COVID-19 – Der Kapitalismus ist tot

COVID-19 – Der Kapitalismus ist tot (Newsmax)

Von Dr. M. Laitman

Am 20. März schrieb der Historiker Yuval Noah Harari in der Financial Times, dass das Wesen von Krisen darin besteht, die Entwicklungen der Vergangenheit zu beschleunigen. Alles, was wir kennen, unsere gesamte Zivilisation zerfällt gerade in rasender Geschwindigkeit. Doch die Hoffnung, dass das Leben nach dem Virus so weitergeht wie vorher, bleibt. Das wird es aber nicht. Das Coronavirus wird alles verändern.

Es findet eine Veränderung des gesamten Paradigmas unseres Leben statt und nicht nur unserer Einstellung dazu. Der ehemalige britische Premierminister Gordon Brown schrieb: Um das Coronavirus zu bekämpfen, sollte die G20 die Bemühungen der WHO unterstützen und die Globalen Fonds zur Koordinierung und Steigerung der Produktion und Beschaffung medizinischer Güter nutzen, statt weiterhin die Profitgier durch Preiskriege zu fördern.

Das Modell des Preiskrieges bzw. die Ideologie “Der Stärkste gewinnt” muss unbedingt abgeschafft werden. Der Virus selbst wird aber so schnell nicht verschwinden. Es sind bereits über 40 Stämme bekannt. Selbst wenn es uns gelingt, alle aggressiven Formen auf wundersame Weise abzuschaffen, werden wir feststellen, wie sehr wir uns in dieser Zeit veränderten. Dann wird auch das hektische Konsumverhalten nicht mehr reizvoll sein.

COVID-19 stoppte den Tourismus, den Transport, die Sport- und Unterhaltungsmöglichkeiten. Er verändert nicht nur unsere Wirtschaft oder unsere Lebensweise. Er verändert unser gesamtes  Denken, die Kultur, die Industrie, die Bildung, die Sozialisierung und sogar unsere Fähigkeit, uns zum Gebet zu versammeln. Wenn wir die Gesellschaft neu aufbauen, werden wir anders sein. Veränderung ist nötig, wenn wir keine Fortsetzung der Coronavirus-Episode wollen.

Eine neue Ökonomie

Wenn ein Superbug der ganzen Welt eine Quarantäne auferlegt, sind seine Auswirkungen unvorstellbar. Die Länder werden sich früher oder später um die grundlegendsten Bedürfnisse ihrer Bürger kümmern müssen. Sie werden Nahrung, Wohnung, Gesundheitsversorgung und Bildung bereitstellen müssen. Die Mehrheit der Menschen wird einfach kein Einkommen mehr haben, um etwas davon kaufen zu können. Hier reden wir nicht einmal von Luxusgüter oder irgendeinem technischen Spielzeug.

Die Quarantäne – oder die „Bleib daheim“ – Politik ist nicht nur eine Notmaßnahme. Sie ist das Ende des Kapitalismus. Wir erkennen es vielleicht noch nicht, aber wir begraben zusammen mit den Särgen der Verstorbenen unsere Lebensweise und unsere Lebensanschauung, in der wir aufgewachsen sind. Der Kapitalismus ist tot.

Die neue Ökonomie, die aus der Asche aufersteht, wird auf anderen Werten basieren müssen. Arbeitsplätze werden zur Mangelware, Reichtum und Macht werden zu irrelevanten Erfolgsmaßstäben. Da die menschliche Natur immer nach Bedeutung strebt, werden neue Normen die Stelle einnehmen, wo die alten eine Lücke hinterließen.

Statt Macht durch Kontrolle wird “Führung durch Vorbild” in den Vordergrund treten. Diejenigen, die am meisten dazu beitragen, den Geist der Gesellschaft zu erhöhen, das Wohlergehen der Menschen zu garantieren und die soziale Solidarität zu stärken, werden die herausragenden Persönlichkeiten in der Gesellschaft werden.

Bis jetzt wetteifern wir miteinander wie Kinder, die “König der Welt” spielen. Doch nach und nach wird uns der Virus beibringen, diejenigen zu schätzen und zu ehren, die sich für alle anstrengen, um die Gesellschaft und nicht sich selbst zu erhöhen.

Die neue Ökonomie, die aus den Ruinen der alten entstehen wird, wird keine neue Form des Sozialismus sein, sondern eine Gesellschaft der gegenseitigen Verantwortung. Es ist kein wirtschaftliches, sondern ein soziales Konzept der gegenseitigen Bürgschaft, das sowohl wirtschaftliche als auch bildungspolitische Aspekte einschließt. Sie erfordert keine materielle Gleichheit, sondern ein Füreinander, das garantiert, dass die Menschen a) haben, was sie brauchen, und b) wollen, dass alle anderen ebenfalls haben, was sie brauchen.

In einer Gesellschaft, die auf den Prinzipien des Füreinanders beruht, werden persönliche Eigenschaften geschätzt und gefördert, solange man seine Fähigkeiten Zur Verbesserung des Lebens aller einsetzt. Dieser Ansatz eröffnet den Menschen unendlich viele neue Möglichkeiten, sich und ihre Fähigkeiten für das Wohl aller einzubringen, und die Gesellschaft wird sie dafür belohnen. Respekt, Bewunderung und Liebe für die Menschen, die einen Beitrag leisten, werden das Streben nach Reichtum und Besitz ersetzen..

Aus diesem Grund sollte das Konzept des Füreinanders sowohl auf der physischen als auch auf der intellektuellen Ebene erfolgen. Auf der ersteren Ebene müssen sich die Regierungen, wie oben erwähnt, um die Grundbedürfnisse der Menschen kümmern. Auf der zweiten Ebene müssen wir ein Online-Bildungssystem errichten, in dem Wissenschaftler und andere Experten den Begriff der gegenseitigen Bürgschaft einführen und erklären, warum die heutige Realität dies erfordert.

Die Idee hinter diesen Bildungsprogrammen besteht nicht nur darin, der Menschheit bei der Überwindung des Virus zu helfen. Das Ziel besteht darin, das Paradigma, das unser Leben bestimmt, zu ändern, indem wir uns nicht mehr auf das „Ich“, sondern auf das „Wir“ konzentrieren. Damit schaffen wir eine blühende und nachhaltige Gesellschaft. Der gesellschaftliche Wert, dass “der Stärkste gewinnt”, von dem Brown sprach, ist der Grund, warum der Coronavirus jetzt unsere Zivilisation erschüttert. 

Wenn wir gewinnen wollen, sollten wir jetzt eine Gesellschaft aufbauen, die auf gegenseitiger Bürgschaft und Altruismus beruht. Und das bald.

4 Kommentare
  1. Dieter Maas
    Dieter Maas sagte:

    Hollo Eli, ich meine „dass Wirtschaft und Lobbyisten die Welt regierten“, was mir auch bisher so schien, wenn da etwas kommt, was diese bisherige „Regierung“ ohne Probleme überwältigt, dann muss das ja wohl klar stärker sein. Aber eine globale Angstvision, und dann auch noch eine, die im extrem negativen Bereich ist, und dann auch noch, wie es aussieht „ungerechtfertigt“, und ohne wissenschaftliche Grundlage, dann ist das zwar offensichtlich sehr stark, stärker als die Mächtigen, aber sehr tief im negativen, gestressten Bereich. So dass die „wechselseitige Bürgschaft“ wie eine Diktatur und Abschaffung der persönlichen Freiheitsrechte erscheint. Also wenn jetzt dieser Corona Dämon etwa eine Stärke von -7 im Katastrophenbereich hat, dann brauchen wir bestimmt einen visionären altruistischen „Engel“ der Stärke +8 um eine ähnlich Mächtige Power, stärker als die Wirtschaft und Lobbyisten zu bewirken, der den Kapitalismus ins Positive „Wir – für alle“ lenken zu können. Ist da mal meine Hypothese. Das müsste schon richtige Superleuchtkraft haben.

  2. Dieter Maas
    Dieter Maas sagte:

    Also sowohl die Analyse des ursprünglichen Artikels als auch der Kommentar von Dr. Laitman, beide scheinen mir weniger klar, als was mir aufgefallen ist. Zwei Dinge nämlich. Einmal stellt sich immer mehr heraus, dass die globalen „Lockdown“ Maßnahmen ein Wahnsinn sind, denn das Virus scheint angesichts der immer klarer werdenden Datenlage nicht gefährlicher zu sein, als eine Grippeepidemie, Aber die zweite Sache ist interessanter: es ist nämlich anscheinend fast problemlos möglich den Kapitalismus einfach abzuschalten, wenn es nötig erscheint. Die Staaten und der einzelne Staat kann das einfach tun, und der Wirtschaft „befehlen“ was sie zu tun hat. Ob das auch möglich wäre ohne eine globale paranoide Halluzination, wie im vorliegenden Falle also als Antwort auf etwas, was die Menschen dieser Welt wirklich wollen, das ist für mich die relevante Frage.

    • Dieter Maas
      Dieter Maas sagte:

      „was die Menschen dieser Welt wirklich wollen“ könnte man ja ersetzen durch „Was für alle Menschen und auch für den Planeten, also „still, vegetative, animate und speaking“ gut ist.

    • Eli C.
      Eli C. sagte:

      Hallo Dieter, interessant! Ich hatte den Eindruck, dass bislang die Wirtschaft und die Lobbyisten die Welt regierten. Jetzt ist der Kapitalismus kurz abgeschaltet gewesen und damit einher auch gleich die persönlichen Rechte, deren Verlust uns erst auffällt, wenn sie in Gefahr sind. Aber Bildung – im Sinne, dass die Menschen lernen, sich und die Welt zu hinterfragen – ist meiner Meinung nach ein wichtiges Element für eine bessere Zukunft.

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