Shamati 116. Warum sagte er, Mizwot bedürften keiner Absicht

Ich hörte

„Die Mizwot bedürfen keiner Absicht“ – und die Belohnung einer Mizwa ist nicht in dieser Welt. Das bedeutet, jemand, der sagt, die Mizwot bedürften keiner Absicht, erklärt, dass es keine Belohnung für eine Mizwa in dieser Welt gibt. Eine Absicht ist der Sinn und der Geschmack, die es in einer Mizwa gibt. Und dies ist die wahre Belohnung einer Mizwa.

Wenn der Mensch den Geschmack der Mizwa verspürt und auch ihren Sinn versteht, dann braucht er keine größere Belohnung als diese. Daraus folgt: Wenn die Mizwot keiner Absicht bedürfen, dann gibt es in dieser Welt sowieso keine Belohnung für eine Mizwa, da er doch keinerlei Geschmack und Sinn an der Mizwa empfindet.

Folglich ist der Mensch, wenn er sich in einem Zustand ohne jegliche Kawana (Absicht) befindet, in einem Zustand, in dem die Belohnung für die Mizwa nicht in dieser Welt ist. Da die Belohnung für eine Mizwa im Geschmak und Verstand ist, und wenn er das nicht hat, so hat er sicher keine Belohnung für eine Mizwa in dieser Welt.

Shamati 115. Unbewegt, pflanzlich, lebend und sprechend

Ich hörte 1940, Jerusalem

Unbewegt ist etwas, das keine eigene Macht hat, sondern unter der Herrschaft seines Hausherrn steht. Und es ist verpflichtet, jedes Begehren und jeden Willen des Hausherrn zu erfüllen. Da also der Schöpfer alle Geschöpfe Sich zu Ehren schuf, wie geschrieben steht: „Jeglichen, der sich nennt mit Meinem Namen, habe ich zu Meiner Ehre geschaffen“, bedeutet dies, dass der Schöpfer das Geschöpf für Seinen eigenen Bedarf erschuf. Die Natur des Hausherrn ist in die Geschöpfe eingeprägt. Das bedeutet, dass keines der Geschöpfe für das Wohl des Nächsten arbeiten kann, sondern nur zum eigenen Nutzen.

Pflanzlich ist etwas, das bereits eine gewisse Herrschaft über sich selbst hat. Es kann nämlich bereits etwas tun, was der Meinung des Hausherrn entgegengesetzt ist. Und zwar kann es bereits Dinge tun, die nicht zu seinem Eigennutzen sind, sondern um zu geben. Und das ist bereits das Gegenteil von dem, was im Willen des Hausherrn besteht, den Er in die Unteren eingeprägt hatte, nur im Willen für sich selbst zu empfangen.

Doch damit geht einher – wie wir bei den irdischen Pflanzen sehen – dass sie zwar beweglich sind und sich in die Breite und in die Länge ausbreiten, dass alle Pflanzen jedoch eine Eigenschaft gemeinsam haben. Das bedeutet, dass keine einzige Pflanze gegen die Methode aller Pflanzen sein kann. Vielmehr muss sie die Gesetze der Flora einhalten, und sie hat keine Kraft, etwas gegen den Willen von ihresgleichen zu tun.

Somit hat sie kein eigenes Leben, sondern ist Teil des Lebens der ganzen Flora im Allgemeinen. Das bedeutet, dass alle Pflanzen eine einzige Lebensform haben, wobei alle Pflanzen dasselbe Leben führen. Alle Pflanzen zusammen ähneln einem einzigen Geschöpf, und die einzelnen Pflanzen gleichen den einzelnen Organen dieses Tieres.

Auf gleiche Art und Weise ist es im Spirituellen. Jene Menschen, die bereits die Kraft haben, ein wenig den Willen zu empfangen zu überwinden, aber Sklaven der Gesellschaft sind, haben noch keine Kraft, etwas Entgegengesetztes zur Gesellschaft zu tun, in der sie sich befinden. Aber zumindest tun sie das Gegenteil von dem, was ihr Wille zu empfangen will, das heißt, sie arbeiten bereits mit dem Willen zu geben.

Tierisch: Bei den Tieren sehen wir, dass jedes von ihnen seine eigenen Eigenschaften besitzt und sie nicht Sklaven der Gesellschaft sind, sondern jedes Tier seine eigenen Empfindungen und Eigenschaften besitzt. Und mit Sicherheit kann es gegen den Willen des Hausherrn handeln, kann also im Geben arbeiten. Und es ist auch nicht Sklave der Gesellschaft, sondern es hat ein eigenes Leben, ohne dass seine Lebenskraft vom Leben des anderen (seinesgleichen) abhängig ist. Mehr als sich selbst kann es jedoch nicht fühlen. Das bedeutet, dass es keine Empfindung des Nächsten besitzt und sich daher nicht um den Nächsten sorgen kann.

Sprechend hat Vorzüge:

  1. Es handelt gegen den Wunsch des Hausherrn.
  2. Es ist nicht an seinesgleichen gebunden wie die Flora, das heißt, es ist unabhängig von der Umgebung.
  3. Es fühlt auch den Nächsten. Deshalb kann es für sie sorgen und sie ergänzen. Indem es mit der Allgemeinheit mitfühlt und mitleidet und sich mit ihr freut, kann es deshalb von der Vergangenheit und der Zukunft empfangen – im Gegensatz zu einem Tier, welches nur die Gegenwart und nur sich selbst fühlt.

Shamati 114. Das Gebet

Ich hörte im Jahr 1942

Man muss verstehen, welche Bedeutung ein Gebet hat, welches als „Barmherzigkeit“ betrachtet wird, wenn doch die Regel gilt: „Ich fand und bemühte mich nicht – das sollst du nicht glauben.“ Und der Rat besteht darin, dass der Mensch dem Schöpfer versprechen muss, sich anschließend [nach dem Gebet] zu bemühen.

Shamati 113. Das Gebet der Achtzehn (Segenssprüche)

Ich hörte am 15. Kislew, Shabbat

Im Gebet der Achtzehn (Segenssprüche) steht: „Denn Du hörst das Gebet jedes Mundes Deines Volkes Israel in Barmherzigkeit.“ Und scheinbar ist das schwer [verständlich], denn zuvor sagen wir: „Denn Du hörst das Gebet jedes Mundes.“ Das heißt, sogar ein Mund, der nicht erwünscht ist, wird vom Schöpfer gehört, denn es steht geschrieben: „jedes Mundes“, also auch, wenn er nicht erwünscht ist. Und danach heißt es: „Deines Volkes Israel, in Barmherzigkeit“, was bedeutet, dass nur ein Gebet, das in Barmherzigkeit ist, gehört wird – und sonst nicht.

Man muss wissen, dass die ganze Schwere, die es in der Arbeit für den Schöpfer gibt, aus der Gegensätzlichkeit entsteht, die auf jedem Schritt und Tritt herrscht. Zum Beispiel gibt es eine allgemeine Regel, dass der Mensch demütig sein soll. Wenn man jedoch in dieser Richtung zu weit geht, obwohl die Weisen sagten: „Sei sehr, sehr demütigen Geistes“ (Avot 4,4), bedeutet dies dennoch nicht, dass man völlig annulliert sein soll. Denn es ist bekannt, dass der Mensch gegen die ganze Welt gehen und sich nicht der Vielzahl der in der Welt herrschenden Meinungen beugen oder sich vor ihnen annullieren soll, wie es geschrieben steht: „Und sein Herz war mutig auf den Wegen des Schöpfers“ (2. Chronik 17,6). Daher kann diese Regel nicht als vollkommen gelten.

Und wenn man in das andere Extrem geht, also in den Stolz, ist das ebenfalls nicht richtig, denn „jeder, der sich erhebt“, spricht der Schöpfer, „Ich und er können nicht in einer Wohnung verweilen“ (Sota 5a). Ebenso finden wir Gegensätzlichkeit in der Frage der Leiden. Wenn der Schöpfer einem Menschen Leiden sendet, und wir glauben müssen, dass der Schöpfer gut und gütig ist, dann folgt daraus, dass die Leiden, die Er sendet, zum Wohl des Menschen sind. Warum also beten wir, dass der Schöpfer die Leiden von uns nehme?

Bezüglich der Leiden muss man wissen, dass sie nur kommen, um den Menschen zu korrigieren, damit er geeignet wird, das Licht des Schöpfers zu empfangen. Die Aufgabe der Leiden besteht darin, den Körper zu reinigen, wie unsere Weisen sagten: „Wie Salz das Fleisch mild macht, so reinigen Leiden den Körper“ (Berachot 5a). Das Gebet aber wurde eingesetzt, um anstelle der Leiden zu stehen – auch das Gebet reinigt den Körper. Da jedoch das Gebet als „Weg der Tora“ bezeichnet wird, wirkt es stärker auf die Läuterung des Körpers als Leiden. Daher ist es eine Mizwa (Gebot), über die Leiden zu beten, da daraus eine zusätzliche Güte für den Menschen selbst und für die Gesamtheit entsteht.

Diese Gegensätzlichkeit verursacht beim Menschen Schwere und Unterbrechungen in der Arbeit für den Schöpfer. Er kann seine Arbeit nicht fortsetzen und fühlt sich schlecht. Es scheint ihm, dass er nicht würdig ist, das Joch des Himmelreichs auf sich zu nehmen „wie ein Ochse zum Joch und wie ein Esel zur Last“. Zu dieser Zeit wird er „unerwünscht“ genannt.

Doch da seine ganze Absicht darin liegt, den Aspekt des Glaubens, genannt Malchut, heranzuziehen – das heißt, „die Shechina aus dem Staub zu erheben“, und sein Ziel darin besteht, dass der Name des Schöpfers in der Welt groß werde und die heilige Shechina nicht die Gestalt von Arm und Dürftig annehme, so „hört der Schöpfer das Gebet jedes Mundes“. Das heißt, auch von einem Menschen, der nicht so erwünscht ist, der in sich fühlt, dass er noch fern von der Arbeit des Schöpfers steht.

Und das ist die Bedeutung von „Denn Du hörst das Gebet jedes Mundes“. Wann hört Er das Gebet jedes Mundes? Wenn Dein Volk Israel in Barmherzigkeit betet – das heißt in einfacher Barmherzigkeit. Wenn der Mensch betet, um „die Shechina aus dem Staub zu erheben“, also den Glauben zu empfangen.

Das gleicht einem Menschen, der drei Tage nichts gegessen hat. Wenn er dann jemanden bittet, ihm etwas zu essen zu geben, bittet er nicht um Überfluss oder Luxus, sondern einfach darum, dass man ihm etwas gebe, um seine Seele zu beleben.

Ebenso ist es in der Arbeit des Schöpfers: Wenn der Mensch sich zwischen Himmel und Erde stehen sieht, bittet er den Schöpfer um nichts Überflüssiges, sondern nur um das Licht des Glaubens, dass der Schöpfer seine Augen erleuchte, damit er den Aspekt des Glaubens auf sich nehmen könne. Das wird genannt „die Shechina aus dem Staub zu erheben“. Dieses Gebet wird von „jedem Mund“ angenommen – in welchem Zustand der Mensch sich auch befindet, wenn er um die Belebung seiner Seele im Glauben bittet, wird sein Gebet angenommen.

Und das heißt „in Barmherzigkeit“ – wenn sein Gebet nur darin besteht, dass man sich seiner von Oben erbarme, damit er seine Lebenskraft aufrechterhalten kann. Und das ist die Bedeutung dessen, was im Sohar geschrieben steht: dass das Gebet des Armen, das heißt, dass das Gebet desjenigen, der in Bedürftigkeit und im Mangel der heiligen Shechina betet, sofort angenommen wird.

überarbeitet, EY, 28.10.2025

Shamati 112. Die drei Engel

Ich hörte zum Wochenabschnitt Wajera, im Oktober 1942

Verstehe:

  1. Die Angelegenheit der drei Engel, die Abraham während seiner Beschneidung besuchen kamen
  2. und die Angelegenheit, dass der Schöpfer ihn besuchen kam, und was Er ihm während Seines Besuchs sagte
  3. und dass der Besucher, wie die Weisen sagten, ein Sechzigstel von der Krankheit wegnimmt
  4. und die Angelegenheit der Trennung von Lot
  5. und die Angelegenheit der Zerstörung von Sodom und Gomorra
  6. und die Angelegenheit der Bitte von Abraham, Sodom nicht zu zerstören
  7. und die Angelegenheit der Frau von Lot, die zurückblickte und sich in eine Salzsäule verwandelte
  8. und die Angelegenheit der Täuschung der Menschen von Schechem durch Simon und Levi, bezüglich der Beschneidung, als sie sagten: „Denn eine Schmach wäre das für uns.“
  9. Die Angelegenheit der zwei Abtrennungen, die von Lot ausgingen, die in den Tagen von David und Salomon ausgelöscht wurden und die einander entgegengesetzt sind.

Um das oben Gesagte zu verstehen, werden wir der Sache vorausschicken, dass uns bekannt ist, dass wir in jeder Sache Olam (Welt) – Shana (Jahr) – Nefesh (Seele) unterscheiden. Daher gilt auch bei der Beschneidung, welche den Abschluss eines Bundes der Haut bedeutet, die Angelegenheit von Welt – Jahr – Seele. (Es gibt vier Bünde: Augen, Zunge, Herz und Haut. Und die Haut schließt alle ein.)

Die Haut, welche die Vorhaut ist, stellt die Bchina Dalet (Vierte Unterscheidung) dar, die man zu ihrem Ort hin entfernen muss, also in den Staub, was Malchut an ihrem Platz darstellt. Die Bedeutung davon ist das Herabsenken von Malchut zu einem Zustand von Staub. Wie es geschrieben steht: „Der Vater gibt das Weiße“, also dass er Malchut von allen 32 Wegen an ihren Platz herabsenkt. Und wir stellen fest, dass die Sefirot von der Awiut der Malchut der Eigenschaft des Gerichts gereinigt wurden, die in ihnen war, da wegen Malchut das Zerbrechen stattfand.

Und danach gibt die Mutter die Röte, wenn sie die durch Bina versüßte Malchut empfängt, die „Erde“ und nicht „Staub“ genannt wird.

Denn in Malchut unterscheiden wir zwei Aspekte:

  1. die Erde
  2. den Staub.

Erde heißt Malchut, welche die Versüßung von Bina hat und die da heißt: „Malchut, die zu Bina aufgestiegen ist.“

Staub heißt „Malchut an der Stelle von Malchut“, Midat ha Din, also die Eigenschaft des Gerichts.

Und zu der Zeit, als Abraham Isaak zeugen musste, der die Gesamtheit Israels darstellt, musste er sich durch die Beschneidung reinigen, damit die Gesamtheit Israels in Reinheit hervorgehen würde. Und die Beschneidung wird in Hinsicht auf ihre Nefesh (Seele) „Beschneidung“ genannt, also die Angelegenheit der Entfernung der Vorhaut und deren Wegwerfen an einen Ort des Staubes. Und der Aspekt der Welt (Olam) in der Beschneidung heißt Zerstörung von Sodom und Gomorra.

Und das Ineinanderfügen der Seelen in der Welt (denn „Welt“ bedeutet das Ineinanderfügen[1] von vielen Seelen) heißt Aspekt von Lot. Und die Beschneidung im Aspekt von Olam wird Zerstörung von Sodom genannt. Und die Heilung der Beschneidungsschmerzen wird die Rettung von Lot genannt. „Lot“ kommt vom Wort „verfluchtes Land“, Bchina Dalet genannt.

Wir sollten wissen, dass der Mensch, als er der Dwekut (Anhaftung) an den Schöpfer würdig wurde, wenn er die Übereinstimmung der Form hat und sein einziger Wille nur das Geben ist und nichts für seinen eigenen Nutzen zu empfangen, er zu einem Zustand gelangt, in dem er keinen Raum für die Arbeit hat. Denn für sich selbst benötigt er nichts. Und was den Schöpfer betrifft sieht er, dass es dem Schöpfer an nichts mangelt. Also bleibt er ohne Arbeit stehen. Und dies verursacht ihm den großen Schmerz der Beschneidung, da die Beschneidung ihm Raum für die Arbeit verursachte, denn „Beschneidung“ heißt das Entfernen des Willens für sich zu empfangen.

Wir sehen, dass indem er den Willen zu empfangen entfernte, der ihn nun nicht mehr beherrscht, er nichts mehr zu seiner Arbeit hinzufügen kann. Dafür gibt es eine Korrektur. Sogar nachdem er bereits würdig wurde, sich selbst vom Willen zu empfangen zu beschneiden, blieben in ihm doch Funken von Bchina Dalet, die ebenfalls auf eine Korrektur warten. Und sie werden nur mittels der Anziehung der Lichter von Gadlut (Erwachsenenzustand) versüßt. Und dadurch hat er schon Raum für die Arbeit.

Und dies ist die Bedeutung davon, dass der Urvater Abraham Schmerzen nach der Beschneidung verspürte. Und der Schöpfer kam ihn besuchen. Der Engel Rafael heilte ihn von diesen Schmerzen (und man kann nicht sagen, dass die Anordnung der vier Engel so ist, dass Michael auf der Rechten, Gabriel auf der Linken, vorne Uriel und dahinter Rafael ist, welcher Malchut mit der Andeutung auf Westen ist. Er heilt die Malchut, nachdem die Vorhaut entfernt wird, damit es mehr Platz zum Arbeiten gibt).

Und der zweite Engel kam, um Sodom zu zerstören. Dies bedeutet, dass die Entfernung der Vorhaut im Aspekt Nefesh (Seele) Beschneidung genannt wird, und im Aspekt Olam (Welt) wird sie „die Zerstörung von Sodom“ genannt. So wie schon gesagt, bleiben nach der Entfernung der Vorhaut Schmerzen zurück, und diese Schmerzen müssen dann geheilt werden. Wie bei der Zerstörung Sodoms wird die Heilung „die Rettung von Lot“ genannt, aufgrund der zwei guten Trennungen, die in der Zukunft hervorkommen werden.

Es ist sehr schwer, die Sache der guten Trennungen zu verstehen. Wenn es eine Trennung ist, wie kann sie dann gut sein? Denn nach der Entfernung der Vorhaut kommt der Schmerz. Dies  ist so, weil kein Raum für Arbeit ist, und diese Trennungen, also die Funken, die von Bchina Dalet geblieben sind, geben ihm Raum für die innerliche Arbeit, dadurch, dass er sie korrigieren muss.

Sie können nicht korrigiert werden, bevor die Vorhaut entfernt wurde, denn zuvor müssen die 248 Funken erhoben und  korrigiert werden. Und danach korrigiert man die 32 Funken, die „steinernes Herz“ genannt werden. Daher muss er zuvor die Vorhaut von allem vollständig entfernen.

Dies ist die Bedeutung dessen, dass es ein Geheimnis geben muss, welches man nicht vorher kennen darf, dass sie in der Form von Reshimo bleiben sollten. Und das ist die Bedeutung von Sod (Geheimnis): anhand der Korrektur der Beschneidung, was die Abtrennung von Jessod (die Grundlage) ist, was die Abtrennung von Jud (erster Buchstabe in Jessod) bedeutet. Dann wird Sod zu Jessod.

Das ist die Bedeutung vom Engel Rafael, der danach ging, um Lot wegen der „guten Trennungen“ zu retten. Dies ist die Bedeutung von Ruth und Naomi, welche der Aspekt von Mocha (Verstand) und Liba (Herz) sind.

„Ruth“ kommt vom Wort Re´uja (würdig), wobei Alef beim Aussprechen stumm bleibt. Und Naomi kommt vom Wort Noam (Annehmlichkeit), etwas das dem Herzen angenehm ist. Die beiden wurden danach in David und Salomon versüßt.

Zuvor sagte der Engel jedoch: „Schau nicht hinter Dich“, denn „Lot“ ist Bchina Dalet, wobei er aber immer noch mit Abraham verbunden ist.

„Hinter Dich“ heißt jedoch, dass nach der Bchina Dalet nur Bchina Dalet ohne Versüßung ist. Dies ist das Geheimnis der großen Krokodile, von denen unsere Weisen sagten, dass sie eigentlich ein Lewiatan (Wal, Seeungeheuer) und seine Partnerin sind, welcher die Nukwa tötete und sie für die Gerechten in der Zukunft salzte.

Mit Zukunft ist nach all den Korrekturen gemeint.

Das ist die Bedeutung, warum Lots Frau hinter sich blickte, wie es geschrieben steht: „Und seine Frau blickte hinter ihn und wurde zu einer Salzsäule.“ Aber zuvor muss man sie töten, was die Zerstörung von Sodom bedeutet. Aber Lot, welcher der Aspekt von Lewiatan ist (die Verbindung zwischen Bchina Dalet und Abraham), muss auch gerettet werden.

Das erklärt eine Frage, die die Welt stellt: „Wie konnte der Engel, der Abraham geheilt hat, Lot retten?“ Es besteht doch die Regel: Ein Engel führt nicht zwei Missionen aus. Doch hier ist es ein und dieselbe Sache, denn es muss eine Reshimo von Bchina Dalet bleiben. Aber dies muss ein Geheimnis sein.

Dies bedeutet, dass, bevor er sich selbst beschnitten hat, man nichts davon wissen muss, sondern man muss sie töten. Und der Schöpfer hat sie gesalzen für die Gerechten der Zukunft, wenn „Sod“ (Geheimnis) zu Jessod gemacht wird.

Das ist die Bedeutung des Streites zwischen den Viehhirten Abrahams und den Viehhirten von Lot (Mikne – Vieh – bedeutet spirituelle Besitztümer). Denn Abrahams Vieh war notwendig, um den Aspekt von Abraham zu vergrößern – den Aspekt des Glaubens. Das bedeutet, dass er dadurch größere Kräfte auf sich genommen hat, um über den Verstand zu gehen, da er erkannte, dass man eben auf dem Weg des Glaubens über dem Verstand alle Besitztümer erlangt.

Folglich ist der Grund, warum er die Besitztümer wollte, der, ,,dass diese Besitztümer den Weg bezeugen“, welcher Glauben über dem Verstand genannt wird und ein wahrer Weg ist. Und der Beweis hierfür ist, dass, da ihm von Oben her spirituelle Besitztümer gegeben werden, er sich mithilfe der Besitztümer anstrengt, nur auf dem Weg des „Glaubens über dem Verstand“ zu gehen. Aber er möchte diese spirituellen Besitztümer nicht haben, da sie große Stufen und Erkenntnisse sind.

Es ist daher nicht so, dass er an den Schöpfer glaubt, damit er mit dem Glauben große Erkenntnisse erlangt. Sondern er benötigt große Erkenntnisse, damit er weiß, dass er den wahren Weg geht.

Daher möchte er nach all der Gadlut ausdrücklich den Weg des Glaubens gehen, denn nur so sieht er, dass er irgendetwas tut.

Hingegen war die einzige Absicht der Viehhirten von Lot, Besitztümer und große Erkenntnisse zu erlangen. Dies wird „die Vergrößerung des Aspektes von Lot“ genannt. Lot wird als „das verfluchte Land“ bezeichnet, was der eigene Wille zu empfangen ist, also Bchina Dalet, sei es im Gehirn (Mocha) oder im  Herzen (Liba). Und daher sagte Abraham: „Trenne Dich von mir“, was bedeutet, dass Bchina Dalet sich von ihm trennen soll – von der Bchina Olam ShanaNefesh.

Das ist die Bedeutung der Beschneidung und der Entfernung der Vorhaut. Die Entfernung von Bchina Dalet in Nefesh (Seele) wird Beschneidung genannt. In der Bchina Olam (Welt) wird die Entfernung der Vorhaut „Zerstörung von Sodom“ genannt. In Bchina Shana (Jahr) ist die Hitkalelut (das Ineinanderfügen) vieler Seelen, die Shana genannt werden. Dies ist die Bchina Lot, vom Wort „Fluch“, bezeichnet als „das verfluchte Land.“

Daher sagte Abraham zu Lot: „Trenne Dich von mir.“ Jedoch war Lot der Sohn von Haran, womit die zweite Einschränkung (Zimzum Bet) gemeint ist, genannt „Ein Fluss, der aus Eden hinausfließt, um den Garten zu gießen.“ Und es gibt den Aspekt „jenseits des Flusses“, was außerhalb des Flusses ist, das heißt Zimzum Alef (die erste Einschränkung). Und es gibt einen Unterschied zwischen dem ersten und dem zweiten Zimzum. Im ersten Zimzum stehen die Dinim (Urteile) unter allen Sefirot der Kedusha (Heiligkeit), so wie sie zu Beginn aus der Anordnung des Abstiegs der Welten herausgekommen sind. Im zweiten Zimzum hingegen  sind sie zum Ort der Kedusha aufgestiegen, und sie haben bereits Halt an der Kedusha. Aus dieser Sicht sind sie daher schlimmer als der erste Zimzum. Sie haben keine weitere Ausbreitung.

Das „Land von Kanaan“ stammt vom zweiten Zimzum, welche sehr schlimm sind, da sie einen Halt an der Kedusha haben. Deshalb steht geschrieben: „Sollst du keine Seele leben lassen.“ Bchina Lot jedoch, welche Bchina Dalet ist, muss gerettet werden. Deshalb kamen die drei Engel als Einer; Einer für den Segen des Samens, was als ganz Israel betrachtet wird, was auch auf die Vermehrung und Fortpflanzung in der Tora hinweist. Dies bedeutet die Enthüllung der Geheimnisse der Tora, Banim (Söhne) genannt, vom Wort Hawana (Verständnis). Und all dies kann nur nach der Korrektur der Beschneidung erlangt werden.

Das ist die Bedeutung der Worte des Schöpfers: „Soll ich das, was ich tue, vor Abraham verbergen?“ Denn Abraham hatte Angst vor Sodoms Zerstörung, vielleicht würde er all seine Gefäße zu empfangen verlieren. Deshalb sagte er: „Angenommen, es gäbe da 50 Gerechte in der Stadt“, denn ein ganzer Parzuf besteht aus 50 Stufen. Danach fragte er: „Vielleicht befinden sich dort 45 Gerechte?“, das heißt Awiut von Bchina Gimel, was 40 ist, und Dalet de Hitlabshut (Kleidung), was WaK ist, eine halbe Stufe, was fünf Sefirot sind, usw. Bis er letztendlich fragte: „Angenommen es gibt 10 Gerechte?“ Gemeint ist die Stufe von Malchut, welche nur 10 ist. Als Abraham daher sah, dass nicht einmal die Stufe von Malchut von dort hervorkommen könne, hat Abraham der Zerstörung von Sodom zugestimmt.

Wir sehen, als der Schöpfer ihn besuchen kam, betete er für Sodom, so wie geschrieben steht: „Gemäß ihres Schreiens“, was bedeutet, dass alle im Willen zu empfangen versunken waren. „Allesamt […] und wenn nicht, werde ich es wissen“, was bedeutet, wenn es in ihnen die Eigenschaft des Gebens gibt, dann werden wir [es] wissen, was die Bedeutung der Verbindung ist. Das heißt, Er wird sie mit der Kedusha (Heiligkeit) verbinden.

Und da Abraham sah, dass aus ihnen nichts Gutes hervorkommen würde, stimmte er der Zerstörung Sodoms zu.

Darum steht nach der Trennung Lots von Abraham geschrieben: „Er schlug seine Zelte auf bis Sodom“, dem Wohnsitz des Willens zu empfangen, was auf ihn selbst bezogen ist. Und das ist nur im Lande Israel.

Jenseits des Flusses jedoch, dem ersten Zimzum, der Herrschaft von Bchina Dalet, gibt es keinen Raum für Arbeit. Da sie an ihrem Platz herrscht und siegt. Nur im Lande Israel, dem zweiten Zimzum, findet die ganze Arbeit statt. Das ist die Bedeutung von Abrahams Namen Be Hej Bera`am (Ich erschuf sie mit dem Buchstaben Hej). Das bedeutet, dass das Jud, das dort war, in zwei Hejim geteilt wurde – dem unteren Hej und dem Oberen Hej – und Abraham nahm von der Hitkalelut des unteren Hej in das Obere Hej.

Nun verstehen wir Simon und Levi, welche die Männer von Shechem täuschten. Da Shechem Dina wollte und seine ganze Absicht nur im Willen zu empfangen lag, sagten sie, sie müssten beschnitten werden, das heißt die Gefäße des Empfangens aufgeben. Da ihre ganze Absicht nur im Willen zu empfangen lag, starben sie durch die Beschneidung, dadurch, dass sie den Willen zu empfangen durch die Beschneidung verloren. Und für sie bedeutete das den Tod.

Daraus wird klar, dass sie sich selbst täuschten, da ihre ganze Absicht in Dina, ihrer Schwester steckte. Sie glaubten, dass sie Dina in den Gefäßen des Empfangens bekommen könnten. Nachdem sie daher beschnitten waren und Dina empfangen wollten, konnten sie nur die Gefäße des Gebens benutzen, und die Gefäße des Empfangens hatten sie bei der Beschneidung verloren. Und da ihnen die Funken des Gebens fehlten, da Shechem der Sohn von Chamor (der Esel) war, der nichts außer den Gefäßen des Empfangens kennt, konnten sie Dina in den Gefäßen des Gebens nicht empfangen, was gegen ihre Wurzel ist. Ihre Wurzel ist nur Chamor (der Esel), der Wille zu empfangen, und daher verloren sie in jeder Hinsicht. Dies wird so betrachtet, dass Simon und Levi ihren Tod verursachten. Doch waren sie selbst schuld und nicht Simon und Levi.

Dies ist die Bedeutung der Worte unserer Weisen: „Wenn du einem Verbrecher begegnest, schleppe ihn zum Haus des Studiums.“ Wir müssen verstehen was „Wenn du begegnest“ bedeutet. Es bedeutet, dass man den Verbrecher, gemeint ist der Wille zu empfangen, nicht immer findet. Die Bedeutung hiervon ist eher, dass nicht bei jedem der Wille zu empfangen als Verbrecher angesehen wird. Wenn es jedoch jemanden gibt, der den Willen zu empfangen wie einen Verbrecher empfindet, und er ihn loswerden will, so wie es geschrieben steht: „Immer soll der Mensch den Guten Trieb über den Bösen Trieb stellen. Wenn er siegt, gut; und wenn nicht, sollte er sich mit der Tora beschäftigen; und wenn nicht, sollte er das Shma Israel Gebet lesen; und wenn nicht, sollte er ihn an seinen Todestag erinnern.“[2] Zusammen hat er drei Ratschläge, wobei einer ohne den anderen nicht vollständig ist.

Und jetzt können wir die Frage verstehen, welche die Gemara beendet. Wenn der erste Ratschlag nicht hilft, das heißt „schleppe ihn zum Haus des Studiums“, dann „lies das Shma Israel Gebet.“ Und wenn das nicht hilft, „erinnere ihn an den Tag seines Todes.“

Warum benötigt er daher die ersten zwei Ratschläge, wenn zweifelhaft ist, ob sie ihm helfen werden? Warum sollte er nicht gleich den letzten Ratschlag befolgen, also ihn an seinen Todestag erinnern? Darauf antwortet er [Baal Sulam], dass es nicht bedeutet, dass ein Ratschlag helfen wird, sondern dass alle drei Ratschläge zusammen benötigt werden.

Dies  bedeutet:

  1. Schleppe ihn in das Haus des Studiums, womit die Tora gemeint ist.
  2. Lies das Shma Israel Gebet, was den Schöpfer und die Anhaftung an Ihn bedeutet.
  3. Erinnere ihn an seinen Todestag, was Hingabe bedeutet. Hiermit ist Israel gemeint, das verglichen wird mit einer Taube, die ihren Hals streckt.

Dies bedeutet, dass alle Unterscheidungen eine Einheit sind, was „die Tora und Israel und der Schöpfer sind Eins“ genannt wird.

Für die Unterscheidung der Tora und das Lesen des Shma Israel Gebets kann man die Hilfe von einem Rav bekommen. Aber für die Unterscheidung Israel, welche die Beschneidung ist, was Hingabe ist, muss der Mensch alleine arbeiten.

Und trotzdem besteht auch hierfür eine Hilfe von Oben, so wie unsere Weisen sagten: „Und schließe einen Pakt mit ihm.“ Das bedeutet, dass der Schöpfer ihm hilft, aber trotzdem muss der Mensch beginnen. Das ist die Bedeutung von „erinnere ihn an seinen Todestag“. Wir müssen immer daran denken und es nicht vergessen, da dies das Wesentliche der Arbeit des Menschen ist.

Und im Hinblick auf die Reshimot, welche man zur Rettung von Lot lassen muss, so ist es wegen der „zwei guten Trennungen“, was die Bedeutung von Haman und Mordechai ist. Denn Mordechai, der nur geben möchte, benötigt es nicht, die Lichter von Gadlut heranzuziehen. Aber durch Haman, der alle Lichter seiner Herrschaft einverleiben will, wird der Mensch veranlasst, die großen Lichter von Gadlut an sich zu ziehen.

Nachdem er jedoch die Lichter bereits an sich gezogen hat, darf er sie nicht mehr in den Gefäßen von Haman empfangen, die „Gefäße des Empfangens“ genannt werden, sondern nur in den Gefäßen des Gebens. Das ist die Bedeutung davon, dass geschrieben steht, dass der König zu Haman sagte: „Und tue dies dem Mordechai, dem Juden.“ Dies wird als die Lichter von Haman angesehen, die in den Gefäßen von Mordechai leuchten.

[1] Das hebräische Wort Hitkalelut enthält die Elemente: verbinden aber auch miteinander vermischen, das heißt das eine enthält etwas vom anderen. Das dt. Wort “Ineinanderfügen” gibt diese beiden am ehesten wieder.

[2] Talmud, Traktat Brachot, S. 5

Shamati 111. Hauch, Stimme und Rede

Ich hörte am 2. Juli 1943, in Jerusalem

Es gibt die Unterscheidungen von Hauch, Stimme und Rede, und es gibt die Unterscheidung von Eis[1], und es gibt die Unterscheidung von furchtbar.

„Hauch“ wird Or Choser (zurückkehrendes Licht) genannt, welches vom Massach (Schirm) hervorkommt. Dies ist die Kraft der Begrenzung, und solange nicht in dem Maße empfangen wird, welches ausreichend ist, um „nicht zur Narrheit zurückzukehren“[2], heißt diese „Hauch.“

Und wenn das Maß vollendet ist, dann heißt diese Begrenzung, welche der Massach und das Or Choser sind, „Stimme.“ Die Stimme ist wie eine Warnung, die ihm sagt, die Gesetze der Tora nicht zu übertreten. Sollte er übertreten, hört er bei der Übertretung augenblicklich auf [die Geschmäcker der Tora] zu schmecken. Wenn er deshalb genau weiß, dass, wenn er das Gesetz übertritt, er zu einem Halt kommt, so wahrt er deswegen die Begrenzung.

Und dann kommt er zur „Rede“, welche Malchut darstellt. Dann kann ein Siwug (spirituelle Vereinigung) zwischen dem Schöpfer und seiner Shechina (göttliche Gegenwart) stattfinden, und dann wird auch das Leuchten von Chochma (Weisheit) nach unten ausgebreitet.

Wie bekannt ist, existieren zwei Stufen:

  1. Geben ohne jegliches Empfangen, und
  2. Empfangen, um zu geben.

Wenn er dann sieht, dass er bereits zu einer Stufe gekommen ist, auf der er empfangen kann in der Absicht zu geben, wozu braucht er dann diese Knechtschaft des Gebens in der Absicht zu geben?  Immerhin erhält doch der Schöpfer vom Empfangen [des Menschen] in der Absicht zu geben mehr Zufriedenheit, da das Licht Chochma, welches in die Gefäße des Empfangens gelangt, das Licht des Schöpfungsziels ist. Warum soll er sich dann nicht mit der Arbeit des Gebens, um zu geben, befassen, welches das Licht der Korrektur der Schöpfung ist?

Und dann hört er sofort auf, [die Geschmäcker der Tora] zu schmecken, und bleibt nackt und ohne alles zurück, da das Licht Chassadim (Barmherzigkeit) jenes Licht ist, welches das Licht Chochma bekleidet. Und wenn ihm das Gewand fehlt, so hat er, obwohl er das Licht von Chochma hat, nichts, worin er Chochma einkleiden könnte.

Und dann gelangt er zu dem Zustand, welcher als das „Furchtbare Eis“ bezeichnet wird. Dies ist, weil Jessod von Aba, welcher Chochma gibt, als „schmal an Chassadim und lang in Bezug auf Chochma“ bezeichnet wird. Er [Jessod von Aba] ist Eis. Wenn zum Beispiel Wasser vereist, dann gibt es zwar noch Wasser, doch es fließt nicht weiter nach unten.

Und Jessod von Ima heißt „furchtbar“, was als kurz und breit gilt. „Kurz“ heißt es, da es eine Blockade gegen Chochma gibt – aufgrund der zweiten Einschränkung (Zimzum Bet) gibt es dort kein Chochma, und das ist „furchtbar.“ Deshalb geschieht es mittels der beiden: Chochma breitet sich durch Jessod von Aba aus und Chassadim breitet sich durch Jessod von Ima aus.

[1] Ezechiel 1, 22

[2] Psalm 85, 9

Shamati 110. Ein Feld, das vom Schöpfer gesegnet ist

Ich hörte im Jahr 1943

„Ein Feld, das vom Schöpfer gesegnet ist“.[1] Die heilige Shechina (göttliche Gegenwart) wird „Feld“ (שדה ,Sade) genannt. Und manchmal wird aus dem Feld (Sade, שדה) eine Lüge (Sheker, שקר).[2] Denn das „Waw“ (ו) im „Hej“ (ה) ist die Seele, wobei das „Dalet“ (ד) [von Sade] die heilige Shechina (Göttliche Gegenwart) darstellt. Und in der Zeit, in welcher die Seele in sie gekleidet ist, heißt sie „Hej[3]. Und in der Zeit, wenn der Mensch zum Glauben etwas hinzufügen möchte, zieht er das „Waw“ (ו) nach unten, und daraus wird „Kuf“ (ק).

Dann wird aus dem „Dalet“ (ד) der Buchstabe „Resh“ (ר), in der Form von Armut und Bedürftigkeit, dem Wunsch, mehr hinzuzufügen. Dann verwandelt er sich in „Resh“, in der geheimen Bedeutung von „in seinem Königreich wurde ein Armer geboren“, aus dem Armen (dal) wird ein Bettler (rash). Das heißt, indem er ein „böses Auge“ auf sich selbst richtet, sowohl im Verstand wie auch im Herzen, im verborgenen Sinn von „das Waldschwein knabbert an ihm“[4] weil das Auge abhängig ist, da es zu den Resten zurückkehrt, wobei Sitra Achra (die andere Seite) dazu bestimmt ist, später ein heiliger Engel zu werden.

Und das ist der verborgene Sinn von: „Möge die Herrlichkeit des Schöpfers immerwährend sein.“[6] Da er zu einem Zustand der Wildheit der Tiere des Waldes, im Sinne von „ihr Wüten“, gelangt ist, das heißt, all seine Lebendigkeit wird ausgegossen, und er stärkt sich jedes Mal. Zu dieser Zeit wird er des Zustands von „einem Feld, das vom Schöpfer gesegnet ist“ gewürdigt, wenn aus dem „bösen Auge“ ein „gutes Auge“ wird.

Und dies ist die Bedeutung von „abhängiges Auge.“ Das heißt, es ist in der Schwebe und bleibt ungewiss, [ob er] im bösen Auge oder im guten Auge ist. Und dies ist die verborgene Bedeutung von „zu den Resten zurückzukehren“ und von „Eins gegenüber dem Anderen“, wie unsere Weisen sagten: „Es gab keine solche Freude vor dem Schöpfer wie an dem Tag, als der Himmel und die Erde erschaffen wurden.“ Und das, da letztendlich der Schöpfer „Eins und Sein Name Eins“[8] werden wird, was das Ziel der Schöpfung ist.

Beim Schöpfer hingegen sind die Vergangenheit und die Zukunft gleich. Daher schaut der Schöpfer auf die Schöpfung und sieht ihre Endform, wie sie in Gmar Tikun (Endkorrektur) sein wird, wenn alle Seelen schon in Ejn Sof (Welt der Unendlichkeit) in all ihrer Vollkommenheit enthalten sind, die es in der Endkorrektur geben wird – ihre vollkommene Form befindet sich bereits dort, und es fehlt an nichts.

Aber bei den Empfängern ist offensichtlich, dass sie immer noch etwas vervollständigen müssen, was ihnen zu vervollständigen auferlegt ist. Das ist „was Gott geschaffen hat, um zu tun“[9], also Mängel und Zorn, wobei das der geheime Sinn dessen ist, was die Weisen sagten: „Der Zornige bringt nur Wut hervor.“ Und ebenso: „jeder, der gierig ist, wird wütend“, denn das ist die wahre Form des Willens zu empfangen in seiner wahren Form, wie verächtlich dies auch sein mag.

Und alle Korrekturen bestehen in dessen Umwandlung in die Form „um zu geben“, wobei darin die ganze Arbeit der Unteren besteht. Denn bevor die Welt erschaffen wurde, existierte sie als „Er und Sein Name sind Eins“. Obwohl Sein Name bereits das Er verließ und sich nach außen offenbarte und bereits als „Sein Name“ bezeichnet wird, war Er doch Eins. Und das ist der verborgene Sinn von „Eins gegenüber dem Anderen“.

 

überarbeitet, EY, 17.01.2024

 

[1] 1. Buch Moses 27, 27

[2] Shin (ש) und Sin sind im Hebräischen der gleiche Buchstabe.

[3] Hej ist im Hebräischen auch eine Abkürzung des Tetragramms (eines der Namen des Schöpfers).

[4] Psalm 80, 14

[5] im Hebräischen der Buchstabe „Ajin“, aber auch „Auge“

[6] Psalm 104, 31

[8] Sacharja 14, 9

[9] 1. Buch Moses 2, 3

Shamati 109. Zwei Arten von Fleisch

Ich hörte am 20. Cheshwan

Gewöhnlich unterscheiden wir zwei Arten von Fleisch: Fleisch vom Vieh und Fleisch vom Fisch, und bei beiden gibt es Zeichen von Unreinheit. Die Tora hat uns Zeichen gegeben, durch die wir wissen, wie wir diese vermeiden können, damit wir nicht in den Bereich der Unreinheit fallen, der in ihnen ist.

Beim Fisch gibt sie uns die Zeichen von Flossen und Schuppen. Wenn der Mensch diese Zeichen am Fisch sieht, weiß er, wie er sich vorsehen kann, damit er nicht in den Bereich der Unreinheit fällt. Snapir (Flosse) deutet auf Sone-Pe-Or (hasst-Mund-Licht). Dies bezieht sich auf Malchut, „Mund“ genannt. Alle Lichter kommen von ihr, da sie der Aspekt des Glaubens ist.

Und wenn er sieht, dass er im Zustand des Geschmacks des Staubes ist, zu einer Zeit, in der er am Glauben festhalten sollte, dann weiß er mit Gewissheit, dass er seine Handlungen korrigieren muss. Und dies wird „die Shechina im Staub“ genannt. Man muss beten, um die Shechina aus dem Staube zu erheben.

Kaskeset (Schuppen) bedeutet, dass er zu der Zeit von Snapir unfähig ist, überhaupt zu arbeiten. Vielmehr kommt ihm, wenn er Snapir überwindet, eine Frage bezüglich der Vorsehung in den Kopf, und dies wird Kash [1] (Stroh) genannt. Und so fällt er von seiner Arbeit ab. Später gewinnt er die Oberhand und beginnt über dem Verstand zu arbeiten, und ihm kommt ein weiterer Zweifel hinsichtlich der Vorsehung.

Daraus folgt, dass er zweimal Kash hat, was Kas-Keset (Schuppen) sind. Und jedes Mal, wenn er über dem Verstand siegt, steigt er auf und dann steigt er ab. Dann sieht er, dass er aufgrund der starken Zunahme der Zweifel nicht die Oberhand gewinnen kann. In diesem Zustand hat er keine andere Wahl als den Schöpfer anzurufen, so wie geschrieben steht: „Und die Kinder Israels wehklagten unter der Arbeit und ihr Geschrei stieg zu Gott empor und Er erlöste sie aus Ägypten“, was „von allem Unheil erlösen“ bedeutet.

Unsere Weisen nannten eine berühmte Regel, die der Schöpfer sagt: „Er und Ich können nicht in derselben Bleibe weilen“, das heißt, weil sie einander entgegengesetzt sind. Dies ist so, weil es zwei Körper im Menschen gibt, den inneren und den äußeren Körper. In den inneren Körper kleidet sich die spirituelle Lebenskraft, welche der Aspekt des Glaubens und des Gebens ist, genannt „Verstand und Herz“. Und im äußeren Körper ist die körperliche Lebenskraft, was der Aspekt von Wissen und Empfangen ist.

Und in der Mitte, zwischen dem inneren Körper und dem äußeren Körper, gibt es einen mittleren Körper, der keinen eigenen Namen trägt. Wenn der Mensch jedoch gute Taten vollbringt, dann haftet der mittlere Körper dem inneren Körper an. Und wenn er schlechte Taten vollbringt, dann haftet der mittlere Körper dem äußeren Körper an. So hat jeder entweder körperliche oder spirituelle Lebenskraft.

Da es eine Gegensätzlichkeit zwischen dem Inneren und dem Äußeren gibt, folgt daraus: Wenn der mittlere Körper dem inneren Körper anhaftet, wird dies als der Tod des äußeren Körpers angesehen. Und wenn er dem äußeren Körper anhaftet, ist dies der Tod des inneren Körpers. Dies ist so, weil in diesem Zustand die Wahl im mittleren Körper stattfindet: weiterhin der Kedusha (Heiligkeit) anzuhaften oder im Gegenteil, [dem äußeren Körper anzuhaften].

[1]  Hat im Hebräischen die gleichen Wurzelbuchstaben wie „Kaskeset“.

Shamati 108. Wenn du mich für einen Tag verlässt, werde Ich dich für zwei verlassen

Ich hörte im Jahr 1943 in Jerusalem

Jeder Mensch ist vom Schöpfer durch das Maß des Empfangens entfernt, das in ihm ist. Doch im Allgemeinen ist er bloß entfernt wegen des Willens zu empfangen, der in ihm liegt. Da jedoch der Mensch nicht nach dem Spirituellen strebt, sondern nach den Begierden dieser Welt, so befindet er sich um einen Tag vom Schöpfer entfernt. Das heißt: eine Entfernung von einem Tag, die nur durch einen Aspekt besteht – darin, dass er im Willen zu empfangen für die Begierden dieser Welt versunken ist.

Wenn aber der Mensch sich dem Schöpfer annähert, das heißt, wenn er das Empfangen in dieser Welt aufhebt, so wird er als nah dem Schöpfer bezeichnet. Doch wenn er danach im Empfangen der kommenden Welt strauchelt, dann gilt er als vom Schöpfer entfernt, weil er das Empfangen der Genüsse der kommenden Welt begehrt, und außerdem fällt er zurück in das Empfangen der Genüsse auch dieser Welt. Somit ist er jetzt um zwei Tage vom Schöpfer entfernt:

  1. durch das Empfangen der Genüsse dieser Welt, in die er zurückgefallen ist;
  2. weil er nun den Willen zu empfangen für den Reichtum der kommenden Welt hat. Denn dadurch, dass er sich mit Tora und Geboten beschäftigt, verpflichtet er gleichsam den Schöpfer, ihm eine Gegenleistung für seine Arbeit zu zahlen.

Somit ergibt sich: Anfangs ging er einen Tag und näherte sich der Arbeit des Schöpfers. Danach aber ging er zwei Tage rückwärts. Nun ist der Mensch in zwei Arten von Empfangen bedürftig: des Empfangens dieser Welt und des Empfangens der kommenden Welt. Und dementsprechend folgt, dass er in die entgegengesetzte Richtung gegangen ist.

Der Rat hierfür ist, stets den Weg der Tora zu gehen, was bedeutet: im Geben zu sein. Die Ordnung muss dabei so sein, dass man sich zuerst vor zwei Grundlagen hütet:

  1. dass das Gebot tatsächlich ausgeführt wird,
  2. dass der Genuss am Gebot empfunden wird. Denn der Mensch muss glauben, dass der Schöpfer Genuss daran hat, wenn man Seine Gebote erfüllt.

Folglich muss der Mensch das Gebot in der Tat ausführen und ebenso glauben, dass der Schöpfer Genuss daran hat, wenn der Untere Seine Gebote erfüllt. Und in diesem Punkt gibt es keinen Unterschied zwischen einem großen Gebot und einem kleinen Gebot. Das heißt: Es gibt Genuss für den Schöpfer sogar durch die kleinste Handlung, die man für Ihn tut – und Er erfreut sich daran.

Danach ergibt sich eine Folge, die die Hauptabsicht ist, die der Mensch sehen soll: dass der Mensch Genuss und Freude daran haben soll, dass er seinem Schöpfer Zufriedenheit bereitet. Und hier liegt der Schwerpunkt der Arbeit. Dies wird genannt: „Dient dem Ewigen mit Freude“ (Psalm 100,2). Und dies soll seine Gegenleistung für die Arbeit sein: dass er Genuss und Freude daran empfängt, dass er gewürdigt wurde, den Schöpfer zu erfreuen.

Und dies ist das Geheimnis von: „Und der Fremdling, der in deiner Mitte ist, wird über dich aufsteigen, höher und höher … er wird dir leihen, du aber wirst ihm nicht leihen“ (Deut. 28,43–44). Der „Fremdling“ wird genannt der Wille zu empfangen (wenn er in den Dienst des Schöpfers eintritt, heißt der Wille zu empfangen „Fremdling“, und davor ist er ein vollständiger Goj).

„Er wird dir leihen“ – wenn er Kraft zur Arbeit gibt, gibt er die Kraft nur in Form von Leihe und Ausborgen. Das bedeutet: Wenn er einen Tag in Tora und Geboten gearbeitet hat, und obwohl er die Gegenleistung nicht sofort erhält, glaubt er doch, dass er ihm später Lohn zahlen wird für die Kräfte, die er ihm zur Arbeit gegeben hat. Darum kommt er nach einem Tag Arbeit zu ihm und verlangt die Schuld, die er ihm versprochen hatte, dass er ihm Ersatz gebe für die Kräfte, die der Körper ihm gegeben hat, um sich mit Tora und Geboten zu beschäftigen. Doch er gibt sie ihm nicht. Dann schreit der Fremdling: „Was ist das für eine Arbeit, ohne Lohn zu arbeiten!“ Daher will der Fremdling Israel später keine Kräfte mehr zur Arbeit geben.

„Und du wirst ihm nicht leihen“. Wenn du ihm Nahrung gibst und zu ihm kommst, um zu bitten, er möge dir Kraft zur Arbeit geben, dann sagt er dir, dass er dir keinerlei Schuld zu zahlen hat für die Nahrung, die du ihm gibst. „Denn die Kraft, die ich dir zuvor zur Arbeit gegeben habe, war unter der Bedingung, dass du Besitztümer für mich erwerben würdest. Also beruht alles, was du mir jetzt gibst, auf der vorherigen Bedingung. Und nun kommst du zu mir, dass ich dir weitere Kräfte zur Arbeit gebe, damit du mir neue Besitztümer bringst.“

Dann wird der Wille zu empfangen klug und gebraucht seine Klugheit und beginnt, Rechnungen über die Zweckmäßigkeit der Sache zu machen. Manchmal sagt er, dass er sich mit wenig begnüge, dass ihm die Besitztümer genügen, die er bereits hat – und deshalb will er ihm keine Kräfte mehr geben. Manchmal sagt er, dass der Weg, den du jetzt gehst, gefährlich sei, und vielleicht werden alle Kräfte umsonst sein. Und manchmal sagt er, dass die Mühe größer sei als der Lohn, darum will er dir keine Kräfte zur Arbeit geben.

Und dann, wenn er von ihm Kräfte will, um auf dem Weg des Ewigen zu gehen, in der Absicht zu geben, dass alles nur dazu diene, die Ehre des Himmels zu mehren, dann sagt er: „Was werde ich davon haben?“ – und erhebt die bekannten Einwände wie: „Wer?“ und „Was?“ Das heißt: „Wer ist der Ewige, dass ich auf Seine Stimme hören soll?“ wie die Einwendung des Pharao; oder: „Was ist diese Arbeit für euch?“ wie die Einwendung des Frevlers. Und all das, weil er ein berechtigtes Argument hat, da sie es so miteinander vereinbart hatten. Und dies heißt: Wenn du nicht auf die Stimme des Ewigen hörst, dann erhebt er Einwände, weil du die Bedingungen nicht erfüllst.

Doch wenn du auf die Stimme des Ewigen hörst, das bedeutet: sofort beim Eintritt (und Eintritt wird ein ständiger Vorgang genannt, da man jedes Mal, wenn man einen Abstieg hat, von Neuem anfangen muss, darum heißt dies Eintritt. Und daher gibt es viele Austritte und viele Eintritte), dann sagt er zu seinem Körper: „Wisse, dass ich in den Dienst des Ewigen eintreten will. Meine Absicht ist nur, zu geben, und keinerlei Gegenleistung zu empfangen. Du darfst nicht hoffen, dass du irgendetwas für deine Mühe erhältst, sondern alles ist in der Absicht zu geben.“

Und wenn der Körper fragt: „Welchen Nutzen wirst du von dieser Arbeit haben?“ – das heißt: „Wer ist der Empfänger dieser Arbeit, für die ich Kraft geben und mich abmühen soll?“ Oder er fragt einfacher: „Für wen arbeite ich mit solcher Mühe?“

Dann muss man ihm antworten, dass ich Glauben an die Weisen habe, die sagten, dass man mit abstraktem Glauben über dem Verstand glauben soll, dass der Schöpfer uns so geboten hat, dass wir den Glauben auf uns nehmen, dass Er uns geboten hat, Tora und Gebote einzuhalten. Und man muss auch glauben, dass der Schöpfer Genuss daran hat, wenn wir Tora und Gebote im Zustand des Glaubens über dem Verstand einhalten. Ebenso muss der Mensch in Freude sein, darüber, dass der Schöpfer Genuss und Freude an seiner Arbeit hat.

Folglich finden wir hier vier Bedingungen:

  1. An die Weisen zu glauben, dass das, was sie sagten, wahr ist.

  2. Daran glauben, dass der Schöpfer geboten hat, Tora und Gebote nur mit dem Glauben über dem Verstand zu erfüllen.

  3. Dass es Freude gibt, wenn die Geschöpfe Tora und Gebote auf der Grundlage des Glaubens erfüllen.

  4. Dass der Mensch Genuss, Freude und Wonne daraus empfangen soll, dass er gewürdigt wurde, den König zu erfreuen. Und das Maß der Größe und Wichtigkeit der Arbeit des Menschen wird nach dem Maß der Freude bemessen, die er während seiner Arbeit hervorbringt. Und dies hängt vom Maß des Glaubens ab, das der Mensch in dem Gesagten hat.

Somit folgt: Wenn man auf die Stimme des Ewigen hört, dann gelten alle Kräfte, die man vom Körper erhält, nicht als Leihe, die zurückgezahlt werden müsste – wie oben beschrieben im Fall von „wenn du nicht auf die Stimme des Ewigen hörst“. Und wenn der Körper fragt: „Warum soll ich Kräfte für die Arbeit geben, wenn man mir keinerlei Gegenleistung verspricht?“ – so muss man ihm antworten: „Denn dazu bist du geschaffen. Und was kann ich dir tun, wenn der Schöpfer dich hasst?“ Wie im Sohar gesagt ist, dass der Schöpfer die Körper hasst.

Und noch mehr: Was im Sohar gesagt wird, dass der Schöpfer die Körper hasst – damit ist insbesondere gemeint die Körper der Diener des Schöpfers, weil sie ewige Empfänger sein wollen, da sie auch Reichtum der kommenden Welt empfangen wollen.

Und dies gilt als: „Und du wirst ihm nicht leihen.“ Das heißt: Du musst ihm nichts geben als Gegenleistung für die Kraft, die der Körper dir zur Arbeit gegeben hat. Doch „wenn du ihm leihst“ – wenn du ihm irgendeinen Genuss gibst, so ist dies nur als Leihe, das heißt, er muss dir dafür Kraft zur Arbeit geben, aber nicht umsonst.

Und er ist dir immer verpflichtet, dir Antrieb zu geben – nämlich umsonst. Du gibst ihm keinerlei Genuss, und dennoch forderst du stets von ihm, dass er dir Kraft zur Arbeit gebe. Denn „der Schuldner ist der Knecht des Verleihers“ (Sprüche 22,7). So wird er stets der Knecht sein, und du wirst der Herr sein.

überarbeitet, EY, 30.09.2025

Shamati 107. Die zwei Engel

Ich hörte zum Wochenabschnitt Tezawe im Februar 1943, in Jerusalem

Bezüglich der zwei Engel, die den Menschen am Freitagabend begleiten – ein guter und ein böser Engel:

Der gute Engel heißt „Rechte [Seite]“, da der Mensch sich durch ihn der Arbeit für den Schöpfer nähert. Und das heißt „die Rechte bringt näher“. Und der böse Engel stellt die „Linke [Seite]“ dar, die entfernt. Das heißt, sie bringt ihm fremde Gedanken – sowohl im Verstand als auch im Herzen.

Und wenn der Mensch das Böse überwindet und sich dem Schöpfer nähert – das heißt, er überwindet jedes Mal das Böse und haftet dem Schöpfer an –, dann stellt sich heraus, dass er sich dank beider der Anhaftung an den Schöpfer annäherte. Das bedeutet, sie führten beide eine Aufgabe aus, verursachten nämlich, dass er zur Anhaftung an den Schöpfer kommt. Dann sagt der Mensch: „Kommt in Frieden.“[1]

Und wenn der Mensch bereits seine ganze Arbeit abgeschlossen hat, also die ganze „Linke“ in die Kedusha (Heiligkeit) hineinbrachte, wie es geschrieben steht: „Es gibt keinen Platz, an dem man sich vor Dir verstecken kann“, dann gibt es für den bösen Engel nichts mehr zu tun, da der Mensch bereits die Schwierigkeiten überwunden hat, die das Böse brachte, und dann wird der böse Engel untätig, und der Mensch sagt zu ihm: „Gehet in Frieden.“

[1] „Kommt in Frieden, Engel des Himmels“ – eines der Lieder, die am Freitagabend gesungen werden. In der ersten Strophe heißt es „Kommt in Frieden“ und in der letzten „Geht in Frieden“.

Shamati 106. Was ist die Bedeutung der 12 Challot (geflochtene Brote) am Shabbat?

Ich hörte im August 1942

In den Shabbat-Liedern steht: „[…] wird uns die Geschmäcker von den zwölf Challot offenbaren, welche ein Buchstabe in Seinem Namen sind, vervielfältigt und schwach.“

Wir sollten die Worte des heiligen Ari deuten. Es ist bekannt, dass durch Zimzum Bet zwei „Wawim“ entstanden, also die rechte Seite und die linke Seite. Das ist die Bedeutung der „Vervielfältigung“, vom Wort „vervielfältigen.“ Und dadurch, also durch die Kraft der Korrektur von Zimzum Bet, also durch die Vermischung der Eigenschaft von Rachamim (Barmherzigkeit) mit [der Eigenschaft] von Din (Gericht), wurde Din viel schwächer, als sie es vor der Versüßung war.

Und danach leuchten die zwei „Wawim“ in Malchut, was „die sich versammelnden Sajinim“ sind. Die Sajinim sind Malchut, die „Siebente“ genannt wird und die beide „Wawim“ in sich einschließt.

Und der siebente Tag wird Gmar Tikun (Endkorrektur) genannt, welcher in der Zukunft ist. Aber er leuchtet auch während der „sechs Jahrtausende.“ Und das ist die Bedeutung der „sechs Werktage“, betrachtet als „der Schöpfer hat geschaffen, um es zu fertigen“.[1] Und Shabbat heißt Ruhe (wie es geschrieben steht: „Und am siebenten Tage ruhte Er von all Seinem Werke, das Er gemacht.“).

Dies gilt als Shabbat, der in sechs Jahrtausenden leuchtet, denn dann wird der Shabbat als Ruhe angesehen, was einem Menschen gleicht, der eine Last trägt und in der Mitte des Weges steht, um sich auszuruhen, um aufs Neue Kräfte zu schöpfen. Danach muss er wieder die Last tragen. Am Shabbat von Gmar Tikun dagegen gibt es nichts mehr, was man hinzufügen könnte, und daher gibt es überhaupt keine Arbeit mehr.

[1] 1. Buch Mose 2, 3

Shamati 105. Ein Bastard und weiser Schüler gehen einem ungelehrten Hohepriester voraus

Ich hörte am 1. November 1944, in Tel-Aviv

„Ein Bastard und weiser Schüler geht einem ungelehrten Hohepriester voraus“.

Ein Bastard bedeutet „fremder Gott“ und „grausam“. Indem der Mensch das Verbot übertritt, sich an andere Götter zu wenden, zeugen sie ihm den Bastard.

Sich an andere Götter zu wenden, bedeutet, er paart sich mit der Sitra Achra (andere Seite), was die weibliche Scham ist. Dies wird genannt: „Wer über die Schamteile kommt und einen Bastard daraus gebärt.“

Und der Verstand der Hausherren ist dem Verstand der Tora entgegengesetzt. Daher gibt es Meinungsverschiedenheiten zwischen dem ungelehrten und dem weisen Schüler. Und hier herrscht ein großer Unterschied, wenn der Mensch den Bastard gezeugt hat. Ein weiser Schüler behauptet, dass auch dies vom Schöpfer kommt. Er sagt, dass der Grund für die vor seinen Augen sichtbar werdende Form, also die Form des Bastards, durch den Schöpfer hervorgerufen wurde.

Der Bösewicht jedoch sagt, dies sei nur ein fremdartiger Gedanke, der aufgrund einer Sünde zu ihm gekommen ist und er brauche nichts weiter tun, als seine Sünden zu korrigieren.

Ein weiser Schüler jedoch hat die Kraft zu glauben, dass auch dies, das heißt die gegenwärtige Form, so wie sie ist, dazu da ist, dass er darin ihr wahres Wesen sehen muss.

Gleichzeitig muss er das Joch des himmlischen Königreiches bis zur völligen Hingabe auf sich nehmen. Dies bedeutet, was von geringer Wichtigkeit ist, das allerniedrigste und meist verhüllteste, auch dies muss dennoch zu so einer Zeit dem Schöpfer zugeschrieben werden, dass also der Schöpfer in ihm so ein Bild verursacht hat, welches „fremdartige Gedanken“ über die Vorsehung genannt wird. Und bei so einer Kleinigkeit arbeitet er über dem Verstand, so als hätte er einen großen Verstand in der Heiligkeit. Und ein Hohepriester ist jener, der dem Schöpfer dient, gemäß der Bedeutung „und sie sind viele…“, was bedeutet, dass sie viel Tora und viele Gebote haben und ihnen nichts fehlt.

Wenn daher ein Mensch sich verbindet und irgendeine Ordnung bei der Arbeit auf sich nimmt, dann gilt die Regel, dass ein Bastard, der ein weiser Schüler ist, zuerst kommt. Was bedeutet, er nimmt sein Dasein als Bastard in der Form eines weisen Schülers auf sich. Denn der Schöpfer wird „Weiser“ genannt. Sein Schüler ist derjenige, der vom Mund des Schöpfers lernt. Nur ein weiser Schüler kann sagen, dass alles, also all die während der Arbeit in Erscheinung tretenden Formen vom Schöpfer gekommen sind.

Ein ungelehrter Priester hingegen, auch wenn er dem Herrn dient und groß in der Tora und in der Arbeit ist, jedoch noch nicht würdig wurde, vom Munde des Schöpfers zu lernen, gilt noch nicht als „weiser Schüler“.

Daher kann ihm dieser Zustand in keiner Weise helfen, wahre Vollkommenheit zu erreichen, da er den Verstand der Hausherren hat. Und den Verstand der Tora hat nur, wer vom Munde des Schöpfers lernt. Denn nur ein weiser Schüler kennt die Wahrheit, dass der Schöpfer der Verursacher aller Ursachen ist.

Und nun können wir die Worte der Weisen verstehen: „Rabbi Shimon Ben Menasia studierte alle Etin[1] der Tora. Et  bedeutet vermehren. Dies bedeutet, er fügte jeden Tag Tora und Gebote hinzu – mehr als am vorigen Tage. Und als er zu [dem Vers] „den (Et) Schöpfer, deinen Gott, sollst du fürchten“ kam, hörte er auf. Das bedeutet, er konnte nicht vermehren, sondern gelangte an diesen Punkt, wo er nichts hinzufügen konnte, sondern, Gott bewahre, im Gegenteil.

Und [Baal HaSulam] interpretierte: Rabbi Shimon ben[2] Menasia bedeutet, er habe die Menusa (Flucht) verstanden, was das Flüchten und den Rückzug vom Kriegsort bedeutet. Ebenso Ben Ha`amsuni, das heißt, er hat die Wahrheit verstanden, und verstanden, welche Form die Wahrheit hat. Und er blieb auf seinem Wachposten stehen und konnte nicht vorwärtsgehen, bis Rabbi Akiva kam und den Vers „Et“ erklärte: „Den Schöpfer, deinen Gott, sollst du fürchten“ – die weisen Schüler vermehren. Dies bedeutet, durch die Anhaftung an weise Schüler ist es möglich, Unterstützung zu erhalten.

Mit anderen Worten: Nur ein weiser Schüler kann ihm helfen und nichts anderes. Selbst wenn er groß ist in der Tora, wird er dennoch „ungelehrt“ genannt, wenn er nicht des Lernens vom Munde des Schöpfers würdig wurde.

Daher muss der Mensch sich dem weisen Schüler unterwerfen und ohne Widerrede alles annehmen, was der weise Schüler ihm aufgibt, nur auf dem Wege „über dem Verstand“.

„Das Maß dessen ist länger als die Erde.“[3] Dies bedeutet, die Tora beginnt „nach der Erde“, das heißt, wenn sie größer als die Erde ist. Und es gibt eine Regel, dass nichts in der Mitte begonnen werden kann. Wenn man daher beginnen möchte, ist der Beginn „nach der Erde“, das heißt nach dem „Irdischen“. (Dies ist die Bedeutung von „einem ungelehrten Hohepriester“. Dies bedeutet, sogar wenn seine Arbeit in der Größe geschieht, er aber noch nicht das Licht der Tora erlangt hat, befindet er sich so noch in der Weltlichkeit.)

Um zu liShma (für Ihren Namen) zu kommen, muss man viel in lo liShma (nicht für Ihren Namen) lernen. Dies bedeutet, man muss sich in lo liShma anstrengen und mühen, und dann kann man die Wahrheit sehen, dass man noch nicht liShma erlangt hat. Wenn man sich jedoch zuvor nicht mit großer Kraft anstrengt, kann man die Wahrheit nicht sehen.

Ein anderes Mal hat er [Baal HaSulam] gesagt, dass der Mensch viel Tora liShma lernen muss, um die Wahrheit zu erlangen und zu sehen, dass er für lo liShma arbeitet. Die Arbeit [im Aspekt von] liShma wird Belohnung und Strafe genannt, was Malchut ist. Und Tora [im Aspekt von] lo liShma wird Seir Anpin genannt, was die persönliche Vorsehung ist.

Daher hatten die Könige Israels, die alle die persönliche Vorsehung erlangt hatten, nichts mehr zu tun, da sie nichts mehr hinzuzufügen hatten. Deshalb sagten unsere Weisen, „ein König Israels urteilt weder, noch wird er verurteilt.“ Somit haben sie keinen Anteil an der nächsten Welt, weil sie nichts tun, da sie sehen, dass der Schöpfer alles tut.

Dies ist die Bedeutung von Jesebel, der Frau von Achab. Sie deuteten, dass seine Frau sagte: „Ej Sewel (Wo ist Abfall)?“, was bedeutet „Wo ist Abfall in der Welt?“ Sie sah, dass alles gut war. Und Ach Aw (Achab) bedeutet, dass er Ach (Bruder) für den Aw (Vater) im Himmel war. Aber die Könige aus dem Hause David werden geurteilt, denn die Könige aus dem Hause David hatten die Kraft, den Schöpfer und Seine Shechina (göttliche Gegenwart) zu vereinen, obwohl diese Dinge im Widerspruch zueinander stehen, da die persönliche Vorsehung der Unterscheidung von Belohnung und Strafe entgegengesetzt ist.

Und dies ist die Kraft der großen Gerechten, die den Schöpfer und die Shechina vereinen können, das heißt die persönliche Vorsehung mit Belohnung und Bestrafung. Und genau aus diesen beiden geht die vollkommene und wünschenswerte Vollkommenheit hervor.

[1] der Hebräische Artikel „der, die, das“ in der Pluralform

[2] Ben bedeutet auf Hebräisch Sohn. Auch das Wort lehawin (verstehen) leitet sich davon ab.

[3] Hiob 11, 9

Shamati 104. Und der Verderber saß

Ich hörte am Vorabend des Shabbat, Wochenabschnitt Bereshit, 5703 (1942).

Im Sohar, Abschnitt Noach, steht: „Eine Flut war da, und ein Verderber saß in ihr.“
Es wurde gefragt: Bedeutet nicht schon „Flut“ eine Wasserflut, die selbst Verderben bringt und tötet? Was also heißt es, dass in ihr, das heißt innerhalb der Flut, noch ein Verderber saß? Und weiter: Was ist der Unterschied zwischen der Flut und dem Verderber?

Und er [Baal Sulam] antwortete: Die Flut bezeichnet körperliche Leiden, das heißt Leiden des Körpers. Doch in ihnen, innerhalb dieser Leiden des Körpers, gibt es noch einen Verderber, der das Spirituelle verdirbt. Das bedeutet: Die Leiden des Körpers führen ihn zu fremden Gedanken, bis diese fremden Gedanken seine Spiritualität verderben und töten.

überarbeitet, EY, 29.09.2025

Shamati 103. Von jedem Menschen, dessen Herz willig ist

Ich hörte am Shabbatabend, zum Wochenabschnitt BeReshit, im Oktober 1942

„Von jedem Menschen, dessen Herz willig ist, nehmet Meine Spende.“[1] Das ist die geheime Bedeutung von „der Stoff meiner Spende aus der Heiligkeit“. Mit anderen Worten: Wie kommt der Mensch zum Zustand der Spende? Durch die Heiligkeit.

Die Erklärung davon ist, dass, wenn der Mensch sich selbst durch das heiligt, was ihm erlaubt ist, er dadurch zum Zustand der Spende gelangt, welche die Heilige Shechina (Göttliche Gegenwart) darstellt, die da heißt „Meine Spende“. Und das ist die Bedeutung [des Verses]: „Von jedem Menschen, dessen Herz willig ist.“ Sein ganzes Herz meint, dass, wenn er sein ganzes Herz gibt, er Meiner Spende gewürdigt wird, das heißt, der heiligen Shechina anzuhaften.

Im Vers „an seinem Hochzeitstage, am Tage seiner Herzensfreude“ bedeutet „an seinem Hochzeitstag“ auf einer niedrigeren Stufe zu sein, welche die Niedrigkeit ist. Wenn ein Mensch auf sich nimmt, dem Schöpfer aus Niedrigkeit zu dienen, und er damit einher Freude an der Arbeit hat, dann ist das eine wichtige Stufe. Und dann heißt er „Bräutigam der Heiligen Shechina“.

[1] 2. Buch Mose 25, 2

Shamati 102. Und ihr sollt Euch nehmen eine Frucht vom Baum Hadar

Ich hörte am Tag von Ushpisin de Josef

Der Vers „Und ihr sollt Euch nehmen […] eine Frucht vom Baum Hadar (Ez Hadar)“[1] bedeutet der Aspekt eines Gerechten, genannt „ein Baum, der Früchte trägt“. Dies ist der ganze Unterschied zwischen der Kedusha (Heiligkeit) und der Sitra Achra (andere Seite), dass „ein anderer Gott unfruchtbar ist und keine Früchte trägt“. Ein Gerechter hingegen wird Hadar (Pracht) genannt, weil er eine Frucht erzeugt, er wohnt (dar) in seinem Baum von Jahr zu Jahr. Daher steht bei Josef geschrieben: „Er ist der Ernährer (Mashbir) aller Völker der Länder“, indem er sie mit den Früchten, die er hatte, ernährte. Und sie hatten keine Früchte. Und so fühlte jeder seinen Zustand, ob er von der guten Seite war oder umgekehrt.

Und dies ist die Bedeutung von: „Und Josef versorgte […] mit Brot gemäß dem Wunsche der Kleinen.“ „Die Kleinen“ werden GaR genannt, gemäß dem Geschriebenen „und sie sollen zum Denkband zwischen deinen Augen sein“, was die Tefillin (Gebetsriemen) des Kopfes sind. Aus diesem Grund wird Josef der „Sohn der Alten“, „weiser Sohn“, genannt. Dies ist die Bedeutung von „ich wurde gesandt, um am Leben zu erhalten“, was das „Licht von Chaja“ ist, welches als GaR betrachtet wird.

Dies ist die tiefe Bedeutung des Verses: „Und Ich habe dir einen Shechem (Teil) über deinen Brüdern gegeben, den ich nahm aus der Hand des Amoriters mit meinem Schwerte und mit meinem Bogen.“ (Rashi erklärt: Seine [Josefs] Söhne nahmen zwei Teile. Und „Shechem“ bedeutet „glatt“.) Dies bedeutet, durch seine Söhne, weil Söhne „Früchte“ genannt werden. Und dies gab er Josef.

Dies ist die Bedeutung dessen, was über Saul geschrieben steht: „Von seinen Shechem (Schultern) aufwärts war er größer als jeder im Volk.“ Und dies ist die tiefe Bedeutung von: „Du hast einen Mantel, sei du unser Herrscher.“[2] Und dies ist die tiefe Bedeutung von: „Die Kleinen, warum kommen sie? Um ihre Überbringer zu belohnen.“ Und er fragte: „Warum benötigen sie die Weisheit, wo das Studium doch nicht das Wichtigste ist, sondern die Handlung?“ Und er entgegnete: „Um ihre Überbringer zu belohnen“, da die Weisheit die Handlung hervorbringt.

In der Sache des Streits zwischen Saul und David gab es keinerlei Makel an Saul. Als daher „Saul ein Jahr König war“, musste er die Herrschaft nicht verlängern, da er alles in kurzer Zeit beendet hatte. David hingegen musste vierzig Jahre regieren. David war Sohn von Juda, Sohn der Lea, der verborgenen Welt. Saul hingegen war von Benjamin, der der Sohn der Rachel ist, der enthüllten Welt, und [er] stand somit im Gegensatz zu David. Daher sagte David: „Ich bin Frieden (Shalom)“, was bedeutet: Ich gebe allen und ich liebe alle, „wenn ich jedoch spreche, sind sie für den Krieg.“

Und so stand Absalom (Awshalom) entgegengesetzt zu David. Dies ist die Bedeutung der Sünde von Jerobeam, dem Sohn des Nebat. Der Schöpfer griff seine Kleider und sagte zu ihm: „Ich und du und der Sohn des Isai (= David) werden im Garten Eden wandeln.“ Und er fragte: „Wer führt an?“ Und der Schöpfer antwortete ihm: „Der Sohn des Isai führt an.“ Da antwortete er: „Will nicht.“

Und Tatsache ist, dass in der Anordnung der Stufen zuerst die verborgene Welt und dann die enthüllte Welt kommt. Dies ist die Bedeutung von: „Ich habe alles.“ „Ich habe viel.“ „Viel“ ist GaR, „alles“ ist WaK. Dies ist die Bedeutung von: „Wie soll Jakob stehen, denn er ist klein?“ Und dies ist die Bedeutung davon, dass Jakob ihm das Erstgeborenenrecht nahm. Denn danach bekam er „alles“, da er nun auch GaR hatte. Und dies gelangte durch Josef zu ihm, durch „und Josef versorgte“.

Dies ist die Bedeutung von: „Denn Lea war verhasst.“ Denn von ihr gehen aller Hass und alle Streitigkeiten aus, die unter weisen Schülern herrschen. Und dies ist auch die Bedeutung des Streits zwischen Shamai und Hillel. Und für die Zukunft, wenn die zwei Lager vereint sein werden, das heißt das Lager von Josef und das Lager von Juda. Und dies ist die Bedeutung dessen, was Juda zu Josef sagte: „Oh, mein Herr“, weil da die Vereinigung von Juda und Josef war. Aber Juda muss führend sein.

Und dies erklärt, dass der heilige Ari der Messias, Sohn des Josef war. Deshalb konnte er solch eine Weisheit enthüllen. Da er die Erlaubnis von der enthüllten Welt hatte. Und dieser Streit rührte her von: „Und die Kinder kämpften in ihr“, da Esau die begehrenswerten Kleider hatte, die Rebekka hatte.

[1] 3. Buch Mose 23,40

[2] Jesaja 3,6

Shamati 101. Ein Kommentar zum Lied „Dem Sangmeister auf Shoshanim“

Ich hörte am 28. Februar 1943

Für den Sangmeister, den, der bereits gesiegt hat.

Auf Shoshanim (Rosen). Gemeint ist die heilige Shechina, was die Wandlung betrifft von der Trauer zum Feiertag und zur Sasson (Freude) – dies wird im Hebräischen ähnlich geschrieben wie Shoshanim. Und weil es in ihr viele Zustände gibt – Aufstiege und Abstiege – heißen die Abstiege Shoshanim, vom Ausdruck „stumpft seine Shinaim  (Zähne) ab“. Denn die Fragen des Bösewichts sollen nicht beantwortet werden, sondern eher seine Zähne abstumpfen. Und von den vielfältigen Schlägen, das heißt vom vielen Abstumpfen seiner Zähne, gelangen wir zu den Shoshanim (Rosen). Daher sind viele Aspekte von Sasson (Freude) enthalten, weshalb darüber in der Mehrzahl – Shoshanim – gesprochen wird.

Von den Söhnen des Korach, vom Wort karacha (kahl), was bedeutet, dass das Haar ausgefallen ist.

Searot (Haare, שערות) bedeutet Hastarot (Verborgenheiten, הסתרות), vom Wort Seara (Sturm, סערה). Und bekannt ist: „Die Belohnung entspricht der Mühe.“ Das heißt, wenn Searot (Stürme, סערות) bestehen, dann ist Raum für die Arbeit, und wenn er korrigiert, kommt über die Seara (Sturm, סערה) der Zustand Seara (Haar, שערה), nach der Art von: „Dies ist das Tor zum Schöpfer.“ Und wenn der Mensch alle Stürme korrigiert und nichts Verborgenes mehr hat, dann hat er keinen Raum mehr für Arbeit und daher auch keinen Raum mehr für Belohnung.

Daraus folgt, dass zu Zeiten, in denen der Mensch den Zustand Korach erreicht, er den Glauben nicht weiter fortführen kann, genannt „Tor zum Schöpfer“. Denn, wenn es dort kein Tor gibt, kann man nicht in den Palast des Königs eintreten. Denn der Glaube ist die Grundlage, auf der das ganze Gebäude aufgebaut wird.

„Die Söhne des Korach“ stammt vom Wort Bina. Sie haben verstanden, dass Korach eine Erscheinung von smol (links) ist, von wo die Hölle sich ausbreitet. Deshalb wollten sie die Freundschaft fortsetzen, die sie vorher hatten, noch von der Zeit, wo sie im Zustand von „Oh Schöpfer, ich habe von Dir gehört, Dir zugehört und fürchtete mich“[1] waren. Dies bedeutet, dass sie mit der Kraft, die sie aus der Vergangenheit fortführten, die Kraft hatten, die Zustände zu ertragen und von Erfolg zu  Erfolg zu gehen. Dies ist die Bedeutung von „die Söhne Korachs starben nicht“. Das heißt, sie haben verstanden, dass, wären sie weiter im Zustand von Korach verblieben, sie nicht in der Lage gewesen wären weiterzuleben, also sind sie nicht gestorben.

Maskil (Gelehrter), ein Liebeslied. Dies bedeutet, dass sie gelernt haben, dass das Maß der Freundschaft mit dem Schöpfer vollkommen ist.

Aufwallt mein Herz. Das Überfließen des Herzens geschieht auf dem Wege „vom Herzen zum Mund enthüllt er nicht“. Das heißt, dem Munde kann nichts entlockt werden, was nur der Empfang im Herzen ist, so wie mit den Lippen geflüstert.

In schöner Rede. Glauben (Emuna) wird „eine schöne Rede“ genannt.

Ich sage: „Meine Handlung ist für den König.“ In Zeiten, wo er das Licht des Glaubens erhält, sagt er „meine Handlung ist für den König“ und nicht für ihn selbst. Und dann erlangt er den Zustand „meine Zunge ist der Griffel eines geübten Schreibers“, wenn ihm die Erkenntnis der geschriebenen Tora verliehen wird, was die Bedeutung der Zunge Moses ist.

Schön bist Du vor Menschensöhnen. Wenn er zur heiligen Shechina sagt, dass ihre Schönheit von den Menschensöhnen ist. Das heißt von dem, was die Menschensöhne über sie denken, dass sie unbedeutend ist, gerade dadurch entsteht die Schönheit.

Ausgegossen ist die Anmut über deine Lippen. Die Anmut gehört besonders zu Dingen, die man nicht lobpreisen kann, die wir dennoch wirklich wollen. Dann sagen wir, dass sie anmutig sind.

Über Deine Sefataim (Lippen) bedeutet an den Sofot (Enden), was bedeutet, dass er vom Ende der Welt bis zu ihrem Ende sah.

[1] Sohar, BeReshit 4,7

Shamati 100. Die schriftliche und die mündliche Tora – 1

Ich hörte zum Wochenabschnitt Mishpatim im Jahr 1943

Die schriftliche Tora ist die Stufe der „Erweckung von oben“, und die mündliche Tora ist die „Erweckung von unten.“ Und sie beide zusammen heißen: „Sechs Jahre soll er dienen; und im siebenten Jahr soll er frei ausgehen.“[1]

Denn die Hauptarbeit findet eben dort statt, wo Widerstand vorhanden ist. Und dies wird „Welt“ (Alma) genannt, vom Wort „Verhüllung“ (He‘elem). Denn in der Zeit der Verhüllung besteht Widerstand, und gerade dann gibt es Raum für Arbeit.

Und darin besteht der geheime Sinn der Aussage der Weisen: „Sechstausend Jahre wird die Welt bestehen, und eines wird verwüstet sein“[2] Das bedeutet: [Sechstausend Jahre – das heißt die ganze Zeit der Verhüllung – gibt es Arbeit, und] im siebten Jahrtausend wird diese Verhüllung aufgehoben.
Dann gibt es keine Arbeit mehr, [weil kein Widerstand mehr besteht.]

Doch der Schöpfer macht ihm Flügel – das ist die Stufe der Bedeckungen (Kisu’im) –, damit der Mensch Arbeit habe.

[1] 2. Buch Mose 21, 2

[2] Sanhedrin 97a

überarbeitet, EY, 27.10.2025

Shamati 99. Ob jemand ein Frevler oder ein Gerechter sein wird, wird nicht gesagt

Ich hörte am 21. Ijar in Jerusalem

Rabbi Chanina bar Pappa lehrte: „Jener Engel, der über die Empfängnis eingesetzt ist, sein Name ist Laila (Nacht). Er nimmt einen Tropfen, stellt ihn vor den Schöpfer und sagt: ‚Herr der Welt, was soll aus diesem Tropfen werden: ein Starker oder ein Schwacher, ein Weiser oder ein Dummer, ein Reicher oder ein Armer?‘ Frevler oder Gerechter aber sagte er nicht“ (Nidda 16b).

Dies ist nach der Regel zu erklären, dass es unmöglich ist, dass ein Dummer ein Gerechter werde, wie unsere Weisen sagten: „Ein Mensch sündigt nur, wenn der Geist der Dummheit in ihn eingedrungen ist“ (Sota 3a). Umso mehr gilt dies für jemanden, der sein ganzes Leben dumm ist. Wer also als Dummer geboren wird, hat keine Wahl, da über ihn bestimmt wurde, dass er dumm ist. Wenn also gesagt wird: „Frevler oder Gerechter sagte er nicht“, so deshalb, damit der Mensch die Wahl habe. Doch was ist der Nutzen, wenn er nicht sagt: „Frevler oder Gerechter“? Wenn doch bestimmt ist, dass er dumm sei, ist er dadurch automatisch so, als sei er zum Frevler bestimmt.

So müssen wir die Worte unserer Weisen verstehen: „Rabbi Jochanan sagte: Der Schöpfer sah, dass die Gerechten wenige waren. Da pflanzte Er sie in jede Generation, wie geschrieben steht: ‚Denn des Ewigen sind die Stützen der Erde, und Er hat die Welt auf sie gegründet‘“ (1. Samuel 2,8). Rashi kommentiert: „‚Und Er hat die Welt auf sie gegründet‘ – Er zerstreute sie in allen Generationen, damit sie Stützen, Erhalt und Grundlage seien, um die Welt zu erhalten“ (Joma 38b).

„Sie sind wenige“ bedeutet, dass sie sich vermindern und weniger werden. Was tat der Schöpfer also, damit sie sich vermehren? Er pflanzte sie in jede Generation. Doch was ist der Nutzen, dass sie dadurch mehr werden? Was ist der Unterschied, ob alle Gerechten in einer Generation oder über alle Generationen verteilt sind? Werden es durch die Verteilung wirklich mehr?

Um dies zu verstehen, müssen wir die Worte unserer Weisen näher betrachten, dass der Schöpfer über den Tropfen bestimmt, ob er weise oder dumm wird. Das heißt: Wer schwach geboren ist, ohne Kraft, seine Neigung zu überwinden, mit schwachem Verlangen und ohne besondere Fähigkeiten – und auch in der Zeit der Vorbereitung, wenn er mit der Arbeit des Schöpfers beginnt, muss er geeignet sein, die Tora und die Weisheit zu empfangen. Es steht geschrieben: „Er gibt den Weisen Weisheit“ (Daniel 2,21). Man könnte fragen: Wenn sie bereits weise sind, warum brauchen sie noch Weisheit? Sollte es nicht heißen: „Er gibt den Dummen Weisheit“?

Die Erklärung ist: Ein Weiser wird jener genannt, der nach Weisheit verlangt, auch wenn er sie noch nicht besitzt. Da er jedoch ein Verlangen hat – und Verlangen wird als Kli (Gefäß) bezeichnet –, ist er ein Kli, in das die Weisheit leuchten kann.

Daraus folgt: Wer dumm ist, das heißt, wer kein Verlangen nach Weisheit hat und dessen ganzes Streben nur auf die eigenen Bedürfnisse gerichtet ist, der hat keinerlei Sehnsucht nach Spiritualität. Im Hinblick auf das Geben ist der Dumme vollkommen unfähig – er ist zu keiner Form des Gebens imstande.

Wie also kann ein Mensch, der mit solchen Eigenschaften geboren wurde, jemals die Stufe eines Gerechten erreichen? Daraus folgt, dass er keine Wahl hat.

Was also ist der Nutzen daran, dass gesagt wurde: „Ob ein Mensch ein Frevler oder ein Gerechter sein wird, sagt er nicht“ – damit er eine Wahl habe? Da er dumm und schwach geboren wurde, ist er von vornherein nicht imstande, irgendeine Wahl zu haben, da er zu keinerlei Überwindung und zu keinem Verlangen nach der Weisheit des Schöpfers fähig ist.

„Um dies zu verstehen – nämlich, dass es sogar für den Dummen eine Wahl geben kann –, machte der Schöpfer eine Korrektur, die in den Worten der Weisen ‚Der Schöpfer sah, dass die Gerechten wenige waren, da stellte Er sie in jede Generation‘ genannt wird. Und wir fragten: Was ist der Nutzen davon?“

Nun wird die Sache klar: Es ist bekannt, dass es verboten ist, sich mit Frevler zu verbinden, auch wenn man nicht handelt wie sie, wie geschrieben steht: „Im Kreis der Spötter sitzt er nicht“ (Psalm 1,1). Das Vergehen besteht darin, unter Spöttern zu sitzen, auch wenn er dort Tora lernt und Mizwot erfüllt. Wäre das Verbot nur wegen des Unterlassens von Tora und Mizwot, dann wäre es ein anderes Vergehen. Doch das Sitzen selbst ist verboten, weil der Mensch die Gedanken und Wünsche jener übernimmt, die er wertschätzt.

Das Gegenteil gilt ebenso: Hat jemand kein Verlangen nach Spiritualität, befindet er sich jedoch unter Menschen, die danach streben, und wenn er sie schätzt, so nimmt er ihre Überwindungskraft, Wünsche und Bestrebungen an – auch wenn er von Natur aus diese Eigenschaften nicht hat. Je nachdem, wie sehr er jene Menschen wertschätzt, empfängt er neue Kräfte.

Nun verstehen wir: „Der Schöpfer sah, dass die Gerechten wenige waren.“ Das bedeutet, nicht jeder Mensch ist fähig, ein Gerechter zu sein, weil ihm die Eigenschaften fehlen. Er mag als Dummer oder Schwacher geboren sein, und doch hat auch er eine Wahl und keine Ausrede, da der Schöpfer die Gerechten in jede Generation pflanzte.

Der Mensch hat also die Wahl, dorthin zu gehen, wo Gerechte sind. Wenn er ihre Autorität annimmt, empfängt er die Kräfte, die ihm von Natur aus fehlen. Er erhält diese von den Gerechten. Das ist der Sinn dessen, dass der Schöpfer die Gerechten auf alle Generationen verteilte: damit es in jeder Generation jemanden gibt, an den man sich wenden, dem man sich anhaften und von dem man Kräfte empfangen kann, um zur Stufe eines Gerechten zu gelangen. So werden auch sie selbst später zu Gerechten.

Daraus folgt: „Frevler oder Gerechter sagte er nicht“ bedeutet, dass der Mensch die Wahl hat, den Gerechten anzuhaften, um durch sie Kräfte zu empfangen. Wären alle Gerechten in einer Generation, hätten die Dummen und Schwachen keine Möglichkeit, sich dem Schöpfer zu nähern, und daher keine Wahl. Doch weil die Gerechten über alle Generationen verteilt sind, muss jeder Einzelne die Möglichkeit haben, sich den Gerechten seiner Generation anzunähern. Andernfalls muss seine Tora ein „Elixier des Todes“ werden (Joma 72b).

Dies lässt sich durch ein Gleichnis verstehen: Wenn zwei Menschen einander gegenüberstehen, dann steht die rechte Seite des einen der linken des anderen gegenüber. So gibt es zwei Wege: den rechten Weg, den Weg der Gerechten, deren ganzes Anliegen das Geben ist; und den linken Weg, dessen ganzes Anliegen das Empfangen für sich selbst ist. Dadurch trennen sie sich vom Schöpfer, der ganz Geben ist, und entfernen sich so vom Leben des Lebens.

Daher werden die Frevler in ihrem Leben „tot“ genannt (Berachot 18b). Daraus folgt: Solange der Mensch die Anhaftung an den Schöpfer noch nicht erlangt hat, ist er von Ihm getrennt, und es sind gleichsam zwei. Wenn er dann die Tora lernt – die „rechts“ genannt wird –, so ist das für ihn doch die linke Seite des Schöpfers. Das bedeutet: Er lernt die Tora um des Empfangens für sich selbst willen, was ihn vom Schöpfer trennt. So wird die Tora für ihn zum Elixier des Todes, da er in der Trennung bleibt. Denn er will, dass die Tora seinen Körper kleidet – das heißt, dass die Tora seine Körperlichkeit vergrößern soll. Und dadurch wird ihm die Tora zum Elixier des Todes.

Wenn er jedoch mit dem Schöpfer verbunden ist, wird er eins mit Seiner Einzigkeit. Dann ist seine rechte Seite die rechte Seite des Schöpfers, und der Körper wird zur Kleidung der Seele.

Woran erkennt man, ob er auf dem Weg der Wahrheit ist? Daran, dass er bei den Bedürfnissen des Körpers darauf achtet, nicht mehr zu nehmen, als für die Seele erforderlich ist. Scheint es ihm, dass er mehr hat, als zur Bekleidung der Seele notwendig, dann sieht er es wie die Kleidung, die genau passen muss: weder zu lang noch zu weit. Ebenso achtet er bei den Bedürfnissen des Körpers darauf, dass sie nicht über das Notwendige für die Seele hinausgehen.

Zur Anhaftung an den Schöpfer zu gelangen: Nicht jeder, der den Schöpfer ergreifen will, kommt und ergreift Ihn (Berachot 17a). Denn dies widerspricht der menschlichen Natur, die im Willen zu empfangen, in Selbstliebe, erschaffen wurde. Darum benötigen wir die Gerechten der Generation.

Denn wenn der Mensch sich einem wahren Rav anhaftet, dessen einziger Wunsch darin besteht, gute Taten zu tun, während er selbst spürt, dass er nicht in der Lage ist, gute Taten zu vollbringen – das heißt mit der Absicht, dem Schöpfer Zufriedenheit zu bereiten –, dann kann er durch die Anhaftung an einen wahren Rav Kräfte empfangen, die er von Natur aus, von Geburt her, nicht besitzt. Dies geschieht, indem er in den Augen des Rav Gunst finden will: Er tut die Dinge, die sein Rav liebt, und meidet die Dinge, die sein Rav hasst. Auf diese Weise kann er Dwekut (Anhaftung) mit seinem Rav haben und Kräfte von ihm empfangen, sogar solche, die er von seiner eigenen Natur her nicht hat. Und das ist die Bedeutung dessen, dass der Schöpfer die Gerechten in jede Generation pflanzte.

Es bleibt die Frage: Warum verteilte Er die Gerechten in alle Generationen? Wir sagten: wegen der Dummen und Schwachen. Doch hätte Er nicht einfach alle als Weise erschaffen können? Warum musste Er überhaupt Dummköpfe schaffen?

Die Antwort: Auch die Dummen werden benötigt, denn sie sind Träger des Willens zu empfangen. Von sich aus haben sie keine Möglichkeit, sich dem Schöpfer zu nähern. Über sie heißt es: „Und sie werden hinausgehen und die Leichen der Menschen sehen, die sich von Mir abgewandt haben; ihr Wurm wird nicht sterben, und ihr Feuer wird nicht erlöschen, und sie werden ein Abscheu für alles Fleisch sein“ (Jesaja 66,24). Und sie werden zur Asche unter den Füßen der Gerechten. Dadurch gibt es für die Gerechten ein Erkennungszeichen, welches Gute der Schöpfer ihnen erwiesen hat, indem Er sie als Weise und Starke erschaffen hat und sie dadurch zu Sich heranzog. So können sie nun dem Schöpfer dafür Lob und Dank darbringen, da sie sehen, wie jene sich in einem Zustand der Niedrigkeit befinden. Und dies wird als „Asche unter den Füßen der Gerechten“ bezeichnet – was bedeutet, dass die Gerechten dadurch schreiten und dem Schöpfer Lob darbringen.

Man muss jedoch wissen, dass auch die niederen Stufen benötigt werden. Denn die Kleinheit einer Stufe darf nicht als etwas Überflüssiges angesehen werden, sodass man sagen könnte, es wäre besser gewesen, wenn auch die Stufen der Kleinheit sofort mit der Größe geboren würden.

Das lässt sich vergleichen mit dem physischen Körper, der gewiss wichtige Organe hat, wie das Gehirn und die Augen und Ähnliches. Und er hat auch Organe, die nicht so wichtig erscheinen, wie den Magen, die Eingeweide und die Finger an Händen und Füßen. Doch es ist nicht denkbar zu sagen, dass ein Organ, das eine weniger wichtige Funktion erfüllt, darum überflüssig wäre. Vielmehr ist alles wichtig. Ebenso ist es auch in der Spiritualität: Auch die Dummen und die Schwachen werden benötigt, wie oben gesagt.

Nun verstehen wir die Worte: „Kehrt zu Mir zurück, und Ich werde zu euch zurückkehren“ (Maleachi 3,7). Das bedeutet: Der Schöpfer sagt: „Kehrt zurück“, und Israel sagt das Gegenteil: „Bringe uns zurück, Ewiger, zu Dir, und wir werden zurückkehren“ (Klagelieder 5,21).

Die Erklärung ist: Während des Abstiegs in der Arbeit sagt der Schöpfer zuerst: „Kehrt zurück“. Dadurch kommt der Mensch zu einem Aufstieg in der Arbeit. Dann beginnt der Mensch zu rufen: „Bringe uns zurück!“ Während des Abstiegs aber ruft der Mensch nicht „Bringe uns zurück!“, sondern flieht vielmehr von der Arbeit. Daher muss der Mensch wissen: Wenn er ruft „Bringe uns zurück!“, dann kommt dies durch ein Erwachen von Oben, weil der Schöpfer zuvor gesagt hatte: „Kehrt zurück“. Dadurch empfängt er einen Aufstieg und kann rufen: „Bringe uns zurück!“

Dies ist die Bedeutung der Worte: „Und es geschah, als die Lade aufbrach, da sprach Mose: Erhebe Dich, Ewiger, und mögen sich Deine Feinde zerstreuen“ (Numeri 10,35). Denn „Aufbrechen“ bedeutet die Zeit, in der man im Dienst des Schöpfers voranschreitet – das ist ein Aufstieg. Dann sagte Moses: „Erhebe Dich!“ Und wenn die Lade ruhte, sagte er: „Kehre zurück, Ewiger“ (Numeri 10,36). Während der Ruhe in der Arbeit braucht es, dass der Schöpfer sagt: „Kehrt zurück“ – das heißt: „Kehrt zu Mir zurück“, denn das Erwachen kommt von Ihm. Daher muss man wissen, wann „Erhebe Dich!“ und wann „Kehre zurück!“ gesagt werden soll.

Das ist auch der Sinn der Worte: „Und du sollst dich des ganzen Weges erinnern, auf dem dich der Ewige, dein Gott, geführt hat … um zu erkennen, was in deinem Herzen ist: ob du Seine Gebote halten wirst oder nicht“ (5. Mose 8,2). „Ob du Seine Gebote halten wirst“ entspricht „Kehre zurück“, „oder nicht“ entspricht „Erhebe Dich!“ Beide sind notwendig. Und der Rav weiß, wann die Zeit für „Erhebe Dich“ und wann für „Kehre zurück“ ist. Denn die 42 Stationen entsprechen den Auf- und Abstiegen, die in der Arbeit des Schöpfers üblich sind.

überarbeitet, EY, 26.09.2025

Shamati 97. Abfälle des Dreschbodens und der Weinkellerei

Ich hörte

Goren (Dreschboden) bedeutet eine geringe Menge an guten Taten, wenn der Mensch den Aspekt von Gronot (hebr.: Hälse; klingt wie Ger’onot – Mängel) mit dem Schöpfer verspürt. Daher verringert er die guten Taten. Und danach kommt er in den Aspekt von Jekew (Weinkeller)was die Bedeutung von „Und er beleidigt den Namen des Schöpfers“ ist.

Sukkot (Laubhüttenfest) wird als Freude angesehen, was „erfreuende Gwurot“ sind, was Reue aus Liebe darstellt, wobei die Vergehen ihm zu Verdiensten werden. Und dann gehen sogar der Dreschboden, Goren, und die Weinkellerei, Jekew, in die Heiligkeit ein.

Und das ist die Bedeutung davon, dass Isaak der Kern von Sukkot (Laubhüttenfest) ist, da alle in ihm eingeschlossen sind (und Pessach ist der Aspekt der Liebe, also der Rechten). Und das ist die Bedeutung [des Verses]: „Und Abraham gebar Isaak.“

Denn das Thema von Vater und Sohn ist das von Verursacher und Folge, Ursache und Ergebnis. Wenn es also vorher nicht den Aspekt von Abraham gegeben hätte, der Rechten, hätte man nicht zum Aspekt von Isaak gelangen können, der Linken. Vielmehr ist die Linke in der Rechten eingeschlossen. Und das ist die Bedeutung von [dem Vers]: „Denn du bist unser Vater.“

Abraham sagte: „Und sie werden ausgelöscht wegen der Heiligung Deines Namens.“ Und so sagte auch Jakob, dass die Bedeutung davon ist, dass die Übertretungen „wegen der Heiligung Deines Namens“ ausgelöscht werden. Und wenn dies so bleibt, dann befindet sich also ein Bruch in der Mitte. Das heißt, die Sünden, die es in der Gemeinschaft Israels geben wird, sind also wie ein Bruch in der Kedusha (Heiligkeit).

Isaak jedoch sagte: „Eine Hälfte ist auf mir und eine Hälfte ist auf dir“, was den Teil der Übertretungen und den Teil der Mizwot bedeutet, das heißt, dass beide in die Heiligkeit eintreten werden. Und das kann mittels Reue aus Liebe sein, wobei Vergehen sich für ihn zu Verdiensten verwandeln. In diesem Zustand gibt es keinen Bruch, wie es geschrieben steht: „Es gibt keinen Bruch und kein Klagegeschrei“[1], sondern es ist alles für die Kedusha korrigiert.

Und das ist die Bedeutung dessen, was die Weisen sagten: „Größer ist der Mist des Maultieres von Isaak als das Geld und das Gold von Abimelech.“

„Mist“ heißt eine nichtige Sache, die keinen Wert hat. Also dass seine Arbeit für ihn Mist war. Und danach kommt ein Zustand der Trennung. Da er seine Arbeit nicht wertschätzt, gelangt er zur Trennung. Und das heißt „Mist und Maultier von Isaak“. Da aber Isaak alles im Aspekt von Reue aus Liebe korrigierte, wobei seine Vergehen ihm zu Verdiensten wurden, sind die Gewinne, die er wegen Mist und Maultier macht, größer als das Geld und das Gold von Abimelech.

Sein Kessef (Geld) bedeutet Kissufim (Verlangen) nach dem Schöpfer. Und Sahav (Gold) bedeutet Se-Hav (gib mir das), was die Sehnsucht nach der Tora darstellt, also nach der Erkenntnis der Tora. Und da Isaak alles korrigierte, das heißt, er erreichte die Reue aus Liebe, wurden ihm dann die Vergehen als Verdienste angerechnet. Und er war sowieso ein großer Reicher, denn beim Einhalten der Mizwot gibt es nicht mehr als 613 Mizwot; Übertretungen und Vergehen sind hingegen grenzenlos. Daher wurde Isaak reich, wie es geschrieben steht: „Und er hat hundert Tore gefunden.“ Was bedeutet, dass er hundert Prozent in der Kedusha hatte, ohne jeglichen Abfall, da auch der Abfall in ihm korrigiert war.

Daher wird die Bedeckung der Sukka (Laubhütte) aus dem Abfall des Dreschbodens und der Weinkellerei gemacht. (Und man kann sagen, wie die Weisen sagten, dass Moses vom Abfall reich wurde.) Daher wurde Sukkot hauptsächlich nach Isaak benannt, der die sich erfreuenden Gwurot darstellt, und auch auf den Namen von Moses geht Sukkot zurück.

[1] Psalm 144, 14

Shamati 98. Als Spiritualität wird das bezeichnet, was niemals verloren geht

Ich hörte im Jahr 1948

Als Spiritualität wird bezeichnet, was niemals verloren geht. Daher wird der Wille zu empfangen in der Form, in der er sich befindet, nämlich „um zu empfangen“, als Körperlichkeit bezeichnet, denn er wird sich von dieser Form lösen, und die Form „um zu geben“ annehmen.

Die Realität des Raumes wird in der Spiritualität als Ort (Raum, Platz) der Wirklichkeit bezeichnet, weil jeder der dorthin kommt – also an diesen Ort –, die gleiche Form sieht wie ein anderer. Eine imaginäre Sache dagegen wird nicht als real bezeichnet, da sie imaginär ist, und jeder stellt [sie] sich auf eigene Weise vor.

Wenn wir sagen, dass die Tora „siebzig Gesichter“ hat, so sind dies siebzig Stufen. Und auf jeder Stufe wird die Tora gemäß der Stufe, auf der sich der Mensch befindet, interpretiert. Aber die „Welt“ (Olam) ist Wirklichkeit. Das bedeutet, dass jeder, der eine gewisse Stufe von den siebzig Stufen derselben Welt erfasst, die gleiche Form erkennt wie alle, die dorthin kamen.

Daraus geht das von unseren Weisen Gesagte hervor, welche die Verse der Tora deuten. Sie sagen: „So sprach Abraham zu Isaak“ und andere ähnliche Sprüche unserer Weisen. Sie sprachen das Gesagte aus, was in den Versen erläutert wird. Und es stellt sich die Frage: Woher wussten sie, was der eine zum anderen sagte?

Doch wie oben gesagt wurde, sahen und wussten diejenigen, die auf die Stufe gelangten, auf welcher Abraham oder wer auch immer stand, genau dasselbe, was Abraham sah und wusste.

Daher wissen sie, was Abraham sagte. Und so gilt das für alle Deutungen der Weisen, in denen sie die Verse der Tora auslegten. All das taten sie, weil auch sie die gleiche Stufe erfassten. Und jede Stufe in der Spiritualität ist Wirklichkeit, wobei alle die Wirklichkeit sehen. Wie alle, die in die Stadt London in England kommen, sehen, was es in der Stadt gibt, und hören, worüber in der Stadt gesprochen wird.