Shamati 213. Die Enthüllung des Mangels

Ich hörte

Das Wesentliche und Grundlegende [in der Arbeit] besteht darin, den Mangel (Chissaron) zu vergrößern. Er ist das Fundament, auf dem das ganze Gebäude errichtet wird, und die Stärke des Gebäudes hängt von der Stärke seines Fundaments ab.

Es gibt viele Dinge, die einen Menschen dazu bewegen, sich anzustrengen, doch sie führen nicht zum Ziel. Dadurch wird das Fundament des ganzen Gebäudes verdorben. Zwar gelangt man von lo liShma zu liShma, aber es braucht viel Zeit, bis man wieder zum eigentlichen Ziel zurückkehrt. Darum muss der Mensch stets darauf achten, dass ihm das Ziel immer vor Augen steht – wie es im Shulchan Aruch („Der gedeckte Tisch“) heißt: „Ich habe den Ewigen beständig vor mir gestellt“ (Psalm 16, 8).

„Denn wer in seinem Haus sitzt, ist nicht zu vergleichen mit dem, der vor dem König steht“ (Shulchan Aruch, Orach Chajim 1:1). Wer an die Gegenwart des Schöpfers glaubt – dass „die ganze Erde erfüllt ist von Seiner Herrlichkeit“ (Jesaja 6, 3) – ist erfüllt von Ehrfurcht und Liebe. Er braucht keine besondere Vorbereitung und kein Nachdenken, denn seine ganze Natur ist bereits völlige Hingabe an den König – in vollständiger Selbstaufhebung.

Wie wir es auch in der materiellen Welt sehen: Wenn jemand seinen Freund mit wahrer Liebe liebt, sehnt er sich nur nach dessen Wohl und meidet alles, was ihm keinen Nutzen bringt. Und das geschieht ganz ohne Berechnung. Dafür braucht man keinen großen Verstand, denn es ist etwas Natürliches – wie die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind. Ihr ganzes Streben gilt dem Wohl des Kindes, und sie braucht weder Vorbereitung noch Überlegung, um es zu lieben.

Eine natürliche Sache braucht keinen Verstand, der sie zwingt – sie entspringt den Sinnen selbst. Denn die Sinne handeln von sich aus mit wahrer Hingabe. So ist die Natur: Aus Liebe zu einer Sache opfert man sein Leben, bis man das Ziel erreicht. Solange man es nicht erreicht, ist das Leben kein wirkliches Leben.

Wer also – wie es im Shulchan Aruch heißt – empfindet, dass es für ihn so ist, als stünde er vor dem König, befindet sich gewiss in Vollkommenheit. Das bedeutet, dass er Glauben besitzt. Doch solange er nicht fühlt, dass er vor dem König steht, befindet er sich im gegenteiligen Zustand.

Darum muss der Mensch erkennen, dass die Arbeit zuerst darin besteht, dass er Schmerz und Betrübnis darüber empfindet, keinen Glauben in rechter Weise zu besitzen. Der Mangel an Glauben ist sein Fundament. Und er soll sein Gebet, seine Bitten und seine Anstrengungen darauf richten, diesen Mangel wirklich zu empfinden.

Denn wer keinen Mangel verspürt, hat auch kein Kli (Gefäß), um die Fülle zu empfangen. Er soll glauben, dass der Schöpfer das Gebet jedes Mundes hört und dass auch er durch vollkommenen Glauben erlöst werden wird.

überarbeitet, EY, 29.10.2025

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