1991/40 Was ist “Wahrheit und Falschheit” in der Arbeit?

Rabash, 1991/40, korrigiert, EY, 8.1.2024

Wir sollten verstehen, wie sich Wahrheit und Falschheit auf die Arbeit des Schöpfers beziehen. Das deutet darauf hin, dass ein Mensch ein Diener des Schöpfers sein kann, auch wenn er falsch ist. Wie kann so etwas behauptet werden?

Im Heiligen Sohar („Einleitung zum Buch Sohar“, Punkt 175) steht geschrieben: „Des Schöpfers Anteil ist es, die Armen glücklich zu machen, denn an diesen Tagen, den Feiertagen, kommt der Schöpfer, um seine zerbrochenen Kelim [Gefäße] zu sehen, und Er sieht, dass sie nichts haben, worüber sie sich freuen können, und Er weint um sie.“

Er legt diese Worte im Sulam-Kommentar [Kommentar zum Heiligen Sohar] wie folgt aus: Zunächst müssen wir die Auslegung unserer Weisen (Midrash Rabba, Teil 6) verstehen, dass Er bei der Erschaffung der Welt, als Er zu den Engeln sagte: „Lasst uns den Menschen nach unserem Bilde machen“, Chessed [Gnade] sagte: „Er soll erschaffen werden, denn er übet Barmherzigkeit; die Wahrheit sagte: „Er soll nicht erschaffen werden, denn er ist voller Falschheit“; Zedek [Gerechtigkeit] sagte: „Er soll erschaffen werden, denn er wird Gerechtigkeit vollbringen“; Shalom [Frieden] sagte: „Er soll nicht erschaffen werden, denn er ist voller Streit. „Was hat der Schöpfer getan? Er nahm die Wahrheit und warf sie auf die Erde.

Wir kennen die Worte unserer Weisen: „Der Mensch sollte sich immer mit Tora und Mizwot [Geboten/gute Taten] befassen, auch in Lo liShma [nicht um Ihretwillen], denn von Lo liShma kommt er zu liShma [um Ihretwillen].“ Denn aufgrund seiner Niedrigkeit kann sich der Mensch nicht sofort mit Seinen Mizwot befassen, um seinem Schöpfer Freude zu bereiten. Es ist ihm von Natur aus nicht möglich, irgendeine Handlung zu tun, es sei denn, sie ist zu seinem eigenen Vorteil. Deshalb muss er sich zuerst mit den Mizwot im Sinne von lo liShma befassen, also aus Eigennutz. Trotzdem zieht er durch die Ausübung der Gebote heiligen Einfluss an sich. Durch diese Kedusha [Heiligkeit], die er an sich zieht, wird er schließlich dazu kommen, sich mit den Mizwot im Aspekt von Lishma zu befassen.

Die Wahrheit klagte über die Erschaffung des Menschen und sagte: „Er ist voller Lügen“ usw. Wie kann ein solcher Mensch erschaffen werden, der sich von Anfang an mit Tora und Geboten in vollkommener Falschheit befasst, also in Lo liShma? Doch Chessed sagte: „Er soll erschaffen werden, denn er übt Barmherzigkeit aus“ usw., durch die er nach und nach korrigiert wird, bis er sich mit allen Mizwot um des Gebens willen befassen kann. Auch der Friede klagte: „Er ist voller Streit“, aber die Gerechtigkeit sagte: „Er soll erschaffen werden“, denn durch die Mizwa [Einzahl für Mizwot] der Wohltätigkeit für Arme, die er tut, wird er sich allmählich der Eigenschaft des Gebens nähern, bis er sich mit liShma befassen kann. Nachdem alle ihre Argumente gehört worden waren, stimmte der Schöpfer mit den Engeln Chessed [Gnade] und Zedaka [Gerechtigkeit] überein und warf die Wahrheit zu Boden, was bedeutet, dass es erlaubt ist, sich mit Mizwot zunächst in lo liShma zu befassen, denn auch wenn es eine Lüge ist, wird sie schließlich zu liShma werden, und dann wird die Wahrheit aus der Erde aufsteigen.

Maimonides sagt dort (Hilchot Teshuva, Gesetze der Umkehr/Reue, Kapitel 5): „Deshalb lehrt man die Kleinen, die Frauen und die Ungebildeten, nur aus Ehrfurcht und um Belohnung zu empfangen zu arbeiten. Bis sie viel Wissen und Weisheit erlangen, werden sie nach und nach in dieses Geheimnis eingeweiht.“

Aus den Worten von Maimonides können wir sehen, dass wir die Arbeit des Schöpfers in lo liShma beginnen müssen und ihnen [am Anfang] nicht einmal offenbaren dürfen, dass es so eine Angelegenheit wie liShma gibt. Vielmehr müssen sie wissen, dass sie die Tora und die Mizwot befolgen, um eine Belohnung zu empfangen, die wirkliche Vollkommenheit ist, und dass es dazu nichts hinzuzufügen gibt, außer der Quantität, also mehr Zeit und Mühe für das Einhalten von Tora und Mizwot aufzuwenden. Sie sollten sich darüber freuen, dass sie durch das Einhalten von Tora und Mizwot reichlich Belohnung erhalten werden.

Damit sie vollkommene Diener des Schöpfers werden, dürfen sie nicht wissen, dass es die Angelegenheit von liShma gibt, denn sie sind noch nicht bereit, mit der Arbeit in liShma zu beginnen. Wenn man ihnen also sagen würde, dass die Hauptarbeit Lishma ist, würden sie sagen: „Wie können wir die Tora und Mizwot in lo liShma befolgen, wenn das nicht die eigentliche Arbeit ist?“ Und da sie in liShma immer noch nicht arbeiten können, werden sie auf beiden Wegen mit leeren Händen dastehen.

Mit anderen Worten: Lo liShma wird für sie nicht wichtig sein, und sie können sehen, dass sie nicht in der Lage sind, liShma zu arbeiten. Aus diesem Grund ist es verboten, ihnen zu offenbaren, dass es eine Arbeit um des Gebens willen gibt. Denn wenn sie es nicht wissen, denken sie, dass sie wahre Diener des Schöpfers sind und dass sie gerecht sind. Daher werden sie Kraft zur Arbeit haben, denn sie freuen sich darüber, dass sie Diener des Schöpfers sind, und halten andere Menschen, die Tora und Mizwot nicht so befolgen wie sie, für Tiere, und dass sie nicht mehr Verstand haben als die Tiere.

Über die Klärungen schrieb er [der ARI] in “Baum des Lebens” (zitiert in Beit Shaar HaKavanot, Haus der Absichten, Artikel 107): „Der Schöpfer gab Israel die Tora und die Mizwot einzig und alleine, um das Silber zu sortieren, zu reinigen und von der Schlacke zu befreien, die das Kleid für die Seele ist. Durch die Absicht des Menschen in Tora und Mizwot wird die Einkleidung der Seele vollendet. Durch die Tora wird die Noga von Yezira [die dritte der vier Welten] geläutert, eine Einkleidung von Ruach  [2. Stufe der fünf Stufen der Seele], und durch die praktischen Mizwot wird die Noga von Assija [die unterste der vier Welten] gereinigt und zu einer Einkleidung von Nefesch. [1. Stufe der fünf Stufen der Seele].“

Das bedeutet, dass wir nicht sagen können, dass die Ausführung von Mizwot und Tora ohne eine Absicht nicht wahr sind. Vielmehr wird aus den Worten des ARI angedeutet, dass durch das gesamte Handeln des Menschen die Teile der Kedusha  [Heiligkeit] aus den Klipot [Hüllen/Schalen] aussortiert werden, zu denen sie beim Zerbrechen der Gefäße herabgestiegen sind. Wir sollten jedoch zwischen Mizwot ohne Absicht und Tora ohne Absicht und zwischen Tora und Mizwot mit Absicht unterscheiden, wie geschrieben steht: „und durch die praktischen Mizwot wird die Noga von Assija geläutert und wird zu einer Einkleidung für Nefesch.“

Was Lo liShma betrifft, das „eine Lüge“ genannt wird, sollten wir auslegen, dass das Schöpfungsziel darin besteht, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun, und damit der Mensch dies in der Praxis erreichen kann, also zu sehen, dass sich Gutes und Genuss in der Welt offenbaren, können die Geschöpfe dies nicht sehen, bevor sie nicht die echten Kelim [Gefäße] haben, durch die sie das Gute und den Genuss sehen, die sich in der Welt offenbaren.

Deshalb ist es den Geschöpfen noch nicht klar, dass das Schöpfungsziel wirklich darin besteht, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun, denn sie sehen, dass sie in der Welt Qualen erleiden, jeder nach seinem Zustand. Solange die Geschöpfe die Tora und Mizwot nicht mit der Ausrichtung des Gebens befolgen, können sie die Wahrheit über das Schöpfungsziel – Gutes zu tun – nicht sehen.

Wenn deshalb diejenigen, die die Tora und Mizwot befolgen und nicht mit der Absicht zu geben belohnt wurden, obwohl sie in Wahrheit durch das Einhalten von Tora und Mizwot – wenn auch ohne die Absicht –, belohnt wurden, bedeutet dies, dass die Kedusha durch ihr Handeln zunimmt, allerdings nur in Bezug auf die Existenz der Kedusha. Dennoch können die Geschöpfe nicht sehen, was durch ihr Handeln geschieht, also welche Korrekturen durch ihre Arbeit vorgenommen werden, selbst in Lo liShma.

Wenn wir also von Falschheit sprechen, wenn wir sagen, dass Lo liShma „eine Lüge“ genannt wird, dann geschieht das in Bezug auf die Geschöpfe. Das heißt, sie können die Wahrheit über das Einhalten von Tora und Mizwot ohne die Absicht noch nicht sehen. Aber in Wahrheit werden in Kedusha Korrekturen und Klärungen vorgenommen.

Wir müssen den Worten des ARI so sehr Glauben schenken, dass jede einzelne Handlung in Tora und Mizwot in einem solchen Ausmaß Korrekturen vornimmt, dass wir in Bezug auf die Halacha [Gesetze] fragen sollten: Wenn ein Mensch seinen Nachbarn unterstützen kann, den Shabbat nicht zu entweihen, wenn zum Beispiel der Nachbar seine Hilfe braucht, während er den Shabbat einhält, dann muss ein Mensch so handeln, dass er den Shabbat nicht entweiht.

Wir sollten fragen: Wenn da aber keine Absicht ist, den Shabbat einzuhalten, und er das Gebot befolgt, das sein Freund ihm auferlegt, was kann dann Gutes aus einer solchen Arbeit entstehen? Doch jede einzelne Handlung, die wir tun, auch wenn wir keine Absicht haben, erfüllt ihren Zweck. Das heißt, er macht Klärungen für die Kedusha, nur können die Geschöpfe die Korrekturen noch nicht sehen, denn sie könnten diese beflecken, da sie noch unter der Herrschaft des Willens stehen, zu empfangen.

Aus diesem Grund kann er, bevor er die Korrekturen sieht, die von ihm vorgenommen werden, noch nicht von der reichlichen Fülle empfangen, die durch sein Handeln offenbart wird. Wenn sie also die reichliche Fülle, die offenbart wird, nicht sehen, können sie auch nichts empfangen, da sie nicht sehen können, dass es etwas zu empfangen gibt. Der Mensch muss jedoch daran glauben, dass jede einzelne Handlung in der Tora und in der Arbeit wichtig ist.

Erst wenn man mit dem Empfang der zweiten Natur belohnt wird, die „Verlangen zu geben“ heißt, wird er in der Lage sein, die Wahrheit zu sehen, dass das Ziel der Schöpfung darin besteht, „seinen Geschöpfen Gutes zu tun“. Wenn wir also sagen, dass Lo liShma „eine Lüge“ ist, dann geschieht das aus der Sicht des Menschen, denn er kann immer noch nicht sehen, dass das Schöpfungsziel darin besteht, seinen Geschöpfen Gutes zu tun.

Dementsprechend können wir verstehen, warum liShma „Wahrheit“ genannt wird, denn wenn ein Mensch mit liShma belohnt wird, sollte er die Stufe der „Liebe des Schöpfers“ erreichen, und zwar durch sein Verhalten gegenüber dem Menschen selbst. Das heißt, wenn ein Mensch all das Gute vom Schöpfer empfängt, kann er die Wahrheit sehen, dass das Schöpfungsziel darin besteht, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun. Darüber hinaus muss ein Mensch die Stufe erlangen, auf welcher er sieht, dass die Vorsehung sich allen Geschöpfen gegenüber so verhält, dass sie gut ist und Gutes tut.

Das ist eine große Stufe, wenn der Mensch sehen kann, wie der Schöpfer mit ihm persönlich umgeht, um Gutes zu tun. Der Mensch kann aber auch sehen, dass der Schöpfer sich allen Geschöpfen gegenüber so verhält, dass Er gut ist und Gutes tut. Denn durch die Arbeit in dem Zustand von liShma wird der Mensch damit belohnt, dass er die Wahrheit sehen kann, nämlich dass der Schöpfer sich allen Geschöpfen gegenüber als der Gute verhält, der Gutes tut.

So steht es in der „Einleitung zum Studium der Zehn Sefirot“ (Punkt 97) geschrieben: „Aus diesem Grund haben uns unsere Weisen vor der notwendigen Bedingung bei der Ausübung der Tora gewarnt, dass sie speziell in liShma ist, und zwar so, dass man durch sie das Leben erhält, denn sie ist eine Tora des Lebens, und seinen Verstand und sein Herz darauf ausrichtet, ‚das Licht des Angesichtes des Königs‘ in ihr zu finden, d.h. die Erlangung der offenen Vorsehung, genannt ‚Licht des Angesichtes‘.“

Mit anderen Worten: Solange jemand nicht mit liShma belohnt wurde, befindet er sich in der Verhüllung des Angesichtes, was bedeutet, dass er noch nicht sehen kann, wie der Schöpfer als Der Gute, der Gutes tut, die Welt führt. Daraus folgt, dass er sich in einem Zustand der Falschheit befindet. Das heißt, wenn er sagt, wie geschrieben steht, dass das Schöpfungsziel darin besteht, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun, ist das eine Lüge, denn wir sehen das Gegenteil.

Doch wer die Tora liShma lernt, wird damit belohnt, dass er die Wahrheit sieht, denn er selbst wurde damit belohnt, dass er die Freude und das Vergnügen sieht, die er vom Schöpfer empfängt. Außerdem muss er zu einem Zustand der Vollkommenheit kommen und sehen können, wie sich der Schöpfer mit der ganzen Welt verhält, mit dem Ziel, seinen Geschöpfen Gutes zu tun. Daraus folgt, dass Wahrheit und Falschheit mit der Erlangung des Menschen selbst zu tun haben. Daraus folgt, dass jemand, der Tora lo liShma lernt, was als Lüge gilt, nur deshalb unfähig ist, die Wahrheit zu sehen, dass der Schöpfer die Welt so führt, dass sie gut ist und Gutes tut.

Das ist so, wie der ARI sagt, dass alle Handlungen des Menschen in der Heiligkeit durchführt, Korrekturen vornehmen werden, aber der Mensch kann trotzdem nicht sehen, was mit der Tora und den Geboten getan wird, die die Geschöpfe auch ohne die Absicht, also auch in Lo Lishma, aber um ihres eigenen willens tun. Aus diesem Grund sagt Maimonides, dass wir die Reihenfolge der Arbeit mit Kindern und Frauen damit beginnen müssen, dass sie Belohnung empfangen, da die Ausführung der Gebote an sich schon Korrekturen bewirkt.

Baal HaSulam sagte über das, was unsere Weisen sagten (Awot, Sprüche der Väter, Kapitel 3:18): „Israel wird geliebt, denn sie werden ‚Die Kinder des Schöpfers‘ genannt. Sie sind sehr beliebt, denn sie werden ‚Kinder des Schöpfers‘ genannt, wie es heißt: ‚Ihr seid die Kinder des Herrn, eures Gottes.‘ Er sagte, dass die Bezeichnung „Kinder des Schöpfers“ im Allgemeinen gilt, die Bezeichnung „besonders begünstigt“ aber für den Menschen. Er fragt: „Was ist eine große Gunst? Er antwortete: „Die große Gunst besteht darin, dass sie es wissen, das heißt, dass sie wissen und fühlen, dass sie ‚Kinder des Schöpfers‘ genannt werden.“

Hier können wir ähnlich interpretieren. Das heißt, in Bezug auf das Handeln ohne die Absicht zu geben, genannt Lo liShma, wird das Volk Israel „Kinder des Schöpfers“ genannt, denn sie befassen sich mit der Tora und den Mizwot in der Praxis, auch das macht große Korrekturen, wie der ARI sagte. Allerdings ist es ihnen nicht bewusst. Mit anderen Worten: Sie können nicht sehen, welche Korrekturen durch ihre Handlungen bewirkt werden.

Nachdem sie dagegen mit liShma belohnt wurden, wissen sie, was sie tun. So steht es geschrieben: „Rabbi Meir sagt: ‚Jeder, der sich mit Tora liShma befasst, wird mit vielen Dingen belohnt. Außerdem lohnt sich die ganze Welt für ihn, und die Geheimnisse der Tora werden ihm offenbart.'“

Wir sollten auslegen, dass „die ganze Welt sich für ihn lohnt“ bedeutet, dass er bereits die Wahrheit über das Schöpfungsziel sehen kann, dass es darin besteht, seinen Geschöpfen Gutes zu tun. Der Beweis dafür ist, dass er zu diesem Zeitpunkt sehen kann, dass sich „die ganze Welt für ihn lohnt“, weil er Freude und Genuss empfindet.

Außerdem sollten wir die Bedeutung von „die Geheimnisse der Tora werden ihm offenbart“ auslegen. Das bedeutet, dass er damit belohnt wird, zu sehen, wie durch seine Arbeit in der Tora und den Geboten oben Korrekturen vorgenommen werden. Doch bevor er damit belohnt wird, dass er sich mit Tora und Mizwot liShma befasst, kann er nicht sehen, wie durch seine Arbeit in der Tora und den Geboten Korrekturen vorgenommen werden, bevor er mit Gefäßen des Gebens belohnt wird.

Dementsprechend sollten wir auslegen, was unsere Weisen sagten (Awot, 1:17): „Nicht das Studium ist das Wichtigste, sondern die Handlung.“ Wir haben hier zwei Dinge vor uns: 

1.) Handlungen, 

2.) Absichten.

Auf der einen Seite verstehen wir, dass die Absicht die wichtigste Angelegenheit ist. Mit anderen Worten: Wenn ein Mensch etwas tut, egal ob es gut oder böse ist, sollten wir die Absicht berücksichtigen, nicht die Handlung. Ein Beispiel: Bei einem Streit zwischen zwei Menschen nimmt einer ein Messer und sticht auf den anderen ein. Das ist natürlich eine böse Tat. Das Opfer hat ihn verklagt und der Täter wurde dafür zu einer Strafe verurteilt.

Der Täter behauptete: „Ich habe diesem Menschen nur in die Hand gestochen und ihn nur gekratzt, aber ich muss ihm eine Geldstrafe zahlen. Und doch habe ich gesehen, dass dieser Mensch vor nicht allzu langer Zeit in ein Krankenhaus gegangen ist und ein Arzt ihm den Bauch aufgeschnitten und etwas herausgenommen hat, und er hat dem Arzt eine Menge Geld bezahlt. Und ich, für den winzigen Schnitt, den ich ihm zugefügt habe, muss ich ihn bezahlen, im Gegensatz zu dem, was mit diesem Arzt passiert ist?!“

„Die Antwort ist einfach“, sagte der Richter. „Wir gehen von der Absicht aus. Da du auf ihn eingestochen hast, denn du wolltest das genießen, musst du für den Genuss bezahlen, den du hattest. Aber als der operierende Chirurg sein Fleisch mit dem Messer aufschnitt, wollte er, dass der Patient den Genuss hat. Deshalb sollte der Patient den Arzt bezahlen.“ Deshalb können wir sehen, dass es auf die Absicht ankommt und nicht auf die Tat. Warum sagten unsere Weisen also: „Nicht das Studium ist die Hauptsache, sondern die Handlung“?

In der spirituellen Welt, bei Tora und Mizwot, ist die Handlung das Wesentliche, so wie der ARI sagt, dass durch die Ausführung der Mizwot die heiligen Funken aus den Klipot [unreinen Kräften] aussortiert werden. Das kann der Mensch aber erst sehen, wenn er Gefäße des Gebens hat, sonst sieht er, dass durch seine Arbeit alles in seine Gefäße des Empfangens geht, und es geht alles zurück in die Klipot. Daraus folgt, dass die Handlung das Wichtigste ist.

Wenn er aber auch die Absicht hat, um zu geben, dann steigt er durch die Absicht, die über dem Handeln liegt, auf eine höhere Stufe auf, wie oben gesagt wurde: „Durch die Absicht des Menschen in Tora und Geboten wird die Einkleidung der Seele vollkommen. Durch die Tora wird die Noga von Yezira geläutert und zu einer Einkleidung von Ruach, und durch die praktischen Mizwot wird die Noga von Assija geläutert und zu einer Einkleidung von Nefesch.“

Aus diesem Grund ist die Handlung das Wichtigste, und zur Handlung müssen wir auch die Absicht hinzufügen. Wir müssen daran glauben, dass alle körperlichen Dinge, die hier geschehen, von höheren Wurzeln abstammen, sozusagen als Zweig und Wurzel. Das heißt, so wie das körperliche Handeln den Körper korrigiert und der Körper ohne dieses Handeln nicht existieren kann, so ist es auch in Angelegenheiten der Seele: Ohne die Ausführung von Tora und Mizwot gibt es keine Nahrung für die Seele, damit sie existieren kann.

So steht es im Buch “Beit Shaar HaKavanot” (Punkt 83): „Wisse, dass in Adam haRishon alle Klärungen aller Welten und alle Seelen geklärt wurden, sowie alle Tiere. Aber das Unbelebte und Pflanzliche wurde nicht vollständig geklärt; deshalb essen sie, um sie zu klären. Als sie sündigten, kehrten die Seelen und die Tiere in die Tiefe der Klipot zurück, und nur die reinen Tiere werden durch unser Essen geklärt, und ebenso das Unbelebte und Pflanzliche.“

Deshalb folgt daraus, dass gerade durch unser Essen in der Praxis das Unbelebte, Pflanzliche und Tierische geklärt wird, und alles, was dazu notwendig ist, ist die Absicht. Aber ohne die Handlung hilft die Absicht nicht weiter. Deshalb sollten wir nicht sagen: „Warum Tefillin anlegen, wenn es auf die Absicht ankommt? Er könnte die Absicht der Tefillin haben und müsste sie nicht in der Handlung einhalten.“ Die Handlung ist jedoch die Hauptsache, und die Absicht ist der Zusatz.

Wenn ein Mensch sich also die Absicht des Essens oder des Trinkens vornimmt, aber in der Praxis nicht isst oder trinkt, wird er sterben, genau wie in der materiellen Welt. Wenn ein Mensch Tora und Mizwot in der Praxis nicht befolgt, hat seine Seele, die ihre Nahrung aus der Arbeit in Tora und Mizwot empfängt, nichts, wovon sie leben kann.

Das ist die Bedeutung von „Nicht das Studium ist die Hauptsache, sondern die Handlung“, d.h. ein tatsächliches Handeln in der Praxis. Darüber hinaus ist auch eine Absicht über das Handeln eines Menschen gefragt. Dies wird als „das Unbelebte von Kedusha [Heiligkeit]“ bezeichnet. Aus dem Unbelebten entsteht die pflanzliche, tierische und sprechende Stufe.

So können wir verstehen, was oben über den Schöpfer gesagt wurde, der kommt, um seine zerbrochenen Kelim zu sehen, denn am Ende wird man liShma erreichen und die Wahrheit wird sich aus der Erde erheben. Er sagt da: „Das ist die Bedeutung des Zerbrechens der Gefäße, das vor der Erschaffung der Welt geschah. Denn durch das Zerbrechen der Gefäße der Kedusha und ihren Sturz in das abgetrennte BYA fielen Funken der Kedusha mit ihnen in die Klipot, und von ihnen kommen die Genüsse und alle Arten von Begierden in den Bereich der Klipot, die sie an den Menschen weitergeben, um sie zu empfangen und zu genießen, und dadurch jede Art von Übertretung verursachen. Doch zusammen mit ihr hat Er uns Tora und Mizwot gegeben, damit, selbst wenn man anfängt, sich mit ihnen zu beschäftigen, während man noch in Lo liShma ist, d.h. zu seinem eigenen Genuss, um seine niederen Begierden zu befriedigen, er am Ende durch sie Lishma erreicht und mit dem Schöpfungsziel belohnt wird, all das Angenehme und Gute im Schöpfungsgedanken zu empfangen, um Ihm Zufriedenheit zu geben.“

Wir sollten uns an die Regel in der Arbeit erinnern, dass es nicht darum geht, um zu sehen, ob es einem gut geht oder nicht. Wenn der Mensch also sieht, dass es ihm nicht gut geht, ist das der Zeitpunkt, an dem er zum Schöpfer beten sollte, damit es ihm gut geht. Das ist vor allem dann der Fall, wenn man das Gefühl hat, dem Schöpfer sehr nahe zu sein. Dann darf er seine Situation kritisch betrachten. Wenn der Mensch aber das Gefühl hat, dass er von der Arbeit entfernt ist, das heißt, dass er kein Verlangen nach der Arbeit hat, darf er sich zu diesem Zeitpunkt nicht selbst prüfen und beten. Vielmehr muss er aufpassen und sagen: „Welchen Halt ich auch immer an der Arbeit habe – ich bin glücklich damit und ich danke dem Schöpfer dafür.“ Aber zu diesem Zeitpunkt sollte er nicht zum Schöpfer beten, damit er ihm näher kommt. Und was das Gebet angeht, dass er zum Schöpfer beten soll, damit er ihm näher kommt, so sollte er das vor allem dann tun, wenn er in der Arbeit ein wenig aufgestiegen ist.

So steht es in dem Heilige Sohar (VaEra, Punkt 102) geschrieben: „Komm und sieh, am Tag befasste er sich mit der Tora, um die Urteile zu ergänzen, und in der Nacht befasste er sich mit Singen und Loben, bis der Tag kam, denn den ganzen Tag über befasste er sich damit, die Urteile zu ergänzen und zu prüfen, die ‚übrig‘ sind. In der Nacht befasste er sich mit Lobpreisungen, die Chassadim sind.“

Die obige Erklärung lautet also, dass er sich speziell während des „Tages“, d.h. während eines Aufstiegs, mit der Linken befasste, um die Urteile zu sortieren. Aber in der „Nacht“, wenn es nicht leuchtet, befasst er sich mit Lobpreisungen.

 

Zusammenfassung:


Der Artikel von Rabash behandelt das Thema Wahrheit und Falschheit in der Arbeit des Schöpfers. Der Text beschäftigt sich mit der Frage, wie es möglich sein kann, dass jemand als Diener des Schöpfers handeln kann, auch wenn er dies auf falsche Weise tut. 

Im Sohar wird die Bedeutung des Handelns für die Armen und die Sichtweise des Schöpfers auf seine „zerbrochenen Gefäße“ (die Menschen) dargelegt. Es wird erklärt, dass bei der Erschaffung des Menschen verschiedene Eigenschaften wie Gnade, Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden unterschiedliche Meinungen darüber hatten, ob der Mensch erschaffen werden sollte, wobei der Schöpfer letztlich die Wahrheit verwarf, indem er sie auf die Erde warf.

Der Text betont, dass Menschen zu Beginn ihrer spirituellen Reise Handlungen aus egoistischen Motiven (Lo liShma) vollführen, jedoch durch die Ausführung dieser Handlungen heiligen Einfluss (Kedusha) erlangen können, der sie letztendlich zu einer höheren, selbstlosen Ebene (Lishma) führt.

Maimonides wird zitiert, um die Notwendigkeit zu unterstreichen, dass insbesondere Kinder, Frauen und Ungebildete, anfangs aus Ehrfurcht und für Belohnung arbeiten sollten, bis sie genug Weisheit erlangt haben, um die tiefere Bedeutung zu verstehen. 

Der Artikel erklärt, dass die Ausführung von Mizwot (Geboten) und Tora-Studium, selbst ohne richtige Absicht, bedeutende spirituelle Korrekturen bewirken. Diese Handlungen reinigen und korrigieren die Seele, obwohl der Mensch die Ergebnisse seiner Handlungen vielleicht noch nicht erkennen kann.

Es wird auch die Bedeutung von Lo liShma („eine Lüge“) diskutiert. Es wird darauf hingewiesen, dass das Endziel der Schöpfung darin besteht, Gutes zu tun. Menschen, die noch nicht in der Lage sind, im Sinne von Lishma zu arbeiten, können diese Wahrheit jedoch noch nicht sehen. 

In Bezug auf das Thema Wahrheit und Falschheit in der Arbeit des Schöpfers wird betont, dass die spirituelle Arbeit sowohl Handlung als auch Absicht erfordert. Es wird ein Beispiel gegeben, das die Wichtigkeit der Absicht hinter einer Handlung illustriert: Der Unterschied zwischen einem Angreifer, der jemanden sticht, und einem Chirurgen, der einen Patienten operiert.

Der Artikel endet mit der Aussage, dass die Handlung das Wichtigste in der spirituellen Arbeit ist, jedoch die Absicht über der Handlung eine höhere Stufe der Spiritualität ermöglicht. Es wird betont, dass jede Handlung in Tora und Mizwot wichtig ist, da sie spirituelle Korrekturen bewirkt, auch wenn der Mensch diese Korrekturen noch nicht sehen kann. Erst wenn jemand mit der zweiten Natur („Verlangen zu geben“) belohnt wird, kann er die wahre Natur des Schöpfungsziels erkennen.

 

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