Baal HaSulam, Brief 5

korrigiert, EY, 19.7.2024

1921

An meinen Seelenverwandten, möge seine Kerze ewig brennen,

… was du in deinem letzten Brief angedeutet hast, dass ich mein Gesicht vor dir verborgen halte, und dich als Feind erachten würde – deine Absicht ist wie von jemandem, der von seiner Schande hört, aber schweigt. Und ich trage die Last meiner Freunde, aber die Schmerzen meiner Freunde interessieren mich dabei überhaupt nicht – In der Tat muss ich zugeben, dass du damit recht hast, dass ich diese Schmerzen, die du fühlst, überhaupt nicht empfinde. Im Gegenteil, ich freue mich über diese offensichtlichen und sich enthüllenden Verdorbenheiten.

Doch wie sehr beklage und bedauere ich jene Verdorbenheiten, die noch nicht enthüllt wurden und die sich noch offenbaren werden, denn eine verborgene Verfehlung ist ohne Hoffnung. Eine große Rettung vom Himmel ist ihre Enthüllung, denn das ist die Regel: Niemand gibt etwas, das er nicht hat. Und wenn es sich jetzt offenbart hat, dann war es zweifellos auch von Anfang an da, nur verborgen. Daher freue ich mich, wenn sie aus ihren Löchern hervorkommen, denn du wirst deine Augen auf sie richten und sie werden zu einem Haufen Knochen. Dabei zweifle ich keinen Moment, denn ich weiß, dass viele mehr mit uns als mit ihnen sind – der Weise versteht die Zeichen.

Doch Schwäche dehnt die Zeit, und dasselbe verächtliche Ungeziefer ist versteckt, und wir werden dessen Ort nicht einmal kennen. Der Weise sagt dazu: „Der Narr verschränkt seine Hände und isst sein eigenes Fleisch.“ Moses senkte seine Hände, doch als Moses seine Hände des Glaubens erhob, erschien auf einmal alles, was erscheinen sollte, und dann triumphierte Israel „in jeder starken Hand, und in all der großen Furcht.“

Das ist die Bedeutung von: „Alles, was deiner Hand möglich ist zu tun, tue es mit ganzer Kraft.“ Wenn das Maß voll ist, bewahrheitet sich der Vers: „Die Bösewichter sind gestürzt.“ Und wenn die Bösewichter verschwunden sind, kommt Licht und Wohlbefinden in die Welt, und dann sind sie fort.

Ich erinnere mich noch, dir ähnliches am ersten Tag von Rosh HaShana (dem ersten Tag des jüdischen Jahres, 13. September 1920), gesagt zu haben, nach unserer Rückkehr aus der Synagoge. Du teiltest mir sehr traurige Dinge mit, die du an diesem Morgen während des Gebets mitbekommen hattest. Ich war mit Freude erfüllt, und du fragtest mich: „Warum diese Freude?“ Ich antwortete dir das gleiche, dass, wenn die vergrabenen Bösewichte erscheinen, obwohl sie noch nicht vollkommen unterworfen worden sind, ihr Erscheinen selbst schon als große Erlösung erachtet werden kann, und gerade das macht die Heiligkeit des Tages aus.

Und was du mir geschrieben hast, dass du den Sohn der Geliebten nicht dem Erstgeborenen Sohn der Verhassten vorziehen kannst, so habe ich viele Male persönlich mit dir darüber gesprochen, dass der Ort des Glaubens „Grube“ (Bor) genannt wird und die Fülle des Glaubens „Brunnen (Be’er) lebendigen Wassers“ genannt wird, und es wird „Leben“ genannt, das heißt, nicht wie das Wesen des gewöhnlichen Wassers, bei dem wenn ein wenig Wasser fehlt, der Brunnen immer noch an seinem Platz bleibt. [Im Gegensatz dazu] hat dieser Brunnen die Eigenschaft lebender Wesen, und mehr noch:  alle Teile davon sind Glieder, an denen die Seele hängt, und ihre Verletzung durch irgendetwas wird sofort den gesamten lebenden Körper töten, und er wird nicht mehr sein. Und dies ist das, was gesagt wurde: „Mich haben sie verlassen – die Quelle lebendigen Wassers – um sich Zisternen zu graben, zerbrochene Zisternen, die kein Wasser halten können.“

Obwohl es keinen Mangel im Wasser gibt, so gibt es eine Art Mangel in der Grube, denn sie ist völlig zerbrochen, und sicherlich kann ohne Zweifel „dort kein Wasser gehalten werden“. Dies ist, was der Prophet im Namen des Schöpfers andeutet, und das ist wahres Empfangen für jeden, der weise ist und mit seinem eigenen Verstand versteht. Wenn du nicht verstehst, gehe hin und untersuche, und dann wirst auch du weise sein und mit deinem eigenen Verstand verstehen.

Was du mir am Ende deines Briefes geschrieben hast, dass du es gerne hättest, dass ich meine angenehme Stimme für dich zum Klingen bringe, da es für mich keine Bürde sei, einer bitteren Seele aus ihrer Not mit Erfreulichem herauszuhelfen, da ein Herz gefüllt mit Liebe, die Seele in ihren Wurzeln versüßt, die Wurzel aller Genüsse.

Ich werde dir kurz antworten, dass es für alles eine Zeit gibt. Du hast offensichtlich gesehen, dass ich dir in meinem ersten Brief eine sehr schöne Sache für ihre Zeit geschrieben habe, das Herz von Gott und den Menschen erfreuend, und die wahre Bedeutung erklärte von: „Sie werden erfüllt und erfreut sein durch Deine Güte.“ Untersuche dort, da es wahr ist, und das Ende wird angenehm sein für jeden Gaumen, der sich nach wahren Worten sehnt.

Du siehst, wie ich mich darum bemühen kann, dich mit Worten der Wahrheit zur rechten Zeit zu erfreuen. Gott behüte, dass ich sündigen sollte und dich mit Worten der Lüge erfreuen sollte, so wie die falschen Propheten es während der Zerstörung taten, da es in meiner Realität überhaupt keine Lüge gibt. Du weißt bereits, was ich zu denjenigen sage, die ihre Schüler mit einem Netz aus Unwahrheiten und Lügen zur Wahrheit locken, oder mit Überflüssigem. Ich wurde nie durch ihre Götzen befleckt, und in ihnen ist nicht der Anteil Jakobs. Daher sind alle meine Worte in Wahrheit gesprochen, und wo ich nicht die Wahrheit sprechen kann, schweige ich vollständig.

Denke nicht, dass, wenn ich in deiner Nähe wäre, ich mehr sagen würde als ich es beim Schreiben tue. Wenn ich wüsste, dass dies so sein würde, hätte ich dich von vornherein nicht verlassen. Was ich dir sagte ist die volle Wahrheit, dass du mich, nach den Einschätzungen bezüglich unserer Vorbereitungen, nicht brauchst, und so ist es auch. Vermute nicht, dass ich unglaubwürdige Worte für mein eigenes Vergnügen fabriziere. Wenn der Schöpfer hilft uns mit dem Ende der Korrektur zu belohnen, wirst du mich sehr brauchen, und möge der Schöpfer uns dies innerhalb der nächsten zwölf Monate gewähren, da der Tag noch lang ist, und du noch immer nicht so schnell bist, wie ich es bin. Dennoch hoffe ich, dass du innerhalb von zwölf Monaten, ab diesem Tag und dieser Nacht, dein Werk beenden wirst. Und dann wirst du mit all deinen Anstrengungen sehen, wie wir einige Jahre zusammen sein werden, da die Tiefe des Werkes hauptsächlich an seinem Ende beginnt.

Ich bin auf all das für dich eingegangen, aufgrund deiner Gedanken, die ich zwischen den Zeilen deines Briefes entdeckt habe. Du hast die absolute Wahrheit vergessen, die immer in meinem Herzen und Munde ist. Aber lasse mich dir versprechen, dass mehr noch, als du bis jetzt die Wahrhaftigkeit in meinen Worten erfahren hast, du augenscheinlich sehen wirst, dass alle meine Worte in alle Ewigkeit wahr sind, und sich nicht einmal um eine Haaresbreite verändern werden. Auch tragen alle Worte, die ich dir geschrieben habe, eine wahre Bedeutung, welche keine Änderungen durchlaufen wird, jedoch Aufmerksamkeit erfordert, „da es eine Zeit ist, in der die Zeit drängt“.

Glaube mir, dass ich die Dinge, die ich dir in diesem Brief enthüllt habe, bis jetzt nicht schreiben konnte, aus Gründen, welche ich für mich behalte. Mein Blick ist auf das Ziel fixiert, um den größten Erfolg zu ermöglichen, und dies ist es, was mich wie ein Zaun der behutsamen Bewachung umgibt, bei jedem einzelnen meiner Worte. Ich weiß, dass zu bestimmter Zeit alle meine Worte und Anweisungen sich dir klären werden, wie es geschrieben steht „Glücklich seid ihr, Gefäße, die ihr in Unreinheit eingetreten seid, und wieder in Reinheit austretet“ – da dies der Weg der Tora ist.

Ich bin müde geworden dich zu fragen mir mehr zu schreiben, und dass ich dir im Gegenzug dann verspreche, auch dir viel zu schreiben. Jeden Tag sitze ich und warte, dass vielleicht ein Wort von dir – von deinem spirituellen Leben, oder von deinem irdischen Leben – meiner Wege kommen wird. Doch es kommt kein Laut. Was kannst du sagen, um das zu rechtfertigen? Es gibt hier keine Antwort mit starken Worten, oder mit matten Worten, nur Antworten mit trockenen Worten, in einem kräftigen Stil ausgedrückt, als wäre es eine Überforderung, doch du verstehst dich selbst wahrscheinlich noch nicht einmal.

…und dennoch weiß ich, dass es auch bessere Zeiten geben wird, und dann, in dem Ausmaß wie sie sich verbessern, wird auch die offene Liebe wachsen. Es steht uns noch bevor mit ewiger Liebe erfüllt zu werden, wie ein niemals versiegender Brunnen, gemeinsam erfüllt und erfreut, da die Genüsse des Ewigen für den vollkommenen Empfänger sind, der keine Sättigung fühlt. Dies ist der Grund, warum Er „Allmächtig“ genannt wird, da für diejenigen die Seinen Willen tun, ein altes Licht und ein neues Licht in einer Vereinigung scheint. Dies wird durch die Einhaltung des Shabbat und des Jubel-Jahres (fünfzigjähriger Zyklus) erreicht. Das ist die Bedeutung von: „Sie beließen es bis zum Morgen… und es faulte nicht, noch war irgendein Wurm darin.“ Es steht geschrieben „Sie werden erfüllt und erfreut sein durch Deine Güte.“ Denn bei materieller Nahrung wird der Magen in dem Maße gefüllt, wie es materiell ist, und nicht nur das, sondern es steigt Rauch in das Gehirn – aus dem Kochen des Magens – und er wird müde und schläft ein.   

Das ist die Bedeutung von Pinchas, der den Speer in ihren Bauch stach, während sie in Vereinigung waren. „Dann stand Pinchas und betete, und die Plage hörte auf.“ Das ist, warum er mit dem Salböl belohnt wurde, obwohl er nicht von den Nachkommen von Aaron war, da Moses ihm selbst sagte: „Siehe, Ich gebe ihm mein Friedensbündnis.“ Zuerst war es mit einem abgeschnittenen Waw, doch durch das Licht der Tora, wuchs es in die Länge und „Mein Bündnis war mit ihm, Leben und Frieden zusammen“, und „Beim Lichte des Angesichts des Königs ist das Leben.“

Yehuda Leib

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