1988/06 Worin besteht in der spirituellen Arbeit der Unterschied zwischen einem Feld und einem “Mann des Feldes”?

Im Sohar (Toldot) steht geschrieben: „‚Und Isaak liebte Esau, weil er Wildfleisch in seinem Mund hatte.‘ Er schrieb hier: ‚ein kundiger Jäger, ein Mann des Feldes‘, und es steht geschrieben: ‚Er war ein mächtiger Jäger.‘ Das bedeutet, dass er die Meinungen der Menschen jagte und sie dazu verführte, sich gegen den Schöpfer aufzulehnen. „Ein Mann des Feldes“ bedeutet hier, dass er Menschen berauben und töten wollte. Er ist ein Mann des Feldes, weil sein Erbe nicht an einem bewohnten Ort liegt, sondern an einem verlassenen Ort, in der Wüste, auf dem Feld. Aus diesem Grund wird er ‚ein Mann des Feldes‘ genannt.“

Auch bei Isaak sehen wir das Wort “Feld”, wie geschrieben steht (Tora, 1. Mose 24,63): „Und Isaak ging hinaus, um auf dem Feld zu beten“. Und über Jakob steht geschrieben: „Und er sagte: ‚Siehe, der Duft meines Sohnes ist wie der Duft des Feldes, das der Ewige gesegnet hat.'“

Wir sollten den Unterschied zwischen den Feldern verstehen, denn über Esau, der „ein Mann des Feldes“ genannt wird, steht im Sohar geschrieben: „um Menschen zu auszurauben und zu töten“, während über Isaak geschrieben steht: „um auf dem Feld zu beten“, was eine große Sache ist, denn unsere Weisen sagten, dass Isaak das Nachmittagsgebet  [Mincha] einführte – aufgrund des Verses „Und Isaak ging hinaus, um auf dem Feld zu beten.“ Wir sollten auch verstehen, warum über Jakob geschrieben steht, dass Isaak sagte: „Der Duft meines Sohnes ist wie der Duft eines Feldes, das der Ewige gesegnet hat.“ Deshalb sollten wir die Unterschiede zwischen „ein Mann des Feldes“, „auf dem Feld beten“ und „der Duft eines Feldes“ verstehen.

Es ist bekannt, dass Malchut ein „Feld“ genannt wird. Und da Malchut viele Veränderungen aufgrund des Zimzum [Einschränkung] hat, trägt Malchut viele Namen. Einer davon ist „Feld“. Wenn wir über Malchut sprechen, ist die Regel, dass wir über Malchut von Or Yashar [Direktes Licht] sprechen, wo sie den Willen benutzt hat, um für sich selbst zu empfangen. In dieser Hinsicht gibt es keine Veränderungen in ihr, sondern sie ist so, wie der Ausströmende den Willen zum Empfangen erschaffen hat, um die Freude und den Genuss zu empfangen, die Er den Geschöpfen zukommen lassen wollte. Das nennt man Malchut in Bezug auf das Or Yashar in ihr.

Aus diesem Grund wird diese Malchut Ejn Sof [wörtlich: ohne Ende/Unendlichkeit] genannt, denn Malchut hat dem Höheren Licht kein Ende gesetzt, das heißt, sie hat nicht gesagt: „bis hierher, ich möchte nicht auf meiner Ebene empfangen”, was als “empfangen, um zu empfangen“ bezeichnet wird. Während sie für sich selbst empfing, gab es keine Veränderungen, deshalb heißt es auch: „Alles war ein Licht.“

Danach wünschte sich Malchut jedoch die Gleichheit der Form, die „Verzierung“ genannt wird, am Punkt des Verlangens. Das heißt, sie wollte nicht empfangen, um zu empfangen, sondern um zu geben. In dieser Hinsicht können wir Malchut mit dem Namen „Feld“ bezeichnen, was bedeutet, dass das Feld gepflügt werden muss, und Pflügen bedeutet, dass wir das, was unten ist, wenden und es oben platzieren, und das, was oben ist, platzieren wir unten.

Ebenso ist hier in Malchut, die „Feld“ genannt wird, der Wille für sich selbst zu empfangen wichtig und wird als „von übergeordneter Bedeutung“ bezeichnet, während Angelegenheiten des Gebens von untergeordneter Bedeutung sind. In der Kedusha [Heiligkeit] gibt es die Angelegenheit des Pflügens, d.h. wir müssen das Land bestellen, indem wir den Willen zum Empfangen, der oben ist, nach unten und den Willen zum Geben nach oben wenden. Nur so können wir Ernten einbringen, die gut zu essen sind. Andernfalls können wir uns nicht von der Kedusha [Heiligkeit] ernähren, wie geschrieben steht (Sprüche 14,4): „Wo keine Ochsen sind, ist die Krippe leer; aber viel Ertrag kommt durch die Kraft des Ochsen“, was bedeutet, dass viele Früchte durch die Kraft des Ochsen kommen. 

Die Bedeutung von „Ochse“ ist, wie unsere Weisen sagten, dass Malchut [das Himmelreich] “wie ein Ochse zur Bürde und wie ein Esel zur Last sein muss“. Baal HaSulam sagte dazu, dass „ein Ochse zur Bürde“ bedeutet, dass die Last des Glaubens so sein muss, wie man dem Ochsen das Joch auflegt, um das Feld zu pflügen – ohne Rücksicht auf seinen Willen, ob er damit einverstanden ist. Stattdessen legen wir ihm das Joch gegen seinen Willen auf. Genauso muss der Mensch die Last des Himmelreichs auf sich nehmen, denn ein Ochse bedeutet Wissen, wie geschrieben steht: „Der Ochse kennt seinen Besitzer.“ Aus diesem Grund gilt der Glaube als eine Last für den, der Wissen benötigt.

Deshalb ist das Feld in Bezug auf das egoistische Empfangen Malchut, das gepflügt werden muss. Das ist die Korrektur des Feldes, um das Gefäß des Empfangens, das in der Wichtigkeit oben ist, umzudrehen und es zu einer niedrigen Wichtigkeit zu machen, während die Gefäße des Gebens, die von niedriger Wichtigkeit sind, so erhoben werden, dass sie von hoher Wichtigkeit sind.

Es ist bekannt, dass sich der Wille zu empfangen im Verstand und im Herzen befindet, und beide bedürfen der Korrektur. Im Verstand ist die Korrektur der Glaube über dem Verstand. Im Herzen besteht die Korrektur darin, dass jeder Genuss, den der Mensch empfängt, um des Gebens willen ist. Genauer gesagt, jede Handlung, die er ausführt, dient dem Geben, sonst würde er keinen einzigen Schritt tun.

Dementsprechend können wir interpretieren, warum über Esau geschrieben steht, „ein Mann des Feldes“, was bedeutet, dass er, während er sich im Zustand des „Feldes“ befindet und die Last des Himmelreichs auf sich nehmen muss wie ein Ochse die Bürde, denkt, er sei vollkommen und brauche keine Korrekturen. Das heißt „denn er hatte Wildfleisch in seinem Mund“. So steht es im Sohar (oben) geschrieben: „Und Esau sagte, er sei auf dem Feld, um zu beten, und er jagte und täuschte Isaak mit seinem Mund.“

In der spirituellen Arbeit sollten wir auslegen, dass „er hatte Wildfleisch in seinem Mund“ bedeutet, dass sein Mund und sein Herz nicht dasselbe waren. Sein Mund ist die Äußerlichkeit, d.h. in der Handlung war er gerecht, denn dem Handeln ist nichts hinzuzufügen, aber in seinem Herzen, d.h. der Absicht, war er nicht so wie in der Handlung. Die Handlung, die für die Menschen offensichtlich ist, deutet darauf hin, dass er die Gebote des Schöpfers befolgen will, um Ihm Zufriedenheit zu bereiten, indem er Seinen Willen im Einhalten von Mizwot [Geboten/guten Taten] tut. Doch in seinem Herzen denkt er nur an seinen eigenen Nutzen und nicht an den Nutzen des Schöpfers. Sein Mund und sein Herz sind also nicht dasselbe.

Deshalb offenbarte sich Esau in den Handlungen wie ein vollkommener Mensch. Das ist die Bedeutung von „Esau war ein Mann des Feldes“, was bedeutet, dass er keine Arbeit mehr auf dem Feld zu tun hatte, denn die Arbeit auf dem Feld beginnt mit dem Pflügen, bei dem es darum geht, die [Wichtigkeit der] Gefäße des Empfangens umzukehren. Das ist nichts für ihn, denn es reicht ihm, dass er alles äußerlich erfüllt, was als „sein Mund“ bezeichnet wird, was bedeutet, dass sein Mund und sein Herz nicht dasselbe sind. Deshalb wird Esau „ein Mann des Feldes“ genannt, was bedeutet, dass ein Feld im Aspekt des Empfangens für sich selbst ist, und darin ist er vollkommen und hat nichts mehr hinzuzufügen.

Das ist bei Isaak und Jakob nicht so. Für sie war die Arbeit auf dem Feld Anstrengung und Gebet auf dem Feld, so wie es über Isaak geschrieben steht: „Und Isaak zog aus, um auf dem Feld zu beten“, was ein Aspekt des Gebets bedeutet: Isaak hat, wie unsere Weisen sagten, das Nachmittagsgebet eingeführt, als er darum betete, die Shechina [Göttliche Gegenwart] aus dem Staub zu erheben, was bedeutet, dass das Gefäß des Gebens, das im Himmelreich im Verstand und im Herzen sein sollte, um des Gebens willen sein wird.

Doch Esau, der ein Mann des Feldes war, korrigierte nichts in der Absicht um zu geben. Vielmehr war bei ihm alles nur zu seinem eigenen Nutzen. Deshalb interpretiert der Sohar „‚ein Mann des Feldes‘, um Menschen zu berauben und zu töten.“ Der Sohar interpretiert auch „ein Mann des Feldes“, weil sein Erbteil sich nicht an einem bewohnten Ort, sondern an einem verlassenen Ort, in der Wüste, auf dem Feld, befindet. Deshalb wird er „Mann des Feldes“ genannt.

Wenn jemand nämlich nur für sich selbst arbeitet, gilt dieser Zustand als Diebstahl des Aspekts des Menschen, der in ihm steckt, also des Aspekts: „Ihr werdet ‚Mensch‘ genannt, und die Völker der Welt werden nicht ‚Mensch‘ genannt.“ Dieser Aspekt wird ihm geraubt, wenn er zu seinem eigenen Nutzen arbeitet.

Er tötet den Menschen dabei sogar, wenn er für sich selbst arbeitet, denn Übertretung verleitet zur Übertretung. Das ist die Bedeutung der Worte aus dem Sohar: „Und sie zu töten“. Er schreibt: „Denn sein Erbteil ist nicht an einem bewohnten Ort“, wobei „ein bewohnter Ort“ bedeutet, wo Menschen wohnen, wie in „Ihr werdet ‚Menschen‘ genannt“, „sondern an einem verlassenen Ort“, dem Ort des Zerbrechens der Gefäße, denn weil der Wille, für sich selbst zu empfangen, dort offenbart wurde, wurde die Welt verwüstet.

So heißt es über Jakob: „Und er sagte: ‚Siehe, der Geruch meines Sohnes ist wie der Geruch eines Feldes, das der Ewige gesegnet hat'“, denn Jakob hat das Abendgebet [Ma’ariv] eingeführt, wie geschrieben steht: „Und er kam an einen Ort“, was bedeutet, dass er das Abendgebet eingeführt hat. So steht über Jakob geschrieben: „Und siehe, ein Brunnen auf dem Felde, und drei Schafherden lagen darauf.“ Der Sohar interpretiert (WaJeze, Artikel 92): „‚Und er sah, und siehe, ein Brunnen auf dem Felde‘, das ist ein Geheimnis, denn er sah den Brunnen oben, der die Nukwa ist, einer gegenüber dem anderen, was bedeutet, dass der Brunnen unten auf den Brunnen oben ausgerichtet war.“

Wir sollten dies so auslegen, dass Jakobs Absicht, als er den Brunnen unten korrigierte, sein eigener Brunnen war, der das Feld ist, was bedeutet, dass er ihn so korrigierte, dass er wie oben ist. Das heißt, die Malchut de Kedusha [Heiligkeit] ist oben ein Massach [Schirm], was bedeutet, dass auf dem Willen, für sich selbst zu empfangen, ein Massach ist, der das Or Choser [Zurückkehrendes Licht] erhebt, was bedeutet, dass alles, was sie empfangen will, dafür dient, zu geben. Ebenso hat er sich selbst so korrigiert, dass all sein Handeln um des Gebens willen geschieht.

Deshalb stand geschrieben, als Jakob zu Isaak kam: „Und er sagte: ‚Siehe, der Geruch meines Sohnes ist wie der Geruch eines Feldes, das der Ewige gesegnet hat.'“, denn Jakob ist die Mittlere Linie, in der sich die ganze Vollkommenheit offenbart. Das heißt, wenn das Himmelreich, das „Feld“ genannt wird, die Korrektur der Mittleren Linie empfing, wird es „ein Feld, den der Ewige gesegnet hat“ genannt, was bedeutet, dass sich hier die Freude und der Genuss offenbaren, die der Schöpfer für die Geschöpfe vorbereitet hat. Das ist der Unterschied zwischen „ein Mann des Feldes“, „auf dem Feld beten“ und „wie der Duft des Feldes“.

EY, 4.3.2024

 

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