Erfüllung, die man nicht kaufen kann
Von Dr. M. Laitman
Viele von uns lieben „Shopping“! Wir kaufen uns damit das Gefühl von Selbstbewusstsein. Es unterbricht unser Empfinden der Einsamkeit und Leere. Die Befriedigung beim Einkaufen bewirkt einen „Kick“ von Erneuerung und Glück. Dies scheint wirklich jeden Cent zu rechtfertigen.
Am Monatsende stellen wir schnell fest, dass die meisten unserer Einkäufe nicht realen, sondern wettbewerbsorientierten, sozialen Bedürfnissen entsprangen. Diese begleiten uns unbemerkt und überwältigten uns plötzlich in Form einer momentanen Leidenschaft. Ohne sozialen Druck würde unser Kaufbegehren sofort abnehmen.
Doch es gibt kein Problem mit dem Einkaufen selbst. Es ist schön, Menschen zu beobachten, die eine gemeinsame Aktivität genießen. Es verdeutlicht, dass freudvolle Gefühle in sozialen Gemeinschaften entstehen und auch, wie sehr unser (Kauf-)Verhalten von den Werten der Gesellschaft geprägt sind.
Doch neben den materiellen Verlangen auf „niederer“ Ebene drücken diese Shopping-Ausflüge unsere Sehnsucht nach zwischenmenschlicher Kommunikation aus: Das verbogene Bedürfnis nach Verbindung in/zu jedem Menschen. Diese Neigung wird wach, sobald sich die Möglichkeit zu einer kollektiven Aktivität ergibt, die wir gemeinsam genießen können.
Wie die Statistiken aber zeigen, werden die meisten Einkäufe innerhalb kurzer Zeit wieder zurückgegeben, verschwinden in einem Schrank oder werden weggeworfen. Deshalb können wir nur hoffen, dass wir daraus lernen. Wir sollten erkennen, dass wir ebenso in bereichernde zwischenmenschliche Beziehungen investieren müssen. Dann können wir mit Recht behaupten, dass wir die Kultur des Konsums in den Dienst der Menschheit gestellt haben und nicht umgekehrt.
Die endlose Suche nach Vergnügen
Die menschliche Natur ist das Verlangen zu empfangen, ein Verlangen nach Vergnügen. Es treibt uns an, ständig nach Quellen des Genusses zu suchen. Wir übersehen dabei ein spirituelles Gesetz: Sobald das Verlangen erfüllt ist, entsteht Leere, und danach ein noch größeres Verlangen, und so dominieren immer wieder Leere und Mangel unser Leben.
In der Vergangenheit haben die Menschen nicht nur im Augenblick des Einkaufs Freude empfunden, sondern bereits vorher. Es war normal, nach den Dingen zu streben und zu „sparen“, um sie schließlich kaufen zu können. Auch beim Reisen genoß man die unterschiedlichen Kulturen und Sitten. Das Reisen selbst galt als Abenteuer; Komfort oder Ausstattung waren zweitrangig. Die Schwierigkeiten, die die Menschen auf sich nahmen, um diese verschiedenen Freuden zu erleben, machten das Erlebte nur noch genussvoller.
Die Quelle wahrer und dauerhafter Erfüllung
Heute kann man mit Smartphone und Internet alles kaufen, alles buchen, alles finden, wonach einem der Sinn steht. Doch schnell gekauft ist schnell vergessen. Wir befinden uns in einem bedeutenden Übergangsprozess: Wir merken unser Unvermögen, uns mit materiellen Gütern, Genüssen und Reisen zu erfüllen.
Je mehr die Technologien fortschreiten, desto leerer, einsamer, depressiver, ängstlicher und gestresster werden wir. Unsere ganzen technischen Errungenschaften lassen in uns meist Sinnlosigkeit und Leere zurück. Die Lösung liegt daher in einem grundlegenden Wandel unserer Wertvorstellungen: Vom Ego-getriebenen Wettbewerb hin zu Kooperation und Vernetzung.
Wenn der Wunsch nach Genuss umgelenkt wird, wenn wir aufhören, ausschließlich an uns selbst zu denken, und wenn wir anfangen, andere erfüllen zu wollen, obwohl wir selbst keinen direkten Nutzen in der Erfüllung anderer sehen, ist dies der Schlüssel zu endlosem Glück.
Kabbalisten enthüllten die wahre Quelle des Glücks: Die Eigenschaft der Liebe und des Gebens. Wenn wir versuchen, zu geben, zu lieben und uns harmonisch mit anderen zu verbinden, dann wirkt sich dies auf uns selbst aus und verändert uns allmählich. Je mehr wir uns auf die Mitmenschen ausrichten, desto glücklicher werden wir selbst. Dieses Glück ist keine vorübergehende Modeerscheinung, sondern grenzenlos und ewig.
Von Dr. Michael Laitman
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