Baal HaSulam, Brief Nr. 6, Schwert und Schild

überarbeitet, EY, 21.07.2024

5. August, 1921, Vorabend des Shabbat, Warschau

 

An meinen Seelenverwandten… möge seine Kerze ewig brennen:

Ich habe dir bereits zwei Briefe geschrieben, jedoch noch nicht die Zeit gehabt, sie dir zu schicken. In Wahrheit würde ich dich gerne noch einmal sehen, bevor ich am 22. des Aw abreise. Jetzt möchte ich dir gerne noch einen Geschmack geben, von dem Honig meiner Honigwaben.

Es steht geschrieben: „Du wirst die Lügner vernichten; der Ewige verachtet Menschen des Blutvergießens und des Betruges.“ Es gibt eine Allegorie über einen König, der es auf sich nahm, seinem Sohn die Kriegslisten der Königsherrschaft beizubringen.

Er zeigte ihm das Land, seine Feinde, und seine Freunde. Der König gab seinem Sohn ein Schwert aus den Schätzen seines Reiches. Dieses Schwert hatte eine wunderbare Eigenschaft: Sobald es seinen Feinden gezeigt wurde, fielen sie augenblicklich zu Boden.

Der Sohn des Königs ging und eroberte viele Länder, nahm ihre Schätze und wurde mächtig.

Nach einiger Zeit sagte der König zu seinem Sohn: „Jetzt werde ich auf meinen Turm hinaufgehen, und mich dort verstecken, während du auf meinem Thron sitzen wirst, und das ganze Land mit Weisheit und Macht regierst. Und hier ist noch dieser Schild, welcher bis jetzt in den königlichen Schatzkammern eingeschlossen war. Kein Feind oder Schadenbringer wird dir etwas anhaben können, solange dieser Schild in deinem Besitz ist.“

Der König nahm das Schwert, band es an den Schild, gab sie beide seinem Sohn, und ging selbst hinauf auf den Turm, um sich dort zu versteckten.

Der Sohn des Königs wusste nicht, dass das Schwert und der Schild miteinander verbunden waren. Da der Schild für ihn keinerlei Bedeutung hatte, bewahrte er ihn nicht auf, und der Schild wurde ihm gestohlen, zusammen mit dem Schwert.

Als die Neuigkeiten durch das Land gingen, dass das Schwert und der Schild vom Sohn des Königs, dem Herrscher der Erde, gestohlen worden waren, brach sogleich eine Schamlosigkeit aus und seine Feinde führten einen Krieg gegen ihn, bis sie ihn in Gefangenschaft nahmen, ihn und alle seine Besitztümer. Ihren Feind in ihren Händen, ergossen sie ihre Rache auf ihn, und rächten sich an ihm für all den Missbrauch, den er ihnen in den Tagen der Regierung seines Vaters zugefügt hatte. Jeden Tag schlugen sie ihn mit wilden Schlägen.

Der Sohn des Königs schämte sich vor seinem Vater, denn der Kummer seines Vaters schmerzte ihn mehr als sein eigener. Er dachte darüber nach, ein Schwert und einen Schild wie die ursprünglichen zu machen, um seinen Vater zu besänftigen und ihm seine Weisheit und Tapferkeit zu zeigen.

Mit List schuf er ein Schwert, das dem ersten Schwert ähnelte. Ebenso machte er einen Schild, der dem ersten Schild ähnelte.

Mit seinen Waffen in den Händen, rief er zu seinem Vater, zur Spitze des Turmes, hinauf: „Sei stolz auf mich, da ein weiser Sohn seinen Vater erfreut.“ Und während er zu seinem Vater rief, wurden seinem Gehirn und seiner Leber von seinen Feinden Schäden zugefügt. Und je mehr sie ihn schlugen, desto mehr richtete er sich auf und überwand sich, um die Güte seines Vaters zurückzugewinnen, und schrie: „Jetzt fürchte ich mich vor nichts mehr, und wer kann schon gegen mich ankämpfen, wo ich doch mein Schwert und meinen Schild in den Händen halte?“

Und je mehr er prahlte, desto mehr schlugen und verletzten ihn seine Feinde, Steine und Stöcke landeten auf seinem Kopf, und das Blut lief ihm über das Gesicht hinunter. Und die ganze Zeit versuchte er sich aufrecht zu halten, stolz wie ein Held, um seinem Vater zu zeigen, dass er sich vor nichts fürchte. Seine Feinde schienen im Vergleich zu seiner Tapferkeit wie nichts zu sein, denn das Schwert schützte ihn oder der Schild schützte ihn.

Dies ist, was der Dichter mit den Worten andeutete: „Du wirst die Lügner vernichten.“ Damit sind diejenigen gemeint, deren Gesichter wie Affen vor Menschen sind. Und welche durch ihre eigenen Kräfte ein solches Schwert erschaffen, wie es der Schöpfer gemacht hatte. Und darüber hinaus wünschen sie mit ihrer Arbeit zu prahlen, so wie der Schöpfer prahlt. Über sie wird gesagt: „Ein Mann des Blutes und des Betrugs verabscheut der Schöpfer,“ denn mit menschlichen Taten macht er einen Schild und rühmt sich, dass er keinen Schmerz spürt. Auch das verabscheut der Schöpfer, was bedeutet, dass seine Verkleidung enthüllt wird, weil er behauptet, weise und tapfer zu sein, und nichts zu fürchten, und gleichzeitig voller Betrug ist und List sucht. Das verabscheut der Schöpfer.

Allerdings ist die ganze Vollkommenheit im heiligen Namen, “Gott meiner Gerechtigkeit”, von welchem jedes Organ und jede Sehne weiß, dass der Ort der ‚Wohnung der Shechina der Ort der ‚Gerechtigkeit‘ ist, also im absoluten Wissen, dass all Seine Gedanken gerecht sind, und kein Mensch in der Welt jemals einen schlechten Schritt getan hat, wie er keinen guten Schritt aus eigener Kraft tut, und prüfe das genau.

Und obwohl jeder dies glaubt, ist es bekannt, dass sie es brauchen, dass es sich zuerst in ihre Herzen setzt. Es ist wie ein anfängliches Konzept, wo das Ausschütten eines wahrhaft hingebungsvollen Herzens zum Schöpfer, ein Konzept in der Welt offenbaren kann, so wie jede einfache und akzeptable Sache sich ausreichend ins Herz verankert.

Das ist die Bedeutung von: „Und ihr werdet ‚von dort’ den Ewigen, euren Gott, suchen und finden.“ Das ist auch die Bedeutung der Segnung „Der Gute, der Gutes tut“, der “Gutes tut den Anderen”, da seine Erkenntnis wahrlich im Guten ist, und dies ist warum Er „Gut“ genannt wird. Dieser Name ist leicht für jedermann zu erlangen. Und dies wird auch „Gott meiner Barmherzigkeit“ genannt. Aber weil es leicht zu akzeptieren ist, bleibt er nicht der Einzige für alle Menschen, und prüfe das genau.

Deshalb [während] der Arbeit im Exil und der Erfüllung der Tora aus Leid, wird vor allen Organen des Dienenden des Schöpfers der heilige Name „Gott meiner Gerechtigkeit“ offenbar, – das heißt, dass das Böse überhaupt nicht in der Realität existierte, nicht einmal für einen kurzen Moment, und das bedeutet „Und tut Gutes“, das heißt, dass Er sich nicht im Attribut „Guter“ offenbart, sondern nur im Attribut „Guter für andere“, was bedeutet „Auch dies ist zum Guten“. Dies ist eine tiefe und wichtige Angelegenheit, und diese Vereinigung lässt keinen Raum für irgendetwas außerhalb von Ihm. Das bedeutet „Der Schöpfer ist eins, und sein Name ist eins“, das für die Vollkommenen einfach zu begreifen ist.

Yehuda Leib

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