1986/32 Der Grund für das Strecken der Beine und das Bedecken des Kopfes während des Gebets

Im Sohar steht geschrieben (WaEtchanan, Punkt 10): „“Komm und sieh – wer im Gebet steht, muss seine Beine gerade halten und seinen Kopf bedecken, als ob er vor dem König steht, und er muss seine Augen bedecken, damit er nicht auf die Shechina (göttliche Präsenz) schaut.“ Im Sohar (WaEtchanan, Punkt 11) fragt er: „Du sagst: ‚Einer, der die Shechina ansieht, während er betet.‘ Aber wie kann er die Shechina anschauen? Er antwortet: ‚Man muss davon ausgehen, dass die Shechina mit Sicherheit vor ihm steht, während er betet. Deshalb ist es ihm verboten, seine Augen zu öffnen.'“

Wir sollten verstehen, worauf die Angelegenheit mit den geraden Beinen hinweist, denn sie scheint eine Bedingung für das Gebet zu sein, sie deutet also eine wichtige Angelegenheit an. Was ist es also? Wir sollten auch verstehen, warum wir den Kopf während des Gebets bedecken müssen. Man kann nicht sagen, dass es bedeutet, dass wir den Kopf während des Gebets mit dem Tallit [Gebetsschal] bedecken müssen, denn das gilt nur für das Morgengebet. Aber bei den Nachmittags- und Abendgebeten, die wir ohne Tallit beten, wie können wir da von der Bedeckung des Kopfes sprechen? Worauf bezieht sich das also?

Und was bedeutet es, die Augen zu bedecken? Wir bedecken unsere Augen, wenn wir das Shma Yisrael lesen, aber hier sagt er, dass wir auch während des Gebets unsere Augen bedecken sollen, also sollten wir wissen, was diese Worte bedeuten. Wir sollten auch die Antwort des Sohar auf die Frage verstehen: „Wie kann er die Shechina anschauen?“

Er erklärt, dass man davon ausgehen soll, dass die Shechina während des Gebets mit Sicherheit vor ihm steht. Aber die Antwort ist unklar: Was ist die Verbindung zwischen dem Schließen der Augen und dem Wissen, dass die Shechina vor ihm steht? Um das zu verstehen, müssen wir auf die ganze Angelegenheit in der Arbeit der Schöpfung zurückkommen – wozu ist sie da und welche Stufe soll die Schöpfung erreichen?

Es ist bekannt, dass das Schöpfungsziel darin besteht, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun. Dazu kommt die berühmte Frage: Warum sind dann Freude und Genuss nicht für jedes einzelne Geschöpf offensichtlich? Vielmehr können wir das Gegenteil sehen: Die ganze Welt leidet und quält sich, bevor sie Freude und Genuss erfährt. Wenn der Mensch in sich geht, sagt er meist, was unsere Weisen sagten: „Es wäre besser, nicht geboren zu sein, als geboren zu werden“ (Iruvin, 13). In ihren Worten: „Es wäre besser für den Menschen, nicht geboren zu sein, als geboren zu werden.“

Es ist bekannt, dass die Antwort darin besteht, dass wir, um kein „Brot der Scham“ zu haben, eine Korrektur erhalten haben, die „Gleichheit der Form“ genannt wird. Das bedeutet, dass jede Freude und jeder Genuss, den man empfängt, mit der Absicht zu geben sein sollte. Um sich daran zu gewöhnen, Genüsse in der Absicht zu geben zu empfangen, musste es einen Zimzum [Einschränkung] und eine Verhüllung geben, damit wir die großen Genüsse, die in Tora und Mizwot [Gebote/gute Taten] gekleidet sind, nicht gleich sehen können.

Wir können die Ordnung der Arbeit mit der Absicht zu geben in materiellen Dingen lernen, wo nur kleine Freuden vorhanden sind, die im Sohar als “dünnes Licht” (Ner Dakik) bezeichnet, was „sehr schwaches Licht“ bedeutet. Das heißt, dass heilige Funken in die Klipot [Schalen] gefallen sind, damit sie existieren können. An diesem Licht, das in den körperlichen Genüssen zu finden ist, können wir lernen, wie man sie empfängt, um zu geben, denn bei kleineren Genüssen ist es leichter, sich daran zu gewöhnen, sie einzig und alleine zu empfangen, um zu geben. Das heißt, es ist einfacher zu sagen: „Wenn ich nicht darauf ausgerichtet bin, zu geben, verzichte ich auf sie und will diese Genüsse nicht empfangen, denn dadurch trenne ich mich vom Schöpfer.“

Es ist bekannt, dass der Schöpfer gibt und der Untere will ausschließlich empfangen. Hier ist also keine “Gleichheit der Form” gegeben. Aus diesem Grund – weil er am Schöpfer anhaften will –, trennt ihn der Akt des Empfangens aufgrund des Zimzum [Einschränkung] und der Verhüllung, die stattfand, damit er sich daran gewöhnen konnte, Dinge zu tun und sie zum Geben auszurichten, vom Gefühl des Schöpfers. Wenn aber die Vorsehung des Schöpfers offenbart würde, kämen Freude und Genuss zum Vorschein und der Mensch könnte seine Gefäße des Empfangens nicht überwinden.

So können wir verstehen, was unsere Weisen sagten – dass der Mensch während des Gebetes seine Beine gerade halten muss. Raglaim [Beine] kommt von dem Wort Meraglim [Kundschafter]. Das heißt, das Argument der Kundschafter kommt zu einem Menschen. Sie sahen, dass es sich aus zwei Gründen nicht lohnte, mit der Arbeit zu beginnen, um das heilige Land, also das Land Israel, zu erreichen:

1.) Was würde der Wille zu empfangen gewinnen, wenn er auf dem Weg wandelte, der nur zum König führt? Das heißt, er würde sich mit seiner Arbeit, die er für den Schöpfer verrichtet, abmühen und das Verlangen, zu empfangen, würde keinen Nutzen haben, sondern verlieren, und das Verlangen, zu geben, würde gewinnen. Aber was würde mit dem Willen zu empfangen geschehen, der das Wesentliche des Geschöpfes ist?

2.) Selbst wenn wir sagen, dass es sich lohnt, dem König zu dienen, da dies dem Menschen großen Genuss bringt, ist nicht jeder Mensch dafür geeignet. Dazu bedarf es besonderer Voraussetzungen, die speziell für Menschen gelten, die mit großen Talenten und Mut geboren wurden und die alle Hindernisse überwinden können, wenn sie sich der Kedusha [Heiligkeit] nähern wollen. Vielmehr reicht es uns, wenn wir uns auf der gleichen Stufe wie ganz Israel befinden. Warum sollten wir höhere Stufen anstreben als die Allgemeinheit? Ich habe es nicht nötig, eine Ausnahme zu sein, und ich begnüge mich damit, Tora und Mizwot zu halten, ohne irgendwelche Absichten zu haben. Diese Arbeit wird sicherlich einfacher sein, denn sie liegt näher an unseren Gefäßen des Empfangens. Warum sollte ich auf eine Handvoll Menschen schauen, die sagen, dass es am wichtigsten ist, für den Schöpfer zu arbeiten? Sicherlich arbeiten alle für den Schöpfer, also werde ich einer von ihnen sein.

Das nennt man „Kundschafter“.

Deshalb sagten sie, dass der Mensch während des Gebets die Beine gerade halten muss. Das bedeutet, dass er sagen soll, dass das, was die Kundschafter ihm zeigen, was dieser Weg ist – dass nur eine Handvoll Menschen sagen, dass wir nur auf diesem Weg wandeln müssen – dass einzig und alleine dieser Weg die Wahrheit ist und nicht die anderen Wege, obwohl auch sie Wege der Wahrheit sind.

Und das ist, was unsere Weisen sagten: „Man sollte sich immer mit Tora und Mizwot auch in lo liShma [nicht um Ihretwillen] befassen, denn von lo liShma wird er zu liShma [um Ihretwillen] kommen.“ Was unsere Weisen sagten, muss wahr sein. Aber dieser Weg, sich zu bemühen, auf dem Pfad zu wandeln, der direkt zum Schöpfer führt, wird „die vollkommene Wahrheit“ genannt. Das bedeutet, dass er den Kundschaftern, die ihm sagten, dass das, was er tat, falsch war, antworten sollte: „Jetzt werde ich den Schöpfer bitten, mir zu helfen, auf meinem Weg zu wandeln, den ich jetzt gewählt habe, und sagen, dass nur dieser ein direkter Weg ist.“

Das ist die Bedeutung, dass er die Beine während des Gebets gerade halten muss. Daraus folgt, dass das Gebet, das er zum Schöpfer beten wird, aufgrund eines Mangels entsteht. Denn wenn er keinen Mangel hat, hat er nichts, worum er bitten und beten kann. Und was ist mein Mangel? Er liegt darin, dass ich sehe, dass die Kundschafter mich nicht in Ruhe lassen, und ich will nicht auf ihren Wegen wandeln. Ich sehe aber, dass alle meine Gedanken und Wünsche nur meinem eigenen Nutzen dienen, und ich sehe, dass ich nichts für den Schöpfer tun kann.

Deshalb ist alles, was ich jetzt brauche und worum ich den Schöpfer bitten sollte, dass Er mir ein Kli [Gefäß] gibt, das „Verlangen“ heißt. Das heißt, mir fehlt ein Mangel, also ein Verlangen, dem König dienen zu wollen, und dass dies mein ganzes Verlangen und Streben sein wird und ich mich nicht um Dinge kümmern muss, die nicht den Dienst am Schöpfer betreffen.

Der wahre Grund, warum ein Mensch sich nicht danach sehnt, dem König zu dienen, ist jedoch nicht, dass er dem König nicht dienen will. Baal HaSulam sagte, dass der Grund vielmehr darin liegt, dass er nicht glaubt, dass er vor dem König steht. Aber wenn er spürt, dass er vor dem König steht, wird seine Entscheidung annulliert und er annulliert sich vor dem König wie eine Kerze vor einer Fackel.

Deshalb folgt daraus, dass die Hauptsache, an der man in der Arbeit bemühen sollte, darin besteht, mit dem Glauben belohnt zu werden, d.h. zu spüren, dass der Schöpfer existiert, wie unsere Weisen sagten (Awot, Sprüche der Väter): „Das Auge sieht und das Ohr hört“, da es eine Verhüllung über uns gibt. Doch bevor wir die Eigenliebe verlassen, stehen wir noch unter dem Zimzum [Einschränkung], die getan wurde, so dass der Ort des Empfangens finster ist – ohne Licht – was als „ein Raum ohne Höheres Licht“ bezeichnet wird.

Aus diesem Grund bittet er den Schöpfer, seine Augen zu erleuchten, damit er spürt, dass er vor dem Schöpfer steht. All das braucht er nicht, weil er genießen will, vor dem Schöpfer zu stehen. Vielmehr will er dem Schöpfer etwas geben und kann nichts tun, denn er spürt noch nicht, wie wichtig der Schöpfer ist. Stattdessen ist die Shechina für ihn im Exil. Das heißt, wenn es ihm in den Sinn kommt, etwas für den Schöpfer zu tun und nicht an seinen eigenen Nutzen zu denken, wird die Welt für ihn finster. Es kommt ihm vor, als sei er von der Welt abgefallen und gestorben.

Das heißt, er beginnt zu spüren, dass seine gesamte Existenz annulliert ist und er keinen Namen mehr verdient, also nicht mehr von Bedeutung ist. Er will sich aus diesem Grund gleich zu Beginn dieses Zustands fliehen, denn zu diesem Zeitpunkt spürt er, wie unangenehm ihm diese Situation ist, und er kann nicht weiter auf diesem Weg wandeln. Er versteht, dass er, wenn er beginnt, auf dem Weg „ausschließlich für den Schöpfer“ zu wandeln, Leben und Glück empfinden sollte. Doch plötzlich sieht er das Gegenteil.

Das wirft die Frage auf: „Warum ist das so?“ Die Antwort ist, dass er in diesem Zustand, wenn er sich so fühlt, die Bedeutung von „Shechina im Staub“ spüren kann. Das heißt, er spürt, dass er so tief gefallen ist, dass er wirklich bis zum Staub erniedrigt ist. Danach, wenn er weiß, was „Shechina im Staub“ ist, kann er zum Schöpfer beten und gute Taten vollbringen, damit der Schöpfer “die Shechina aus dem Staub erhebt”.

Das heißt, an dem Punkt, an dem er spürt, dass das Annehmen der Last des Himmelreichs – also einzig und alleine für den Schöpfer und nicht für sich selbst zu arbeiten – wie Staub schmeckt, bittet er den Schöpfer, seine Verhüllung von ihm zu nehmen, damit er damit belohnt wird, dass die Shechina das „Land der Lebenden“ genannt wird. Das heißt, genau dadurch, dass man alles für den Schöpfer und nicht für seinen eigenen Nutzen tun will, wird man genau von hier aus mit dem wahren Leben belohnt. Das ist die Bedeutung des „Landes der Lebenden“, ein Land, aus dem das Leben für alle entspringt. Umgekehrt wird das Land der Sitra Achra [andere Seite] als „Land, das seine Bewohner verzehrt“ bezeichnet.

Es ist bekannt, dass die Angelegenheit des Empfangens zur Trennung von der Kedusha [Heiligkeit] führt. Aus diesem Grund werden „die Frevler in ihrem Leben ‚tot‘ genannt.“ Im Gegensatz dazu, wird das Geben Dwekut [Anhaftung] genannt, so wie geschrieben steht: „Und ihr, die ihr dem Ewigen, eurem Gott, anhaftet, lebt heute alle.“ Das bedeutet, dass der Mensch möchte, dass der Schöpfer ihm die Augen erleuchtet und mit Glauben belohnt wird, also Seine Existenz spürt. Es bedeutet nicht, dass der Mensch sich nach dem Genuss sehnt, dass er vor dem König steht. Er will vielmehr nicht frevlerisch sein, indem er das Gebot, den Schöpfer zu lieben, nicht befolgt. Und obwohl es keine Liebe ohne Freude geben kann, gibt es eine Nuance in dieser Angelegenheit, dass man sie direkt will, und indirekt wird etwas anderes gezogen.

Zum Beispiel will ein Mensch seine Kinder lieben, denn er will Freude daraus ziehen. Obwohl man nicht sagen kann, dass er die Angelegenheit liebt und keinen Genuss empfindet, denn wo man Leid empfindet, kann man nicht von Liebe sprechen. Nur manchmal sagen wir, dass wir uns über das Leid freuen, weil wir dadurch vielleicht etwas gewinnen. Es ist wie bei einem Menschen, der in einem Krankenhaus operiert wird. Er zahlt dem Arzt viel Geld und sagt nicht, dass er es liebt, aber er freut sich so, denn dadurch wird er etwas Wichtiges gewinnen – sein Leben.

Deshalb können wir nicht sagen, dass er seine Kinder lieben und für sie arbeiten will, um Freude zu haben. Vielmehr ist die Tatsache, dass er lieben will, eine Liebe, die von Natur aus kommt und nichts mit Genuss zu tun hat. Aber seine Liebe zu ihnen bereitet ihm Freude. Daraus folgt, dass der Genuss indirekt aus der Liebe zu den Kindern resultiert.

Genauso ist es, wenn der Mensch den Schöpfer bittet, ihm näher zu kommen und ihm das Licht des Glaubens zu geben, damit er die Existenz des Schöpfers spürt. Natürlich annulliert er sich zu diesem Zeitpunkt vor dem Schöpfer und genießt sicherlich. Doch das ist nicht das, was er meint. Seine Absicht ist vielmehr, dass er will, dass der Schöpfer ihn näher bringt, denn er kann sehen, dass er ein Frevler ist und nichts außer zu seinem eigenen Nutzen tun kann. Er will also wirklich aus der Eigenliebe herauskommen.

Daraus folgt, dass seine Absicht darin besteht, aus der Eigenliebe herauszukommen, und nicht darin, größeren Genuss zu empfangen. Das heißt, da er körperliche Genüsse nicht so sehr genießt, ist es seine Absicht, seinem Willen zu empfangen, mehr Freude zu bereiten, mehr Freude zu geben. Heißt das, er will, dass seine Eigenliebe mehr Genuss hat? Ganz sicher nicht! Im Gegenteil, er will die Eigenliebe ganz und gar verlassen.

Doch der Grund, der ihn dazu bringt, den Schöpfer zu bitten, ihn aus der Eigenliebe herausholen und ihm das Licht des Glaubens zu geben, ist nur, dass er Jude ist und Tora und Mizwot befolgen muss, denn der Schöpfer hat uns befohlen, seinen Willen zu befolgen. Er kann aber sehen, dass er mit dem Geben an den Schöpfer nichts zu tun hat. Vielmehr drehen sich alle seine Sorgen wie bei den Nichtjuden um Eigenliebe. Das motiviert ihn, hinzugehen und um etwas zu bitten – um ein Jude sein zu können und nicht ein Nichtjude, der zu den Völkern der Welt gehört.

Wir sollten jedoch bedenken, dass es unmöglich ist, die Existenz des Schöpfers zu spüren, ohne Genuss zu empfinden. Und doch ist das so, wenn der Genuss indirekt zu ihm kommt, das heißt, wenn er es nicht beabsichtigt, sondern er von selbst zu ihm kommt, denn es ist natürlich, dass wir, wenn wir das Gefühl haben, vor dem König zu stehen, die Wichtigkeit des Königs spüren, und insofern sind wir von Genuss erfüllt.

Er kann deshalb nicht sagen, dass er vor dem König steht und fühlt, dass er sich vor dem König annullieren will, und gleichzeitig Unbehagen empfindet, denn er will sich annullieren. Wenn der Mensch, sobald er um des Gebens willen zu arbeiten beginnt, sieht und fühlt, dass er durch seine Annullierung vor dem Schöpfer Unbehagen empfindet, sollte er deshalb sagen, dass dies nicht die Natur des Königs widerspiegelt, sondern dass ein solches Gefühl zu ihm kam, um die Bedeutung von „Shechina im Exil“ oder „Shechina im Staub“ zu erkennen.

Dann ist die Zeit reif, den Schöpfer zu bitten, ihn näher zu bringen, denn sonst sieht er, dass es keine Möglichkeit gibt, aus eigener Kraft Kedusha [Heiligkeit] zu erlangen, da er spürt, dass alle Organe des Körpers sich dagegen sträuben, dem König zu dienen und seine Existenz zu annullieren, also dass sein ganzes Streben nur noch darin besteht, dem König zu dienen. Zu diesem Zeitpunkt wird er als „mangelhaft“ bezeichnet, wenn es niemanden auf der Welt gibt, der ihm helfen kann, außer der Schöpfer selbst.

In Bezug auf den Mangel sollten wir jedoch mehrere Unterscheidungen treffen, damit es angemessen ist, beim Schöpfer um Hilfe zu bitten:

1.) Der Mensch hat einen Mangel, ist sich dieses Mangels aber nicht bewusst. Ein Beispiel: Ein Mensch hat eine sechsköpfige Familie, und seine Freunde haben eine ebenso große Familie wie er und lebt in drei Zimmern, während er in einer Wohnung mit zwei Zimmern wohnt. Er ist mit wenig zufrieden und hat nicht das Gefühl, dass es ihm an einem weiteren Zimmer mangelt. Wenn er sich nicht mangelhaft fühlt, bemüht er sich natürlich auch nicht um ein weiteres Zimmer. Daraus folgt, dass man bei einem solchen Mangel nicht von einem Gebet sprechen kann. Deshalb ist es irrelevant, das Gebet zu gewähren, denn „es gibt kein Licht ohne ein Kli, da es keine Füllung ohne einen Mangel gibt.“

2.) Er spürt seinen Mangel und beginnt zu prüfen, wie er ihn beheben kann. Er kommt jedoch nach einiger Zeit der erfolglosen Bemühungen zur Verzweiflung. Er beginnt sich einzureden, dass er nicht zu den Wichtigen gehören muss und sich mit dem begnügen kann, was er hat. Von Natur aus hilft dem Menschen die Faulheit, seine mangelnde Anstrengung in hohem Maße zu rechtfertigen. Er ist jetzt also ausgeruht und sorglos, denn jetzt will er nichts mehr.

Da er sich aber vor seiner Verzweiflung sehr angestrengt hat, um das zu bekommen, was er wollte, kommen ihm immer wieder die Gedanken an die Mängel, an die Füllung, die er sich erhofft hatte, in den Sinn. Und so sehr er sich auch angestrengt hat, um sie zu erreichen, es ist, als ob die Füllung selbst ihn nun dazu erweckt, die Arbeit von neuem zu beginnen.

Zu diesem Zeitpunkt kommt der Mensch in einen Zustand, in dem er den Schöpfer bittet, alle Gedanken, die in ihm das Gefühl des Mangels wecken, zu beseitigen und an ihnen zu arbeiten. Stattdessen betet er, dass kein Mangel in seinen Verstand kommt. Alles, was er jetzt erhofft, und wenn er das erreicht, wird es ein Zustand sein, den er „gut“ nennt, dass er dabei also keinen Mangel spürt.

Er hofft deshalb also auf das Fehlen eines Mangels. Das ist die gesamte Füllung, auf die er hofft. Er will die Abwesenheit von Mangelgefühlen genießen und erwartet keine Füllung der Mängel. Vielmehr liegt die ganze Zufriedenheit in der Abwesenheit des Gefühls des Mangels. Das ist es, was er jetzt erwartet, dass dies der beste Zustand in seinem Leben ist.

Das bedeutet, dass, sollte sein Freund kommen und ihn fragen: „Mangelt es Dir an etwas? Ich werde mich bemühen, dir deinen Wunsch zu erfüllen“, wird er ihm antworten: „Glaub mir, ich bin jetzt in einem Zustand, in dem ich nichts mehr brauche. Ich will mich nur ausruhen und mich um nichts mehr kümmern. Es ist mir peinlich, dir das zu sagen, da du zu mir gekommen bist und du wahrscheinlich gekommen bist, um mir eine Freude zu machen, aber um dir die Wahrheit zu sagen, sogar du störst meine Ruhe, weil ich prüfen muss, worüber ich mit dir sprechen soll. Also sage ich dir die Wahrheit, geh in Frieden und tu mir den Gefallen, allen unseren Freunden zu sagen, dass sie mich nicht besuchen kommen sollen, wenn sie sehen, dass ich nicht in deiner Nähe bin, denn das einzig Gute, das ich in meinem Leben empfinde, ist die Ruhe von all den Sorgen.“

Wenn ein Mensch darum betet, dass der Schöpfer einen solchen Mangel stillt, kann er natürlich keine Befriedigung für ein solches Gebet empfangen, das auf dem Fundament von Verzweiflung und Müßiggang aufgebaut ist. Er will, dass der Schöpfer ihm hilft, faul zu sein, und ein solcher Mangel kann nicht gefüllt werden, denn solche Füllungen bauen die Welt nicht auf. Alle Gebete müssen dem Aufbau dienen und nicht andersherum. Wir müssen nämlich für die Korrektur der Welt beten, und Faulheit wird keinen Aufbau bewirken.

3.) Er spürt seinen Mangel und alle Gedanken an Müßiggang und Verzweiflung können seinen Mangel nicht stillen. Aus diesem Grund bemüht er sich, das zu bekommen, was er will. Daraus folgt, dass er den Schöpfer um das Füllen seines Mangels bittet, denn er wünscht den Aufbau der Welt. Er sieht, dass er in dem Zustand, in dem er sich befindet, auch aufbaut, aber alle Gebäude, die er baut, ähneln den Gebäuden kleiner Kinder, die spielen und Spielzeughäuser aus Klötzen bauen, um sie dann wieder abzubauen, nur um erneut zu bauen. Es ist das Bauen, das ihnen Spaß macht.

Er schaut sich auch das körperliche Leben an. Und so wie die Spiele der Kinder, die bauen, nicht die Welt aufbauen, so sind auch die körperlichen Genüsse nicht der Aufbau der Welt, die zu einem bestimmten Zweck und nicht für kleine Kinder erschaffen worden sein muss. Wie kann er also damit einverstanden sein, in der Gesellschaft kleiner Kinder zu bleiben?

Und obwohl die Kinder ihn auslachen, dass er nicht mit ihnen spielen will, und ihn nicht verstehen, weil sie denken, dass er wahrscheinlich keinen Sinn im Leben hat und nicht weiß, dass man das Leben genießen kann, ist er doch nicht wie alle anderen, sondern will sich scheinbar aus der Welt zurückziehen und in die Wüste gehen, um wie die Tiere der Wüste zu leben. Und doch kann er ihnen nichts entgegnen, da er keine gemeinsame Sprache mit ihnen hat. Auf jeden Fall leidet er unter seinem Mangel, weil er danach strebt, das spirituelle Leben zu erlangen.

Daraus folgt, dass wir erst bei der dritten Unterscheidung eines Mangels sagen können, dass sein Gebet „ein Gebet“ ist, da er nach einer Füllung verlangt, damit er die Welt korrigieren kann, um die Fähigkeit zu haben, das Schöpfungsziel zu erlangen, das darin besteht, seinen Geschöpfen Gutes zu tun. Er glaubt, dass all die Verhüllung und Einschränkung, die es in der Welt gibt, darauf zurückzuführen sind, dass wir nicht die richtigen Werkzeuge haben, um uns an die Fülle der Göttlichkeit, die ein Gefäß des Gebens ist, anzupassen.

Aus diesem Grund bittet er den Schöpfer, ihm Gefäße des Gebens zu geben. Wir können diese erhalten, indem wir die Größe und Bedeutung des Königs spüren. Aber wenn die “Shechina im Exil” ist und die Arbeit wie Staub schmeckt, wie können wir diese Arbeit dann fortsetzen? Deshalb wird ein solches Gebet erhört.

Jetzt können wir die Worte des Sohar interpretieren, was damit gemeint ist, dass wir den Kopf bedecken und die Augen schließen sollen, als stünden wir vor dem König. Es ist bekannt, dass der Kopf „der Verstand des Menschen“ genannt wird. Ebenso werden die Augen als der Verstand angesehen, denn es steht geschrieben: „Die Augen der Gemeinde“, womit die Ältesten der Gemeinde gemeint sind.

Bedecken und Verschließen bedeutet, nicht auf das zu schauen, was der Verstand ihm sagt. Das bedeutet, wenn der Mensch im Gebet steht, muss er glauben, dass er vor dem König steht. Auch wenn er den König nicht spürt, sollte er beten, dass der Schöpfer ihm die Kraft des Glaubens gibt, damit er spürt, dass er vor dem König steht. Das heißt, er will die Kraft des Glaubens, die genauso sein soll wie das Wissen, das heißt, dass der Körper von dem Glauben, den er hat, so beeindruckt ist, als würde er den König sehen und vom König beeindruckt sein. Das ist der Glaube, um den er betet.

Deshalb sagt er, dass es verboten ist, die Augen während des Gebets zu öffnen, denn es ist verboten, die Shechina anzuschauen. Der Sohar fragt: „Wie kann er die Shechina ansehen?“ Er antwortet, dass es darum geht, sicher davon auszugehen, dass die Shechina während des Gebets vor ihm steht, weshalb es ihm verboten ist, die Augen zu öffnen.

Wir haben gefragt: „Was ist die Antwort?“ Die Sache ist die, dass der Glaube eines Menschen genau so sein sollte, als ob er die Shechina sieht. Solange sein Glaube diese Stufe nicht erreicht hat, wird er nicht als echter Glaube angesehen. Das ist die Art von Glauben, für die man beten sollte, dass der Glaube in ihm wirkt, als ob er alles mit seinen Augen sieht.

EY, 26.02.2024

0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar