1986/25 Das Maß des Praktizierens der Mizwot [Gebote]

Uns wurden 613 Mizwot [Gebote] gegeben, die wir praktisch ausführen sollen. Und auch wenn man ohne Absicht eine Mizwa [Einzahl für Gebote] ausführt, die uns der Schöpfer geboten hat, und wenn wir uns damit begnügen, eine Mizwa ohne uns auszurichten zu erfüllen, und diese nur auf einfache Weise ausführen, dann haben wir damit bereits unsere Pflicht erfüllt.

Wir sollten jedoch alle Mizwot gemäß den Bedingungen jeder Mizwa einhalten. Zum Beispiel kann ein Mensch das Gebot der Zizit [geknotete Fäden an einem Gebetsschal] befolgen, denn es steht geschrieben: „Sie sollen sich Schaufäden an den Ecken ihrer Kleider machen.“ Es gibt jedoch Unterschiede in Bezug auf das Material, aus dem der Tallit [Gebetsschal, der während des jüdischen Morgengottesdienstes getragen wird und an dessen Rändern sich jeweils ein Zizit befindet] hergestellt wird, sowie in Bezug auf die Länge und Breite des Tallits. Auch bei den Zizit selbst gibt es Unterschiede – wie das Material, aus dem sie gemacht sind (Wolle, Flachs oder andere Materialien), die Anzahl der Fransen, die Länge und so weiter.

Die Bedingungen in der Zizit Mizwa sollten unbedingt eingehalten werden. Andernfalls gilt es als unvollständige Ausübung der Mizwa und wird als Makel in der praktischen Ausführung angesehen. Auch die Ausübung der Mizwot selbst ist eine Ausschmückung, wie unsere Weisen sagten: „Das ist mein Herr, und ich will Ihn preisen“ – und es gibt noch viele weitere Präzisierungen diesbezüglich zu machen.

Diese Aspekte gelten für jede Ausführung von Mizwot, egal ob es sich um Mizwot aus der Tora, von unseren Weisen oder um Mizwot handelt, die wir aufgrund von Bräuchen halten, wie unsere Weisen sagten: „Die Bräuche Israel`s sind die Tora“ (Minchot, 20b), „und die Bräuche unserer Vorväter sind die Tora.“

Wie genau wir es mit den Mizwot halten sollen, wurde uns in der Mizwa, an Pessach keinen Sauerteig zu essen, vor Augen geführt. Ein Beispiel dafür, wie peinlich genau wir sein sollten, wurde uns an Pessach gegeben, denn Sauerteig deutet auf den Bösen Trieb hin. Aus diesem Grund gelten viele Einschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen. Dies wurde uns als Beispiel dafür gegeben, wie achtsam wir sein sollen, damit wir nicht, Gott behüte, gegen etwas verstoßen. Deshalb wurden uns Präzisierungen gegeben, damit wir uns von Verstoßen selbst fernhalten und die Mizwa erfüllen.

Baal Shem Tov sagte jedoch: „Man soll das Vermehren von Spitzfindigkeiten unterlassen.“ Das heißt, man soll nicht all die Aufmerksamkeit und die Zeit mit Spitzfindigkeiten vergeuden. Vielmehr sollte man die Mizwot in allen ihren Feinheiten und Details befolgen – ohne zu übertreiben. Vielleicht wenden wir uns deshalb nicht allen Mizwot mit derselben Strenge und Genauigkeit wie an Pessach zu, denn wir benötigen auch Kraft, um unsere Taten auszurichten. Ansonsten bleibt uns keine Zeit für die Absicht mehr.  

Das bedeutet, dass wir auch über die Absicht nachdenken müssen, so wie geschrieben steht: „Ich habe den Bösen Trieb erschaffen; Ich habe die Tora als Gewürz erschaffen.“ Wir müssen also auch der Absicht Zeit und Mühe widmen, d.h. sehen, inwieweit der Böse Trieb durch die Tora und Mizwot korrigiert wird. Das heißt, wir müssen unser Verlangen, das als „Wille zu empfangen“ bezeichnet wird, kritisch überprüfen, um zu sehen, ob wir uns vom Gebrauch des Willens zu empfangen entfernt haben und uns von ihm entfernen, und wie sehr wir in die Arbeit des Gebens eingetreten sind. Das heißt, wir müssen uns ständig selbst überprüfen, um mit Sicherheit zu wissen, wie sehr wir unsere Gefäße des Empfangens hassen und nach Gefäßen des Gebens begehren.

Deshalb muss ein Mensch, wenn er eine Mizwa befolgt, zuerst wissen, dass er die Mizwa aufrichtig befolgt – dass man jetzt an nichts anderes denkt als an die Mizwa, die man ausführt, d.h. dass man weiß, dass man das Gebot des Schöpfers befolgt und glaubt, dass der Schöpfer uns durch Moses geboten hat, sein Gebot zu halten. Indem er die 613 Gebote, die er uns gegeben hat, sowie die Gebote unserer Weisen und die Bräuche Israels, die ebenso Tora sind, einhält, sollte alles, was er tut, mit der Absicht geschehen, dem Schöpfer Freude zu bereiten. Er hat von oben das große Privileg erhalten, mit dem Schöpfer sprechen zu können. Deshalb sollte er beim Segnen, sowohl beim Segnen von Genüssen als auch beim Segnen von Mizwot, wissen und ein wenig darüber nachdenken, wem er den Segen gibt, wem er dankt.

Man sollte sich vorstellen, wenn er den wichtigsten Mann der Stadt sehen dürfte, zu dem nicht jeder Zugang hat, wie er sich fühlen würde, wenn er zu ihm tritt und mit ihm spricht? Oder wenn er zu dem wichtigsten Menschen im Land kommen dürfte – welche Freude würde er haben? Und wenn er sich vorstellt, dass er mit dem wichtigsten Menschen der Welt sprechen darf, der nur mit einigen wenigen Auserwählten spricht, wie glücklich und beschwingt wäre er dann, dass ihm diese große Bedeutung zuteil wird, die anderen nicht vergönnt ist? Wir sehen, dass uns das in unserer Welt Befriedigung und Zufriedenheit im Leben gibt.

Dementsprechend lautet die Frage: „Warum können wir uns diese Wichtigkeit nicht genauso berechnen und vorstellen, die wir für einen Menschen haben, der im irdischen Leben geachtet wird, wenn wir in der Spiritualität sind und mit dem Schöpfer sprechen, und nicht ebenso dieses Gefühl haben, zu spüren, mit wem wir sprechen, so dass wir uns sagen: ‚Wenn man bedenkt, wie viele Menschen auf der Welt nicht das Privileg haben, mit dem König der Welt zu sprechen‘? Aber uns hat der Schöpfer einen Gedanken und ein Verlangen gegeben, zu Ihm zu kommen und mit Ihm zu sprechen.“

Der Mensch muss jedoch an das glauben, was unsere Weisen [über den Bösen Trieb] gesagt haben: „Wenn der Schöpfer ihm nicht helfen würde, würde er ihn nicht überwinden“ (Kidushin, 30). Wir sollten also sagen, dass der Schöpfer jetzt auf uns zugekommen ist und uns geholfen hat, warum sind wir also nicht vom Schöpfer inspiriert und unsere Herzen freuen sich nicht?

Wenn der Mensch jedoch Worte der Tora spricht und zum Schöpfer betet oder wenn er preist, sollte er sich vorstellen, dass er zu einem ehrenwerten Menschen, dem König der Welt, spricht und sich wünschen, dass dieser ihm hilft. Das heißt, nach all den Darstellungen ist es immer noch nicht dasselbe, wie zu einem ehrenwerten Menschen in der Körperlichkeit zu sprechen mit dem Gefühl, das er dann hat, bei dem er die Wichtigkeit ohne jede Anstrengung verspürt. Aber in der spirituellen Welt muss er sich mit verschiedenen Darstellungen abmühen, bis er das Gefühl hat, dass es wichtig ist, mit dem Schöpfer zu sprechen.

Dabei ist die Angelegenheit ganz einfach: In der Körperlichkeit sieht er, wie die Menschen ihn respektieren. Er lässt sich also von der Bedeutung, die die Öffentlichkeit hat, beeinflussen und nimmt es auf sich, ihm aufgrund der Bedeutung, die er von der Öffentlichkeit in Bezug auf diesen Menschen aufgenommen hat, zu dienen.

Aber in Bezug auf den Schöpfer kann ein Mensch das wahre Maß der Wertschätzung der Menschen für den Schöpfer nicht erkennen. Vielmehr ist alles auf dem Glauben aufgebaut. Dort, wo der Mensch glauben muss, beginnt die Anstrengung, denn dann kommen Zweifel auf und man muss sich entscheiden, ob ja oder nein.

Es gibt viel Anstrengung in der spirituellen Arbeit, wenn der Mensch den Schöpfer wertschätzen und dafür auf einige Dinge verzichten muss, die der Körper genießt. Er empfindet es als schmerzhaft, wenn er auf seine Genüsse verzichtet, und das alles nur, um Gefallen in den Augen des Schöpfers zu gewinnen und mit Ihm sprechen zu dürfen, damit Er ihn spüren lässt, mit wem er spricht, was bedeutet, dass der Schöpfer sich ihm offenbart und nicht so verhüllt.

Wenn er aber die Bedeutung des Schöpfers von anderen Menschen empfangen könnte, wie es in der Körperlichkeit der Fall ist, hätte er keine Anstrengung. Es gibt jedoch eine Besonderheit der Kedusha [Heiligkeit], die „Shechina [Göttlichkeit] im Exil“ oder „Shechina im Staub“ genannt wird. Sie zeigt uns die Unwichtigkeit, die also das Gegenteil von Wichtigkeit ist.

Natürlich können wir von der Allgemeinheit keine Wichtigkeit empfangen, weil wir sehen, dass die Allgemeinheit keine Wertschätzung oder Achtung für die Spiritualität hat, von der er Unterstützung empfangen kann, um sich darauf zu verlassen und mit dem zu gehen, was ihm an Wichtigkeit gegeben wurde, so dass er das weltliche Leben, das „körperliches Leben“ genannt wird, aufgeben kann, um es auf sich zu nehmen, dem Schöpfer zu dienen, um zu geben und nicht um des Empfangens willen zu arbeiten.

Er sieht nämlich nicht, dass andere die Spiritualität so sehr schätzen, dass es sich lohnt, die Eigenliebe aufzugeben. Wenn er nämlich beginnt, auf andere Tora-Lernende zu schauen, die Mizwot einhalten, kann er nicht erkennen, dass sie genug Wichtigkeit darin sehen, um des Gebens willen zu arbeiten. Er empfängt also natürlich nicht die Wichtigkeit des Spirituellen, so wie er die Wichtigkeit der Körperlichkeit von der Öffentlichkeit empfängt.

Er sieht in der Körperlichkeit, dass es eine Allgemeinheit gibt, die jemanden wertschätzt. Ihm ist es egal, wen oder was sie schätzen, aber er wird von ihnen beeinflusst. Er sieht aber nicht, dass irgendjemand, nicht einmal Einzelpersonen, die spirituelle Welt zu schätzen wissen. Was kann er also tun, um die Wichtigkeit zu erlangen, die es für ihn lohnenswert macht, um des Gebens willen zu arbeiten?

Daraus folgt, dass der Mensch sich sehr anstrengen muss, um etwas Wichtigkeit zu erlangen, damit er begreift, dass es ein großes Privileg ist, dass er damit belohnt wird, dem Schöpfer zu dienen und Seine Gebote in völliger Einfachheit, also ohne große Absichten, zu halten. Vielmehr sollte man einfach Glück und Lebensfreude dabei empfinden, das einzuhalten, was uns der Schöpfer befohlen hat.

Das heißt, er sollte denken, dass er jetzt den Willen des Königs ausführt und der König Freude daran hat, dass er Seinen Willen ausführt. Man sollte über dem Verstand glauben, dass der Schöpfer ihm seine Gedanken und sein Verlangen geschickt hat, die ihn zum Einhalten der Mizwot veranlasst haben, und dass dies als Erweckung von oben zu ihm kam. Das heißt, der Schöpfer ruft ihn jetzt: „Komm zu Mir; Ich will dir in Meinem Palast einen Dienst erweisen.“ Wenn man das denkt, ist das Herz beschwingt und füllt sich mit Freude, und dann fühlt man sich in Hochstimmung.

Deshalb ist es egal, was er macht. Es ist ganz gleich, wie geschrieben steht: „Sei umsichtig mit einer leichten Mizwa wie mit einer ernsten, denn du kennst die Belohnung für die Mizwot nicht.“ Man kann sagen, dass es keine Angelegenheit ist, welche der Mizwot des Schöpfers ein Mensch hält, denn sein einziger Gedanke besteht darin, den Schöpfer zufriedenzustellen.

Deshalb kann ein Mensch auch aus kleinen Handlungen große Freude schöpfen, denn die Hauptsache ist nicht die Größe der Mizwa, sondern das Ausmaß und die Wichtigkeit des Gebenden der Mizwa. Das heißt, sie richtet sich nach der Wertschätzung, die er dem König entgegenbringt.

Wenn der Mensch darüber nachdenkt, sieht er, dass er das Verlangen befriedigen muss, Erfüllung zu bekommen. Es gibt aber auch diejenigen, die arbeiten, um ihr eigenes Verlangen zu befriedigen, also das, was das Herz verlangt. Das nennt man „Lust“. Umgekehrt gibt es Menschen, die den Bedarf haben, den Willen anderer zu erfüllen, also das auszuführen, was sie von ihnen verlangen – sich auf bestimmte Art zu kleiden, in einer Wohnung zu leben, wie sie es verlangen, usw. Das fällt unter die Kategorie „Ehre“. Und dann gibt es noch die Erfüllung des Wunsches des Schöpfers, also das, was Er verlangt, nämlich das Einhalten von Tora und Mizwot.

Allerdings sollte man sich fragen: „Wenn es mir wirklich so wichtig ist, dem Schöpfer zu dienen, dass ich Wichtigkeit darin fühle, warum also vergesse ich nach all den Berechnungen alles, gehe in die körperliche Welt, höre mit allem auf, was mit Kedusha [Heiligkeit] zu tun hat, und nehme es auf mich, die Verlangen anderer zu erfüllen und nicht die des Schöpfers, obwohl ich gesagt habe, dass der Wille des Schöpfers so wichtig ist, wichtiger als die Befriedigung meiner eigenen Verlangen?

„Wenn ich mich so um die Befriedigung meines eigenen Verlangens sorge, fällt das unter die Kategorie der Lust. Wenn ich versuche, das Verlangen anderer zu befriedigen, fällt das unter die Kategorie der Ehre. Ich will diese beiden aus Eigenliebe befriedigen. Aber wenn ich den Willen des Königs erfüllen will, ist dieser Zustand sehr wichtig, denn dann verlasse ich die Eigenliebe, die ‚Tier‘ genannt wird, und trete in die Kategorie ‚Mensch‘ ein, wie unsere Weisen sagten: ‚Ihr werdet ‚Mensch‘ genannt, und die Völker der Welt nicht.’“

Sobald man also aus dem Zustand der Tora und des Gebets herauskommt, sagt er, dass selbst die kleinste Sache, die er in Kedusha tut, so wichtig für ihn ist, dass es ihn sehr glücklich macht, dass er mit dem Eintritt in das Reich der Kedusha [Heiligkeit] belohnt wurde, und welcher Narr würde aus dem Zustand der emotionalen Zufriedenheit und des Hochgefühls herauskommen wollen? Er fühlt, dass er der glücklichste Mensch der Welt ist, weil er das große Privileg hatte, die tierische Stufe zu verlassen, in der er sich die ganze Zeit befand.

Plötzlich wird er aufgefordert, vor den König zu treten und mit ihm zu sprechen. Er betrachtet sich selbst und stellt fest, dass er wie alle anderen Tiere immer in weltliche Begierden versunken ist. Aber jetzt sieht er, dass er ein echter Mensch geworden ist. Er wird sehr kritisch gegenüber seiner Umgebung, wie niedrig sie ist, bis zu dem Punkt, dass er es kaum aushält, in ihrer Nähe zu sein und mit ihnen zu sprechen, weil er sich nicht so weit herablassen kann, mit Menschen zu sprechen, denen der Geist der Kedusha [Heiligkeit] fehlt, die so sehr in Eigenliebe versunken sind, dass er sie kaum ertragen kann.

Nach all dem vergisst er nach einiger Zeit, nach all der Kritik, die er an seiner Umgebung geübt hat, die spirituelle Welt, in der er sich befand, vollkommen, und begibt sich in die körperliche Welt mit all den tierischen Begierden. Er erinnert sich nicht einmal mehr an den Moment, in dem er aus dem spirituellen Zustand in den körperlichen Zustand kam, in dem er sich jetzt befindet.

Die Frage ist also: „Als er im spirituellen Zustand war und sich über seine Situation freute, war das eine Lüge? Oder war es nur ein Traum? Oder ist es im Gegenteil so, dass der frühere Zustand sein wirklicher Zustand ist und das, was er jetzt fühlt, dass er in tierische Begierden versunken ist, ein Traum ist?“

Die Wahrheit ist, dass der Mensch glauben muss, wenn der Schöpfer sich ihm ein wenig offenbart, beginnt er die Bedeutung des Königs zu spüren und wird zu ihm hingezogen und annulliert sich wie eine Kerze vor einer Fackel. Wenn er den Boten, den er von oben gehört hat, weiterhin zu schätzen weiß, wächst im selben Maße sein Streben nach Spiritualität und er beginnt zu spüren, dass er aus der körperlichen Welt entkommen und in eine Welt eingetreten ist, die ausschließlich gut ist.

Wenn er aber vergisst, diesen Ruf zu würdigen – dass er dazu berufen wurde, mit dem König zu sprechen – und beginnt, die Freude, die er hat, in seinen Gefäßen des Empfangens zu genießen und zu verinnerlichen, und er nicht darauf bedacht ist, dem Schöpfer dafür zu danken und ihn zu loben, dass Er ihn näher zu Ihm gebracht hat, wird er prompt ausgestoßen und aus dem Palast des Königs hinausgeworfen.

Das geschieht so schnell, dass er keine Zeit hat, zu spüren, dass er hinausgeworfen wurde. Erst nach einiger Zeit kommt er wieder zu sich und sieht, dass er hinausgeworfen wurde. Wenn er aber aus dem Palast des Königs hinausgeworfen wird, bleibt er bewusstlos und kann deshalb den Moment des Rauswurfs nicht spüren.

Es ist wie in der Körperlichkeit – wenn ein Mensch aus einem hohen Stockwerk auf den Boden fällt, erinnert er sich später an nichts, wenn du ihn fragst, wie er gefallen ist. Er weiß nur noch, dass er jetzt im Krankenhaus liegt, aber er erinnert sich an nichts mehr: wer ihn aufhob, wer ihn ins Krankenhaus brachte; alles ist vergessen.

So ist es auch in der spirituellen Welt. Sobald er aus dem Palast des Königs hinausgeworfen wird, erinnert er sich nicht mehr, wer ihn hinausgeworfen hat, d.h. was ihn aus seinem Zustand, in dem er in absoluter Vollkommenheit und voller Freude über seine Situation war, herausgerissen hat. Er kann sich auch nicht daran erinnern, wann er von seiner hohen Stufe auf den Boden gefallen ist, so dass er sagen kann: „Bis zu diesem Punkt ging es mir gut, und in diesem Moment bin ich gefallen.“ Er kann sich nicht an den Moment erinnern, in dem er aus seinem Zustand gefallen ist. Aber nach einiger Zeit öffnet er die Augen und beginnt zu erkennen, dass er sich jetzt in der körperlichen Welt befindet.

Diese Erholung – also das Bewusstsein, das er wiedererlangt hat, wenn er sieht, dass er sich jetzt außerhalb des Palastes befindet – kann nach mehreren Stunden oder sogar nach mehreren Tagen geschehen. Plötzlich sieht er, dass er in weltliche Begierden eingetaucht ist und dass er einst einen Zustand des Aufstiegs hatte.

Kehren wir nun zu der Angelegenheit zurück, mit der wir begonnen haben, nämlich der Wichtigkeit der Ausführung, Mizwot und Worte der Tora und des Gebets in völliger Einfachheit zu praktizieren, ohne irgendwelche Absichten, außer Tora zu lernen, da die ganze Tora die Namen des Schöpfers sind, und ob er die Verbindung versteht, die er hat – nämlich die Tatsache, dass er lernt, also, dass er die Angelegenheit des Menschen [Adam] lernt.

Das heißt, man sollte nicht sagen: „Was will uns das hier lehren?“ Vielmehr ist jedes Wort, das er lernt, eine große Sache für seine Seele. Und auch wenn er es nicht versteht, muss er an die Weisen glauben, die uns so belehrt haben.

So ist es auch beim Gebet. Er soll wissen und glauben, dass jedes einzelne Wort, das unsere Weisen für uns angeordnet haben, mit dem Geist der Heiligkeit gesagt wurde. Aus diesem Grund müssen wir jedes einzelne Wort so betrachten, dass er das Privileg bekommen hat, dass der Schöpfer ihm den Gedanken und das Verlangen gegeben hat, seine Gebote zu befolgen und dem Schöpfer dafür zu danken. Er sollte glauben, dass alles, was er im spirituellen Bereich tut, während andere dies nicht verdient haben, darauf zurückzuführen ist, dass der Schöpfer ihn auserwählt hat, Ihm zu dienen.

Ein Mensch sollte darüber nachdenken, wie der König ihn ruft und ihm zu verstehen gibt, dass er Seine Gebote halten soll, damit er einen gewissen Kontakt mit dem Schöpfer hat. Ebenso sollte er sich die Wichtigkeit des Königs so gut wie möglich vorstellen und daraus Freude und Hochgefühl schöpfen. Das ist der Weg der Wahrheit.

Das heißt, man sollte an die Bedeutung des Schöpfers glauben, auch wenn der Körper noch nicht in dem Maße beeindruckt ist, dass er scheinbar einem König aus Fleisch und Blut dient, denn dort verehrt die Öffentlichkeit den König und der Einzelne wird von der Öffentlichkeit beeinflusst. Aber im Spirituellen kann der Mensch nicht sehen, dass die Öffentlichkeit den Schöpfer verehrt. Der Wert der Annullierung ist vor ihm verborgen. Stattdessen müssen wir glauben, dass dies so ist. Das nennt man „Rechte Linie“, das heißt, ohne jegliche Absichten. Wenn er sich mit dem geringsten Verständnis damit befasst, sollte er es vielmehr so betrachten, als würde er einen großen Dienst erweisen.

Es ist so, wie unsere Weisen sagten (Sprüche der Väter, Kapitel 2, Mischna 1): „Sei umsichtig mit einer leichten Mizwa wie mit einer schweren, denn du kennst die Belohnung für die Mizwot nicht.“ Das heißt, es ist für uns keine Frage, welchen Dienst wir für den König tun, mit welchem Dienst wir dem König Zufriedenheit bringen. Vielmehr haben wir nur einen Gedanken: dass der Schöpfer mit dem, was wir tun, zufrieden sein wird.

Es ist also egal, ob diese Arbeit wichtig ist oder nicht, denn ich denke nicht an mich. Es kann eine unwichtige Arbeit sein, die nicht viele Menschen wollen, deshalb will er sie tun, weil sie nötiger ist als eine wichtige Arbeit, die viele Menschen wollen.

Die Frage ist jedoch: „Warum kann ein Mensch nicht das Licht spüren, das in Tora und Mizwot leuchtet, sobald er die Arbeit beginnt?“ Er muss nämlich jenseits dessen glauben, dass es dort ein verborgenes Licht gibt, das er nicht sehen kann. Es wäre sicher besser, wenn die Bedeutung darüber allen offenbart würde, denn dann könnte jeder Tora und Mizwot befolgen.

Warum also gibt es eine Verhüllung über Tora und Mizwot, die so weit geht, dass jeder einzelne arbeiten und sich anstrengen und alle möglichen Handlungen ausführen muss, um sagen zu können, dass die ganze körperliche Welt im Vergleich zu Tora und Mizwot nichts wert ist, wie unsere Weisen sagten (Sprüche der Väter, Kapitel 4, 22): „Eine Stunde der Umkehr und der guten Taten in dieser Welt ist besser als das ganze Leben in der kommenden Welt, und eine Stunde der Zufriedenheit in der kommenden Welt ist besser als das ganze Leben in dieser Welt.“

Diese Verhüllung wurde uns jedoch gegeben, damit wir die Wahl haben, d.h. die Möglichkeit, in Tora und Mizwot für den Schöpfer zu arbeiten, d.h. um des Gebens willen. Wenn das Licht, das in Tora und Mizwot verborgen ist, enthüllt wäre, würde er sonst nur aus Eigenliebe arbeiten. Aber dann wäre er nicht in der Lage, sich selbstkritisch zu betrachten und zu erkennen, ob seine Absicht auf das Geben oder auf sein eigenes Wohl gerichtet ist.

Aber weil uns die Tora und Mizwot während der Verhüllung gegeben wurden, können wir sie in aller Einfachheit halten und sagen: „Wenn meine Absicht das Geben ist, warum sollte ich mich darum kümmern, was ich fühle?“ Wenn er also mit irgendetwas erlangen will, muss er es auf sich nehmen, Tora und Mizwot in völliger Einfachheit zu halten.

korrigiert, EY, 7.5.2024

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