1988/22 Wie können wir unterscheiden, wer dem Schöpfer dient und wer nicht?

Rabash, 1988/29, korr EY, 6.11.2023

Unsere Weisen schreiben im Traktat Ketuwot: „Rabbi Hiya Bar Ashi sagte: ‚Rav sagte: ‚In Zukunft werden alle unfruchtbaren Bäume im Land Israel Früchte tragen, wie geschrieben steht: ‚Denn der Baum trägt seine Frucht, der Feigenbaum und der Weinstock geben ihre Kraft.'“

Der MAHARSHA (Rabbi Samuel Edels aus Lublin) legt das so aus: „Obwohl es ein unfruchtbarer Baum ist, der von Natur aus nicht dazu geeignet ist, Früchte zu tragen, wird er dennoch Früchte tragen.“ 

Wir sollten verstehen, was uns das in der spirituellen Arbeit lehrt.

Im Sulam-Kommentar schreibt Baal HaSulam („Einführung in das Buch Sohar“, Punkt 23): „Es ist bekannt, dass Gott sie einander gegenüber gestellt hat. So wie es vier Welten ABYA de Kedusha [Heiligkeit] gibt, gibt es vier Welten ABYA de Tuma’a [Unreinheit] ihnen gegenüber. In der Welt Assija gibt es also keinen Unterschied zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient. Wie können wir also das Gute vom Bösen unterscheiden? Es gibt jedoch eine sehr wichtige Unterscheidung, nämlich dass ein anderer Gott unfruchtbar ist und keine Früchte trägt. Wer also in ihm versagt und auf dem Pfad von ABYA de Tuma’a wandelt, dessen Quelle versiegt und er trägt keinen Segen spiritueller Früchte. Sie verkümmern, bis sie vollkommen zugrunde gehen. Das Gegenteil sind diejenigen, die an Kedusha anhaften. Die Werke ihrer Hände sind gesegnet: „’Wie ein Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit und sein Blatt nicht verdorrt; und in allem, was er tut, gedeiht er. Das ist die einzige Prüfung in der Welt von Assija, um zu wissen, ob er in Kedusha ist oder das Gegenteil.’“

Wir sollten die Bedeutung von „Früchten“ in der Spiritualität verstehen. Das Wort „Früchte“ wird im Sinne von „Gewinn“ verwendet, ähnlich wie wenn man sagt: „Ich habe ein großes Geschäft gemacht, aber es trägt noch keine Früchte.“ Es bedeutet, dass er noch keinen Gewinn daraus zieht. In Angelegenheiten der Arbeit sollten wir interpretieren, dass der Mensch, wenn er mit zwanzig oder dreißig Jahren beginnt, die Last der Tora und der Mizwot [Gebote/gute Taten] auf sich zu nehmen, noch nicht viel über die Ehrfurcht vor dem Himmel und die Bedeutung der Mizwot und vor allem über die Bedeutung der Tora weiß.

Er sieht zwar, dass er bereits einige Jahre in der Welt von Tora und Mizwot tätig ist, aber er hat keine Fortschritte im Verständnis gemacht, seitdem er begann, sich mit Tora und Geboten zu beschäftigen. Das heißt, er dachte, dass er, wenn er erwachsen wird, wahrscheinlich andere Absichten haben wird als zu Beginn seiner Arbeit für den Schöpfer. Er ist jedoch in derselben Absicht geblieben und stimmt der allgemeinen Ansicht zu, die über ihn sagt: Wenn sie sehen, dass er Tora und Mizwot in all ihren Einzelheiten und Feinheiten befolgt, respektieren sie ihn und erheben ihn und ehren ihn für seine Arbeit in Tora und Mizwot.

Deshalb befindet er sich in einem Zustand des „Die ganze Welt sagt dir, dass du gerecht bist“. Aus diesem Grund kann er niemals die Vollkommenheit erreichen, die man „dem Schöpfer dienen“ nennt. Er bleibt „ein Knecht seiner selbst“. Das heißt, alle Arbeit, die er tut, dient seinem eigenen Nutzen. Das nennt man „Ihm nicht dienen“. Stattdessen arbeitet er für sich selbst und nicht für den Schöpfer.

In der Arbeit ist es unmöglich, ein Diener des Schöpfers zu werden, solange man nicht in den Zustand des „Ihm nicht dienens“ gekommen ist, denn es gibt zwei Stufen und es ist unmöglich, auf eine höhere Stufe aufzusteigen, bevor man sich auf der unteren Stufe befindet. Vielmehr muss man zuerst die Stufe des „Ihm nicht dienens“ erreichen. Das heißt, der Mensch muss erkennen, dass er „Ihm nicht dient“, solange er zu seinem eigenen Nutzen arbeitet.

„Ihm nicht zu dienen“ bedeutet auch nicht, dass er erkennt, dass er sich in einem Zustand von Lo liShma [nicht um Ihretwillen] befindet, der in der Arbeit „Ihm nicht dienen“ genannt wird. Er akzeptiert die Situation unabhängig von den Ausreden, die er dafür hat, denn die Gründe ändern nichts an der Situation. Wenn er deshalb zustimmt, in diesem Zustand zu bleiben, gilt das immer noch nicht als ein Zustand, in dem er „Ihm nicht dient.“

Wenn er sieht, dass er sich in einem Zustand befindet, in dem er „Ihm nicht dient“, sucht er Rat, um aus diesem Zustand herauszukommen, sowohl bei Büchern als auch bei Autoren. Es schmerzt ihn, dass er sich in einer solchen Niedrigkeit befindet und so sehr in Selbstliebe versunken ist, dass er aus dieser Herrschaft nicht herauskommt, und er fürchtet, dass er für immer so bleiben wird. Das nennt man einen Zustand, in dem man „Ihm nicht dient“.

Wir sollten uns jedoch fragen: Wie soll man die Situation benennen, in der man erkennt, dass man „Ihm nicht dient“? Das heißt, wenn ein Mensch in den Zustand kommt, in dem er sieht, dass er in Selbstliebe versunken ist und alle tierischen Begierden in ihm erweckt werden – solche, von denen er nie geträumt hat. In einem Zustand, in dem er „Ihm nicht dient“, erwachen solche Gedanken und Verlangen, die der Arbeit entsprechen, die er investiert hat, um mit Kedusha [Heiligkeit] belohnt zu werden. Darin hätte er [seiner Berechnung nach] zumindest sehen müssen, dass er zwar nicht mit Kedusha belohnt wurde, sich aber von tierischen Lüsten befreit hat.

Er fragt: „Sagten unsere Weisen nicht, dass die Belohnung dem Schmerz entspricht“? Das bedeutet, dass ein Mensch entsprechend seiner Anstrengung belohnt wird. Doch jetzt sieht er, dass er sich angestrengt hat, aber welche Belohnung hat er empfangen? Er ist schlechter geworden. Bevor er mit der Arbeit des Gebens begann, wusste er, dass er ein Arbeiter des Schöpfers war. Er wusste zwar schon damals, dass es höhere Stufen gibt, wie diejenigen, die liShma [um Ihretwillen] arbeiten, aber er wusste, dass die Arbeit liShma für einige wenige Auserwählte bestimmt ist. Damals war er sich sicher, dass er zwar nicht zu den Auserwählten gehörte, aber wie der Rest seiner Umgebung als Arbeiter des Schöpfers angesehen wurde. Aber jetzt, wo er um Seinetwillen arbeiten will, macht er einen Rückschritt. Er hat das Gefühl, dass es ihm schlechter geht als vorher. Das wirft die Frage auf, wo steht er in Bezug darauf, was unsere Weisen sagten: „Die Belohnung entspricht dem Schmerz“?

Die Wahrheit ist jedoch, wie Baal HaSulam sagte, dass er, weil er viel Mühe investiert hat, um mit einem klein bisschen Kedusha belohnt zu werden, dadurch belohnt wurde, dass er die Eigenschaft der Wahrheit erlangt hat. Das heißt, er wurde von oben mit der Erkenntnis seines wahren Zustands belohnt – wie das Böse in ihm, also der Wille, für sich selbst zu empfangen, so materialistisch und fern vom Schöpfer ist. Das bedeutet, dass er, bevor er die Arbeit begann, die Niedrigkeit seines Zustands überhaupt nicht erkennen konnte.

Wie wir bereits in früheren Artikeln gesagt haben, interpretiert der Heilige Sohar den Vers „wenn ihm seine Sünde bekannt wird“ vielmehr so, dass der Schöpfer ihn wissen lässt, dass er gesündigt hat, oder dass die Tora ihm mitteilt, dass er gesündigt hat. Für sich selbst kann der Mensch das Böse in ihm nicht sehen, denn der Mensch ist sich selbst nahe und voreingenommen, und es steht geschrieben, dass „Bestechung die Augen der Weisen blind macht“ und die Blinden nicht sehen. Aus diesem Grund kann der Mensch das Böse in ihm nicht selbst erkennen. Stattdessen wird er von oben benachrichtigt, was in den Worten des Heiligen Sohar als die Tora oder der Schöpfer angesehen wird, der ihn benachrichtigt. Beides wird uns durch eine Angelegenheit deutlich gemacht, nämlich dass es von oben kommt und nicht von ihm selbst, denn das Erkennen des Bösen ist Wissen von oben.

So können wir die Frage erklären, die von unseren Weisen gestellt wird. Einerseits sagten unsere Weisen (Nida 30b): „Und dies sind ihre Wort: ‘Sei gerecht und nicht böse, und selbst wenn die ganze Welt dir sagt, dass du gerecht bist, sieh dich selbst als bösen.‘ Und man fragt, ist es nicht so, dass die Mischna (Sprüche der Väter, 2. Kapitel) sagt „und sei nicht böse in deinen eigenen Augen“? Wie also können sie sagen ’sieh dich selbst als bösen‘?

Hierauf gibt es viele Antworten. Nach dem oben Gesagten kommt die Erkenntnis des Bösen von oben, und ein Mensch kann erst dann zur Erkenntnis des Bösen kommen, wenn er sich in Tora und Mizwot angestrengt hat, um zur Arbeit um des Schöpfers willen zu gelangen. Dann wird ihm das Böse von oben gezeigt, und erst dann kann er erkennen, dass er böse ist. Und selbst in einem solchen Zustand, in dem ihm von oben mitgeteilt wird, dass er böse ist, und auch in Bezug auf seine Handlungen erscheint er vor der ganzen Welt als gerecht, weil niemand wissen kann, was ihm von oben mitgeteilt wurde.

Deshalb sagten sie: “Selbst wenn die ganze Welt dir sagt, dass du gerecht bist.” Denn sie kennen dich und deine Absichten nicht, doch solltest du die Wahrheit erkennen. Aus diesem Grund hieß es: „Sei in deinen eigenen Augen wie ein Böser.“ „In Deinen eigenen Augen“ bedeutet nicht, wie die Welt Deine Äußerlichkeiten beurteilt. Vielmehr bedeutet „in deinen eigenen Augen“ die Form der Absicht, die niemand außer dir sehen kann. Das nennt man „in deinen eigenen Augen“. Dann wirst du sehen, dass du böse bist, denn es steht geschrieben: „Betrachte Dich in Deinen eigenen Augen als Bösewicht.“

Aber wie schon gesagt, kann ein Mensch die Wahrheit, dass er böse ist, erst erkennen, wenn er sich in Tora und Mizwot sehr angestrengt hat, um die Wahrheit zu erreichen. Dann wird ihm von oben die Wahrheit gezeigt, dass er sich in einem Zustand befindet, in dem er „Ihm nicht dient“. Aber aus eigener Kraft, ohne Hilfe von oben, kann ein Mensch nicht erkennen, dass er böse ist. Und das ist gemeint mit ’sei nicht böse in deinen eigenen Augen‘. Das bedeutet, dass ein Mensch von sich aus nicht böse sein kann, sondern dafür braucht man Hilfe von oben.

Aus diesem Grund muss der Mensch den Schöpfer bitten, ihm die Wahrheit über seinen spirituellen Zustand mitzuteilen, also ob er zu denen gehört, die als „Diener des Schöpfers“ bezeichnet werden, oder zu denen, die als „ihm nicht dienend“ bezeichnet werden. 

Allein kann der Mensch das nicht wissen. Deshalb haben sie gesagt: „Sei nicht böse in deinen eigenen Augen.“

Das bedeutet, dass der Mensch von sich aus nicht böse sein kann, sondern dazu benötigt er Hilfe von oben.

Jetzt wollen wir erklären, was wir gefragt haben: Wie soll man die Situation benennen, in der man sich befindet, wenn man sieht, dass man wirklich „Ihm nicht dient“, also wenn man sich in der Arbeit überhaupt nicht bewegt, sondern Rückschritte macht und seine Arbeit umsonst war, ohne jeden Gewinn? Er sollte an das glauben, was unsere Weisen sagten: „Die Belohnung entspricht dem Schmerz“. Das bedeutet, er muss daran glauben, aber er sieht offensichtlich, dass es besser wäre, wenn er diese Arbeit des Gebens gar nicht erst begonnen hätte. Er sieht, dass er in der Arbeit nur absteigt, aber nicht aufsteigt. Dementsprechend hätte der Zustand des „Ihm nicht dienens“ „Abstieg“ genannt werden müssen.

Aber nach dem, was wir gesagt haben, dass es unmöglich ist, eine höhere Stufe zu erreichen, bevor man eine niedrigere Stufe erlangt hat, die als „Ihm nicht dienen“ angesehen wird, folgt daraus, dass dieser Zustand nicht als „Zustand des Abstiegs“, sondern als „Zustand des Aufstiegs“ betrachtet wird, denn das ist der Weg: Die untere Stufe ist der Grund und die Ursache für die höhere Stufe. Deshalb bewirkt dieser Abstieg,  – sobald er spürt, dass er sich in einem Zustand des Abstiegs befindet, dass er in eine höhere Stufe aufsteigt.

Das heißt, „die Belohnung entspricht dem Schmerz“. Mit anderen Worten: In dem Maße, in dem er darunter leidet, dass er „Ihm nicht dient“, veranlasst ihn das, Rat und Hilfe zu suchen, um aus diesem Zustand herauszukommen und auf eine höhere Stufe aufzusteigen, die „dem Schöpfer dienen“ heißt. Aus diesem Grund nennt man diesen Zustand „eine Zeit des Aufstiegs“ und „einen Zustand des Fortschritts zum Ziel“. Aber auch in einer Zeit, in der man „ihm nicht dient“, gibt es Höhen und Tiefen, und diese Abstiege werden ebenfalls als Aufstiege betrachtet.

Die Bedeutung der Angelegenheit liegt darin, dass ein Abstieg bewirkt, dass ein Mensch den Zustand des Bösen in ihm erkennt, zu dem er fähig ist. Mit anderen Worten, zu welcher Niedrigkeit er bereit ist, den Menschen zu bringen. Das heißt, während eines Aufstiegs, wenn ein Mensch Leidenschaft für die Tora und das Gebet entwickelt und denkt, dass er jetzt zu den Dienern des Schöpfers gehört und den Schöpfer nicht mehr braucht, um ihm aus seinem Bösen Trieb zu helfen, weil er einen guten Geschmack an der Arbeit hat, schaut er auf die Zeiten, in denen er im Abstieg war und schämt sich. Es schmerzt ihn sehr, wenn er sich an seine Abstiege erinnert.

Doch plötzlich fällt er „von einer hohen Ebene in eine tiefe Grube“. Das heißt, er fällt aus einem Zustand, in dem er dachte, er wäre bereits im Himmel. Und dann sieht er, dass er sich in einer tiefen Grube befindet.  Und noch mehr, er erinnert sich nicht daran, wie er in die tiefe Grube gefallen ist und was die Ursache war. Und als er in die Grube fällt, befindet er sich dort ohne Bewusstsein, d.h. er fühlt nicht, dass er in der Grube ist. Erst nach einiger Zeit erholt er sich und beginnt zu spüren, dass er sich in der Grube befindet. Die Erholungszeit dauert eine Minute, oder eine Stunde, oder einen Tag – zwei Tage oder Monate, bis er wieder Bewusstsein erlangt und sieht, in welcher Niedrigkeit er sich befindet.

Danach gibt ihm der Schöpfer wieder einen Willen und ein Verlangen nach der Arbeit. Er befindet sich wieder in einem Zustand des Aufstiegs, und das ist die Zeit, in der er den Abstieg genießen kann. Das heißt, während des Aufstiegs kann er den Nutzen aus der Erfahrung des Abstiegs erfahren, denn nach dem, was gesagt wird, sind die Bestrafungen, die einem Menschen zuteil werden, nicht wie bei einem König aus Fleisch und Blut, der sich an dem Menschen rächt, der den Befehlen des Königs nicht folgt. Vielmehr handelt es sich hier um eine Angelegenheit der Korrektur. Welchen Nutzen kann er also aus den Abstiegen ziehen? Die Antwort ist, dass der Abstieg dem Menschen nicht gegeben wurde, damit er während des Abstiegs lernen kann, denn während des Abstiegs befindet er sich in einem Zustand ohne Bewusstsein, d.h. er fühlt nicht, dass er sich im Abstieg befindet. Aus diesem Grund gibt es zu dieser Zeit kein lebendiges Wesen, das einen Mangel im Hinblick auf die Heiligkeit spüren würde, da ihm das Bewusstsein fehlt, dass es überhaupt Spiritualität in der Welt gibt, insbesondere bei jemandem wie ihm, und all seine Gedanken kreisen nur um die Eigenliebe.

Weil man weiß, dass man ohne Leben nicht leben kann, wählt jeder deshalb die richtige Einkleidung, um dem Leben etwas zu entlocken, was man „Genuss“ nennt, denn ohne Genuss gibt es kein Leben. Wenn ein Mensch keinen Genuss in seinem Leben findet, wählt er sofort den Tod, was man „Selbstmord begehen“ nennt.

Deshalb ist es für ihn während des Abstiegs, wenn er an einer bestimmten Einkleidung Genuss findet, nicht wichtig, was das Gewand ist, sondern wieviel Freude er aus diesem Gewand ziehen kann. Das heißt, dass er in dieser Zeit nicht über Spiritualität nachdenkt, denn der Genuss, den er empfängt, lässt ihn alles andere vergessen, da er vollkommen damit beschäftigt ist, sich weiterhin die Genüsse in den Kleidern zu verschaffen, die seinem Geist in diesem Moment entsprechen. Er ist darin eingetaucht. Zu diesem Zeitpunkt denkt er nicht daran, dass es eine Wirklichkeit gibt, die „Dienst am Schöpfer“ heißt, denn ein Abstieg heißt „Tod“. Das heißt, das bisschen Spiritualität, womit er in gewisser Weise an Kedusha angehaftet war, ist von ihm abgefallen. Aus diesem Grund gilt er zu diesem Zeitpunkt als „tot“, ohne die Lebenskraft der Kedusha.

Doch dann wacht er auf und erkennt, dass er kein spirituelles Leben mehr hat. Seine Erweckung aus dem Abstieg wird „die Erweckung der Toten“ genannt, wenn er zu spüren beginnt, dass es ihm an Leben mangelt. Umgekehrt spürt jemand, der tot ist, nicht, dass es ihm an Leben mangelt, so dass er das Leben erhalten möchte.

Doch die Frage ist: Wer hat ihn wiederbelebt? Die Antwort lautet: „Ein König, der tötet und zum Leben erweckt“. Und warum brauchen wir das? Die Antwort lautet: „und das Heil hervorbringt“. Das bedeutet, dass der Schöpfer ihm einerseits einen Abstieg schenkte, der „Tod“ genannt wird, und andererseits einen Aufstieg, der „und zum Leben erweckt“ genannt wird, wodurch das Heil kommt, wie es geschrieben steht: „und bringt das Heil hervor“.

Wann also lernt und profitiert der Mensch vom Abstieg? Sicherlich nicht während des Abstiegs, denn dann ist er tot. Aber danach, wenn der Schöpfer ihn wiederbelebt, ihm also einen Aufstieg schenkt, ist dies der Zeitpunkt, um zu lernen, was mit ihm während des Abstiegs geschehen ist, d.h. in welcher Niedrigkeit er war, wonach er sich sehnte und was er erwartete – dass er sich wie ein vollkommener Mensch fühlen würde, wenn er es bekommen würde. Zu diesem Zeitpunkt sieht er, dass sein ganzes Leben im Abstieg nichts anderes war als das Leben eines Tieres.

Nehmen wir zum Beispiel an, dass der Müll in die Mülltonne geworfen wird. Wenn die Katzen in der Umgebung merken, dass Nahrung im Müll liegt, finden sie es und fressen es. Mit der Kraft aus dem Fressen rennt jede von ihnen zu ihrem Platz, um sich andere Genüsse zu holen. Wenn ein Mensch dies während des Aufstiegs rückblickend betrachtet, versteht er, dass es sich nicht lohnt, seinen Verstand und sein Herz mit tierischen Lüsten zu beschäftigen, die jetzt, entsprechend seinem Zustand, wirklich Abfall sind, und während er auf dieses Leben schaut, wird ihm übel. Es stellt sich heraus, dass es einen großen Nutzen aus diesem Abstieg gibt, da er sieht, wie niedrig er ist, in welchen Zustand er gelangen kann, und nur der Schöpfer hat ihn aus dieser Niedrigkeit herausgeholt.

Dies ist die Zeit, in der man die Größe des Schöpfers erkennt, dass Er einen Menschen „aus dem schlammigen Lehm“ herausholen kann, in dem er ertrinken und für immer in den Händen der Sitra Achra [aramäisch: andere Seite] bleiben könnte, und dass nur der Schöpfer ihn von dort herausgeholt hat.

Daraus ergibt sich, dass ein Mensch während des Aufstiegs alles lesen sollte, was über die Zeit des Abstiegs geschrieben steht. Dann weiß er, wie er den Schöpfer um seine Seele bitten kann, damit er ihn nicht wieder in den Müll wirft. Außerdem wird er wissen, wie er dem Schöpfer dafür danken kann, dass er ihn aus dem Abgrund auferweckt hat, denn es heißt: „Ein König, der tötet und zum Leben erweckt, bringt das Heil hervor.“ Das heißt, das Heil wächst aus dem Abstieg und dem Aufstieg.

Nachdem er also die erste Stufe vollendet hat, die man „Ihm nicht dienen“ nennt, beginnt die Zeit, in der er „ein Diener des Schöpfers“ ist. Das heißt, wenn er alle Ratschläge und Taktiken geprüft hat, um aus dem Zustand des „Ihm nicht dienens“ herauszukommen, empfängt er Hilfe von oben, wie es im Heiligen Sohar heißt: „Derjenige, der kommt, um sich zu reinigen, dem wird geholfen“, indem ihm „eine heilige Seele“ gegeben wird. Er kommt dadurch aus der Herrschaft der Eigenliebe heraus und kann in der Absicht des Gebens arbeiten.

Wie kann also ein Mensch zum Diener des Schöpfers werden? Indem er mit einer Seele von oben belohnt wird. Dies wird als das angesehen, das er jetzt Früchte trägt. Und was ist die Frucht? Sie besteht darin, dass er mit einer Seele belohnt wurde. Das ist die Frucht. Mit anderen Worten: Der Mensch muss wissen, dass er, bevor er mit Früchten belohnt wurde, die man „Seele“ nennt, kein Diener des Schöpfers sein kann. Er muss vielmehr sich selbst dienen, was als „nicht Ihm dienen“ bezeichnet wird, und zwar aus dem obigen Grund, dass ein Mensch nicht gegen die Natur verstoßen kann, in der er geboren wurde, nämlich die Selbstliebe. Vielmehr kann nur der Schöpfer dieses Wunder bewirken.

In diesem Sinne sollten wir interpretieren, was unsere Weisen sagten: „Alle unfruchtbaren Bäume im Land Israel sind dazu bestimmt, Früchte zu tragen.“ Das heißt, wenn ein Mensch mit Erez Yashar-El [Land Israel] belohnt wird, indem er eine Seele erhält, wird alles korrigiert, also auch die Eigenschaft der „unfruchtbaren Bäume“, die keine Früchte tragen. Das bezieht sich auf die Zeit, in der man „Ihm nicht dient“ – auch sie empfängt eine Korrektur, wie in „Sünden werden ihm zum Verdienst.“

Mit anderen Worten: Es ist unmöglich, ein Diener des Schöpfers zu sein, bevor man spürt, dass man ihm „nicht dient“. Das heißt, durch die Abstiege und Aufstiege, die er hatte, während er sich in einem Zustand der Selbstliebe befand, waren diese Aufstiege und Abstiege Etappen und Stufen, damit er in der Lage sein würde, zum Ort der Vollkommenheit aufzusteigen, und dann geht alles in Kedusha ein, weil all diese Dinge ihm geholfen haben, die Vollkommenheit zu erreichen.

Jetzt können wir verstehen, dass „unfruchtbare Bäume“, die von Natur aus nicht in der Lage sind, Früchte zu tragen, trotzdem Früchte tragen werden. Das heißt, wenn ein Mensch in Lo liShma ist, ist dieser Zustand weit davon entfernt, Früchte zu tragen, was bedeutet, dass er mit Verständnis in der Arbeit und in der Tora belohnt wird, so als ob er mit dem Eintritt in den Palast des Königs belohnt würde. Aber im Zustand von Lo liShma ist das Gegenteil der Fall: Er entfernt sich von Dwekut [Anhaftung] an den Schöpfer. Doch nachdem er mit dem Einzug in das Land Israel belohnt wurde, werden alle Lo liShma, die „unfruchtbare Bäume“ genannt werden, Früchte tragen, was bedeutet, dass das Höhere Licht, das „eine Seele“ genannt wird, auch in diesen Kelim sein wird, da alles in Kedusha eintritt.

 

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