Parasha Tezawe / Tora Abschnitt „Du sollst befehlen“

2. Buch MoseExodus 27:20 – 30:10

Zusammenfassung

Im Abschnitt Tezawe (Du sollst befehlen) gibt der Schöpfer Moses zusätzliche Details für die Stiftshütte und befiehlt den Kindern Israels, Olivenöl zu nehmen, um die ewige Kerze im Zelt der Begegnung außerhalb des Vorhangs anzuzünden, damit sie von der Abenddämmerung bis zum Morgengrauen brennen kann.

Der Schöpfer weist Moses an, Aaron und seine Söhne Nadab, Abihu, Eleasar und Itamar zu seinen Priestern zu machen. Er erläutert das Gebot, die heiligen Gewänder „zur Ehre und zur Zierde“ (Exodus 28:2) vorzubereiten. Sie bestehen aus einem Brustschild, einem Oberkleid, einem Leibrock und aus den übrigen Kleidungsstücken eines Priesters.

Danach folgt eine Erklärung wie die Heiligsprechung von Aaron und seinen Söhne, für ihre Rollen in der Stiftshütte, und die Brandopferung eines Jungstiers und der zwei Widder auf dem Brandopferaltar im Inneren der Stiftshütte vor dem Vorhang, erfolgen soll. Auch wird Jom Kippur (Versöhnungstag) erwähnt, der einmal im Jahr stattfinden soll.

Kommentar von Rav Michael Laitman

Der Abschnitt Tezawe (Du sollst befehlen) ist sehr sachlich, kurz und pragmatisch. Er beschreibt, dass die ganze Substanz der Schöpfung das Verlangen zu empfangen ist. Dies ist die Grundlage, von der aus der Mensch seinen Weg beginnen muss. Im Laufe seiner Entwicklung spürt er, dass der Wille zu empfangen in vier Ebenen unterteilt ist: unbelebt, pflanzlich, tierisch und sprechend. Alle Verlangen sind auf diese Weise unterteilt, und der Mensch muss ihnen durch die Korrektur die Form des Gebens geben. Sie alle müssen auf die Verbindung „wie ein Mensch mit einem Herzen“(1) und auf „liebe deinen Nächsten wie dich selbst“(2), ausgerichtet werden.

In dem Maße, in dem der Mensch sein Verlangen korrigiert, formt er die sprechende Stufe, den Menschen und wird der Höheren Kraft ähnlich. Diese Stufe wird Adam HaRishon (der erste Mensch), welcher in viele Seelen zerbrach, genannt. Das Ziel der Schöpfung ist es, diese Seelen wieder zu einer einzigen Seele zusammenzufügen. Dies kann gelingen, wenn die Menschen ihre Egos annullieren und all ihr Verlangen darin verbinden, um zu geben. Die Verbindung muss auf den Ebenen des Unbelebten, des Pflanzlichen, des Tierischen und des Sprechenden erfolgen. Die Tora spricht von der Art und Weise wie diese Stufen zu einer neuen Realität verbunden werden.

Der Prozess beginnt mit dem „Öl für die Menora“(Lampe), welches Olivenöl sein und auf besondere Weise angezündet werden muss. Anschließend können mit dem daraus ausströmenden Licht die „Priestergewänder“ angefertigt und der „Willen zu empfangen“ bekleidet werden. Dabei bleibt der „Wille zu empfangen“, ob er nun anderen, oder sich selbst Nutzen bringt, derselbe. Der Unterschied liegt nur darin, wie der Mensch ihn verwendet – zu seinem eigenen Wohl, oder zum Wohl der anderen. 

Das heißt, will er ihn zum eigenen Nutzen einsetzen, selbst wenn er damit anderen schadet, oder will er ihn zum Nutzen anderer einsetzen? Es gibt nur diese zwei Möglichkeiten, jedoch mit unzähligen Variationen.

All dies bezieht sich auf die „Kleider“ der Verlangen. Die Tora beschreibt detailliert, wie man die „Kleider“ – gemeint sind die richtigen Absichten – über den Verlangen aufbaut, d.h. die Stufen Yud-Hej-Waw-Hej, oder die Stufen von Awiut (Grobheit, Dicke) 1, 2, 3 und 4. Die korrigierten Verlangen können aus der unbelebten Stufe, im Abschnitt beschrieben durch den „Bau des Zeltes der Begegnung“ und der „Bundeslade“, aus der pflanzlichen Stufe, dargestellt durch „Wolle“ oder „Leinen“, oder aus der tierischen Stufe, symbolisiert durch die „Opfergaben“, stammen.

Als „sprechende Stufe“ werden Menschen bezeichnet, die vereint sind und „Kleidung“ tragen, welche einem „Hohepriester“ angemessen ist. Die „Kleidung“ besteht zum Beispiel aus einen „Brustschild“, einem „Gürtel“, einer „Mitra“ oder einer „Robe“. Als „Hohepriester“ wird ein Mensch angesehen, der ganz auf das Geben ausgerichtet ist, auf die Liebe zu anderen, wodurch er die Höhere Kraft erreichen kann. Es gibt einen „Priester“, und es gibt den „Hohepriester“. Damit ist gemeint, es gibt Katnut (Kleinheit) und Gadlut (Größe) auf dieser Stufe. Dies sind die Stufen, die der Mensch durchlaufen muss, um sein Verlangen zu korrigieren.

Die Summe aller Verlangen, welche in jedem Menschen vorhanden sind, beträgt 613. Alle diese 613 Verlangen müssen vom „Willen zu empfangen“, zum Verlangen, anderen geben zu wollen, umgekehrt werden. Auf diese Weise verbinden die Menschen sich miteinander und vereinen all diese Verlangen in einem einzigen System.

Fragen und Antworten

Kann man Verlangen durch Absichten verändern?

Ja, man kann Verlangen durch Absichten verändern. Indem Menschen einander geben wollen, verbinden sie ihr Verlangen zu einem einzigen Körper in einem Kli (Gefäß), genannt Beit HaMikdash (wörtlich „Haus der Heiligkeit“; übersetzt „Tempel“). Bait (Haus) ist das Kli der Kedusha (Heiligkeit), des Gebens, der Liebe zu anderen. So wird  „Adam“, die gemeinsame Seele, die Shechina (Göttlichkeit), die Versammlung Israels, und Malchut von Azilut gebaut – dort erscheint die Höhere Kraft.

Im Abschnitt Tezawe wird erklärt, dass die Verlangen geteilt sind. Die Schriften des ARI lehren, dass sich die Seele aus Shoresh (Wurzel), Neshama (Seele), Guf (Körper), Lewush (Kleidung) und Heichal (Palast) zusammensetzt. Shoresh steht für das Innere eines Menschen, Neshama ist das Innerstes, Guf das Verlangen selbst, und Lewush und Heichal sind Zusätze.

Die Tora beschreibt Lewush, die „Kleidung“, als die fünf Arten von „Gewändern des Hohepriesters“. Heichal (Palast) steht für die Umgebung – das „Zelt der Begegnung“ mit all seinen Details. Natürlich bezieht sich das alles nicht auf ein physisches Zelt, einen Menschen, ein Gefäß oder eine Lampe. Vielmehr bezieht sich der Text auf die Art und Weise, wie ein Mensch den „Willen zu empfangen“ entwickelt muss, um im Geben, so wie die Höhere Kraft ihm gibt, zu handeln. Durch die Korrekturen dieser vielen Stufen und Teile der menschlichen Verlangen wird Ähnlichkeit mit der Höheren Kraft erreicht und schlussendlich Dwekut (Anhaftung) mit ihr.

Am Ende des Abschnitts wird Jom Kippur, der Versöhnungstag, erwähnt. All die Vorbereitungen und die Korrekturen, welche der Mensch im Laufe eines „Jahres“ vornimmt – die Korrekturen der Verlangen der „Völker der Welt“, des „Volkes Israel“, der „Leviten“ und der „Priester“ – bringen ihn auf die Stufe des „Hohepriesters“. Bringt der Mensch diese Verlangen zum Ort des gemeinsamen Gebens, dem Beit haMikdash (Tempel), indem er sich über sie erhebt und sie zur Einheit mit der Höheren Kraft bringt, erreicht er dem Punkt der Dwekut (Anhaftung), was „die Arbeit des Priesters im Heiligtum am Tag der Versöhnung“ genannt wird.

Aaron und seine Söhne“ sind alles spirituelle Kräfte. Spiritualität überträgt sich bekanntermassen nicht durch Vererbung. In diesem Wochenabschnitt wird aber eine klare Nachfolge von „Aaron und seinen Söhnen“ beschrieben. Was ist die Bedeutung dieser Nachfolge?

Das „Priestertum“, das vom „Vater“ an die „Söhne“ weitergegeben wird, wird auch in anderen Wochenabschnitt behandelt. Was hier verstanden werden muss ist, dass ein Kli (Gefäß), das sich im Geben befindet – d.h. ein spiritueller Parzuf oder eine Neshama (Seele), die um zu Geben arbeitet – aktiv im Geben handelt und dadurch einen fortgeschritteneren Parzuf zeugt, der „Sohn“ genannt wird.

Ist der „Sohn“ die nächste Stufe eines „Priesters“?

Ja. In der Spiritualität ist es unmöglich, dass ein „heiliger Parzuf (Gesicht)“aus einem Parzuf hervorgeht, der nicht gibt um zu geben oder empfängt um zu geben. Ein Parzuf jedoch, der einen Massach (Schirm), Awiut (Dicke) und Or Choser (reflektiertes Licht) hat, ist heilig und deshalb kann nichts Unreines aus ihm hervorgehen. Darum wird das „Priestertum“ vom „Vater“ an seinen „Sohn“ weitergegeben.

Wieso erfährt man nicht, was mit den „Söhnen von Moses“ geschieht, hingegen bei den „Söhnen der Priestern“ wird alles genau beschrieben?

„Moses“ ist der Kontakt mit der Höheren Kraft, in welchem alle einbezogen sind, vor allem die „Priesterschaft“. Die „Priester“ geben die Richtung der Arbeit hin zur Korrektur vor. „Moses“ symbolisiert den Kontaktpunkt selbst. Er gibt keine Richtung vor, er ist nur der Berührungspunkt zur Dwekut (Anhaftung).

Mit anderen Worten, dies ist alles in uns; es ist kein physischer Moses oder ähnliches?

Nein, damit ist nichts Physisches gemeint. Dies sind tatsächlich alles Prozesse, die im Menschen selbst stattfinden. Wenn sich die Menschen miteinander verbinden, erzeugen sie ein Kli (Gefäß), das ein Gefühl der Verbundenheit hervorruft. Dadurch erhält ein Mensch zuerst die Liebe anderen Menschen. Dies ist gemeint mit „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“(3). Danach erhält er die Liebe zur Höheren Kraft. 

Das sind Kreise, welche die Menschen durch ihrer Verbindung aufbauen müssen. Alle zusammen müssen die Verbindung erreichen, jene vom „Volk Israel“ ebenso wie „Ungläubige“, die sich zur Verbindung hingezogen fühlen und eine echte Verbindung mit der Höheren Kraft herstellen wollen.

Deshalb gehörte „Moses“ nicht zu den „Priestern, Leviten oder Israel“. Sie sind in ihm eingeschlossen, aber er steht über ihnen. 

Die Korrektur der Welt besteht darin, dass sich alle miteinander vereinen. Je mehr sich die Menschen verbinden und sich dem Höheren Licht, dem Schöpfer, angleichen, desto mehr erfüllt sie das Licht und ist in ihnen.

In einem Teil des Abschnittes werden die „Gewänder“ beschrieben. Es heißt, dass nur die Weisen diese Kleidungsstücke anfertigen können“. Wer ist mit den „Weisen“ gemeint?

Die „Weisen“ sind diejenigen, deren Herz, d.h. ihr Verlangen, auf Chochma (Weisheit) ausgerichtet ist. Dies sind keine gewöhnlichen Wünsche, sondern jene, die durch das Licht von Chochma erweckt werden. Deshalb ist am Anfang des Abschnitts vom gesamten Licht, welches korrigiert und alle Kelim (Gefäße) erleuchtet, die Rede. Nur mit diesem Licht ist es möglich, die im Wochenabschnitt beschriebenen Mizwot (Gebote) auszuführen. Deshalb wird der Abschnitt Tezawe, „Du sollst befehlen“, genannt. Das Gebot der Höheren Kraft ist nur dazu da, um dem Menschen das Licht, das ihn korrigiert, zu geben. Im Wochenabschnitt erklärt der „Schöpfer“, durch die „Herstellung der Gewänder des Hohepriesters“, den „Bau der Stiftshütte“ und alle anderen Aufgabe, wie der Mensch die Gebote anwenden soll, um die Korrekturen zu erreichen.

Kann der Mensch diese „Kleider“ erst tragen, wenn er eine bestimmte Stufe der Weisheit im Herzen erreicht hat?

Das „Herz“ ist die „Stiftshütte“ aller Verlangen. Aber nur dann, wenn der Mensch alle seine Verlangen durch das Höhere Licht, die leuchtende Menora (Lampe), zur Absicht um zu geben bringt. Dies vollzieht er vom einfachsten Verlangen bis zum schwersten. Die Absicht ist nicht etwas, das der Mensch aufbauen kann, sondern sie entsteht von selbst, durch sein Wollen und das Höhere Licht. Die beschriebenen Gebote beziehen sich nur auf die Bereitschaft des Menschen. Der Mensch muss mit seinem Kli (Gefäß) unter den Einfluss des Licht treten wollen, dann wird das Kli dessen Form annehmen. Ein „Weiser“ ist nicht jemand, der weiß, was er tun muss, sondern einer der weiß, wie er sich darauf vorbereiten muss, damit das Licht auf ihn wirken kann.

Warum ist die Beschäftigung mit der „Kleidung“ erst ab diesem Punkt der Entwicklung möglich?

Die „Kleidung“ steht für die „Absicht um zu geben“.

Sind es also weise Absichten, die man verfolgt?

Die „Weisen“ sind jene, die sich auf die Korrektur vorbereiten. Findet sie statt, bringt diese ihnen die „Kleider“.

Sohar für Alle, Tezawe (Du sollst befehlen), Punkte1-2

Und du sollst befehlen

Wenn im Sohar steht und du“, bedeutet das, dass die Göttlichkeit in das Gebot und in die Worte einbezogen wird. Das Höhere Licht, SA (Seir Anpin), und das niedrigere Licht, Nukwa, sind zusammen in den Worten „und du“ enthalten. „Du“ ist der Name von Nukwa und das hinzugefügte Waw, „und“, ist SA. So wie es geschrieben steht: „Und du bewahrst sie alle“, bezogen auf SA und Nukwa.

Seir Anpin ist die Höhere Kraft, das Licht, das den Menschen erreicht. Diejenigen, die sich verbinden wollen, bauen Nukwa auf. Obwohl Nukwa selbst nicht mehr existiert, ist ein Teil nach dem Zerbrechen in jedem Menschen geblieben. Die „eine Seele“ ist zerbrochen und ihre Teile sind in dieser Welt verstreut. So sehr sie der Mensch auch verbinden möchte, er kann es nicht. Aber er hat in sich einen Teil der dies wünscht, und dementsprechend wirkt das Licht auf ihn und verbindet ihn mit anderen Teilen der Seele. So wird diese Neigung größer, und dementsprechend wirkt mehr Licht auf den Menschen und dies verbindet die Teile der Seele immer mehr.

Diese Arbeit wird auch „Tag für Tag“ genannt, wie in „es fließt die Rede Tag für Tag“ (Psalmen 19:3). So gelangt der Mensch zum Ende des „Jahres“, zu Jom Kippur, dem Versöhnungstag. Dann werden alle Teile miteinander verbunden, was zur vollständigen Korrektur führt. Sinnbildlich sühnt der Mensch an diesem Tag für seine Vergehen. Doch dies sind nicht durch den Menschen verursachte Vergehen. Daran ist das Zerbrechen von Adam HaRishon schuld, welches stattfand noch bevor der Mensch erschaffen wurde. Darüber steht geschrieben: „Das Trachten des menschlichen Herzens ist böse von seiner Jugend an“(Genesis, 8:21). Wenn der Mensch seine Natur hinterfragt und sie überwinden will, um sich über allen Unterschieden und dem Hass mit anderen zu verbinden und um zur Liebe zu gelangen, erreicht er den „Fuß des Berges Sinai“.

Warum ist Jom Kippur (Versöhnungstag) der „heiligste Tag“?

An diesem Punkt der Entwicklung treffen sich alle Verlangen, welche der Mensch vorbereitet hat, um sich in einem einzigen Kli (Gefäß) zu verbinden und so in Dwekut (Anhaftung) mit der Höheren Kraft zu sein. Dieser „heiligste Tag“ ist die Vollendung der Arbeit des Menschen in dieser Welt, an welchem er die Offenbarung der Höheren Kraft, die Einheit und die Liebe zu anderen erreicht. Dies symbolisiert Jom Kippur.

Ist es ein bestimmter Tag des Jahres?

Nein, ein „Tag“ meint eine Stufe. Wenn ein Mensch alle Korrekturen vollzieht, wird die Stufe, die er erreicht, Jom Kippur genannt. Das könnte an jedem beliebigen Tag des Jahres geschehen, denn Jom Kippur ist kein Tag, sondern ein spiritueller Zustand.

Was ist an diesem Tag so besonders, dass nur die Eigenschaft „Hohepriester“ die erforderliche Korrektur im „Heiligtum“ vornehmen kann?

Die Eigenschaft „Hohepriester“erreicht der Mensch indem er alle Korrekturen auf der unbelebten, pflanzlichen, tierisch und sprechenden Stufe in ihrer endgültigen Form zusammenfügt und dadurch Dwekut (Anhaftung) erlangt. Das heißt, er muss die Stufe „Welt“, „Jahr“, „Seele“ und „Ort“ erreicht haben. Alle seine Verlangen der unbelebten, pflanzlichen und tierischen Stufe muss er zusammenbringen. Die Verlangen auf der pflanzlichen Stufe symbolisieren z.B. die „Kleider, die Decke des Zeltes und alle Gewänder“. Die tierischen Verlangen stellen die „Opfergaben an Jom Kippur“ dar. Der „Hohepriester“ die menschliche, sprechenden Stufe geht aus all diesen Korrekturen zusammen hervor. 

Wenn ein Mensch all diese Verlangen am besonderen Tag genannt Jom Kippur vereint, bringt es ihn zur Dwekut mit der Höheren Kraft. Dies ist die höchste Stufe, auf die ein Mensch sich erheben kann. Von dieser Stufe aus kann er das Ende der Korrektur und die nächste Dimension erreichen.

Sohar für Alle, Tezawe (Du sollst befehlen), Punkt 94

Blase das Horn (Shofar) an Neumond

Dient also dem Herrn mit Freude, denn die Freude des Menschen zieht eine andere Freude, die Höhere, nach sich. So wie die untere Welt, Malchut, gekrönt ist, so erstreckt sie sich von Oben. Deshalb beeilt sich Israel, einen Klang des Shofars zu erwecken, der Feuer, Wind und Wasser umfasst, die mittlere Linie, die aus zwei Linien besteht, die zu einer werden und nach Oben aufsteigen.

In diesem Text geht es um die „Arbeit des Hohepriesters“ –  sie beinhaltet die „Priester, Leviten und Israel“. Dabei geht es um die Arbeit des Menschen. Es gibt zwei Klipot (Hüllen/Schalen): die Klipa (Schale) der „rechten Linie“, welche Ismael ist, und die Klipa der „linken Linie“, die Esau ist. Der Mensch muss mit beiden Linien arbeiten – links ist sein „Wille zu empfangen“ und rechts das diesem entgegengesetzte „Verlangen, das Geben“. Er kommt in dem Ausmaß voran, in dem er diesen Verlangen, durch das Entfernen der Klipot (Schalen/Hüllen) von Ismael und Esau, die richtige Absicht hinzufügt.

So baut der Mensch die „mittlere Linie“ auf, die Linie von Dwekut, genannt Adam. Je mehr er auf dieser Linie alle Verlangen mit den richtigen Absichten verbindet, um Ähnlichkeit mit der Höheren Kraft, dem Geben und der Liebe zu anderen zu erreichen, desto mehr steigt er in seiner Verbindung auf und kommt von dort zur Liebe zur Höheren Kraft. Wenn er diese Verbindung, die „mittlere Linie“, aufgebaut hat, hat er das Ziel der Schöpfung erreicht.

Die derzeitigen Veränderungen in der Welt, die unzähligen Probleme und die globale Krise sind Zeichen dafür, dass der Mensch beginnen muss, sich zu verbinden, denn nur so kann die Krise überwunden werden.

Dies ist auch der Grund für das immer größere Bekanntheit der Weisheit der Kabbala. Das korrigierende Licht, die „Menora“, leuchtet für jene, die ihre Aufgabe in der Welt erfüllen und „sich reinigen“ wollen, um zum „Tempel“ zu gelangen. Heute befindet sich die Menschheit inmitten der tatsächlichen Verwirklichung des Abschnitts Tezawe.

Die Höhere Kraft ist mächtig und herrscht über das Geschöpf, welches ständig sündigt und wieder um Vergebung bittet. Dies ist ein ziemlich kompliziertes System.

Wenn geschrieben steht: Ich habe den bösen Trieb erschaffen“(4), dann hat die Höhere Kraft diesen erschaffen. Wofür soll man dann um Vergebung bitten? Im Gegenteil, der Mensch sollte fordern, dass das, was in ihm erschaffen wurde, korrigiert wird. Es heißt: Meine Söhne haben mich besiegt“(5). Die Höhere Kraft wird diese Forderung gutheißen. 

Die Tora wird missverstanden, wenn man glaubt, der Mensch sei ein Sünder. Die einzige „Sünde“, die der Mensch begeht ist, dass er nicht um Korrektur bittet. Er ist nicht dafür verantwortlich, was sich in ihm befindet. Es wurde nicht von ihm erschaffen. Er kann sich nicht die Schuld dafür geben, wie er geboren wurde.

Zu all den Eigenschaften, dem Charakter, alles, was den Mensch ausmacht, kann man sagen: Geh zum Meister, der mich erschaffen hat.“(6) Den Menschen trifft keine Schuld. Der Fehler, sein Makel, liegt nur darin, dass er sich nicht selbst prüft und dann um Korrektur bittet, um der Höheren Kraft ähnlich zu sein – gütig, wohlwollend und gebend.

Wenn der Mensch sein Ego nicht offenbart und nicht um Korrektur bittet, dann ist er schuldig. Das Vergehen, für das er eine Forderung an die Höhere Kraft stellt, hat nicht er begangen. Das alles ist nur dazu da, damit der Mensch in Kontakt mit der Höheren Kraft, in ein ständigen Dialog mit ihr, treten kann. Der „böse Trieb“ ist eine Hilfe gegen den Menschen selbst, gegen sein Ego. Auf der einen Seite entfernt es ihn von der Höheren Kraft, andererseits ist es für den Menschen die einzige Möglichkeit mit der Höheren Kraft in Kontakt zu treten.

Resümee

Der Tora Wochenabschnitt Tezawe, beschreibt die Annäherung des Menschen an die Höhere Kraft. Möchte der Mensch sich korrigieren, wird ihm dazu die Möglichkeit gegeben und er kann trotzdem seinem materieller Körper alles geben, was er braucht. Das Ziel des Lebens ist, die ewige und vollkommene Welt zu erreichen. So wie es geschrieben steht: Du wirst deine Welt in deinem Leben sehen.“(7) 

Das alles wird durch die Verbindung zwischen den Menschen verwirklicht. Vollendet wird es, indem der Mensch von der Liebe zum Menschen, zur Liebe zur Höheren Kraft kommt. Auf diese Weise erreicht der Mensch das Ziel der Korrektur. Der Mensch kann es im Hier und Jetzt erreichen – es liegt ganz bei ihm selbst.

(1) RASHI, Exodus, 19b

(2) Talmud, Seder Nashim, Masechet Nedarim, Kapitel 9, S. 30b

(3) Jerusalemer Talmud, Seder Nashim, Masechet Nedarim, Kapitel 9, S. 30b

(4) Jerusalemer Talmud, Masechet Berachot, 27b 

(5) Babylonischer Talmud, Masechet Nezikin, Baba Mezia, 59b

(6) Babylonischer Talmud, Masechet Taanit, S. 20b.

(7) Masechet Berachot, 17a

Lexikon Parasha Tezawe 

Olivenöl   In der Spiritualität steht das „Olivenöl“ für das Licht, welches die Stufe Seir Anpin (kleines Gesicht), also Malchut (Königreich) erreicht.

Ewige Kerze   Wer den Kontakt mit der Höheren Kraft erreichen will – was als „Arbeit des Priesters im Tempel“ bezeichnet wird – muss zuerst dafür sorgen, dass er immer das korrigierende Licht anzieht, denn nur dadurch wird er „geheiligt“. Dies symbolisiert die „ewige Kerze“. So kann er seine Verlangen entwickeln und sich schlussendlich durch deren Korrektur der Höheren Kraft annähern.

Priester   Die Eigenschaft des „Priesters“ kann die l„inke und die rechte Linie“ nutzen und erreicht so das reine und vollständige Geben. Diese Stufe umfasst die Stufe von Bina, SaT von Bina, und die nächst höhere Stufe, GaR von Bina. Es ist unmöglich, ein „Priester“ zu sein ohne auch „Leviten und Israel“ in sich zu haben. Das heißt, der Mensch kümmert sich um die „ganze Welt“ und ist mit allen verbunden. Es ist harte Arbeit, die Stufe eines „Priesters“ zu erreichen. Ein Mensch muss die größten und mächtigsten Verlangen entwickeln und korrigieren.

Brustschild   Auf der Stufe „Kleidung“ gibt es Dinge, die zum inneren Teil der Seele gehören. Der „Brustschild“ ist eines von ihnen.

 

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