Parasha Shemini / Tora Abschnitt „achter“

3. Buch MoseLeviticus 9:1 -11:47

Zusammenfassung

Der Abschnitt Shemini (achter) beschäftigt sich mit den Ereignissen des achten Tages nach den sieben Tagen der Fülle (1), dem Tag der Einweihung der Stiftshütte. Aaron und seine Söhne bringen an diesem Tag besondere Opfer dar. Moses und Aaron segnen, nachdem sie aus der Stiftshütte kommen, das Volk, und schließlich erscheint dem Volk Israel der Schöpfer.

Aarons Söhne Nadab und Abihu versündigen sich, indem sie an einem fremden Feuer opfern, und so verbrennen sie im Feuer. Aaron und die übrigen Söhne erhalten besondere Anweisungen, wie sie sich in dieser Situation verhalten sollen, unter anderem wird ihnen verboten zu trauern.

Der Abschnitt erzählt auch vom Missverständnis zwischen Moses und Aaron und seinen Söhnen bezüglich des Essens des Sündopfers. Am Ende des Abschnitts sind die Regeln für verbotene Speisen, in denen die Tiere – das Vieh, das Geflügel und die Fische – aufgeführt sind, deren Verzehr untersagt ist, beschrieben. Zum Schluss wird erwähnt, dass der Mensch zwischen Tumaa (Unreinheit) und Tahara (Reinheit) unterschieden muss.

 

Kommentar von Rav Michael Laitman

Im Abschnitt Shemini (Achter) werden viele Einzelheiten über die Stiftshütte und das Darbringen von Opfer beschrieben. Man erfährt, was verboten und was erlaubt ist. Kabbalistisch interpretiert bedeutet es, dass der Mensch prüfen muss, welche seiner 613 Verlangen er korrigieren kann und wie er dies tun muss. Über den Menschen steht geschrieben: „Ich habe den bösen Trieb erschaffen; Ich habe für ihn die Tora als Gewürz erschaffen“(2), dafür, dass der Mensch seinen bösen Trieb – das egoistische Verlangen, durch welches er nicht eine einzige Tat des Gebens und der Liebe für andere zu vollbringen vermag – korrigieren kann.

Es steht auch geschrieben: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“(3) Dies ist eine besondere Kraft, und die Tora wurde den Menschen nur deshalb gegeben, damit sie diese erlangen können. Wenn der Mensch das Innere der Tora richtig, nach der Weisheit der Kabbala – der Weisheit des Lichts – anwendet, zieht er das Höhere Licht an, das ihn korrigiert und erneuert.

Das Verlangen des Menschen wird als „böser Trieb“ bezeichnet. Zu Beginn ist der Mensch egoistisch, denn „das Trachten des menschlichen Herzens ist böse von seiner Jugend an“ (Genesis 8:21). Das Ziel ist, diesen Trieb durch das Studium der Kabbala zu korrigieren und ihn in die Absicht zu ändern, anderen zu geben, sich zu verbinden und dadurch zu lieben. Indem der Mensch sich anstrengt, sich zu korrigiert, erlangt er die Eigenschaft des Gebens, die Gleichwertigkeit mit der Höheren Kraft und Dwekut (Anhaftung) an sie. So wird er dieser Kraft ähnlich. Dies ist der Zweck der Erschaffung des Menschen – gleich zu werden wie die Höhere Kraft.

Um das Verlangen, den Trieb, zu korrigieren, muss der Mensch eine bestimmte Reihenfolge der Korrektur – vom feinsten zum stärksten Verlangen –  einhalten. Er muss sich entsprechend seiner eigenen Natur und seiner Entwicklung verhalten. Wie ein Säugling, der zu einem Kleinkind, dann zu einem Jugendlichen und schließlich zu einem Erwachsenen heranwächst, erfordert jede Entwicklungsstufe mehr Handlungen mit größerer Komplexität. Auf jeder Stufe zieht er das Licht an, das ihn korrigiert. Dieses Licht sortiert für ihn seine Verlangen, deren Zeit zur Korrektur gekommen ist, nach deren Schwierigkeit. Deshalb wird die Tora Horaa (Anleitung) genannt. Denn durch sie kommt der Mensch voran und steigt die Stufen der Leiter bis zum Ende der Korrektur all seiner Verlangen hinauf.

Im Tora Abschnitt Shemini prüft der Mensch, welche Verlangen er korrigieren kann und welche nicht, und dann, wie er sie korrigieren kann. Es gibt auch Verlangen, die nicht korrigiert werden können. Sie werden das „steinerne Herz“ genannt. Diese Verlangen sind die Grundlage der Natur des Menschen. Sie sind so stark, dass er um ihre Korrektur nicht bitten kann.

Durch die Korrektur dessen, was der Mensch korrigieren muss, und durch das Bedauern darüber, dass er nicht in der Lage ist, das „steinerne Herz“ zu korrigieren, sowie durch die Unterscheidung zwischen dem, was korrigierbar ist, und jenem, was jenseits der Möglichkeiten zur Korrektur liegt, erlangt der Mensch eine klare Vorstellung des Unterschieds zwischen diesen beiden. Indem er bedauert, dass er dieses nicht korrigieren kann, und er dennoch alles in seiner Macht Stehende für das Verlangen danach tut, wird das „steinerne Herz“ schlussendlich doch korrigiert.

Deshalb werden die Gesetze der Kedusha (Heiligkeit) und der Tahara (Reinheit) „Gesetze der Kashrut“ (das Substantiv des Adjektivs kosher) genannt. Der Mensch prüft diese Gesetze – was kosher ist und was nicht – im Unbewegten, Pflanzlichen, Tierischen und im Menschlichen. Auch prüft er, wie er sie erfüllen soll und auf welcher Stufe.

Das Wort „kosher“ bedeutet erlaubt, richtig, oder gesetzmäßig, im Bezug auf die Bereitschaft zu geben. Ein kosherer Mensch ist auf einer bestimmten Stufe, in allen Verlangen, hin zum Geben und der Liebe zu anderen korrigiert.

Das große Verlangen des Menschen besteht aus vielen einzelnen Verlangen. Jenen auf der Stufe des Unbewegten, des Pflanzlichen und des Tierischen. Je mehr sich ein Verlangen im Gefühl, der Vernunft und dem Verstand mit der Verbindung zu anderen Menschen und mit der Höheren Kraft beschäftigt, desto mehr wird es verbunden und korrigiert. Die „Gesetze von Kashrut“ besagen, wie ein Mensch heilig werden kann, jedes Verlangen zur Korrektur bringen und es so zum Geben einsetzen kann. Die Tora erklärt dies anhand von Beispielen dieser Welt, wie z.B. das Verlangen nach Essen. Auch dieses bezieht sich natürlich auf die Korrektur des Menschen.

Der Mensch lernt nur durch Scheitern. Wie auch ein Kind anfangs nicht versteht, wie ein neues Spielzeug funktioniert, und es vielleicht sogar kaputt macht. Es versteht jedoch nicht einmal, dass es kaputt gegangen ist, geschweige denn, wie man es, wenn überhaupt, reparieren kann. Solange das Kind nicht vollständig versteht, wie das Spielzeug entstanden ist – wie es hergestellt wurde und welche Rolle die einzelnen Teile spielen – wird es sich nicht an das Spielzeug binden.

Genauso muss der Mensch die Grundlage der Schöpfung verstehen und seine elementaren, egoistischen Verlangen spüren. Es steht geschrieben: „Kein Mensch ist auf Erden so gerecht, dass er Gutes tut, ohne zu sündigen“ (Prediger 7:20). Er muss alle Sünden begehen, daran scheitern und sie korrigieren. Es gibt keinen anderen Weg.

Der Mensch muss das Böse in sich selbst erkennen, denn es steht geschrieben: „Ich habe den bösen Trieb erschaffen.“ Die Höhere Kraft hat den Trieb erschaffen und der Mensch ist derjenige, der ihn enthüllen muss. Erst wenn er ihn enthüllt, wird der Mensch als „böse“ und als „Sünder“ bezeichnet. Nur dann, wenn er den Trieb als „böse“ erkannt hat und es bereut.

Das bedeutet aber nicht, dass er bedauert, dass er das Böse in sich erkannt hat, denn so ist er erschaffen worden. Vielmehr beklagt er, dass seine Neigung nicht darin besteht zu geben, sondern für sich selbst zu empfangen. Er verlangt nach der korrigierenden Kraft und empfängt von Oben das Licht, das ihn korrigiert. Er möchte seine Verlangen nicht mehr egoistisch nutzen, um sich selbst zu erfreuen, sondern das Wohl Anderer anstreben. Auf diese Weise korrigiert er sich.

Die Erkenntnis des bösen Triebes ist nur möglich durch das Ereignis, genannt das Zerbrechen des Klis (Gefäß) in de Höheren Welt. Es ist die Wurzel, von der aus diese Welt erschaffen wurde. Die Erkenntnis wurde für den Menschen in der Wurzel des Höheren Systems vorbereitet. Sie ist eingebettet in die Grundlage der Welten, bis hin zu den Taten von Nadab und Abihu, welche in der Erzählung in diesem Abschnitt beschrieben werden. Nun muss der Mensch dies in dieser Welt, in sich selbst, enthüllen.

Die Kräfte Nadab und Abihu müssen diesen Prozess durchlaufen, und tun dadurch etwas Großes. Es mag als Übertretung oder Vergehen erscheinen, aber dadurch entdeckt ein Mensch die Grundlage „Ich habe den bösen Trieb erschaffen“ und kann sie dementsprechend korrigieren.

In der Erzählung wollen Nadab und Abihu das Ende der Korrektur sofort erreichen. Tut ein Mensch dies, offenbart er den Willen zu empfangen, um zu empfangen, den bösen Trieb, die Sitra Achra (andere Seite) oder Klipa (Hülle/Schale), in ihrer wahren und schlimmsten Form. Nadab und Abihu ziehen damit ein so großes Licht auf sich, dass sie ihm nicht widerstehen können und es darum, um zu geben, empfangen wollen. Das bedeutet aber, dass sie, empfangen um zu empfangen, und deshalb müssen sie sterben.

Ein Mensch, der die spirituellen Stufen aufsteigt, kommt in die gleiche Situation. Auch in ihm gibt es zusätzlich zu den Kräften Aaron und Moses, die Kräfte Nadab und Abihu. „Der Mensch ist eine kleine Welt“(4), und alles, was in der Tora gesagt wird, existiert in jedem Menschen. Er begeht jene Verfehlungen, die in der Tora beschrieben werden und korrigiert sie mit der Zeit. So wird er sich schlussendlich des wahren bösen Triebes, des „steinernen Herzens“ bewusst. Damit kann er nicht arbeiten und so lernt er in der richtige Reihenfolge jenes Verlangen, welches zu Korrektur bereit ist zu korrigieren.

Die am Ende des Abschnitts Shemini beschriebenen „Gesetze von Kashrut ergeben sich aus all den Prüfungen, die der Mensch durchführt. Sie erklären, wie er sich korrigieren kann, so dass er den „Weihrauch“ auf richtige Weise darbringt. Damit ist gemeint, wie er die Verlangen – die Kräfte des Gebens und Empfangens in sich – richtig verbindet, damit sie sich gegenseitig korrigieren.

Darum geht es im Abschnitt Shemini, „am achten Tag“. Er heißt so, weil jene Malchut (Königreich, 10.Sefira), die zu Jessod (Fundament, 9.Sefira) aufsteigt, die „achte“ Malchut ist, und der Mensch so weiss, wie er diese genau korrigieren kann. Sie heißt „Achter“ damit der Mensch nach der ersten Grundkorrektur weiss, wie er die Teile von Malchut – jenen die er nicht korrigieren, und jenen die er korrigieren kann – unterscheiden muss. Dabei lernt er, wie er die Kräfte, welche die Korrektur vornehmen, anziehen kann. All das prüft der Mensch auf seinem spirituellen Weg in dem Teil der Korrektur, der Shemini genannt wird.

 

Fragen und Antworten

Die Zahl „sieben“ kommt in diesem Abschnitt mehrmals vor. Hat sie eine besondere Bedeutung?

Es steht geschrieben, dass es sechs Tage der Arbeit gibt und dass der siebte Tag der Shabbat ist (5). Die sechs Tage sind Chessed, Gwura, Tiferet, Nezach, Hod und Jessod. Die Tage sind Stufen, mit denen der Mensch sein Verlangen korrigieren kann. Der siebte Tag ist Malchut (Königreich). Dieser korrigiert sich durch das, was während der sechs Stufen getan wurde und durch das Anziehen des Lichts, von selbst. Tatsächlich finden alle Korrekturen am „siebten Tag“ statt.

Der Shabbat ist in Wirklichkeit kein Tag der Ruhe. Sondern es ist ein Zustand, in dem es einfach nicht mehr möglich ist, irgendetwas zu prüfen und zu ordnen. Es gilt: „Wer am Shabbat gearbeitet hat, soll am Shabbat essen.“ (6) Nur das, was der Mensch während der vorangegangenen „sechs Tage“ tut, wirkt in Malchut und wird dort korrigiert. Malchut besteht aus Jessod (Fundament), der ganzen Substanz des menschlichen Verlangens.

Der „achte Tag“, Shemini, ist das Empfangen der Eigenschaft von Aaron, der Eigenschaft von Bina, wie es geschrieben steht: „Söhne von Bina, acht Tage.“(7) Malchut verbindet sich mit Bina, von der der Mensch die korrigierende Kraft am „achten Tag“ anzieht.

Das Höhere System wird Seir Anpin genannt, oder HaKadosh Baruch Hu (Der Heilige, gesegnet sei Er). Es ist das System, das den Menschen korrigiert, die sogenannte Kleidung, Malchut, die sich mit dem Höheren System verbindet. Anders gesagt, die Seele verbindet sich mit der Höheren Kraft.

Die Seele wird auch die „Versammlung Israels“ genannt, weil sie alle Seelen vereint, die nach Korrektur verlangen. So gelangt der Mensch zu Shemini, dem Achten. In diesem Zustand muss er vorsichtig sein, wenn er auf die Kräfte von Nadab und Abihu stößt. Allerdings kommt er nicht darum herum, sie erfahren zu müssen.

Dies ist so, weil „kein Mensch auf Erden so gerecht ist, das er Gutes tut, ohne zu sündigen“ (Prediger 7:20). Das bedeutet, dass der Mensch auf seinem Weg, der seinen Wurzeln und jenen seiner Vorfahren folgt, viele Prüfungen durchführen muss. Nach all den Korrekturen und Exilen, die er durchgemacht hat, gelangt er aber nun zur Offenbarung und weiß, wie es weitergeht. Dazu erhält er durch die Weisheit der Kabbala hilfreiche Anweisungen, so dass er die schwierigen Prüfungen, denen er sich stellen muss, schnell bewältigt und gut vorankommen kann.

Am Beispiel von Nadab und Abihu kann man ableiten, dass auch der Mensch in dieser Welt will, dass seine Kinder keine Fehler machen. Es zeigt aber auch, dass Fehler machen notwendig ist?

Ohne sich dessen bewusst zu sein, führt der Mensch seine Kinder ständig zu Fehlern hin. Man stellt Kinder vor Probleme und will, dass sie spielen und dabei die Probleme lösen lernen. Nicht nur Kinder, sondern auch Studenten, welche kurz vor der Promotion stehen, lernen nur, indem sie mit Problemen konfrontiert werden. Der Lernprozess selbst besteht aus dem Lösen von Problemen. 

Der Mensch lernt, was er tun sollen, wie er es tun sollen und ob er es überhaupt tun soll, nur durch Versuch und Irrtum. Er muss seine Natur und die zerbrochene Seele erkennen, sonst weiß er nicht, was er korrigieren muss. Dafür wurde den Menschen die Tora gegeben, deren Licht leuchtet und dies so für den Menschen offenlegt. In Ihr ist Licht für die Prüfung der Kelim (Gefäße) und Licht für die Korrektur der KelimWeiß der Mensch nun, wie er seine Kelim (Verlangen) richtig nutzen kann, wird er die Korrekturen schnell und auf angenehme Weise durchlaufen. Auch ist ihm jedes Mal, wenn er auf ein verdorbenes Verlangen stößt, bewusst, dass er es korrigieren kann. Auf diese Weise entdeckt er immer wieder einen weiteren Teil der spirituellen Welt, seiner Ewigkeit und seiner Vollkommenheit. Infolge davon, macht jede Entdeckung einer Verdorbenheit, ihn glücklich.

Heute lässt man in der Erziehung Kindern oft die Freiheit, Fehler zu machen und sie selbst zu korrigieren. Ist dies gut so?

Der Unterschied ob man etwas als Gut oder Schlecht ansieht, liegt in der Beurteilung eines Menschen. Er sieht etwas Schlechtes, weil er es mit seinen egoistischen Verlangen betrachtet. In jeder Offenbarung des Bösen gibt es auch Gutes und Freude, und der Mensch hat das Mittel dazu, die Beurteilung dessen zu korrigieren und dadurch erlangt er Zufriedenheit. Es ist unmöglich, sich vollkommen gut zu fühlen, ohne das Schlechte enthüllt und korrigiert zu haben. Schon Kinder müssen das lernen.

In der Erzählung steht, dass alle den Unterschied zwischen Tumaa (Unreinheit) und Tahara (Reinheit) und die Gesetze dazu kennen werden. Zur Zeit des “Ersten Tempels“ kannte aber schon jedes Kind diese Gesetze. Wie ist das zu verstehen?

In der Erzählung sind damit nicht Kinder im physischen Sinne gemeint, obwohl zu dieser Zeit der Menschheitsgeschichte die Kinder so erzogen wurden, dass sie ein Verständnis, die Empfindung und eine Wahrnehmung der Höheren Kraft hatten. Sie erhielten eine Erziehung, die sie zum Geben und zum „öffnen ihrer Augen“ führte. Neben dieser Welt, die sie mit ihren fünf physischen Sinnen wahrnahmen, wurden sie dabei unterstützt, einen sechsten Sinn, genannt Neshama (Seele), zu entwickeln. Mit diesem Sinn spürten sie die Höhere Kraft und wussten daher, was gut und was schlecht war. Sie konnten zwischen beiden unterscheiden und wuchsen so heran.

Dabei wird klar, dass alles von der Umgebung abhängt. Die zukünftige Erziehung der Kinder muss auf dieser Vorgehensweise beruhen. Die Umgebung kann die Kinder zur Korrektur führen, und jedes Kind, dessen Ego (der Wille zu empfangen) wächst, erhält die entsprechende Erziehung. Die Erziehung ist ein System der Korrektur durch das Umfeld mit Hilfe von Erklärungen und Unterstützung, während das Verlangen des Mensch wächst. Erziehung bedeutet, dies den Kindern beizubringen und ihnen zu zeigen, dass das Ego genutzt werden kann um zu geben und zu lieben.

Dann ist eine solche Erziehung auch heute möglich?

Die Erziehung wird sich dahingehend verändern, weil die Natur es verlangt. Die Menschheit steuert auf einen Zustand zu, in dem sie diese Form der Erziehung in der ganzen Welt einführen muss. Dies gilt nicht nur für das Volk Israel (jene, die zu Gott streben), sondern für die ganze Welt. Das Volk Israel muss „ein Licht für die Völker“ (Jesaja 42:6) sein und die Methode weitergeben. „Denn mein Haus soll ein Bethaus für alle Völker genannt werden“ (Jesaja 56:7), damit alle wie eine Einheit sind.

Heute befindet sich die Menschheit im letzten Exil, das der vollständigen Erlösung vorausgeht. Deshalb ist es notwendig, dass diese Erziehung zunächst das Volk Israel anwendet und sie anschließend der gesamten Welt vermittelt wird. Die Menschheit ist bereit für diese Veränderung. Die Krise, die sie erlebt, die Hilflosigkeit im Bildungswesen und der Zusammenbruch der Institution Familie, sollte den Menschen die Augen für diese große Veränderung öffnen.

Bedeutet das, dass die Krise die Menschheit dazu bringen soll, nach einer Lösung auf einer höheren Ebene zu suchen?

Ja, die Lösung gibt es bereits, und sie ist einfach. Man muss verstehen, dass es keine andere Wahl gibt und es ein einfaches und wirksames Mittel gibt, um Wohlstand und Glück zu erlangen, besonders um der Kinder Willen. Welche Welt hinterlässt man sonst seinen Kindern?

Die Tage und Feste, welche in der Tora erwähnt werden, symbolisieren innere Stufen. Was ist mit dem Tag der „Einweihung der Stiftshütte“ gemeint?

Sobald ein Mensch alle seine Kelim (Gefäße) – d.h. seine Verlangen, Gedanken und Absichten – im Verstand und Herzen sortiert hat, kann er mit ihnen aus voller Kraft arbeiten. Dies ist der Zustand, welcher die „Einweihung der Stiftshütte“ genannt wird. Der Mensch kann nun seine geprüften Kelim als Opfergaben darbringen. 

Die Opfergaben sind alle Verlangen, die ein Mensch von der Absicht um zu empfangen, zur Absicht um zu geben, also von der egoistischen zur altruistischen Verwendung, verändern kann. Dies meint der Prozess der Korrektur. Indem der Mensch sein Verlangen immer mehr zum Geben und zur Liebe korrigiert, kommt er der Höheren Kraft näher. Das Wort Korban (Opfer) kommt von den Worten karov (nah) und makriw (annähern/opfern/darbringen). Dies ist die Hauptaufgabe des Menschen. Die „Einweihung der Stiftshütte“ bedeutet also, dass der Mensch die Kelim vorbereitet hat, mit denen er zu arbeiten beginnt.

Bezieht sich das „im Licht sein“ am Tag, auf einen Zustand, der der Nacht entgegengesetzt ist?

Es steht geschrieben: „In deinem Licht schauen wir das Licht.“(Psalmen 36:10) Sobald der Mensch die Stufe des Verlangens nach Barmherzigkeit erreicht hat – das Geben, um zu geben, die Stufe von Aaron – korrigiert sich jenes Verlangen, welches nun nicht mehr empfangen will, hin zum Geben. Dieser Mensch bewegt sich vom ständigen Wunsch, für sich selbst zu empfangen, zu einem Zustand, in dem er versteht, das dies sein egoistisches Verlangen ist, und neutralisiert dieses bis zu jenem Punkt, an dem er es nicht mehr für sich selbst nutzen will. Er hat erkannt, dass dies seine Seele zerstört und buchstäblich „verbrennt“. Das ist der Zustand „Stiftshütte“, auf den der Mensch sich vorbereitet. Von da an beginnt er, diese Verlangen zu korrigieren, um zu geben.

Was bedeutet es, „den Schöpfer zu offenbaren“?

Wenn der Mensch beginnt, die Arbeit der Stiftshütte zu verrichten, enthüllt er die Höhere Kraft nach dem Gesetz der Gleichheit der Form. Wenn er die gleichen Handlungen wie die Höhere Kraft ausführt, „kleidet“ sie sich in ihn, und der Mensch spürt, dass seine Handeln, seine Situation, einen Ort und seinen Zustand erschaffen. Jemand, der Handlungen des Gebens und der Liebe ausführt und seinen bösen Trieb korrigiert, wird wie die Höhere Kraft. Deshalb wird dieser Mensch Adam (Mensch) vom Wort dome (ähnlich), der Höheren Kraft „ähnlich“, genannt.

In der Erzählung steht, dass Nadab und Abihu mit „fremdem Feuer“ opferten. Was bedeutet das?

Das „fremde Feuer“ ist das Licht, welches der Willen zu empfangen anzieht, um zu empfangen. Nadab und Abihu wissen nicht, dass dies so nicht möglich ist. Sie können dies nicht berechnen. Sie wollen mit der Absicht um zu geben handeln und heiligere, noch größere Korrekturen vornehmen, als es für sie möglich ist. Deshalb scheitern sie. Sie haben aber nur scheinbar gesündigt, denn es ist keine wirkliche Sünde, weil sie dies nicht berechnen konnten.

Sohar für Alle, Shemini (achter), Punkt 37

Achter

An diesem Tag gibt es die Freude der Versammlung Israels, die Malchut, die sich durch den Glauben mit allen heiligen Verbindungen, in allen Sefirot von Seir Anpin verbindet. Dies ist so, weil der Weihrauch alle als eins verbindet. Deshalb wird er Weihrauch genannt. Nadab und Abihu kommen und verbinden all dies mit der Sitra Achra (der anderen Seite) und laßen Malchut außen vor, indem sie diese nicht mit den Sefirot von Seir Anpin verbinden. Sie verbinden etwas anderes anstelle von Malchut, weshalb Er später die Priester warnt, wie es geschrieben steht: Mit dieser [Malchut] soll Aaron das Heiligtum betreten“, wenn er diese Malchut verbindet.

Nachdem sie das Licht empfangen haben, wollen Nadab und Abihu alle Verlangen miteinander verbinden, sie korrigieren und mit ihnen eine Handlung des Gebens ausführen, ohne jedoch vorher die Arbeit der Prüfung zu verrichten. Es ist jedoch unmöglich, sich nur mit einem Schritt der Höheren Kraft anzunähern; dies muss Stufe um Stufe geschehen. Nur durch diese Arbeit, die jeder Mensch durchmachen muss, versteht man, wie man durch die richtige Reihenfolge der Korrekturen vorankommen kann.

 

(1) Und ihr sollt sieben Tage lang nicht hinausgehen vor den Eingang der Stiftshütte, bis zu dem Tag, an dem die Tage eures Einsetzungsopfers erfüllt sind; denn sieben Tage lang sollen euch die Hände gefüllt werden.“ (Leviticus, 8:33).

(2) Babylonischer Talmud, Massechet Kidushin, 30b.

(3) Jerusalemer Talmud, Seder Nashim, Massechet Nedarim, Kapitel 9, S. 30b.

(4) Midrash Tanchuma, Pekudej, Punkt 3.

(5) „Sechs Tage lang soll man arbeiten, aber am siebten Tag ist ein Shabbat der Ruhe, eine heilige Versammlung; da sollt ihr kein Werk tun; denn es ist der Shabbat des Herrn, in allen euren Wohnorten.“ (Leviticus 23:3).

(6) Babylonischer Talmud, Massechet Avoda Sara, S. 3a.

(7) Chanukka-Lied Maos Zur 

(8) Midrash Rabba, Bereshit, Teil 19.

 

Lexikon Parasha Shemini

Einweihung der Stiftshütte   Dies meint den Punkt, von dem an der Mensch Opfergaben darbringen, d.h. sein Verlangen tatsächlich korrigieren kann. In diesem Zustand kann er jedes Verlangen, indem er es dem Geben, der Liebe zu anderen, ähnlich macht, korrigieren. Dann wird er in seinem Verlangen der Höheren Kraft ähnlich und versteht die Ganzheit und die Ewigkeit der Schöpfung. Er wird selbst wie die Höhere Kraft, wie geschrieben steht: „Kehre um, o Israel, zum Herrn, deinem Gott!“ (Hosea 14:2). Diese Korrektur bringt große Freude mit sich.

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