Parasha Zaw / Tora Abschnitt „gebiete“
3. Buch Mose, Leviticus 6:1 – 8:36
Zusammenfassung
Der Abschnitt Zaw (gebiete) befasst sich mit den Regeln des Opferns, insbesondere mit denen für die Priester. In ihm wird das Gebot, Mehl zu opfern, das Speiseopfer, das Sündopfer, das Schuldopfer, das Friedensopfer und das Verbot, tierisches Fett zu essen genau beschrieben. Auch die Strafen für diejenigen, die nicht koscheres Fleisch essen sind aufgeführt, denn es steht geschrieben: „Und die Seele, die davon ißt, wird ihre Schuld tragen“ (Leviticus 7:18). Für jenen, der Fett vom Opfer ißt gilt: „Die Seele, die es ißt, soll ausgerottet werden aus ihrem Volk“ (Leviticus 7:25). Auch wer das Blut der Opfer ißt „soll ausgerottet werden aus seinem Volk“ (Leviticus 7:27).
Anschließend geht es um die sieben Tage der Fülle und die Einweihung der Stiftshütte. Der Schöpfer befiehlt Moses, die Priester – Aaron und seine Söhne – und die ganze Gemeinde vor die Tür des Zeltes der Begegnung zu versammeln. Moses wäscht Aaron und seine Söhne und bekleidet sie mit den Priestergewändern. Er salbt die Stiftshütte und alles, was sich darin befindet, mit Salböl und heiligt Aaron und seine Söhne, indem er ihnen zeigt, was sie nach dem Befehl des Schöpfers als Priester mit den verschiedenen Teilen der Opfergaben tun sollen.
Kommentar von Rav Michael Laitman
Das Wort Korban, Opfer (vom Wort karov, nahe) steht für den Weg, sich der Höheren Kraft anzunähern. Dafür gibt es keine andere Möglichkeit, als mit Hilfe der Opfergaben. Das Wort Zaw bedeutet „gebiete“. Der Schöpfer, die Höhere Kraft, gebietet dem Menschen, die Arbeit mit den Opfergaben genau einzuhalten, so dass er sich ohne leiden zu müssen, ihm annähern kann.
Heute befindet sich die Welt im schlimmsten Zustand. Die Menschheit muss aus diesem Zustand herauskommen. Durch die Worte Bo Re’eh (Schöpfer), wörtlich übersetzt „komm und sieh“, wird sie dazu aufgefordert, sich der Höheren Kraft anzunähern. Entsprechend den Veränderungen eines Menschen und seinen Korrekturen wird er sie in sich offenbaren. Die Höhere Kraft, das Licht, ist in völliger Ruhe. Alle Veränderungen geschehen nur im Menschen. Darüber steht geschrieben: „Ich, der Herr, verändere mich nicht“ (Maleachi 3:6).
Die Annäherung an die Höhere Kraft hängt von den Eigenschaften des Menschen ab. Er muss sich selbst ändern wollen und alle negativen und egoistischen Verlangen in sich korrigieren, so wie es in der Tora beschrieben wird. Das Wort „Tora“ stammt vom Wort „Horna“ (Anweisung). Es ist also eine Anweisung, wie der Mensch sein egoistisches Verlangen korrigieren kann und so die Absicht des Gebens entwickelt und vom grundlosen Hass, zur absoluten Liebe gelangt.
Der heutige Zustand der Welt ist auf den grundlosen Hass zwischen den Menschen zurückzuführen. Es gibt Überfluss auf der Welt, aber die Menschen wollen ihn nicht teilen. Der Mensch ist trotz all seiner Bemühungen nicht in der Lage, soziale Gerechtigkeit, Verbindung und Einheit herzustellen. Er schafft es nicht, sich selbst zu ändern und so das eigene Leben zu verbessern. So steht es auch in der Tora geschrieben: „Das Trachten des menschlichen Herzens ist böse von seiner Jugend an“(Genesis 8:21). Um das Herz zu korrigieren, welches 613 egoistische, verdorbene Verlangen symbolisiert, braucht der Mensch deshalb die Tora.
Die Tora ist das „Licht, welches korrigiert“(1). Wer die Tora richtig anwendet, entdeckt seine eigene wahre Natur, so wie es geschrieben steht: „Die Welt wurde nur für den vollkommen Bösen oder den vollkommen Gerechten erschaffen.“(2) Das heißt, der Mensch muss erkennen, dass er mit dem bösen Trieb erschaffen wurde. „Ich habe für ihn die Tora als Gewürz erschaffen“(3), weil „das Licht in Ihr ihn korrigiert“(4). Durch die Korrektur erreicht der Mensch einen Zustand der vollkommenen Rechtschaffenheit.
Der Mensch kann diesen Prozess der Korrektur auf dem Weg des Leidens durchlaufen. Dieser Weg ist allerdings aus Sicht der Höheren Kraft und jener der Geschöpfe nicht wünschenswert und somit nicht respektabel. Es gibt nämlich einen anderen Weg. Der Mensch kann den Prozess so durchlaufen, dass er erkennt und versteht, und zur Enthüllung der Höheren Kraft geführt wird. Dann steigt er zu einer höheren Dimension auf. Die Krise und das Leid, das der Mensch in dieser Welt empfindet, soll ihn dazu bringen, sich zu einer höheren Stufe – der menschlichen – hin zu entwickeln. Jener Stufe, die der Höheren Kraft ähnlich ist.
Es gibt viele Stufen in dieser Arbeit. Die einen werden “die Völker der Welt“ genannt, in denen es sieben Mizwot (Gebote) gibt. Auf diesen Stufen prüft der Mensch seine Verlangen und korrigiert sie etwas. Erst dadurch erreicht er die Stufe Israel, d.h. Yashar El (direkt zum Schöpfer), wo er sich bereits auf die Höhere Kraft ausrichten kann.
Mizwot einzuhalten oder zu befolgen, was im Hebräischen als “machen“ beschrieben wird, bedeutet, Korrekturen am eigenen Verlangen vorzunehmen. Durch das Arbeiten mit den 613 Verlangen, welche zu Israel gehören, erreicht der Mensch die Stufe der Leviten und jene der Priester. So steigt er durch Yud–Hej–Waw–Hej von unten nach oben, von Malchut über Seir Anpin, Bina, Chochma und Keter zur Dwekut (Anhaftung) an die Höhere Kraft.
Dies ist die Reihenfolge der Arbeit, welche die Tora beschreibt und die auch im babylonischen Talmud dargestellt wird. Die Opfergaben sind ein komplizierteres Thema. Sie beschreiben tatsächlich die gesamte Arbeit des Menschen. Eine Opfergabe zu bringen bedeutet, sich der Höheren Kraft anzunähern, indem man das eigene Verlangen nach und nach korrigiert. So korrigiert man sich allmählichen, beginnend bei den einfachsten bis zu den stärksten, egoistischsten Verlangen.
Der Mensch sortiert in sich die Verlangen und bestimmt, wie er sie korrigieren kann. In diesem Tora Abschnitt werden deshalb Körperteile, Öl, Zeit, Fortschritt, Orte und die Kraft beschrieben, mit welcher der Mensch korrigiert wird. Es wird auch dargestellt in welchem Zustand dies genau geschieht. Dabei muss man immer bedenken, dass das alles ausschliesslich die eigene, innere Struktur betrifft.
In Wahrheit ist der Mensch eingetaucht in einen Ozean des Höheren Lichts, welches die Höhere Kraft ist. Es steht geschrieben: „Das Höhere Licht befindet sich in vollkommener Ruhe“(5). Alle Veränderungen erscheinen nur dem Menschen, der sich im Inneren dieses Lichts befindet. Solange er nicht spürt, dass das Licht, die Höhere Kraft, die ganze Wirklichkeit ausfüllt, bedeutet das, dass er sich in einer “doppelten Verhüllung“ befindet. Das heißt, er fühlt gar nicht, dass etwas vor ihm verborgen ist. Die erste Stufe, die er erreichen muss, ist die Empfindung der Verhüllung, das Gefühl, dass etwas vor ihm verborgen ist.
Heute beginnt die gesamte Menschheit dies zu spüren. Wissenschaftler sprechen bereits von einer einzigen Kraft, welche die Welt umgibt und kontrolliert. Die Welt wird durch feste Gesetze im Gleichgewicht gehalten und es gibt eine einzige Führung, die alles lenkt.
Es steht geschrieben: „Er gibt ein Gesetz, das nicht überschritten wird.“ (Psalm 148:6). Ob es dem Menschen gefällt oder nicht, er muss sich diesem Gesetz annähern, es studieren, es für sich selbst übernehmen und einhalten. Wenn er dies will, ist es gut. Wenn er es nicht will, wird er durch Leid dazu gezwungen sein, es zu akzeptieren. Dies wird in viele Erzählungen in der Tora beschrieben.
Die Tora schildert schlimme Dinge, die angeblich passieren werden, wenn der Mensch nicht tut, was er tun soll. Es ist notwendig, dass er das Böse erkennt und es offenbart. Es steht geschrieben: „Ich habe den bösen Trieb erschaffen“(6). Dieser wird immer wieder aufs Neue und noch stärker erscheinen, und der Mensch muss ihn korrigieren. Man kann den bösen Trieb nur erkennen, wenn man mit ihm konfrontiert wird. Wenn der Mensch jedoch darauf vorbereitet ist, wird er sich nicht von ihm beeindrucken lassen oder ihm erliegen, sondern ihn kontrollieren und ihn schlussendlich mit Hilfe der Höheren Kraft korrigieren. Das ist der eigentliche Grund, weshalb den Menschen die Tora gegeben wurde.
Die ganze Welt nähert sich dieser Erkenntnis. Wissenschaftler bestätigen bereits, dass die Welt in einem geschlossenen System existiert und dass eine Kraft in der Natur existiert, welche auf den Menschen einwirkt und von ihm verlangt, dass er sich der globalen und integralen Welt, in Harmonie und im Gleichgewicht mit der Natur, anpasst. Die Menschen sprechen über Ganzheitlichkeit und anderen ähnlichen Phänomenen. Es gibt also bereits einige Erkenntnisse und Eindrücke, welche sich der Wahrheit annähern.
Zunächst muss der Mensch erkennen, dass wirklich etwas vor ihm verborgen ist. Dies wird als „Verhüllung“ bezeichnet. Diese Verhüllung hat einen ganz bestimmten Zweck. Sie gibt dem Menschen das Gefühl des „Exils“. Befindet sich der Mensch im Exil, kann er dadurch mit der Höhere Kraft, welche ihn lenkt und auf ihn einwirkt, in Kontakt treten. Er versteht sie nicht, weiß nicht, wie sie funktioniert, wie sie ihn lenkt und was sie von ihm will. Selbst wenn er es wüsste, hätte er trotzdem keinen Ahnung, wie er ihren Willen erfüllen könnte. Er ist deshalb nicht in der Lage, seine Situation ohne Hilfe zu verbessern. Innerlich fühlt er aber, dass es ein schrecklicher Verlust wäre, wenn er die Höhere Kraft nie erkennen würde. Heute bewegt sich die ganze Welt allmählich auf diese Erkenntnis und dieses Verständnis zu.
Diese Annäherung geschieht im Gefühl. Der Mensch fühlt, dass er sich im Höheren Licht befindet, welches alles erfüllt und alles bewirkt. Es steht geschrieben: „Er hat alles getan, Er tut alles und Er wird alles tun.“(9) Mit diesem Gefühl beginnt für den Menschen die Erlösung von allen Leiden, der Verzweiflung und der Verwirrung in seinem Leben.
Fragen und Antworten
Wenn in den Texten „Er“ geschrieben steht, bezieht sich das auf ein höheres Gesetz oder auf den „Schöpfer“?
Der Mensch soll sich davon kein Bild machen, denn es handelt sich dabei um eine allumfassende Eigenschaft, die Eigenschaft des vollkommenen Gebens und der Liebe, welche den Menschen lenkt. Je mehr man sich ihr annähert, desto mehr kann man sie erfassen.
Der Mensch nähert sich ihr, indem er gute Verbindungen zwischen sich und anderen herstellt. Dazu steht geschrieben steht: „Von der Liebe zum Menschen, zur Liebe zum Schöpfer“(7). Bilden die Menschen Gruppen – um sich einander anzunähern und in gegenseitiger Liebe zu sein – in denen die Eigenschaft der Höheren Natur erlernt wird, werden sie beginnen, die Höhere Kraft entsprechend dem Gesetz der Gleichwertigkeit der Form, der Gleichheit in der Eigenschaft des Gebens, zu fühlen. Dann erkennt der Mensch, dass er sich tatsächlich im Exil befindet. Dies ist der Anfang des Prozesses der Korrektur. Dies ist der erste Schritt. Er wird in der Tora im Magilat Esther (Buch Esther) beschrieben.
Nähert man sich dem Zustand Pessach (Auszug aus Ägypten), in dem der Mensch das Gefühl hat, in Ägypten zu sein, verbannt aus der Offenbarung des Lichts, findet der große „Shabbat“ statt, welcher das Gefühl des Exils hervorhebt. Ohne dieses Gefühl ist es unmöglich, die Erlösung zu erlangen. Der Unterschied zwischen Galut (Exil) und Geula (Erlösung) liegt im Buchstaben Aleph, welcher den Aluf (Herr) der Welt darstellt. Durch ihn erscheint die Höhere Kraft, der Schöpfer. Das Exil ist das Verlangen, die Höhere Kraft zu enthüllen. Sie ist es, die man erreichen muss.
Sobald der Mensch die Höhere Kraft enthüllen will, bringt er dadurch all sein Verlangen in einen Zustand, in welchem dem Leuchten des Höheren Lichts nichts mehr im Wege steht. Es steht geschrieben: „Seine Herrlichkeit erfüllt die Welt.“(8) Die Höhere Kraft erfüllt alles, ohne dass etwas sie beeinträchtig. Wenn der Mensch sein Ego und sein Gefühl der Einzigartigkeit, sein ganzes „Ich“ einschränkt, spürt er, dass die Höhere Kraft ihn durchdringt. Dafür muss der Mensch aber zuerst wie „durchlässig“ werden, so dass die Eigenschaft des Gebens und der Liebe, die in Wirklichkeit herrscht, ungehindert in sein Inneres durchdringen kann. Dann erkennt er, dass er tatsächlich im Höheren Licht, das alles erfüllt, eingetaucht ist. Dies ist die erste Stufe, die erreicht werden muss, um der Erlösung näher zu kommen.
In der Erzählung wird der Höheren Kraft geopfert. Warum opfert man nicht für andere, also dafür, dass man sich näher kommt? So würde man doch durch die Liebe zu anderen etwas Höheres bekommen?
Die Erzählung verwendet diese Worte. Für den Menschen bedeutet opfern, dass der Mensch mit allen jenen egoistischen Verlangen, welche andere abstoßen oder ausnutzen und auf niemanden Rücksicht nehmen, arbeiten muss. Das Opfer besteht darin, dieses Verlangen davon abzuhalten, einem daran zu hindern, sich anderen anzunähern.
Geht der Mensch auf andere zu, erschafft er ein System des gegenseitigen Gebens und entdeckt das Höhere Licht. Das Höhere Licht befindet sich zwischen den Menschen, nicht in ihm selbst. Nur zusammen können die Menschen es anziehen. Dadurch entdecken sie, dass sie die Eigenschaft des Gebens zwischen sich erschaffen.
Ist Annäherung etwas das zwischen den Freunden in der Gruppe stattfindet?
In sich selbst kann der Mensch nur egoistisch wahrnehmen. Deshalb fühlt er diese Welt nur durch seine fünf physischen Sinne. Aus diesem Grund kann Annäherung nur zwischen Menschen, also in der Gruppe stattfinden, nicht im Menschen selbst.
Wie kann der Höheren Kraft durch die Gruppe ein Opfer dargebracht werden?
Es bedeutet das gleiche, wenn der Mensch sein Verlangen gegenüber anderen oder gegenüber der Höheren Kraft korrigiert. Alle Menschen gemeinsam führen die Korrektur durch. Die allumfassende Eigenschaft des Gebens und der Liebe, die in der Welt herrscht, offenbart sich nur zwischen den Menschen.
Die Höhere Kraft ist die Eigenschaft des Gebens. Es ist eine Qualität, der Gedanke der Schöpfung. Der Mensch strebt also nicht nach einem „Wesen“, obwohl diese Kraft „der Schöpfer“ genannt wird. Es ist schwierig zu erklären, doch der Mensch nimmt alles in dieser Welt in Materie gekleidet wahr, und in der Weisheit der Kabbala gibt es keine Materie, sondern es ist nur von Kräften die Rede.
In diesem Abschnitt steht, dass die Kinder Israels bestraft werden, wenn sie die Opfer nicht richtig darbringen. Was ist die Strafe?
Die Strafe besteht darin, dass der Mensch dann einfach dazu gezwungen wird. Darüber steht geschrieben: „Der Verstoßene bleibt nicht von Ihm verstoßen“(2. Samuel 14:14). Alles wird zu seiner Wurzel zurückkehren.
Eine Aussage in diesem Abschnitt lautet: „Diese Seele […] soll ausgerottet werden aus ihrem Volk“ (Leviticus 7:20). Was bedeutet das?
Es bedeutet, dass ein Mensch von seiner bereits erreichten Stufe abfällt. Ist dieser Mensch z.B. auf der Stufe „Israel“, was Yashar El (direkt zu Gott) bedeutet, fällt er von dieser Stufe auf die Stufe der „Völker der Welt“ zurück. Dann leidet er, da er sich vom Geben, der Liebe, der Offenbarung, dem Verstehen und dem Bewusstsein der Höheren Kraft wieder entfernt. Nun muss er noch mehr Zeit aufbringen und auf unangenehme Weise den Weg suchen um auf dieses Stufe zurückzukehren. Dies ist eine Strafe.
Ist der Mensch nicht in der Lage, die Hilfe, die er bekommt, richtig und schnell umzusetzen, indem er, wie die Tora es verlangt, mit seinem Verstand an den Verlangen arbeitet, wird er durch Leiden dazu gezwungen. Dieser Mensch wird die gleiche Arbeit tun, aber sie wird länger dauern und unangenehm sein. Wie wenn in dieser Welt Kinder auf das hören, was man ihnen sagt, und das tun, was man von ihnen verlangt, wird auch der Mensch, wenn er so handelt, davon profitieren. Der Mensch hat keine Wahl, er wird diese Aufgaben erfüllen müssen. Er kann nur wählen, ob er leiden will, oder nicht.
Wie kann das Konzept des Opferns für das Bildung des Menschen genutzt werden?
Es gibt keinen Unterschied in der Anwendung. Ist z.B. ein Mensch von Geburt an faul und stur, kann er sich dann an die Eltern wenden und sagen: „Ihr habt mich so gemacht. Ich will nicht lernen und euch nicht zuhören. Ich will nur spielen, so bin ich eben. Habe ich um diese Eigenschaften gebeten? Nein, es gibt also nichts, was ich tun kann.“ Sind nun die Eltern oder dieser Menschen selbst an diesem Zustand schuld?
Der Mensch muss sich selbst ein Umfeld schaffen, welches ihm hilft, klug und erfolgreich zu sein. Dieses kann ihm auch helfen, den Sinn der Schöpfung zu verstehen, ihn lehren, wie er das Ziel erreichen und sein Leiden verringern kann. Es hängt also alles von der Umgebung ab. Arbeitet der Mensch im richtigen und unterstützenden Umfeld, lehrt dieses ihn, wie er geben kann. So nähert er sich dem Geben und der Liebe an und lernt die Arbeit des Opferns.
Im Abschnitt wird von Priestern gesprochen. Diese weisen auf eine sehr hohe Stufe hin. Kann davon ausgegangen werden, dass auch die Erkenntnis dieser Stufe hoch ist?
Jeder Mensch wird die vollständige Korrektur erreichen. Man fängt jedoch bei Null, auf der Stufe der „Völker der Welt“, an. Der Zweck der Schöpfung ist, dass der Mensch in die Arbeit der Korrektur eintritt, sich durch eigene Anstrengungen korrigiert und das Ende der Korrektur erreicht. Das wird „vollständige Erlösung“ genannt.
Im Zustand des „Ersten Tempels“ befindet sich das Volk Israel bereits auf der Stufe der Erlösung, Mochin von Chaja. Im „Zweiten Tempel“ steigen sie wieder auf die Stufe Mochin von Neshama ab. Heute müssen die Menschen des „Volkes Israel“ zum Zustand des „Dritten Tempels“ kommen, der höchsten Stufe auf der spirituellen Leiter. Dies bedingt das Einbeziehen der gesamten Menschheit.
„Opfern“ bedeutet eine Annäherung an den Nächsten. Ist damit auch die Verbreitung dieses Wissens an die Menschen gemeint, oder ist sie eine separate Angelegenheit?
Ein Mensch kann nicht von einer Person, sondern nur von einer Gesellschaft erzogen werden. Dem Menschen muss beigebracht werden, wie er sich mit anderen in einer richtigen Beziehung, welche der Eigenschaft der Höheren Kraft ähnlich ist, verbindet. Dann entdeckt er diese Eigenschaft zwischen sich und anderen, weil sie sich nur zwischen den Menschen offenbart. Es ist so, als würde man in einem Radio etwas verändern, sodass er Wellen von außerhalb seines normalen Empfangsspektrums wahrnehmen kann.
Sohar für Alle, Zaw (gebiete), Punkt 71
NaRaN der Wochentage und NaRaN des Shabbats
Ein weiser Schüler sollte sich als gleichwertig mit all den Schülern der Tora betrachten. So sollte er sich aus der Perspektive der Tora betrachten, aus der Perspektive der noetischen [sprechenden Stufe von] NaRaN (Nefesh – Ruach – Neshama). Auch aus der Perspektive der Organe des Körpers, der Perspektive der tierischen [Stufe von] NaRaN, sollte er sich allen unwissenden Menschen als gleich sehen. Darüber steht geschrieben: „Man sollte sich selbst immer so sehen, als ob die ganze Welt von einem abhängt.“ Aus diesem Grund sollte er seinen Verstand, seine Gedanken und seine Seele darauf ausrichten, diese Opfer gemeinsam mit allen Menschen auf der Welt zu bringen, und der Schöpfer fügt dieser Handlung den guten Gedanken hinzu. Dadurch „errettest Du, o Herr, Mensch und Tier“.
Das Höhere Licht ist dazu bestimmt, alle Menschen zu korrigieren – jene auf der tierischen Stufe und jene auf der menschlichen Stufe. Deshalb kann niemand sagen, dies betrifft mich nicht. Der Mensch muss die Weisheit der Kabbala studieren, denn ohne sie kann er das Licht nicht anziehen. Aus diesem Grund wird die Weisheit der Kabbala „Tora des Lichts“ oder „das Innere der Tora“, das korrigierende Licht, genannt.
Ist es nur das Licht, das korrigiert? Werden die Menschen niemals in der Lage sein, ihre Beziehungen selbst zu korrigieren?
Niemals. Doch die Welt beginnt dies zu begreifen. Es mag einige Zeit dauern, aber sie nähert sich bereits der Erkenntnis und beginnt, zu akzeptieren, dass sie dafür Hilfe braucht.
Es ist spürbar, dass die Welt kurz davor steht, alle anderen Denkweisen aufzugeben…
Ja, es ist spürbar. Die Menschheit ist auf dem richtigen Weg. Die Menschen verstehen bereits, dass der Wandel im Menschen selbst stattfinden muss. Die Veränderung muss wesentlich und für alle gleich sein. Es geht um die Korrektur der menschlichen Natur. Dabei ist es in Ordnung, wenn jemand in der materiellen Welt die Mizwot (Gebote) auf praktische Weise befolgt, aber es ist genauso in Ordnung, wenn ein anderer dies nicht tut. Nur im Bezug auf den inneren Wandel sind alle Menschen gleich und müssen alle die gleichen Gebote erfüllen.
Wird die Richtung, in die sich die Welt bewegt, als „Opfern“ betrachtet?
Noch nicht. Ein „Opfer“ wird es erst durch das Licht, welches die Menschen korrigiert. Alle befinden sich auf der untersten Stufe, obschon diese noch nicht als die Niedrigste erkannt wird. Heute sind sich die Menschen des Bösen noch nicht bewusst, und deshalb bringen sie noch keine Opfer.
(1) Midrash Rabba, Eicha, Einleitung, Absatz 2.
(2) Babylonischer Talmud, Masechet Berachot, S. 61b.
(3) Babylonischer Talmud, Masechet Kidushin, 30b.
(4) Midrash Rabba, Eicha, Einleitung, Absatz 2.
(5) Rav Yehuda Ashlag (Baal HaSulam), Die Schriften von Baal HaSulam, S. 521.
(6) Babylonischer Talmud, Masechet Kidushin, 30b.
(7) Rav Yehuda Ashlag (Baal HaSulam), Die Schriften von Baal HaSulam, Die Liebe zum Schöpfer und die Liebe zu den Geschöpfen, S. 482.
(8) Teil des Tefilat Amida (Stehendes (18) Gebet).
(9) Gesprochen nach dem Morgengebet (Tefilat Shaharit), dem ersten der 13 Lehren von Maimonides.
Lexikon Parasha Zaw
Strafe Durch eine Strafe nähert sich der Mensch etwas Gutem. Wenn er weiß, dass eine Strafe dafür gedacht ist, dass er daraus lernt, hilft ihm das. Auch in dieser Welt lernen die Kinder durch „Strafen“. Sie lernen daraus, was erlaubt und was verboten ist. Ansonsten werden sie nie wissen, wie sie sich in der Welt richtig verhalten sollen. Eine Strafe steht auch für eine Grenze. Der Mensch muss eine Grenze spüren, sonst verwirrt ihn das. Grenzen geben ein Gefühl von Halt, Orientierung und Verständnis. Ohne Grenzen versteht ein Mensch nicht, wo er sich befindet.
Salböl Das Licht von Chochma (Weisheit) wird „Öl“ genannt. „Öl fürs Leuchten“ bedeutet, dass das Licht von Chochma für den Menschen leuchtet. Es kann aber nicht leuchten, ohne das dafür vorbereitete Kli (Gefäß), das Licht von Chassadim (Güte). Öl, Salz und Wasser sind Kräfte, welche das Verlangen korrigieren können. Sie verringern das Verlangen, und die richtige Kombination aus ihnen hilft dem Menschen, sein Verlangen der Korrektur näher zu bringen.
Opfergabe „Opfere dem Schöpfer.“ Das Wort Tarum „opfern“, bedeutet auch „erhebe“. Um dem Ziel näher zu kommen, muss sich der Mensch auf die Einzigartigkeit der Höheren Kraft, des Schöpfers, einlassen und Ihr Wichtigkeit und Größe beimessen. Er muss erkennen, dass es „nichts außer Ihm gibt“. In Wirklichkeit ist die Höhere Kraft die einzig Handelnde. Der Mensch befindet sich in ihr und wird vollkommen von ihr gelenkt. In dem Maße, in dem der Mensch ihre Eigenschaften annimmt, wird er unabhängig von ihr. Damit ist gemeint, dass er jene Handlungen selbständig tut, welche er mit der richtigen Absicht ausführen kann. So wird er schlussendlich wie die Höhere Kraft, und kann alles tun, was sie tut.
So beginnt der Mensch die Höchste Stufe zu offenbaren und die ganze Wirklichkeit, den Sinn, den Anfang und das Ende, die Ursache und die Wirkung, den ganzen Prozess, den er durchläuft, zu verstehen. Schlussendlich wird er dadurch so weise, stark und mit allem verbunden, wie die Höhere Kraft. Das gilt für jeden Menschen und für alle zusammen.
Wenn sich alle Menschen korrigiert und das Ende der Korrektur erreicht haben und alle zusammen der Höheren Kraft vollkommen ähnlich geworden sind, folgt eine weitere Entwicklung. Jetzt ist die Zeit in welcher der Mensch sich selbst korrigieren, Kraft und Weisheit erlangen muss. Danach, nach dem Erreichen des „Dritten Tempels“ wird er noch eine andere, ganz besondere Arbeit verrichten müssen. Zum heutigen Zeitpunkt reicht die Wahrnehmung des Menschen noch nicht aus, um jene Wirklichkeit zu erfassen, die er dann erfahren wird.
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