22.Januar 2022, Gute-Nacht-Text
Der Mensch braucht Barmherzigkeit von Oben, um nicht vor seiner Aufgabe zu fliehen. Er hört zwar auf den Rat der Weisen, die daran erinnern “Ich habe den bösen Trieb erschaffen; ich habe für ihn die Tora als Gewürz erschaffen“, aber er findet, er habe diesen Rat schon mehrmals vergeblich angewendet. Er sagt auch, dass er den Ratschlag „wer kommt, um sich zu reinigen, dem wird geholfen“ bereits befolgt hat und es scheint, als ob all die Ratschläge ihm nichts nützen würden. Deshalb weiß er nicht, was er tun soll. Dies ist der schlimmste Zustand für einen Menschen, da er ihm entkommen will, aber nirgendwo hin kann. Deshalb leidet er. Er befindet sich zwischen dem Zustand der Verzweiflung und jenem der Gewissheit und nun schreit er: „Wohin soll ich gehen?“
In diesem Zustand hilft nur noch das Gebet. Aber auch dieses Gebet hat keine Garantie erhört zu werden. Er muss deshalb dafür beten, glauben zu können, dass die Höhere Kraft das Gebet erhört und alles, was er in diesen Situationen fühlt, zu seinen Gunsten ist. Dieser Glaube kann aber nur über seiner Vernunft sein. Auch wenn sein Verstand, nach all seinen Berechnungen ihm sagt, dass ihm nichts helfen kann, muss er trotzdem über der Vernunft glauben, dass die Höhere Kraft ihn vom Verlangen für sich selbst zu empfangen, befreien kann, und ihm dafür das Verlange zu geben gibt.
RABASH, 1990/38, Was bedeutet „Ein Kelch des Segens muss voll sein“ in der spirituelle Arbeit?