18. Februar 2023, Gute-Nacht-Text
Es gibt ein Gebet dafür, dass der Schöpfer ihm helfen möge, indem Er ihn die Liebe seines Freundes spüren lässt und den Freund ihm ans Herz legt.
RABASH, Brief 40
Es gibt ein Gebet dafür, dass der Schöpfer ihm helfen möge, indem Er ihn die Liebe seines Freundes spüren lässt und den Freund ihm ans Herz legt.
Ihr solltet mehr in die Liebe zu Freunden investieren. Und es ist unmöglich, anhaltende Liebe zu erreichen, es sei denn durch Dvekut [Anhaftung]. Das heißt, dass ihr beide euch in einer starken Verbindung vereinigt. Und das kann nur geschehen, wenn du versuchst, die Kleider „abzulegen“, in welche die innere Seele gehüllt wurde. Diese Kleidung wird „Eigenliebe“ genannt. Denn nur diese Kleidung trennt zwischen zwei Punkten. Doch wenn wir auf dem geraden Weg gehen, werden die zwei Punkte, die als zwei Linien wahrgenommen werden, die sich gegenseitig widersprechen, zu einer Mittleren Linie, welche beide Linien zusammen enthält.
Und wenn ihr fühlt, dass ihr euch im Krieg befindet, dann wird jeder wissen und fühlen, dass er die Hilfe seines Freundes braucht, und dass ohne ihn auch die eigene Kraft schwächer wird. Und wenn man versteht, dass man sein Leben retten muss, wird jeder von euch vergessen, dass er einen Körper hat, den er behalten muss, und ihr werdet beide durch den Gedanken verbunden sein, wie ihr den Feind besiegen könnt.
Zum Wesen der Freundesversammlung: Wenn sie sich versammeln, über was sollen sie reden? Zuerst muss allen das Ziel klar sein – diese Versammlung muss die Freundesliebe erreichen, dass jeder der Freunde erweckt wird, den anderen zu lieben, dies wird „Nächstenliebe“ genannt. Dies ist jedoch nur das Ergebnis. Um dies zu erreichen, müssen Handlungen ausgeführt werden, die die Liebe hervorrufen.
Man muss immer das, was das Herz vergisst, erwecken, was für die Korrektur des Herzens notwendig ist, die Liebe zu Freunden, deren Ziel es ist, die Nächstenliebe zu erlangen.
Dies ist keine angenehme Arbeit für das Herz, welches auch „Eigenliebe“ genannt wird. Deswegen muss man sich bei einem Freundestreffen stets erinnern, dass sich jeder fragen sollte, wie weit man in der Liebe zu den Freuden gekommen ist und was man dafür getan hat, um in dieser Angelegenheit voranzuschreiten.
Wenn keiner von ihnen seine Beschäftigung mit der Freundesliebe gegenüber der Gruppe offen äußert, fehlt es einem an der Kraft der Gruppe.
Das ist so, weil es sehr schwer ist, den Freund positiv zu beurteilen. Jeder denkt, dass er der Gerechte ist und nur er sich mit der Freundesliebe beschäftigt. In diesem Zustand hat der Einzelne wenig Kraft, sich mit der Nächstenliebe zu beschäftigen.
Der Mensch sollte beim Erfüllen eines der Gebote (Mizwot) des Schöpfers danach streben, dass dieses Gebot ihm erhabene, reine Gedanken bringt und er durch die Erfüllung der Gebote dem Schöpfer Vergnügen bereiten würde. Wie unsere Weisen sagten: „Rabbi Chananja ben Akashja sagte, ‚Der Schöpfer wollte Israel reinigen, und daher gab Er ihnen reichlich Tora und Gebote’“.
Daher haben wir uns hier versammelt, um eine Gemeinschaft zu gründen, in welcher jeder von uns danach strebt, dem Schöpfer zu geben. Um das zu erreichen, müssen wir aber zuerst mit dem Geben an den Menschen beginnen, was als „Liebe zum Nächsten“ bezeichnet wird.
Und die „Liebe zum Nächsten“ kann nur durch die Annullierung des eigenen Selbst geschehen. Somit muss jeder einerseits demütig sein und andererseits stolz darauf, dass der Schöpfer uns die Möglichkeit gegeben hat, in einer Gesellschaft zu sein, in welcher alle nur ein Ziel haben: Dass die Göttliche Anwesenheit (Shechina) unter uns weilen möge.
Wenn eine Gruppe Menschen zusammenkommt und sie gemeinsam an der Freundesliebe arbeiten wollen, müssen sie sich gegenseitig helfen, soviel sie nur können.
Und es gibt dazu viele Aspekte, da nicht jeder gleich ist, das bedeutet, was der eine braucht, das braucht der andere nicht. Es gibt jedoch eine Sache, in der alle gleich sind: jeder der Freunde benötigt eine gute Stimmung. Denn, wenn die Freunde nicht in guter Stimmung sind, dann sind sie nicht alle in ihren Bedürfnissen gleich. Es ist dann eher so, dass jeder einen anderen Grund hat, nicht in Freude zu sein.
Daher muss jeder umsichtig sein, wie er den anderen eine gute Stimmung bringen kann.
Man muss die Liebe zu Freunden in seinem Herzen offen zeigen, denn die Äußerung dieses Gefühls kann die Herzen der Freunde erwecken, damit auch sie spüren, dass jeder einzelne sich in der Liebe zu Freunden übt. Als Ergebnis davon wird jeder eine stärkere Kraft erhalten, die Freundesliebe intensiver auszuüben, weil die Kraft der Liebe jedes Mitglieds sich mit der Kraft der anderen zusammenschließt.
Es zeigt sich, dass, wenn ein Mensch alleine ein bestimmtes Maß an Kraft für die Freundesliebe besitzt, und die Gruppe aus zehn Mitgliedern besteht, so integriert er sich in zehn Kräfte des Mangels, da alle verstehen, dass man sich in der Freundesliebe üben muss.
Diese Menschen erklärten sich einverstanden, sich zu einer Gruppe zu vereinigen, die auf der Nächstenliebe basiert, weil jeder von ihnen fühlt, dass sie ein Verlangen besitzen, welches ihre Standpunkte verbindet und ihnen ermöglicht, die Kraft der Nächstenliebe zu erlangen. Unsere Weisen gaben uns eine berühmte Maxime, dass es ebenso viele Meinungen wie unterschiedliche Gesichter gibt. Trotzdem erkannten die Menschen, die sich zu einer Gruppe vereinigten, dass ihre Gedanken untereinander nicht so fremd sind und sie die Wichtigkeit der Arbeit an der Nächstenliebe begreifen. Daher kann jeder zugunsten des anderen nachgeben und dadurch können sie sich vereinen.
Tora und Mizwot wurden nur gegeben, um Israel zu reinigen, was bedeutet, in uns den Sinn zu entwickeln, das Böse erkennen zu können, das in uns von Geburt an verwurzelt ist, was allgemein als unsere Selbstliebe definiert wird, und zum reinen Guten zu kommen: der Liebe zu anderen, das ist der einzige Weg, um die Liebe zum Schöpfer zu erreichen.
Ihr solltet wissen, dass es in jeder Gruppe viele Funken der Heiligkeit gibt, und wenn ihr all diese Funken der Heiligkeit in Liebe und Freundschaft an einem Ort in der Versammlung der Brüder vereinigt, in diesem Moment werdet ihr zweifellos für eine Weile einen sehr hohes Maß an Heiligkeit haben, vom Licht des Lebens.
Wenn alle Menschen der Welt sich damit einverstanden erklären, ihren Wunsch, für sich selbst zu empfangen, abzuschaffen und auszurotten, und in allen nur der Wille sein wird, anderen zu geben, so würden alle Sorgen und Gefahren der Welt aufhören zu existieren. Und jeder würde eines gesunden und vollen Lebens sicher sein, weil jeder von uns die ganze große Welt haben würde, die sich um ihn und um seine Bedürfnisse kümmert.
Doch wenn in jedem nur der Wille ist, für sich selbst zu empfangen, resultieren eben daraus alle Sorgen und Leiden, Morde und Kriege, vor denen wir keine Rettung haben. Diese schwächen unseren Körper durch unterschiedliche Krankheiten und Leiden.
Und wenn 600.000 Menschen aufhören, sich um die Befriedigung eigener Bedürfnisse zu sorgen und keine andere Arbeit im Leben haben werden, als sich um ihre Nächsten zu kümmern, damit es ihnen an nichts mangelt, gibt es keinen Zweifel. Und nicht nur das, denn sie tun es mit großer Liebe, mit ganzem Herzen und ganzer Seele, in vollem Umfang des Gebots „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Und dann ist klar, dass es niemand aus dem Volk nötig haben wird, sich um die eigene Existenz zu kümmern.
Auf diese Weise befreit man sich völlig davon, sich um sein eigenes Sein kümmern zu müssen, und das Gebot „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ unter Einhaltung von allen in Punkt 3 und 4 erwähnten Bedingungen zu erfüllen. Warum sollte man sich noch um das eigene Überleben sorgen müssen, wenn 600.000 Liebende bereitstehen und darüber wachen, dass es einem an nichts fehlt? Daher, nachdem das ganze Volk dazu einwilligte, wurde ihnen sogleich die Tora gegeben, weil sie nun fähig wurden, sie zu befolgen.
Die Begeisterung, die ein Mensch gewinnt, während er die Mizwot (Gebote) zwischen Mensch und Schöpfer befolgt, ist genau die gleiche Begeisterung, wie er sie durch die Mizwot zwischen dem Menschen und seinem Mitmenschen erlangt. Denn er ist verpflichtet, alle Mizwot liShma (um der Tora Willen), ohne Hoffnung auf Eigenliebe, zu befolgen, ohne ein Leuchten und Hoffnung oder Ähnliches als Belohnung für seine Mühen zu erhalten. In diesem erhabenen Punkt verbinden sich die Liebe des Schöpfers und die Liebe zum Nächsten miteinander und sie werden eins.
Unsere Weisen sagten: „Die Tora und Mizwot wurden nur gegeben, um Israel zu reinigen“, was die Reinigung des Körpers ist, bis der Mensch eine zweite Natur erlangt, die als „Liebe zu den anderen“ definiert ist, und bedeutet das eine Gebot (Mizwa): „Liebe deinen Freund wie dich selbst“, welches das endgültige Ziel der Tora ist.
Und wisse, dass die Gebote über die Beziehungen zwischen dem Menschen und seinem Nächsten den Geboten der Beziehung zwischen dem Menschen und seinem Schöpfer vorangehen, da das Geben an den Nächsten zum Geben an den Schöpfer führt.
Sobald der Mensch Liebe zu seinem Nächsten erlangt, befindet er sich sofort in der Anhaftung (Dvekut), was eine Gleichheit der Form mit dem Schöpfer ist. Und der Mensch gelangt zugleich von seiner engen Welt voller Schmerzen und Hindernisse in die weite und ewige Welt der Hingabe an den Schöpfer und an die Geschöpfe.
Deshalb werde ich dir raten, in dir die Angst vor der Abkühlung der Liebe zwischen uns zu erwecken. Und obwohl der Intellekt diese Darstellung ablehnt, denke selbst nach: Wenn es eine Taktik gibt, um die Liebe zu vermehren, und man sie nicht vermehrt, wird dies auch als Makel betrachtet.
Es ist wie bei einem Menschen, der seinem Freund ein großes Geschenk macht. Die Liebe, die während der Handlung in seinem Herzen erscheint, ist anders als die Liebe, die nach der Tat im Herzen verbleibt. Vielmehr nimmt sie mit jedem Tag allmählich ab, bis der Segen der Liebe ganz vergessen werden kann. Daher muss der Empfänger des Geschenks jeden Tag eine Taktik finden, um sie in seinen Augen jeden Tag wie neu wirken zu lassen.
Das ist unsere ganze Arbeit – jeden Tag die Liebe zwischen uns zu zeigen, genau wie beim ersten Empfangen, d. h. den Intellekt zu vergrößern und zu vervielfachen – mit vielen Ergänzungen zu seinem Kern, bis diese zusätzlichen Segnungen, im Hier und Jetzt, unsere Sinne berühren werden, wie das ursprüngliche Geschenk vom Anfang. Dies erfordert große Taktiken, die auf die Zeiten der Not ausgerichtet sind.
Unsere Weisen sagten: „Mache dir einen Lehrer und kaufe dir einen Freund“, das bedeutet, dass der Mensch sich eine neue Umgebung schaffen kann. Diese Umgebung kann ihm dabei helfen, die Größe seines Lehrers mithilfe der Liebe der Freunde zu erkennen, die den Lehrer wertschätzen. Denn in einem kameradschaftlichen Gespräch über die Größe des Lehrers bekommt jeder eine Empfindung für dessen Größe. So verwandelt sich das Geben an seinen Lehrer zu einem Empfangen und ausreichender Motivation in einem solchen Ausmaß, das einen dazu veranlasst, sich mit Tora und Mizwot in Lishma zu beschäftigen. Und wie es geschrieben steht, wird die Tora durch achtundvierzig Tugenden erworben, indem man den Weisen dient und durch die Achtsamkeit der Freunde. Denn neben dem Dienst für den Lehrer braucht der Mensch auch die Achtsamkeit der Freunde, das heißt den Einfluss der Freunde, damit sie seine Erkenntnis der Größe des Lehrers fördern, da die Erkenntnis der Größe vollständig von der Umgebung abhängt. Und wenn der Mensch allein ist, kann er nichts tun.