In sich den Schöpfer finden
Von Dr. Michael Laitman
Vorbereitung zur Entwicklung der Seele
In der physischen Welt kann der Mensch nicht ohne bestimmte Kenntnisse von den Gesetzen der materiellen Natur überleben. Er überlebt z.B. nicht, wenn er nicht weiss, was für ihn in seiner Umwelt und seiner Umgebung gesund und was schädlich ist. Andernfalls wäre der Schaden, den er sich selbst zufügen würde, so groß, dass dies zum Niedergang der Existenz des Menschen in dieser Welt führen würde.
Die Kenntnis der Natur ist daher eine notwendige Bedingung für eine erfolgreiche Existenz in dieser Welt. Je mehr darum ein Mensch von den Gesetzen der Natur weiss, umso komfortabler und sicherer fühlt er sich. Je effektiver die Menschen dieses Wissen zu ihrer Entwicklung nutzen können, umso weniger sinnlose Handlungen werden sie ausführen. Schlussendlich werden sie wissen, zu welchem Zweck sie existieren, wozu sie die Natur in die Welt gesetzt hat, und wohin das alles führen soll. Daher ist die Kenntnis der Gesetze der Natur der Schlüssel zur Existenz des Menschen auf diesem Planeten.
Ebenso verhält es sich mit der Seele des Menschen. Ohne die Kenntnis ihrer Natur kann sie nicht in der spirituellen Welt existieren. Um aus dem Reshimo (Erinnerung), dem spirituellen Gen, welches im Menschen angelegt ist, einen eigenen, spirituellen Parzuf (Gesicht) zu erschaffen, muss der Mensch sowohl seine innere Natur, als auch die Natur, die ihn umgibt kennen. So kann er unter der Einwirkung spiritueller Kräfte einen richtigen, gesunden, einen sogenannten korrigierten Teil der “einen Seele“ von Adam haRishon (dem ersten Menschen) aufbauen.
Worin besteht nun der Unterschied zwischen dieser und der spirituellen Welt?
Die beiden Welten wirken gleichzeitig auf den Menschen. Er befindet sich unter zwei Naturen: Der physischen, von Menschen verspürten, und der Höheren, für ihn nicht wahrnehmbaren Welt. In dieser Welt ist der Mensch gezwungen, diese zu erforschen und sie in irgendeiner Weise zu verwandeln, damit er sich darin wohl fühlt – denn er fühlt sich schlecht, wenn er sie nicht richtig benutzt. Die spirituelle Welt hingegen ist gänzlich vor ihm verhüllt. Der Mensch weiss nicht, wie sie auf ihn einwirkt. Deshalb spürt er auch nicht, dass er sie braucht. Bevor ein Mensch nicht beginnt, die spirituelle Welt zu erforschen und zu nutzen, wird er sich auch nicht entwickeln.
Die Entwicklung der Seele des Menschen beginnt nicht willkürlich. Dies geschieht nur durch die bewusste Entscheidung des Menschen, die eigene spirituelle Entwicklung zu wollen. Daher führt die Höhere Kraft, die Natur, den Menschen zum Bewusstsein der Notwendigkeit seiner seelischen Entwicklung, und dann obliegt es dem Menschen, zu verstehen, dass er die Höhere Welt erforschen muss, um damit die zu seiner Entwicklung notwendigen Einwirkungen der Natur auf sich zu ziehen. Kann er das aufgrund seiner Unkenntnis der Höheren Natur nicht, wird er auch nicht in ihr existieren können.
Die spirituelle Welt wird dem Menschen nicht durch Zwang aufgedrückt, im Gegensatz zu dieser Welt, in die man – ob man will oder nicht – geboren wird. Die spirituelle Welt eröffnet sich dem Menschen nur im Maße seiner Vorbereitung auf seine Existenz darin. Die Vorbereitung auf eine Entwicklung der Seele ist die Kenntnis von der Welt, in der sich diese Seele befindet, das heißt, der Höheren Welt.
Die Erkenntnis der spirituellen Welt entwickelt sich nach demselben Muster wie in der physischen Welt. Hätten sich die Wissenschaften dieser Welt nicht entwickelt, würde der Mensch noch immer in Höhlen leben. Die Reshimot (Aufzeichnungen, Erinnerungen) aber, die menschliche Natur, spornt den Menschen zur Entwicklung an, und so erlangt der Mensch Erkenntnis in dieser Welt. Durch diese kann der Mensch sie nutzen, was zur Entstehung neuer technologischer, kultureller, gesellschaftlicher und politischer Bedürfnisse führt. Dies ermöglicht Fortschritt. Der egoistische Wille vergrößert sich und will immer mehr. Er ist der Antrieb für die Entwicklung neuer Innovationen.
Aus diesem Grund beginnt der Mensch auch ein Bedürfnis nach Erkenntnis in der spirituellen Welt zu verspüren. Er gelangt nicht deswegen zur Wissenschaft der Kabbala, weil er seine Seele entwickeln möchte – er will die Frage nach dem Sinn seines Lebens beantworten.
Diese Frage nach dem Sinn des Lebens ist eine wissenschaftliche und kann deshalb erforscht werden. Der Mensch lebt und existiert in einer bestimmten Form in seiner Welt, und ihn interessiert ihre Natur, ihr Ursprung, warum er hier angelangt ist und durch wessen Willen. Er möchte wissen, was in lenkt, und was in Zukunft mit ihm sein wird. Antworten auf diese Fragen liefert ihm das Wissen. Je mehr der Mensch dieses Wissen für sich erschließt, desto effizienter kann er handeln. Deswegen ist das Wissen von der Höheren Welt für die Entwicklung der Seele von essentieller Bedeutung.
Drei Wachstumsphasen des Körpers
Der Wille zu empfangen wird als Körper oder Kli (Gefäß) bezeichnet, je nachdem, auf welcher spirituellen Stufe er beschrieben wird. Er ist egoistisch oder altruistisch, entweder auf sich oder auf die Höhere Kraft ausgerichtet. Im Prozess des Wachstums dieses Klis – das heißt, im Prozess der Erlangung eines Massachs (Schirms) durch das Kli – werden drei Phasen unterschieden.
Der erste Zustand ist Katnut (Kleinsein). Dieser beginnt in dem Moment, in dem das Kli auf die Welt kommt. Das bedeutet, dass der Wille bereits einen minimalen Massach erlangt hat und im Maße dieses “nicht empfangen Wollens“ in den altruistischen Verlangen existieren kann, Diese werden als spirituelle Welt bezeichnet. Dieser Zustand tritt hervor, wenn der altruistische Wille noch über keinerlei Wissen verfügt.
Alle Kenntnisse, die für die Existenz notwendig sind, erhält der Mensch vom Vater und von der Mutter und lebt auf Kosten ihrer schützenden Kraft und Weisheit. Daher ist auf dieser Etappe das komplette Annullieren ihres ganzen Verständnisses, ihres Wissens, des Willens, das Wichtigste für die Seele, für den Menschen – absolut von allem, nur, um sich in den Höchsten einzuschalten. Dieser Zustand wird als Ibur (Einnistung), Entstehung eines Ubar (Embryo), bezeichnet. Der Mensch befindet sich im Höchsten, er annulliert sich vollkommen und erhält alles von Mutter und Vater.
Der zweite Zustand des Kleinseins. Dieser beginnt, wenn der Mensch aus dem ersten Zustand herauswächst und beginnt, sich gewisse Kenntnisse anzueignen, die es ihm erlauben, sich davor zu hüten, dem eigenen Körper Schaden zuzufügen. Er verfügt bereits über die Kenntnisse, wie er mittels des Massachs (Schirms) einen Zimzum (Einschränkung) erreichen kann, und sich so beschränken kann, dass ihm äußere Störungen und Versuchungen, die der Seele schaden und ihre Feinde sind, ihm keinen Schaden mehr zufügen können. In diesem Zustand kann der Mensch ihnen bereits widerstehen, während er sich dagegen im ersten, kleinen Zustand lediglich unter dem Schutz von Ima (Mutter) und Aba (Vater) befindet.
In dieser Phase kümmert er sich um sich selbst, gemeinsam mit dem Vater und der Mutter, und wird daher als klein bezeichnet. Er lernt von ihnen: einen Teil macht er selbst, und den anderen machen sie, sich um ihn sorgend. Das bedeutet, dass die Seele, als kleiner Parzuf (Gesicht), einen persönlichen und einen allgemeinen Massach vom höheren Parzuf besitzt, welcher den Unteren beschützt.
Der Erwachsenen – Zustand. Er wird dadurch charakterisiert, dass der Mensch bereits ausreichende Kenntnisse für ein vollkommen selbstständiges Leben erlangt hat und aus der Bevormundung von Ima und Aba austritt. Das bedeutet, dass er überhaupt keinen Bedarf daran hat, sich in den Höheren Parzuf einzuschalten.
Somit wird die Selbstständigkeit nur im Maße des Erlangens eines Massachs gewonnen. Der Austritt aus der Bevormundung von Mutter und Vater, des Höheren Parzufs, ist langwierig. Alles basiert auf dem Wissen und der richtigen Bewertung dessen, was gut ist, und was schadet, zu dem alleinigen Zweck, das Gute anzuziehen und das Schädliche abzustoßen.
Dabei beschützt der Höhere Parzuf durch den eigenen Schirm den Unteren. Der Untere Parzuf versteht, dass er der Niedrigere ist, und sich in Bezug auf den Höheren in einigen seiner Wünsche zu annullieren hat. In jene Wünsche, in denen er sich vor dem Höheren Parzuf annulliert, füllt der Höhere das Licht ein, welches Chassadim (Güte) heißt. Was heißt das?
Das Licht kann sich nicht von einem Parzuf in den anderen verbreiten, denn außerhalb des Parzufs wird das Licht nicht wahrgenommen. Sogar wenn es sich dabei um ein Licht handelt, welches als das Umgebende Licht bezeichnet wird , und welches noch nicht in den Parzuf eingetreten ist – auch dieses Licht wird im Inneren des Klis empfunden und wahrgenommen.
Mit anderen Worten kann es weder Schutz für den inneren Parzuf durch den Äußeren, Höheren Parzuf geben, noch eine Übergabe des Lichts an den letzteren, wenn der Innere Parzuf ihn nicht selbst adaptiert und annimmt. Nur wird er vom Unteren Parzuf so gefühlt werden, als würde er nicht selbst handeln, sondern als würde der Höhere, Äußere auf ihn einwirken, ausgehend von einer besonderen Verbindung zwischen ihnen.
So annulliert sich einfach der Untere Parzuf bezüglich des Höheren im embryonalen Stadium und unternimmt nichts weiter. Weil der Höhere und der Untere Parzuf miteinander verbunden sind, verschluckt sozusagen der Höhere den Unteren aufgrund des eigenen, von den vier Stadien der Verbreitung des direkten Lichtes bedingten Aufbaus. Er erschafft im Unteren solche Bedingungen, dass im letzteren ein Wille aufkommt, das Licht Chassadim anzuziehen und sich mit diesem zu füllen, anstelle des Lichtes, welches als das Licht Chochma (Weisheit) bezeichnet wird.
Allerdings ist der Untere Parzuf verpflichtet, jeden Zustand, in welchem er eintritt, für sich selbst zu erschaffen, und zwar freiwillig und bewusst – eine andere Koexistenz ist in der spirituellen Welt nicht möglich. Es besteht jedoch ein Unterschied darin, wie aktiv der Untere Parzuf an der eigenen Existenz teilnimmt: annulliert er sich einfach in Bezug auf den Höheren, oder zieht er aktiv mit Hilfe eines Massachs Licht an, indem er eine Handlung vollzieht, welche Siwug de Hakaa (Kopplung des Schlagens, schlagartige Vereinigung) bezeichnet wird.
Wenn der Untere Parzuf aus der Vormundschaft des Höheren austritt, darf er keinerlei Licht vom Höheren annehmen, welches ihn füllen würde, und ihm eine Möglichkeit zur Existenz geben würde, ähnlich der, als er klein war, und als das Licht Chassadim seine egoistischen Kelim (Gefäße) füllte. Der Untere Parzuf kann bereits mit Hilfe des Massachs diese Kelim mit dem Licht Chochma, durch die altruistischen Absicht – für die Höhere Kraft füllen.
Das Wachstum der Seele
Der biologische, menschliche Körper ist vergänglich. Die Seele hingegen durchläuft Kreisläufe und Reinkarnationen und erfährt dadurch immer neue, korrigierte Zustände. Der Körper muss auf jeder Stufe der Seele ein neuer sein, damit ihr neue Möglichkeiten der Korrektur offenstehen. Wenn sich deshalb die Seele um eine bestimmte Stufe verändert hat, stirbt der Mensch in dieser Welt.
Alles, was die Seele auf der vorherigen Stufe gemacht hat, in den vorherigen zehn Sefirot (Erleuchtungen) geht aus Wissen in Eigenschaften über, und beim nächsten mal wird sie in dieser Welt als ein neuer Parzuf mit anderen Qualitäten geboren. Um diese Eigenschaften herum entwickelt sich auch der biologische Körper. In einer gemeinsamen Entwicklung ist so die Entwicklung der Eigenschaften der Seele in dieser Welt gewährleistet.
Deswegen durchläuft der Mensch Reinkarnationen, bis er sich schließlich die Weisheit der Kabbala aneignet. Von da an werden die Reinkarnationen – wenn sie noch notwendig sind – bewusst durchlaufen. Wenn also der Mensch in einer seiner Reinkarnationen zum Studium der Kabbala gekommen ist, bedeutet das, dass er im selben Leben seine Korrektur vollenden kann und nicht mehr zurückzukehren braucht.
Die Seele entwickelt sich aber nicht durch das Wissen allein (Kenntnisse sind lediglich der Grund), sondern durch die Erlangung neuer, altruistischer Eigenschaften. Diese entwickeln sich durch die Aneignung der Kenntnisse der spirituellen Natur. Dies bedeutet eine vollkommene Adaption der Höheren Eigenschaften im eigenen Willen über den Aufbau eines Massachs.
Ähnlich ist es bei der Entwicklung eines Menschen in dieser Welt. Ein Kind erhält nach und nach Kräfte, entsprechend der durch seine Entwicklung erworbenen Kenntnisse. Hätte das Kind bereits Kräfte bevor es die Kenntnisse dafür erworben hätte, würde es sich selbst schaden. So wäre es auch mit der Seele, wenn sie ohne Kenntnisse der Höheren Welt aufwachsen würde. Sie würde sich selbst schaden, ohne eine richtige Berechnung im Rosh (Kopf) des Parzuf anstellen zu können. Daher bekommt die Seele erst dann eine Möglichkeit, im spirituellen Raum zu wirken, wenn sie sich allmählich Wissen darüber aneignet.
Eine Basis für die Entwicklung der Seele bieten altruistische Handlungen. Sie entwickelt sich nur in dem Rahmen, in dem sie fähig ist, über jedes einzelne ihrer Verlangen, alle ihrem Zustand entsprechend möglichen altruistischen Handlungen durchzuführen, ausgehend von ihrer Wurzel, ohne welche sie nicht fortschreiten kann.
Beide Komponenten – die Kenntnisse und die Handlungen des Gebens – hängen von der Erkenntnis des Empfangens (Kabbala) ab. Sie kommen Hand in Hand zum Menschen. Wenn der Mensch richtig lernt, wird er nach einiger Zeit die richtigen Gedanken erhalten und dadurch auch richtige Handlungen durchführen. Deswegen kennt eine Seele alle Entwicklungsstufen der Seele von Adam bis zur Endkorrektur, denn sie muss selbst alle Etappen der Korrektur durchlaufen. Weil die Seele von Adam zerbrochen ist, und aus Splittern der Seele besteht, durchläuft sie im “Kleinformat“ die Korrektur des gesamten Klis von Adam.
Beim Erklimmen einer Höheren Stufe durchläuft die Seele alle drei Entwicklungsetappen. Zunächst muss sie als Ubar (embryonaler Form) auf der Höheren Stufe entstehen, um anschließend geboren zu werden. Sie muss sich klein machen, Katnut, und dann größer werden und das volle Bewusstsein und Verständnis dieser Stufe erreichen. Dies bedeutet das Absorbieren dieser Stufe im Inneren des Menschen. Dies wird dann als “Zustand des Erwachsenen“, Gadlut, bezeichnet.
In dem Moment, in dem der Mensch diesen Punkt erreicht, hört die Stufe, auf welcher er sich befindet auf, für ihn eine Höhere zu sein, und er integriert sich in sie. Erreicht der Mensch vollkommen die Höhere Stufe, entsteht im selben Moment in ihm, in seinem Bewusstsein, der ganze Parzuf wie ein Ubar (Embryo) der nächsten, noch Höheren Stufe. Dies sind die Kelim , die als ACHaP (Osen, Ohr – Chotem, Nase – Pe, Mund) des Höheren Parzuf bezeichnet werden. Nun muss der Mensch wieder bezüglich des ACHaP der nächst Höheren Stufe arbeiten, bis er wieder ein Ubar wird, dann auf die Welt kommt, dann in den kleinen und anschließend wieder in den großen, erwachsenen Zustand eintritt.
Ist der Mensch groß, braucht er die Höhere Stufe nicht mehr, da er auf dieser Stufe erwachsen geworden ist. Dann spürt er unmittelbar, dass es noch eine Höhere Stufe geben muss und der Zyklus wiederholt sich. So verläuft die Entwicklung hin bis zur Endkorrektur.
Bei der Endkorrektur verspürt der Mensch einerseits die letzten in ihm verbliebenen Verlangen, die er nicht in der Lage ist, zu korrigieren. Sie werden als “Lew haEwen“, das “steinerne Herz“ bezeichnet. Andererseits strahlt ein starkes Licht darauf und korrigiert sie schlussendlich alle. Der Mensch verfügt über keine Kraft, kein Licht, welches diese stärksten Verlangen korrigieren könnte. Dieses Licht, durch welches das Geschöpf erschaffen wurde, ist der Punkt, der sich aus dem Nichts bildete. Dieser ist der Ausgangspunkt des Menschen, und deshalb kann der Mensch sich gar nicht vorstellen und wünschen, diesen zu korrigieren.
In der spirituellen Welt offenbart sich der Höhere Parzuf im Bezug auf den Unteren in Form der Empfindung Höherer und spiritueller Eigenschaften. Diese werden “ACHaP des Höheren“ genannt. Überwindet der Mensch in sich das Abstoßen der Höheren Stufe und arbeitet entgegengesetzt dazu an sich, dass diese Höhere Stufe in ihm allmählich als das Höhere verspürt wird, erlangt er die Kräfte, sich vor der Höheren Stufe zu annullieren. Diese Angleichung erreicht er durch das Studium der Weisheit der Kabbala.
So verläuft das Wachstum der Seele, oder anders bezeichnet, des spirituellen Körpers. Die Seele, das Kli, stellt den Willen zu Empfangen mit einem Massach und einer Füllung dar. Der “Körper der Seele“, das “Licht der Seele“ und “Erfüllung“ sind ein und dasselbe: ein spiritueller Parzuf.
Alle Lichter, welche der Parzuf in seinem Inneren wahrnimmt, sind Erfüllung, also sein Bezug zu dem “Erfüllenden“, dem Licht. Dieser Bezug zum Genuss, zum Licht, die Offenbarung von etwas Größerem, von der Quelle dieses Lichtes, wird als die “Offenbarung des Schöpfers“ bezeichnet. In Form dieser inneren Erfüllung, offenbart sich dem Menschen die Absicht dieser Erfüllung, und diese bezeichnet man als den “Schöpfer“. Man erkennt, dass der “Schöpfer“ einem nur dazu erschaffen hat, um von Ihm erfüllt zu werden, indem Er dem Menschen Genuss gibt. Dies alles offenbart der Mensch in seinem Inneren.
Körper und Seele
Der Körper ist das egoistische Verlangen und dessen Leben besteht aus einem allmählichen Durchlaufen aufeinanderfolgender guter und schlechter Zustände. Das Gesetz der Natur ist so, dass die schlechten Zustände den Menschen dazu bringen, die guten Zustände zu vergessen. Die Probleme werden dadurch intensiviert, dass es dem Menschen scheint, als ob sich alle anderen Menschen gut fühlen, nur er nicht. So wird der Körper, während er zwischen dem Guten und Schlechten in sich umher geschleudert wird, wie Felsen vom Meer geschliffen.
Das egoistische Verlangen, das dem Menschen von Anfang an gegeben ist, wird gezwungen, unterschiedliche Metamorphosen zu durchlaufen, und erreicht schließlich einen solchen Zustand, in dem er beginnt, sich als ein Feind seiner Selbst zu empfinden. Mit dieser Erkenntnis des “Bösen“ beginnt sein spirituelles Wachstum.
Während sich die Menschen im Zustand der Verhüllung der Höheren Kraft befinden, empfindet der Mensch seine Natur bereits unterbewusst als das “Böse“, weil er spürt, dass er stiehlt. Denn als Dieb wird jeder bezeichnet, der mit der Absicht für sich selbst zu empfangen handelt. Gemeinhin wird gedacht, dass, wenn die Menschen keine Egoisten wären, sie nicht die Natur oder sich selbst zerstören würden. Dies ist aber noch keine Erkenntnis des “Bösen“. Es ist erst die Erkenntnis des “Bösen“ auf der Stufe dieser Welt. Sie mündet nur in der leeren Aufforderung, in Frieden und Einvernehmen zu leben.
Die wahre Erkenntnis des “Bösen“ tritt dann ein, wenn der Mensch der Höheren Kraft, dem Schöpfer gegenübersteht und wahrnimmt, dass sein Egoismus, ohne eine durch den Massach korrigierten Form, absolut gegensätzlich der Höheren Kraft ist. Er selbst ist das “Böse“ und verhindert dadurch die Wahrnehmung und Erkenntnis der Höheren Kraft und die Vereinigung mit Ihr. Das heißt, dass eben diese egoistische Natur des Menschen der Grund für die Verhüllung des Lichtes, der Höheren Kraft ist. Nur wenn der Mensch seine Eigenschaft des Empfangens als das “Böse“ empfindet, beginnt er, diese zu korrigieren und verlangt nach einem Massach.
Bevor der Mensch nicht begreift, dass es seine Natur ist, die ihn daran hindert, die Höhere Kraft zu erkennen, und sich Ihr anzugleichen, wird es ihm nicht gelingen, das “Böse“ zu erkennen. Der Mensch spürt diese Kraft überhaupt nicht. Vielleicht denkt er auch, dass eine Höhere Kraft existiert und versucht, mit Ihr in Kontakt zu treten, tut dies aber ausschließlich, um sie zum eigenen Vorteil auszunutzen.
Erwerb der Kenntnisse im Materiellen und im Spirituellen
Das, was mit dem Körper geschieht, ist bedingt durch ihn selbst und die Kraft der Natur. Die Erkenntnis der materiellen Wirklichkeit ist auch ohne das Wissen über ihren Ursprung möglich. Alles was die Seele betrifft, ist dagegen von der Arbeit und dem Zusammenwirken des Spirituellen mit dem Materiellen bedingt. Die spirituelle Wirklichkeit kann nur im Maße der Erkenntnis von der spirituellen Quelle und des Bewusstseins des Geschehenen durch Ursache und Wirkung erforscht werden. So wird sich die Menschheit der Größe der Höheren Kraft und demnach auch der spirituellen Realität bewusst.
Der Körper entwickelt sich, ob er will oder nicht, gezwungenermaßen unter dem Druck der Natur, so wie jede Pflanze oder jeder tierische Körper. Die Seele dagegen entwickelt sich nur insofern, wie dem Menschen die Notwendigkeit dieser Entwicklung und der dafür notwendigen Anstrengungen bewusst werden. Daher bedarf alles in der spirituellen Welt bewusster Anstrengungen. Bereits auf der kleinsten Stufe der Spiritualität. Auf diese spirituelle Stufe steigt der Mensch dann auf, wenn er sein “ich“ vollkommen vor der Höheren Welt, der Höheren Kraft annullieren will, obschon er sie nicht richtig spürt und sich nur ganz schwer vorstellen kann, was das überhaupt ist. Das geschieht jedoch nur im Ausmaß seiner Bereitschaft. So weiß dieser Mensch nie genau, wohin er geht, und was mit ihm geschehen wird, da man eine Höhere Stufe niemals erkennt, bevor man nicht zu ihr aufsteigt.
Dabei entsteht die Frage, wie ein erwachsener, vernünftiger Mensch von einer Stufe auf die nächste aufsteigen kann, wenn er gar nicht weiß, was ihn dort erwartet. Dazu kann aber auch die Gegenfrage gestellt werden, weshalb ein Mensch dann, wenn er genau weiß, was die Höhere Stufe ist, sich erst dann dazu bereit erklären sollte, zu ihr aufzusteigen.
Der Zustand des Unteren bezüglich des Höheren wird durch das ACHaP des Höheren verwirklicht. Dann, wenn sich das ACHaP des Höheren im Menschen befindet, und dieser bereit ist, sich vor diesem zu annullieren. Das genügt bereits, damit sich der Mensch auf dem “embryonalen“ Stadium der Höheren Stufe entwickeln kann.
Woher weiß aber der Mensch, was für Höhere Zustände ihn noch erwarten? Hebt der Mensch sein “ich“ gegenüber der Höheren Stufe vollkommen auf, hat er Kenntnis von allem, was sich auf dieser Stufe befindet, allerdings nur auf der embryonalen Stufe, genannt Awiut de Shoresh (Grobheit auf der Stufe des Kopfes).
Um also zu beginnen, sich auf einer Höheren Stufe zu entwickeln, muss man sich lediglich gegenüber ihrem ACHaP annullieren und verinnerlichen, dass der jetzige Zustand absolut “böse“ ist. Daher besteht jeder Aufstieg auf die jeweils nächste Stufe aus der sehr unangenehmen Erkenntnis des momentanen Zustandes. Dabei erscheint die nächste Stufe als unattraktiv, denn wenn es umgekehrt wäre, würde der Mensch aus egoistischen Gründen nach dieser Stufe streben. Dies wäre kein Erheben.
Damit das Streben nach der Höheren Stufe altruistisch sein kann, wird dem Menschen die Nichtigkeit seines jetzigen, egoistischen Zustandes durch die Gegenüberstellung des ACHaP des Höheren als vollkommen Gebender gezeigt. Nur durch Unterstützung von seiner spirituellen Umgebung kann er sich vor ACHaP annullieren. Dieser Schritt genügt, damit sich der Mensch auf der höheren Stufe als Ubar “einnisten“ kann.
Der Mensch ist nicht in der Lage, die Höhere Stufe unmittelbar zu verstehen, dafür sein Einverständnis zu geben und sich an sie anzupassen. Deswegen muss er beim Aufstieg auf jede neue Stufe alle drei Stadien der Entwicklung durchlaufen: Embryonaler Zustand, Zustand des Kleinseins, GE (Galgalta we Ejnaim, Schädel und Augen) und Zustand des Erwachsenseins (GE+ACHaP). Diese drei Etappen sind zwingend zu durchlaufen. Ein Teil davon geschieht, ähnlich wie in der physischen Welt, unbewusst.
Die Annullierung gegenüber dem Höheren mit dem kleinsten Anteil vom ganzen Egoismus genügt bereits, um sich in den Höheren Parzuf als Ubar (Embryo) einnisten zu können. Auch wenn sich der Mensch nur mit einem sehr beschränkten Anteil der Verlangen vor dem Höheren Parzuf annulliert, ist er bereits an ihn angehaftet, und nimmt mit “embryonalen“ Möglichkeiten die Ewigkeit und Perfektion des Höheren Parzufs wahr.
Es stellt sich die Frage, ob dabei keine Scham beim Menschen entsteht, weil er selbst dafür nichts tun kann? Die Antwort lautet nein, weil er im Maße der Annullierung vor dem Höheren dessen Erkenntnis erlangt. Seine “Freiheit der Wahl“ wird dadurch in keiner Weise eingeschränkt. Der Mensch erlangt je nach seinem Bestreben zum Angleich an den Höheren Parzuf die Kraft des Massachs, der Selbstständigkeit, und bleibt durch sein eigenes Verlangen, sich der Höheren Kraft in der eigenen, altruistischen Handlung anzugleichen, von Ihr unabhängig.
In diesem Zustand kann nur die Umgebung dem Menschen helfen, fortzuschreiten. Nachdem er sich der eigenen Verdorbenheit bewusst wird, muss er beginnen, ein inneres Modell seines zukünftigen Zustandes aufzubauen. Dafür muss er sich entsprechend seiner Umgebung gegenüber verhalten und mit ihr eine Gesellschaft aufbauen, welche ihn nach vorn zieht. Dies erreichen sie durch das Vermitteln der Wichtigkeit des Ziels. Ohne den zukünftigen spirituellen Zustand zu kennen, muss der Mensch sich trotzdem darin befinden wollen. So führt ihn dieser Aufbauprozess zum Wachstum seiner Seele.
Würde der Mensch einfach alles von der Höheren Kraft bekommen, würde er niemals mittels eigenem Verständnis begreifen können, sondern sein Leben lang alle notwendigen Signale von der Höheren Kraft, der Natur, erhalten und automatisch danach handeln. Nun erhält der Mensch aber von Natur aus keine Anweisungen, was in ihm die Notwendigkeit hervorruft, für den nächsten Zustand selbst Vorstellungen aufzubauen, zu vermuten und zu versuchen, diesen selbst aufzubauen. Dabei nimmt er ein Beispiel an seiner spirituellen Umgebung – dem Lehrer, den Büchern und den Freunden.
In der Spiritualität kennt der Mensch weder sein egoistisches Selbst noch die spirituelle Welt, in welcher er sich als nächstes befinden wird. All das muss er selbst für sich aus dem Dunkeln, dem Verhüllten, erschaffen. Will er alles aus sich heraus aufbauen, beginnt er es zu versuchen und erhält von der Höheren Kraft Gedanken, Kräfte und das “Baumaterial“ für diesen Erschaffungsprozess. Durch eine spirituelle Umgebung erhält er durch die Freunde Hilfe beim Aufbau des nächsten Zustandes.
Im Spirituellen wird ACHaP des Höheren zunächst nicht als attraktiv empfunden. Das ist auf die Unterschiedlichkeit der Eigenschaften des Höheren und des Unteren Parzufs zurückzuführen. Diese Eigenschaften stimmen nicht überein, sie sind sogar entgegengesetzt.
Der ACHaP des Höheren führt dem Unteren die Dunkelheit des Höheren keineswegs absichtlich vor, sondern offenbart ihm so lediglich die wahren altruistischen Eigenschaften. Sie werden im Unteren als Dunkelheit empfunden. Diese Empfindung beraubt ihn seiner Kräfte und Energie und nimmt dem Unteren die Möglichkeit, sich zum Höheren hin zu bewegen.
In einem solchen Zustand muss der Untere Parzuf zusammen mit dem ACHaP des Höheren Parzufs in seinem Inneren etwas kreieren, was ihn zum ACHaP des Höheren hinzieht. Diese Kräfte und das Streben nach dem Höheren kann er nur von seiner Umgebung erhalten. Dabei verschwindet jegliches Gefühl der Scham, weil der Mensch sich selbst neu aufbaut, in dem er sich bekämpft und dadurch vom Höheren Kräfte erhält, um sich zu erheben.
Das Erkennen spiritueller Eigenschaften
Jemand, der das Spirituelle aufdecken will, muss zwei Dinge beachten: Das Erkannte darf sich nicht um eine Einbildung handeln und seine Wahrnehmung – das Bewusstwerden des Geschehenen – darf keinem Zweifel unterliegen.
Der Terminus “spirituell“ verweist darauf, dass das Spirituelle, ähnlich der Luft, weder Grenzen noch Form und keine Gestalt hat. Wie allerdings für den Menschen das Vorhandensein der Luft offensichtlich ist, weil davon sein Leben abhängt, so wird er auch das Vorhandensein des Spirituellen erfassen. Dabei erkennt er nicht die Eigenschaft, das “Licht“ selbst, sondern dessen Einkleidung in ihn, in seine Kelim. Das spirituelle “Licht“ ist unfassbar. Das “Licht“, welches sich außerhalb des Klis befindet, verspürt der Mensch nicht. Als Licht wird das bezeichnet, was vom Menschen im Kli wahrgenommen wird. Das heißt, die Reaktion des Klis darauf, wovon es erfüllt wird und was in ihm Empfindungen hervorruft.
Deswegen ist die Bezeichnung “Licht“ eigentlich falsch. Denn sie behauptet, dass etwas außerhalb vom Existierenden, vom Menschen und dem von ihm Empfundenen existiert. In Wirklichkeit ist das Licht eine Reaktion des menschlichen Klis auf etwas, was sich in ihm befindet. Diese Reaktion muss für den Menschen vollkommen klar und in keinem Fall eingebildet sein. Sie muss messbar, erkennbar und wiederholbar sein und auf gleiche Weise durch einen anderen Kabbalisten empfunden und nachgeahmt werden können. Aus diesem Grund ist es eine Wissenschaft. Wenn die Daten, die ein Kabbalist erfasst, nicht von anderen bestätigt werden können, oder wenn ein Mensch nach der Methode der Weisheit der Kabbala ein Kli aufbaut und nicht das sieht, was in den kabbalistischen Büchern beschrieben ist, oder seine Reaktion nicht messen kann, wird dessen Handlung nicht als spirituell bezeichnet.
Die Erkenntnis muss in den vier Stadien des Kli genau durchlaufen und in den Reshimot des Klis aufgezeichnet werden. Ein Kabbalist muss sie aufschreiben und zu ihnen zurückkehren können. Diese Bedingung ist ausreichend, um von der Kabbala als eine Wissenschaft zu sprechen. Jemand, der sie studiert und praktiziert, ist demnach ein Wissenschaftler, der die Höhere Welt erforscht.
Die Erkenntnis der Höheren Welt muss durch eben solche Bedingungen, wie sie von gewöhnlichen Wissenschaftlern, welche zum Beispiel diese Welt und das Universum erforschen, verifiziert werden können. Denn Wissenschaft ist die Erschließung von Unbekannten, wobei das Unbekannte entweder in den fünf Sinnesorganen des Menschen wahrgenommen wird oder sich mit Hilfe des Massachs, dem sechsten Sinnesorgan, dem Menschen erschliesst.
In der Praxis ist dieses Vorhaben des Menschen dem eines Wissenschaftlers gleich, ob er sich nun im irdischen oder spirituellen Raum befindet. Der Unterschied besteht nur darin, dass er das Spirituelle in Einklang mit Veränderungen im eigenen Inneren erforscht, abhängig von eben diesen Veränderungen. Das Irdische dagegen wird in Übereinstimmung mit der äußeren Einwirkung auf etwas, was sich außerhalb des Erforschenden befindet, erkundet.
Die Notwendigkeit, die Höhere Kraft zu erkennen
Das Verlangen des Verstandes ist die Erkenntnis der Höheren Kraft, weil das Streben nach der Offenbarung desjenigen, der den Menschen erschaffen hat, in seiner Natur liegt. Weil das Licht das Kli erschaffen hat, ist es der Wunsch des Klis, in sich denjenigen, der es erfüllt, zu offenbaren. Alle menschlichen Verlangen können auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden, und zwar die Erkenntnis der eigenen Wurzel – der Höheren Kraft, der Quelle, von welcher aller Genuss ausgeht. Das bedeutet wiederum, dass der Genuss selbst, welchen der Mensch empfindet, an sich nicht ausreicht, um Erfüllung zu bringen. Während sich am Anfang das Licht in den vier Stufen verbreitete und zunächst die erste Stufe füllte, rief es in ihr das Verlangen nach der Quelle, der Wurzel, der Stufe 0 hervor. Daher entstand die zweite Stufe, Bina (Verständnis), welche begann, nach der Ähnlichkeit mit Keter (Krone) zu streben, der Stufe 0, denn auf diese Weise erkannte Bina diese. Deswegen existieren im Kli, in Malchut (Königreich), zwei Verlangen: eines danach, sich vollkommen mit Licht zu füllen und ein anderes, die Quelle des Lichtes vollkommen zu erkennen. Aus diesem Grund erfüllt den Menschen die Jagd nach Erfüllung nicht mehr, weil sein Verstand das Erkennen der Höheren Kraft verlangt. Dieser Wunsch überwiegt das Verlangen, sich zu füllen.
Eine zusätzliche Bestätigung dafür liefert der Zimzum (Einschränkung) der Welt Ejn Sof (Unendlichkeit). Zuvor tritt außerdem dadurch, dass das Kli seine Eigenschaft zu empfangen annulliert, noch die zweite Stufe (Bet) aus der ersten Stufe hervor. Denn das Kli ist bereit, nichts zu bekommen, nur um die Quelle zu verstehen und zu erkennen.
Davon ausgehend kann der Mensch alle Verlangen, die ihm durch den Kopf gehen, als notwendig erachten. Wenn also in ihm der Wunsch, die Wurzel zu offenbaren, auftaucht, wird es ihm helfen, alle anderen Erfüllungen komplett zu vernachlässigen. Darin bestehen die Korrektur und die Verwirklichung des Freien Willens. Deshalb ist die Erschaffung einer spirituellen Umgebung eine wichtige Voraussetzung, da der von ihr ausgehende Einfluß zur Verinnerlichung der Tatsache führt, dass die Erkenntnis der Höheren Kraft wichtiger ist als alle Erfüllungen seiner Verlangen.
Dieser Wunsch ist nicht auf das Erkennen der Höheren Kraft beschränkt, sondern bezieht sich auf alles vor dem Menschen Verborgene, was sich über der Natur befindet. Der Mensch kann sich tatsächlich gar nicht vorstellen, was die Höhere Kraft ist. Der Grund dafür, dass ihn alles Verborgene anzieht, resultiert aus eben dieser Wurzel – aus dem menschlichen Streben nach der Erkenntnis der Höheren Kraft. Denn diese Suche des Menschen und sein Verlangen nach allen möglichen Abenteuern, nach Liebe und der Drang zur Wissenschaft, alles, was ihn an der Erschließung dieser Welt anzieht, ist ausschließlich der maskierte Wunsch, die eigene Wurzel zu erfassen.
Dieses Verlangen strebt auch danach, zu erkennen, was sich in den Herzen anderer Menschen befindet. Er strebt immer danach, das vor ihm Verhüllte zu erkennen. Er spürt die Verhüllung, versteht, dass da etwas schlummert und dass irgendwo in anderen Menschen jener Teil ist, der ihn erfüllen wird, weil jeder Mensch ein Teil des ganzen Kli ist.
Die Erkenntnis eines Menschen zeigt sich in einer Handlung, welche auf die Umgebung ausgerichtet ist. Wenn es auf der Welt nur eine Seele geben würde, würde sie nicht nach der Erkenntnis des Anderen, des Verborgenen, streben. Die Erkenntnis der Höheren Kraft dagegen, ist die Handlung der Seele im Bezug auf sich selbst, denn es handelt sich um ihren Aufbau, HaWaYaH (Hej-Waw-Yud-Hej, zehn Sefirot) und um den Zustand, in welchem sie sich selbst als Geschöpf wahrnimmt. Alle ihre Erscheinungsformen stoßen sie auf den Wunsch zu, in welchem sie fühlt, dass sie die Höhere Kraft erkennen kann. Das Maß des dabei offenbarten Gefühls bestimmt die Größe der Seele.
Im Menschen sind zwei Bestrebungen nach Offenbarung verankert. Das Streben nach der Offenbarung der Umgebung und der Mitmenschen, das heißt, aller, die sich auf der gleichen Stufe befinden und das Streben nach der Offenbarung dessen, was sich über dieser Stufe befindet. Das Erstere resultiert aus dem Zerbrechen der Seele und ist nur ein Mittel zur Erreichung der Offenbarung der Höheren Kraft, die sich über dieser Welt befindet. Im Streben nach der Offenbarung der Verbindung mit den Mitmenschen, oder von dem, was sich in ihnen befindet, muss man aber immer das Ziel der Offenbarung der Höheren Kraft im Fokus behalten und verfolgen.
Denn der Grund des Zerbrechens der einen ganzen Seele besteht darin, dass jeder Mensch die Möglichkeit bekommt, durch die eigenen Beziehungen zu den Mitmenschen die Beziehung zur Höheren Kraft auszuarbeiten. Daher muss jede, sogar die kleinste und flüchtigste Berührung mit der Umgebung, die Offenbarung der Beziehung mit der Höheren Kraft zum Ziel haben. Nur so können die vom Menschen ausgeführten Handlungen in Richtung von unten nach oben mit der kausalen Reihenfolge der Handlungen des Abstiegs von oben nach unten übereinstimmen.
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