Die verborgene Bedeutung der Bibel
Von Dr. Michael Laitman
Am Anfang erschuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war wüst und leer und es war finster in der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht, und es ward Licht (Die Tora, Pentateuch).
Stell Dir einmal unser Universum vor: diese unendliche Menge an Galaxien, Sternen und Welten. Nun denke dir, dass wir von unserem Universum einen bestimmten Teil des Weltraumes entfernen – wie können wir uns die darauffolgende Lücke in dieser Leere vorstellen, die nichts enthält, was man beschreiben oder messen könnte?
In Wirklichkeit erhalten wir alle Phänomene in Form von Zeit, Raum und Bewegung. Es ist unmöglich, uns etwas vorzustellen, das ganz und gar unbeweglich, starr im Zeitraum ist und kein Volumen hat. So sieht die Analogie unseres Verständnisses der spirituellen Welten aus. Es gibt weder Begriffe von Zeit oder Bewegung noch von Raum in den spirituellen Welten. Da unsere gesamte Wirklichkeit und Empfindungen auf diesen physischen Konzepten basieren, ist die logische Schlussfolgerung, dass es absolut keine Verbindung zwischen der Spiritualität und der Konstruktion einer physischen Wirklichkeit gibt, welche auf unseren Wahrnehmungen basiert.
Wenn nun die Kabbala das Studium der spirituellen Welten ist, wie können wir dann über etwas sprechen, was für uns unvorstellbar ist? Wenn das Spirituelle für uns so undenkbar ist, wie können wir dann verstehen, was in den kabbalistischen Büchern geschrieben steht?
Was in der Tora (Bibel) steht
Wenn wir die Tora (Pentateuch) studieren, müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass alle Worte der Tora und die damit verbundenen Bücher nur scheinbar mit unserer Welt verbunden sind. Die Worte jedoch stellen spirituelle Objekte und Wurzeln dar, die in keiner Weise in Verbindung mit unserer Welt stehen. Es darf keine Verwechslung zwischen den spirituellen Konzepten und den physischen Objekten geben. Die Tora enthält die Heiligen Namen des Schöpfers, die dem Level des Verständnisses von Ihm gleichen.
Das ist ähnlich der Situation, in welcher wir einem Objekt einen Namen geben, wobei es darauf ankommt, wie sich dieses Objekt unseren Sinnen darstellt. Die gesamte Tora beschreibt die Stufen, wie man sich dem Schöpfer nähert und ihn empfindet.
Der Schöpfungsgedanke und die Sprache der Kabbala
Alle Welten, inklusive unserer und alle Objekte in ihr, arbeiten in Harmonie mit dem einzigen Schöpfungsgedanken zusammen, um der Seele unbegrenzten Genuss zu bereiten. Dieses alleinige Ziel umfasst die ganze Schöpfung, von Anfang bis Ende. Dieses Ziel bestimmt alle Leiden, die wir erfahren, unsere eigene innere Arbeit und die Belohnung. Nach der individuellen Korrektur aller Seelen werden diese wieder zu einer einzigen Seele vereinigt. Die Seele empfängt nicht nur doppelten Genuss (von beidem, dem Empfinden des Genusses und vom Überbringen des Genusses an den Schöpfer), denn dieser Genuss wird noch durch die Anzahl der wiedervereinten Seelen vermehrt. Je mehr Menschen spirituell durch ihre Arbeit an ihnen selbst emporsteigen, desto mehr sehen sie die wahre Wirklichkeit und empfinden die anderen Welten. Noch während sie in unserer Welt leben, sind sie in der Lage, alle Welten zu empfinden.
Die scheinbar sonderbare Sprache der Kabbala verwandelt sich in eine Sprache von Handlungen, Gedanken und Gefühlen, in denen sich entgegengesetzte Vorstellungen unserer Welt in einer einzigen Wurzel zusammenfinden.
Nehmen wir das Beispiel „Jerusalem“. In der kabbalistischen Literatur bezieht sich das nicht auf die eigentliche Stadt, sondern auf spirituelle Kräfte mit gewisser spiritueller Energie, die einen bestimmten Platz in den spirituellen Welten haben. Hinzu kommt, dass in der Kabbala Teile des menschlichen Körpers wie „Rosh“ (Kopf), „Guf“ (Körper), „Chase“ (Brust), „Pe“ (Mund), „Ejnaim“ (Augen) usw. sich auf ihre spirituellen Wurzeln beziehen. Die Welt „Rosh“ vermittelt den Entscheidungen treffenden Teil des spirituellen Objektes, während „Guf“ sich auf die Konzentration von ausführenden Handlungen bezieht.
Durch die Höheren Welten werden unsere Seele, die Grade ihrer Nähe zum Schöpfer und ein wachsendes Gefühl für den Schöpfer beschrieben. Die Kabbala teilt die Urseele in Teile ein und gibt jedem Teil einen speziellen Namen, der seinen Eigenschaften entspricht. Dann beschreibt sie die Handlungen dieser Teile. Dies ist die Sprache der Gefühle und doch ist sie präzise und verwendet Grafiken, Zeichnungen und Formeln. Kabbala beschreibt die Konstruktion der Seele.
Wie sind wir nun in der Lage, unsere ungenaue und begrenzte Sprache für solch eine genaue spirituelle Untersuchung und Beschreibung zu verwenden? Wie kann eine Sprache, die aus der subjektiven Sicht „Unserer Welt“ entstanden ist, dazu verwendet werden, eine objektive Empfindung des Spirituellen weiterzugeben? Nehmen wir das Wort „Licht“ zum Beispiel (was ohnehin schwer zu verstehen ist), welches wir uns als Sonnenlicht vorstellen, und das keine Verbindung zum spirituellen Licht hat.
Wir können jedoch das Licht in unserer Welt noch auf eine andere Art interpretieren. Es kann auch in einem anderen Konzept benutzt werden wie „die Seele fühlt das Licht“, „du bist wie ein Lichtstrahl“, und besonders dann, wenn wir in unserem Kli Befriedigung erfahren oder wir uns auf die Klarheit von Gedanken und Verstand beziehen.
Wenn ich Worte wähle, die meine Gefühle ausdrücken und sie dann an dich weitergebe, und du stellst dir dann deine eigenen Gefühle vor, die deiner Meinung nach mit meinen Worten übereinstimmen, wird in diesem Moment ein gemeinsamer Parameter benötigt, der uns bei der Messung der Ähnlichkeit unserer Gefühle, die von dem gleichen Gefühl oder Wort hervorgerufen werden, assistiert. Meine Gefühle sind nicht unbedingt deinen gleich, aber sie müssen etwas Ähnliches hervorrufen, wenn es eine gemeinsame Sprache geben soll. Wie kann man diese Sprache zur Beschreibung von spirituellen Kategorien benutzen? Die spirituelle Welt ist eine Welt der Empfindungen. Es gibt keine Körper, nur Wünsche und deren Empfindungen. Dazu behaupten die Kabbalisten, dass dies absolute und außergewöhnlich präzise Empfindungen sind, und aus diesem Grund eine absolut perfekte und genaue Sprache für ihre Beschreibung benötigen.
Versuche einmal, eine genaue Bewertung deiner Stimmung abzugeben und dann vergleiche es in einer Zeichnung mit der Stimmung eines anderen und versuche diesem einen prozentualen Wert mit deiner Stimmung von gestern zu geben. Versuche, all diese Nuancen in Zahlen auszudrücken, die dabei anzeigen, wie deine Stimmung von dem, was du gerade fühlst, abhängig ist (Besorgnis, Müdigkeit); versuche z.B. Angst eine Formel zu geben usw. Es stellt sich heraus, dass es uns in unserer Welt unmöglich ist, unsere inneren Empfindungen genau zu messen.
Angenommen, ich fasse etwas Heißes an und die Verbindung zwischen diesem und der Explosion, die in meinem Gehirn stattfindet, hängt ebenfalls von meiner Stimmung ab, davon, wie ich mich fühle, meiner Erziehung und von anderen individuellen Parametern.
Wir wissen nicht, wie wir prozentual, mengenmäßig und qualitativ den Musikgenuss mit dem Genuss eines leckeren Gerichtes vergleichen können.
Wenn nun unsere Sprache so primitiv, subjektiv und ungenau ist, warum ist es dann den Kabbalisten gelungen, ganz genau gefühlsmäßige Handlungen zu beschreiben und warum verwendeten sie diese Sprache anstelle eine eigene zu erfinden?
Wenn auch nur ein einziges Symbol in einer genauen Wissenschaft falsch verwendet wird, dann wird ein Mensch, der das Symbol zwar gut kennt, aber sich dieses Irrtums nicht gewahr ist, nicht verstehen, woher diese Ergebnisse kommen. Er nimmt dieses Resultat als eine absolut künstliche wissenschaftliche Behauptung an. Jemand anderes aber, der sich mit diesen Symbolen nicht auskennt, würde diese Behauptung dann fälschlicherweise als Wahrheit akzeptieren.
Die Sprache der Zweige
Die Kabbalisten haben sich für eine besondere Sprache, die „Sprache der Zweige“ entschieden. Der Grund für diese Wahl war, dass alles, was in unserer Welt existiert, (leblos, pflanzlich, tierisch und das menschliche Niveau der Natur) und alles, was in der Vergangenheit geschah, auch jetzt geschieht und in Zukunft geschehen wird. Alle Objekte sowie ihre Herrschaft strömen vom Schöpfer aus und gehen durch alle spirituellen Welten, bevor sie in unserer erscheinen. Die Herrschaft von allem wird ständig von oben nach unten in unserer Welt erneuert.
Alles, was in unserer Welt existiert, hat seinen Ursprung in der Höheren Welt und steigt allmählich in unsere Welt herab. Da alles in unserer Welt von der Höheren Welt herstammt, gibt es eine enge Verbindung zwischen den Objekten unserer Welt, ihren Folgen, Ursachen und Ursprüngen in der spirituellen Welt.
Kabbalisten, die diese Verbindung exakt festlegen, können jedes Mal die Verbindung genau beschreiben, wenn sie das Höhere Objekt (die Wurzel, aus der alles stammt) und das Untere Objekt in unserer Welt (die alles von Oben erhält), die Ursache und die Herrschaft unbewusst, ohne sie wahrzunehmen, sehen. Sie können daher die Wurzeln in der Oberen Welt bei ihrem Namen nennen, die als Folge in der Materie auftreten, das heißt, die Zweige in unserer Welt. Daher wird diese Sprache die „Sprache der Zweige“ und nicht „die Sprache der Wurzeln“ genannt. Die Wurzeln werden beim Namen ihrer Zweige genannt und nicht umgekehrt. So haben Kabbalisten eine Sprache gefunden, die mit dem täglichen Wortgebrauch genau die spirituelle Welt beschreibt. Es kann keine andere Sprache geben, da es keine verständlichen Worte für diejenigen gibt, die in beiden Welten bestehen. Um die Höhere Welt zu beschreiben, nimmt der Kabbalist daher Worte aus unserer Welt, um die Objekte, die Wurzeln unserer Welt zu beschreiben.
Jemandem, der sich dessen jedoch nicht bewusst ist, kommt es vor, als ob in einem kabbalistischen Buch eine Geschichte über unsere Welt geschrieben steht. Diese Worte verwirren einen Kabbalisten nicht, der den Inhalt eines solchen Buches klar sieht. Er weiß genau, welcher Zweig in unserer Welt bzw. welche Auswirkung der Wurzel in der Höheren Welt entspricht.
Die Sieben Schöpfungstage
Am Anfang erschuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war wüst und leer und es war finster in der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht, und es ward Licht. Und Gott sah das Licht und dass es gut war, und Gott trennte das Licht von der Dunkelheit. Und Gott nannte das Licht Tag und die Dunkelheit nannte er Nacht. Und dann war Abend und Morgen, ein Tag.
Bereshit (Genesis), das erste Kapitel in der Tora (Pentateuch) beginnt mit diesen Worten, und sie erwecken eine bestimmte Vorstellung. Man hört von verschiedenen wörtlichen Interpretationen dieser Worte (Level Peshat – wörtlich), die jedoch eine große Menge Fragen hinterlassen. Es fehlt ihnen am logischen und wissenschaftlichen Denkansatz. Die Kabbalisten erklären dieses wie folgt:
Alle heiligen Bücher sprechen nur über die spirituelle Welt und deren Erschaffung und wie dann unsere Welt aus ihr entstand. Mehr noch beziehen sich diese Bücher nicht nur auf bereits Existierendes, sondern sie lehren uns auch, wie man diese Welt erkennen kann.
Die allmähliche Enthüllung der Höheren Welt wird der spirituelle Aufstieg oder die Stufen des spirituellen Aufstieges eines Menschen genannt. In den Büchern werden mehrere Methoden zur Beschreibung der spirituellen Welt angewandt. Kabbalah ist die Wissenschaft der Struktur der Höheren Welt; für ihre Beschreibung wird die Sprache der Sefirot, Parzufim, Grafiken und Zeichnungen verwendet. Die Tora benutzt den täglichen Wortschatz, um die Obere Welt zu beschreiben. Es gibt auch die allegorische und die Sprache der Gesetze.
Wandeln wir nun die Sprache der Tora in die Kabbalistische um.
Die Tora beschreibt das Hervortreten der Höheren Welt, ihre Struktur und Entwicklung und dann den Vorgang unserer Schöpfung. Es handelt sich jedoch nicht um eine Person. Die Tora spricht über die Schöpfung als der Wille zu empfangen, genannt Seele oder Adam, mit dem Ziel, diese Schöpfungs-Wunsch-Seele mit ewigem und uneingeschränktem Licht zu füllen. Die einzige Schöpfung ist dieser Wunsch, zu genießen. Daher ist alles andere neben dem Schöpfer nichts anderes als verschiedene Maßnahmen des Wunsches, zu genießen.
Das Gleiche passiert in unserer Welt. Das Einzige, was alle Objekte voneinander trennt, ist die unterschiedliche Menge von Wünschen zu genießen, welche die gesamten Eigenschaften eines Objektes ausmacht. Der Wunsch zu genießen, besteht aus 5 Stufen, und diese fünf Teile der Wunsch-Schöpfung werden Sefirot genannt: Keter, Chochma, Bina, Tiferet und Malchut. Der Schöpfer wünscht, die Schöpfung ganz mit Genuss zu erfüllen, bis sie Vollkommenheit und Ewigkeit erfährt. Und das, weil der Schöpfer in diesem besonderen Zustand verharrt und uns auch diesen zu schenken wünscht.
Der Schöpfer ist perfekt und einzig. Weil er perfekt ist, möchte er diese Vollkommenheit, seinen eigenen Zustand, der Schöpfung schenken. Daher ist das Ziel der Schöpfung, die Vollkommenheit des Schöpfers zu erreichen und auch imstande zu sein, das zu empfangen, was der Schöpfer uns geben möchte.
Die Kabbala befasst sich nicht mit Geschehnissen unserer Welt. Sie erforscht die Ereignisse in der Höheren Welt, aus der alle Kräfte in unsere Welt herabsteigen und verursachen, und die alles, was hier passiert, zustande bringen. Durch das Studium der Kabbala beginnt ein Mensch die Höhere Welt zu sehen, er kann den Schöpfer verstehen und die Art und Weise, wie Er die spirituelle Welt geschaffen hat. In der Kabbala wird diese Handlung als „Erster Tag der Schöpfung“ bezeichnet. Mit Seinen darauffolgenden Handlungen (so genannte darauf folgende Tage), erschuf der Schöpfer die Höhere Welt. Die sechste und letzte Handlung des Schöpfers (der sechste Schöpfungstag) befasst sich mit der Erschaffung Adams.
Da Adam die letzte Handlung des Schöpfers war, ist er damit der Zweck/das Ziel der gesamten Schöpfung. Alles vorher Geschaffene war für ihn gemacht. Was ist nun Adams Schicksal? Adam muss vollständige Gleichheit mit dem Schöpfer erreichen und selber über sich regieren und sein Schicksal in der Hand haben. Mehr noch, er ist dazu verpflichtet, von allein den höchsten und perfekten Stand zu erreichen. Den von allein zu erreichen bedeutet, dass er erst einmal den schlimmsten Stand (der dem Schöpfer entgegengesetzt ist) erreichen muss, um dann aus eigenem Willen daraus emporzusteigen.
Mithilfe der Kabbala sieht ein Mensch beide Welten – Unsere und die Höhere Welt – sowie auch beider Beziehungen zueinander. Diese Information stammt aus der Höheren Welt und materialisiert sich in unserer Welt vor unseren Augen. Unsere Reaktion auf diese Information, die von Oben kommt, steigt wieder in die Höhere Welt und entscheidet, auf welche Art und Weise unsere Zukunft (gut oder schlecht) herabsteigt und sich in unserer Welt manifestiert. So erschuf der Schöpfer, welcher auf dem höchsten Niveau ruht, die Schöpfung aus der Ihm entgegengesetzten Eigenschaft. Er füllte diese mit Licht und nachdem er später das Licht wieder entfernte, erniedrigte er sie auf dem Niveau unserer Welt.
Durch das Erklimmen der spirituellen Stufen wird die Schöpfung würdig, das Licht zu empfangen, welches nun um viele Male größer ist als vor dem Abstieg in unsere Welt. Mehr noch, die Schöpfung braucht die Kraft und Gelegenheit, frei zwischen den beiden entgegengesetzten Kräften zu handeln, der ihres eigenen Egoismus und der des Schöpfers, um dann selbständig den Weg zu wählen.
Um der Schöpfung diese Bedingungen zur Verfügung zu stellen, muss der Schöpfer Folgendes tun:
- Er muss sich völlig von der Schöpfung distanzieren
- Er muss sie mit der Gelegenheit versehen, sich zu entwickeln und Seine Existenz zu verstehen
- sie mit freier Wahl versorgen
Der Schöpfer gibt uns diese Bedingungen stufenweise. Am Anfang ist die Schöpfung, das Geschöpf, noch abhängig, wenn es mit Licht gefüllt den Schöpfer spürt. Das Licht, von welchem die Schöpfung ganz unterdrückt wird, diktiert ihr Seine eigenen Regeln und gibt ihr Seine Qualitäten. Um die Schöpfung zur Unabhängigkeit zu bringen, muss Er sich vollständig distanzieren. Um es anders zu sagen, gewinnt die Schöpfung Bewegungsfreiheit, indem sie sich vom Licht befreit. Dieser Ausstoß von Licht aus dem spirituellen Kli (Gefäß) wird Einschränkung genannt.
Die Tora beginnt mit den Worten „Am Anfang“ (Bereshit), die der Beginn vom Distanzieren des Schöpfers von Seiner Schöpfung ist.
Das Wort „Bereshit“ stammt vom Wort „bar“ – „draußen/außerhalb“. Es erzählt vom Heraustreten des Schöpfers in einen separaten Zustand, zwischen Himmel und Erde. „Am Anfang erschuf Gott Himmel und Erde“. Himmel ist Sefira Bina mit ihren altruistischen Eigenschaften. Erde ist die Sefira Malchut mit ihren irdischen, egoistischen Eigenschaften.
Zwischen diesen beiden polaren Eigenschaften, die die Basis für unsere gesamte Existenz sind, schwebt unsere Seele.
Die Tora beginnt mit der Geburt der Schöpfung, der Höheren Welt und der Erschaffung des Menschen. Die Aufgabe der Tora ist es, der Welt Anleitungen zu geben, wie sie in den besten, perfekten Zustand gelangen kann. In ihrem anfänglichen Zustand ist die Schöpfung (die Seele oder Adam) noch nicht korrigiert. Sie muss sich selbst korrigieren und dann den Zustand von Gmar Tikkun, die „Endgültige Korrektur“, erreichen. Stell Dir vor, Du hast ein zerbrochenes Werkzeug, das repariert werden muss, vor seiner Benutzung musst Du es erst einmal reparieren. Die Tora leitet uns auf diese Weise an, wie wir das zerbrochene Werkzeug heilmachen können, die Seele, die wir von oben erhielten.
Während der Korrektur existiert ein Mensch zwischen zwei Welten: der Höheren und der Unteren. Während der Korrektur erhält die Seele die notwendigen Künste, Wissen und Erfahrungen. Das Wichtigste jedoch sind die neuen Empfindungen und neue spirituelle Eigenschaften, die sich der Mensch aneignet. Wenn ein Mensch seine Seele vollständig korrigiert hat, erreicht er Eigenschaften, die es ihm erlauben, in der gesamten Höheren Welt in Ewigkeit, Frieden und Vollkommenheit zu existieren.
Weder kabbalistische Quellen noch die Tora beschreiben diesen besonderen Zustand, welcher unmöglich zu beschreiben ist, denn es gibt für ihn keine Parallele in unserer Sprache. Nur diejenigen, die alle einleitenden Zustände durchlaufen und die letzte Korrektur erreicht haben, erlangen diesen Zustand. Was jenseits der Letzten Korrektur liegt, ist nirgendwo beschrieben. Hier genau liegen „Die Geheimnisse der Tora“.
Es gibt nur einige wenige Hinweise in Büchern wie „Der Sohar“ und Talmud. Diese besonderen, geheimen Zustände werden „Merkawa“ und „Maase Bereshit“ genannt. Sie sind jedoch nur Hinweise. In Wirklichkeit können diese Zustände, diese spirituellen Welten nicht in Worte gekleidet werden, denn unsere Worte, Buchstaben und Ausdrücke sind aus unserer Korrektur genommen und gelten auch nur hier. Wir sind uns dessen, was die Existenz außerhalb unseres Systems der Korrektur betrifft, völlig unbewusst, und es kann nicht in die menschliche Sprache übertragen oder in unsere Art und Weise zu glauben und zu definieren, gepresst werden.
Die Worte „Am Anfang erschuf Gott Himmel und Erde“ beziehen sich auf die Erschaffung zweier Eigenschaften: den Egoismus und Altruismus. Die egoistische „irdische“ Eigenschaft wird mit der altruistischen „himmlischen“ Eigenschaft korrigiert.
Dieser Korrekturvorgang besteht aus sieben Zuständen, den „sieben Tagen der Schöpfung“. Selbstverständlich ist dieser Name ein Bedingter. Er hat nichts mit den sieben irdischen Tagen zu tun und bezieht sich weder auf Tag oder Nacht noch auf Licht und Dunkelheit auf der Erde. Eher hat es mit den spirituellen Zuständen eines Menschen zu tun, der durch diese Korrekturphasen geht. Hier geht es um ein System, mit welchem die Seele korrigiert wird, während sie noch auf dem „irdischen“ Niveau verweilt.
Die Seele muss vom Niveau Sefira Malchut auf die Stufe Sefira Bina erhoben werden, was bedeutet, dass die egoistische Eigenschaft von Malchut in die altruistische von Bina umgewandelt werden muss. Dies kann durch sieben aufeinander folgende Korrekturen erreicht werden, die die „Sieben Schöpfungstage“ genannt werden. Die Tora erklärt, was der Mensch, wir, „jeden Tag“ mit unserer Seele tun müssen.
Der Erste Tag
Und am Anfang erschuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis war über der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über den Wassern. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht. Und Gott sah das Licht, dass es gut war; und Gott schied das Licht von der Finsternis. Und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: ein Tag
Was bedeutet: „und Gott trennte das Licht von der Dunkelheit“? Während unserer Korrektur müssen wir den Gesetzen des Schöpfers folgen. Daher ist unsere erste Aufgabe, in unserem Inneren unsere Gedanken und Wünsche zu untersuchen, welche rein – Himmel – und welche von ihnen dunkel – „irdisch“ sind. Dieser Vorgang wird „Akarat haRa“ (das Erkennen des Übels) genannt. Dies geschieht, wenn wir beim Studium von kabbalistischen Büchern und beim Betrachten unserer Beziehungen in der kabbalistischen Gruppe beginnen, unsere Eigenschaften zu analysieren.
Wenn wir spirituelle und animalistische Eigenschaften einander gegenüberstellen und sie voneinander trennen, haben wir den ersten Schritt zur Korrektur getan. Dieses ist der erste Tag, an dem der Mensch ein menschliches Wesen in sich erschafft.
Der zweite Tag
Und Gott sprach: Es werde eine Wölbung mitten in den Wassern, und es sei eine Scheidung zwischen den Wassern und den Wassern! Und Gott machte die Wölbung und schied die Wasser, die unterhalb der Wölbung von den Wassern, die oberhalb der Wölbung waren. Und es geschah so. Und Gott nannte die Wölbung Himmel. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: ein zweiter Tag.
Nachdem wir innerhalb von uns selbst die egoistischen und altruistischen Eigenschaften getrennt haben, müssen wir sie korrigieren. Dieses wird getan mithilfe des besonderen Lichtes vom Schöpfer, ER strömt zwei Arten von Licht aus, das Licht von Chochma und Chassadim. Durch die Verwendung des Lichtes Chassadim, Gnade, genannt Wasser, meistern wir die Eigenschaft des Gebens, den Altruismus.
„Erde“ ist die egoistische Eigenschaft zu empfangen, denn unsere anfängliche Natur ist, alles in uns aufzunehmen. Wasser ist die Eigenschaft von Geben, es tränkt die Erde und gibt somit neuem Leben die Chance. Die Eigenschaft zu Geben korrigiert unseren Egoismus und erlaubt uns, ihn korrekt zu benutzen, für den eigenen Vorteil und den der anderen. Durch den durch Geben korrigierten Egoismus empfindet der Mensch die Höheren Welten (den Schöpfer) und schaut auf seine vorherigen Leben und den Weg zum Ziel der Schöpfung. Die Seele ist ewig und geht von Körper zu Körper. Auf diese Art und Weise kann man alle seine vorherigen Wiedergeburten sehen. Derjenige, der seine Seele noch nicht korrigiert hat, kann oberhalb dieser Welt nichts erblicken.
Der dritte Tag
Und Gott sprach: Es sollen sich die Wasser unterhalb des Himmels an einen Ort sammeln, und es werde das Trockene sichtbar! Und es geschah so. Und Gott nannte das Trockene Erde, und die Ansammlung der Wasser nannte er Meere. Und Gott sah, dass es gut war. Und Gott sprach: Die Erde lasse Gras hervorsprießen, Kraut, das Samen hervorbringt, Fruchtbäume, die auf der Erde Früchte tragen nach ihrer Art, in denen ihr Same ist! Und es geschah so. Und die Erde brachte Gras hervor, Kraut, das Samen hervorbringt nach seiner Art, und Bäume, die Früchte tragen, in denen ihr Same ist nach ihrer Art. Und Gott sah, dass es gut war. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: ein dritter Tag.
Die Wasser strömten unter dem Himmel zusammen und trockenes Land tauchte auf. Ein Teil der Urerde tauchte aus dem Wasser auf. Nachdem das Wasser die Erde korrigiert hat, wird sie für aufkeimendes Leben geeignet, weil die Erde nun die Eigenschaften von Wasser und Erde enthält. Das Wasser ist für das Leben so zerstörerisch wie trockenes Land. Rufe Dir ins Gedächtnis zurück, wie Noah eine Taube aus der Arche auf die Suche nach trockenem Land schickte. Genau die richtige Kombination von altruistischen und egoistischen Eigenschaften, von „Himmel“ und „Erde“ in der Seele eines Menschen bilden die Basis für seine Korrektur und die Anwendung der Eigenschaften des Schöpfers innerhalb eines Menschen.
Diese Korrektur wird „Kav emzai“ (die mittlere Linie) genannt. Unsere natürliche egoistische Natur wird Erde genannt und stellt die linke Linie dar. Die rechte Linie stellt die Eigenschaften des Schöpfers, d.h. die Eigenschaften des Wassers, des Altruismus oder Gebens dar. Die mittlere Linie ist diejenige, die ein Mensch erreichen muss, besser gesagt, „das Leben wählen“. In anderen Worten muss der Mensch soviel „Wasser“ wie nötig nehmen, und es mit der „Erde“ verbinden, damit sich diese beiden Linien gegenseitig ergänzen und Früchte tragen. Aus dieser Verbindung gebiert die Erde „den Baum des Lebens“, welcher den spirituellen Menschen darstellt, der die gesamte Schöpfung sehen kann und in allen Welten auf ewig und selig existiert.
Wir leben ewig, weil wir uns mit der ewigen Seele identifizieren und nicht mit dem vergänglichen Körper. Wir beginnen, uns als Seele zu empfinden und halten unseren Körper nur für eine zeitweilige Hülle. Dieser Übergang der Identifizierung mit unserer Seele anstelle mit dem Körper ist rein psychologisch und geschieht, wenn wir uns die Eigenschaften von Bina aneignen.
Der Vierte Tag
Und Gott sprach: Es sollen Lichter an der Wölbung des Himmels werden, um zu scheiden zwischen Tag und Nacht, und sie sollen dienen als Zeichen und zur Bestimmung von Zeiten und Tagen und Jahren; und sie sollen als Lichter an der Wölbung des Himmels dienen, um auf die Erde zu leuchten! Und es geschah so Und Gott machte die beiden großen Lichter: das größere Licht zur Beherrschung des Tages und das kleinere Licht zur Beherrschung der Nacht und die Sterne. Und Gott setzte sie an die Wölbung des Himmels, über die Erde zu leuchten und zu herrschen über den Tag und über die Nacht und zwischen dem Licht und der Finsternis zu scheiden. Und Gott sah, dass es gut war. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: ein vierter Tag.
Am vierten Tag erschien das Licht am himmlischen Firmament und kündigt den Wechsel von Tag und Nacht, Monaten und Jahren an. Korrektur geschieht auch im kleinsten Teil des Universums sowie im gesamten Universum im Ganzen. Das gesamte Universum wird Adam oder die Seele genannt; seine Bestandteile sind die individuellen Seelen oder „Bnei Adam“, Adams Söhne. Jede individuelle Seele so wie auch die Gesamtseele müssen sich der gleichen Korrektur unterwerfen.
Der Fünfte Tag
Und Gott sprach: Es sollen die Wasser vom Gewimmel lebender Wesen wimmeln, und Vögel sollen über der Erde fliegen unter der Wölbung des Himmels! Gott schuf die großen Seeungeheuer und alle sich regenden lebenden Wesen, von denen die Wasser wimmeln, nach ihrer Art, und alle geflügelten Vögel nach ihrer Art. Und Gott sah, dass es gut war. Und Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und vermehrt euch, und füllt das Wasser in den Meeren, und die Vögel sollen sich vermehren auf der Erde! Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: ein fünfter Tag.
Das Buch „Sohar“ beschreibt, dass jeder Tag das Errichten von „Eichalot“ (dem himmlischen Wohnsitz) ist, der Aufbau der Leere (Wünsche). Wenn die egoistischen Eigenschaften der Seele in altruistische umgewandelt werden, werden sie allmählich mit den Höheren Lichtern (oder mit dem Oberen Licht, man kann auch mit dem Höheren Licht sagen) gefüllt. Menschen, die durch den klinischen Tod gegangen sind, haben später ihren Zustand als ein himmlisches Gefühl von Frieden und Freude empfunden. Dieses allmähliche Füllen der leeren Räume führt alle Seelen in den Zustand der endgültigen Korrektur und Vollkommenheit. Zeit existiert nicht in der Höheren Welt, da sie verschwindet, weil alle Zustände perfekt sind. Das Gleiche gilt für die Schilderung in der Tora: es gibt keine Zeittrennung und die Geschehnisse sind nur durch den Ursache – Wirkung – Effekt miteinander verbunden. Wir kommen nun zum sechsten Tag, an dem der Mensch erschaffen wurde und nur einige Stunden existierte, bevor er die Sünde beging und in die niedere Welt herabfiel. Mit ihm zusammen fiel die ganze Welt.
Der Sechste Tag
Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen in unserem Bild, uns ähnlich! Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über alle kriechenden Tiere, die auf der Erde kriechen!
Was bedeutet „Ihm gleich“? In der Bibel wird… als „Be Zelem Elokim Bara“ geschrieben. „Zelem“ ist ein Teil von Bina, das von Bina in die Seele herabsinkt und der Seele die Eigenschaften des Schöpfers gibt. Um es anders zu sagen, stellt der Parzuf Bina die Instrumente der Höheren Herrschaft dar, welche alle Seelen, deren Wege und ihre Korrekturabläufe bestimmen. Alles, was mit uns geschieht, stammt aus Bina. Malchut ist die Ansammlung aller Seelen, die der Korrektur bedürfen. Für die Korrektur von Malchut kommt ein besonderes Instrument aus Bina hervor. Es durchdringt Bina und erlaubt ihr, zu korrigieren. Diese Selbsthilfe, die Malchut in jeder Seele von Oben erhält, heißt „Zelem“ – Bild. Damit wird die Ansammlung von Eigenschaften gemeint, das Ebenbild des Schöpfers.
Ohne jegliche Information über das Schöpfungsprogramm und ohne die spirituellen Welten fühlen zu können, wissen wir nicht, wie wir handeln oder welche Schritte wir unternehmen sollten. Damit wir die notwendigen Mittel zum Vorankommen, zum Höheren Niveau, besitzen können, muss Bina uns lehren, was zu tun ist. Das ist das, was Zelem, (das Hilfsinstrument von Bina) in uns bewirkt. Es pflanzt sich in unsere Seele hinein und ruft alle möglichen Arten von Korrekturen hervor. Man sagt daher auch, dass Zelem uns hilft, Mensch zu werden.
Am siebten Tag kletterte der Mensch immer höher. Er führte sechsmal Korrekturen an sich aus: Chesed, Gwura, Tiferet, Nezach, Hod, Jessod. Diese sechs aufeinander folgenden Korrekturen werden die sechs Tage genannt oder sechstausend Schöpfungstage. Die letzte Sefira (Malchut) kann sich nicht selbst korrigieren. Nachdem jedoch Malchut die Eigenschaften der vorigen sechs Sefirot angenommen hat, ist es ihr möglich, deren Eigenschaften zu erhalten. Darum ist das Wichtigste am siebten Tag die Tatsache, dass alles, was sich in den sechs Tagen angehäuft hat und geschaffen wurde, in Malchut eindringt.
Samstag wird für besonders gehalten, da in diesem Zustand die Seelen mit dem Höheren Licht gefüllt sind. Die einzige Bedingung ist, diesen Vorgang nicht zu stören, was symbolisch in den Shabbatgesetzen ausgedrückt wird.
Frage: Gibt es eine Verbindung zwischen den sieben Schöpfungstagen und Jahren der spirituellen Chronologie?
Ja, solch eine Verbindung existiert. Vom Menschen aus gesehen vergehen diese sieben Schöpfungstage mit sechstausend Jahren. Die sechstausend Jahre sind den sechs Wochentagen gleich, an denen sich die Menschheit korrigiert, zuerst unbewusst, dann bewusst durch die Arbeit an sich selbst. Dann erreicht sie das siebte Jahrtausend, oder den siebten Tag, den Samstag/Sonnabend. Das ist der Zustand, an dem das Höhere Unendliche Licht der Freude und Fülle die korrekten Eigenschaften der Menschheit füllt.
Frage: Hat die Nummer „Sieben“ eine geheime Bedeutung?
Das System, das unsere Welt beherrscht, besteht aus sieben Teilen. In unserer Welt gibt es viele Unterteilungen in sieben oder siebzig: siebzig Weltnationen, sieben Tage in der Woche; die Seele des Menschen besteht aus sieben Teilen, das Leben eines Menschen ist ungefähr siebzig Jahre usw. Der gesamte Weg der Menschheit besteht aus sechs Tagen – sechstausend Jahren der Korrektur. Die allgemeine Korrektur der Menschheit begann 1995 (5755). Während der uns noch übrigbleibenden Zeit bis zum Ende der sechstausend Jahre müssen wir uns korrigiert haben und später im siebten Jahrtausend die verdiente und erarbeitete Belohnung erhalten.
Frage: Können wir diese Vorgänge beeinflussen, die Zeit „zusammendrängen“ und unseren Weg zum Ziel der Schöpfung abkürzen?
Das Einzige, was wir tun können, ist eine Beschleunigung des siebentausend Jahre langen Vorganges, der uns von oben gesetzt wurde. Diejenigen, die diesen Vorgang individuell angehen, treten in die Höhere Welt und perfekte Realität schon früher ein. Auch der Weg der Korrektur, wenn er vom Menschen bewusst aus eigener Kraft angetreten wird, wird eher als Reflektion oder romantischer Drang gespürt als wie ein konstanter Schicksalsschlag.
Wir lernen über die Struktur und die Funktion der gesamten Existenz, um klar zu verstehen, wie man in diesen Vorgang eingreifen und ihn verändern kann. Im Allgemeinen kann der Mensch keinen direkten Einfluss auf seine Wurzeln/Herkunft ausüben. Er existiert auf einem niedrigeren Niveau als die Höhere Ableitung. Wenn er sich jedoch selbst korrigiert und seiner Wurzel ähnlich wird, wird es ihm gelingen, die innere Empfindung von dem, was er von oben empfängt, zu verwandeln. Anstelle von Schicksalsschlägen, dauernden Problemen und täglichen Schwierigkeiten beginnen wir Glückseligkeit, Frieden, Vollkommenheit und vollständiges Wissen zu verspüren. Der Schöpfer hat uns in diese Welt gesetzt, damit wir durch den Gebrauch der Kabbala die Höhere Welt meistern und anfangen, unser Schicksal in unsere Hände zu nehmen.
Glücklicherweise arbeitet die Zeit zu unseren Gunsten. Die Zeit innerer spiritueller und äußerlicher physischer Befreiung der gesamten Menschheit kommt nach dem Vorwort zum „Buch Sohar“ näher. Da der Mensch in unserer Welt nicht ohne deren Wissen existieren kann, so kann auch die Seele im körperlichen Tod des Menschen nicht existieren, ohne ein einleitendes Wissen darüber. Daher garantiert das Wissen der Kabbala eine komfortable Existenz in unserer Welt und bestätigt eine ewige und vollkommene in der nächsten Welt.
Noah trat vor den Allmächtigen
Unsere Welt existiert aufgrund eines winzigen Funkens spirituellen Lichtes, das durch die Grenzen der spirituellen Welt in unsere Welt eindrang, und durch dieses Licht wird sie auch erhalten. Nun stell Dir die spirituelle Welt vor, die ausschließlich aus diesem Licht besteht, welches Billionen mal größer ist als dieser Funke, der alle Genüsse dieser Welt in sich trägt. Der existierende Genuss birgt auch in sich die Gefühle von Freiheit, Ewigkeit und vollkommener Erfüllung.
Aus diesem Grunde wurde uns die Tora gegeben. Die Tora ist eine Ansammlung von Bestimmungen, die unsere Welt regieren. Sie ist die Beschreibung der Schöpfungsgesetze. Sie ähneln einem Netz, das unter den Welten liegt und welches sie regiert. Am Anfang gab es nur ein Netz. Später entwickelte sich rohe Materie. Die feinere Materie nennt man „spirituelle Welt“ und die gröbste ist „unsere Welt“.
Die Tora wurde von Moses, einem Kabbalisten, geschrieben. Die Tora beschreibt die Gesetze dieser Welt, jedoch in einer allegorischen Weise, in irdischer Sprache und es kommt uns vor, als ob die Tora eine historische Geschichte sei. Doch worüber spricht die Tora wirklich?
Der Schöpfer erschuf ein Geschöpf, genannt Adam, und gab ihm die Möglichkeit, sich zu entfalten. Als Ergebnis dieser Entwicklung (am 10. Grad), wurde es notwendig, die Eigenschaft von Bina (Geben/Gnade) in das Geschöpf einzupflanzen, ohne welche es sich sonst selbst zerstört hätte. Die zehn Generationen, d.h. die zehn Sefirot trennen Adam und Noah: Adam, Seth, Enosh, Kenan, Mahalalel, Jared, Enoch, Methusalem, Lamech, Noah. So gibt die Tora die Geschehnisse wieder:
Das Kapitel von Noah
Und es reute den HERRN, dass er den Menschen auf der Erde gemacht hatte, und es bekümmerte ihn in sein Herz hinein. Und der HERR sprach: Ich will den Menschen, den ich geschaffen habe, vom Erdboden löschen, vom Menschen bis zum Vieh, bis zum Gewürm und bis zu den Vögeln des Himmels; denn es reut Mich, dass ich sie gemacht habe.
Noah aber fand Gunst in den Augen des Herrn. Dies ist die Geschlechterfolge Noahs: Noah war ein gerechter Mann, untadelig war er unter seinen Zeitgenossen; Noah lebte mit Gott. Und Noah zeugte drei Söhne: Sem, Ham und Jafet.
Die Erde aber war verdorben vor Gott, und die Erde war erfüllt mit Gewalttat. Und Gott sah die Erde, und siehe, sie war verdorben; denn alles Fleisch hatte seinen Weg verdorben auf Erden. Da sprach Gott zu Noah: Das Ende alles Fleisches ist vor mich gekommen; denn die Erde ist durch sie erfüllt von Gewalttat; und siehe, ich will sie verderben mit der Erde.
Mache dir eine Arche aus Goferholz; mit Zellen sollst du die Arche machen und sie von innen und von außen mit Pech verpichen! Denn ich, siehe, ich bringe die Wasserflut über die Erde, um alles Fleisch unter dem Himmel, in dem Lebensodem ist, zu vernichten; alles, was auf der Erde ist, soll umkommen.
Wer ist Noah? Was ist eine Arche? Worte vermögen nicht die Tiefe des Ausdruckes unserer Empfindungen bei der Enthüllung der Höheren Welt im Buch Sohar zu geben. Im Gegensatz dazu bringt die Tora die Geheimnisse und Großartigkeit der Schöpfung in einfachen Worten und Geschichten dar, die historischen Beschreibungen ähneln. Wir werden dadurch ganz verwirrt und abgehalten davon, die vielschichtige Struktur des Universums klar zu begreifen. Mehr noch, wenn wir auf oberflächliche Weise die in der Tora beschriebenen Ereignisse aufnehmen, bringen wir sie auf das irdische Niveau. Die Tora, die uns die Anleitungen zum Einstieg in die Höhere Welt gibt, verliert dabei ihren ganzen Wert.
Wenn man jedoch korrekt an die kabbalistischen Bücher herangeht, wird man die am tiefsten liegenden Schichten der Existenz entdecken. Man wird sich zwischen Zeit und Raum dieser Welt befinden und wahrnehmen, was der Autor der Tora, der Schöpfer damit im Sinne hat. Dieses Kapitel sagt „alles Fleisch hat seinen Weg auf dieser Erde verdorben„. Gilt das ebenso für uns? Die Antwort ist, dass diese für alle Generationen gilt und ein immerwährender Vorgang in uns ist.
Die Tora spricht nicht über Geschehnisse, die irgendwann einmal in der Geschichte der Menschheit stattfanden. Die Tora erklärt vielmehr, dass diese den Zustand im Menschen selbst darstellen. Es ist der Zustand, in welchem der Mensch all seine tierischen Begierden sieht und heraussortieren möchte, welcher Wunsch wirklich sein eigener ist, welcher Wunsch ihm auf seinem spirituellen Weg helfen kann und welche Wünsche er ertränken muss.
Noah – die Eigenschaft des Gebens im Menschen
Unsere spirituellen Wünsche sind in uns, aber völlig erdrückt von allen anderen Wünschen. Wir sind in eine Gesellschaft hineingeboren, in der wir auch leben und die uns unsere Wünsche durch Reklame vorschreibt. Das ist heutzutage eine echte Plage. Wir sind ständig intellektuellen und emotionalen Angriffen ausgesetzt. Das kommt daher, dass der Schöpfer beide entgegengesetzten Kräfte in uns geschaffen hat. Je mehr Gelegenheiten der Mensch für die spirituelle Erhebung und sein Wachstum hat, desto stärker sind die störenden Kräfte, die sich diesem Vorgang entgegensetzen. Diese Kräfte sind für unsere spirituelle Arbeit, ihre Analyse und zur Bewusstwerdung unserer Eigenschaften notwendig.
Anfänglich hat der Mensch nur eine Kraft, genannt „der Punkt im Herzen“. Er ist das Zentrum unserer Wünsche, welches den Menschen mit dem Schöpfer verbindet. Dieser Punkt ist jedoch völlig von anderen Wünschen und Verlangen unterdrückt, die die Umwelt auf den Menschen loslässt. Aus all diesen Kräften und Wünschen, die im Menschen stecken, muss man nur einen wichtigen und persönlichen Wunsch hervorheben. Der persönliche Wunsch ist, nur nach oben erhoben zu werden. Die Seele ist das einzig persönliche im Menschen, und alles andere ist physisch und gänzlich fremd. Nur der echte und reine Wunsch wird „Noah im Menschen genannt“.
Durch den Menschen ist die Entwicklung der Schöpfung vollendet. Wie bekannt, wurde die unvermischte Schöpfung zuerst geschaffen. Der Mensch ist von allen existierenden Geschöpfen die gröbste Schöpfung. Wenn der Mensch aber einen Schirm von höchster anti-egoistischer Kraft erlangt und das Licht von sich wegstößt, erhält er es innerlich später wieder. Er erreicht somit den höchsten Grad aller Geschöpfe dieser Welt. Das ist das Geheimnis von „Zelem Elokim“ (Gottes Ebenbild). Durch das Erhalten des stärksten Wunsches und die Konstruktion des dazugehörigen Schirmes erreicht der Mensch diese höchste Stufe. Wenn der Schirm auf diesem Niveau zerbricht, fallen die zerstreuten Gefäße (Kelim – Wünsche) tiefer als alle anderen. „Zelem Elokim“ stellt Bina, den Wunsch zu Geben, dar.
Ein Teil von „Zelem Elokim“ existiert in uns, damit wir wenigstens eine Ahnung davon bekommen, was Geben heißt und wer der Schöpfer ist. Darum hat der Mensch Wahlfreiheit. Wenn wir uns in die richtige Verbindung mit dem Schöpfer bringen, wird es uns gelingen, unseren Egoismus zum Geben zu verwenden und somit zu wachsen und voranzukommen.
Wenn wir jedoch den vom Schöpfer erhaltenen Genuss egoistisch verwenden, fallen wir niedriger als alle anderen.
„Zelokim Elokim“ ist die Kraft, die uns von Oben gegeben wird, damit wir unseren Egoismus richtig verwenden.
Der Mensch ist der einzige, der so etwas erhalten hat.
Und Furcht und Schrecken vor euch sei auf allen Tieren der Erde und auf allen Vögeln des Himmels! Mit allem, was sich auf dem Erdboden regt, mit allen Fischen des Meeres sind sie in eure Hände gegeben.
In der Natur fühlen die Jungen Demut und Angst vor den Älteren. Als der Mensch mit dem Baum des Wissens sündigte, verschwand die große Menge an Licht, die er vorher erhalten hatte. Nur der leere Wunsch verblieb, der größte Wunsch auf der Welt. So verspürte der Mensch, was für ein niedriges Geschöpf er doch ist.
„Zelem Elokim“ ist der Teil in uns, der der Eigenschaft von Bina – dem Geben – ähnelt. Dieser Teil erlaubt uns, zu verstehen, wer der Schöpfer ist und welche seine Eigenschaften sind. Durch die korrekte Wahl und das Einschränken unserer Wünsche können wir für das Geben arbeiten. „Zelem Elokim“ ist die Kraft des Gebens, die uns ausschließlich vom Schöpfer gegeben wurde.
Die Sintflut
Normalerweise bezieht sich Wasser auf die Reinigung der Umgebung, das Licht von Chassadim (Gnade). Die starken Wasserströme, die den Menschen umgeben, überschwemmen ihn und werden tödlich. Was sind diese Kräfte, die äußerlich dem Wasser ähneln, aber in Wirklichkeit den Tod mit sich bringen? Wenn äußerliche sowie alle Arten von widersprüchlichen Gedanken und Wünschen den Menschen überwältigen, werden diese zu einer Flut und zerstören alles. Obwohl die Flut zu einer harten zerstörerischen Kraft wird, kann dieselbe jedoch mit ihrer Härte wieder reinigen.
Sie reinigt den Menschen jedoch nur, wenn er wie Noah eine Arche um sich herum aufbaut. Noah stellt den Menschen dar, der in einen Zustand verfällt, in dem die Flut versucht, ihn von seinem Weg abzubringen. Wenn ein Mensch dauernd mit anderen Kräften und Absichten arbeitet, werden sie zur Flut, und er wird ihnen nicht entkommen. Er wird ständig von den tödlichen Wünschen seiner Umwelt bombardiert, die ihm vorschreibt, was er zu tun hat.
Manche sind geldsüchtig, andere wollen Ruhm oder Macht usw… Alles um uns herum ist mit den Wünschen der anderen getränkt. Nur eine Sache kann die Seele retten: eine noch tiefere Verbindung mit dem Ziel der Schöpfung. Wir müssen um uns herum eine umgebende Schicht erbauen, einen Schirm. Dieser Schirm schützt uns vor äußerlichen Hindernissen, die uns verleiten, ablenken oder Angst machen. Wenn wir uns nicht diesen Schutzschirm erbauen können, der uns vor all der nutzlosen Tollerei dieser Welt beschützt, kommen wir spirituell nicht voran.
Die Arche stellt einen improvisierten Schirm dar, eine Schutzkraft, die man sich selber schafft. Jemand, der das Ziel der Schöpfung aufrechterhält, kann anderen Einflüssen nicht ausgeliefert sein. Die Arche ist nur eine von vielen Handlungen, die wir ausführen müssen, wenn wir spirituell vorankommen möchten.
Wenn der Mensch sich ein wenig bessert – so verbessert sich ein wenig die Welt.
Noah kommt gleich nach Adam. Er beginnt die gesamte Reise auf der Erde. Auf hebräisch ist Erde „Erez“, unser innerlicher Wunsch „Razon“. Man kann die Reise auf der Erde (etwas in sich ändern) nicht anfangen, wenn man nicht vorher diese Kraft, Unterstützung und das innere System abgesichert hat, die den Menschen von äußeren Hindernissen befreien werden. Die Arche ist das Mittel, welches Noah auswählte (das heißt die Seele hat dieses spirituelle Niveau erreicht), um dem Ziel näher zu kommen.
Die gesamte Welt existiert innerhalb unserer Seele. Stellvertreter der gesamten Existenz und die Wurzel der Welt befinden sich in ihr. Wir existieren auf dem Höchsten Niveau dieser Welt, was bedeutet, dass unsere Seele alle tierischen, vegetativen und unbelebten Seelen enthält.
Die gesamte Welt ändert sich je nach uns: wir verbessern uns – so verbessert sich die Welt. Durch unseren Aufstieg, was bedeutet, durch unsere Korrektur, indem wir Hindernisse überwinden, erheben wir den Rest der Welt mit uns. In diesem Kapitel z.B. zeigt uns Noah, wie wir uns in einer speziellen Umgebung oder mit gegebenen Hindernissen verhalten sollen. In diesem Zustand müssen wir die bereits korrigierten Teile unserer Seele (d.h. die tierischen, vegetativen und unbelebten Teile – welche „männlich und weiblich allen Fleisches” genannt werden) mitnehmen, und um uns herum eine Arche bauen. Genauer gesagt, ein Schutzschild, welches uns von allen äußerlichen Hindernissen schützt. Dieser Schild muss ganz und gar altruistisch sein. Wenn wir nichts benötigen, wenn wir allem gegenüber außer dem Ziel der Schöpfung absolut gleichgültig sind, dann kann uns nichts verletzen. Wenn wir mit dem Ziel der Schöpfung eins sind, können wir uns einfach über diese Hindernisse hinweg erheben, bis wir sie nicht mehr fühlen. Sie können uns nichts antun oder unseren Weg ändern.
Der Schöpfer leitet uns von oben an, wie wir diesen Schild bauen können. Man sagt, dass Noah hinter diesen Schild tritt und der Schöpfer „die Tür hinter ihm schließt“. Gewaltige, unreine und eingreifende Kräfte trennen Noah vom Schöpfer. Noah muss ständig gegen sie angehen, um diese verletzenden Mächte im nächsten Stadium zu korrigieren – die Sintflut. Das ist die Hauptsache in unserem Vorankommen.
Wir müssen versuchen, uns abzusondern und äußere Einflüsse einzuschränken. Das bedeutet, eine Arche herstellen. Wir müssen uns selbst ein wenig prüfen, uns von all diesen störenden Kräften dieser Welt loslösen und versuchen, nicht mit der grausamen Umwelt zu interagieren. Wir müssen das tun, damit wir in uns dieses Etwas tragen können, was folglich die Entwicklung der Menschheit auslösen kann. „Menschheit“ bezieht sich auf die Kräfte, die uns helfen, zum Schöpfer zu gelangen. Damit werden allmählich alle uns erstickenden Kräfte korrigiert, ihre Korrektur erlaubt es uns, das Ziel der Schöpfung zu erreichen. Wichtig ist, unter keinen Umständen einen Einfluss als negativ zu betrachten. Im Gegenteil, man sollte alles unbedingt für notwendig und als erwünschtes Mittel zum Zweck zur Erreichung des Zieles ansehen.
Daher sind die aufkommenden Kräfte nicht wirklich schädigend. Im Gegenteil, man sollte sie als Zeichen vom Schöpfer ansehen und sie für die nächste spirituelle Korrektur verwenden.
Hinterher können wir dann Neuland betreten, welches für uns gereinigt wird und wir können es dann aus anderen Augen betrachten. Dann werden wir wahrlich mit unserem spirituellen Aufstieg und Wachstum weiterkommen.
Wenn Noah aus der Arche kommt und der Schöpfer einen Bund mit ihm schließt.
Noah bleibt in seiner Arche bis das Land, d.h. seine ganzen Wünsche („Erez“ – Land, abgeleitet vom Wort „Razon“ – Wunsch) völlig vom Wasser überschwemmt und es darin verschwunden ist, d.h. im Licht von Chassadim (Wasser bedeutet in der Kabbala das reinigende Licht von Chassadim). Noah bleibt in seiner Arche bis der Rest seiner Wünsche gereinigt ist, damit er sie korrekt verwenden kann, nämlich nur zugunsten seines inneren persönlichen Wunsches. Wie geschah das? Als erstes ist es Noah gelungen, seine Wünsche von den Wünschen anderer Menschen zu trennen, und dabei entwickelte er das Verlangen, nur das Spirituelle als einzig antreibende Kraft anzunehmen. Dann wendet er sich wieder den übrig gebliebenen Wünschen zu, den Handlungen dieser Welt, und benutzte sie für den spirituellen Entwicklungsvorgang.
Als Noah die Arche verließ, bot der Schöpfer ihm einen Bund an, eine Verbindung und Vereinigung mit Ihm. Wozu wurde ihm dieser Bund angeboten? Der Zweck ist, Kraft vom Schöpfer zu erhalten und anzufangen, zu leben. Der Sinn ist, dass Noah beginnt, diese neu erhaltenen Wünsche, das frisch aus dem Wasser aufgetauchte Land, zu benutzen und weitere Entwicklungsstadien zu pflegen. Die von Noah ausgeführte Korrektur (er unterdrückte all seine spirituellen Kräfte) machte ihn dazu würdig, das Land wieder auftauchen zu sehen. Das vorher vom Schöpfer verfluchte Land trägt nun Früchte und bringt Leben, welches den Menschen Schritt für Schritt zur Korrektur bringt, dem Ziel des Lebens.
Um bedingungsloses Glück zu erhalten, müssen die Wünsche vergrößert und nicht verkleinert werden.
Wir müssen verstehen, dass alles um uns herum nur aus reiner Notwendigkeit dafür erschaffen wurde, damit wir spirituelle Vereinigung mit dem Schöpfer erlangen. Nichts wurde umsonst oder zu einem anderen Zweck erschaffen. Daher ist die einzige Herausforderung, alles uns Umgebende und was in uns besteht, weise und zuträglich für uns, für das wahre, ewige, echte Ziel zu verwenden. Das Ziel selbst sollte man klarstellen: ist es wirklich wahr und ewig? Was ist dieses Ziel genau? Alle inneren Wünsche sowie die uns umgebenden Freuden gibt es ja nicht umsonst. Darum sollte man nie einfach etwas abweisen.
Anfänger fragen oft: „Sollen wir Einsiedler werden, alles verlassen, das Fernsehen abschalten, keine Zeitungen mehr lesen und kein Radio hören?“ Auf keinen Fall, solche Zwangseinschränkungen bringen keine Resultate. Die beste Medizin ist, sich Bücher zu nehmen und sich mit dem puren Wasser, dem Licht von Chassadim zu „duschen“. Als Ergebnis eines korrekten Studiums senkt sich dieses reinigende Licht auf uns von außen und füllt uns von innen. Von all unseren Wünschen wird dieses Licht denjenigen erhellen, der Noah genannt wird, den Wunsch, der speziell das wahre Ziel anstrebt. Dementsprechend sollen Wünsche, die erst im Wasser ertränkt werden müssen, dort für eine Weile bleiben, gereinigt werden und erst danach verwendet werden.
Noah war wie jeder andere auch, er sonderte sich nicht ab, bis die Flut kam. Was bedeutet „Flut“? Es ist die Kraft, die jeder in sich selbst durch intensives Studium der Kabbala hervorrufen muss. Wenn diese Kraft mit voller Macht auf uns einwirkt, zwingt sie uns in einen Zustand, der „Arche“ genannt wird. Aus diesem Grund gibt es eine Zeitspanne, in der man auf alle seine Wünsche verzichtet und in die Einsiedelei geht, das Bedürfnis hat, allein zu sein (wie in diesem Tora-Kapitel). Später zieht man dann die verbliebenen Wünsche wieder an und verwendet sie, denn ohne sie gibt es kein Vorankommen. Der Egoismus, der Wille, Genuss zu empfangen, ist die einzige treibende Kraft, die vom Schöpfer eingesetzt wurde. In der Tat entkamen die Kabbalisten den Massen, indem sie Einsiedler wurden oder sich versteckten. Sie taten dieses jedoch nur zu einem speziellen Zweck, während sie sich auf einem sehr hohen spirituellen Niveau befanden.
Erst nachdem man seine Korrektur vollendet hat, seinen Lebensweg gegangen ist, seine Mission auf der Erde erfüllt hat, geht man in die Einsiedelei, um die Außenwelt, in diesem speziellen zurückgezogenen Zustand, voll zu absorbieren. Man taucht später wieder auf und bietet eine neue Methode zum Erreichen des Spirituellen an für eine neue Generation oder die noch kommen werden.
Daher stehen Zwangsverzichte und -beschränkungen außer Frage. Wenn wir korrekt das Studium der Kabbala unternehmen (die Gesetze der Existenz, den Schöpfer) und uns mit großer Menge an Höherem Licht überschütten, welches wir im Laufe mehrerer Wochen und Monate hervorgerufen haben, trennen wir unsere Wünsche. Wir merken nun, wie wir über diese Wünsche und Kräfte herrschen können, wie wir mit ihnen arbeiten müssen. Wir verstehen, wie die richtige Balance zwischen diesen Wünschen und Mächten sein soll und welcher Wunsch „Noah“ genannt ist. Wir müssen die Stufe erreichen, die es uns ermöglicht, in unserer Welt und dem Rest der Welten gleichzeitig zu leben. Wir müssen die gesamte uns umgebende Existenz genau spüren, wie wir unsere Welt empfinden. Denn die Welt ist unteilbar und unsere Aufgabe ist es, uns von den Ketten zu befreien die uns verschließen, unsere Gegenwart oder Zukunft zu sehen, und uns daran hindern, zu verstehen, wer wir sind, warum wir geboren sind, und was nach unserem Tode mit uns wird.
Der Zweck der Schöpfung für den Menschen ist, sich zu befreien und die gesamte Sphäre der Existenz aufzudecken. Das Problem dabei ist, dass man mit dem Verstand studieren kann oder sinnlich die Welt empfinden kann. Es kann geschehen, dass wir nichts über die spirituelle Welt wissen mögen, aber in ihr leben, weil wir sie spüren. Ich fühle Hitze, Kälte, Licht, die mich umgebenden Objekte, Menschen, Kräfte, ich spüre mich eben auch.
Mich selber aber spüre ich nicht in Beziehung zu den spirituellen Welten und was in ihnen ist, oder wie diese mich beeinflussen.
Lasst uns nun das Buch Sohar, das Kapitel Noah, aufschlagen. Ähnlich wie die Tora, ist der Sohar in Kapitel eingeteilt, und obwohl die Sprache des Sohar anders als die der Tora ist, sprechen diese beiden ewig bedeutenden Bücher über das gleiche Ziel – dass der Mensch auf die Stufe des Schöpfers aufsteigt, um ewigen und absoluten Genuss zu empfangen.
Das Buch Sohar – Kapitel Noah
- Bis zu seiner Sünde besaß Adam nichts Weltliches, das heißt, er hatte keine Kelim (Gefäße), um das Licht von Chochma zu erhalten.
- Trauben – das Licht von Chochma. Wenn man das Licht von Chochma ohne Schirm empfängt, wird man betrunken, man verliert die Fähigkeit, um des Gebens Willens zu empfangen.
Und wenn man das Licht von Chochma in das Licht von Chassadim gekleidet empfängt, bringt der Wein Freude, da das Licht von Chochma zugunsten des Gebens empfangen wurde.
- Abraham, Isaak, Jakob und alle Propheten kosteten vom Baum der Weisheit und blieben trotzdem am Leben.
Es ist bekannt, dass der Baum – der Baum der Weisheit von Gut und Böse – den Tod bringt: derjenige, der von seiner Frucht isst, stirbt an seinem Gift.
Wir werden klarstellen, dass der Baum der Weisheit von Gut und Böse die Nukwa de Seir Anpin ist, die immer mit den restlichen Sefirot verbunden sein muss, den anderen Bäumen im Garten. Erst dann kann man von seiner Frucht essen und den Genuss der Weisheit genießen. Aus diesem Grund vermochten Abraham, Isaak, Jakob und alle Propheten ungehindert von der Frucht des Baumes der Weisheit von Gut und Böse essen.
Aber diejenigen, die Nukwa nicht mit Seir Anpin, einem Ehemann, verbinden, sondern ausschließlich für sich selbst genießen, werden in den Todesengel verwandelt. Und es wird gesagt, dass, an dem Tage, wo er von der Nukwa selbst isst, er den Schöpfer von Seiner Shechina trennt und zum Tode verurteilt ist.
Der Mensch muss nicht zum Tode verurteilt werden – das Verschwinden des Lichtes ist Tod genug. Die Tora bestraft keine Sünden. Spiritueller Tod ist, wenn man die Verbindung mit dem Schöpfer verliert. Wir müssen noch während wir in dieser Welt leben, dieses Niveau erreichen.
Ein Mensch, der nie eine Verbindung zum Schöpfer hatte, merkt auch nicht ihren Verlust.
Da wir noch unter dem Machsom (Grenze, die die spirituelle und physische Welt teilt) leben, spüren wir die spirituelle nicht und werden nicht als tot betrachtet. Nur ein Mensch, der vorher lebte und das Licht des Schöpfers spürte, aber es später nicht mehr empfing, kann für tot gehalten werden. Wenn sich jemand in diesem Zustand befindet, dann kann nur er ihn als solchen erkennen und seinen eigenen spirituellen Tod aussprechen. In diesem Zustand bedauert er, was geschehen ist und leidet unendliche Qualen, welche ihn dann wieder zum Leben auf einen höheren spirituellen Grad zurückbringen.
Wenn man nicht den spirituellen Tod empfindet, kann man auch kein Leben spüren. Es gibt keinen einzigen Menschen, der beim Wohltätig sein nicht gesündigt hätte. Die Sünde kommt immer dem Gebot zuvor. Und wenn man das gesamte Böse bemerkt, seinen eigenen spirituellen Tod spürt, wendet man sich an den Schöpfer und bittet Ihn, ihm Leben zu schenken.
Die Sprache der Kabbala.
Wenn wir nur einige Texte aus dem Pentateuch als Beispiel nehmen, zeigen wir, wie die Kabbala die verborgene Bedeutung der Bibel aufdeckt. Die Bedeutung bleibt verborgen, bis der Mensch die Kabbala studiert während des Vorganges, in dem alle geheimen Bedeutungen aufgedeckt werden.
Wir haben nun schon eine gewisse Ahnung über die von Kabbalisten verwendete „Sprache der Zweige“. Wir wissen, dass die Höheren Welten und die unteren parallel miteinander laufen und dass alles, was in der Höheren Welt existiert, in unsere Welt herabsteigt. Alle Ereignisse werden in der Höheren Welt geplant und steigen später in unsere Welt herab. Bemerkenswerterweise kommen alle herabsteigenden Kräfte und Signale einem ihnen entsprechenden Objekt auf genaue Art und Weise gleich. Es gibt kein einziges Objekt oder Phänomen, welches nicht aus der Höheren Welt stammt.
Legen wir einige wichtige Kabbala-Ausdrücke fest:
- Licht – Genuss, der die Schöpfung füllt.
- Ort – in der Schöpfung der Wille zu Empfangen; dies ist der „Ort“ für den gesamten Genuss und des Lichtes darin.
- Bewegung – jede Erneuerung von Eigenschaften wird Bewegung im Spirituellen genannt, denn es trennt sich von der vorherigen Form oder Eigenschaft und erhält einen eigenen Namen. Ähnlich einem materiellen Objekt, dass sich von einem vorherigen Ort fortbewegt, nachgibt und sich trennt.
- Name – ist eine Erklärung, wie man das Licht, auf welches sich der Name bezieht, erhalten kann. Um es anders zu sagen, der Name eines spirituellen Grades steht in Bezug zu den Methoden und Wegen, mit welchen eine bestimmte Stufe erreicht werden kann.
Zeichen vom Schöpfer
In der Tora (Pentateuch), erklärt Moses die Wissenschaft, wie man die Höhere Welt erreicht. Es ist jedoch nicht möglich, über die zahlreichen historischen und vielen anderen , von unseren Vorfahren hier beschriebenen Beispiele zu gehen. Nirgendwo können wir etwas Hintergründigeres als diese Geschichten sehen, und wir vermögen nicht die darin versteckten Geheimnisse zu erkennen, von welchen Kabbalisten behaupten, dass sie darin stecken.
Der Mensch mag nach Bibelkodes suchen und mancherlei Verbindungen dabei finden. Es gibt tausende von verschiedenen Verbindungen zwischen jedem einzelnen Teil der Tora, weil jeder Teil mit dem restlichen verbunden ist. Die Menschen haben Buchstaben, Worte, Ausdrücke, Satzblöcke usw. gezählt. Neuerdings hat man mit Computertechnologie die innere Struktur der Tora, die Buchstaben und ihre Teile untersucht. Letztendlich gibt es einem nichts, weil man nicht versteht, was hinter jedem Symbol, jedem Strich und jeder Rundung eines Buchstabens steht, wie die Kombination oder eine bestimmte Übertragung von Worten gemeint ist.
Die Tora ist in ihrem Original ein einziges Wort ohne Unterbrechungen. Später wurde dieses Wort in mehrere Wörter unterteilt. Diese dann wieder in Buchstaben und die Buchstaben in Einzelteile. Als Ergebnis können wir einen Buchstaben analysieren: ein Punkt und eine Linie, die daraus folgt. Der schwarze Punkt auf weißem Hintergrund bezieht sich auf die Lichtquelle, d.h. das Licht, das daraus kommt. Wenn das Licht von oben nach unten steigt, d.h. vom Schöpfer in Richtung Geschöpf, dann wird dieses von einer vertikalen Linie dargestellt. Eine horizontale Linie bedeutet, dass die Höhere Kraft sich auf die gesamte Existenz ausdehnt.
Im Grunde sind die Buchstaben eine Information, die vom Schöpfer zu uns gelangen. Alle möglichen Kombinationen von Linien und Punkten hängen nur von diesen beiden uns gesandten Zeichen ab:
- gerade Linie = ein persönliches vom Schöpfer zum Menschen gesandtes Zeichen
- horizontale Linie = ein allgemeines vom Schöpfer zum Menschen gesandtes Zeichen
- verschiedene Zustände unter ihnen
So kreieren alle Zeichen einen Kode, eine Verbindung zwischen dem Schöpfer und dem Menschen. Bemerkenswerterweise kann jeder von ihnen in jedem Moment anders aussehen, weil zu jedem gegebenen Moment der Zustand einer Seele anders aussehen kann.
Wenn ein Mensch die korrekte Anleitung zum Lernen der Tora erhält, dann kann er beim Betrachten dieser Buchstaben seine Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft sehen. Um dieses zu vermögen, reicht es aber nicht, allein den Text richtig lesen zu können, denn die Anleitung für den Eintritt in die spirituelle Welt ist das „Buch Sohar“. „Sohar“ bedeutet „durchleuchtend“. Es enthält Kommentare der fünf Tora-Abschnitte und erklärt, was im Text von Moses verhüllt liegt.
Das Buch Sohar beschreibt die gesamten Eigenschaften und Kombinationen von Licht und Gefäß (Kli). Kabbalistische Bücher können uns mitteilen, was jeder Buchstabenteil bedeutet. Jeder Buchstabe stellt einen bestimmten Zustand dar. Wenn ich z.B. heute müde bin, spüre ich etwas, und habe Gedanken, die sich irgendwie auf dem animalistischen Niveau ausdrücken, ich bin krank oder gesund, in einem mehr oder weniger gehobenen spirituellen Zustand usw. Wenn ich das untersuchen und beschreiben möchte, kann ich das mit einem bestimmten Symbol machen. Dieses Symbol wird Buchstabe genannt.
Schwarze Buchstaben auf weißem Hintergrund.
Das Licht in den Welten muss irgendwo eine begrenzte Ausstrahlung haben. Um jedoch die Handlungen des Lichtes zu beschreiben, muss es zwei Kräfte geben, eine, die es anzieht und eine, die es einschränkt. Diese beiden Kräfte müssen gleichzeitig handeln. Genauso gibt uns nur eine Einschränkung irgendein bestimmtes Empfinden, welches durch unsere Sinne eintritt. Das kommt daher, dass die Oberfläche eines Objektes (Ton, Licht oder irgendeine Art von Welle) mit unserem Wahrnehmungsorgan zusammenstößt und es uns erlaubt, jenes zu spüren.
Weißer Hintergrund ist einfach. Er ist hell, was man nicht verändern kann und so für uns nicht spürbar ist. Was auch immer wir unterscheiden können, kann nur durch die Einschränkung dieses weißen Lichtes ermöglicht werden. Unterschiedliche Arten oder Grade von Einschränkungen werden Buchstaben genannt. Darum sehen wir nur vier Abgrenzungen, die sich gegen den weißen Hintergrund abheben und bekommen dann auch nur vier Einschränkungen. Egal welche Sprache – Hebräisch, Russisch, Litauisch – jeder ihrer Buchstaben besteht immer aus schwarzem Licht (dem noch unkorrigierten Teil) und dem weißen Hintergrund, auf dem sie geschrieben wurden. Der Buchstabe wird aus dem Gegensatz zwischen schwarz und weiß gemacht.
Auf diese Weise drückt ein Buchstabe das Maß der Unterschiede zwischen den Eigenschaften des Schöpfers und denen der Schöpfung in unserem Bewusstsein aus. Eigenschaften des Schöpfers sind ganz weiß und uns unbegreifbar.
Im Gegensatz dazu zählen und drücken wir die Eigenschaften der Schöpfung in Bezug auf den Schöpfer auf solche Art und Weise aus, wie wir uns selbst in Hinsicht auf Ihn spüren. Hier sind ebenfalls die Buchstaben, die Symbole sowie unser Verständnis enthalten. Folglich ist es auch das einzige Mittel, mit dem wir uns selbst, unsere Unabhängigkeit und unsere Unähnlichkeit von dem uns umgebenden Licht erkennen können. Es gelingt uns nicht, nur eines von beiden zu sehen, nur schwarz (entweder nur uns selbst zu sehen) oder nur weiß (nur den Schöpfer zu sehen). Wenn wir näher hinsehen, stellen wir fest, dass alle unsere Gefühle und Empfindungen auf Gegensätze gebaut sind, eines gegenüber dem anderen. Wenn wir nun das Alphabet nehmen, welches in jeder Sprache existiert, dann können wir unseren Zustand, unsere Auf- und Abstiege beschreiben.
Generell könnten wir die gesamte Kabbala in irgendeiner anderen Sprache noch einmal schreiben. Wenn wir jedoch die Welt der Unendlichkeit begreifen, dann verschwinden die Buchstaben, da die schwarze Eigenschaft in ihnen, die Eigenschaft der Schöpfung, dem Licht, dem Schöpfer gleich wird. Wenn der Wunsch einen Schirm gebaut hat, dann stößt er alles wieder von sich ab. Auf Hebräisch ist das der „Massach“.
Nun erhebt sich die Frage: wenn die Wünsche nicht verschwinden können, wie können wir dann behaupten, dass es die Buchstaben tun? Buchstaben verschwinden, weil sie darauf gebaut sind, den Unterschied zwischen dem Schöpfer und der Schöpfung zu spüren. Was bedeutet „auflösen“? Die Buchstaben sind Informationen über den Schöpfer, die unendlich werden, ganz und gar vollständig sind und nicht länger eingeschränkt in Form von Buchstaben ausgedrückt werden können. Um es anders zu sagen, ist es kein eigentliches Verschwinden oder Auflösen. Im Gegenteil, das Wissen wird so groß, dass es nicht mehr möglich ist, es mit unserer begrenzten Sprache zu beschreiben oder zu erklären, da die Sprache selbst begrenzt ist.
Buchstaben, Symbole und Sprache dienen zur Übertragung spirituellen Wissens und Verständnis. Die Buchstaben jedes Alphabets enthalten spirituelle Bedeutung, weil die Menschen ihre Empfindungen durch Bücher weitergeben. Jede Empfindung, nicht nur die menschliche, sondern auch die tierische, stellt eine unbewusste Wahrnehmung des Schöpfers dar. Niemand versteht das wirklich, aber wenn ein Dichter zum Beispiel einen Liebesvers für seine Geliebte, Kinder, an die Sonne, an das Licht schreibt oder auch sein Leiden bekundet, drückt er immer seine Eindrücke von dem auf ihn wirkenden Licht aus, ob er das will oder nicht.
Frage: Spielt eine Sprache eine bedeutsame Rolle in der Art, in der kabbalistische Information weitergegeben wird?
Diese Frage handelt einfach darüber, ob es möglich sei, spirituelle Vorstellungen und ihre Bedeutungen mittels der Verwendung verschiedener Buchstaben oder Worte aus anderen Sprachen zu übertragen. Nein, es macht keinen Unterschied, welche Sprache benutzt wird, um die spirituellen Vorstellungen weiterzugeben, da wir unsere Gefühle ausdrücken. Höre einmal dem Muhen einer Kuh zu und versuche zu verstehen, was sie „sagen“ möchte. Was bedeutet ihre Sprache? Sie drückt das Gefühl der Natur aus, das Empfinden vom Schöpfer. Und unsere derzeitige Kommunikation unter uns, unsere Worte, Ausdrücke, Ausrufe und Seufzer sind unterschiedliche Arten des Ausdrucks unserer Empfindung vom Schöpfer.
Das, was ich fühle, ist das Licht, meine Empfindung vom Schöpfer, und es kommt mir vor, als ob ich Ihn durch dich oder jemanden anderen sowie von meinem eigenen inneren Ort wahrnehme, egal wie. Manchmal ist dieses Empfinden korrekt, denn beides, innen und außen ist der Schöpfer. Alles ist nur die Erscheinung der allgemeinen Kraft. Diese Kraft ist das Einzige, was außerhalb des Gefäßes (Kli) Geschaffenen existiert, und wir richten uns nur danach. Wir alle drücken die Art und Weise aus, wie wir den Schöpfer sehen und aufnehmen und unsere Reaktion auf Seinen Einfluss. Daher ist es nicht wirklich wichtig, welche Sprache wir benutzen.
Der Sohar ist auf Aramäisch geschrieben, eine in Mesopotamien verwendete Sprache. Die Kabbalisten waren frei genug, sich in ihr auszudrücken. Der Babylonische Talmud ist auch auf Aramäisch geschrieben, doch etwas anders als das Aramäisch im Buch Sohar, da es eine andere Ära war. Im Grunde genommen war Aramäisch die Sprache der Kabbalisten, die in Babylon lebten.
Später, als die Griechen das alte Judäa eroberten, wurden viele griechische Wörter mit ins Hebräische aufgenommen. Wir benutzen eine Reihe von griechischen Ausdrücken, und nicht nur Worte, sondern auch Beschreibungen. Hier zum Beispiel liehen wir uns Schlüsselworte aus dem Griechischen, und nichts nimmt der Übertragung die Vollkommenheit der übertragenen Information, die von der Struktur der spirituellen Welt berichtet.
Frage: Warum ist Hebräisch die Sprache der Kabbala?
Die gesamte Kabbala beschreibt die Stufen, wie man dem Schöpfer und Seiner Wahrnehmung näherkommen kann. Die Kabbalisten entschieden sich für diese Sprache, damit sie miteinander kommunizieren konnten. Sie übertragen ihr Wissen in Form von Worten und Symbolen unserer Welt, ähnlich den Mathematikern, die Informationen durch Formeln oder wie Musiker, die solche mithilfe von Noten ausdrücken. Kabbalisten, von denen einer schreibt und der andere liest, verstehen, was dort gemeint ist. Das Wort ist ein Kode, der auf ein bestimmtes spirituelles Objekt und seinen besonderen Zustand deutet. Der Kabbalist, der ein Wort liest, kann diesen Zustand wieder erwecken und ein Musiker einen Ton wieder erschaffen. Um es anders zu sagen, kann ein Kabbalist spüren, was sein Kollege mit diesem Wort meint. Er kann genau verstehen, was der Autor damit meinte.
Die Sprache ist nur eine Aufnahme von emotionalen Informationen, die als Einfluss von Licht und Freude wahrgenommen werden. Für das, was in uns ist, brauchen wir keine Sprache, denn das ist das Gefühl. Wenn wir unsere Gefühle jedoch den anderen mitteilen wollen, dann müssen wir sie in etwas kleiden, was dem anderen, dem wir es mitteilen wollen, verständlich ist. Die Sprache ist das Kleid der Gefühle. Welche Sprache das ist, macht keinen Unterschied. Die Kabbalisten haben einfach Hebräisch verwendet und haben darin mithilfe von Aramäisch – Teil der aktuellen Sprache von Mesopotamien – alle Informationen präsentiert.
Im Buch Sohar werden einfach „fremde“ Sprachen verwendet, die im Land Israel benutzt wurden, als das Buch geschrieben wurde, wie z.B. griechisch. Wir folgen den Kabbalisten automatisch und benutzen diese Sprache ebenfalls. Ich fragte meinen Lehrer Baruch Ashlag das Gleiche, und er sagte mir, dass sich jede Sprache zur Übertragung von spiritueller Information anpassen lässt. Da jedoch die Kabbalisten bereits alles in Hebräisch beschrieben und auch das Wörterbuch der „Wurzeln“ und „Zweige“ zusammengestellt hatten, ist diese Sprache nun die Basis der Kabbala. Hebräisch wird für heilig gehalten, da es uns zur Heiligkeit, den Eigenschaften des Schöpfers bringt.
Was wollen wir nun eigentlich ausdrücken? Wir drücken menschliche Gefühle aus. Als Sprache dafür können wir die Musik, das Licht oder irgendeine andere verwenden. Alles, was uns ermöglicht, menschliche Gefühle und Vorstellungen, d.h. einen Vorgang von Wahrnehmung, auszudrücken, kann als Sprache verwendet werden. Um das Spirituelle zu beschreiben, können wir jede Sprache benutzen. Die Einzigartigkeit des Hebräischen besteht darin, dass uns der Kode bereits gegeben ist. Sollte es jedoch einen Kabbalisten geben, der völlig die Wurzeln einer anderen Sprache beherrscht, könnte er ebenfalls diese andere Sprache verwenden.
Die hinter den hebräischen Buchstaben stehenden Kräfte sind unterschwellig miteinander verbunden, und ihre besonderen Formen drücken diese Verbindungen aus. Wir würden aber auch diese Verbindungen in anderen Sprachen ausdrücken können. Die Form der Buchstaben in den anderen Sprachen stammt im Grunde genommen aus der gleichen Wurzel wie die hebräischen Buchstaben. Sie änderten sich jedoch, da die Verbindungen zwischen den Buchstaben anderer Sprachen und die spirituellen Wurzeln verschieden sind.
Frage: Wie kann man die Gefühle von jemandem beschreiben, der sich gefühlsmäßig in der Welt der Unendlichkeit befindet?
Kein Kabbalist kann die Seele beschreiben, die auf der Stufe der Unendlichkeit existiert, weil wir alle unsere Buchstaben und Arten von Kommunikation nur innerhalb unserer Grenzen und nicht in der Unendlichkeit verstehen, akzeptieren und spüren.
Ohne Grenzen gibt es keine Gefühle. Unsere Wahrnehmung basiert auf Gegensatz: schwarz-weiß, bitter-süß, gut-böse, schön-abstoßend. All diese Empfindungen entstehen aus dem Zusammentreffen zweier sich gegenüberstehender Kräfte. Dieses ähnelt unseren Messinstrumenten, die alle auf Widerstand geeicht sind. Sie besitzen alle eine Widerstandsfeder, was dann gemessen wird, ist ihr Widerstand, welcher dem ausgeübten Druck gleich ist. All unsere Empfindungen sind auf diesem Vergleich gebaut, weil dies unserer Natur entspricht. Aber wenn der Mensch anfängt, die Unendlichkeit, das unbegrenzte Empfangen zugunsten des Schöpfers zu spüren, verschwindet diese Begrenzung sozusagen. Es ist unmöglich, diese Empfindungen mit uns verständlichen Symbolen zu beschreiben, denn sie sind alle auf Widersprüchen, Zusammenstößen, auf einer Art von Grenze gebaut.
Alle Buchstaben sind aus schwarzen Teilen auf weißem Hintergrund, was bedeutet, sie sind auf Gegensätzen, links-rechts Drucken, Begrenzungen und Übertragung gebaut. Alle Buchstaben sind genaue Wiedergaben von bestimmten Punkten, die in gewisse Richtungen aufgehäuft sind. Ohne dies könnten wir einfach nicht wissen, was wir fühlen sollen oder wie wir es fühlen. Wir sind aus diesem Grund völlig hilflos und können eine Existenz jenseits der Welt der Unendlichkeit und darüber nicht beschreiben. Wir können mit sofortiger Wirkung nicht über den Schöpfer sprechen.
Die Sprache der kabbalistischen Musik
Spirituelles Empfinden kann auch durch die Übertragung von Musik erreicht werden. Der Vorteil dieser Art des Ausdruckes ist, dass, auch wenn ein Mensch noch keine andere kabbalistische Sprache gemeistert hat, noch keine spirituelle Information erhalten hat, er dennoch emotionell, wenn auch nur ein wenig von den Empfindungen der spirituellen Welt inspiriert werden kann, so wie sie ein Kabbalist, der diese Musik komponiert hat, erlebt hat. Das ist möglich, weil die Melodie einen Menschen ohne Widerstände durchdringt, denn sie ist noch nicht von Gedanken oder dem Verstand, der Wahrnehmung oder Analyse umgewandelt. Sie berührt eher das Herz direkt. Ohne es zu merken, spürt der Mensch, wie in ihm bestimmte Handlungen von der Musik oder was in ihr verborgen ist, ausgeführt werden. Warum ist kabbalistische Musik so interessant und besonders? Weil sie von einem Kabbalisten in der spirituellen Welt gespürt wird. Er spürt die Obere Welt, die Erscheinung des Schöpfers. Diese Erscheinung kann man in Gedichten, Liedern, Melodien usw. ausdrücken – in jeglicher Form, die die inneren Empfindungen eines Menschen aufnehmen. Unter allen Sprachen und Arten von Übertragung von Informationen von Mensch zu Mensch ist die Sprache der Musik noch die direkteste, empfänglichste, die keiner Erklärungen bedarf.
Das basiert auf der Tatsache, dass wir gemeinsame Gefühle und Vorstellungen teilen, und nun mal zu der menschlichen Spezies gehören, die den Planeten bevölkert. Die Musik hat auf Menschen einen Einfluss, die von ganz anderer Mentalität sind, und die nicht an diese Art Musik gewöhnt sind.
Wenn man der kabbalistischen Musik lauscht, sollte man ganz einfach versuchen, sie zu verspüren, sich zu ihrer Empfänglichkeit öffnen, damit diese Melodien einen direkten Einfluss auf uns haben können, indem sie uns direkt durchdringen. Später wird man feststellen, dass man das gleiche Resultat erhält wie nach langen ernsthaften kabbalistischen Studien. Diese Melodien drücken die Verbindung zwischen dem Menschen und dem Schöpfer aus. Sie besteht aus zwei Komponenten: dem Wunsch (das Kli, das spirituelle Gefäß, die Seele), und der Fülle mit dem Licht (den Schöpfer spüren). Wenn ein Mensch, ein Kabbalist, zeigen will, wie er den Schöpfer spürt, welchen Wunsch er hat, Ihm nahe zu kommen, hören wir traurige Musik. Wenn er jedoch über die Erfüllung seine Wünsche spricht, empfinden wir die Musik als heiter, freudig und manchmal mit einem süßen Verlangen darin.
Obwohl kabbalistische Melodien traurig klingen oder einen melancholischen Anklang haben, sollten wir uns gewahr sein, dass wir das nur so empfinden. Trotz allem sollte man sich daran erinnern, dass ein Kabbalist, wenn er diese Melodien empfindet, Begeisterung, Größe und Erhabenheit spürt. Dies bedeutet einfach, dass diese Melodien dich ermuntern und in der Luft halten. Kabbalistische Melodien geben uns genau dieses Gefühl, daher sollten wir sie nicht als Leiden, sondern als Bewunderung, Aufstieg und einen Wohlgeschmack von der Verbindung mit dem Schöpfer empfinden.
Alle kabbalistischen Melodien drücken bestimmte spirituelle Zustände aus. Obwohl es sehr wohltuend ist, ihnen zu lauschen, sollten wir auch dabei zur Information vordringen, die beim Zuhören übertragen wird. Die Töne besitzen eine Welle, die weder unser Ohr noch unser Herz aufnehmen. Die Musik hat Einfluss auf unser „Reshimot“, unsere innerlichen informativen, spirituellen Gene. Die Welle entwickelt sie. Auf diese Weise beginnen wir, feinere Schichten wahrzunehmen.
Frage: Manchmal werde ich traurig, wenn ich kabbalistische Musik höre, aber Musik sollte einen doch in gute Stimmung versetzen, oder?
Wenn man auf den Stufen existieren würde, die die Musik uns gibt, würde man sich in ein Meer an Reichtum, Freude und Licht auflösen, wie ein kleines Kind an der Hand der Mutter. Da uns das Licht dieser Musik von fern erreicht, trägt es auch mit sich die Stufen, die uns von dem Grad, aus dem die Musik herkommt, trennen. In diesen Tönen hört man das Leiden, verspürt man das Sehnen der Kelim (Gefäße), der Seelen nach dem Licht.
Wenn man jedoch höher aufsteigt, spürt man anstelle von Melancholie mehr und mehr Zartheit und Entzücken bei der Vereinigung mit dem Geliebten. Die Musik erscheint als Leiden für die Entfernten und Freude für die Vertrauten. Das ist das Gleiche, wenn man hungrig ist und ein Smorgas-Brot sieht, dass sich der Hunger in Freude und Entzücken ausdrückt. Wenn man aber hungrig und der Tisch leer ist, dann bringt der Hunger Leiden.
Enthülle den Schöpfer – die Quelle der Vollkommenheit, und du wirst niemals mehr Wünsche als Leiden empfinden, sondern sie werden zum Mittel, um lebendig zu sein.
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