Notiz 926: Bo, Komm zu Pharao
Januar 1981
„Und der Ewige sagte zu Moses: ‚Komm zu Pharao, denn Ich habe sein Herz und das Herz seiner Knechte verstockt, damit ich diese Meine Zeichen in ihn hineinlege.'“
Wir sollten das Folgende verstehen:
1) Die Frage im Sohar: Warum heißt es nicht „Geh zu Pharao“?
2) Die Frage der Welt: Warum brauchte der Schöpfer die Zustimmung des Pharaos, um das Volk Israel herauszuführen?
3) Die Frage der Welt: Warum hat Er ihm die Wahl genommen?
4) Der Grund für: „Ich werde diese Meine Zeichen in ihn hineinlegen.“ Wenn der Schöpfer Zeichen setzen will, warum musste er das tun, indem er den Pharao mit den Plagen leiden ließ? Er hätte auch auf andere Weise Zeichen setzen können, die Pharao nicht geschadet hätten.
Um all das zu erklären, muss man zunächst vorausschicken, was unsere Weisen sagten: „Man sollte sich immer als halb schuldig, halb verdienstvoll sehen. Wenn man eine Mizwa [Gebot] ausführt, ist man glücklich, denn man hat sich auf die Seite des Verdienstes gestellt“ (Kidushin 40b).
Das ist verwirrend: Wenn man sich bereits auf die Seite des Verdienstes gestellt hat, wie kann man sich dann erneut als halb [schuldig] und halb [verdienstvoll] sehen? Wenn man eine Übertretung begangen hat, hat man sich auf die Seite der Schuld gestellt. Wie kann man dann hinterher sagen, dass man halb schuldig und halb verdienstvoll ist? Wenn man weiß, dass man einige Verdienste hat, wie kommt es dann, dass man gelehrt wird, zu lügen und die Lüge vorzutäuschen, die halb und halb ist?
Wir sollten auch verstehen, was unsere Weisen sagten: „Wer größer ist als sein Freund, dessen Trieb ist größer als er“ (Sukka 52). Wenn er gerecht ist, warum verdient er dann die Strafe, einen größeren bösen Trieb zu haben?
Wir sollten auch verstehen, was unsere Weisen gesagt haben: „Wer eine Übertretung wiederholt, für den ist es, als wäre es erlaubt.“ (am Ende des Traktats Yoma). Warum wurde es so gemacht, dass es für ihn so wirkt, als wäre es erlaubt? Und wir sollten auch verstehen, was unsere Weisen sagten: „Dem Frevler erscheint der Böse Trieb wie eine Haaresbreite, dem Gerechten aber wie ein hoher Berg“ (Sukka 52). Was ist die Wahrheit?
Die Sache ist die, dass es eine Ordnung in der Arbeit des Schöpfers gibt. Weil der Schöpfer das Brot der Scham verhindern will, muss der Mensch eine Wahl treffen – das Gute wählen und das Böse verabscheuen. Der Schöpfer könnte das Volk Israel aus dem Exil in Ägypten befreien, indem Er ihnen nur den Guten Trieb gibt und den Bösen Trieb unterdrückt, und dann wird der Mensch nicht im Exil sein.
Da der Schöpfer jedoch will, dass der Mensch die Wahl trifft, muss er zustimmen, dass das Volk Israel aus dem Exil seiner persönlichen Gefangenschaft befreit wird. Das wird als “seine bewusste Wahl“ bezeichnet. Er muss zustimmen, dass der Pharao in ihm – der der König von Ägypten ist – nicht über das Israel in ihm herrschen wird.
Pharao kommt von den Worten „Parah [aufgedeckt] das Haupt“, was soviel bedeutet wie enthüllen. Das heißt, indem er will, dass alles in ihm offenbart wird, oder er, der König von Ägypten, kontrolliert den Körper mit der Qualität Ägyptens, indem er den Menschen bedrängt, wenn er etwas um des Schöpfers willen tun will, wenn er also will, dass alles offenbart wird, das heißt, dass alles seinem Verstand entspricht, dass sein Geist versteht, dass es sich lohnt, die Handlungen zu tun, erlaubt er dem Menschen zu arbeiten. Deshalb fragt der Pharao: „Wer ist der Herr, dass ich seiner Stimme gehorchen soll?“ und „Was ist das für ein Werk für dich?“ Mit dieser Kraft kontrolliert er das Israel in ihm.
Israel bedeutet Yashar-El [direkt zum Schöpfer], was bedeutet, dass alles, was er tut, direkt um des Schöpfers willen geschieht, also um des Gebens willen. So wie unsere Weisen sagten: „Es soll kein fremder Gott in dir sein. Wer ist ein fremder Gott im Körper des Menschen? Es ist der böse Trieb“ (Shabbat 105b). Das bedeutet, wenn er etwas für den Schöpfer tun soll, ist es ihm fremd, solche Handlungen zu tun. Das ist das Gegenteil von Israel, das ausdrücklich direkt zum Schöpfer [Yashar-El] will.
Um Israel aus der Herrschaft des Pharaos, des Königs von Ägypten, herauszuholen, d.h. um zuzustimmen, eine Wahl zu treffen, damit es alles um des Gebens willen tun kann, braucht es daher besonders das Licht der Tora, wie unsere Weisen sagten: „Das Licht darin korrigiert ihn“.
Dadurch verstehen wir, warum geschrieben steht „Komm“ und nicht „Geh“. „Komm“ bedeutet „Komm, wir beide zusammen“, damit der Mensch nicht denkt, dass er seinen Bösen Trieb allein unterwerfen kann. Vielmehr steht geschrieben: „Der Trieb des Menschen überwältigt ihn jeden Tag. Ohne die Hilfe des Schöpfers könnte er ihn nicht überwinden.“ Deshalb sollte man nicht sagen, dass man sein Böses nicht besiegen kann, denn man muss glauben, dass der Schöpfer einem helfen wird. Das ist die Bedeutung von „Komm“.
Der Sohar fragt über den Vers: „Wer kommt, um rein zu werden, dem wird geholfen.“ Er fragt: „Womit wird ihm geholfen?“ und antwortet: „Mit einer heiligen Seele. Wenn jemand geboren wird, gibt man ihm Nefesh [Seele] von der Seite eines reinen Tieres. Wenn er mehr belohnt wird, gibt man ihm Ruach [Geist].“ So wird jedes Mal, wenn ein Mensch rein wird und sein Böses überwindet, eine höhere Stufe in ihm offenbart, die „Tora“ oder „das Licht der Tora“ genannt wird.
Dadurch werden wir verstehen, warum die Verhärtung des Herzens zu ihm kommt, und warum er, wenn der Schöpfer Zeichen machen will, ohne Grund unter der Verhärtung des Herzens leiden muss. Es geht darum, dass ein Mensch, der auf den Wegen des Schöpfers auf dem Pfad der Wahrheit wandeln will, nicht sagen sollte, dass er unfähig ist, weil er viele Sünden hat, denn es geht um das Gericht von Oben, wo er danach beurteilt wird, wie viele Verdienste er hat. Hier geht es um die Person selbst, die sich selbst beurteilt und sagt, dass sie keine Wahl treffen kann, denn die Wahl ist zwischen zwei gleichwertigen Dingen, zwischen denen sie sich entscheiden sollte.
Aus diesem Grund wird gesagt, dass der Mensch sich selbst als halb schuldig, halb verdienstvoll betrachten soll, da der Schöpfer es absichtlich so eingerichtet hat, dass das Gute und das Böse immer gleich viel Gewicht haben, damit er sich entscheiden kann. Wenn er also eine Mizwa [Gebot] ausführt und sich für die Seite des Verdienstes entschieden hat, ist er gewachsen.
Dann sagt man: „Wer größer ist als sein Freund, dessen Trieb ist größer als er.“ Mit anderen Worten: Der Schöpfer verhärtet absichtlich sein Herz, damit er noch einmal eine Wahl treffen kann, denn bei jeder Wahl gewinnt der Mensch die Buchstaben der Tora. Die Zeichen sind also nicht um des Schöpfers willen da, sondern um des Menschen willen.
Deshalb folgt daraus, dass die Verhärtung des Herzens einzig und allein um des Menschen willen geschieht, denn dadurch wird er mit den Buchstaben der Tora belohnt. Obwohl ein Mensch während der Tat nicht alles fühlt, was er fühlen soll, wird ihm, wenn er seine Einsicht vollendet hat, auf einmal offenbart, was er die ganze Zeit getan hat.
Wie das Gleichnis, das Baal HaSulam einmal gegeben hat, ist dies vergleichbar mit einem Menschen, der nichts als Nullen verdient. Jedes Mal sieht er, dass er nur Nullen verdient hat. Nach dem ersten Mal hat er eine Null. Nach dem zweiten Mal zwei Nullen und nach dem dritten Mal drei Nullen, bis er viele Nullen angesammelt hat. Aber wenn er seine Arbeit beendet, erreicht er eine Eins. Er kann also eine Null mit der Eins haben, was nur zehn ergibt, oder er kann eine Million haben, oder mehr. Daraus folgt, dass jedes Mal Buchstaben der Tora in ihm hinzugefügt werden. Das ist die Bedeutung von „damit Ich diese Meine Zeichen in ihn hineinlege“.
korrEY, 8.4.2024
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