1991/42 Was bedeutet „Ein Ochse kennt seinen Besitzer..“ in der Arbeit?

Rabash, 1991/42, korrigiert, EY, 28.11.2023

Es steht geschrieben: „Ein Ochse kennt seinen Besitzer und ein Esel die Krippe seines Herrn; Israel kennt [Ihn] nicht, Mein Volk versteht es nicht.“ Wir sollten verstehen, worum es geht, denn er sagt, dass der Ochse weiß und der Esel die Krippe seines Herrn kennt, aber Israel nicht. Das heißt, der Mensch hat sicherlich mehr Verstand als das Tier, deshalb fragt er: „Warum kennt Israel nicht [seinen Besitzer]“ und „Mein Volk versteht nicht“, wer der Versorger und Gebende der Nahrung für die erschaffenen Wesen ist?

Wir könnten sagen, dass „der Ochse seinen Besitzer kennt“ nicht wie Israel ist. Der Ochse und der Esel können im Gegensatz zu Israel sehen, wer sie füttert, doch das Volk Israel kann nicht sehen, wer sein Versorger ist, und es muss nur glauben, dass der Schöpfer ihm alles gibt, was es braucht.

Mit anderen Worten: Das Volk Israel muss daran glauben, dass der Schöpfer die Welt ernährt und für sie sorgt. Die Frage ist also: Warum wissen der Ochse und der Esel, wer sie versorgt, Israel aber nicht? Wenn Israel den Schöpfer sehen könnte, der ihnen Nahrung gibt, wie der Ochse und der Esel, dann wären sie wie der Ochse und der Esel, mit dem gleichen Wissen wie die des Ochsen und des Esels. Aber wir müssen glauben, was geschrieben steht: „Du öffnest Deine Hand und stillst das Verlangen eines jeden Lebewesens“, denn das kann nur durch den Glauben geschehen und nicht durch Wissen wie beim Ochsen.

Wenn dem so ist, muss man verstehen, was die Frage bedeutet: “Warum kennt Israel nicht?” Zuerst muss man verstehen, warum der Glaube dem Menschen gegeben wurde. Das heißt, jeder, der ein bisschen Verstand hat, versteht, dass, wenn der Schöpfer will, dass die Menschen die Tora und die Mizwot erfüllen, sicher, wenn der Mensch seine göttliche Vorsehung offen sehen würde und nicht glauben müsste, dass der Schöpfer die Welt mit einer Vorsehung des Guten und des Gebens lenkt, sondern jeder seine göttliche Vorsehung sehen würde, dann würde die ganze Welt dem Schöpfer dienen und die Tora und die Gebote mit Liebe erfüllen.

Offene Vorsehung ist, wie es geschrieben steht („Einführung in das Studium der Zehn Sefirot“, Punkt 43): „Wenn der Schöpfer zum Beispiel sich zu seinen Geschöpfen in Form einer offensichtlichen Vorsehung verhalten würde, indem jeder, der etwas Verbotenes isst, sofort erstickt, und jeder, der ein Gebot ausführt, darin wunderbare Freuden entdeckt, die den feinsten Freuden in dieser leiblichen Welt gleichen – welcher Narr käme dann auf die Idee, etwas Verbotenes zu probieren, wenn er weiß, dass er dadurch sofort sein Leben verlöre? Und welcher Narr würde ein Gebot unterlassen, statt es so schnell wie möglich auszuführen?“

Warum hat der Schöpfer das also nicht getan, sondern alles so gemacht, dass wir dies einzig durch den Glauben erlangen, und nicht durch Wissen? Baal HaSulam sagte, dass wir glauben müssen, dass der Schöpfer allmächtig ist. Warum hat Er dann insbesondere entschieden, dass wir den Weg des Glaubens und nicht den des Wissens gehen sollen? Es muss so sein, dass der Schöpfer meint, dass der Weg des Glaubens besser ist, um den Schöpfungszweck zu erreichen, und deshalb hat er uns den Weg des Glaubens gegeben.

Über Glauben gibt es viele Interpretationen. Das heißt, jede Interpretation hat ihre eigene Bedeutung. Aber in Wahrheit wird jede der Bedeutungen des Glaubens, die ein Mensch wählt, „Glaube“ genannt. In der „Einführung in das Studium der Zehn Sefirot“ (Punkt 14) heißt es: „‚Er, dessen Tora sein Handwerk ist‘, sollte so interpretiert werden, dass sich das Maß seines Glaubens in der Ausübung der Tora zeigt, denn die Buchstaben des Wortes Umanuto [sein Handwerk] sind die gleichen [im Hebräischen] wie die Buchstaben des Wortes Emunato [sein Glaube]. Es ist wie bei einem Menschen, der seinem Freund vertraut und ihm Geld leiht. Er kann ihm ein Pfund anvertrauen, und wenn er zwei Pfund verlangt, wird er sich weigern, ihm Geld zu leihen. Er mag ihm auch hundert Pfund anvertrauen, aber nicht mehr. Es kann auch sein, dass er ihm sein gesamtes Vermögen anvertrauen, ohne eine Spur von Furcht zu haben. Dieser letzte Glaube wird als „vollkommener Glaube“ bezeichnet, während die vorherigen Formen als „unvollständiger Glaube“ gelten, sondern eher als „Teilglaube“. Ähnlich verhält es sich mit dem Glauben an den Schöpfer: Der eine nimmt sich täglich nur eine Stunde Zeit, um sich mit Tora und Arbeit zu beschäftigen, und der andere vernachlässigt keinen einzigen Moment seiner Freizeit, ohne sich mit Tora und Arbeit zu befassen.“

Daran können wir sehen, dass jeder Jude die Eigenschaft des Glaubens hat. Doch warum hat der Schöpfer gerade den Weg des Glaubens gewählt? Weil, wie oben gesagt, der Weg des Glaubens für den Menschen am erfolgreichsten ist, um den Schöpfungszweck zu erreichen, d.h. das Gute und den Genuss zu empfangen, die Er beim Gedanken an die Schöpfung hatte, nämlich „Sein Verlangen, seinen Geschöpfen Gutes zu tun“.

Wir sollten jedoch verstehen, welche Wege man einschlagen kann, um die Vollkommenheit des Ziels zu erreichen. Die Antwort lautet, dass der Mensch die Korrektur der Schöpfung ausführen muss. Das bedeutet, dass die Gefäße des Empfangens, die der Schöpfer in den Geschöpfen erschaffen hat, dem Verlangen des Schöpfers zu geben, entgegengesetzt sind. Deshalb sollte der Mensch sich selbst korrigieren, indem er das Verlangen zu geben erhält. Das nennt man die „Korrektur der Schöpfung“, und das ist die ganze Arbeit des Menschen, um Dwekut [Anhaftung] an den Schöpfer zu erreichen, was die Bedeutung von „Gleichheit der Form“ ist.

Wenn also offenbart würde, dass die Führung, mit der der Schöpfer die Welt leitet, in einer Art und Weise des Guten, der Gutes tut, besteht, wäre es für den Menschen völlig unmöglich, frei zu wählen, d.h. das Einhalten von Tora und Mizwot zu befolgen, um zu geben. Vielmehr würde ihn ein anderer Grund zum Einhalten von Tora und Mizwot zwingen, nämlich die Strafe, also der Eigennutz und nicht das Gebot des Schöpfers, wie es in der „Einleitung zum Studium der Zehn Sefirot“ heißt.

Daher ist die Führung des Schöpfers verhüllt und der Mensch muss glauben. Dann gibt es Raum für die Wahl. Mit anderen Worten, man kann sagen, dass er arbeitet, um zu geben. Das heißt, der Mensch befasst sich mit dem Einhalten von Tora und Mizwot, obwohl er noch keinen Geschmack an Tora und Mizwot verspürt, d.h. der Geschmack von Tora und Mizwot kann nicht als Grund gelten, der ihn verpflichtet, sie einzuhalten, da er noch keinen Geschmack verspürt.

Aber bei körperlichen Genüssen, bei denen der Genuss bekannt ist und nicht geglaubt werden muss, zwingt der Genuss, den ein Mensch in etwas wahrnehmen kann, ihn dazu, den Genuss zu empfangen. Wenn aus diesem Grund der Genuss von Tora und Mizwot offenbart würde – dass dies den wahren Genuss gibt, wie der heilige ARI sagte, und die körperlichen Freuden nicht mehr haben als die heiligen Funken, die in die Klipot [Schalen/unreinen Kräfte] gefallen sind, was nur ein „dünnes Licht“ ist – wenn also der Genuss an der Tora und den Mizwot offenbart würde, würden die Geschöpfe sicherlich gezwungen sein, das Tora und Mizwot aus eigenem Nutzen zu befolgen.

Das ist nicht der Fall, wenn jemand Tora und Mizwot nicht deshalb ausführt, weil er daran Gefallen findet. Er führt Tora und Mizwot manchmal aus Zwang aus, auch wenn sich der Körper dagegen wehrt. Doch wir sollten fragen: Warum zwingt man sich und überwindet den Willen zu empfangen, der Ruhe will? Der Mensch sagt, dass dies der ganze Unterschied zwischen Mensch und Tier ist. Ein Tier hat keinen Verstand; nur der Genuss bestimmt, was zu tun oder zu lassen ist.

Der Mensch aber, der mit Vernunft geboren wurde, sieht nicht mehr den Genuss als Grundlage an, d.h. dass er sich daran orientiert und dorthin gehen soll, wo es mehr Genuss gibt. Vielmehr denkt der Mensch immer, dass er auf dem Weg der Wahrheit wandeln muss, was bedeutet, dass das Maß der Arbeit die Wahrheit ist. Er wandelt auf diesem Weg und schaut nicht auf das Gefühl des Genusses, dass dies sein Wegweiser ist. Stattdessen denkt der Mensch immer an die Wahrheit, ob das, was er jetzt tun will, ihm wirklich etwas Gutes bringt.

Aus diesem Grund achtet der Mensch, sobald er das Himmelreich, genannt „Glaube“, auf sich nimmt – wenn er sich um seines Schöpfers willen mit Tora und Mizwot befassen und Ihm Zufriedenheit bringen will –, nicht auf die Sache, die er tut, sondern auf die Wahrheit. Mit anderen Worten: Da der Schöpfer uns Tora und Mizwot gegeben hat, wollen wir Seinen Willen tun, um Ihm Freude zu bereiten, indem wir Seine Gebote befolgen.

Deshalb achtet ein Mensch, wenn er zum Beispiel eine Zizit [ein weißes Unterkleid mit Fransen, den Zizit] trägt, nicht darauf, ob es dem Körper gefällt, wenn er Zizit trägt, vor allem wenn er darauf achtet, eine sehr feine Zizit zu tragen, wie unsere Weisen sagten (Shabbat 133): „Das ist mein Gott, und ich will Ihn preisen. Schmücke dich vor Ihm mit Mizwot. Mach Ihm eine schöne Sukka [Laubhütte] und einen schönen Lulav [Palmzweig] und ein schönes Shofar [Widderhorn zum Blasen], eine schöne Zizit, ein schönes Buch Tora.“

Der Mensch schaut jedoch immer darauf, wie er dem Schöpfer gefallen kann. Das heißt, er versteht im Verstand, dass die Tatsache, dass der Schöpfer uns das Gebot gegeben hat, den Schöpfer zu lieben, nicht daran liegt, dass der Schöpfer unsere Liebe braucht. Vielmehr ist alles, was der Schöpfer uns befohlen hat, zu tun und seine Gebote einzuhalten, nur zum Nutzen des Menschen. Mit anderen Worten: Dadurch erreicht der Mensch den Schöpfungszweck, nämlich Seinen Geschöpfen Gutes zu tun.

Doch der Mensch weiß, dass er um seines eigenen willens und nicht um anderer willen „empfangen“ will. Das macht es ihm schwer zu sagen, obwohl er versteht, dass der Mensch nicht wie ein Tier ist, dass man sagen kann, dass gerade dort, wo man spürt, dass man Genuss empfangen wird, man sich anstrengen kann, um den Genuss zu erhalten. Wenn einem Menschen jedoch gesagt wird, dass er den Schöpfer lieben soll, kann er das nur verstehen, wenn er die Größe und Bedeutung des Schöpfers sehen kann, dann können wir von Liebe sprechen.

Wenn ein Mensch aber die Bedeutung des Schöpfers nicht sehen kann und glauben muss, dann beginnt hier die Arbeit des Menschen, d.h. die Arbeit, die zum Aspekt Mensch und nicht zum Aspekt des Tieres gehört, denn die Angelegenheit des Glaubens gehört zur Arbeit des Menschen und nicht zur Arbeit eines Tieres.

Allerdings sollte das Maß des Glaubens dasselbe sein wie das Maß des Wissens, das das Tier hat. Wenn es für ihn einen Unterschied zwischen Glauben und Wissen gibt, wird dies sonst immer noch nicht als „Glaube“ angesehen.

Mit anderen Worten: Der Mensch sollte wie ein Tier sein: Wie das Tier nur das sehen kann, was es sieht, so sollte der Mensch mit dem Glauben verfahren, wie ein Tier mit dem Wissen. Was ist sonst der Unterschied zwischen Mensch und Tier? Der Glaube sollte also wie das Wissen sein.

Nach dem oben Gesagten sollten wir auslegen, was wir über das Geschriebene gefragt haben: „Ein Ochse kennt seinen Besitzer und ein Esel die Krippe seines Herrn; Israel weiß es nicht, Mein Volk versteht es nicht.“ Wie kann er Israel mit einem Ochsen und einem Esel vergleichen? Schließlich sehen der Ochse und der Esel, wer sie versorgt, während Israel nicht sehen kann und glauben muss. Worin besteht also die Ähnlichkeit?

Die Antwort ist, dass der Hauptunterschied zwischen Mensch und Tier darin besteht, dass ein Tier kein Wissen hat. Deshalb ist bei den Tieren nur das Gefühl des Genusses entscheidend dafür, ob sie eine Handlung ausführen oder nicht. Er aber, der Mensch, der Verstand und Wissen hat, sollte nicht den Genuss in der Angelegenheit betrachten, sondern einzig die Wahrheit in der Angelegenheit.

Deshalb sollte Israel, wenn uns der Glaube gegeben wird, wie es geschrieben steht: „Und sie glaubten an den Ewigen und an seinen Knecht Moses“, als Er uns diese Arbeit gab, in einem Zustand des Wissens, also des Glaubens, sein, den Israel auf sich nehmen muss, wie das Wissen für Tiere ist.

Dazu gibt es eine Frage: Warum muss der Glaube in Israel dasselbe sein wie das Wissen für die Tiere, da dies ihre Grundlage ist? Und warum „versteht“ Israel nicht, d. h. sein Glaube ist nicht wie das Wissen?

Es steht geschrieben: „Mein Volk versteht nicht“. „Mein Volk“ bedeutet „gewöhnliche Menschen“, während „Israel“ schon eine höhere Stufe ist, denn Israel hat ja bekanntlich die Buchstaben Li-Rosh [wörtlich: Ich habe einen Kopf]. Deshalb sagt er: „Israel versteht nicht.“ Warum? Weil „mein Volk nicht versteht“. Als sie „Mein Volk“ waren, dachten sie, um das Maß an Glauben zu verstehen, das sie erlangen müssen, dass ein Teil des Glaubens für den vollkommenen Glauben ausreicht. Daher begnügten sie sich mit wenig und hielten sich für „Israel“, obwohl sie immer noch nicht mit „vollkommenem Glauben“ belohnt wurden, so dass es dem Wissen bei den Tieren ähnlich ist.

Daraus folgt, dass die Ordnung in der Arbeit darin bestehen sollte, dass der Mensch einen Glauben erlangt, der dem Wissen gleichkommt. Mit anderen Worten: Der Mensch beginnt zu verstehen, dass man alles tun muss, um seinem Schöpfer Zufriedenheit zu geben. Deshalb sollte man, wenn man auf diesem Weg wandelt und sieht, dass dem Körper das, was man tun will, nicht gefällt, zu seinem Körper sagen: „Ich werde nicht etwas tun, das dir gefällt; ich werde etwas tun, das dem Schöpfer gefällt. Deshalb zählt das, was du von mir verlangst, nicht als das, was ich um seines Schöpfers willen tue, bis du damit einverstanden bist.“

Aber der Körper fragt: „Was hast du davon, um für das Wohl des Schöpfers zu arbeiten?“ und meint damit: „Welchen Genuss wirst du daraus ziehen?“ Schließlich tut man nichts ohne Belohnung, also: „Was ist die Belohnung, die du dir dafür erhoffst?“

Die Antwort sollte sein, dass uns die Mizwa [sing. von Mizwot] des Glaubens gegeben wurde, so wie es geschrieben steht: „Und sie glaubten an den Ewigen und an seinen Knecht Moses“, „also glaube ich, dass ich einem großen König diene, obwohl ich noch kein Gefühl für die Größe des Schöpfers habe. Dennoch glaube ich an Seine Größe und ich genieße es, einem großen König zu dienen, und das ist mein Genuss. Deshalb kann es bei all deinen Fragen nur um den Glauben gehen – warum ich glaube. Aber wenn ich in vollkommenem Glauben glaube, ist mein Glaube wie Wissen.“

Wir können sehen, dass, wenn wir einen angesehenen Menschen kennen – wie ein König oder ein hochrangiger Minister, oder jemand, der berühmt ist; also einem angesehenen Menschen –, dass es in der Natur liegt, dass wir uns vor diesem großen Menschen annullieren. Das hat nichts mit Religion zu tun; es ist ein Naturgesetz, dass es ein Privileg für die Kleinen ist, den Großen zu dienen. Aber in der spirituellen Arbeit, wo Größe und Kleinheit nicht offenbart werden und wir glauben müssen, gibt es Arbeit, weil der Mensch von Natur aus nichts tun kann, wenn er nicht mit seinem Verstand sehen und verstehen kann.

Wenn man also den Glauben wie das Wissen auf sich nimmt, hat man keinen Bedarf mehr, mit dem Körper zu streiten, denn er sagt dem Körper: „Ich sehe, dass du mir nichts sagst, außer einer Sache, dass du den Glauben, den ich auf mich genommen habe, nicht annehmen kannst. Deshalb habe ich bei einem solchen Argument über den Glauben nichts, worüber ich mit dir streiten könnte. Deshalb sage ich dir, was ich jetzt tue, und du bist anderer Meinung. Dennoch warte ich nicht auf deine Zustimmung, denn für mich ist der Glaube wie das Wissen.“

Deshalb besteht die ganze Arbeit des Menschen darin, die Kraft des Glaubens zu erlangen, denn der Mensch kann das Böse in ihm nicht durch Argumente besiegen, denn im Verstand hat der Körper immer Recht. Nur wenn der Mensch dem Körper mit dem Glauben über dem Verstand antwortet, kann er ihn besiegen.

Deshalb sollte man sich, bevor man etwas in Kedusha [Heiligkeit] tut, darauf vorbereiten, dass er dank der Handlung der Kedusha, die er jetzt ausführen wird, Glauben als Gegenleistung für die Arbeit empfangen wird. Er sollte glauben, dass ihm nichts anderes fehlt als der Glauben an den Schöpfer, und dass er den Glauben erhalten kann, wenn der Schöpfer ihn ihm gibt, indem er etwas über dem Verstand tut, also durch Zwang. Das heißt, er sollte sich oft zwingen und darauf ausrichten, dass er dank des Zwangs mit dem Glauben an die Größe und Bedeutung des Schöpfers belohnt wird.

Man sollte jedoch wissen, dass er, wenn er arbeitet, um zu geben, Aufstiege und Abstiege hat. Das ist so, weil der Mensch durch die Auf- und Abstiege die Fähigkeit und Möglichkeit erhält, das Gute vom Schlechten zu unterscheiden, denn es ist bekannt, dass man nichts verstehen kann, wenn man nicht das Gegenteil von dem hat, was man hat.

Es steht darüber geschrieben, „wie der Vorteil des Lichts aus der Dunkelheit“, was bedeutet, dass wir die Bedeutung des Lichts nur aus der Dunkelheit heraus erkennen können. Als er litt und von der Dunkelheit gequält war, wusste er es zu schätzen, als das Licht kam. Genauso kann ein Mensch die Bedeutung des Aufstiegs nicht erkennen, wenn er dem Abstieg nicht gegenübersteht. Nur dann kann er die Bedeutung des Lichts, also des Aufstiegs, schätzen.

Andernfalls ist es so, als würde man einem Säugling Edelsteine und Juwelen schenken, und der Säugling weiß sie nicht zu schätzen, und die Leute kommen und nehmen ihm die guten Dinge weg, weil der Säugling nicht weiß, warum er die Juwelen behalten muss. Natürlich nimmt sich jeder, der will, die guten Dinge von den Kindern.

Wenn einem Menschen, der den Wert von Kedusha [Heiligkeit] nicht kennt, etwas Kedusha gegeben wird, um in der Arbeit voranzukommen, kommt die Sitra Achra [aramäisch: andere Seite] und nimmt es ihm weg, weil er nicht verstehen kann, dass das bisschen Kedusha, das er erworben hat, Schutz braucht, damit die Sitra Achra ihm die Kedusha nicht aus der Hand reißt.

Deshalb bleibt er, wenn er absteigt, mit Reshimot [Erinnerungen] an das, was er hatte, und dann weiß er, wie vorsichtig er sein muss, damit die Sitra Achra es ihm nicht aus der Hand reißt. Aus diesem Grund glaubt der Mensch, dass der Schöpfer alles tut, und es besteht kein Zweifel daran, dass der Schöpfer alles um des Menschen willen tut, also sagt er, dass der Schöpfer ihm diese Zustände um seines eigenen Nutzens willen schickt.

Er gibt dem Menschen die Kraft, dem Schlachtfeld nicht zu entfliehen, obwohl er nicht sehen kann, dass der Schöpfer über ihn wacht, also spürt, dass der Schöpfer ihm hilft. Vielmehr macht er nicht nur keine Fortschritte in der Arbeit, sondern er macht Rückschritte. Wenn er jedoch glaubt, dass der Schöpfer ihm hilft, indem er ihm die Abstiege schickt, dann flieht er nicht mehr vom Schlachtfeld..

Er sagt stattdessen, dass der Schöpfer ihm zwar hilft, aber nicht auf eine Art und Weise, die der Mensch versteht, nämlich durch Aufstiege. Vielmehr hilft ihm der Schöpfer durch den Abstieg. Deshalb macht ihn dieser Glaube stärker, sodass er dem Schlachtfeld nicht entflieht. Stattdessen wartet er auf die Hilfe des Schöpfers und betet, dass er die Kraft hat, die Arbeit fortzusetzen, bis der Schöpfer ihm die Augen öffnet und er mit Dwekut an den Schöpfer belohnt wird.

Nach dem oben Gesagten sollten wir interpretieren, was unsere Weisen sagten (Berachot 54): „Man muss das Schlechte segnen, wie man das Gute preist.“ Das bedeutet: Wenn man glaubt, dass der Schöpfer die Welt als der Gute führt, der Gutes tut, warum hat man dann das Gefühl, dass es etwas Schlechtes in ihr gibt? Es ist, als würde der Schöpfer ihm das Böse geben. Deshalb sagten unsere Weisen, dass man glauben soll, dass dieses Schlechte zum Besseren führen muss.

In der Arbeit können wir deuten, dass er in Zustände des Auf- und Abstiegs gerät, wenn er beginnt, so zu arbeiten, dass „alle seine Handlungen um des Schöpfers willen“ sind, d.h. dass alles, was er tut, geschieht, weil er dem Schöpfer etwas geben will und nicht um seiner selbst willen handelt.

Wenn der Glaube für ihn leuchtet, befindet er sich in einem Zustand des Aufstiegs. Das heißt, er versteht, dass es sich lohnt, einzig und alleine um des Schöpfers willen zu arbeiten. Danach erhält er einen Abstieg, bei dem ihm der Gedanke kommt: „Was habe ich davon, um des Schöpfers willen zu arbeiten und nicht um meiner selbst willen?“ Manchmal ist der Abstieg, den er erleidet, so tief, dass er dem Schlachtfeld entgehen möchte.

Dann stellt sich die Frage: Warum ist er, bevor er mit der Arbeit des Gebens begann, immer gut gelaunt gewesen, und jetzt hat er oft das Gefühl, dass er ganz weit weg von der Arbeit ist und alles unter Zwang ausführt? Aber es gibt eine Regel: „Eine Mizwa zieht eine Mizwa nach sich“, warum hat er also einen Abstieg empfangen?

Die Antwort ist, dass die Tatsache, dass ein Mensch sich im Abstieg befindet, der „Zustand des Bösen“ genannt wird, auch zu seinem Besten ist, denn gerade durch beides kann er mit Hilfe des Schöpfers belohnt werden. Das ist die Bedeutung von „Man muss das Böse segnen“. 

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