Parascha Toldot / Tora Abschnitt „Geschlechterfolge“

1. Buch MoseGenesis 25:19 – 28:9

Zusammenfassung

Der Abschnitt Toldot (Geschlechterfolge) beginnt mit der Hochzeit von Isaak und Rebekka. Nach zwanzig Jahren der Unfruchtbarkeit wird Rebekka schwanger und der Schöpfer sagte ihr, dass sie zwei Zwillingssöhne gebären wird. Der erste ist Esau, und der zweite, der sich an der Ferse seines Bruders festhält, ist Jakob. Esau wird Jäger, und Jakob studiert die Tora.

Bei der ersten Auseinandersetzung zwischen den Zwillingen geht es um den Verkauf des Erstgeburtsrechts. Esau kehrt mit leeren Händen von einer Jagd zurück, und Jakob bietet ihm Linseneintopf als Gegenleistung für das Erstgeburtsrecht an. Esau willigt ein. Nach einiger Zeit entdeckte Esau, dass Jakob ihn betrogen hat.

Später im Abschnitt gräbt Isaak zwei Brunnen, die beide von den Philistern eingenommen werden. Ein dritter Brunnen bleibt in Jakobs Händen, und er nennt ihn Rechowot. Letztendlich schließen Abimelech und Isaak einen Bund.

Die zweite Konfrontation zwischen den Zwillingen findet statt, als ihr Vater sie segnen will. Isaak will Esau, seinen Erstgeborenen, segnen, und Rebekka bittet Jakob, sich als Esau zu verkleiden, um den Segen für den Erstgeborenen zu erhalten. Als Esau entdeckt, dass Jakob seinen Segen erhalten hat, will er ihn töten, und so schickt Rebekka Jakob nach Haran, zu ihrem Bruder Laban.

Kommentar von Rav Michael Laitman

Das im Abschnitt Toldot (Geschlechterfolge) dargestellte Drama beschreibt den Prozess der spirituellen Entwicklung eines Menschen. Das Beschriebe handelt von den grundlegendsten Kräften im Menschen.

Die Höhere Kraft erschuf den Willen zu empfangen. Dieses Verlangen stellt das gesamte Wesens der Schöpfung dar. Für den Menschen besteht die Möglichkeit, den Willen zu empfangen zum eigenen Wohl oder, zum Wohl anderer einzusetzen. In der gesamten Schöpfung ist eigentlich die Neigung angelegt, das Verlangen zum Wohl anderer zu verwenden, so wie geschrieben steht: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Das ist die große Regel der Tora.“ (Jerusalem Talmud, Masechet Nedarim, Kapitel 9, 30b) So ist das Gesetz der gesamten Realität, der gesamten Natur.

Dies bringt den Menschen in ein Dilemma: Einerseits ist der Mensch dafür geschaffen, um zu empfangen und seine Verlangen so gut wie möglich zu befriedigen. Andererseits muss er Genuss daran empfinden, dem Anderen zu geben. Das scheint gleichzeitig nicht möglich zu sein. Es bedeutet nämlich, dass der Gebrauch des Verlangens zu empfangen, ausschließlich dahingehend ausgerichtet sein muss, für andere das Beste zu wollen. Der Mensch kann dies mit seinem Verstand nicht nachvollziehen. Deshalb kann er auch die Tora noch nicht verstehen, da ihm dadurch ihr Sinn verborgen bleibt.

Im Abschnitt wird dies damit beschrieben, dass Abraham Ismael zwar liebt, ihn aber wegschickt. Auch Isaak, der Esau liebt, den Willen zu empfangen, der das ganze Wesen der Schöpfung ist, handelte ähnlich. Denn Esau verkörpert alles, was der Mensch im Leben tut, braucht und nutzt.

Der Sinn dessen besteht darin, dass der Mensch lernt, einen Zustand zu erschaffen, in dem er das gesamte Ego mit der richtigen Absicht, durch die der „böse Trieb“ zum „guten Trieb“ wird, nutzen kann. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ bedeutet, dass der Mensch zunächst nur nach dem „wie dich selbst“ handelt. Hat er dies erkannt, kann er damit beginnen die Absicht in Liebe zu anderen umzuwandeln.

Diese Umkehr erfolgt nicht durch Handlungen. Eine Handlung im Verlangen besteht anfangs immer darin, zu empfangen. Vielmehr geschieht sie durch das Empfangen, um anderen zu geben. Dann strömt das Licht, die Fülle, durch alles was in der Welt existiert, und fließt in die ganze Welt. Auf diese Weise fühlt sich jeder erfüllt.

Heute hat die Menschheit die Möglichkeit zu erkennen, wie sehr alle miteinander verbunden sind und dadurch zu verstehen, dass sie nur durch gute Verbindungen zwischen einander alle ersehnten Genüsse, erlangen können. Das wird nur geschehen, wenn der Mensch es genießt anderen Freude zu bringen.

Das ist die Bedeutung des Erstgeburtsrechts. Der Erstgeborene ist derjenige, der oben ist, der Rosh (Kopf). Der „Kopf“ muss die Absicht haben zu geben, für andere nützlich zu sein. Es ist Jakob, die Liebe, der die Tora studiert, was das Geben ist.

In diesem Abschnitt wird aufgezeigt, dass die Kelim (Gefäße) von Esau benötigt werden um voranzukommen. Wie an Purim, wo von den Lichtern Hamans gesprochen wird, welche der Mensch, eingekleidet als Mordechai, erhält. Dies ist die Endkorrektur. Esau, der Jäger, bringt all das egoistische Verlangen unter die Herrschaft des Gebens, Jakobs Tora. Und das ist der richtige Weg, das Ego, den Willen zu empfangen, zu benutzen.

Das ist der Sinn der Verbindung von Esau und Jakob. Der ältere Isaak, die Höhere Stufe, liebt eigentlich die nächste Stufe, Esau, welche als der Wille zu empfangen, erscheint. Auf jeder nächsten Stufe erscheint zuerst der große Wille zu empfangen, und danach findet dessen Korrektur statt. Wird also „Esau“ im Menschen geboren, korrigiert er ihn allmählich durch Jakob, bis er ihn der Absicht zu Geben nutzen kann.

Ein Beispiel für die richtige Verbindung sind die drei Brunnen. Zwei Brunnen, die sich jeweils rechts und links befinden, sind noch keine gute Verbindung. Der dritte Brunnen bringt die wahrhaftig Rechowot (weit/breit). „Nun hat uns der Herr einen weiten Raum gemacht“ (1. Buch Mose, 26:22), was ermöglicht, großen Genuss daraus zu schöpfen.

Jakob erhält das ganze Licht, das von der Höheren Stufe kommt, da Esau den Segen nicht erhalten kann. Tatsächlich hat Esau nur auf den Segen verzichtet, weil er sonst verhungern würde. Nur durch Jakob, der mit Esaus Kelim (Gefäße), welche die Wünsche des Menschen darstellen, richtig umgeht, können diese erfüllt werden. Jakob richtet all seine Wünsche auf das Wohl der anderen aus.

Nach dem Raub des Erstgeburtsrechts bricht zwischen Jakob und Esau ein Krieg aus, denn sie sind völlig unterschiedlich. Schließlich finden sie den dritten Brunnen, welcher die dritte, die mittlere Linie ist. Diese können sie nur zusammen errichten.

Diese Abläufe zeigen sich auch in dieser Welt. Auf der einen Seite befindet sich die Menschheit in ihrem Ego. Auf der anderen Seite wird sie vom entstehenden globalen, integralen System gezwungen miteinander verbunden zu sein. Die Menschheit weiß jedoch nicht, wie sie die beiden Seiten miteinander verbinden soll. Jeder will alles für sich selbst, doch das entstehende integrale System lässt das nicht zu. Es steht für die Verbindung aller Menschen miteinander.

Die ganze Menschheit ist also wie Esau und steht dem neu entstehenden System, das wie Jakob ist, gegenüber. Jetzt muss sie die beiden um die dritte Linie ergänzen. Um also die globale Krise lösen zu können, muss der „dritte Brunnen“ durch die Höhere Stufe, Isaak, „gegraben“ werden.

Fragen und Antworten

Sarah war viele Jahre unfruchtbar, sowie Rebekka auch. Plötzlich wird sie schwanger. Welche Bedeutung haben Unfruchtbarkeit und Schwangerschaft und der Übergang zwischen ihnen?

In der spirituellen Welt bedeutet die Geburt den Eintritt in eine neue Stufe. Mit anderen Worten: Der Mensch nimmt jenen Teil seiner Verlangen, mit denen er anderen geben kann, und korrigiert sie so in die Liebe zu anderen. Der „Nachkomme“ dieses Prozesses wird „Sohn“ genannt.

Deshalb verbringt ein Mensch viele Jahre mit Anstrengungen dafür, wie er seine egoistischen Verlangen aussortieren kann und von ihnen nur jene nutzt, auf welche er die nächste Stufe aufbauen kann. So symbolisiert Rebekkas zwanzigjährige Unfruchtbarkeit die zehn Sefirot von Or Yashar (direktes Licht) und die zehn Sefirot von Or Choser (reflektiertes Licht). Wenn sie zusammen eine vollständige Struktur bilden, geschieht eine Geburt.

Bei der Geburt einer neuen Stufe zeugt ein Mensch immer sowohl Esau als auch Jakob. Jakob kann nicht ohne Esau geboren werden, denn es kann keine Absicht um zu geben existieren, ohne die Grundlage, auf der man sie aufbauen kann. Ebenso kann Esau nicht ohne Jakob entstehen, da sich der Mensch nur mit seinem Ego allein nicht entwickeln kann. Daher müssen beide zusammen geboren werden.

Deshalb „lauert die Sünde vor der Tür“ (Genesis, 4:7). Zuerst wird der egoistische Wille zu empfangen geboren, und muss wachsen. Danach das Verlangen zu geben. Beide Verlangen, oder beide Söhne, wachsen. Einer wird durch die Lebenskraft, seinem egoistischen Verlangen zum Jäger unter Tieren. Der Jäger arbeitet mit dem Willen zu empfangen, und vergrößert ihn so. Der Andere, studiert die Tora, und ist das Verlangen zu geben. Er bewirkt, dass der Mensch beginnt darüber nachzudenken, wie er seine Natur nutzen kann, um zu höheren Stufen, als diese Welt aufsteigen zu können.

Wenn die beiden Verlangen wachsen, damit eine höhere Stufe erreicht werden kann, entsteht ein Kampf zwischen ihnen im Menschen. Ein Kampf zwischen rechts und links. Laut Tora muss Esau sein Erstgeburtsrecht an Jakob verkaufen, sonst verhungert er und wird nie das Höhere Licht empfangen können. Umgekehrt kann Jakob nicht auf Esau verzichten, denn ohne ihn hat er keine Kelim (Gefäße), in dem er das Höhere Licht empfangen kann. Sie brauchen sich also gegenseitig. Der Kampf wird mit Hilfe des „dritten Brunnens“ entschieden. 

Sobald Esau, das egoistische Verlangen, geboren ist, wie geschrieben steht „Ich habe den bösen Trieb erschaffen“, wird auch Jakob, der ihn korrigiert, geboren. Wie geschrieben steht „Ich habe für ihn die Tora als Gewürz erschaffen.“ Sowohl Jakob als auch Esau erreichen schlussendlich die vollständige Korrektur. Sie nutzen zusammen alle Kelim (Gefäße) von Esau und alle Absichten von Jakob. Wie im Abschnitt beschrieben, Mordechai und Haman. Auf diese Weise erreichen alle die Vollständigkeit in der dritten, der mittleren Linie, dem dritten Brunnen.

Was ist das Erstgeburtsrecht und wie kann es übertragen oder verkauft werden?

Erstgeburtsrecht bedeutet, der Anführer zu sein. Wer ist momentan führend, die Absicht oder das Verlangen? Laut Tora erbt der Erstgeborene alles, was der Vater hat. Der Erstgeborene zu sein, hat keine andere Bedeutung als diese. Dabei kann es durchaus sein, dass das zweit- oder drittgeborene Kind erfolgreicher ist, weil es aus den Erfahrungen des Älteren lernen kann.

Natürlich ist der „böse Trieb“, das Verlangen, welches die Höhere Kraft erschaffen hat, wie geschrieben steht „Ich habe den bösen Trieb erschaffen“, die anführende Kraft. Anfangs ist der Mensch, da er aus dem zerbrochenen Gefäß hervorgegangen ist, ein Egoist. Erst danach kann er, durch die freie Wahl, also wenn er dies will, korrigiert werden.

Der Erstgeborene ist immer Esau, das Verlangen zu empfangen. Doch der Mensch erkennt, dass er mit Esau keinen Erfolg haben kann. Die heutige Krise zeigt, dass sich die Menschheit in einer ausweglosen Situation befindet. Es wird nicht mehr lange dauern, bis es nichts mehr auf der Welt gibt um zu überleben, nicht einmal Nahrung. Die Menschheit befindet sich auf der Suche, auf Esaus Feld, aber sie kann keine Erfüllung mehr finden.

Die Weisheit der Kabbala lehrt die Vorgänge in der Welt zu verstehen, bevor sie geschehen. Der Mensch hat keine andere Wahl und muss sich an Jakob wenden und ihn bitten, die Führung zu übernehmen. Er soll ihn begleiten und lenken, denn Jakob kennt die Wege der Höheren Kraft, da er die Tora studiert und sich im Licht befindet. Jakob hat die Höhere Kraft offenbart, und er weiß, wie die Liebe zu anderen erreicht werden kann. In einer globalen, integralen Welt muss auch der Mensch sich in solchen Verbindungen befinden, aber er weiß nicht, wie er diese herstellen kann, um sich damit selbst zu helfen. Deshalb tritt schließlich die Kraft Jakob in ihm hervor und führt ihn. So wird er zum Ältesten, dem Erfahrenen.

Weshalb fühlte sich Esau dann betrogen und will sich rächen?

Esau ist der „böse Trieb“. Solange er nicht korrigiert ist, wird er immer als solcher erscheinen und immer grausamer werden. Es wird die „Leiden des Messias“ genannt, wenn nach und nach der gesamte Wille zu empfangen erscheint, damit der Mensch ihn allmählich korrigieren kann.

Sohar für Alle, Toldot (Geschlechterfolge), Punkt 74

Und die Jungen wuchsen – denn Er hatte Geschmack am Spiel gefunden

„So ist es auch während Rebekkas Schwangerschaft. Jeder [der Zwillinge] ist auf seiner Seite. Wenn sie gute Werke tut und an einem Ort vorbeikommt, an dem es gut ist, Mizwot (Gebote) der Tora zu erfüllen, dann freute sich Jakob und bewegt sich in ihr. Und wenn sie in die Nähe eines Ortes des Götzendienstes kommt, regt sich der böse Trieb [Esau] in ihr. Aus diesem Grund werden sie, wenn sie erschaffen werden und in die Welt kommen, getrennt, jeder geht hinaus und zieht an den für ihm angemessenen Ort.“

Der Mensch wird als „wilder Esel“ geboren, der nichts anderes will, als alles zu verzehren, was er sieht. Er will alles haben. Je weiter er heranwächst und sein Blickfeld erweitert, desto mehr will er alles kontrollieren und beherrschen. Das ist natürlich und gut so, denn das Ego muss wachsen.

In der Menschheitsentwicklung ist über Jahrtausende das Verlangen Esau gewachsen. Dieses Verlangen wächst und treibt die Menschheit voran. Aber jetzt ist ein Punkt erreicht, an dem die Natur sie zwingt mit dem Verlangen von Jakob, nicht mehr mit Esau voranzukommen.

Der Mensch ist der Wille zu empfangen und jagt ständig Vergnügen nach, ist aber trotzdem nicht glücklich. Schlimmer noch, er versinkt in Depressionen und Ängsten.

Tausende von Jahren dachte die Menschheit, sie würde das Beste erreichen können, wie z.B. den amerikanischen Traum zu verwirklichen. Heute stellt sie fest, dass trotzdem niemand glücklich ist, denn Esau führt sie nicht mehr. Überall auf der Welt sieht man, dass Esau nichts mehr „zu jagen“ hat. Am ersten Tag, als er auf das Feld hinausging, war dies anders, doch die Welt entwickelte sich und alle wurden erfolgreiche „Jäger“, während Jakob die Tora studierte.

Seit jenem Tag, an dem Kabbalisten in der Welt erschienen sind, fand eine Veränderung statt. Sie beschäftigten sich mit nichts anderem als der Verbindung mit der Quelle des Höheren Lichts, welches korrigiert und erneuert. Währenddessen entwickelt der Rest der Welt immer mehr Technologien, was dazu führt, dass jeder alles haben will, und ein nie endenden Wettlauf stattfindet. Esau kehrt heute vom Feld zurück, müde und hungrig, und bittet um Nahrung. Es wird nicht lange dauern, bis die Entscheidungsträger der Welt den Ernst der Lage begreifen, und sie werden Rat suchen. Sie werden ihn auch in der Weisheit der Kabbala suchen und so werden schlussendlich alle zusammenarbeiten.

Das ist nicht so einfach zu begreifen, denn in der Erzählung geht es eigentlich um Betrug. Jakob ist eigentlich ein Betrüger, er betrügt Esau zweimal.

Es geht darum, dass die Menschheit heute keine Wahl hat. Die Stufe von Esau ist abgeschlossen, und die Menschheit muss die Phase beginnen, in der Jakob die Hauptrolle spielt. Esau verschwindet nicht, er muss jetzt aber mit Jakobs Methode arbeiten. Durch diese Methode stillt er seinen Hunger und findet Erfüllung.

Dass der Mensch hungrig ist, ein Verlangen nach Veränderung hat, ist die Voraussetzung dafür, dass er sich überhaupt mit der Natur verbinden möchte. Es ist sowieso alles miteinander verbunden, die Menschen haben deshalb keine Wahl. Der Mensch muss dahingehend arbeiten und seine Selbstbezogenheit und Vorurteile ablegen. Er muss damit beginnen, sich durch geeignete Bildung in diese Richtung zu entwickeln. Es muss jeder Menschen auf der Welt verstehen, wie sehr alle voneinander abhängig sind und dass sie nur durch ihre Verbindungen in der Lage sein werden, sich selbst zu erhalten.

Warum stiehlt Jakob Esau das Erstgeburtsrecht?

Jakob tut dies, weil Esau es nicht versteht, denn er ist der „böse Trieb“. Esau ist aber nicht nur der Wille zu empfangen um sich selbst zu erfüllen. Esau erkennt, dass er keine Wahl hat, dass er kein Fleisch mehr zu essen hat, also gezwungen ist, Jakob um den Linseneintopf zu bitten.

Seine Zustimmung zum Verzehr des Linseneintopfs ist Ausdruck der Veränderung dessen, was ihn erfüllen kann.

Was symbolisiert der Linseneintopf?

Er bedeutet Freude am Geben zu haben. Wenn man anderen gibt strömt das ganze Licht durch den Menschen. Dabei wird ein Mensch so leben, dass er für sich selbst nur das nimmt und will, was er für seinen Lebensunterhalt braucht. Sein Verstand und sein Herz kann er so darauf ausrichten, sich mit anderen zu verbinden und sie zu erfreuen. Alle Mensch werden sich mit anderen verbinden. Dies ist gegenseitige Bürgschaft. Das bedeutet eine große seelische Veränderung. Wenn sich die Menschen auf diese Weise miteinander verbinden, wird jeder sowohl körperlich als auch spirituell erfüllt sein. Aber dafür muss jeder seine innere Struktur verändern.

Es ist, als müsste sich der Mensch selbst betrügen. Er muss wählen, welchen Weg er gehen will. Entweder geht er den Weg des Leidens, der ihn seelisch und materiell hungrig und leer lässt und ihn schließlich zur Veränderung zwingt. Doch dann wird ihn die Natur zu Veränderung zwingen, denn alles ist für den Menschen absichtlich so eingerichtet worden, damit er es schlussendlich versteht. Er kann sich aber auch für den Weg entscheiden, sich freiwillig zu ändern. In dem Moment, in dem der Mensch Jakob die Führung überlässt und Esau in den Hintergrund stellt, wird sich alles auf allen Ebenen in dieser Welt harmonisch und perfekt ineinander einfügen.

Am Ende des Abschnitts will Esau Jakob immer noch töten. Er kann sich nicht beruhigen.

Das muss so sein. Das Ego muss ständig wachsen. Auf der nächsten Stufe wird der Mensch auf eine noch Höhere Stufe des Egoismus aufsteigen und entdecken, dass er weitere Kämpfe führen muss.

Mit anderen Worten, mit diesem Abschnitt kann die Methode erlernt werden?

Diese beiden Kräfte, rechts und links, treffen sich jedes Mal auf einer Höheren Stufe. Jedes Mal erreichen sie eine vorübergehende Übereinstimmung. So verläuft es bis zum Ende der Korrektur. Bis alle Menschen das einzige, große, von der Höheren Kraft geschaffene Ego, benutzen und es ins Geben verwandeln.

Im Laufe der Menschheitsgeschichte hat sich nichts geändert. Dieselben beiden Kräfte bekämpfen sich immer wieder gegenseitig.

Natürlich ändert sich nichts. Aber über genau diese Erkenntnis muss sich der Mensch freuen. Er muss wollen, dass sich ihm diese Tatsache noch mehr offenbart. Es ist wirklich Grund zur Freude, wenn ein Mensch erkennt, was geschieht. Dadurch kann er sich zum Zustand der Verbindung hin entwickeln, durch seine Suche nach der Umsetzung der Verbindung, also der Nutzung dieser beiden Kräfte. So kann er jedes Mal die mittlere Linie aufbauen und lernt, seine Natur richtig einzusetzen, um sich mit der ganzen Welt und anderen zu verbinden. Durch diese Methode wird er die Verbindung mit der Höheren Kraft offenbaren.

Sohar für Alle, Toldot (Geschlechterfolge), Punkt 147

Die Segen

„Segen bedeutet, Kraft für das Ende der Korrektur zu geben. Wie geschrieben steht: ‚Und geh hinaus auf das Feld und jage Wild für mich‘, mit einem Hej [im Wort jagen auf Hebräisch]. Dies schließt die Korrektur von Malchut de Zimzum Alef mit ein, entweder auf dem Weg von Esau oder auf dem Weg von Jakob, um diesen Weg für immer zu bewahren.

Es ist bekannt, dass wegen des Zerbrechens der Gefäße 320 Funken von der Heiligkeit auf die Klipot (Hüllen/Schalen) fielen, und dass der Emanator danach einige von ihnen korrigierte. Und wegen der Sünde des Baumes der Erkenntnis fielen sie erneut in die Klipot herab. Die ganze Arbeit in Tora und Mizwot besteht darin, diese 320 Funken aus den Klipot herauszuholen und sie in die Heiligkeit zurückzubringen. Sie sind das MAN (Wasser von Nukwa) welches der Mensch erhebt.

Der Mensch erhebt das MAN mit 288 Funken. Das steinerne Herz, die restlichen 32 Verlangen, kann er dann noch nicht korrigieren, dies geschieht erst während der Endkorrektur.

Was bedeutet es, ein MAN zu erheben?

MAN zu erheben bedeutet, die Verbindung zwischen den Menschen zu verstärken. Nur durch diese Bitte – das „Gebet für viele“ – kommt die Kraft des korrigierenden Lichts von Oben und verbindet sie. In dieser Verbindung, im neuen, korrigierten Kli (Gefäß), entdeckt der Mensch die Höhere Welt, sein spirituelles, ewiges Leben im hier und jetzt.

Aus der Erzählung geht hervor, dass Rebekka Jakob den Vortritt lässt, während Isaak Esau bevorzugt. Warum ist das so? In vielen Familien kommt es vor, dass Väter den Sohn und Mütter die Tochter bevorzugen.

Die Wurzel davon ist, dass der Mensch zuerst den „bösen Trieb“, das Ego offenbart, welches „Sohn“, oder „Erstgeborener“ genannt wird. Auf jeder neuen Stufe wächst zuerst der „böse Trieb“, und darüber freut sich der Vater, denn er will, dass sein Sohn zunächst ohne Korrekturen wächst, dass er stark wird und schlussendlich die Welt ganz „verzehren“ will. Das ist die Grundlage.  Dann ist der Wille zu empfangen bereit für Korrekturen, obwohl er noch nicht im Geben benutzt werden kann. Ab diesem Punkt erfolgen die Korrekturen durch Rebekka, der Mutter.

Es ist so, wie von den oberen Parzufim (Gesichter), den oberen Aba we Ima (Vater und Mutter) gelernt werden kann. Von ihnen gehen die Kräfte der Korrektur aus. Ima kommt von der Seite Chessed (Barmherzigkeit, 4.Sefira). Daher ist ihr bevorzugter Sohn Jakob, die Absicht des Gebens. Sie gebiert ihn, so wie auch Bina (Verständnis, 3.Sefira) SoN (Seir Anpin und Nukwa) gebiert. Umgekehrt befindet sich im Vater die Kraft von Chochma (Weisheit, 2.Sefira), die gegen die Gefäße des Empfangens wirkt. Diese kommt von der Seite Isaaks, des Vaters. Die Mutter, die Kraft von Chassadim (Güte), die Kraft von Bina, korrigiert diese Kelim (Gefäße).

Außerdem muss man bedenken, dass Isaak die linke Linie Abrahams ist. Das bedeutet, dass Abrahams Aufgabe darin besteht, die Kraft Isaak in die Welt zu bringen, also die Kraft des Egos zu entdecken. Somit ist Isaak ähnlich wie Esau.

Lexikon Parasha Toldot

Unfruchtbarkeit: Sie symbolisiert die Unfähigkeit, die nächste Stufe zu gebären. Die Geburt ist nur durch die richtige Verbindung zwischen dem Ego und der Absicht, anderen zu geben, möglich.

Schwangerschaft: Das ist ein Zustand, in dem der Mensch bereit ist, die nächste Stufe zu gebären. Sie umfasst neun Monate der Schwangerschaft, sowie andere Faktoren, die sich in die neun Sefirot (Erleuchtungen) von Or Yashar (direktes Licht) und Malchut (Königreich, 10.Sefira) aufteilen. In Malchut wird dann der nächste Zustand geboren.

Geburt: Mit der Geburt findet der Eintritt in eine neue Stufe statt, eine neue Stufe des Gebens. Dadurch erhält der Mensch die Fähigkeit, sich mit jedem auf einer neuen Ebene zu verbinden. Dementsprechend erhält er auch die Offenbarung der Göttlichkeit auf der nächst höheren Stufe.

Erstgeburtsrecht verkaufen: Zu wissen, dass sein Ego ungeeignet ist um benutzt zu werden, erspart dem Menschen große Leiden. Zudem versetzt es ihn in die Lage, das Ego dafür opfern zu können, um in der Absicht zu geben zu arbeiten. So wird der „böse Trieb“ zum „guten Trieb“. Der Unterschied liegt nur in der Entscheidung, für wen, zu wessen Nutzen, der Mensch arbeitet. Ist es zu seinem eigenen Wohl oder zu dem der anderen? Möchte der Mensch zum Wohl anderer arbeiten, kann er dies nur durch den Einfluss der Umgebung und mit Hilfe einer besondere Erziehung hin zum Geben erreichen. Sind diese Voraussetzungen vorhanden, wird er feststellen, dass sich der Weg vor ihm öffnet, die Welt sich mit Wohlstand und Überfluss füllt. 

Linseneintopf: Die Erfüllung durch das Höhere Licht bedeutet, dass der Mensch mit der Absicht  zu geben erfüllt wird. Esau, der erkennt, dass er das nicht erreichen kann, ist bereit, sich zu beugen und sich klein zu machen, um von Jakob Erfüllung zu erhalten. Er hat keine andere Wahl, denn er ist hungrig. Mit anderen Worten, seine Gefäße des Empfangens sind alle leer und er sieht keine Möglichkeit, sie anders zu füllen.

Anrecht auf Segen:  Dies bedeutet, gereinigt zu sein. Je mehr der Mensch mit seinem Ego arbeiten kann, um zu geben, desto reiner, gesegneter ist er. Auch wenn sein Ego grober, stärker wird, überwindet er es und wird dadurch gereinigt. So entwickelt sich das Ego parallel zum Geben.

Rechowot (weit/breit): „Nun hat uns der Herr einen weiten Raum gemacht“ (Genesis, 26:22). Der Mensch empfängst das Licht von Chochma, eingekleidet in das Licht von Chassadim, ohne jegliche Einschränkungen. Dies wird „Licht von Chassadim in der Erleuchtung von Chochma“ genannt. Auf diese Weise empfängt der Mensch das Licht bis zum Ende der Korrektur. Danach wird das Licht von Chochma in vollem Umfang empfangen, weil der Mensch das „steinerne Herz“ korrigieren kann.

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