Texte für Rosh HaShana: Die Symbolik der jüdischen Feiertage
Bedeutende Begriffe des Monats Tishrei im Lichte der Kabbala
Rosh Hashana
Rosh (Kopf) bedeutet der Beginn bzw. der Anfang. Shana (Jahr) bedeutet Veränderung. Rosh Hashana deutet auf eine Einladung von „Oben“ hin, die man dem Menschen gibt, um einen neuen Weg anzufangen in die Wirklichkeit eines neuen, ewigen, vollkommenen Lebens.
Chag (Feiertag)
Das Wort Chag (Feiertag) wird von der Wurzel „Chug“ – Kreis – abgeleitet. Laut der Weisheit der Kabbala, symbolisiert jeder Feiertag die Korrektur des menschlichen Egoismus. An jedem Feiertag, sprich jedes Jahr, wird über dieselbe Korrektur gesprochen, welche in einer anderen Weise und unter anderen Voraussetzungen erfolgt. Daher gibt es viele Feiertage.
Tapuach be Dwash (Apfel in Honig)
Das Wort Tapuach (Apfel) symbolisiert unsere egoistischen Verlangen, die aufgehen (tofeach – tafuach). Unsere natürlichen Verlangen, welche wir von Geburt aus haben, sind nicht veränderbar – das Verlangen bleibt dasselbe Verlangen und der Apfel bleibt derselbe Apfel. Das einzige, was man machen muss, ist ihn „in Honig einzutunken“. Das heißt, wir müssen unser Verlangen in die richtige Richtung lenken, zum Wohle der ganzen Welt. So verändert sich dann unser Leben zum Guten und zum Süßen.
„Mögen wir zum Kopf werden und nicht zum Hinterteil“
Dieser Ausdruck symbolisiert eine Situation, in der wir uns wünschen zum „Kopf“ zu werden, das heißt wir wollen selbst unseren Veränderungsprozess bestimmen. Wir wollen „kein Hinterteil“ sein, das heißt wir wollen nicht gegen unseren Willen ohne Bewusstsein zur notwendigen Veränderung gelenkt werden.
Granatapfel
Es befinden sich 613 Kerne im Granatapfel. Ein Mensch, der seine Innerlichkeit mit Hilfe der Weisheit der Kabbala prüft, erkennt, dass in ihm 613 verschiedene Verlangen nach Erfüllung existieren, und dass er derzeit auf Kosten der Mitmenschen sein egoistisches Verlangen auslebt. Ein Mensch, der sich spirituell entwickelt, realisiert dass er jedes einzelne Verlangen korrigieren muss und den Gebrauch dieser Wünsche zu Gunsten der Mitmenschen umwandeln muss.
Die Hohen Feiertage (Yamim Noraim)
Die Hohen Feiertage symbolisieren den Zustand, in welchem der Schöpfer den Unterschied zwischen uns und Ihm zeigt. Er selbst ist voll von Gutem, liebend und gebend, während wir im Schlechten weilen, in Hass und Ausbeutung. Daher wird dieser Zustand als „furchtbar (nora)“ bezeichnet.
Tfila (Gebet)
Das Wort Tfila (Gebet) wird vom Wort „palal“, sich selbst urteilen, abgeleitet. Ein Mensch der betet ist ein Mensch, der über sich selbst urteilt und realisiert, dass er eine egoistische Natur hat. Er möchte diesen Weg nicht weitergehen und seine Mitmenschen künftig besser behandeln. Er wendet sich an die höhere Macht mit der Bitte, seine egoistischen Eigenschaften zu korrigieren. Durch seinen aufrichtigen Willen erlangt er das höhere Licht, das ihn zum Guten korrigiert.
Die vier Pflanzenarten (Arbaat HaMinim) zu Sukkot
Der Geschmack jeder einzelnen Pflanzenart symbolisiert das Gefühl, und der Geruch symbolisiert den Verstand. Der Etrog (Zitrusfrucht) „schmeckt und riecht“, was auf eine Situation deutet, in welcher ein Mensch die Wichtigkeit der Nächstenliebe versteht und empfindet. In anderen Zeiten enthüllt der Mensch, dass die Verbindung zu Anderen zwar „Geschmack“ hat, es aber an „Geruch“ mangelt. Er strebt danach, sich mit anderen zu verbinden, weiß aber nicht, wie er dies tun soll. So wird sein Zustand „Lulav“ (Palmzweig) genannt. Manchmal hat seine Nächstenliebe „Geruch“ aber keinen „Geschmack“, dann wird sie in seinem Mund wie „Adassim“ (Myrrhe) empfunden. Und wenn seine Nächstenliebe weder Geruch noch Geschmack hat, so heißt sie „Arawot“ (Bachweiden). Der Brauch alle vier Pflanzenarten zu bündeln und zu schütteln repräsentiert eine Situation, in der man all die Erfahrungen, Erkenntnisse, Gefühle und Formen, die man auf dem Weg durchgemacht hat, zu einem Bund bündelt, zu einer Bitte an die Höhere Kraft. Erst dann wird dem Menschen geantwortet und es eröffnet sich ihm die Wahrnehmung einer neuen Wirklichkeit von Vollkommenheit und Ewigkeit.
Simchat Tora (Torafreundenfest)
Sieben Tage von Sukkot symbolisieren sieben Stufen, in denen der Mensch allmählich seine inneren Eigenschaften korrigiert. Jeden „Tag“ oder Stufe nähert sich der Mensch um einen Schritt in Richtung Verbindung mit anderen und verbindet sich mit der höheren Kraft der Liebe. Dieser Prozess gipfelt in Simchat Tora (Torafreudenfest). Nachdem der Mensch die Korrektur abgeschlossen hat, wird er mit endloser Freude, Genuss und unaufhörlicher Füllung durch das Licht erfüllt.
Kol Nidrej (Alle Schwüre)
Im Gebet „Kol Nidrej“ sagen wir: „Wir erlauben das Beten mit den Verbrechern.“ Überraschenderweise ist ein Verbrecher gemäß der Kabbala eine sehr hohe Stufe. Sie offenbart sich einem Menschen am Ende eines langen Prozesses, in dem er seine Eigenliebe enthüllt und erklärt, dass er selbst der Verbrecher ist. Doch mit dieser Entdeckung ist der Mensch glücklich, denn jetzt, nach der Entdeckung der Quelle des Bösen, hat er Gelegenheit sich an die Höhere Macht zu wenden und um Korrektur zu bitten, um zur Nächstenliebe zu gelangen.
Jom Kippurim (Versöhnungstag)
Das Wort „Kippurim“ bedeutet „Wie Purim“ (Ke Purim). Purim symbolisiert das Ende der Korrektur (Gmar haTikkun) des egoistischen Willens der ganzen Menschheit. Dies ist ein hoher Zustand, wenn wir uns alle zur Ebene der Höheren Kraft erheben, der Kraft der Liebe, und so werden wie Sie. Aber bevor wir dazu gelangen, müssen wir den Zustand „Ke Purim“ durchwandern, in welchem der Mensch entdeckt, was ihm fehlt, um zu Purim zu gelangen, und er betet um korrigiert zu werden.
Sukka
Die Sukka symbolisiert die korrigierte vollkommene Form, zu welcher jeder Mensch in Zukunft gelangen wird. Die Baugesetze der Sukka bringen zum Ausdruck, wie man den menschlichen Egoismus überwindet und die Fähigkeit erwirbt, zu lieben. Zum Beispiel ist es üblich, beim Bau des Strohdaches (S’chach) darauf zu achten, dass mehr Schatten als Licht in der Sukka ist. Dieser Brauch soll uns daran erinnern, dass wir die Nutzung unseres Egos einschränken müssen, bzw. den Egoismus „verdecken“ müssen, um aus ihm zum Licht, zur Liebe, zu gelangen.
Shofar (Horn)
Das Wort „Shofar“ leitet sich vom Wort „Shufra“ (aramäisch: Schönheit, Bedeutung) ab. Das Shofar symbolisiert die Bedeutung der Verbindung mit anderen – basierend auf der Trennung von ihnen. Im Artikel „Shofaro shel Mashiach“ (Horn des Messias) schreibt Baal HaSulam, dass die Verbreitung der Weisheit der Kabbala in der Welt das Shofar (Horn) ist, welches die Menschheit zu seiner Bestimmung bringt. Sie ist die Methode, welche die Welt zu einer besonderen Verbindung bringen kann. Dies gleicht einem Horn, dessen Klag in großer Ferne gehört wird. So wird sich auch die Weisheit der Kabbala in der ganzen Welt ausbreiten, sodass sogar die Völker der Welt hören und wissen werden, dass die Weisheit Gottes in Israel ist.“
Jona der Prophet
Zu Jom Kippur wird die Geschichte von dem Propheten Jona gelesen. Jona wollte die Hauptstadt bzw. Großstadt Ashur nicht retten, weswegen er bestraft wurde. So wie der Prophet Jona hat jeder Einzelne die Aufgabe, die Verbindung zu finden und diese auch in der ganzen Welt zu verbreiten. Baal Sulam schreibt im Artikel Arvut: „Und so hängt es vom Israelitischen Volk ab, sich und alle Menschen in der Welt zu befähigen, sich so zu entwickeln, dass sie die erhabene Arbeit, den Mitmenschen zu lieben, auf sich nehmen“.
Deshalb lesen wir zu Jom Kippur die Geschichte von dem Propheten Jona, weil dies die passende bzw. beste Zeit ist unser Inneres zu erkennen und gleichzeitig zu kontrollieren, ob wir auch wirklich unsere Aufgabe erfüllen.
Fasttag
Das Fasten symbolisiert das Verbot der Nutzung des egoistischen Verlangens vor seiner Korrektur.
„Mögen wir zum Kopf werden und nicht zum Hinterteil“
Dieser Ausdruck symbolisiert eine Situation, in der wir uns wünschen zum „Kopf“ zu werden, das heißt wir wollen selbst unseren Veränderungsprozess bestimmen. Wir wollen „kein Hinterteil“ sein, das heißt wir wollen nicht gegen unseren Willen ohne Bewusstsein zur notwendigen Veränderung gelenkt werden. Siehe auch: https://kabacademy.eu/de/2017/04/28/1990-nicht-der-schweif/
Und so hängt es vom Israelitischen Volk ab, sich und alle Menschen in der Welt zu befähigen, sich so zu entwickeln, dass sie die erhabene Arbeit, den Mitmenschen zu lieben, auf sich nehmen“.