Die EU stirbt, und das sollte sie auch

Von Dr. M. Laitman

Die Europäische Union wurde in Sünde geboren und wird unter Qualen sterben. Das Bündnis der Europäischen Union wurde geschmiedet, um Europa einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den USA und dem an Kraft zunehmendem China und Russland zu verschaffen. Der Fokus lag dabei fast ausschließlich auf der Errichtung eines gemeinsamen Marktes und einer gemeinsamen Währung. Die möglichen sozialen Auswirkungen einer Union von Nationen, sie sich seit Jahrhunderten immer wieder miteinander im Krieg  befanden, zog man nicht in Betracht.

Die EU schuf eine mächtige Währung, verarmte aber viele ihrer Mitgliedstaaten und ließ sie abhängig und mutlos zurück. Sie schuf keine Einheit; sie schuf Zwietracht. Eine Währungsunion ohne Solidarität oder ohne zarten Anflug von nationalem paneuropäischem Patriotismus sind nicht nachhaltig. Die Flüchtlingskrise setzte der EU bereits stark zu. Die Coronavirus-Krise scheint jedoch ein Schlag zu sein, den die EU schwer überleben wird. Meiner Meinung nach ist es so am besten.

Globalisierung – eine großartige Idee, falsch umgesetzt

Im Prinzip ist die Vereinigung eine großartige Idee. Es ist der richtige Weg, weil sich die gesamte Realität in Richtung größerer Einheit und engerer Zusammenarbeit entwickelt. Die Evolution brachte die einfachsten Teilchen hervor, die sich zu mit anderen Teilchen arrangierten, die wiederum Atome schufen, die Moleküle schufen, die Organismen schufen und so weiter. Ebenso entwickelte sich die menschliche Gesellschaft von Clans zu Siedlungen, die sich zu Städten, Grafschaften, Ländern und Imperien vergrößerten.

Es besteht jedoch ein grundlegender Unterschied in der Art und Weise, wie sich die Natur und wie sich die menschliche Gesellschaft entwickelt. Während sich die Natur entwickelt, bewahrt sie Gleichgewicht und Harmonie. Das Konzept des Überkonsums existiert in der Natur nicht, weil jedes Tier nur das nimmt, was es für sein Überleben braucht. 

Betrachten wir uns Menschen, erkennen wir, dass Überkonsum der Kern unserer Existenz ist. Je mehr wir im Vergleich zu anderen haben, desto mehr schätzen wir uns selbst. Jegliches weltliche Bündnis führt zur Verletzung von Menschen: jenen im Bündnis und jenen außerhalb davon. Das liegt zwar in der im Wesen des Menschen, widerspricht aber dem Kernprinzip der Evolution der Natur, die auf Ausgewogenheit und Harmonie beruht.

Um eine dauerhafte geldwirtschaftliche Globalisierung zu schaffen, müssen sich die Menschen in den teilnehmenden Mitgliedstaaten zunächst dafür entscheiden, dies zu tun. Dies ist ein tiefgreifender und ausgedehnter Prozess, der die Annahme einer gesamtnationalen Identität erfordert, welche weit über eine nationale Identität hinausgeht. Nur wenn die Menschen mehr mit dem multinationalen Gebilde als mit ihrem eigenen Nationalstaat sympathisieren, werden sie einer solchen Transformation zustimmen.

In Europa wurden keine derartigen Vorbereitungen getroffen. Nun, da der Coronavirus zugeschlagen hat, kommen zu den nationalen und wirtschaftlichen Unterschieden Feindschaft und Misstrauen hinzu. Es gibt kein “sich aufeinander verlassen Können”. Das bisherige Bündnis der EU müsste reorganisiert werden. Der erste Schritt in diese Richtung ist die Rückkehr zur Förderung der lokalen Wirtschaft.

Es ist nicht so, dass die Länder keine Bündnisse schmieden sollten. Im Gegenteil, ich glaube, dass wir am Ende, wenn wir unseren Egoismus überwunden haben, keine Grenzen mehr brauchen und die Idee des Nationalstaates sich verflüchtigen wird. Allerdings sind wir noch lange nicht so weit. Stattdessen müssen wir vernünftig sein, unsere Ego-Zentrik anerkennen und versuchen, uns auf Regeln und Grenzen zu einigen, die allen ermöglichen, in relativem Frieden und Stabilität zu leben.

Anschließend sollten wir uns in einem langen Prozess mit dem Konzept der in der Natur existierenden Einheit auseinandersetzen, in der jeder Teil seine Fähigkeiten einbringt und vom Kollektiv alles erhält, was er zum Gedeihen braucht. 

Wenn wir allmählich erkennen, dass eine kollektive Existenz nicht nur sicherer sondern auch viel bereichernder als individualistischer Wettbewerb ist, können wir vorsichtig, langsam und weise eine gemeinsame Einheit aufbauen. Aber dies wird kein europäisches amerikanisches, russisches oder chinesisches Gebilde sein, sondern eine globale menschliche Gesellschaft.

Bis dahin müssen wir unsere Unterschiede akzeptieren und respektieren. 

3 Kommentare
  1. Marco Mazza
    Marco Mazza sagte:

    Warum so negativ auf die EU schauen?

    -Weil ein Indikator für Hass unter den Völkern der Aufwind der rechtspopulistischen Parteien ist.
    -Weil einige EU-Staaten mit Flüchtlingsproblemen alleine gelassen werden.
    -Weil während einer Pandemie, trotz unterbesetzten Intensivstationen, keine Hilfe angeboten wird.
    -Weil einige Staaten Rosinen-Picker sind?

    Ist das schon Überkonsum?
    Was ist Ihrer Meinung nach ein überfischtes Meer, ein Ozonloch, Klimaerwärmung, Kriege, ausgebeutete Kinder, Entwicklung von Giftstoffe für mehr Ertrag, Abholzung der Urwälder für Monokultur, Zerstörung der Biodiversität, Abfall im Weltraum, Mikroplastik im Meer, Massentierhaltung durch prophylaktische Antibiotika Verabreichung?

  2. Claudia Kammholz
    Claudia Kammholz sagte:

    Warum so negativ auf die EU schauen? Die Atempause durch das Coronavirus hat die Menschen auch wach gerüttelt. Nicht nur die Ursache von Wildfleischverzehr mit Einfluss auf die dortige Umweltsituation, sondern auch unser Verhalten und Hygiene durch Tourismus und die dazugehörige Vernetzung, hat die Wahrnehmung auf wirtschaftliche Zusammenhänge und damit einhergehende Veränderungen verzerrt. Ist das schon Überkonsum?Die Harmonie ist immer von der Sättigung und dem Lebensgefühl zu den vorhandenen Angeboten und Nachfragen im jeweiligen Lebensraum abhängig. Diese Krise wurde auch durch Vertuschung ausgelöst, nur warum zögerte China in der Übermittlung der Geschehnisse? Wo liegt also das Interesse des gegenseitigen Vertrauens und wo wird schon verbessert? Europa ist vielleicht etwas langsam, aber mit Bedacht und vorsichtiger wegen Moral und Würde. So wie wir heute arbeiten und organisieren können, werden wir morgen gut und besser Leben. Grundlage ist eine immer bessere Bildung und Aufklärung, um die Kreisläufe des Lebens zu erhalten. Rückgewinnung von Stoffen aller Art wird immer wichtiger und so werden auch Fehler rückgängig gemacht.
    Gott schütze und behüte sie mit mit Kraft und Macht der Liebe. Claudia

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