1988/05 Was bedeutet „Wenn Israel im Exil ist, ist die Shechina bei ihnen“ in der Arbeit?

Rabash, 1988/05, korr EY, 20.12.2023

In der Megilla (S. 29) steht geschrieben: „Tanna Rabbi Shimon Ben Yochai sagt: ‚Komm und sieh, wie lieb der Schöpfer Israels hat; denn wo immer Israel im Exil ist, war die Shechina [Göttliche Gegenwart] bei ihnen, wie es heißt: ‚Und der Ewige, dein Gott, wird deine Gefangenschaft wenden (Deuteronomium 30:3). Und es heißt nicht: ‚Er wird zurückbringen‘, sondern ‚Er wird zurückkehren‘. Dies lehrt, dass der Schöpfer, mit ihnen aus allen ihren Exilen zurückkehrt.‘

In der spirituellen Arbeit sollten wir verstehen:

1.) Was es uns in der Arbeit gibt, wenn auch die Shechina im Exil ist. Das heißt, was ist der Nutzen davon, dass die Shechina im Exil ist, wie es geschrieben steht: „Israel wird vom Schöpfer geliebt“, wenn die Shechina auch im Exil ist. Wir sollten also verstehen, was das für uns in der Arbeit bedeutet. Mit anderen Worten: Was ist die Korrektur, die wir darin finden, dass auch die Shechina im Exil ist?

2.) Was bedeutet es, dass unsere Weisen sagten: „Es ist der Kummer der Shechina, dass sie im Exil ist“? Unsere Weisen sagten auch: „Ein Mensch sollte um den Kummer der Shechina trauern.“ Wie kann man sagen, dass der Kummer oben ist –, dass wir den Schöpfer bitten müssen, die Shechina aus dem Staub zu erheben, was bedeutet, dass wir den Schöpfer bitten sollten, sie aus dem Staub zu holen?

3) Was bedeutet es in der Arbeit zu verstehen, dass die Shechina im Staub liegt, dass sie sich nicht selbst erheben kann, sondern den Schöpfer braucht, um sie zu erheben?

4) Damit der Schöpfer sie erheben kann, müssen wir dafür beten. Es ist, als ob der Schöpfer sie ohne unser Gebet nicht aus dem Staub erheben kann.

Um all das zu verstehen, müssen wir zunächst verstehen, welche Unterscheidung wir den Schöpfer und welche Unterscheidung wir Shechina nennen. Baal HaSulam sagte in einem Kommentar zu dem, was im Heiligen Sohar steht: „Er ist der Shochen [Bewohner in männlicher Form] und sie ist die Shechina [worin der Bewohner wohnt].“ Wir sollten wissen, dass die vielen Unterscheidungen, die wir in den Höheren Welten treffen, einzig aus der Perspektive der Empfangenden entstehen. Aus der Perspektive des Schöpfers hingegen steht geschrieben: „Ich, der Ewige, verändere mich nicht.“ Deshalb unterscheiden wir alle Welten in zwei Aspekte: 

1.) Der Schöpfer, der der Bewohner [Shochen] ist. Er wird „Licht“, „Gebender“, „Spender“ und „Erwecker“ genannt.

2.) Der Ort, an dem sich der Schöpfer offenbart, also der Ort, an dem wir ihn spüren und ihn nach dem Wert des Kli [Gefäßes] erlangen, das eine Gleichheit der Form hat. Diese Korrektur entstand nach dem Zimzum [Einschränkung]. Dementsprechend sagte er, dass der Ort, an dem sich der Shochen offenbart, Shechina genannt wird. Es handelt sich also nicht um zwei Dinge, sondern um Licht und Kli. Das Licht wird Shochen genannt, und das Kli, in das das Licht eingekleidet ist, heißt Shechina.

Nach seinen Worten sollten wir die ganze Arbeit, die in Bezug auf die Korrektur der Schöpfung vor uns liegt, so auslegen, dass es einzig und alleine um die Korrektur der Kelim [Gefäße] geht, also darum, dass die Kelim dafür geeignet sind, die Fülle zu empfangen und die Fülle nicht an die Äußeren geht, und dadurch die Höhere Fülle, die Er Seinen Geschöpfen geben möchte, zu ihnen gelangt. Dies ist unsere einzige Arbeit und sonst nichts.

Daraus folgt, dass der Shochen offenbart werden möchte, was bedeutet, dass das Gute und der Genuss den Geschöpfen offenbart werden. Dem Ausströmenden schreiben wir ausschließlich das Geben und Schenken zu, denn das war das Schöpfungsziel.

Aus der Sicht des Unteren aber, da das Kli, in dem sich das Gute und der Genuss manifestieren sollten, die Gleichheit der Form mit der Wurzel wünschte – nämlich ein Gebender wie die Wurzel zu sein -, sagte es, dass es deshalb nichts empfangen wolle, um zu empfangen, und deshalb machte es einen Zimzum [Einschränkung].

Und nur wenn die Absicht des Gebens möglich ist, wird das Kli das Gute und den Genuss empfangen. Dies geschieht in den Höheren Welten, die als die Wurzeln der Seelen angesehen werden, was bedeutet, dass auch die Seelen die Fülle einzig und alleine unter solchen Bedingungen empfangen werden, die „um zu geben“ genannt werden. Dies führt dazu, dass das Gute und der Genuss erst offenbart werden können, wenn die unteren Welten bereit sind, die Fülle zu empfangen.

Wenn die Unteren deshalb nicht den Platz schaffen, an dem sich der Shochen offenbaren kann, weil sie nicht die Kraft haben, die Absicht auf das Geschenk, das der Shochen geben wird, so auszurichten, um empfangen um zu geben, wird das „der Kummer der Shechina“ genannt. Das heißt, dass der Schöpfer das Gute und den Genuss nicht so geben kann, wie Er es sich wünscht, denn Sein Verlangen ist es, seinen Geschöpfen Gutes zu tun.

Daraus folgt, dass der “Kummer der Shechina bedeutet, dass der Schöpfer Kummer hat, das Gute und den Genuss nicht offenbaren zu können, weil die Geschöpfe nicht den Platz schaffen können, der geeignet ist, sie zu empfangen, denn wenn Er ihnen zu diesem Zeitpunkt das Gute und den Genuss gibt, geht alles in die Sitra Achra [aramäisch: andere Seite]. Deshalb kann Er das Gute nicht auf diese Weise geben, wie Er es sich wünscht.

So können wir verstehen, dass ein Mensch den Kummer der Shechina bedauern sollte. Wir haben gefragt: Warum erhebt der Schöpfer sie nicht aus dem Staub, sondern muss stattdessen die Unteren auffordern, ihr Handeln einzig und alleine mit der Absicht auszurichten, die Shechina „aus dem Staub zu erheben“?

Die Antwort ist, dass alles, was der Schöpfer gibt, Gutes und Genuss ist, weil er seinen Geschöpfen Gutes tun will. Aber die Shechina aus dem Staub zu erheben, was bedeutet, dass der Schöpfer die Fülle geben kann, ohne dass der Überfluss an die Sitra Achra geht, das kann nur geschehen, wenn die Unteren nichts zu ihrem eigenen Nutzen empfangen möchten, sondern darauf ausgerichtet sind zu geben.

Doch das bezieht sich auf die Arbeit des Menschen und nicht auf den Schöpfer. Was zum Schöpfer gehört, ist das Geben, aber nicht zu geben gehört nicht zum Schöpfer, sondern zu den Geschöpfen. Mit anderen Worten, wollen die Geschöpfe nichts für sich selbst empfangen, es sei denn, um geben zu können. Es ist so, wie unsere Weisen sagten: „Alles liegt in den Händen des Himmels, nur nicht die Ehrfurcht vor dem Himmel.“

Baal HaSulam interpretierte, dass der Schöpfer alles gibt. “Alles” bedeutet, dass alles Gute, das gegeben wird, vom Schöpfer gegeben wird, und „Ehrfurcht vor dem Himmel” – also nichts für sich selbst zu empfangen –, ist das Einzige, das der Mensch tun muss. Deshalb liegt es am Menschen, sich selbst zu korrigieren, damit der Schöpfer das Gute und den Genuss geben kann.

Die Frage lautet also: Worin liegt der Nutzen in der Arbeit des Menschen für den Schöpfer? Was braucht der Schöpfer, dass wir um des Schöpfers willen arbeiten sollen, und was der Schöpfer von der Arbeit des Menschen empfängt? Wir können sagen, dass es nur eines ist: ein Ort, an dem Er das Gute und den Genuss geben kann, die Er sich bei der Erschaffung der Welt gewünscht hat, nämlich Seinen Geschöpfen Gutes zu tun.

Deshalb meinen wir, wenn wir von dem „Kummer der Shechina“ sprechen, dass der Schöpfer ihnen das Gute und den Genuss nicht offenbaren kann. Es stellt sich heraus, dass es offenbar Kummer darüber gibt, dass Er den Geschöpfen nichts Gutes tun kann. Das nennt man „den Kummer der Shechina„, nämlich den Kummer darüber, dass Er den Kelim nichts geben kann, denn wir haben gesagt, dass die Kelim Shechina genannt werden, in denen der Shochen wohnt.

Der Grund, weshalb wir all unser Handeln auf den Kummer der Shechina ausrichten sollten, ist, dass wir eine Gleichheit der Form erreichen sollten, die „um zu geben und nicht um des eigenen willen zu empfangen“ heißt. Die Regel lautet, dass ein Mensch nicht ohne Absicht arbeiten kann. Deshalb muss der Mensch sich vor Augen führen, was er mit seiner Anstrengung erreichen möchte, also was er im Leben erreichen möchte, damit er weiß, dass er der glücklichste Mensch der Welt sein wird, wenn er es erreicht hat.

Deshalb wird ihm gesagt, dass nichts größer oder wichtiger ist, als den Wunsch des Schöpfers zu erfüllen – und nicht den Willen, für sich selbst zu empfangen. Zu diesem Zeitpunkt sollte der Mensch wissen, was im Palast des Königs fehlt, damit er diesen Mangel ausfüllen kann. Das heißt, was kann gesagt werden, was dem Schöpfer Kummer bereitet? Was vermisst Er und wenn man es ihm gibt, wird Er glücklich sein?

Darauf kommt die Antwort, dass der Mensch den Kummer der Shechina bedauern sollte, was bedeutet, dass es dem Schöpfer anscheinend leid tut, dass Er den Geschöpfen kein Gutes und keinen Genuss vermitteln kann, wie in dem Gleichnis im Midrash, das besagt, dass es einem König gleicht, der einen Turm hat, der reichlich gefüllt ist, aber keine Gäste.

Um das Gleichnis des Midrash zu verstehen, können wir das Gleichnis eines Menschen heranziehen, der eine Hochzeit für seinen Sohn ausrichtete und Essen für fünfhundert Gäste vorbereiten ließ, aber aus irgendeinem Grund kam kaum jemand und er konnte kaum einen Minjan [zehn Personen] für die Chuppa [Baldachin für die Hochzeitszeremonie] auftreiben. Er war so traurig, dass er Essen für fünfhundert Menschen hatte, aber sie nicht kamen.

Aus diesem Grund muss ein Mensch arbeiten, um mit der Zufriedenheit des Schöpfers belohnt zu werden – indem er von ihm Gutes und Genuss empfängt. Ein Mensch, der diese Stufe erreicht, ist der glücklichste Mensch auf der Welt.

Wenn aber ein Mensch Tora und Mizwot [Gebote] einhält, damit der Schöpfer ihm Gutes in seine Gefäße des Empfangens gibt und er sich damit selbst erfreuen möchte, ist dieser Mensch weit von der Fülle entfernt, denn die höhere Fülle kann einzig und alleine in Gefäße des Empfangens fließen. Deshalb sollte er Tora und Mizwot einhalten, damit er dadurch zu denen gehört, die den Schöpfer erfreuen möchten, wie es in der Allegorie heißt.

Doch da der Mensch mit einem Kli für egoistisches Empfangen geboren wird – wie kann er seine Natur ändern und sagen, dass er sich in keiner Weise um sich selbst kümmert und das Einzige, was ihn schmerzt und weshalb er traurig ist, der Kummer über die Shechina ist, also der Kummer, der offenbar oben existiert, weil er nicht in der Lage ist, Seinen Willen zu erfüllen?

Das heißt, da der Schöpfer das Gute geben will, es aber nicht geben kann, weil die Geschöpfe nicht die geeigneten Kelim haben, um es zu empfangen, und da der Mensch durch das Einhalten von Tora und Mizwot in der Lage sein wird, geeignete Kelim zu schaffen – wie unsere Weisen sagten: „Ich habe den bösen Trieb erschaffen; Ich habe die Tora als Gewürz erschaffen“ – ist das der Grund, warum er mit aller Kraft daran arbeitet, Tora und Mizwot einzuhalten, damit er durch das Einhalten von Tora und Mizwot der Eigenliebe entkommt und mit Gefäßen des Gebens belohnt wird. Dann wird er in der Lage sein, dem Erschaffer, von dem er das Gute und den Genuss empfängt, Zufriedenheit zu bringen.

Dadurch verstehen wir die zweite Frage: Wie kann es sein, dass es oben Kummer und Mangel gibt? Die Antwort lautet: Weil Er den Geschöpfen Seine Fülle geben möchte, die Geschöpfe aber wegen der Ungleichheit der Form die Fülle nicht empfangen können. Die fehlende Möglichkeit, an den Platz zu geben, an dem der Shochen offenbart werden muss, der Shechina genannt wird, wird als „der Kummer der Shechina bezeichnet – also der Kummer darüber, dass es keinen Platz gibt, an dem der Shochen [Bewohner] offenbart werden kann, denn Shechina wird das Kli genannt, in dem das Licht offenbart wird.

Dementsprechend können wir die dritte Frage verstehen, die wir gestellt haben: Was bedeutet es in der spirituellen Arbeit, dass die Shechina in den Staub gelegt wird und dass der Schöpfer den Bedarf hat, dass die Geschöpfe sie aus dem Staub erheben können, als ob Er selbst es nicht könnte?

Wir sollten das so interpretieren, dass der Platz, an dem der Shochen offenbart werden kann, ein Kli mit der Absicht zu geben ist, und bei den Geschöpfen, die mit der Absicht geboren wurden, für sich selbst zu empfangen, wird der Platz für das Geben „der Geschmack von Staub“ genannt, da es gegen ihre Natur ist. Daher fühlen sie jedes Mal, wenn sie mit der Absicht zu geben arbeiten möchten, in diesem Ort den Geschmack von Staub, da das Geben gegen die Natur geht. Daher müssen die Geschöpfe Handlungen ausführen, die den Ort korrigieren, damit sie das Gute und den Genuss empfangen können.

Deshalb muss, wenn es um die Korrektur der Kelim geht, der Untere die Kelim selbst korrigieren, um empfangen zu können. Und dieser Regel zufolge muss jeder darauf achten, dass es ihm gut geht und dass er das tun kann, was er tun sollte. Was der Gebende tun sollte, gilt also für den Gebenden, und was der Empfangende tun sollte, gilt für den Empfangenden. Das heißt, der Empfangende sollte prüfen, ob er geeignete Kelim hat, also dass die Klipot nicht von ihm nehmen, was er empfangen wird. Mit anderen Worten: Der Empfangende sollte prüfen, ob er die Absicht hat, zu geben, während er empfängt, sonst kann das Höhere Licht diese Kelim aufgrund der ungleichen Form nicht erreichen. Aus diesem Grund muss der Untere die Eigenschaft des Gebens aufbauen, um das Geben von oben empfangen zu können.

Jetzt können wir verstehen, was wir gefragt haben: Welchen Nutzen hat es, was unsere Weisen sagten: „Wenn Israel im Exil ist, ist die Shechina mit ihnen“, in der Arbeit? Unsere Weisen sagten (Tanchuma, Nizawim 1): „Sobald Qualen über Israel kommen, geben sie sich hin und beten. Aber die Völker der Welt treten sie und erwähnen den Namen des Schöpfers nicht.“

Wir sollten das bezogen auf die Arbeit interpretieren. In der Arbeit bedeutet Leiden, wenn ein Mensch in einen Zustand des Abstiegs gerät und darunter leidet, dass er keinen Geschmack und keine Lebenskraft mehr an Tora und Mizwot hat und sich die ganze Welt für ihn verfinstert und er keine Ruhe findet.

Er beginnt, auf die Vergangenheit zu blicken und sich zu fragen, was der Grund dafür ist, dass er in einen Zustand der Niedrigkeit geraten ist, und kann nichts finden, worauf er diesen Abstieg zurückführen könnte. Außerdem fällt es ihm schwer zu verstehen, wie es dazu kommen konnte, dass er, bevor er die Arbeit des Gebens begann, das Gefühl hatte, er befände sich in einer Welt, in der alles gut war, und es war eine großartige Arbeit für ihn, das einzuhalten, was unsere Weisen sagten: „Sei sehr, sehr demütig.“

Aber jetzt kann er sehen, dass er der schlimmste Mensch auf der Welt ist. Er sieht, dass die ganze Welt gedeiht und sich gerne mit Tora und Mizwot befasst, und wenn die anderen beten, haben sie das Gefühl, dass jedes Wort, das sie sagen, oben einen Eindruck hinterlässt. Und weil sie glauben, dass es oben einen Eindruck hinterlässt, hinterlässt es auch unten einen Eindruck. Das heißt, jeder fühlt in seinem Herzen, dass er heute etwas Großartiges getan hat, indem er gebetet oder Tora gelernt hat, und er macht jeden Tag so weiter.

Stattdessen sieht er sich selbst als der Schlimmste in der Welt, weil sich die ganze Welt für ihn verfinstert hat. Das heißt, die Sonne, die in der Welt scheint, scheint nicht für ihn und er kann nicht sehen, dass er ein Recht hat, in der Welt zu existieren.

Zu diesem Zustand steht der Mensch vor einem Dilemma: Er kann sagen, dass er als Israel angesehen wird. Er glaubt an den Schöpfer und daran, dass alles unter Seiner Vorsehung steht. Das heißt, der Zustand, in dem er sich jetzt befindet, stammt vom Schöpfer, der ihm diesen Abstieg geschickt hat. Sein Leiden darüber, in einem Zustand der Niedrigkeit zu sein, kommt von Ihm, was bedeutet, dass der Schöpfer sicherlich möchte, dass er in der Stufe aufsteigt und nicht in einem Zustand bleibt, in dem all seine Arbeit um seiner selbst willen geschieht, denn dadurch wird er von Dwekut [Anhaftung] an den Schöpfer getrennt.

Stattdessen möchte der Schöpfer, dass er seinen wahren Zustand sieht – wie weit er von der Arbeit zum Nutzen des Schöpfers entfernt ist. Aus diesem Grund hat der Schöpfer ihm den Geschmack genommen, den er in lo liShma [nicht um Ihretwillen] empfunden hat. Das macht ihn leblos. Daraus folgt, dass der Schöpfer sich um ihn kümmert und ihn in die Heiligkeit aufnehmen möchte.

Deshalb muss er jetzt zum Schöpfer beten, dass er ihm hilft, denn jetzt ist er auf seine Hilfe angewiesen. Er kann sehen, dass er ansonsten vollkommen verloren ist. Das wird als Kli angesehen, das erlangt wurde und als Bedarf an der Hilfe des Schöpfers, denn jetzt kann er sehen, dass er wirklich vom Schöpfer getrennt ist, weil er kein Leben hat, denn wer am Schöpfer anhaftet, hat Leben, wie es geschrieben steht: „Denn bei Dir ist die Quelle des Lebens.“

Jetzt kann er sicherlich aus tiefstem Herzen beten, denn ein echtes Gebet kommt eben aus tiefstem Herzen. Deshalb sollte er dem Schöpfer dankbar sein, dass er seinen wahren Zustand sehen kann. Jetzt kann er sehen, dass er den Schöpfer braucht, um ihm die nötige Unterstützung zu geben, wie unsere Weisen sagten: „Wer kommt, um sich zu reinigen, dem wird geholfen.“ Und der Heilige Sohar fragt: „Womit wird ihm geholfen?“ und antwortet: „Mit einer heiligen Seele.“

Deshalb hat der Schöpfer ihm jetzt die Möglichkeit gegeben, eine heilige Seele zu erlangen. Er sollte sich über den Zustand des Abstiegs und das Leiden freuen, welche er in diesem Zustand empfindet. Er sollte aus diesem Grund sagen, dass er sich nicht in einem Zustand des Abstiegs, sondern im Gegenteil in einem Zustand des Aufstiegs befindet.

So können wir interpretieren, was unsere Weisen sagten: „Wenn Qualen über Israel kommen, geben sie sich hin und beten.“ Das bedeutet, dass sie, wenn sie in einen Zustand des Abstiegs kommen, ihren wahren Zustand sehen können – dass sie in Niedrigkeit sind. Das heißt, dass sie aufgeben, weil sie ihren Zustand sehen – dass sie sich vom Leben der Lebenden getrennt haben, denn wer Dwekut an den Schöpfer hat, lebt. Andernfalls empfindet er nur Leid. Deshalb ist ihm klar, dass es jetzt an der Zeit ist, aus tiefstem Herzen zu beten. Das ist die Bedeutung der Worte: „Sie geben sich hin und beten.“

Der Mensch könnte auch das Gegenteil behaupten: Dass dies ein Argument ist, das zu „den Nationen der Welt“ gehört und nicht zu „Israel“. Er glaubt also nicht, dass der Schöpfer ihm diesen Zustand geschickt hat, wo er sieht, dass er sich in einem Zustand des Abstiegs befindet und spürt, dass er jetzt keinen Geschmack an Tora und Mizwot hat, sondern dass er sich in einem Zustand des Leidens befindet und generell keinen Sinn im Leben findet und er „über den Anfang nachdenkt“, d.h. er bedauert, dass er sich auf den Weg des Gebens begeben hat.

Das heißt, er sagt, dass er, bevor er mit der Arbeit des Gebens begann, Freude an dem Vorhaben hatte, sich mit der Tora, dem Gebet und dem Einhalten von Mizwot zu beschäftigen. Er wusste, dass er keine Berechnungen anstellen musste und dass es ihm einzig und alleine darum ging, die Quantität zu erhöhen, d.h. mehr Zeit für Gebet und Tora aufzubringen. Was die Qualität der Arbeit betraf, war er nicht besorgt, aufzupassen und über das Ziel nachzudenken, für das er die heilige Arbeit verrichtete. Er verließ sich auf die Allgemeinheit, weil es ihm damals nicht in den Sinn kam, dass es notwendig war, über den Grund nachzudenken, der ihn dazu zwingt, sich mit Tora und Mizwot zu befassen. Aus diesem Grund fühlte er sich immer in absoluter Vollkommenheit.

Aber jetzt, da er begonnen hat, über den Grund nachzudenken, aus dem er Tora und Mizwot einhalten und sich um des Schöpfers willen engagieren will – um zu geben und nicht, um für sich selbst zu empfangen -, ist die Arbeit für ihn schwieriger geworden und es fällt ihm schwerer, seinen bösen Trieb zu überwinden.

Er sagt, dass es dort, wo er auf dem Pfad der Wahrheit wandeln möchte, sinnvoll ist, dass der böse Trieb nachgibt und schwächer wird. Doch jetzt ist es genau das Gegenteil: Bei allem, was er in der Kedusha tun möchte, um zu geben, überwältigt ihn der Böse Trieb, und es ist schwer für ihn, ihn zu überwinden. Er fragt: „Wo bleibt die Gerechtigkeit?“ Vor lauter Arbeit, sich ständig überwinden zu müssen, fällt er in einen Abstieg.

Da kommt er auf das Argument der Kundschafter und sagt: „Ich habe genug von dieser Arbeit“, und er entgeht dem Feldzug. Er argumentiert, dass er dort, wo er hätte vorankommen sollen, einen Rückschritt macht. Deshalb „denkt er über den Anfang nach“ und tritt diesen Weg, an den Absichten arbeiten zu müssen und die Handlungen sind nicht genug, sondern die Absicht ist das, was zählt, wie es geschrieben steht: „Lieber ein bisschen mit Absicht als viel ohne Absicht.“ Er sagt, dass diese Arbeit nichts für ihn ist.

Jetzt können wir interpretieren, was unsere Weisen sagten: „Aber die Völker der Welt“, wenn Leid über sie kommt, „treten sie und erwähnen den Namen des Schöpfers nicht.“ Das heißt, wenn Leid über ihn kommt, d.h. wenn er während des Abstiegs leidet, weil er keinen Geschmack und keine Lebenskraft in der Tora und der Arbeit spürt, und das Leid so groß ist, dass die ganze Welt wegen ihnen dunkel wird, und er keine andere Lösung findet, als den Kampfhandlungen zu entfliehen, dann heißt das, dass sie „sie treten.“

Wir sollten wissen, dass dieses Entfliehen nur aus einem Grund geschieht, denn es steht geschrieben: „Aber die Völker der Welt treten sie und erwähnen den Namen des Schöpfers nicht.“ Das heißt, im Zustand des Abstiegs, wenn er Leid empfindet, „erwähnen sie den Namen des Schöpfers nicht“, was bedeutet, dass der Schöpfer ihm diesen Zustand des Abstiegs geschickt hat, damit er seine Situation in vollkommener Klarheit erkennt, inwieweit er um des Schöpfers willen arbeiten kann, und damit er jetzt sehen kann, dass es ohne seine Hilfe unmöglich ist, aus der Herrschaft des Empfangens für sich selbst zu entkommen.

Er braucht jetzt nicht mehr den Worten unserer Weisen zu glauben, die sagten: „Der Trieb des Menschen überwindet ihn jeden Tag, und wenn der Schöpfer ihm nicht helfen würde, würde er ihn nicht überwinden“, denn jetzt sieht er, dass er die Hilfe von oben braucht. Jetzt ist also der Zeitpunkt gekommen, an dem er aus tiefstem Herzen beten kann, denn ein echtes Gebet kommt eben aus tiefstem Herzen. Das heißt, er betet von ganzem Herzen, denn das Herz versteht, dass er ohne Hilfe von oben verloren ist.

In dem Buch Frucht des Weisen interpretiert Baal HaSulam die Angelegenheit, dass das Gebet aus der Tiefe des Herzens kommen muss: „Es gibt keine glücklichere Situation in der Welt des Menschen, als wenn er von seiner eigenen Kraft verzweifelt ist. Das heißt, er hat schon gearbeitet und alles getan, was er sich vorstellen konnte, aber keine Abhilfe gefunden. Dann ist er bereit, von ganzem Herzen um Seine Hilfe zu beten, weil er genau weiß, dass seine eigene Arbeit ihm keinen Nutzen bringen wird. Solange er eine gewisse Kraft in sich spürt, wird sein Gebet nicht vollkommen sein, denn der Böse Trieb eilt ihm voraus und sagt ihm: ‚Zuerst musst du tun, was du kannst, und dann wirst du des Schöpfers würdig sein.'“

Wir sollten das, was er sagt, so interpretieren, dass „der böse Trieb ihm vorauseilt und ihm sagt: ‚Zuerst musst du tun, was du kannst, und dann wirst du des Schöpfers würdig sein.'“ Offensichtlich spricht sie wie ein gerechter Mensch. Warum wird dies als der Böse Trieb angesehen, der zu ihm spricht? Die Antwort ist, dass der Böse Trieb ihm gute Dinge sagt, aber was beabsichtigt er mit diesen guten Worten, dass er nicht zum Schöpfer zu beten braucht, dass er noch Zeit hat, den Schöpfer zu bitten. Deshalb kann der Böse Trieb, wenn er alles getan hat, was er konnte, nicht mehr mit dem Argument kommen, dass er noch Zeit hat, zum Schöpfer zu beten, denn dann antwortet der Mensch dem Bösen Trieb sofort: „Es gibt nichts mehr, was ich tun kann, was ich nicht schon getan habe, und es hat nicht geholfen.“ Deshalb ist jetzt die beste Zeit, um zum Schöpfer zu beten.

Wenn der Mensch jedoch getan hat, was er konnte, und der Böse Trieb keine Worte mehr hat, um dem Menschen zu sagen, dass er noch Zeit zum Beten hat, da es noch mehr zu tun gibt, da er schon alles getan hat, was er konnte, dann hat der Böse Trieb andere, schlimmere Worte, mit mehr Gift und dem Trank des Todes.

Diese sind, dass sie „den Namen des Schöpfers nicht erwähnen“. Mit anderen Worten, er sagt nicht, dass der Schöpfer ihm den Zustand des Leidens, den er während des Abstiegs empfindet, geschickt hat. Was tut er stattdessen während des Abstiegs? Es ist wie geschrieben steht: „Aber die Völker der Welt“, während des Abstiegs, wenn sie Leid empfinden, „treten sie.“ Das heißt, sie verlassen die Kampfhandlungen und entfliehen der Arbeit in der Arbeit des Gebens.

Jetzt können wir die Frage verstehen, die wir gestellt haben: Was bedeutet: „Wenn Israel im Exil ist, ist die Shechina bei ihnen“? Wie Rabbi Shimon Ben Yochai sagte: „Wo immer sie ins Exil gehen, ist die Shechina mit ihnen.“ Was ist der Nutzen davon in der Arbeit, dass er darüber sagt: „Wie geliebt ist Israel vom Schöpfer“?

Wir sollten das so interpretieren, dass wenn ein Mensch das Gefühl hat, im Exil zu sein, d.h. den Geschmack des Exils in der Arbeit spürt und dem Exil entfliehen möchte, dann bedeutet das, dass ein Mensch glauben muss, dass die Shechina mit ihm ist, wo immer er im Exil ist. Das heißt, die Shechina lässt ihn den Geschmack des Exils spüren. „Mit ihnen“ bedeutet, dass die Shechina mit ihnen verbunden ist und sie nicht von der Shechina getrennt sind, dass sie sagen sollen, es sei ein Abstieg. Im Gegenteil, jetzt gibt die Shechina ihm einen Schubs, damit er die Stufen der Kedusha [Heiligkeit] erklimmt, und kleidet sich in ein Gewand des Abstiegs.

Wenn der Mensch weiß und glaubt, dass das so ist, wird ihn das ermutigen, so dass er den Kampfhandlungen nicht entflieht oder sagt, dass die Arbeit des Gebens nichts für ihn ist, weil er immer sieht, dass er sich in Zuständen des Auf- und Abstiegs befindet, und er kein Ende dieser Zustände sieht und in Verzweiflung fällt.

Wenn er aber auf dem Pfad des Glaubens wandelt und an die Worte unserer Weisen glaubt, dann muss er das Gegenteil behaupten. Wenn die Ordnung der Arbeit der übrigen Menschen richtig ist, das heißt, dass sie sich vollkommen fühlen und sehen, dass sie Gott sei Dank die Mizwot befolgen, beten und Tora lernen, und was fehlt ihnen sonst noch? Das bedeutet, dass sie von oben bei jedem Schritt und Tritt keine Sonderbehandlung erfahren, die ihnen sagt, ob ihre Arbeit richtig ist oder nicht.

Das ist ähnlich wie bei Menschen, die in einem Rabbinerseminar lernen. Angenommen, es gibt hundert Leute im Seminar und eine Stadt hat Bedarf an einem Rabbiner. Die Leute aus der Stadt schicken eine Anfrage an den Direktor des Seminars, ob er ihnen einen Rabbiner schicken kann. Dann wählt der Rektor ein Team aus, das testen soll, wer von den Schülern Rabbiner werden kann. Von den hundert Schülern des Seminars werden die besten ausgewählt. Nehmen wir an, dass fünf Schüler ausgewählt und geprüft werden. Der Test enthält Fragen, die sie beantworten müssen. Es ist jedoch nicht nötig, dass sie alle Fragen beantworten. Wenn sie neunzig Prozent beantworten, gelten sie bereits als würdig, zur auserwählten Elite des Volkes zu gehören. Manche beantworten aber weniger als neunzig Prozent. Kann man sagen, dass die Studenten im Seminar, die in Tora und Weisheit geprüft werden, gewöhnliche Menschen sind, während die neunundneunzig Prozent der Studenten im Seminar, die nicht geprüft werden, gut in Tora und Weisheit sind, und weil sie größer sind, besteht kein Bedarf, geprüft zu werden?

Auch hier, in der Ordnung der Arbeit, gibt es eine Regel. Sagen wir zum Beispiel, dass neunundneunzig Prozent der Arbeiter des Schöpfers nicht geprüft werden, um zu sehen, ob sie gut sind. Das heißt, es wird ihnen nicht gezeigt, ob es ihnen in der Tora und in der Arbeit gut geht. Wenn sie nicht geprüft werden, denkt natürlich jeder, dass es ihm gut geht.

Aber sagen wir, dass die fünf Prozent, die die Vollkommenheit erreichen und in den Palast des Königs aufgenommen werden können, geprüft werden. Ihnen wird von oben ihr wahrer Zustand in Tora und Mizwot gezeigt, damit sie wissen, was sie korrigieren müssen. Die Korrekturen werden „Glaube“, „Gebet“ und „Anstrengung“ genannt.

Das ist ähnlich wie das, was Baal HaSulam über den Vers sagte: „Und er sprach: ‚Ich bitte Dich, zeige mir Deine Herrlichkeit … Und der Ewige sprach: ‚Siehe, hier ist ein Platz bei Mir.'“ Unsere Weisen sagten: „‚bei Mir‚ [אתי] ist ein Akronym [im Hebräischen] für ‚Glaube‘ [אמונה], ‚Gebet‘ [תפילה] und ‚Anstrengung‘ [יגיעה]. Durch diese Korrekturen ist es möglich, echte Vollkommenheit zu erreichen.“

Dementsprechend können wir in Tora und Mizwot sehen, was der wahre Weg ist. Der Weg besteht darin, Dwekut an den Schöpfer zu erreichen, „Gleichwertigkeit der Form“ genannt, durch die wir mit dem Leben belohnt werden, wie es geschrieben steht: „Denn bei Dir ist die Quelle des Lebens.“ Auf- und Abstiege werden den Tüchtigen gegeben, die besser in der Lage sind, den Palast des Königs zu betreten.

Dementsprechend sollten wir die Frage interpretieren, was uns das Wissen in der Arbeit bringt, dass auch der Schöpfer aus dem Exil zurückkehren wird, wie Israel, wie unsere Weisen über den Vers „Und der Ewige, dein Gott, kehrte aus deiner Gefangenschaft zurück“ sagten? Sie sagten: „Es wurde nicht gesagt ‚wird zurückkehren‘, sondern ‚kehrte zurück‘, was bedeutet, dass der Schöpfer mit ihnen aus dem Exil zurückkehrte.“

Zunächst müssen wir jedoch verstehen, wie wir in Bezug auf den Schöpfer von „Exil“ sprechen können. Exil bedeutet, dass Er den Ort, an dem Er war, verlassen hat und an fremde Orte gehen musste, um von anderen Königen regiert zu werden. Er hat keine andere Wahl, als jeden Wunsch eines jeden Herrschers, unter dem Er steht, zu erfüllen und zu befolgen. Dennoch müssen wir glauben, was geschrieben steht: „Die ganze Erde ist voll von Seiner Herrlichkeit.“ Wie können wir also in Bezug auf den Schöpfer von Exil sprechen?

Wir sollten auch verstehen, gegenüber wem wir sagen, dass der Schöpfer im Exil ist. In Bezug auf ihn selbst können wir das nicht sagen, weil wir Seine Gedanken nicht kennen, wie es im Sohar steht: „Es gibt keinen Gedanken und keine Wahrnehmung in ihm.“ Alles, was wir in Bezug auf den Schöpfer sagen können, ist vielmehr: „An deinen Handlungen erkennen wir dich.“ Deshalb müssen wir sagen, dass der Schöpfer in Bezug auf Israel im Exil ist. Mit anderen Worten: Das Volk Israel kann sehen, dass der Schöpfer unter den Völkern im Exil ist. Deshalb sollten wir verstehen, worin es ausgedrückt wird, dass es dem Volk Israel so vorkommt, als ob Er im Exil wäre. Wir sollten auch verstehen, was Exil ist, dann können wir auch verstehen, dass jemand, der im Exil ist, den Geschmack des Exils spürt.

Wir sollten auch wissen, dass es in Bezug auf das Exil zwei Unterscheidungen gibt: 

1) Als das Volk Israel im heiligen Land war und einen Tempel hatte. Nebukadnezar kam, zerstörte den Tempel und verbannte Israel aus dem Land, wie es geschrieben steht (Esther 2): „Es war ein jüdischer Mensch in der Hauptstadt Susa, der hieß Mordechai und war aus Jerusalem verbannt worden.“ Daraus folgt, dass Exil bedeutet, dass sie von einem Ort des Glücks und der Sorglosigkeit verbannt wurden, um zu gehen und zu leiden und umherzuwandern, und keinen Frieden im Verstand zu haben. 

2) Wir stellen fest, dass sie im Exil in Ägypten nicht von einem Ort der Sorglosigkeit vertrieben wurden, sondern dort, wo sie waren, begannen sie zu spüren, dass sie im Exil waren. Sie konnten sehen, dass sie dem Pharao, dem König von Ägypten, versklavt waren. Das bedeutet, dass sie keine freie Wahl hatten, sondern in allem, was der König von Ägypten von ihnen verlangte, seinem Wunsch gehorchen mussten.

Was bedeutet es also, dass der Schöpfer von seinem Platz verbannt wurde? Schließlich steht geschrieben: „Die ganze Erde ist voll Seiner Herrlichkeit“, wie können wir also sagen, dass der Schöpfer von Seinem Ort an einen anderen Ort verbannt wurde? Nach der zweiten Auslegung des Exils, wie z. B. dem Exil in Ägypten, als der Pharao, der König von Ägypten, über die Kinder Israels herrschte, fühlten sie sich darin verbannt. Aber wie können wir in Bezug auf den Schöpfer von Exil sprechen, denn regiert ihn jemand, dass wir sagen könnten, der Schöpfer sei im Exil?

Wenn wir in Bezug auf den Schöpfer von Exil sprechen, dann sicherlich nur aus der Perspektive der Geschöpfe. Das heißt, die Angelegenheit von Exil und Erlösung hängt von der Erkenntnis der Geschöpfe ab. Manchmal nehmen sie den Schöpfer als großen König wahr, der in seinem Palast wohnt und von Seraphim, Tieren und heiligen Rädern umgeben ist, und manchmal nehmen sie ihn als König wahr, der aus seinem Palast verbannt wurde und unter der Herrschaft eines anderen Königs gefangen ist. Dies wird als der König im Exil angesehen.

Dementsprechend sollten wir interpretieren, dass das Volk Israel aus dem Land Israel vertrieben und der Tempel zerstört wurde. In der Arbeit sollten wir interpretieren, dass das Volk Israel das Land verließ und den Geschmack der Tora und der Mizwot nicht mehr spürte, und ihr Herz, das ein Ort war, an dem sie die Heiligkeit spürten, der „Tempel“ genannt wurde, dieser Ort wurde zerstört.

Der andere König, der „ein alter und törichter König“ genannt wurde, eroberte ihre Herzen und nahm alle Kelim der Heiligkeit aus ihnen heraus. Das bedeutet, dass er alle Gedanken an die Heiligkeit, die sie in ihren Herzen hatten, herausnahm und stattdessen einen Götzen in den Palast des Ewigen setzte. Das heißt, wo vorher die Kedusha war, nahm er alle Gedanken an die Heiligkeit heraus, wobei Kedusha Gedanken um seines Schöpfers willen bedeutet. Doch er eroberte ihre Herzen und installierte in ihren Herzen Gedanken, die nur auf ihren eigenen Nutzen ausgerichtet sind. Das wird als ein törichter alter König angesehen, der den Tempel erobert und Israel aus ihm verbannt. Das heißt, die Eigenschaft Israels ist nicht mehr in ihrem Körper.

So steht es geschrieben (Psalm 79, „Ein Psalm für Asaf“): „Gott, die Völker sind in dein Erbteil gekommen; sie haben den Tempel deiner Heiligkeit geschändet und Jerusalem in Trümmer gelegt.“ Das heißt, die Eigenschaft Israels ist aus ihren Herzen gewichen und an ihre Stelle sind Nichtjuden getreten.

Das bedeutet also, dass der Schöpfer mit ihnen ins Exil gegangen ist. Das heißt, Er verließ seinen Palast wegen Israel, was bedeutet, dass sie das so fühlen, dass Er nicht die Bedeutung hat, die sie empfanden, bevor sie aus dem Land Israel verbannt wurden.

Welchen Nutzen hat es, dass der Schöpfer mit ihnen im Exil ist? Wir können das verstehen, wenn wir uns vor Augen führen, was Baal HaSulam über die Worte unserer Weisen sagte: „‚Ein Mensch sündigt nicht, wenn nicht ein Geist der Torheit in ihn gefahren ist.‘ Die Leute fragen dann: ‚Warum ist ein Geist der Torheit in ihn gefahren? Damit er sündigt.'“ Er sagte, dass es eine Regel gibt: „Das Auge sieht und das Herz begehrt“. Wenn ein Mensch etwas Böses sieht, sei es in Sicht oder in Gedanken, muss er dazu kommen, es zu begehren. Er kann es deshalb zwar nicht mit den Augen verhindern, weil sowohl die Gedanken als auch das Sehen ohne jede Vorbereitung kommen, deshalb wird dies noch nicht als Sünde bezeichnet, aber daraus entsteht eine Sünde, die „Begehren“ genannt wird.

Wenn ein Mensch sofort nach dem Sehen bereut und umkehrt, wird er nicht zum Begehren kommen und nicht sündigen. Wenn ein Mensch aber das Sehen nicht sofort bereut, muss er zu der Sünde kommen, die „Begehren“ genannt wird.

Oben wurde eine Korrektur vorgenommen: Damit der Mensch die Herrlichkeit des Königs nicht verunreinigt, hat Er den Geist der Weisheit aus ihm herausgenommen und den Geist der Torheit in ihn eingesetzt. So können wir sehen, dass auch im Gericht unten ein Narr nicht auf dieselbe Weise bestraft wird wie ein vernünftiger Mensch. Daraus folgt, dass hier Nichtjuden in sein Herz eingedrungen sind und er den Geschmack des Lebens in Tora und Mizwot nicht spürt, was bedeutet, dass für ihn auch der Schöpfer im Exil ist. In diesem Zustand hat er nicht mehr den Glauben an den Schöpfer, den er hatte, bevor er den Abstieg erlitt. Daher ist der Makel nicht so groß.

Und es hat noch eine andere Bedeutung, dass der Schöpfer mit ihnen im Exil ist, wenn das Volk Israel im Exil ist. Wenn die Völker sie beherrschen, ist auch der Schöpfer im Exil. Deshalb bitten wir den Schöpfer, aus dem Exil zu kommen, denn wir müssen aufpassen, dass wir nicht aus Eigenliebe beten, sondern nur um seines Schöpfers willen. Wenn er also den Schöpfer bittet, sein Volk aus dem Exil zu holen, bittet er um der Geschöpfe willen und nicht um des Schöpfers willen.

Aus diesem Grund bitten wir, wenn wir glauben, dass auch der Schöpfer im Exil ist, um des Schöpfers willen. Das heißt, wir beten für die Herrlichkeit des Himmels. Es ist so, wie es in der Litanei heißt: „Erbarme dich unser, o Ewiger, warum sollen die Völker sagen: ‚Wo ist ihr Gott?‘ Um deinetwillen, sei barmherzig mit uns und zögere nicht.'“ Da sie wissen, dass auch der Schöpfer unter dem Exil leidet, können sie für den Schöpfer beten und nicht für sich selbst.

Doch wie kann man sagen, dass auch Er im Exil ist und dass die Heiden Ihn scheinbar genauso beherrschen wie Israel? Die Antwort ist, dass das Schöpfungsziel darin besteht, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun, und dass es über dem Guten, das die Geschöpfe geben müssen, eine Korrektur gibt, die sie geben wollen. Deshalb können sie, wenn Israel im Exil unter den Völkern ist – wenn sie unter die Herrschaft der Eigenliebe gestellt sind – die Freude und den Genuss, die in Tora und Mizwot gekleidet sind, nicht empfangen.

Aus diesem Grund können sie nicht den Geschmack des Lebens spüren, der in Kedusha steckt. Und da das Exil unter den Völkern der Welt auf ihnen lastet, wird alles, was sie empfangen werden, den Geschmack der Verhüllung des Angesichtes haben. Aber da der Schöpfer das Verlangen nach dem Bestehen der Welt hat, muss Er sich in Kleider kleiden, die nicht der Kedusha entsprechen. Das heißt, Er gibt der Welt Lebenskraft in Kleidern der Körperlichkeit, das heißt, Er gibt der Welt Genuss und Leben nur in körperlichen Dingen.

Das bedeutet, dass die Welt Freude und Genuss nur in Kleidern empfangen kann, die „Neid“, „Lust“ und „Ehre“ heißen. Das heißt, Er beleuchtet und erhält die Welt mit Kleidern der Klipot [Hüllen/Schalen] – Kleidern, die sie vom Schöpfer trennen, denn diese Genüsse kommen in Kelim der Eigenliebe gekleidet.

Daraus folgt, dass der Schöpfer darunter leidet, dass sie sich im Exil befinden. Das bedeutet, dass der Schöpfer, während sie unter der Herrschaft der Völker der Welt stehen, sich vor seinen Söhnen verstecken muss, damit sie nicht wissen, dass Er es ist, der ihnen den Geschmack des Exils in Tora und Mizwot gibt, und dass sie das ganze Leben in Gefäßen des Empfangens finden. Das heißt, diese Korrektur, dass sie den Genuss in den Gefäßen des Empfangens haben und den Geschmack der Tora und der Mizwot nicht spüren können, hat der Schöpfer vorgenommen, damit sie die Kedusha nicht beflecken und um zu verhindern, dass alles in die Klipot geht. Das heißt, sie würden sich nicht weiter von der Kedusha entfernen, indem sie mehr Geschmack im egoistischen Empfangen empfinden, denn wo der Genuss größer ist, bewegen sie sich weiter in die Gefäße des Empfangens, was sie von der Kedusha trennt.

Deshalb kann ein Mensch durch das Wissen, dass der Schöpfer im Exil ist, dass Er sich verbergen muss, als ob Er im Exil wäre, wissen, dass es keine Klipot in der Welt gibt, sondern dass ein Mensch alles nur vom Schöpfer erbitten sollte, und dass es keine andere Kraft gibt.

 

Zusammenfassung:

Rabash erörtert in diesem Artikel die spirituelle Bedeutung der Anwesenheit der Shechina (Göttliche Gegenwart) mit Israel im Exil, basierend auf Rabbi Shimon Ben Yochais Aussage in der Megilla. Er erklärt, dass dieses Konzept in der persönlichen spirituellen Arbeit eines Individuums bedeutet, dass selbst in Zeiten des spirituellen Exils oder der Herausforderung die göttliche Präsenz anwesend und aktiv ist. Der Schwerpunkt liegt auf der Unterscheidung zwischen dem Schöpfer (als Licht) und der Shechina (als das Gefäß, in dem das Licht empfangen wird) und der Rolle des Menschen, durch Gebet und spirituelle Anstrengung zur Erhebung der Shechina beizutragen. Rabash betont, dass die spirituelle Arbeit in der Korrektur der Gefäße besteht, um sie für das Empfangen des göttlichen Lichts geeignet zu machen, und hebt die Bedeutung von Herausforderungen und Leiden als Möglichkeiten für spirituelles Wachstum hervor. Das Ziel der spirituellen Arbeit wird als Angleichung der Form mit dem Schöpfer beschrieben, wobei der Schwerpunkt auf dem Geben statt dem Selbstempfang liegt.

0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar