Parasha WaJigash / Tora Abschnitt „Und er trat heran“
1. Buch Mose, Genesis 44:18 – 47:27
Zusammenfassung
Im Abschnitt WaJigash (Und er trat heran) bittet Joseph seine Brüder, nachdem er den silbernen Kelch findet, den er selbst in Benjamins Habseligkeiten versteckt hat, Benjamin zurückzulassen. Juda erklärt Joseph, dass er ihn nicht zurücklassen kann, weil er für ihn verantwortlich ist und seinem Vater versprochen hat, ihn sicher zurückzubringen. Auch sagt er ihm, dass sie bereits einen Bruder verloren hätten, nicht wissend, dass es sein Bruder Joseph ist, der vor ihm steht und hinter den Kulissen die Fäden zieht.
Joseph beschließt, sich seinen Brüdern zu erkennen zu geben. Er erzählt ihnen, dass sich ihr Verkauf von ihm als Sklave sich zum Guten gewendet hat. Er könne nun seine Familie ernähren, denn er habe ganz Ägypten unter sich. Sie versöhnen sich und Joseph schickt seine Brüder mit Karren und Waren zu Jakob und bittet ihn, auch nach Ägypten zu kommen.
Zunächst kann Jakob die Geschichte nicht glauben, aber als die Brüder ihm die Geschenke Josephs überreichen, ist er begeistert und will, bevor er stirbt, nach Ägypten reisen, um Joseph zu sehen. Auf dem Weg nach Ägypten hält Jakob an und bringt ein Opfer dar. Der Schöpfer erscheint ihm und gibt ihm das Versprechen, dass seine Nachkommen in Ägypten ein großes Volk sein und schließlich alle in das Land Israel zurückkehren werden.
Als Jakob und Josephs Brüder in Ägypten, im Land Gosen, ankommen, begegnen sie dort Joseph. Er beginnt zu weinen, als er seinen Vater nach all den Jahren wiedersieht. Er berichtet ihnen, dass der Pharao sie treffen will.
Joseph bereitet sie auf das Treffen vor und rät seinen Brüdern und Jakob zu sagen, dass sie Hirten seien und an einem von Ägypten getrennten Ort, dem Land Gosen, leben möchten. Anschließend stellt Joseph seinen Vater und seine Brüder dem Pharao vor. Dieser willigt ein, dass sie im Land Gosen leben dürfen.
Die Hungersnot hält an, doch Joseph kann für alle sogen. Schlussendlich geben die Ägypter und alle anderen ihr Geld dem Pharao und schließlich sich selbst als Sklaven.
Am Ende des Abschnitts führt Joseph ein Steuersystem ein, bei dem der Pharao über das gesamte Vermögen seines Volkes verfügt. Der Pharao stellt allen Ägyptern Saatgut von Getreide zur Verfügung, und sie geben ihm dafür einen Fünftel ihrer Ernte.
Kommentar von Rav Michael Laitman
Der Abschnitt WaJigash beschreibt sowohl den inneren Prozess der Entwicklung des Menschen, als auch den ganzen Prozess der Korrektur der Welt. Der Mensch und die Welt sind eins, das Einzelne und das Gesamte sind gleich.
Dies ist ein besonderer Abschnitt. Er befasst sich mit der spirituellen Kraft, die in einen gewöhnlichen Menschen eintritt und beginnt, ihn zu korrigieren.
Um sich zu verbinden, braucht der Mensch sinnbildlich Himmel und Erde, sowohl die physische Kraft, als auch die spirituelle Kraft. Die beiden Kräfte – die der Höheren Kraft und jene des Geschöpfes – verbinden sich, und der Mensch wächst aus ihnen heraus. Es ist der eigentliche Zweck seiner Entwicklung, die Materie mit der menschlichen Form, die der Höheren Kraft ähnlich ist, zu verbinden.
Es ist nicht einfach, diese beiden Kräfte aus denen die Schöpfung besteht zu verbinden. Der Mensch muss die gebende Kraft, den Schöpfer, und die empfangende Kraft, das Geschöpf, das die gebende Kraft bewusst als Abbild seiner selbst erschaffen hat vereinen.
Die beiden Kräfte müssen sich verbinden, damit das Geschöpf in die Höhere Kraft aufgenommen wird und die Höhere Kraft in das Geschöpf, sodass es ein Verständnis, eine Verschmelzung zwischen ihnen gibt. In dieser Verbindung kann das Geschöpf Bitten an die Höhere Kraft richten, welche sie versteht und dem Geschöpf durch die gegenseitige Verbindung, durch den Teil der Höheren Kraft, der im Geschöpf ist, etwas gibt. So kann auch das Geschöpf die Höhere Kraft verstehen.
Es ist wie mit Beziehungen zwischen Menschen. Angenommen, zwei Menschen kennen sich nicht. Aber wenn sie einander von sich erzählen und mit dem anderen mitfühlen, erhält so jeder einen Teil vom anderen. Die Verbindung zwischen ihnen wird durch jene Dinge, die sie gemeinsam haben, hergestellt. Auch an Materiellem kann dies beobachtet werden. Der Mensch stellt z.B. Werkzeuge her, damit er Instrumente auf die gleiche Wellenlänge regulieren kann, damit sie sich „verstehen“. Wenn ein Computer einen anderen “verstehen“ soll, braucht es dafür ein Modem. usw.
Ähnlich verhält es sich mit der Verbindung zwischen der Höheren Kraft und dem Geschöpf. Das ganze Ziel der Schöpfung ist, dass das Geschöpf zu Dwekut (Anhaftung) mit der Stufe der Höheren Kraft aufsteigt. Dies erreicht er entsprechend seiner Gleichheit der Form, der Gleichheit der Eigenschaften. Schlussendlich soll der Mensch die Eigenschaften der Höheren Kraft, des Gebens, haben.
Doch „das Trachten des menschlichen Herzens ist böse von seiner Jugend an“ (1. Mose 8:21). Der Mensch ist „Pharao“. Das ist seine Natur, sein „ich“. Die erste Eigenschaft der Höheren Kraft, die im Menschen erscheint, ist Abraham. Deshalb wird er „Vater des Volkes“ genannt. Dies meint die Eigenschaft des Gebens in einem Menschen.
Aus der Linie Abrahams, der rechten Linie, der Linie von Chessed (Barmherzigkeit), geht die Eigenschaft von Gwura (Gericht, Urteil), Isaak, hervor. Und schließlich erscheint die Eigenschaft von Tiferet (Schönheit), Jakob.
Jakob ist der Beginn der Bildung der richtigen Verbindung zwischen Abraham und Isaak. Das macht ihn zu etwas Besonderem unter den Urvätern. Er kann beide Kräfte, Geben und Empfangen, in sich vereinen und in der „Mittleren Linie“ ausrichten.
Aber das ist nicht genug. Der Mensch muss selbst lernen, wie er diese drei Linien, welche von Oben, von der Natur, zu ihm kommen, umsetzen kann. Der Abschnitt beschreibt, wie die Kraft von Oben den Menschen schrittweise durchdringt, so wie Wasser in den Boden sickert, um an den Ort zu gelangen, an dem es trocken ist, wie eben in Ägypten.
Der Kern des Problems von Jakob liegt in den Eigenschaften, die seine Söhnen darstellen. Mit Ausnahme von Joseph verstehen sie nicht, was ihre Aufgabe ist. Joseph weiß, dass es notwendig ist, alle Söhne Jakobs zu vereinen. Er sagt ihnen: „Ihr werdet euch alle vor mir verneigen, denn ich bin Jessod, das Fundament, das euch vereint.“ Aber sie verstehen das nicht.
Obwohl der Mensch alle Eigenschaften in sich trägt und versucht, sie miteinander zu verbinden, hat er keine Ahnung, wie es funktioniert. Deshalb lernt er durch das „Verkaufen“ und „Kaufen“, wie er mit diesen Eigenschaften arbeiten kann.
Die Weisheit der Kabbala befasst sich nicht mit historischen Ereignissen, sondern mit der Korrektur des Innern eines Menschen. Im gesamten Prozess der Arbeit geht es um die Korrektur. Zuerst nimmt der Mensch die Eigenschaft des Gebens, der Liebe, der Sorge um andere an. Dadurch nähert er sich der Höheren Kraft an, verändert sich und korrigiert sich selbst.
In diesem Abschnitt wird, beginnend mit dem Verkauf Josephs an Ägypten, beschrieben, wie der Prozess voranschreitet. Joseph ist die Kraft des Gebens, während mit Ägypten die Gefäße, das „Verlangen des Empfangens“ gemeint sind. Das „Verlangen zu empfangen“ kann nur bei jemandem funktionieren, der nicht weit entwickelt ist. Joseph ist eine Eigenschaft, die bereits weiß, wie man Werkzeuge durch andere austauscht, wie man verkauft und kauft. Er gibt von seiner Ernte und erhält im Gegenzug etwas anderes von den Ägyptern, welche etwas produzieren, wie zum Beispiel Werkzeuge.
Durch Verhandeln, Geben und Empfangen ist es möglich, sich zu verbinden, Reichtum zu erlangen und Stufen aufzusteigen. Die Eigenschaft von Joseph ermöglicht dies, weil er es versteht, egoistische Teile zu verbinden, welche sich sonst nicht verbinden können. Dies ist der Prozess, den ein Mensch in Ägypten erlebt. So geschieht es auch in der physischen Welt.
Die Menschen des Volkes Israel leben, arbeiten und wirken unter den Völkern der Welt. Sie stellen in der Bildung, der Kultur, aber vor allem im Handel eine Verbindung zwischen allen Völkern dar. Der Handel floriert und die Industrie entwickelt sich, so wie es in der Erzählung in Ägypten geschieht. Mit dem Wohlstand kommt aber auch ein Probleme – je mehr man wächst, desto mehr neigt man zum Abstieg, zum Fall und zur Entdeckung von neuem Bösen.
Daraus entstehen die Jahre des Überflusses und die Jahre des Hungers. Nur die Kraft des Gebens kann sie steuern. Je mehr der Mensch in seiner Korrektur vorankommt, desto einfacher durchläuft er den Prozess in richtiger und guter Weise. So zieht das Haus Jakobs, alle früheren Eigenschaften des Gebens, nach Ägypten, in den Willen zu empfangen. Dadurch wird er so angereichert, dass als Jakob mit seiner Familie nach Ägypten kommt, der Pharao bereits versteht, wie viel er dadurch gewinnt.
Wenn der Mensch beginnt, mit den Gefäßen des Gebens so zu arbeiten – ich helfe dir und du hilfst mir – entwickelt sich dadurch sein Ego. Wer es versteht, sich mit anderen zu verbinden und sich mit ihnen auszutauschen, weiß, wie er mit der Kraft des Empfangens und der Kraft des Gebens zusammenarbeiten kann.
Am Anfang wird diese Arbeit lo liShma (nicht für Ihren (Tora) Namen) genannt, da der Mensch noch immer profitiert und für sich empfängt. Er denkt, dass alles gut läuft, und arbeitet deshalb mit beiden Kräften. Sind die Höheren Kräfte in einem Menschen enthalten, beginnt er die Entwicklung des Prozesses zu erkennen und bekommt das Gefühl, welches das „Exil“ und der „Auszugs aus Ägypten“ bedeutet.
Dies geschieht trotz der Tatsache, dass beide Kräfte, die Kraft des Gebens und die Kraft des Empfangens, die sich im Menschen befinden, zunächst zugunsten des Egos arbeiten und sich der Pharao daran bereichert. Mit anderen Worten, der fünfte Teil, Malchut, von Keter, Chochma, Bina, Seir Anpin und Malchut, erhält dadurch Fülle.
Das Ego empfängt einen gewissen Prozentsatz des gesamten Gewinns und wächst dadurch. In der Erzählung geschieht dies auch mit allen Ägypter, den egoistischen Eigenschaften – sie leben und wachsen. Auch das Haus Jakob wächst. Es vervielfältigt sich, indem es mehr vom ägyptischen Ego, dem Willen zu empfangen, in sich aufnimmt.
Der Mensch fügt in seinem Leben dem Ego immer etwas hinzu, indem er wächst und sich weiterentwickelt. Dies dient der Vorbereitung auf den Prozess der Korrektur. Studiert ein Mensch die Weisheit der Kabbala, genießt er diese Welt ebenso, wie einen gewissen Anteil der spirituellen Welt und profitiert von beiden. Während er sich in dieser Welt befindet, lernt er zu verstehen und zu fühlen, was mit ihm geschieht und erhebt sich dadurch scheinbar über andere. Dieser Mensch profitiert von der Weisheit der Kabbala und hat das Gefühl, dass er so von beiden Welten einen Nutzen ziehen kann. Das ändert sich jedoch nach einiger Zeit.
In der Erzählung gewinnt nun sowohl das Haus des Pharao als auch das Haus Jakobs an Reichtum. Der Gewinn beruht auf den Eigenschaften der Höheren Kraft und auf jenen des Geschöpfes. Der Wille zu empfangen und das Verlangen zu geben vermischen sich und arbeiten zusammen. Es gibt eine große Verbindung zwischen ihnen, bis sie an einen Punkt kommen, an dem es nicht weitergeht.
An diesem Punkt steht diese Welt derzeit. Bis jetzt hat die Menschheit die Kraft des Gebens genutzt, um Technologien, Techniken, Instrumente und vieles mehr zu entwickeln. Nun befindet sie sich in einem globalen Netzwerk von Industrie und Handel in allen Bereichen. Die Menschen erlangen die Erkenntnis des Bösen und die Einsicht, dass alle miteinander verbunden sein müssen, um weiter voranzukommen. Aber das Ego hindert sie daran.
Das erleben die Kinder Israels in Ägypten – einen Zustand, der sie weiter, auf eine höhere Stufe, in das Land Israel bringt. Auch diese Welt muss aus der Krise heraus und auf die Ebene des Landes Israel kommen, um aller Willen.
Fragen und Antworten
Die Welt bewegt sich auf die „Jahre des Hungers“ zu, doch die Mehrheit der Menschen weigert sich, dies zu erkennen. Wo ist die Eigenschaft von Joseph heute, die Eigenschaft, welche sagt, dass die Menschen in den „guten Jahren“ sammeln müssen, damit sie die Hungerjahre überstehen?
In der Zeit des Überflusses ist alles groß. Joseph ist in Malchut, in Ägypten. Mit der Zeit des Hungers, beginnt die zweite Hälfte des Exils in Ägypten. Nun spürt der Mensch das Exil. Das ist der Zeitpunkt, an dem Joseph seine Rolle beendet und nicht mehr existiert.
Die neun Sefirot – Keter, Chochma, Bina, Chessed, Gwura, Tiferet, Nezach, Hod und Jessod – sind der Abstieg der Erfüllung von oben nach unten. Joseph ist die neunte Sefira. Er sammelt die vorherigen acht Sefirot und bringt sie zu Malchut. Deshalb wird er Joseph, vom hebräischen Wort Osef (sammeln), genannt. Malchut ist das ganze Ego, der Wille zu empfangen, die Eigenschaft des Geschöpfes, der Mensch. Joseph beinhaltet alle vorherigen Eigenschaften, die Eigenschaften der Höheren Kraft, die Fülle und Licht für alle.
[…]
Was geschieht heute in der Welt?
Die aktuelle Situation der Welt zeigt, dass die Menschheit sich an einem Wendepunkt befindet. Es ist offensichtlich, dass der Pharao die Kontrolle übernimmt, so dass die Menschen einerseits Zustände des Hungers und andererseits Zustände des Überflusses erleben. Auch Joseph tritt auf und sagt dem Pharao, dass er keine andere Wahl hat, als eine neue Ordnung in Ägypten zu schaffen. Alles wird unter seiner Kontrolle stehen. Er gibt allen Saatgut und erhält zwanzig Prozent Steuern von ihnen. Das Ganze muss er so aufteilen, um das Volk Israel schlussendlich arm zu machen.
Mit anderen Worten, die egoistischen Verlangen müssen sich „arm“ fühlen, so dass sie, um zu überleben, nichts anderes tun können, als sich dem Ego zu ergeben. Das was sie aufrechterhält, ist die Verbindung mit Joseph. Er gibt ihnen Saatgut und Nahrung, und somit das Leben. Dafür erhält er von ihnen eine Steuer.
So muss sich auch die Menschheit fühlen – dass nur die Kraft der Verbindung in der Welt sie vereinen kann und es erlaubt, voranzukommen und weiter zu leben.
Dafür müssen diese Zustände zuerst studiert werden. Der Mensch muss diesen ganzen Prozess durchlaufen um zur Erkenntnis zu gelangen, dass er sich selbst, seinen Pharao, korrigieren muss. Er muss sich über ihn erheben und Ägypten verlassen. Der ganze Prozess ist auf das Verlassen Ägyptens ausgerichtet.
Zur Korrektur Ägyptens sind zwei Vorgänge nötig. Als erstes muss der Mensch, wenn er eine bestimmte Eigenschaft von sich korrigieren will, aufhören, sie zu benutzten. Danach kann er sich ihr annähern um auf eine neue Weise mit ihr arbeiten, vielleicht in geringerem Maße als zuvor. In der materiellen Welt zum Beispiel, wenn jemand aus gesundheitlichen Gründen kein Salz zu sich nehmen darf, vermeidet er es zunächst vollständig und nimmt dann wieder kleine Mengen davon zu sich.
Die Menschen müssen aus Ägypten ausbrechen und sich wirklich und vollständig verbinden. Solange sie sich in Ägypten befinden, können sie dies nicht. Nur die Kinder Israels können sich in Ägypten verbinden, und das auch nur auf eine bestimmte Weise. Wenn der Mensch sich in seinem Ego befindet, aber trotzdem versucht, sich zu entwickeln, um im Einklang mit der Natur zu sein, entdeckt er plötzlich, dass das genau das Gegenteil passiert. Alles, was der Mensch aufbaut, wird vom Ego, dem Willen zu empfangen, eingenommen. Er kann nichts dagegen tun. Heute sieht man, wie alles, was in dieser Welt aufgebaut wurde, bedroht ist. Es wird verschwinden, keine Erinnerung hinterlassen und für die Zukunft der Kinder und Enkelkinder, gibt es keine Garantie.
Wohin wird das führen?
Wenn man darüber nachdenkt, könnte man denken, dass es keinen Sinn mehr hat, Kinder zu bekommen. Wenn es keinen Höheren Plan gäbe, dem der Mensch vertraut könnte, dann wäre es wirklich so. Aber es gibt zum Glück einen Plan.
Joseph behandelt seine Familie besonders. Er plant alles für sie, was zeigt, dass er sich um sie kümmerte. Gibt es in der spirituellen Welt so etwas wie „der Begünstigte“ zu sein?
Ägypten kann ohne die Kinder Israels nicht existieren, und so kann auch die Welt ohne die gebenden Eigenschaften nicht existieren. Auch der Mensch kann ohne Kontakt zur Höheren Kraft nicht existieren. Nun ist er im Begriff zu lernen, wie er sie auch wirklich spüren kann. Nur wenn er sich mit der ganzen Welt verbindet, also mit den Eigenschaften von Ägypten, wird er dies können.
Joseph ordnet an, dass die Kinder Israels nur außerhalb Ägyptens, im Land Gosen, leben sollen. Dies deshalb, weil der Mensch, um voranzukommen, seine Gefäße des Empfangens von den Gefäßen des Gebens getrennt halten muss. Andernfalls kann es geschehen, dass er feststellt, dass er nur für das Ego arbeitet und so nie in der Lage sein wird, aus diesem herauszukommen.
Um Ägypten richtig zu verwalten, müssen die Eigenschaften des Gebens außerhalb von Ägypten sein. Deshalb arbeiten die Kinder Israels, die sich im Land Gosen außerhalb Ägyptens befinden, in Berufen, die in den Augen der Ägypter unwürdig erscheinen, wie z.B. als Hirten. So scheint es, als ob sie nur dazu da sind, die Eigenschaften des Empfangens mit den Eigenschaften des Gebens zu „ernähren“. Für die Ägypter muss es so aussehen, da sie selbst alle Eigenschaften des Gebens so nutzen, dass sie die Eigenschaften des Empfangens, das Ego, füllen. In Wirklichkeit aber, arbeitet das Volk Israel anders. Es benutzt sein ganzes Ego so, dass die Eigenschaften des Empfangens nur daran arbeiten, die Eigenschaften des Gebens zu entwickeln.
Es scheint, als ob Joseph seine Familie begünstigt und ihr den Vorzug gibt.
Das ist richtig, aber selbst der Pharao versteht, dass es zu seinem eigenen Besten ist. Allerdings nur bis zu dem Moment, in dem Joseph sich von ihm trennt. Solange beide den Willen zu empfangen haben, lohnt es sich für einen Menschen. Diese Zeit wird lo liShma (nicht für Ihren (Tora) Namen) genannt. […]
Auf diese Weise kommt der Mensch voran, bis er in eine Krise kommt, zu einem Hindernis, das er nur mühsam überwinden kann. Dieser Übergang findet am Fuße des Berges Sinai (Hass) statt, wo der „Mensch mit einem Herzen“, geboren wird.
Sohar für Alle, Wajigash (Und er trat heran), Punkt 22
Nefesh, Ruach, Neshama
„Dann … näherte sich ihm“ ist die Annäherung der einen Welt in die andere Welt. Die Annäherung der unteren Welt, Nukwa, Nefesh mit Juda, an die Höhere Welt, Jessod de SA, Ruach, oder Joseph, so dass alles eins wird. Weil Juda und Joseph Könige waren, näherten sie sich einander an und schlossen sich ineinander ein.“
Es gibt viele Unterscheidungen während des gesamten Prozesses. Beginnend mit Josephs Verkauf, über seine Ankunft in Ägypten, der Aussendung der Brüder und der Wiedervereinigung. In diesem Prozess verbindet der Mensch in sich die Eigenschaft der Höheren Kraft und jene des Geschöpfes.
Die Verbindung zwischen den Eigenschaften des Gebens und jenen des Empfangens im Menschen ist nicht so einfach. Dies zeigt sich dem Menschen auch bei seinen Freunden. Besonders bei jenen, die mit dem Kabbala Studium beginnen. Es ist schwer für sie, diese spirituellen Eigenschaften anzunehmen, da sie diese noch nie zuvor gespürt haben. Mit den Freunden zusammen beginnet er zu spüren, dass es Geben, Liebe und Verbindung gibt. Eine neue Art die Welt wahrzunehmen.
Lexikon Parasha WaJigash
Sklave Er steht für das Verlangen des Menschen. Allgemeinen wird in der Kabbala immer über das Verlangen gesprochen. Die ganze Schöpfung ist ein einziger Wille zu empfangen, aufgeteilt in 613 Verlangen. Ein „Sklave“ ist eines dieser Verlangen, das unter der vollständigen Kontrolle des Unteren steht. Er befindet sich entweder auf der Seite des Pharaos, ist sein Diener, oder auf der Seite der Höheren Kraft und dient ihr. Er kann nicht in der Mitte zwischen ihnen sein.
Sohar für Alle, WaJigash (Und er trat heran), Artikel 112
Nehmt Wagen […] für eure Kleinen
„Israel war unter der Herrschaft dieser Färse für REDU (Gematria: 210) Jahre, als sie in Ägypten waren. […] Nur um diesen Wagen, der WAK (Waw Kzawot – 6 Kanten) der Linken ist, zu prüfen, war Israel mehrere Male und mehrere Jahre unter der Klipa (Schale/Hülle) Ägyptens, da es verboten ist, mehr als dieses Maß, „Wagen“ genannt, aus Ägypten mitzunehmen.“
Das Exil soll insgesamt 400 Jahre dauern, also vier Bchinot (Aspekte, Phasen), aber die Menschheit verbrachte nur 210 Jahre im Exil. Das ist deshalb die Wurzel aller anderen Exile.
Versprechen In diesem Abschnitt bedeutet es, das Joseph aus Ägypten herauskommen kann. Die Schwierigkeit dabei ist, wie der Mensch mit seinem Ego arbeiten und sich sicher sein kann, dass es ihn am Ende nicht ganz verschlingt. Deshalb wird Joseph in der Erzählung geraten, für eine gewisse Zeit nach Ägypten zu gehen. So würde er mit großer „Habe“ in das Land Israel zurückkehren.
weinen Das ist ein Zustand von Katnut (Kleinheit). Dann, wenn der Mensch von einem Zustand in den anderen wechselt. Dazwischen muss er „klein“ sein, wie ein Embryo oder ein Neugeborenes, das weint. Dies sind Merkmale von Katnut. In diesem Zustand hat der Mensch noch kein Mochin (Verstand, Lichter der Weisheit). Er versteht noch nicht, wo er ist oder warum er existiert. Deshalb befindet er sich im Leid, in einer Notlage, an einem beengten Ort, an dem es nicht genügend Chassadim (Barmherzigkeit) gibt. Daher weint er.
Getreide Dies ist eine Pflanze, die aus dem Unbelebten heraus wächst. Es symbolisiert die Fähigkeit, sich aus dem Willen zu empfangen, dem egoistischen Verlangen, welches das Unbelebte ist, zu erheben. Wenn in der materielle Welt ein Same sich im Unbelebten befindet und man ihm Wasser, Mineralien und die richtige Pflege gibt, wächst daraus eine Pflanze – die nächste Stufe der Evolution.
Auch alles Spirituelle geht aus der Unbelebten Stufe hervor. Der Wille zu empfangen ist die Grundlage, und die Formen, die daraus hervorgehen – die pflanzliche, tierische und sprechende – sind Formen des Verlangens zu geben, vereint mit dem Willen zu empfangen. Davon ist der Wille zu empfangen die ganze Substanz. Ist zum Beispiel die Form pflanzlich, wird die nächst höhere Form davon tierisch sein, gefolgt von der sprechenden Form.
Segen Er ist die Höhere Kraft, die von Bina ausgeht. Bet (2.Buchstabe im Hebr. Alphabet) ist Beracha (Segen). Ohne die Höhere Kraft gibt es kein Wachstum. Sie ist ähnlich dem Wasser, welches die Kraft von Bina in unserer Welt darstellt.
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