Wenn ich mir nicht selbst helfe, wer wird mir helfen?

Rav Yehuda Ashlag, aus dem Buch „Frucht des Weisen“, Band „Briefe“, Seite 61

Baal Shem Tov sagte: „Vor dem Erfüllen eines Gebotes soll der Mensch überhaupt nicht an die Vorsehung denken, sondern soll sich im Gegenteil sagen: ‚Wenn ich mir nicht selbst [helfe], dann wird niemand mir helfen.‘ Nach der Erfüllung eines Gebotes jedoch soll er sich besinnen und glauben, dass er nicht aus seiner Kraft das Gebot erfüllte, sondern nur kraft des Schöpfers, der im Voraus alles für ihn plante, und er also gezwungen war, diese Handlung auszuführen.“

Dies ist auch die Ordnung in weltlichen Angelegenheiten, zumal das Spirituelle und das Irdische übereinstimmen. Und so muss der Mensch, bevor er auf den Markt geht, um sich sein tägliches Brot zu verdienen, die persönliche Vorsehung aus seinen Gedanken tilgen und sich selbst sagen: „Wenn ich mir nicht selbst helfe, dann wird niemand mir helfen“ und alles Notwendige tun, wie alle Menschen, um genauso wie sie sein Brot zu verdienen.

Doch abends, nachdem er nach Hause zurückkommt und seinen Lohn mitbringt, darf er keinesfalls denken, dass er dies aus eigener Kraft verdiente, sondern dass, sogar wenn er den ganzen Tag faul herumgelegen wäre, er ebenfalls an das gleiche Geld gekommen wäre, denn so hat der Schöpfer dies im Voraus geplant, und so muss es sein.

Und obwohl unser Verstand diese Dinge für widersprüchlich und inakzeptabel hält, muss doch der Mensch daran glauben, dass der Schöpfer es genau so in seiner Tora und durch jene, die sie an uns weitergaben haben, festgelegt hat.

Und das ist die Bedeutung der Vereinigung HaWaYaH – ELOKIM, wo HaWaYaH die persönliche Vorsehung bedeutet, das heißt, alles wird vom Schöpfer vollbracht, und Dieser bedarf keiner Hilfe der Bewohner von Lehmhäusern. Und der Zahlenwert von ELOKIM (Gott) entspricht dem Zahlenwert des Begriffs HaTewa (Natur), wenn der Mensch gemäß den Gesetzen der Natur handelt, die vom Schöpfer in unsere materielle Welt eingeprägt wurden, und diese Gesetze genauso wie die anderen Menschen wahrt. Und gleichzeitig glaubt er an HaWaYaH, an die persönliche Vorsehung – das heißt, er verbindet sie in sich zu einem, wodurch er seinem Schöpfer eine große Freude macht und in allen Welten Licht hervorruft.

Das entspricht drei Unterscheidungen – dem Gebot, dem Vergehen und dem Erlaubten:

  • Das Gebot (Mizwa) ist der Ort der Heiligkeit.
  • Die Sünde (Awera) ist der Ort unreiner Kräfte (Sitra Achra).
  • Das Erlaubte (Rashut) ist der Ort, an dem weder Gebot noch Vergehen sind, sondern an dem reine und unreine Kräfte miteinander kämpfen.

Und wenn ein Mensch erlaubte Handlungen ausführt, sie aber nicht mit der Macht der Heiligkeit verbindet, dann fällt dieser Ort in die Macht von Sitra Achra. Und wenn der Mensch kraft seiner Anstrengungen die Oberhand gewinnt und im Bereich des Erlaubten Verbindungen ausführt, soweit es ihm seine Kräfte erlauben, führt er dadurch das Erlaubte an den Ort der Heiligkeit zurück.

Es steht geschrieben: „Dem Arzt ist die Erlaubnis zu heilen gegeben.“ Obwohl die Heilung natürlich in den Händen des Schöpfers liegt und keine menschlichen Tricks eine Krankheit beeinflussen können, heißt es doch: „Der Arzt soll heilen“, um zu zeigen, dass das Erlaubte jener Kampfplatz zwischen Gebot und Sünde ist.

Wenn dem so ist, dann müssen wir selbst den Ort des Erlaubten in die Macht der Heiligkeit ziehen. Und wie kann man diesen Ort erobern? Eben wenn ein Mensch zu einem erfahrenen Arzt geht, der ihm eine tausendfach bewährte Arznei gibt. Und wenn er nach der Einnahme der Medizin gesund wird, muss er glauben, dass der Schöpfer ihn auch ohne den Arzt geheilt hätte. Denn das war bereits im Voraus so bestimmt. Und anstatt den menschlichen Arzt zu loben, lobt und preist er den Schöpfer. Dadurch erobert er den Ort des Erlaubten und bringt diesen in die Macht der Heiligkeit.

Und so ist das auch bei den anderen Fällen des Erlaubten. Dadurch schreitet er voran und erweitert die Grenzen der Heiligkeit, bis diese schließlich alles, was ihr zusteht, in vollem Maße unter ihre Macht bringt; und dann sieht er plötzlich sich selbst, die eigene spirituelle Stufe, die sich bereits in der vollständigen Heiligkeit befindet. Denn die Heiligkeit hat sich mit ihren Grenzen bereits so weit erweitert, dass sie ihre wahre Größe erlangte.

All das habe ich euch bereits mehrmals erklärt, da diese Angelegenheit ein ziemlicher Stolperstein für einige Menschen ist, die keine klare Wahrnehmung von der persönlichen Vorsehung haben. Ein Sklave fühlt sich ohne Verantwortung wohl und anstelle zu arbeiten, wünscht er sich die größte Sicherheit, die Zweifel an seinem Glauben aufzulösen und unwiderlegbare Beweise zu erlangen, die jenseits der Natur liegen. Deswegen werden sie bestraft und ihr Blut hängt über ihren Köpfen, da der Schöpfer seit der Sünde von Adam HaRishon eine Korrektur für dieses Vergehen in Form der „Vereinigung von HaWaYaH – ELOKIM“ erschuf, wie oben erklärt.

Das ist der Sinn des Gesagten: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen.“

Dem Menschen, der etwas durch harte Arbeit erreicht hat, fällt es wegen seiner Natur schwer zuzugeben, dass das Erreichte ein Geschenk des Schöpfers war. Daraus entsteht für den Menschen Platz zur Arbeit, um im vollen Glauben an die persönliche Vorsehung zu arbeiten und zu beschließen, dass sogar ohne jegliche Bemühungen seinerseits er alles Erreichte erlangt hätte. Und dadurch korrigiert er dieses Vergehen.

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