Parashijot „Acharej Mot“ und „Kedoshim“/ Tora Abschnitte „Nach dem Tode“ und „Heilige“

3. Buch MoseLeviticus 16:1 – 18:30 und 19:1 – 20:27

Zusammenfassung

Die Abschnitte Acharej Mot (Nach dem Tode) und Kedoshim (heilige) sind miteinander verbunden. Im Abschnitt Acharej Mot, nach dem Tod der beiden Söhne Aarons, Nada und Abihu, legt der Schöpfer Moses verschiedene Regeln vor, wie Aaron sich dem Heiligen in der Stiftshütte nähern darf. Er muss mehrere Opfer darbringen und zwischen zwei männlichen Ziegenböcken wählen, von denen einer als Sündopfer und der andere als Ziegenbock für Asasel in die Wüste geschickt werden soll.

Der Abschnitt beschreibt auch das Verbot, für den Verzehr zu schlachten, ohne eine Opfergabe im Zelt der Begegnung darzubringen. Der Schöpfer weist Moses an, dem Volk zu befehlen, nicht den Wegen der Ägypter und Kanaaniter zu folgen und deren Gesetze nicht einzuhalten. Am Ende des Abschnitts weist der Schöpfer das Volk Israel an, sich nicht mit all den Unreinheiten zu beflecken, welche die Völker, die vor ihnen im Land Kanaan wohnten, begingen, ansonsten würde das Land sie verstoßen.

Im Abschnitt Kedoshim (heilige) sagt der Schöpfer durch Moses zu den Kindern Israels: Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, der Herr, euer Gott!“ (Leviticus 19:2)

Dieser Abschnitt beschreibt viele verschiedene Gebote zwischen Mensch und Schöpfer, zwischen Mensch und Mensch und einige, die das Darbringen von Opfern betreffen. Es geht auch um die Furcht vor Mutter und Vater, die Einhaltung des Shabbats und das Verbot der Götzenanbetung. Einige der Mizwot (Gebote) beziehen sich auf das Land Israel, das Land Kanaan, den Zehnten, die Früchte des Baumes, die Götzenanbetung und andere Gesetze. Auch vom Verbot der Weissagung ist die Rede.

Der Abschnitt endet mit einem vollständigen Verbot von Inzest und Ehebruch, die mit dem Tod bestraft werden. Der Schöpfer befiehlt den Kindern Israels, wenn sie im Land Israel ankommen, diese Gesetze zu befolgen, und all jenes zu unterlassen, was sie in Ägypten getan hatten. Sie müssen zwischen reinen und unreinen Tieren unterscheiden, so wie der Schöpfer zwischen Israel und den anderen Völkern unterscheiden wird. Dadurch werden sie für Ihn heilig sein.

 

Kommentar von Rav Michael Laitman

Die meisten Menschen glauben, dass die Tora von dieser Welt spricht, dass sie voll von physischen Handlungen und Beschreibungen von Tieren, Menschen und Gegenständen ist, von Regeln für soziales Verhalten und dass sie beschreibt, was erlaubt und was verboten ist. Entweder haben es die Menschen vergessen oder sie haben nie gewusst, dass die physische Welt nur ein Abbild der spirituellen Welt ist.

In Wahrheit erzählen die Geschichten in der Tora nur von der spirituellen Welt. Die spirituellen Kräfte werden als ein Abdruck der Spiritualität in dieser Welt wahrgenommen. Sie werden entsprechend der Stufe des Menschen in ihm, als seine Wahrnehmung der Welt abgebildet. Deshalb scheint es dem Menschen, als würde er eine ganze Welt mit all ihren Einzelheiten sehen und als würde die Tora davon sprechen, wie man sich im Einzelnen verhalten soll – wohlwollend oder ablehnend – gemäß dem Willen eines Schöpfers“.

Der Schöpfer“, die Höhere Kraft, will den Geschöpfen Gutes tun und sie auf Seine Stufe heben. Kehre um, o Israel, zum Herrn, deinem Gott“ (Hosea 14:2) bedeutet, die Geschöpfe dazu zu bringen, wie die Höhere Kraft zu sein – liebend und gebend. Die Regel Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“(1) ist die umfassende Regel der Tora. Es ist jene Regel, durch welche die Menschen am Ende der Korrektur von der Liebe zum Nächsten, zur Liebe zur Höheren Kraft übergehen.

Der Mensch muss den Zusammenhang zwischen dem was in der Tora beschrieben steht, dem Schlachten von Tieren“ oder dem Vermeiden“ und Begehen“ bestimmter Handlungen und der Dwekut (Anhaftung) an den Schöpfer – die Höhere Kraft – der Liebe zu Ihm, der Liebe zu Israel oder der Liebe zur ganzen Welt, genau prüfen. Die Tora spricht nur von der Korrektur des Herzens. Es steht geschrieben, dass die Tora den Menschen des Herzens gegeben wurde(2). Daher wurden alle Mizwot, die in der Tora geschrieben stehen – wie Ibn Esra in seinem Kommentar zur Tora schreibt – nur gemacht, um das Herz , d.h. das Verlangen, die Natur des Menschen, zu korrigieren. Die Tora soll den Menschen zur Liebe hinführen, denn seine Natur ist das Gegenteil von Liebe. Sie beinhaltet den bösen Trieb“, den Neid, die Lust und das Streben nach Macht, wie es sich in der materiellen Welt deutlich zeigt.

Deshalb beschreibt die Tora, wie der Mensch sich selbst, sein Verlangen, entsprechend seiner Wahrnehmung dieser Welt korrigieren soll. Er kann sein Ego nicht auf einen Schlag, indem er von der Absicht, für sich selbst zu empfangen, zur Absicht wechselt, anderen zu geben, korrigieren. Er kann die zahlreichen Korrekturen, die er an seinen Verlangen vornimmt, nur schrittweise durchführen.

Die beiden Abschnitte Acharej Mot (Nach dem Tode) und Kedoshim (heilige) stehen im Zusammenhang, weil sie zwei wichtige Korrekturen enthalten. Die erste ist das Geben, um zu geben. Darüber steht geschrieben: „Was du selbst hasst, das tue deinem Freund nicht an“(3). Die zweite, weiterführende Korrektur ist „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“(1).

Die erste Korrektur besteht lediglich darin zu vermeiden, anderen zu schaden. Der Mensch sucht ständig seinen eigenen Vorteil und das geht meist auf Kosten anderen. Diese Korrektur wird jenem Menschen, der, um sich aus dem Ego, aus den „Völkern der Welt in seinem Innern“, zur Stufe Israels, dem Zustand von „Was dir selbst verhasst ist, das tue deinem Freund nicht an“(3) korrigiert werden will, gegeben. Er muss sein Ego einschränken und vermeiden, auf Kosten anderer zu empfangen. Die nächste, weiterführende und somit höhere Stufe, die er erreichen muss ist „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“(1).

Nach diesen Korrekturen, beschrieben durch die Mizwot (Gebote), nimmt der Mensch die Welt, wie sie in jedem der 613 Verlangen, welche ihn ausmachen, abgebildet ist, neu wahr. Wenn er diese Verlangen vom Egoismus zum Verlangen zu geben und zu lieben korrigiert, erkennt er eine seiner Welt entgegengesetzte. Dazu steht geschrieben: „Ich habe eine verkehrte Welt gesehen.“(4) Dann sieht er die Höhere Welt, die nach neuen, völlig anderen Regeln funktioniert – nach dem Geben, der Liebe und der Verbindung.

Heute beginnt sich die Welt den Menschen als ganzheitlich verbunden zu zeigen. Nun muss auch der Mensch ganzheitlich werden, und sich auf diese Weise auf die Welt beziehen. Wenn man alle anderen Menschen in sich einschließt, erkennt man alles als ein Ganzes.

Das ist der Grund, warum diese beiden Abschnitte miteinander verbunden sind. Die Korrektur im Abschnitt Acharej Mot ist das Heraustreten aus dem „bösen Trieb“. In der nächsten Korrektur, im Abschnitt Kedoshim, erhebt sich der Mensch über den „bösen Trieb“ und bringt so die korrigierten Verlangen, auf die nächste Stufe. Zuerst legt er die Verlangen scheinbar ab, und dann erhebt er sie zum Geben, zur Liebe, an die Stelle der Heiligkeit.

Zuerst „erhebt“ er sich über seinen egoistischen Willen zu empfangen und verwandelt „Sünden“ in „Fehler“ und „Fehler“ in Mizwot (Gebote/Gute Taten/Korrekturen). Als nächstes „korrigiert“ er die „Sünden“, die er zuvor in „Fehler“ verwandelt hat in Mizwot. Jetzt ist alles in der Liebe.

Indem der Mensch anderen mit absoluter Liebe begegnet, erreicht er die Liebe der Höheren Kraft. Das ist das Endergebnis, bei dem er die Gleichwertigkeit der Form mit ihr erlangt, so wie geschrieben steht: „Kehre um, o Israel, zum Herrn, deinem Gott“(Hosea 14:2). Mit anderen Worten, er erlangt Dwekut (Anhaftung) an die Höhere Kraft. Das ist das Ziel der Korrekturen, das Ziel der Schöpfung, der Weg, den der Mensch gehen muss.

Alles beginnt mit dem Zerbrechen, mit dem Spüren und Erkennen des Bösen. Das ist es, was Nadab und Abihu im vorigen Abschnitt getan haben, und deshalb heißt der Abschnitt Acharej Mot (Nach dem Tode). Alle Handlungen der Korrekturen sind aufeinander aufbauend.

Dabei darf nie vergessen werden, dass die wirklichen Korrekturen nur das Verlangen betreffen. Der Mensch korrigiert sein Herz. Die Welt, die er wahrnimmt, kann er nicht verändern. Sie ist imaginär und er ist darin wie ein Kind, das mit Sand spielt.

Die Abschnitte erzählen vom Einzug des Volkes Israel in das Land Israel. Befolgt es die „Gesetze der Kanaaniter“, wird das „Land“ sie wieder ausstoßen. Heute sind sich die Menschen bereits bewusst, dass sie von ihren Nachbarn und dem Rest der Welt abhängig sind. Setzt die ganze Welt schlussendlich das „Volk Israel“ unter Druck, bleibt ihm keine andere Wahl, als zu tun, was die Tora erklärt.

Die Worte „die ganze Welt“ stehen für die Höhere Kraft, welche in dieser Form die Voraussetzungen dafür schafft, dass der Mensch umkehren wird und beginnt, tatsächlich das Volk Israel im Land Israel zu sein. Ysrael kommt von Yashar El (direkt zu Gott), was bedeutet, der Kraft des Gebens und der Liebe zu ähneln, der Höheren Kraft, die vom Menschen verlangt, in einem Zustand von „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ zu sein.

Wenn der Mensch mit Hilfe der „Weisheit der Kabbala“ und integraler Bildung die Liebe nach den Gesetzen von Arwut (gegenseitige Bürgschaft) verwirklicht, wird er dieses Land wirklich erreichen. Erez (Land) kommt vom Wort Razon (Verlangen). Damit ist das innerste Verlangen gemeint, welches genau bestimmt, wie sehr man mit dem „Boden“, dem Land Israel, verbunden ist.

Die Menschen nehmen heute diese Bedrohung schon wahr. Ist der Mensch im Einklang mit dem Zustand des „Landes Israel“, wird er es erreichen und niemand wird mehr über ihn herrschen. Wenn er seine Verlangen auf die Heiligkeit (das Geben und die Liebe) ausrichtet, wie in „ihr sollt heilig sein, denn Ich bin heilig“ (Leviticus 19:2), dann wird er das ganze Land Israel zweifellos noch in dieser Welt erreichen. Das „Volk“, das in diesem „Land“ leben wird, wird nach dem Prinzip „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ leben, so wie es vor dem „Zerbrechen der einen Seele“ war.

 

Fragen und Antworten

Was bedeutet es, dass das „Land die Verlangen“ ausstößt?

Stimmt der Mensch nicht mit dem Willen der Höheren Kraft, mit dem Land Israel überein, stößt das „Land“ ihn ab, oder weist ihn zurück. Dies geschieht auf Grund des Mangels an „Gleichwertigkeit der Form“. Die „Gleichwertigkeit der Form“ ist das allgemeine Naturgesetz, welches bestimmt, wie geeignet der Mensch und wie verbunden er mit dem „Land“, seinem Ursprung, ist. Die „Gleichwertigkeit der Form“ besteht in jenem Ausmaß, in dem der Mensch sich mit anderen verbindet, er also Arwut (gegenseitige Bürgschaft), Einheit,  oder Liebe zu anderen erreicht. Ohne dies, kann er nicht im Land Israel sein.

Damit ist jedoch nicht die Nation Israel gemeint? Es ist von „Verlangen“ die Rede. Was ist also mit „Land“ gemeint?

Der Mensch befindet sich noch nicht im „Land Israel“, weil seine Verlangen und so auch die Verbindung zwischen den Menschen immer noch verdorben sind. Somit verhindert der Mensch selbst, dass das „Land Israel“ ihm als wunderbar erscheinen kann.

Sohar für Alle, Kedoshim (heilig), Punkt 108

Kreuzung und Vermischung

Als der Schöpfer die Welt erschuf, stellte er jedes Ding auf seine Seite, entweder zur Rechten oder zur Linken auf und setzte Höhere Kräfte über sie. Und es gibt nicht einmal einen winzigen Grashalm auf dem Land, über dem nicht die Höhere Kraft in den Höheren Welten waltet. Alles, was sie in jeder einzelnen Welt tun, und alles, was jede einzelne Welt tut, geschieht durch die Höhere Kraft, die über sie gesetzt ist.

Der Mensch ist weit davon entfernt, im Zustand des „Landes Israel“ zu sein. Er muss sich aber dahin entwickeln. Wie kann man die Stufe des Landes Israel“ erreichen?

Beginnt der Mensch, seine Eigenschaften im Verhältnis zu anderen zu untersuchen, wird er erkennen, wie sehr er in „Ägypten“ versunken ist und wie sehr sein Ego, sein innerer „Pharao“, ihn beherrscht. Aus Neid, Gier und Streben nach Macht und Ehre verachtet der Mensch in Wirklichkeit jeden. Er bezieht sich nur auf andere, um durch sie zu profitieren. Das ist mit „Exil“ gemeint. Es handelt sich also nicht um einen geographischen Ort, sondern um einen inneren Zustand. Nun will der Mensch aber, indem er sich mit Menschen verbindet, endlich aus diesem Zustand hinauskommen. Es beginnt mit dem Gedanken: Wann erreiche ich meine Korrektur, den Zustand von „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“?

Damit beginnt der Weg der Korrektur. Er erkennt, wie unfähig er dazu ist. Das ist die Bedeutung davon, dass er das „Landes Israel“ noch nicht erreicht hat. Er kann mit anderen Menschen nicht in gebender Liebe zusammen sein, also muss er von der Höheren Kraft verlangen, dass Sie ihn korrigiert. Er muss schreien, flehen und ihr seine Not zeigen. Alles, was ein Mensch erlebt, was ihm geschieht, ist dazu da, dass er seine Abhängigkeit von der Höheren Kraft wahrnimmt. Dann fühlt er, dass alle seine Korrekturen nur von der Höheren Kraft ausgeführt werden können.

Das alles macht der Mensch durch, weil es die Höhere Kraft so will. Er würde sonst kein Verlangen nach ihr entwickeln. Wenn ein Mensch sich an die Höhere Kraft, den „Schöpfer“ wendet, um sich korrigieren zu lassen, „zieht Er bei ihm ein“ mit der Eigenschaft des Gebens und der Liebe. Er entdeckt die Höhere Kraft zwischen sich und anderen, was bedeutet, er entdeckt die höhere Welt.

Dies ist das höhere System zwischen den Menschen, die spirituelle Welt,  in welche der Mensch nach seiner Korrektur eintritt. Weil das Verlangen durch die Gegenwart der Höheren Kraft  korrigiert wird, befindet er sich im „Land Israel“, dem Zustand der Erlösung. Zuvor war er in „Babylon“, im „Land Kanaan“, in „Ägypten“ und in der „Wüste“. Das „Land Israel“ ist der Zustand der Verbindung zwischen den Menschen, welcher durch die Höhere Kraft erfüllt wird.

All die Dinge, über die hier gesprochen wird, sind spirituelle Dinge, einschließlich des Landes Israel“?

Alles Spirituelle befindet sich im und zwischen den Menschen.

In der Tora steht, dass der Schöpfer die Kinder Israels“ für nichts in dieser Welt richtet. Weshalb fühlt der Mensch sich dann in dieser Welt als würde er bestraft?

Der Mensch empfindet es als Strafe, dass er zum spirituellen Zustand, den er vor der „Zerstörung des Tempels“ hatte, zurückkehren muss.

Die Höhere Kraft rechnet also nicht in dieser Welt mit dem Menschen ab?

ARI beginnt sein Buch „Baum des Lebens“ mit der Erklärung, dass „das höhere, einfache Licht die ganze Wirklichkeit erfüllt“. Ebenso steht geschrieben: „Denn ich, der Herr, verändere mich nicht“ (Maleachi 3:6), und „Er gab ein Gesetz, das nicht überschritten wird“ (Psalmen 148:6). Es gibt einen konstanten Zustand des Gebens, an dem der Mensch gemessen wird. Es ist der vollkommene Zustand der Liebe und der tiefen Verbindung zwischen allen Menschen. Nicht nur zwischen den „Kindern Israels“, wie es anfangs der Fall ist, sondern zwischen allen Menschen auf der ganzen Welt. Die „Kinder Israels“ sind das „auserwählte Volk“, denn „ihr aber sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein“ (Exodus 19:6). Dieser Zustand muss vom „Volk Israel“ erreicht werden, damit sie für den Rest der Menschheit ein Beispiel geben.

Sohar für Alle, Kedoshim (heilig), Punkt 7

Ach, Land des Summens von Flügeln

„Ach, Land des Summens der Flügel.“ Als der Schöpfer die Welt erschuf und die Tiefe aus dem Verborgenen und das Licht aus der Finsternis offenbaren wollte, vermischten sie sich miteinander. So kam das Licht aus der Finsternis, und die Tiefe kam aus dem Verborgenen hervor und zeigte sich; eines kam aus dem anderen. Und aus dem Guten kam das Böse, aus der Barmherzigkeit kam das Gericht, und alles war ineinander enthalten.

Nach dem Zerbrechen vermischte sich alles. Nun muss der Mensch lernen zwischen Gut und Böse, Licht und Dunkelheit zu unterscheiden und sich so selbst entwickeln. Seine Sicht auf die Welt und die Beziehungen zwischen sich und anderen ergeben sich aus seinen Überprüfungen. Das Zerbrechen geschah also zu seinen Gunsten, denn, indem er es korrigiert, erbaut er sich selbst. Ähnlich wie in dieser Welt ein Kind Bauklötze zusammenbaut und dadurch lernt.

Was ist die Stufe von Kadosh oder Kedoshim (heilig)?

Zuerst kommt die Stufe „geben, um zu geben“. Wie Hillel sagt: „Was dir selbst verhasst ist, das tue deinem Freund nicht an“(3). Das heißt, man soll anderen nicht schaden. Dies ist der Anfang der Korrektur. Erreicht man das, kann man die Verlangen anderer Menschen aufnehmen und anfangen, sie zu erfüllen und ihnen zu geben. Die nachfolgende, höchste Stufe ist „heilig“. Dazu steht geschrieben: „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, der Herr, euer Gott!“ (Leviticus 19:2). Das bedeutet, dass der Mensch sein Ego überwindet und es nicht mehr benutzt, es sei denn, es ist zu Gunsten anderer. Das wird „Liebe“ genannt.

Das heißt, Acharej Mot ist die Voraussetzung für Kedoshim?

Es sind zwei Stufen der Korrektur der Seele – diejenige von Galgalta we Ejnaim (wörtl. Schädel und Augen)  und jene von ACHaP (Osen, Chotem, Pe – wörtl. Ohr, Nase, Mund). Es gibt zwei Arten von Kelim (Gefäße) zu denen in der Tora positive oder negative Mizwot (Gebote, etwas zu tun oder zu vermeiden) beschrieben sind. Jede Mizwa ist eine Handlung, um sich über das Ego zu erheben, um anderen zu nutzen oder zumindest nicht zu schaden. Dies sind die 613 Mizwot – 248 der einen und 365 der anderen Stufe.

Was ist die besondere Verbindung zwischen dem Schöpfer“ und dem Volk Israel“? Ist das Volk heilig“, weil Er heilig ist“?

Der Mensch braucht das Höhere Licht, um sich über das Ego zu erheben und anderen zu geben. Er hat nicht die Kraft des Gebens, weil er nur aus „empfangender“ Substanz besteht. Er kann nur dann geben, wenn das Höhere Licht auf ihn scheint, so wie geschrieben steht: „Ich habe den bösen Trieb erschaffen; Ich habe für ihn die Tora als Gewürz erschaffen“, denn „das Licht in Ihr korrigiert ihn“(5). So erleuchtet die Höhere Kraft diese Eigenschaft für den Menschen und erhebt ihn über das Ego. Der Mensch braucht es nur zu wollen. Die Korrektur wird von Oben ausgeführt. Deshalb wird sie „Gottes Arbeit“ genannt. Die Höhere Kraft ist diejenige, welche die Arbeit macht. Sie handelt jedoch nur auf eine Bitte hin.

(1) Jerusalemer Talmud, Seder Nashim, Massechet Nedarim, Kapitel 9, S. 30b.

(2) Rav Yehuda Ashlag (BAAL HASULAM), Die Schriften von BAAL HASULAM, S. 141.

(3) Jerusalemer Talmud, Massechet Shabbat, 31a.

(4) Babylonischer Talmud, Massechet Nezikin, Baba Batra, 10b; Babylonischer Talmud, Massechet Pesachim, 50a.

(5) Babylonischer Talmud, Massechet Kidushin, 30b; Midrash Rabba, Eicha, Einleitung, Absatz 2.

 

Lexikon Parashijot Acharej Mot und Kedoshim

Kadosh (heilig)   Es bedeutet, den Willen zu geben zu benutzen indem man trotzdem empfängt, was das Ego empfangen will. „Heilig“ ist die höchste Stufe. Es ist die umgekehrte Form des Ego – nur anderen, und somit der Höheren Kraft, zu geben. Gibt der Mensch anderen nur um des Gebens willen, befindet er sich auf der Stufe des „Gebens um zu geben“. Dies ist die Stufe der „Leviten“. Empfängt der Mensch aber indem er anderen gibt, ist er auf der Stufe der „Priester“. Das ist das Gegenteil seiner ursprünglichen Natur.

Ein Ziegenbock für Asasel   Dies steht für all die Verlangen, die der Mensch noch nicht korrigieren kann. Es gibt 613 Verlangen und auf jeder Stufe können einige noch nicht korrigiert werden. In diesem Zustand herrscht ein Mangel an Licht, welches auf den Menschen scheinen muss, damit diese korrigiert werden können. Jene Verlangen, die er korrigieren kann, überwindet er. Das symbolisieren die „Tiere, die er schlachtet“ und so zur Kedusha (Heiligkeit) erhebt. Dies sind Verlangen auf der tierischen Stufe. Es gibt jedoch Verlangen, bei denen er das noch nicht kann. Deshalb trennt er sich von ihnen und „schickt sie in die Wüste“. So als ob er sie nicht hätte.

Verbot von Weissagung   Sie ist verboten, weil sie dem Geben widerspricht. Wenn jemand geben will, spielt es keine Rolle, was in der Zukunft geschieht. Alles, was er braucht ist, sich mit anderen zu verbinden und ihnen zu geben. Darin findet er sein neues Leben. Nimmt man eine Berechnung für die Zukunft vor, ist man im Willen zu empfangen.

Jemand, der wahrhaftig zum Geben voranschreitet, ist gleichgültig gegenüber der Zukunft. Alles, was dieser Mensch will, ist zu geben und so im anderen Menschen zu „sein“. In diesem Zustand hat er keine Verbindung zur „Weissagung“, denn für das Geben kann es keine Berechnungen geben. In jedem Menschen steckt das Verlangen, die Zukunft zu kennen oder sie zu erahnen, deshalb muss der Mensch Korrekturen in sich selbst vornehmen.

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