Parasha WaJechi / Tora Abschnitt “Und er lebte“

1. Buch MoseGenesis 47:28 – 50:26

Zusammenfassung

Im Abschnitt WaJechi (Und er lebte) folgen Jakob und seine Söhne Joseph nach Ägypten. Als die Zeit von Jakobs Tod näher rückt, ruft er Joseph zu sich, der ihm schwört, dass er ihn im Land Israel und nicht in Ägypten begraben werde. Joseph bittet seinen Vater, seine beiden Söhne Ephraim und Menasse zu segnen, bevor er stirbt. Jakob segnet sie und sagt, dass sie wie seine Söhne Ruben und Simeon sein werden. Anschließend segnet Jakob seine übrigen Söhne und befiehlt ihnen, ihn in der Höhle von Machpelah im Land Israel zu begraben.

Nach dem Tod seines Vaters erhält Joseph vom Pharao die Erlaubnis, diesen im Land Israel zu begraben. Jakob geht mit seinen Brüdern und allen Ältesten Ägyptens nach Kanaan, und begräbt seinen Vater in der Höhle von Machpelah und kehrt anschließend nach Ägypten zurück.

Auf dem Rückweg fürchten seine Brüder, dass er sich an ihnen rächen wird, weil sie ihn als Sklave verkauft haben, aber Joseph beruhigt sie. Er verspricht ihnen, dass er immer ihr Bruder und nicht ihr Feind sein werde.

Jakobs Segen geht in Erfüllung und Menasse und Ephraim bekommen viele Kinder. Gegen Ende des Abschnitts liegt auch Joseph im Sterben. Er ruft seine Brüder zu sich und sagt ihnen, dass der Schöpfer sie und seine Söhne aus Ägypten herausführen wird. Er befiehlt ihnen, seine Gebeine zu nehmen und sie im Land Israel zu begraben.


Kommentar von Rav Michael Laitman

Die Tora lehrt, wie der Mensch seine Seele entwickeln kann. Am Anfang hat er nur den Punkt im Herzen. Er erscheint, wenn der Mensch beginnt, nach dem Grund und dem Sinn des Lebens zu fragen. Durch diese Frage beginnt er zu erkennen, dass das Leben nicht nur dazu bestimmt ist, für etwa siebzig Jahre in dieser Welt zu leben. Vielmehr wurde dem Menschen dieses Leben als eine Gelegenheit gegeben, die Seele zu entwickeln.

Die Seele entwickelt sich aus dem bösen Trieb, welcher dem „korrigierenden Licht“ entgegengesetzt ist. Korrigiert der Mensch den „bösen Trieb“ mit Hilfe des korrigierenden Lichts, entwickelt er die Seele. So wird aus dem „bösen Trieb“ der „gute Trieb“.

Diese Korrektur bedeutet nicht nur gute zwischenmenschliche Beziehungen zu haben. Vielmehr beginnt der Mensch durch das Licht, die spirituelle Welt, die Göttlichkeit, zu erfahren. Es steht geschrieben: „Ihr werdet eure Welt in eurem Leben sehen“(1).

Der Abschnitt WaJechi handelt von den drei Ur-Kräften: Abraham, Isaak und Jakob, welche Chessed, Gwura und Tiferet sind. Diese Kräfte existieren in der Seele jedes Menschen, und somit auch in der gesamten Seele, die Adam genannt wird. Abraham und Isaak sind die zwei entgegengesetzte Linien, rechts und links, Chessed und Gwura. Die Eigenschaft des ältesten Urvaters Jakobs schließt in sich Abraham und Isaak mit ein und bildet die „mittlere Linie“. Die Nutzung der Eigenschaft von Jakob, d.h. der beiden Kräfte, die in ihr existieren, ermöglicht den Menschen zum ersten Mal auf richtige Art seine Seele zu korrigieren.

Das Ergebnis aus der Verwendung der Kräfte Jakobs sind seine Söhne. Die „Söhne“ sind Eigenschaften, die aus der Eigenschaft Jakobs hervorgehen, der Eigenschaft der „mittleren Linie“, die alle Kräfte der Natur nutzt, um die Seele des Menschen zu entwickeln. Sie ist der göttliche Teil eines jeden Menschen. Der Prozess der Bildung der Sefirot (Erleuchtung) endet mit der Eigenschaft Josephs. Er ist das Fundament, das alle vorangegangenen Eigenschaften, Chessed, Gwura, Tiferet, Nezach und Hod im Menschen verbindet. 

Der „gerechte Joseph“ wird Jessod (Fundament) genannt, denn „der Gerechte aber, ist für die Ewigkeit gegründet“(Sprüche 10:25). Anders ausgelegt: Er ist das Fundament der Welt. Die Welt ist die Struktur, welche auf Malchut, auf ganz Israel, auf all die Verlangen des Menschen wirkt.

Ägypten steht für die Verlangen, das Ego des Menschen. Wenn der Mensch die Höhere Struktur, die Chessed, Gwura, Tiferet, Nezach, Hod und Jessod enthält, richtig ausrichtet, kann er im Bezug auf Ägypten in sich, dem Pharao, dem „bösen Trieb“, richtig handeln.

Im diesem Abschnitt wird der Beginn der Zusammenarbeit des Menschen mit dem göttlichen Teil in ihm, zu dem die Urväter einschließlich Joseph gehören, beschrieben. Die gemeinsame Arbeit betrifft alle Eigenschaften Israels, welche zum Ego absteigen und in ihm zu handeln beginnen. Die Tora lehrt, wie der Mensch mit sich selber arbeiten soll. Er entdeckt in sich selbst, all die erhabenen Eigenschaften der neun oberen Sefirot, welche mit Jessod, Joseph, enden und ihm durch die zehnte Sefira Malchut, dem Pharao, verleihen werden.

Jakob ist der obere Teil der Eigenschaften der Höheren Kraft – Abraham, Isaak und Jakob. Sie bilden das obere Drittel, also Chessed, Gwura und Tiferet. Die Eigenschaften von Nezach, Hod und Jessod bilden das untere Drittel und sind die Eigenschaften des Hauses Jakob und der Söhne Jakobs, einschließlich Joseph. Wenn diese Eigenschaften in Ägypten richtig wirken, erfährt Ägypten Überfluss, es herrscht Glück und Entwicklung findet statt.

Der Tod Jakobs steht für den Abschluss der Aufgabe des höheren Teils der Struktur der Seele, welche durch Joseph in Ägypten durchgeführt wird. Jakob ist die „mittlere Linie“. Wenn diese Eigenschaft durch Joseph nach Ägypten absteigt und er sich um die Ägypter kümmert, wird Ägypten bereichert und alle, einschließlich des Pharaos, sind zufrieden.

In diesem Prozess kommen Kräfte des Gebens nach Ägypten und entwickeln sich zunehmend im egoistischen Willen zu empfangen. Die Kraft des Gebens versteht, dass sie davon profitieren kann. 

In der materiellen Welt zeigt sich dies zum Beispiel durch die Art des Umgangs mit anderen oder durch die Rücksichtnahme gegenüber anderen. Es ist auch vergleichbar mit dem heutigen internationalen Handel, der vom Gefühl angetrieben wird, dass man durch den anderen profitieren kann. Dies ist die Entwicklung der Eigenschaft des Gebens, die noch immer mit den Eigenschaften des Empfangens zusammenarbeitet.

Die Eigenschaft Jakobs steigt zu Malchut, Ägypten, zum gesamten Willen zu empfangen ab. Diese Eigenschaft ist wie ein „trojanisches Pferd“, das in das Ego eindringt. Der Wille zu empfangen versorgt das Ego mit allem, was ihm Genuss bringt. Das Ego genießt die Eigenschaft des Gebens, die in ihm zu seinem eigenen Wohl arbeitet. Es hat das Gefühl, dass alles problemlos verläuft. Dies geht so lange, bis der Mensch den Zustand erreicht hat, in dem er spürt, dass etwas zum Ende gehtt.

In Ägypten geschieht etwas Ähnliches: Jakob stirbt, und die Ältesten Ägyptens führen ihn mit dem Segen des Pharaos in das Land Kanaan, in die Höhle von Machpelah, wo er von seinen Söhnen begraben wird. Der Name der Höhle, „Machpelah“ stammt vom hebr.Wort Hachpalah (Verdopplung). In dieser Höhle befinden sich zwei Welten – Bina und Malchut – die miteinander verbunden sind.

Als nach einer Weile die Söhne Jakobs nach Ägypten zurückkehren, wiederholt sich die Geschichte, dieses mal stirbt Joseph. Anders als Jakob bleibt Joseph in Ägypten und erst nach einiger Zeit werden seine Gebeine herausgebracht. Das heißt, die Gebeine, das Fundament, welches in Ägypten verankert ist – die Eigenschaften des Gebens, die mit dem egoistischen Willen zu empfangen zusammenarbeiten – bringen den Menschen schließlich in einen Zustand der Verzweiflung. Dies wird durch die „sieben Jahre der Hungersnot“ symbolisiert. Aus all diesen Problemen heraus erkennt und spürt der Mensch, dass er sich von seinem Ego trennen muss. Dies ist der Punkt, an dem der Prozess des Austritts aus dem Ego beginnt.

Aus der Eigenschaft Josephs gehen zwei Kräfte hervor, Ephraim und Menasse, die Jakobs Segen erhalten haben. Sie steigen vom oberen Drittel in das untere Drittel ab und wirken in Ägypten. Vor seinem Tod sagt Joseph zu den Umstehenden, dass sie mit der Zeit alle aus Ägypten herauskommen werden. Er erklärt, dass der Grund, warum sie nach Ägypten einziehen mussten, darin besteht, dass sie alles, was korrigiert werden kann, aus dem Land nehmen sollen, außer dem “steinernen Herzen“. Alles kann aus Ägypten herausgebracht werden, außer Jessod, dem Fundament dem größten Bösen (das steinerne Herz), das erst am Ende des Korrekturprozesses korrigiert werden kann. Deshalb steht geschrieben, dass „sie danach mit großer Habe ausziehen“ (1. Mose 15:14).

Joseph stirbt, damit der Mensch das „Böse“ erkennen kann. Entwickelt er sich egoistisch, entfernt er sich von allem Guten, das die Verbindung zwischen den Eigenschaften des Gebens und den Eigenschaften des Empfangens hervorbringen könnte. Der Mensch erreicht einen Zustand der Verzweiflung, dargestellt durch die Dürre und schließlich, als der Pharao stirbt, den Zustand „die Kinder Israels seufzen über ihre Knechtschaft“(2. Mose 2:23). Nun beginnt der Auszug aus Ägypten.

(1) Babylonischer Talmud, Masechet Berachot, 17a

Fragen und Antworten

Der Abschnitt enthält ein sich wiederholendes Element: den Segen vor dem Tod. Joseph bittet seinen Vater Jakob, seine Brüder zu segnen. Und dann segnet Joseph seine eigenen Söhne. Tod“ bedeutet den Abschluss einer Stufe. Welche Bedeutung hat der Segen“?

Ist eine Stufe abgeschlossen, wird sie zur nächsten Stufe, und an ihre Stelle tritt die neue Stufe. Die neue Stufe ist viel dichter, mit einem größeren Verlangen und deshalb auch größeren Verdiensten. Die Urväter waren zwar groß, jedoch nur in ihrer Reinheit. Die Nachkommen leisten nun die größte Arbeit.

Jede vorangegangene Stufe „segnet“ die ihr nachfolgende Stufe, indem sie ihr all ihre Reshimot (Erinnerungen) gibt. Alle ihre Kräfte übergibt sie an die nächste Stufe und unterstützt sie von innen und von unten. Dies ist mit „das Begraben der Gebeine“ gemeint. In der Seele befinden sich Moach (Gehirn), Azamot (Knochen), Gidim (Sehnen), Bassar (Fleisch) und Or (Haut). Sie stellen fünf Unterscheidungen dar. An diesem Punkt beerdigt der Mensch die Azamot der Stufe. Auf diese Weise wird die nächste Stufe aufgebaut und fortgesetzt.

Ein „Segen“ ist das Licht von Chassadim (Güte), welches die untere Stufe der höheren Stufe überträgt. Mit anderen Worten ist es das Or Choser (reflektiertes Licht), Massach (Schirm) und Or Choser. Alle Eigenschaften des Gebens, die der Mensch auf der vorherigen Stufe erhalten hat, steigen mit ihm auf die nächste Stufe. Nur die Kraft des Gebens, die der Mensch auf der letzten Stufe erlangt hat, die Kraft der Liebe, kann er auf die nächsten Stufe mitnehmen.

Die Kinder, also die nächsten Stufen, haben demnach eine viel größere Awiut (Dicke, Wille zu empfangen)? Wie kann da der Segen des Vaters, der weniger Awiut besitzt, bei dem neuen Verlangen helfen?

Der „Vater“ ist in seiner Eigenschaft viel reiner als die „Söhne“. Deshalb kann der „Vater“ diese Awiut nicht verwirklichen. Diese Aufgabe müssen die „Söhne“ übernehmen. Deshalb gibt Jakob das, was er hat, an seine Söhne weiter. Wenn sie wissen, wie sie damit arbeiten können, werden sie das, was sie erhalten haben, nutzen können, um voranzukommen.

Die „Söhne“ haben nicht mehr als ihre Awiut, die sie von ihren „Vätern“ erhalten haben. Doch gerade wegen ihrer größeren Awiut, ihrem größeren Willen zu empfangen, können sie eine größere Kraft des Gebens aus diesem „Segen“ heraus entwickeln.

Woher weiß man, dass eine Stufe wie Jakob und Joseph bald sterben wird?

„Sterben“ bedeutet immer das Ende einer Stufe. Auch in der materiellen Welt beeinflusst der spirituelle Zustand den physischen. Aber in der Spiritualität ist es der Prozess innerhalb einer Stufe, namens TaNTA (Taamim, Nekudot, Tagin, und Otiot). In diesem Prozess erfolgen die Ausbreitung des Lichts und sein Verschwinden schrittweise. Zuerst gibt es den Bitush (Zusammentreffen, Druck) von Innen und Außen im Parzuf (Gesicht) der Seele.

In diesem Zustand hat ein Mensch das Gefühl, dass seine Arbeit angehalten wird, weil er nicht in der Lage ist, sich weiter zu korrigieren. Um mit der Korrektur fortzufahren, muss er wieder von vorne beginnen. Er muss wieder in den egoistischen Willen zu empfangen eintreten, aber tiefer und kraftvoller.

Alle Stufen aus vier Bchinot (Phasen) von Or Yashar (direktes Licht) oder aus dem Namen HaWaYaH (Yud-Hej-Waw-Hej). Alles in der Realität teilt sich in fünf Unterscheidungen: die Wurzel und die vier Bchinot HaWaYaH. Das ist der Grund, warum der Mensch immer wieder neu anfangen muss. Der Grund, weshalb es Leben und Tod gibt. Den Prozess der Ausdehnung und des Verschwindens des Lichts. Dies alles existiert da der Mensch die Korrektur nicht in einem Mal, an „einem Tag“ vornehmen kann, sondern viele „Tage“(Handlungen) benötigt, um die Endkorrektur zu erreichen.

Kann der Mensch die Korrektur bewirken oder führt das Licht die Veränderung durch?

Das Licht korrigiert den Menschen, aber nur auf Wunsch und Forderung des Menschen. Das wird als „Arbeit“ oder Anstrengung von Seiten des Menschen bezeichnet. Zur Korrektur hat er nicht die Fähigkeit, aber er hat die Möglichkeit zu wählen und zu wollen, dass es geschieht.

Sohar für Alle, WaJechi (Und er lebte), Punkt 37

Seht, euer Vater ist krank

Es steht geschrieben: Zu Joseph wurde gesagt: ‚Siehe, dein Vater’“, welcher der nächsten Welt angehört, SA (Seir Anpin) in Mochin der oberen Bina, auch “die nächste Welt“ genannt, der seinen Söhnen Gutes tun will, damit sie aus ihrem Exil herauskommen. Und wenn du in deiner Wahrhaftigkeit nicht willst, d.h. sie nicht für würdig befindest, dann wird dich der Name der Vier, „HaWaYaH ist eins“ (Der Herr ist eins) korrigieren und die Göttlichkeit wird an ihren Platz zurückkehren. Das ist so, weil wenn die Söhne ihrer eigenen Erlösung nicht würdig sind, wird SA sie korrigieren, um sie in die nächste Welt zu erheben, welche Bina ist und dadurch wird die Vereinigung des Einen HaWaYaH hergestellt.

In der Höhle von Machpelah ist alles, was der Mensch tun muss, die Verbindung zwischen Bina und Malchut. Er muss alles, was sich in Malchut befindet erheben, es in Bina, dem „Segen“, heiligen und dann so verbinden, dass Bina und Malchut eins werden. Damit ist sinnbildlich die Verbindung von „Himmel“ und „Erde“ gemeint. Durch diese Handlungen, die der Mensch mit Bina und Malchut vollzieht, korrigiert er mit Hilfe des Lichtes sich selbst. Schlussendlich, wenn all die dafür notwendigen Handlungen durchgeführt worden sind, wird alles Böse zum Guten korrigiert.

In diesem Abschnitt ziehen die Akteure viele Male in ein Land ein. Joseph zieht nach Ägypten, seine Brüder verlassen es, kehren aber wieder zurück. Joseph verlässt Ägypten, um Jakob im Land Israel zu begraben und kehrt dann auch wieder nach Ägypten zurück. Verbinden sich so die Eigenschaften des Höheren mit dem Unteren?

Genau. In jedem Augenblick macht der Mensch winzige Korrekturen zwischen seinen neun Sefirot, den Eigenschaften des Gebens, und der zehnten Sefira, Malchut, der Eigenschaft des Geschöpfes, dem Empfangen. Alle Menschen erfahren Korrekturen durch wechselnden Zustände. Deshalb wird in dieser Welt Zeit wahrgenommen. Diese Korrekturen geschehen jedoch, ohne dass sich die Menschen dessen bewusst sind.

Die Menschheit wird heute durch ihre Verzweiflung und Enttäuschung über das, was in der Welt geschieht, allmählich erkennen, dass sie wirklich Veränderungen vornehmen muss. Jene Menschen, die solche Veränderungen wollen, werden beginnen, anders miteinander umzugehen. Sie werden die „Liebe zum Nächsten“ verwirklichen, indem sie sich selbst und die Beziehungen zwischen sich korrigieren. So werden sie der Welt ein Beispiel sein, ein „Licht für die Völker“(2). Dadurch werden sie die Kraft von Bina, die Kraft von Joseph oder sogar die Kraft von Jakob und den „Urvätern“ zu Malchut, dem Rest der Welt, ausrichten.

Doch der Wille zu empfangen“ selbst ändert sich nicht. Bleibt er immer der Antrieb des Menschen?

Der „Wille zu empfangen“ selbst ändert sich nicht, nur die Art und Weise, wie der Mensch ihn einsetzt. Er bleibt immer sein Antrieb. Mit dem „Willen zu empfangen“ kann man sowohl Gutes als auch Schlechtes tun. Es kommt darauf an, wie man ihn einsetzt, also mit welcher Absicht man ihn benutzt.

Der Wille zu empfangen“ ist immer durch den Gedanken motiviert, am Ende eine Belohnung zu erhalten, während beim Wunsch zu geben“ doch das Gegenteil der Fall ist?

Das „Geben“ selbst ist die Belohnung. Früher dachte man, die Menschheit könne alles erreichen, wie den Weltraum erobern oder in anderen Bereichen Großes vollbringen. Heute stellt sich heraus, dass die Menschen das alles können und haben, dass dies alles sie aber nicht erfüllt. Kehrt der Mensch sein Verlangen vom „Empfangen“ zum „Geben“ um, findet er einen Weg, sich weiter zu entwickeln. Indem er das korrigierende Licht einsetzt, wechselt er einfach die Art und Weise, wie er sein Ego benutzt – vom „bösen Trieb“ zum „guten“.

Mit anderen Worten, es genügt, die eigenen Werte zu ändern?

Richtig, man muss nur seine Werte ändern. Wenn sich alle wie „ein Mensch mit einem Herzen“ verbinden und „ihren Nächsten wie sich selbst lieben“, dann finden sie durch diese Einstellung die Verbindung und somit auch das spirituelle Leben.

In der heutigen Welt scheint immer wieder dieser Prozess stattzufinden: erst ist es ruhig, doch dann erfolgt eine Katastrophe, ein Schlag. Dann versuchen einige wieder zum alten Zustand zurückzukehren, während andere wie im Dunkeln tappen und sich über die Zukunft wundern. Offenbart sich so heute  Verbindung?

Ja, denn nicht alle Änderungen können auf einmal bewältigt werden. Alles geschieht, damit der Mensch versteht, sich daran erinnert, wie es war, und sich dann weiterentwickelt. Das heutige Denken und die heutige Lebensweise unterscheiden sich radikal vom Leben z.B. vor tausend Jahren. Für heutige Menschen ist es unvorstellbar, wie Menschen damals lebten. die Menschen damals waren anders als heute. Deshalb brauchte es bis zum heutigen Entwicklungsstand Tausende von Jahren. Obwohl die Entwicklung heute viel schneller verläuft, ist es immer noch unmöglich, alles in einem Schritt zu schaffen.

[…] Deshalb ist klar, dass die heutige Krise nicht auf einmal endet, sondern sich weiter ausdehnen wird, bis die Menschen vollkommen erschöpft sind. Und dann – wird es erneut von vorne beginnen. Jedes Mal aber, wird der Mensch es besser verstehen.

In der Regel dauert ein „Schlag“ nicht über längere Zeit hinweg. Wäre dies so, würde der Mensch sich daran gewöhnen, weil sich der „Wille zu empfangen“ an alles gewöhnt, auch an ständigen Druck. Er würde beginnen, sich zu schützen und aufhören, den Schlag zu spüren. Nur wenn es Unterbrechungen gibt, kann der Mensch über den Grund für den Schlag nachdenken, ihn verstehen und beim nächsten Mal ganz anders damit umgehen. Jedes Mal vertieft sich dabei die Erkenntnis des eigenen Bösen. Jedesmal erkennt und versteht er es besser und kann es mit der Ursache , sowie mit der möglichen oder gewünschten Folge daraus, verbinden. Also gibt ihm dies die freie Wahl.

(2) Ich, der Herr, habe dich berufen in Gerechtigkeit und ergreife dich bei deiner Hand; und ich will dich behüten und dich zum Bund für das Volk setzen, zum Licht für die Heiden“(Jesaja, 42:6).

 

Lexikon Parasha WaJechi

Tod   Er ist ein Zustand, in dem das Höhere Licht die Seele verlässt. Damit ist nicht der „Tod“ des physischen Körpers gemeint, denn die Tora befasst sich nicht mit dem Leben des physischen Körpers, sondern mit der Seele und deren Füllung mit Licht. Das Verlangen ist mit dem Höheren Licht, welches „Leben“ genannt wird, erfüllt. Der Rückzug dieses Lichts wird „Tod“ genannt. Die Menschen in dieser Welt sind vom Leben, vom Licht, getrennt. Deshalb steht geschrieben, dass die „Bösen“ in ihrem Leben „tot“(3) genannt werden.

Jene Menschen jedoch, welche die Seele mit Hilfe der Weisheit der Kabbala durch das Anziehen des korrigierende Lichts erhalten, erreichen Arwut (gegenseitige Bürgschaft), die Liebe zu anderen. Sie haben ein Kli, ein Gefäß, in dem sie das Höhere Licht, die Göttlichkeit, welche das Leben ist, enthüllen können.

Höhle von Machpelah   Die Verbindung zwischen Bina und Malchut wird Machpelah genannt. Dies ist dann, wenn auf der Stufe Malchut der Wille zu empfangen und das Verlangen zu geben gleichzeitig existieren. Dies ermöglicht es in die Höhere Welt einzugehen, der Welt von Bina. Es ist also einerseits eine Beerdigung, ein Ende und andererseits das Tor zur Ewigkeit.

sich fürchten (vor Rache)   Es sollte Furcht davor bestehen, dass Joseph, wenn er, um Ägypten zu korrigieren alle Eigenschaften nutzt, diese unterschätzen könnte und so nicht in der Lage ist, ihr volles Potenzial zu nutzen.

Jeder von Jakobs „Söhnen“ ist eine Form des Gebens, nur sind sie nicht mit Ägypten, Malchut, verbunden. Nur Joseph, der die neun Sefirot vollendet, kann sie alle mit Malchut verbinden. Die anderen Sefirot sind von ihm abhängig. Ohne ihn ist es, als ob sie sich selbst nicht erkennen würden. Sie fürchten, dass es ohne den verstorbenen „Vater“ Jakob, welcher der Hüter der „mittleren Linie“ ist, keine richtige Verbindung geben wird.

[…]

Sohar für Alle, WaJechi (Und er lebte), Artikel 816

Ägypten ist die Trauer

Solange Jakob in Ägypten war, war das Land seinetwegen gesegnet, der Nil floss und bewässerte das Land, und der Hunger hörte seinetwegen auf. Daher haben die Ägypter getrauert und es ist nach ihnen benannt.

Jakob und Joseph brachten den „Segen“ nach Ägypten. Als sie verstarben – als diese Stufe endete – kam die Erkenntnis des „Bösen“, die „sieben Jahre der Hungersnot“. Obwohl es Überfluss gibt, ist er für den Menschen nicht erfüllend, und es bleibt nur eines übrig: das neue, höhere Verlangen, das den Auszug aus Ägypten verlangt.

Segen   Dies ist die „Kraft des Gebens“, die ein Mensch empfängt und durch die er beginnt, die Höhere Welt zu spüren. Die spirituelle Welt ist der „ganze Segen“, auch Bet (erster Buchstabe des Wortes Beracha, hebr. Segen) genannt oder die gesamte Bina. Deshalb beginnt der Text der Tora mit dem Buchstaben Bet in Beracha...

[…]

(3) Jerusalemer Talmud, Masechet

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