) und Joseph in Stufe Jessod (Fundament, 9.Sefira).

Was ist damit gemeint, dass jeder Bruder für eine bestimmte Eigenschaft steht?

Die “zwölf Söhne Jakobs“ stellen Eigenschaften, die sich auf das Geben beziehen, dar. Eigentlich sind es elf, denn Joseph ist keine Eigenschaft. Er steht für die Ansammlung all dieser Eigenschaften.

Joseph bewirkt, dass der Mensch all diese Eigenschaften nehmen, sie in verschiedenen Kombinationen verbinden und dann mit seinem Ego nutzen kann. Denn diesen Eigenschaften ist nicht eigen, zu empfangen um zu geben. Doch durch Joseph kann der Mensch beginnen, auch diese Eigenschaften zu nutzen um mit seinem Ego zu arbeiten. Auf diese Weise kann er sich selbst korrigieren.

Was sind die verschiedenen Eigenschaften? 

Chessed (Barmherzigkeit, 4.Sefira)) zum Beispiel, ist die Eigenschaft des Gebens. Im Zustand von Chessed befindet sich der Mensch in Chassadim (Licht der Barmherzigkeit). Dieser Mensch gibt, trägt bei und tut alles, was er kann. Das wirft die Frage auf, wie sich das Ego der Eigenschaft des Gebens, Chessed anschließen kann. In diesem Zustand kann der Mensch geben, aber nur, weil er damit einen Gewinn erzielen will. So wird Joseph in Ägypten eingesetzt, zuerst im Haus des Potiphar und dann beim Pharao.

Joseph bringt ihnen die Eigenschaft von Chassadim und sie benutzen sie. Ägypten wird durch Joseph reich und blüht auf, weil die Menschen von Ägypten, die Egoisten, verstehen, dass das Geben so einen Nutzen für sie selbst bringt.

Die Eigenschaften des Gebens jedoch, verstehen nicht, wie es möglich ist, die egoistischen Eigenschaften als Unterstützung zu nutzen. Das zeigt sich in der Gegensätzlichkeit von Abraham und Isaak. Isaak liebt Ismael, doch diese hohe Eigenschaft kann ihre reine Form nicht beibehalten und sich gleichzeitig mit Malchut (Königreich, 10. Sefira), dem Willen zu empfangen, verbinden.

Dadurch entsteht ein sehr besonderer, komplizierter Prozess des Hasses und der Missverständnisse zwischen ihnen. Aber Joseph kann die Eigenschaften des Gebens mit dem Willen zu empfangen verbinden, so dass es schließlich den Eigenschaften des Gebens zugute kommt. Die Brüder, die Eigenschaften des Gebens, verstehen nicht, wie das möglich ist, und lehnen es daher ab. Auch der Mensch versteht nicht, wie dies möglich ist.

Die Weisheit der Kabbala lehrt, wie ein Mensch die Eigenschaften des Gebens richtig nutzen kann, um sein Ego zu korrigieren. Diese Ausrichtung verfolgt nur die Kabbala. Keine andere Weisheit beschäftigt sich damit. Nur die Kabbala lehrt nach der Methode der “drei Linien“. In allen Religionen, Glaubensrichtungen und Methoden wird versucht, das Ego, das Empfangen, zu eliminieren oder zu reduzieren. So scheint es diesen Mensch, dass sie nicht mehr egoistisch sind und alle im Geben wären.

Heißt das, die Seele des Menschen bildet sich zwischen der linken und der rechten Linien?

Ja, die Eigenschaften von Joseph und Jakob sind die “mittlere Linie“. Jakob ist der Rosh (Kopf) und Joseph ist das Ende der “mittleren Linie“, der Eingang zu Malchut, denn er ist Jessod, das Fundament. Joseph hat von Anfang an Kontakt zum Haus des Pharao und schlussendlich mit dem Pharao selbst. Deshalb wird er von seinen Brüdern  missverstanden. Sie verstehen nicht, was er tun will. Sie denken, dass sein Kontakt mit dem Willen zu empfangen, dem Pharao, ihnen schaden wird.

Dies beschreibt das Innere eines Menschen, und auch die Menschheit zeigt diesen Aufbau. Deshalb stößt die Weisheit der Kabbala auf Ablehnung. Die Menschen erkennen keinen Sinn darin und verstehen nicht, was sie bewirken kann. Für sie befasst sich die Kabbala mit etwas Seltsamen, der Korrektur des Menschen, dessen Seele. Es scheint unvernünftig, die erhabene Eigenschaft des Gebens mit dem Ego, mit allen den schrecklichen Auswirkungen des egoistischen Verlangens, zu verbinden. Aber aus diesem Grund wird die Methode die Weisheit des Empfangens, Weisheit der Kabbala genannt, denn sie lehrt, wie der Mensch gerade den bösesten Willen zu empfangen nutzt, um dadurch Liebe zu erlangen.

Mit allen anderen Methoden kann das Ziel der Schöpfung, die Korrektur des Menschen, also der Zustand “Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, nicht erreicht werden. Die oben beschriebene Meinung der Menschheit ist der Grund, warum die Regel der Tora, “Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ vergessen wird und sich niemand damit beschäftigen will.

Doch die Menschen müssen sich daran erinnern, dass sich all jene, durch jede Art von Religion und Glaube, nur scheinbar über das Ego erheben. Denn sie verstehen nicht, wie es möglich ist, das Ego des Menschen zu korrigieren. Sie führen deshalb nur oberflächliche Handlungen aus, ohne in das Ego einzutauchen und wirklich mit ihm zu arbeiten. Sie beschäftigen sich nicht mit der Essenz, welche heißt: „Ich habe den bösen Trieb erschaffen, ich habe für ihn die Tora als Gewürz erschaffen.“

In diesem Abschnitt wird deutlich, wie schwierig es ist, dies umzusetzen. Nun beginnt der Mensch den Grund für alle Zerstörungen, Übertretungen, die Probleme in der Wüste und all die Kämpfe zu verstehen. Jetzt muss er noch lernen, wie er die Eigenschaften des Gebens mit denen des Empfangens verbinden und so sein Ego korrigieren kann.

Lässt sich daraus ableiten, was heute in der Welt geschieht? Die Welt befindet sich in einer Art Sklaverei unter ihrem Ego. Wer ist der Joseph in dieser Welt?

Die “Josephs“ von heute sind diejenigen, welche über die Methode zur Korrektur des Egos Bescheid wissen, welche durch die Höhere Kraft in der Welt erscheint. Es sind diejenigen, welche die Weisheit der Kabbala studieren, wie geschrieben steht: „Ich habe für ihn die Tora als Gewürz erschaffen“, denn „das Licht in Ihr korrigiert ihn“. Die Weisheit der Kabbala ist die Methode des Lichts. Es ist aber sehr schwierig, dies der Welt zu erklären. Für die Menschen ist es schwer zu akzeptieren, dass der gegenseitigen Hass, und die aktuelle Krise, das Ergebnis des eigenen Egos ist und dass es einen Weg gibt, dieses Ego zu korrigieren.

Joseph wird als Sklave verkauft, geht nach Ägypten und nimmt dort Einfluss. Warum muss das heute den Menschen erklären werden?

Das ist die Aufgabe dieser Generation, die Weisheit der Kabbala, welche als “Shofar (Horn) des Messias“ bezeichnet wird, zu erklären und zu verbreiten. Sie muss in der ganzen Welt in Umlauf gebracht werden, denn dadurch wird sie in den “Völker der Welt“ aufgenommen, wie Joseph in Ägypten. Auf diese Weise werden die Funken des Gebens gesät, welche alle Mensch dazu bringen werden, den Grund für all die heutigen Schwierigkeiten zu erkennen, was dazu führen wird, dass auch sie aufsteigen können.

Die Probleme auf der Welt nehmen zu und es gibt keine Möglichkeit, sie zu vermeiden, denn die Evolution, der Abstieg, schreitet unaufhaltsam voran. Der gegenwärtige Zustand ist der Kampf zwischen den Eigenschaften des Empfangens und jenen des Gebens. Die Menschheit steht an einem Wendepunkt, deshalb ist dieser Tora Abschnitt sehr wichtig.

Der wesentliche Grund all dieser Probleme ist der “Hass unter Brüdern“. Das ist der Zustand, in dem die Welt sich heute befindet. Auf der einen Seite scheint es, als könnte man nichts tun. Es besteht Hass unter den Menschen und auch gegenüber der Weisheit der Kabbala. Es kann davon ausgegangen werden, dass er sich noch verstärken wird, weil es den Menschen trotz der Erklärungen des Problems durch die Weisheit der Kabbala schwer fällt, zu verstehen. Andererseits offenbart gerade dieser Umstand die beiden Gegensätze, die “Seele“ und den “Körper“ im Menschen. Es ist unmöglich, sie voneinander zu trennen, und Joseph ist die Kraft, die sie korrigiert wieder miteinander verbindet.

Lexikon Parasha WaJeshew

Joseph: Joseph ist Jessod (Fundament). Eine Stufe, die alle guten Eigenschaften, die Eigenschaften des Gebens, im Menschen vereint. Nur dadurch, dass sie die Gesamtheit aller Eigenschaften des Gebens ist, kann sie sich mit der Eigenschaft des Empfangens verbinden. Diese Stufe kann alle Eigenschaften des Gebens in ihrem höheren Teil, mit allen Eigenschaften des Empfangens in ihrem unteren Teil verbinden. Die Stufe Joseph bündelt all diese Eigenschaften.

Joseph wird auch “das Fundament der Welt“ genannt, denn die Welt existiert wirklich in dieser Eigenschaft, welche eine Verbindung von zwei Kräften ist. Der Eigenschaft des Gebens und jener des Empfangens. In dieser Welt treffen sich die Höhere Kraft – der Schöpfer und das Geschöpf.

Ich suche meine Brüder: Joseph weiß, dass er ohne die Kraft der Eigenschaften seine Brüder, welche sich über ihm befinden, nicht in der Lage ist, mit Ägypten umzugehen. Deshalb sagt er zu ihnen, als er sie in Ägypten trifft: „Siehe, wie fein und lieblich es ist, wenn Brüder in Eintracht beisammen sind“ (Psalm 133,1). In Ägypten wird deutlich, wie gut es ist, dass sich alle Brüder, alle gebenden Eigenschaften, in Ägypten zusammenfinden. Denn dies eröffnet die Möglichkeit zur Korrektur Ägyptens. Es öffnet die Tür zur Korrektur des menschlichen Egos.

 

Sohar für Alle, WaJeshew (Und er wohnte), Punkt 104

Und ein Mann fand ihn

„Joseph ist der Höhere Bund, Jessod von Seir Anpin (Kleines Gesicht). Solange der Bund Joseph existiert, existiert die Göttlichkeit, wie sie sollte, friedlich in Israel. Da Joseph, der Höhere Bund, die Welt verlässt, indem er als Sklave verkauft wird, wird der Bund – die Göttlichkeit und Israel – ins Exil geschickt.“

 

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