1991/39 Was bedeutet es, dass die Rechte in der Arbeit stärker sein muss als die Linke?

Rabash, 1991/39, korrigiert, EY, 15.01.2024

Der Heilige Sohar schreibt (Nasso, Punkt 15): „Diese Mizwa [Gebot/gute Tat], dass der Priester das Volk jeden Tag mit erhobenen Fingern segnen soll, weil die Finger im Geheimnis des Höchsten zu finden sind: Die fünf der rechten Hand haben eine größere Bedeutung als die der linken, weil die rechte wichtiger ist als die linke. Und daher, beim Segen, den der Priester über das Volk spricht, muss die Rechte über die Linke erhoben werden.“

Wir sollten verstehen, was „rechts“ in der Arbeit ist, was „links“ in der Arbeit ist und warum die Rechte wichtiger ist als die Linke.

Es ist bekannt, dass wir in der Reihenfolge der Arbeit des Menschen, wenn er Dwekut [Anhaftung] mit dem Schöpfer erreichen will – was die Gleichheit der Form ist und bedeutet, alles zu tun, um zu geben –, zwei Unterscheidungen treffen sollten: 

1.) einen Zustand der Vollkommenheit, in dem alles, was er denkt und tut, keinen Mangel hat, 

2.) einen Zustand der Mängel, in dem alles, was er denkt und tut, voller Mängel ist.

Wir benötigen beide Zustände. Der Zustand der Vollkommenheit ist notwendig, um Vitalität, Freude und Vergnügen aus seinen Zuständen zu ziehen. Wenn ein Mensch in allem, was er tut, Unzulänglichkeiten verspürt, hat er nichts, wovon er leben kann, denn der Mensch wurde so geschaffen, dass er Freude haben muss, so lange er lebt. Das ergibt sich aus dem Zweck der Schöpfung, der darin besteht, „dass Er Seinen Geschöpfen Gutes tun will.“ (In den Worten des Heiligen ARI heißt das “Siwug [Paarung], um die Welten zu erhalten“, denn ohne Lebenskraft würde die Welt untergehen. Daher wird diese Angelegenheit „ewiger Siwug“ genannt.) Und das kann nur sein, wenn ein Mensch mit wenig zufrieden ist und mit dem Anteil, den er hat, glücklich ist und sagt, dass ihm nicht mehr zusteht als dem Rest der Menschen.

In der spirituellen Arbeit wird dies so verstanden, dass er sagt, dass er mit seinem Anteil glücklich ist, mit der Tatsache, dass der Schöpfer ihm den Wunsch und das Verlangen gegeben hat, etwas in der Heiligkeit zu tun. Mit anderen Worten, er ist glücklich, dass er Tora und Mizwot [pl. von Mizwa] auch ohne jedes Verständnis und ohne jede Absicht befolgen kann. Er sagt, dass er sieht, dass es viele Menschen gibt, die nicht einmal das Wenige, das er in Tora und der Arbeit tut, haben. Wie im Materiellen sollte ein Mensch, der mit wenig zufrieden sein will, auf Menschen schauen, die glücklich leben, obwohl sie nicht einmal die Hälfte des Einkommens haben, das er hat. So kann er mit seinem Anteil am materiellen Leben zufrieden sein.

Das Gleiche gilt für die Spiritualität. Er ist mit seinem Anteil zufrieden, wenn er sieht, dass es Menschen gibt, die überhaupt keinen Zugang zu Tora und Mizwot haben, während er glücklich ist, dass er einen gewissen Bezug zu Tora und Mizwot hat. Daraus schöpft er Lebenskraft, d.h. er kann den Schöpfer dafür preisen und loben, dass er ihm einen gewissen Halt in Tora und Mizwot gegeben hat. Wir müssen uns daran erinnern, dass die Dankbarkeit, die ein Mensch dem Schöpfer entgegenbringt, zu diesem Zeitpunkt in einem Zustand der Annäherung zum Schöpfer entspringt, denn die Dankbarkeit, die der Mensch ausdrückt, bezieht sich auf die Gegenwart und die Vergangenheit. Daraus folgt, dass dies in Vollkommenheit geschehen kann.

Wenn ein Mensch im Gegensatz dazu darum betet, dass der Schöpfer die Wünsche seines Herzens erfüllt, sollte er sich während des Gebets mit dem Glauben stärken, dass der Schöpfer das Gebet eines jeden Mundes erhört. Sonst kann sein Gebet nicht aus tiefstem Herzen kommen, denn er muss glauben, dass der Schöpfer jeden Mund hört. Baal HaSulam sagte, dass man während des Gebets glauben sollte, was geschrieben steht: „Denn Du hörst das Gebet eines jeden Mundes“, wobei „jeder Mund“ bedeutet, dass selbst ein Mund, der unwürdig ist, d.h. voller Mängel und ohne Verdienste ist, der Schöpfer dennoch jedem hilft, wenn eine Person aus tiefstem Herzen betet, d.h. über die Vernunft hinaus an das glaubt, was geschrieben steht, dass der Schöpfer jeden Mund hört. Nur dann kann der Mensch von ganzem Herzen beten, d.h. ohne jeden Zweifel.

Daraus folgt, dass, wenn ein Mensch in der Eigenschaft der „Linken“ arbeitet, d.h.er schaut und sieht, wie nackt und mittellos er ist, und will, dass der Schöpfer seine Wünsche erfüllt, dann fällt es einem Menschen schwer zu glauben, dass der Schöpfer ihm helfen wird, und er braucht große Stärkung, damit er von ganzem Herzen beten kann. Aus diesem Grund erhält ein Mensch keine Lebenskraft aus dem Gebet für seine Mängel, da er im Zweifel lebt. Das heißt, er sieht, dass er mehrmals gebetet hat, und es ist, als würde der Schöpfer sein Gebet nicht erhören. Deshalb ist es schwer für ihn, Lebenskraft aus dem Gebet zu schöpfen.

Wenn er aber auf dem rechten Weg – also dem Weg der Vollkommenheit – wandelt und mit allem, was er tut, zufrieden ist, weil er das Privileg hat, dass der Schöpfer ihm etwas in Tora und Mizwot zu tun gibt, ist es zu diesem Zeitpunkt verboten, auf die Mängel zu schauen, denn der Mensch schöpft Lebenskraft einzig und alleine aus der Vollkommenheit. Deshalb muss der Mensch all seine Kräfte einsetzen, den Schöpfer mit all seinen Eigenschaften als vollkommen zu sehen und sich auszumalen, wie der Schöpfer die Welt in absoluter Vollkommenheit führt. Wie Baal HaSulam sagte, sollte der Mensch über den Verstand hinaus glauben, dass der Schöpfer die Welt in vollkommener Güte und Freude führt, und zwar so sehr, dass es nichts mehr hinzuzufügen gibt. Und auch wenn ein Mensch dies nicht sehen kann, bevor er den Wunsch zu geben erreicht, sollte er dennoch glauben, dass dies so ist.

Daraus folgt, dass jemand, der auf dem Pfad der Vollkommenheit wandelt und dem Schöpfer dankt, bereits weiß, dass er dem Schöpfer dankt, weil er bereits bis zu einem gewissen Grad an die Größe des Schöpfers glaubt, und deshalb dankt er dem Schöpfer dafür, dass der Schöpfer einen niedrigen Menschen wie ihn dazu aufruft, ihm zu dienen, d.h. seine Mizwot zu beachten. Mit anderen Worten, er ist in der Lage, etwas in der Tora und den Mizwot zu tun, weil der Schöpfer ihm den Gedanken und das Verlangen gegeben hat, etwas in der Tora und den Mizwot zu tun, und das wird so betrachtet, als hätte der Schöpfer eine Person gerufen und ihr gesagt: „Ich gebe dir die Erlaubnis, den Palast der Heiligkeit zu betreten, um mir einen Dienst zu erweisen.“

Daraus folgt, dass ein Mensch keinen Zweifel hat, wenn er für die Vergangenheit und Gegenwart seine Dankbarkeit ausdrückt. Andernfalls, wenn er nicht über den Verstand hinausgeht, hat er keine Kraft, dem Schöpfer zu danken. Wenn ein Gebet im Gegensatz dazu auf die Zukunft ausgerichtet ist, weiß der Mensch nicht mit Sicherheit, ob der Schöpfer ihm helfen wird, da er nichts über die Zukunft sagen kann.

Aus dem Gesagten ergibt sich, dass man zwar sowohl in der Eigenschaft der Rechten und der Linken arbeiten muss – und wir haben erklärt, dass „rechts“ Vollkommenheit bedeutet, die immerwährend sein sollte, denn nur aus der Vollkommenheit kann der Mensch Lebenskraft schöpfen – doch aus der Vollkommenheit kann ein Mensch keine höhere Stufe hervorbringen, weil er keinen Mangel hat. Wer also sagt, dass er vorwärts gehen will, von dem wird angenommen, dass er eine höhere Stufe erzeugen muss (was in den Worten des ARI als „ein Siwug zur Geburt von Seelen“ bezeichnet wird, und dieser Siwug ist nicht dauerhaft, sondern nur während eines Aufstiegs).

Mit anderen Worten, Volllkommenheit bedeutet, dass er sich mit Chessed [Gnade] beschäftigt, auch wenn es eine Handlung ohne Absicht ist – für ihn ist es wichtig und er ist mit seinem Anteil zufrieden, denn dadurch erhält der Mensch Lebenskraft. (Wie oben gesagt, wird dies „ein Siwug zur Erhaltung der Welten“ genannt, was Chassadim [Barmherzigkeit] bedeutet, „Denn Er begehrt Barmherzigkeit.“ Er braucht nichts, sondern er ist mit seinem Anteil zufrieden. Und das wird „ein immerwährender Siwug“ genannt.)

Um jedoch eine höhere Stufe zu erreichen, der „ein Siwug, um Seelen zu gebären“ genannt wird, da die Bedeutung der Geburt von Seelen nur aus Mängeln und nicht aus der Vollkommenheit entstehen kann, heißt es im Heiligen Sohar: „Wer kommt, um sich zu reinigen.“ Das heißt, wenn ein Mensch sieht, dass er unrein ist, das heißt, dass er unter der Herrschaft des Willens zu Empfangen [für sich selbst] steht, der die Tuma’a [Unreinheit] im Herzen des Menschen ist, und er alle Handlungen ausführt und nicht aus der Herrschaft des Willens zu Empfangen herauskommen kann, dann betet er aus tiefstem Herzen zum Schöpfer, ihm zu helfen. Und es erfüllt sich, was unsere Weisen sagten: „Wer kommt, um sich zu reinigen, dem wird geholfen“. Und der Heilige Sohar fragt: „Womit?“ Und er antwortet: „Mit einer heiligen Seele.“

Wir sehen also, dass gerade aus Mängeln eine Seelenstufe geboren werden kann, also aus einem Gebet aus tiefstem Herzen. So können wir die Worte des Heiligen ARI interpretieren, dass der Siwug zur Geburt von Seelen nicht ständig stattfindet, sondern speziell während eines Aufstiegs. Das bedeutet, dass ein Mensch, der immer weiter aufsteigen und eine höhere Seele erreichen möchte, in sich selbst nach einem Mangel suchen muss, den er füllen kann. Das ist genau dann der Fall, wenn er den Schöpfer um Hilfe bittet, was die Geburt neuer Seelen bewirkt. Mit anderen Worten, gerade wenn er sich nicht mit weniger zufrieden gibt und seinen Mangel spürt, bewirkt dies, dass ihm von oben eine höhere Seele gegeben wird, bis er Nefesh, Ruach, Neshama, Chaya, Yechida (NaRaNChaY) seiner Seele erlangt.

Aus dem Gesagten folgt, dass der Weg der Rechten, also der Vollkommenheit, ein ständiger Weg sein muss, weil der Mensch alles mit Lebenskraft tun muss. Aus einem Mangel kann der Mensch keine Freude schöpfen, die ihm ermöglicht Lebenskraft aus seinem Mangel zu gewinnen. Aus diesem Grund ist die “Linke”, die den Mangel darstellt, aus dem der Mensch keine Lebenskraft schöpft, da, wenn der Mensch sieht, dass er einen Mangel hat – worüber soll er sich dann freuen? Deshalb sollte ein Mensch im Allgemeinen und ständig auf dem Pfad der rechten Linie sein. Und nur für kurze Zeit seiner gewöhnlichen Zeit, die er sonst der Tora und der Arbeit widmet, sollte er eine besondere Zeit einplanen, in der er sich nicht im Abstieg, sondern im Aufstieg befindet. Dann kann er sicher sein, dass er nicht in einen Zustand der Traurigkeit verfällt, wenn er seine Mängel sieht.

Vielmehr wird er dann gestärkt sein; er wird in der Lage sein, ein Gebet aus der Tiefe des Herzens zu sprechen, d.h. das Vertrauen, dass der Schöpfer das Gebet eines jeden Mundes erhört, wird ihn während des Gebets erleuchten. Aber während der restlichen Stunden der Arbeit sollte er nur auf dem rechten Weg gehen, denn auf dem rechten Weg ist er immer in der Vollkommenheit mit dem Schöpfer. Daher empfängt er zu dieser Zeit vom Umgebenden Licht, wie der ARI sagt, dass das Umgebende Licht aus der Ferne leuchtet. Das bedeutet, wie Baal HaSulam sagte, dass selbst dann, wenn ein Mensch noch weit von der Gleichheit der Form entfernt ist, also selbst dann, wenn ein Mensch noch nicht mit dem Willen zu geben belohnt wurde, das Umgebende Licht für ihn leuchtet und der Mensch dadurch Lebenskraft und Freude erhält, während bei der Linken das Gegenteil der Fall ist.

Nach dem oben Gesagten können wir auslegen, was geschrieben steht (4. Buch Mose, Pinchas, 26:53-54): „Diesen werde das Land verteilt zum Eigentum nach Anzahl der Namen. Dem Vielen sollst du viel Eigentum geben, und dem Wenigen sollst du wenig Eigentum geben.“ Die Tora-Kommentatoren fragen: Wenn es heißt: „Dem Vielen sollst du viel Eigentum geben„, ist es offensichtlich, dass daraus folgt „dem Wenigen sollst du wenig Eigentum geben“ – warum also die Wiederholung bezüglich der Wenigen? Wir sollten dies im Zusammenhang der spirituellen Arbeit interpretieren. In der Arbeit ist bekannt, dass sich alles darauf bezieht, was in einem Menschen passiert. Das heißt, „Dem Vielen sollst du viel Eigentum geben, und dem Wenigen sollst du wenig Eigentum geben“ bezieht sich auf denselben Menschen.

Wir sollten daher „viel“ und „wenig“ interpretieren. „Viel“ bedeutet „vollkommen“ und „wenig“ bedeutet „mangelhaft“. Wie wir lernen, wird die rechte Linie als „Vollkommenheit“ bezeichnet, daher wird die rechte Linie als „viel“ bezeichnet. Wenn jemand sagt: „Jeden Halt, den ich in der Arbeit habe“, glaubt er, dass der Schöpfer ihm den Gedanken und den Wunsch gegeben hat, Tora und Mizwot zu befolgen, und er sagt, dass er nicht wichtiger ist als der Rest des Volkes. So wie er, bevor er begann, auf der linken Linie zu arbeiten, Lebenskraft und Freude an der Arbeit hatte, die er ausführte, wusste er, dass sie sehr wichtig war und er sicherlich eine große Belohnung dafür erhalten würde. 

Genauso sollte er jetzt, da er begonnen hat, auf der linken Linie zu gehen, in einem Zustand der Demut sein, wie geschrieben steht: „Sei sehr, sehr demütig.“ Mit anderen Worten, auch nachdem er begonnen hat, auf der linken Linie zu gehen, um seine Mängel zu sehen, die ihm die linke Linie zeigt, die er aus dem Zustand „Sein Herz erhob sich auf den Wegen des Herrn“ erhalten hat, aber jetzt, da er im Zustand der rechten Linie arbeitet, sollte er sich in Demut begeben, und das ist eine große Aufgabe, weil sie als „zwei Schriften, die einander widersprechen“ bezeichnet wird. Dies steht im Gegensatz zu der Zeit, als er auf einer einzigen Linie ging.

Doch so sind die Wege des Schöpfers. Ein Mensch sollte den Weisen glauben, dass dies die Ordnung der spirituellen Arbeit ist. Daraus folgt, dass es einen enormen Unterschied in der Arbeit gibt, ob er in der rechten oder in einer einzigen Linie geht. Aber nach dem, was wir lernen, brauchen wir beide Linien. Beide können nicht zur gleichen Zeit im selben Aspekt sein. Vielmehr können sie eine nach der anderen kommen.

Wenn wir also zwei Linien brauchen und wir eine Zeit für die rechte und eine Zeit für die linke Linie aufwenden müssen, stellt sich die Frage, wie viel Zeit der Mensch für die rechte Linie und wie viel Zeit für die linke Linie aufwenden sollte.

Nach dem oben Gesagten sollten wir auslegen, was geschrieben steht: „Dem Vielen sollst du viel Eigentum geben.“ „Viel“ bedeutet Arbeit, die „Vollkommenheit“ genannt wird, und „rechte Linie“, die „viel“ genannt wird, bedeutet Vollkommenheit. „Gibst Du viel Eigentum“ bedeutet, dass du mehr Zeit für die rechte Linie aufbringst, indem du einen Großteil deiner Zeit für Tora und Mizwot einsetzt.

Wenn es heißt „und dem Wenigen sollst du wenig Eigentum geben„, bedeutet „dem Wenigen“, d.h. dem Mangel, der „linke Linie“ genannt wird, bei dem man anfängt, darüber nachzudenken, was man gewonnen hat, als man die eine Linie verließ und mit der Arbeit des Gebens begann. Er sieht, dass er nicht nur keinen Fortschritt, sondern sogar einen Rückschritt gemacht hat. Das heißt, er hat jetzt nicht mehr die Lebenskraft und Freude, die er hatte, als er auf der einen Linie ging. Obwohl er zum Schöpfer betet, ihm die Kraft des Willens zu geben zu verleihen, sieht er, dass er viele Gebete dafür erhoben hat, aber sie von oben nicht beachtet werden, so dass er oft aus der Kampfhandlung entfliehen möchte. Obwohl die Arbeit an der linken Linie wichtig ist, denn die Geburt der Seelen entstammt gerade aus der linken Linie, müssen wir im Glauben an die Weisen dennoch glauben, dass wir uns gerade in einer Zeit des Aufstiegs mit der linken Linie beschäftigen können, denn dann ist ein Mensch stark und kann die Linke durch Gebete überwinden. Aber nur für eine kleine Weile, denn es steht geschrieben: „dem Wenigen sollst du wenig Eigentum geben„, wobei „dem Wenigen“ bedeutet, dass du ihm nicht viel von deiner Arbeitszeit widmen sollst.

Daraus folgt, dass das Wort „wenig“ zwei Bedeutungen hat: 

1.) „wenig“ im Sinne von „mangelhaft“, wie wenn man beispielsweise sagt, dass diese Person wenig Einkommen hat, 

2.) wenig Zeit.

Daraus folgt, dass, wenn es heißt: „dem Wenigen sollst du wenig Eigentum geben„, gemeint ist: „dem Wenigen“ bezieht sich auf einen Mangel. Mangel in der Arbeit des Gebens und „weniger“ bezieht sich auf weniger Zeit. Dementsprechend sollten wir interpretieren, was es bedeutet, dass die Rechte bei der Arbeit größer als die Linke sein soll, und auch, was es bedeutet, dass der Heilige Sohar sagt, dass „der Priester, wenn er das Volk segnet, die Rechte höher als die Linke erheben” soll. Wir sollten interpretieren, dass „rechts“ auf Vollkommenheit hinweist, was Chessed ist. Chessed bedeutet, dass er nichts benötigt, sondern nur geben möchte. Wenn ein Mensch also seine Niedrigkeit spürt und sagt, dass der Schöpfer ihm Chessed gibt, indem er ihm etwas Halt in der Tora und der Arbeit gibt, dankt er dem Schöpfer dafür.

Wenn wir also in der spirituellen Arbeit über den Priester sprechen, der das Volk segnet, und alle Angelegenheiten sich auf dieselbe Person beziehen, ist der „Priester“ ein Diener des Schöpfers. Er „segnet das Volk“, also die Person selbst, die in der Arbeit „das Volk“ genannt wird. Es ist so, wie unsere Weisen sagten (Sanhedrin 37): „Deshalb muss jeder sagen: ‚Die Welt wurde für mich geschaffen.'“ Aus diesem Grund lernen wir in der Arbeit, dass die ganze Welt in einer Person ist. „Er muss die Rechte höher erheben als die Linke“, um zu wissen, dass die Rechte wichtiger ist als die Linke, obwohl wir von der Linken mit der Geburt neuer Seelen belohnt werden.

Doch wenn ein Mensch sich mit Mängeln beschäftigt, kann er davon keine Lebenskraft schöpfen. Aus diesem Grund muss er auch an der rechten Linie arbeiten. Der Heilige Sohar sagt uns, dass wir den größten Teil unserer Zeit der rechten Seite widmen sollen. Deshalb sagt er, dass „der Priester die Rechte über die Linke erheben muss“, weil die Rechte wichtiger ist. Und im Heiligen Sohar (Pekudei, Punkt 211) sagt er: „Denn das Wesentliche ist, dass die Linke nicht größer als die Rechte sein darf.“ Das ist die Bedeutung dessen, was unsere Weisen sagten (Yevamot 63): „Ein Mann muss von seiner Stufe herabsteigen, um eine Frau zu empfangen.”

Hier spricht er von den Stufen in den höheren Welten. Wie oben, in den oberen Stufen, so ist es unten, bei der Arbeit des Menschen, selbst bevor der Mensch mit dem Öffnen der Augen in der Tora belohnt wird. Dort ist die Bedeutung von „links“, wenn das Licht von Chochma  [Weisheit] leuchtet, das in Gefäßen des Empfangens ist. Natürlich sollte dies mit der Absicht geschehen, um zu geben, und er hat noch nicht vom Rechten erhalten, vom Licht von Chassadim [Barmherzigkeit]. Als „links“ wird [Chochma] bezeichnet, weil alles, wo es einen Mangel gibt, „links“ genannt wird.

Zu dieser Zeit besteht der Weg der Korrektur darin, dass das Licht von Chassadim, das „rechts“ genannt wird, größer sein sollte als das Licht von Chochma. Das heißt, das Licht von Chochma darf nicht mehr als die halbe Stufe einnehmen. Und das Licht von Chassadim, das „rechts“ ist, das das Licht von Chochma beschützt, damit es bleibt, um zu geben, sollte größer sein als das Licht von Chochma. Dann wird das Licht von Chochma in der Stufe bestehen bleiben. Das ist die Bedeutung dessen, dass der Priester, wenn er segnet, die Rechte über die Linke erheben sollte, was bedeutet, dass Chessed wichtiger sein sollte als die Linke.

Das ist das Geheimnis von dem, was geschrieben steht: „ein Mann muss von seiner Stufe herabsteigen, um eine Frau zu empfangen“. Es bedeutet, dass ein Mensch, der das Licht von Chochma empfangen will, das die Eigenschaft Malchut ist – wobei Malchut als „unteres Chochma“ bezeichnet wird, sollte er es nicht in ihrem Zustand von Gadlut [Größe/Erwachsenheit] nehmen. Vielmehr sollte sie von „niederer Stufe“ sein, d.h. wenn man das Licht von Chochma, genannt „Frau“, die Malchut ist, empfangen will, sollte sie sich bereits im Zustand des Abstiegs befinden, d.h. dass sie nur die Hälfte von dem hat, was sie hatte. Zu diesem Zeitpunkt kann er Chassadim empfangen, und Chassadim wird mehr sein als Chochma. Dann werden die Worte „Ein Mann muss von seiner Stufe herabsteigen, um eine Frau zu empfangen” wahr.

Nach dem oben Gesagten sollten wir interpretieren, was geschrieben steht (Sanhedrin 44b): „Rabbi Elazar sagte: ‚Ein Mensch soll immer das Gebet der Not vorziehen.'“ Wir sollten interpretieren, dass ein Mensch nicht in die Arbeit der Linken eintritt, bevor man nicht zuerst in der Eigenschaft der Rechten gearbeitet hat, was als Vollkommenheit betrachtet wird, d.h. dass es ihm an nichts fehlt und er dem Schöpfer dafür dankt und lobt, dass er ihm etwas Halt in der Arbeit des Schöpfers gegeben hat, und dann beginnt er die Arbeit der Linken. Zu diesem Zeitpunkt sieht er, dass er sich in Not befindet, dass er weder Tora noch Arbeit hat, die für jemanden geeignet ist, der dem Schöpfer dient. Dann spürt er, wie weit er von der Arbeit des Schöpfers entfernt ist, d.h. von der Arbeit für Ihn, nämlich einzig und alleine mit dem Ziel, seinem Schöpfer Zufriedenheit zu verschaffen und überhaupt nicht zu seinem eigenen Nutzen zu arbeiten. Zu diesem Zeitpunkt sieht er, wie sich der Körper dagegen sträubt, und er sieht nicht, dass er jemals in der Lage sein wird, etwas einzig und alleine zu tun, um zu geben.

Daraus folgt, dass er, wenn er den Weg der Linken beginnt, der als Zustand der „Not“ bezeichnet wird und keine andere Wahl hat, als zum Schöpfer zu beten, ihm zu helfen und vom Schöpfer den Wunsch zu geben zu erhalten, der „zweite Natur“ genannt wird. Zu diesem Zeitpunkt kommt das Gebet aus tiefstem Herzen, und der Schöpfer erhört sein Gebet.

Dementsprechend sollten wir auslegen, was unsere Weisen sagten: „Ein Mensch soll immer das Gebet der Not vorziehen“. Dies bedeutet, dass es Zeiten geben kann, in denen man sich auf den linken Pfad begibt und sich in einem Zustand der Niedrigkeit befindet, und es kann passieren, dass man verzweifeln und aus dem Kampf fliehen möchte, was als „Not“ bezeichnet wird. In solchen Fällen muss man das Gebet voranstellen, das heißt, man muss zuerst prüfen, ob man die Kraft zum Beten hat, wenn man sich in einem Zustand der Not befindet. Andernfalls sollte man es vermeiden, sich auf den linken Pfad der Arbeit zu begeben. Dies ist das, was sie sagen: „Der segnende Priester muss seine rechte Hand über seine linke Hand erheben“, was bedeutet, wie oben erwähnt, dass die rechte Hand höher sein muss als die linke Hand, d.h. er muss auf den geeigneten Zeitpunkt warten, um von der Arbeit der rechten Linie zur Arbeit der linken Linie überzugehen.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Arbeit der rechten Linie, die „Vollkommenheit“ genannt wird, die Arbeit der Allgemeinheit ist. Sie ist die Arbeit in Form von Taten, indem man die Tora und die Gebote des Schöpfers erfüllt, um Belohnung in dieser Welt und in der kommenden Welt zu erhalten. Die Absicht, um des Gebens willen, die als „Arbeit in der linken Linie“ bezeichnet wird, lässt er jedoch außer Acht. Daher fühlt der Mensch Vollkommenheit während der Arbeit. Und eine solche Arbeit in Vollkommenheit wird ‚Arbeit in einer Linie‘ genannt. 

Aber dieselbe Arbeit der Allgemeinheit in der Vollkommenheit, wenn er beginnt, mit der Absicht zu arbeiten – dieselbe eine Linie, d.h. die Arbeit, die Handlungen der Allgemeinheit auszuführen, erhält einen anderen Namen: Sie wird nun ‚Rechte Linie‘ genannt. Es ist also schwierig, zur Arbeit in der Linie der Vollkommenheit in Form von praktischen Taten überzugehen, wenn sie einen neuen Namen bekommt, nämlich ‚Rechte Linie‘.

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