«Das Streben danach, Gleichgewicht zu schaffen, ist gut und richtig. Es entspringt einem echten Wunsch, in der Interaktion zwischen Männern und Frauen Ganzheit, Vollendung und Perfektion zu finden. Aber was ist Geschlechtergleichstellung? Wie bestimmen das Gleichgewicht? Wenn wir es mit unseren eigenen Augen suchen – ob als Mann oder als Frau – sehen wir die Dinge nur fragmenthaft und daher falsch.
Wenn es um das Gleichgewicht geht, müssen wir die Sache aus der Sicht der Natur betrachten.
In der Natur wirken zwei entgegengesetzte Kräfte, die sich verschieden ausdrücken: Plus und Minus, Protonen und Elektronen, Wärme und Kälte, Ebbe und Flut, Einatmen und Ausatmen. Oder in unserem Fall – männlich und weiblich.
Wenn wir versuchen, die Unterschiede zwischen den zwei entgegengesetzten Kräften der Natur zu beseitigen oder herunterzuspielen, mischen wir uns in die Geschäfte der Natur ein. Der Versuch, ein Plus in ein Minus zu verwandeln, führt letztendlich zu Problemen, selbst wenn wir es nicht auf den ersten Blick erkennen.
Entsprechend der Weisheit der Kabbala können sich Männer und Frauen nur dann gegenseitig ergänzen, wenn der Zweck ihrer Beziehung darin besteht, die Höhere Kraft der Natur zu entdecken, die sie verbindet. Wie geschrieben steht: „Mann, Frau und die göttliche Gegenwart zwischen ihnen.“
Die Kraft der Verbindung der Natur ist einzigartig. Es ist nicht männlich oder weiblich, kein Plus oder Minus. Es ist die einzig wahre Einheit, die es gibt. Männer und Frauen brauchen einander, um sich über ihr menschliche Ego zu erheben und diese Kraft gemeinsam zu entdecken. Dazu müssen sie jeweils ihre einzigartigen Attribute aktivieren und sich gegenseitig ergänzen. Anstatt uns darauf zu konzentrieren, wie Männer oder Frauen getrennt aufsteigen können, müssen wir darüber nachdenken, wie wir es zusammen tun können.
Es ist kein Zufall, dass das Bestreben, ein neues Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern zu finden, in unserer Zeit so stark wuchs. Die Menschen entwickeln sich, um den Sinn des Lebens zu finden, und damit sehnen wir uns (unbewusst) nach einem größeren Gefühl der Ganzheit.
Harmonie kann aber nur entstehen, wenn sich entgegengesetzte Kräfte ergänzen.
Der Unterschied zwischen Mann und Frau ist kein „geschlechtsspezifischer“. Es ist eine unendliche Lücke, die sich aus der Natur der Schöpfung ergibt. Wir müssen nicht gleich sein. Wir müssen anders bleiben und lernen, einander zu vervollständigen.»
M. Laitman, anlässlich des Internationalen Frauentages 2019