Parasha Mikez / Tora Abschnitt „Am Ende“

1. Buch MoseGenesis 41:1 – 44:17

Zusammenfassung

Der Abschnitt Mikez (Am Ende) beginnt mit dem Traum des Pharaos von sieben schönen und wohlgenährten Kühen, die aus dem Nil steigen, gefolgt von sieben mageren und häßlichen Kühen. In einem zweiten Traum sieht der Pharao sieben volle und gesund aussehende Ähren Getreide, gefolgt von sieben dünnen und versengten Ähren, und die dünnen verschlingen die vollen Ähren.

Kein Berater des Pharaos kann seine Träume deuten. Der oberste Mundschenk, der von Joseph gerettet wurde, erinnert sich an ihn und seine Gabe, Träume zu deuten. Er nutzt die Gelegenheit und bittet darum, Joseph aus dem Gefängnis zu holen. Joseph kommt und deutet den Traum des Pharaos. Er sagt, dass es in Ägypten sieben Jahre des Reichtums und des Überflusses geben würde, unmittelbar gefolgt von sieben Jahren des Hungers, und dass der Pharao sich darauf vorbereiten sollte.

Außerdem schlägt Joseph vor, wie der Pharao sich darauf vorbereiten sollte. Der Pharao setzt daraufhin Joseph über das Land, nur dem König unterstellt, damit er Getreidespeicher anlegt.

Tatsächlich folgten auf die sieben Jahre des Überflusses sieben Hungerjahre, und das ganze Volk wendet sich an Joseph, damit er ihren Hunger stillt und ihnen helfen möge, die Zeit zu überstehen. Alle, auch Jakobs Söhne, die im Land Israel leben, kommen wegen der Hungersnot nach Ägypten.

Jakobs Söhne kommen zu Joseph und erkennen ihren eigenen Bruder nicht. Zuerst denkt Joseph, sie seien Kundschafter. Dann steckt er Simeon ins Gefängnis und sagt zu seinen Brüdern: „Geht zurück, aber ohne Simeon.“ 

Die Brüder kehren zu Jakob zurück und berichten ihm von Josephs Wunsch, ihren Bruder Benjamin mit nach Ägypten mitzunehmen. Zunächst weigert sich Jakob, Benjamin zum Pharao zu schicken, weil er bereits Joseph und Simeon verloren hat. Schließlich willigt er aber ein, ihn gehen zu lassen.

Im Abschnitt werden die verschiedenen Schwierigkeiten, die Joseph seinen Brüdern zumutet und die dazu führen, dass sie sich trennen, beschrieben. Diese Schwierigkeiten stärken aber die Einheit der Brüder.

Nachdem die Brüder nach Ägypten zurückgekehrt sind und mit Joseph eine Mahlzeit eingenommen haben, versteckt Joseph einen Kelch in Benjamins Sachen und ruft aus, dass wenn der Dieb, der den Kelch gestohlen hat, gefasst würde, dieser hingerichtet würde, und alle würden mit bestraft werden.

Der Abschnitt endet damit, dass alle in Ägypten sind, Benjamin beschuldigt wird, den Kelch gestohlen zu haben, und Joseph beschließt, ihn doch als Sklaven zu behalten.

Kommentar von Rav Michael Laitman

Die Erzählungen in diesem Abschnitt stellen verschiedene Zustände dar, die ein Mensch durchlaufen muss, wenn er mit der Korrektur seiner Seele vorankommt. Die Tora beschreibt, wie diese Korrektur durchgeführt werden muss. Der Körper muss nicht korrigiert werden, denn er gehört zur tierischen Stufe und existiert wie alle anderen Tiere auch. Die Seele jedoch muss aus dem gegenwärtigen Zustand heraus geboren werden. Dieser Abschnitt beschreibt, wie der Mensch die Korrektur vornimmt und die Geburt der Seele stattfindet.

Es steht geschrieben: „Ich habe den bösen Trieb erschaffen; ich habe für ihn die Tora als Gewürz erschaffen.“ Mit anderen Worten, die Grundlage des Menschen ist der „böse Trieb“, sein Ego. Wenn er das Ego erkennt und anfängt, mit ihm zu arbeiten, erlebt er selbst den gesamten Prozess, den die Tora beschreibt.

In den vorangegangenen Abschnitten ging es um den Punkt im Herzen, der in einem Menschen erwacht und sich entwickelt. In diesem Abschnitt geht es darum, wie diese Entwicklung genau verläuft. Jeder Mensch kommt aus dem zerbrochenen Kli (Gefäß), das korrigiert und wieder verbunden werden muss. Dies geschieht durch „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst; das ist die große Regel der Tora“(1). Die Regel zielt auf die Verbindung von allen zu einem einzigen Kli, wenn alle Menschen Eins sind.

Zunächst wird das Volk Israel seine Einheit erreichen. Anschließend wird es als „Licht für die Völker“ dienen und alle mit diesem Kli verbinden. „Denn sie werden mich alle kennen, vom Kleinsten bis zum Größten“ (Jeremia 31:33). „Erkennen“ bedeutet „erreichen“. So wie geschrieben steht: „Und Adam erkannte seine Frau Eva“ (Genesis 4:1). Dies ist das Ziel, das der Mensch erreichen muss. Es ist nur durch Einheit möglich.

Wenn die Menschen beginnen sich zu verbinden, entdecken sie, wie „böse“ sie eigentlich sind. Wie ungern sie in Verbindungen sind und wie sehr sie es vorziehen, sie zu vermeiden. Wer denkt heute noch an Nächstenliebe, an „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“? Niemand schenkt heute der grossen Regel der Tora Beachtung und setzt sie tatsächlich um. Der Mensch hat diese einzige Regel, ohne die die gesamte Tora wertlos ist, praktisch vergessen.

Der Abschnitt erklärt, wie er die Korrektur Schritt für Schritt durchführen muss. Alle Mizwot (Gebote) in der Tora sind innere Korrekturen des Menschen, um das Prinzip, das die große Regel der Tora ist, zu erreichen. Das schlussendliche Ziel ist, von der Liebe zum Menschen, zur Liebe zur Höheren Kraft überzugehen. Baal HaSulam schrieb darüber in Matan Tora (Die Gabe der Tora) und in Arwut (Gegenseitige Bürgschaft). Die Liebe zu anderen Menschen ist das Kli, (Gefäß) in dem das Höhere Licht erscheinen kann. Die Offenbarung der Höheren Kraft an die Geschöpfe ist der Sinn der Schöpfung, wie geschrieben steht: „Denn sie werden mich alle kennen, vom Kleinsten bis zum Größten.“

Ob der Mensch will oder nicht, er durchläuft Phasen, in denen er in einen Zustand absteigt, der „Pharao“ genannt wird. In diesem Zustand zeigt sich sein Ego. „Pharao“ erscheint genau dann, wenn sich Menschen verbinden wollen. Dann, wenn sie verstehen, dass der Zweck der Schöpfung darin besteht, die Verbindung,  die Einheit zu erreichen. Je mehr er versucht, Verbindung zu erreichen, desto mehr entdeckt er den „Pharao“ in sich. „Pharao“ ist eine große und wichtige Stufe auf dem Weg zur Erreichung der spirituellen Stufe, der menschlichen Ebene.

Das Leben, in dieser Welt spielt sich auf der tierischen Ebene ab. Um die menschliche Ebene zu erreichen, müssen alle, wie Adam HaRishon (Adam, der erste Mensch), der die gesamte Menschheit in sich vereinte, verbunden sein. Adams Seele teilte sich in 600.000 Seelenteile, die sich dann wiederum vermehrten, so dass nun in jedem Menschen ein Funke von Adam HaRishon vorhanden ist. Die menschliche Ebene ist die Stufe, in welcher diese Funken in jedem Menschen wieder verbunden werden müssen. Allerdings befinden sich die Menschen noch auf der tierischen Ebene. Um voranzukommen müssen sie sich daraus erheben wollen.

In diesem Abschnitt wird erklärt, dass der Mensch sich auf die Ebene des Sprechenden erheben kann, indem er den „Pharao“ in sich erkennt, das egoistische Verlangen, das nur empfangen, aber nichts geben will. Der Mensch nähert sich ihm und lernt ihn dann genau kennen, wenn er sich in einem Zustand befindet, in dem er von ihm „gefüttert“ wird und ihm gegenüber hilflos ist.

So ist es auch in diesem Leben: Verlässt der Mensch sein Ego, wird er nichts zu essen haben. Würde das Konkurrenzdenken, der Neid, die Lust und das Streben nach Schönheit und Macht abgeschafft, würde sich die Welt aufhören, zu entwickeln. Deshalb braucht der Mensch all diese Kräfte. So wie geschrieben steht: „Neid, Lust und Ehre befreien den Menschen aus der Welt.“(2) Diese Kräfte befreien ihn aus dieser Welt und bringen ihn in eine höhere, spirituelle Welt.

Der Mensch muss den Pharao, sein Ego, in einem tieferen Sinn begreifen. Er muss sich selbst dazu bringen, es zu wollen, obwohl er es von seiner Natur aus nicht will. Dieses Verlangen widerspricht der natürlichen Neigung des Menschen.

Wenn die Menschen eine Verbindung miteinander anstreben und verstehen, dass das Ziel der Schöpfung darin besteht, Liebe und Verbindung zu erreichen, widersetzen sie sich scheinbar diesem Ziel. Deshalb erscheint das Ego zwangsläufig. Auf der anderen Seite versteht das Ego, dass alle ihre guten Eigenschaften verwenden müssen.

Diese Situation löst die Teilung in zwei Kräfte aus. In die Kraft Jakob und jene des Pharaos oder in die Kraft Joseph und jene des Pharaos. Der Mensch lernt allmählich zwischen diesen beiden Kräften zu unterscheiden und beginnt zu verstehen, wie sie sich gegenseitig ergänzen. Wie sich Joseph mit dem Pharao und der Pharao mit Joseph verbindet.

Joseph ist „der gerechte Joseph“. Er ist Jessod (Fundament), der all das Gute bündelt, alle guten Eigenschaften des Gebens und der Liebe. Pharao steht für die Korrektur all der schlechten, egoistischen Eigenschaften. Diese beiden Eigenschaften müssen sich vereinen, um sich gegenseitig zu ergänzen, damit die schlechten Eigenschaften zu guten werden können und der böse Trieb zum guten Trieb wird, wie geschrieben steht: „Der Engel des Todes ist dazu bestimmt, ein heiliger Engel zu werden.“(3)

Diese Prozesse finden in jedem Menschen statt. Er merkt, dass er verwirrt ist, wie der Pharao durch seinen Traum. Ein Traum ist eine sehr hohe Stufe in der Entwicklung des Menschen. Er tritt auf, wenn ein Mensch verwirrt und desorientiert ist. Beim Übergang von einem Zustand zum anderen versteht der Mensch nicht, was geschieht, denn er hat den vorherigen Zustand verlassen, aber noch nicht das Erkennen, das neue Verstehen erreicht, und deshalb ist er verwirrt.

Jeder, der sich auf diese Selbstprüfung, sei es auch nur oberflächlich, einlässt, erlebt Phasen, in denen er die neue Wahrnehmung noch nicht unter Kontrolle hat. Gleichzeitig muss er die bisherige Wahrnehmung verlassen, sonst ist er nicht in der Lage, auf die neue Stufe aufzusteigen. Aus diesem Grund wird dieser Zustand als „Traum“ bezeichnet. Entsprechend liegt in dieser Welt zwischen zwei Tagen die Nacht, die Dunkelheit, das Verlassen des Verstandes, der Vernunft. Der Traum soll helfen, sich auf das vorzubereiten, was der neue Tag bereithält.

Hier zeigt sich die Verschmelzung zwischen den spirituellen Eigenschaften, den Eigenschaften der Höheren Kraft und den Eigenschaften des Menschen, des Geschöpfes. Die Höhere Kraft will nur geben. Sie wird „die rechte Seite“ genannt. Das Geschöpf, will ausschließlich empfangen, was „die linke Seite“ ist. In der Erzählung entsteht diese Verbindung zwischen ihnen, als Jakob und sein ganzes Haus nach Ägypten hinabsteigen.

Jakob befindet sich in Ägypten und mischt sich unter die Ägypter, um später die große Kraft all ihrer korrigierten Kelim (Gefäße) nutzen zu können. Dieser Zustand heißt „und danach sollen sie mit großer Habe ausziehen“ (1. Mose 15:14).

Der gesamte Abschnitt befasst sich mit dem Abstieg in den Zustand „Ägypten“. Ein Mensch kann auch Verlangen haben Gutes tun zu wollen, aber mit diesen wird er nicht in der Lage sein voranzukommen, denn diese Verlangen sind zu schwach.

Wenn der Mensch beginnt, die Weisheit der Kabbala zu studieren, entsteht in ihm das Verlangen, sich weiterzuentwickeln und sich selbst zu verstehen. Er möchte die Realität erkennen, die ihn beherrscht, die Höhere Realität. Einerseits hat er das Gefühl, dass er dafür keine Kraft hat. Auf der anderen Seite spürt er, dass der Prozess, den er durchläuft, bereits in ihm angelegt ist. Dass es unvermeidlich ist, den „bösen Trieb“, den Pharao in sich zu enthüllen. Es heißt: „Weil im Land Kanaan Hungersnot herrschte“ (1. Mose 42:5). Deshalb hat der Mensch keine andere Wahl, als nach Ägypten hinabzuziehen. Denn die guten Eigenschaften sind in den egoistischen Eigenschaften enthalten.

Wenn der Mensch die Spiritualität nicht als sein Fundament sieht, bleibt er in seinem Willen zu empfangen gefangen. Der wächst weiter, wird grausamer und stärker, bis zu dem Punkt, an dem es scheint, als ob er ihn verschlingen würde. Geht er aber in die richtige Richtung, findet er Joseph, der bereits in seinem Willen zu empfangen, in Ägypten, existiert. Durch ihn wird der Mensch in sein Ego eingeschlossen. Die Trennung zwischen den Eigenschaften des Gebens und jenen des Empfangens besteht also deshalb, damit ein Mensch überhaupt nach Ägypten aufbricht.

Joseph sagt zu Simeon, dass die Brüder Kundschafter sind, und schickt den Rest von ihnen in ihr Land zurück. Doch sie haben keine andere Wahl, als wieder nach Ägypten zurückzukehren, da immer noch Hunger herrscht.

Der Mensch hat keine andere Wahl, als mit dem Ego, dem Willen zu empfangen, zu arbeiten. Er wird ansonsten spirituell nicht vorankommen. Sein Ego ist eine Hilfe, obschon es gegen ihn arbeitet. Kann er es nicht umkehren, damit es um des Gebens willen arbeitet, wird er das Ziel der Schöpfung nicht erreichen und die Höhere Welt nicht enthüllen können.

Der Mensch muss mit seiner eigenen „bösen“ Eigenschaft, dem Willen zu empfangen, arbeiten. Deshalb wird es Chochmat HaKabbala, die „Weisheit des Empfangens“ genannt. Der Mensch arbeitet mit seinen Gefäßen des Empfangens, obschon diese Kelim (Schalen/Hüllen) haben, die „böse“ sind. Erst wenn er seine Kelim korrigiert hat, wird er die spirituelle Welt spüren können.

Wie bereits erwähnt, kehren die Brüder zum zweiten Mal nach Ägypten zu Joseph zurück. Diesmal aber gibt Joseph ihnen ein Kli (Gefäß), seinen Kelch. Was er selbst von Ägypten erhalten hat, gibt er somit dem Haus Jakob und zieht damit alle Kinder Israels hinab nach Ägypten. Joseph ist in besonderer Weise mit Ägypten verbunden, nämlich durch die Eigenschaft von Jessod (Fundament), welche ihn ausmacht. Diese Eigenschaft bündelt in sich alle Höheren Eigenschaften, die durch Malchut (Königreich), den Willen zu empfangen, in sie eintreten.

Joseph heiratet die Tochter eines spirituellen Beraters des Pharaos, Asnath, und bekommt zwei Söhne, Ephraim und Manasse. Das bedeutet, dass sich der Pharao mit dem Einzug der Kinder Israels in Ägypten zu verändern beginnt. Es scheint, als ob eine Verbindung zu Gunsten des Pharaos hergestellt wird, denn die ganze Welt kommt zu ihm, zu Malchut (Königreich), dem Einzigen, der sie ernähren kann. Tatsächlich aber, bekommen sie diese „Nahrung“ von den ersten neun Sefirot, nicht von Malchut.

Die ersten neun Sefirot sind in Malchut eingeschlossen. Der Mensch nimmt diese neuen, guten Eigenschaften, welche sich richtig verhalten, an. Er benutzt sie, um durch sie zu seinem eigenen Vorteil für sich selbst zu empfangen. […] 

In dieser Phase, die ein Mensch durchlaufen muss, sind die guten Eigenschaften „gefangen“. Doch obwohl er sie zu seinem eigenen Vorteil ausnutzt, beeinflussen sie ihn kontinuierlich, wie dies in der Erzählung, als die Kindern Israels in Ägypten sind, beschrieben wird. Sie kommen nach Ägypten und verbinden sich mit dem Pharao. Selbst als die Plagen über den Pharao kommen, verbleiben sie immer im Gefühl, dass sie nicht mit dem Willen zu empfangen nur für ihr eigens Wohle arbeiten wollen. Deshalb erhalten sie danach die „große Habe“.


Fragen und Antworten

Joseph stellt seine Brüder auf die Probe und zwingt sie, sich voneinander zu trennen. Sie überwinden es, vereinen sich und trennen sich aber wieder. Die Welt scheint sich derzeit in einer ähnlichen Situation zu befinden: Die Menschen verstehen, dass sie sich verbinden müssen, aber sie können es aufgrund ihrer Egos nicht. Was kann man aus diesem Abschnitt über die Richtung lernen, welche die Welt heute einschlagen sollte?

Dieser Abschnitt dient insbesondere für das Volk Israel als wichtige Warnung. Das Volk Israel muss zum Pharao absteigen. Das heißt, der Mensch muss in die Welt hinausgehen und ihr helfen, sich zu erheben. Wenn er das nicht tut, ist dies schlimm, denn so geht er nicht den Weg der Tora.

Die Weisheit der Kabbala, diese Lehre und das somit von ihr ausgehende Licht, muss in der Welt verbreitet werden. Dies wird das „Horn des Messias“ genannt.

Im Sohar steht geschrieben, dass die Kinder Israels nur durch das dem Buch Sohar innewohnende Licht aus dem Exil herauskommen werden. Die Welt befindet sich aber noch nicht im „Exil“ und muss daher erst darin eintreten. Das „Exil“ ist ein Zustand, in dem die Menschen sich verbinden wollen, etwas sie aber daran hindert und sie nicht wissen, was sie dagegen tun sollen. Sie müssen nach ihrem Ego suchen, denn das hindert sie daran. Sie müssen den „Pharao“ in sich selbst und zwischen sich finden. Aus diesem Grund müssen sich die Menschen zunächst so gut es geht untereinander verbinden, als „ganz Israel ist ein Freund“.(4)

Als erstes muss „Integrale Bildung“(5) mit dem Grundsatz „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ auf der ganzen Welt gelehrt werden. Dabei soll auf wissenschaftliche Weise erklärt werden, was die Kabbala offenbart, nämlich dass alle Menschen eine Einheit bilden müssen und die gegenseitige Bürgschaft für einander übernehmen müssen. Ansonsten ist die Lage wirklich aussichtslos. Diese Botschaft muss den Menschen vermittelt werden, sonst werden diese an das Volk Israel gerichtete Forderungen stellen. Sie werden nicht einmal wissen, warum sie dies tun. Doch sie werden damit im Recht sein, denn es entspricht dem Gesetz der Natur. Diese Forderung der Welt wird „der Krieg von Gog und Magog“ genannt, der Krieg des „Endes der Tage“.

In der Erzählung ist das der Grund, warum das Haus Jakob nach Ägypten zieht. Das müssen auch die Menschen dieser Welt tun. Sie sollten damit beginnen, sich mit anderen zu verbinden indem sie versuchen, ihren inneren „Pharao“ zu spüren und sich um sie zu kümmern. Dafür muss die Tora so studiert werden, dass sie zu einem korrigierenden Licht wird. Tun die Menschen dies wahrhaftig, wird das Licht in der Tora durch ihr Verlangen sich zu verbinden, angezogen.

Beim korrekten Studieren der Tora, muss der Mensch danach streben, sich zu verbinden. Dabei geht es nicht um das Erlangen von Wissen, also nicht um den menschlichen Verstand, sondern nur um Einheit zwischen Menschen. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst; das ist die große Regel der Tora.“ Sie ist der einzige Grund, warum den Menschen die Tora gegeben wurde.

„Ich habe den bösen Trieb erschaffen; ich habe die Tora als Gewürz erschaffen, weil das Licht in Ihr ihn korrigiert.“ Diese Regel muss beachtet werden. Das verlangt heute die ganze Welt, ohne es zu wissen.

Dadurch wird das „Volk“ endlich wieder vereint werden. Ursprünglich wurde es durch die Einheit aus jenen aus Babylon Vertriebenen um Abraham gegründet. Maimonides schrieb, dass sie sich auf der Grundlage „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ zusammengeschlossen haben und deshalb zu „einem Volk“ wurden. Sie haben diesen Grundsatz aber damals verloren und sind darum heute kein Volk mehr. Sie sind zu „auf die ganze Welt Vertriebenen“ geworden und heute noch auf der ganzen Welt zerstreut, nahe am Exil und deshalb muss diese Weisheit auf der ganzen Welt verbreitet werden.

Wird die Methode der Weisheit zur gegenseitigen Verbindung aller Menschen in allen Völkern verbreitet, so wie dies von der Natur und der gegenwärtigen Krise verlangt wird, wird erkennbar werden, wie alle Menschen beginnen anders als bisher miteinander umzugehen. Sie werden bereit sein, sich zu verbinden und sich gegenseitig zu helfen.

Was bedeuten „Jahre des Überflusses und Jahre des Hungers“? Und warum wird die Zahl sieben zweimal erwähnt?

Diesen Prozess muss der Mensch mit Auf- und Abstiegen durchleben, einmal auf der tierischen Stufe und einmal auf der pflanzlichen. Ähnlich, wie dies an anderer Stelle durch die Zerstörung der beiden Tempel beschrieben wird. Bei einem Abstieg von Oben, von der Stufe Jakobs, muss der Mensch einmal auf die Ebene der Mochin (Verstand) von Chaja (Tier, lebendig) und einmal auf die Ebene der Mochin von Neshama (Seele) hinabsteigen. So ist es auch bei der Zerstörung des ersten und des zweiten Tempels und auch beim Zerbrechen der spirituellen Welt, in die Welt von Nekudim.

Muss jeder Mensch dies persönlich erfahren?

Jeder muss diesen Prozess bis zu einem gewissen Grad selbst durchleben. Wenn sich aber alle Menschen gemeinsam der Verbindung annähern, wird es kein Problem sein und sie können diesen ganzen Prozess sogar in Freude durchlaufen.

Wird die Weisheit verbreitet und die Welt hört zu und versteht, ist es dann noch notwendig, dass die ganze Welt diesen Prozess durchläuft?

Das Wichtigste an diesem Prozess ist das Erkennen des „Bösen“, des Egos. Auf diese Weise lernt der Mensch die Krankheit kennen, die ihn plagt. Ähnlich wie wenn ein Arzt die Krankheit eines Menschen durch eine Diagnose feststellt und die richtige Medizin dafür verschreibt. So steigt auch der Mensch spirituell durch die Weisheit der Kabbala auf eine höhere Stufe auf. Deshalb braucht er keine Angst zu haben. Streben alle zur gegenseitigen Bürgschaft, zur Einheit, werden sich ihnen keine Hindernisse in den Weg stellen. Die Menschen werden erkennen, dass selbst unerwünscht erscheinende Ereignisse dazu beitragen, sie zu jenem Zustand zu bringen, der für sie vorbereitet wurde. Der Zustand von Yashar El, direkt zu Gott, zur Einheit.

 

(1) „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Rabbi Akiva sagt: ‚Das ist eine große Regel in der Tora‚“ (Jerusalemer Talmud, Seder Nashim, Masechet Nedarim, Kapitel 9, S. 30b)

(2) Mishna, Seder Nezikin, Masechet Avot, Kapitel 4, S. 27.

(3) Erwähnt in den Schriften von RABASH, Band 1, Was ist Tora und Arbeit auf dem Weg des Schöpfers?

(4) Mishna, Shekalim, Ikar Tosfot Jom Tow, Kapitel 8, Mishna 1.

(5) Michael Laitman.com

 


Lexikon Parasha Mikez

sieben Jahre des Überflusses und sieben Jahre des Hungers   Dies sind die Höhen und Tiefen, die der Mensch durchläuft. Sie unterteilen sich in spirituelle Jahre. Die Zahl sieben steht für die sieben Sefirot Chessed, Gwura, Tiferet, Nezach, Hod, Jessod und Malchut.

In dieser Zeit wird Seir Anpin, welche sechs Sefirot enthält, mit Malchut verbunden. Diese Verbindung schafft ein neues Kli (Gefäß) zwischen den Eigenschaften der Höheren Kraft, des Schöpfers und den Eigenschaften des Geschöpfes.

In der Weisheit der Kabbala werden die sechs Eigenschaften als „der Heilige, gepriesen sei Er“ bezeichnet. Die siebte Eigenschaft ist die Shechina (Göttlichkeit), die zu diesem Zeitpunkt Pharao ist. Der Pharao ist die „Shechina im Exil“. Nach der Korrektur wird der Pharao zu einem heiligen Ort, um des Gebens willen, der Ort der Seelen, der Ort der Verbindung zwischen den Menschen.

Die Weisen von Ägypten   Sie werden „äußere Weisheit“ genannt und machen einem Menschen weiß, dass er sich innerlich nicht verändern muss um alles Gute in diesem und im spirituellen Leben zu erlangen. Der Mensch soll sich mit seinem Intellekt zufrieden geben und studieren, ohne sich zu ändern. Er soll nicht an die Korrektur des Herzens denken, an sein Ego, dass es sich ändern muss. Dann werde er glücklich sein, wenn er einfach nur ein paar Seiten studiere. Das ist im Wesentlichen die Weisheit Ägyptens. So wie geschrieben steht: „Es gibt Weisheit in den Völkern, glaubt daran.“(6)

Hunger und Getreide   „Hunger“ ist ein Gefühl des Willens zu empfangen, das sich nicht selbst stillen kann. Das Getreide entspricht der Stufe des Hungers, unter dem ein Mensch leidet. Dies bezieht sich auf zwei Stufen – die Stufe der Mochin (Verstand) von Chaja (Tier) und die Stufe der Mochin von Neshama (Seele).

Brüder   Das bedeutet Verbindung. Wenn die Verlangen zu empfangen sich in gemeinsamen Absichten und gemeinsamen Massachim (Schirmen) verbinden, wenn sich Menschen vereinen wollen, um das erhabene Ziel zu erreichen, werden sie „Brüder“ genannt. Deshalb gibt es Malchut, Ägypten, Pharao, und darüber das ganze Haus Jakobs. Das Symbol des Hauses Jakobs sind die zwölf Brüder, die vier Buchstaben Hej-Waw-Yud-Hej (unaussprechbarer Name des Schöpfers) mal die drei Linien, das sind die zwölf Brüder.

Mahlzeit   Die Füllung eines Klis (Gefäßes) erfolgt durch „Essen“ und „Trinken“. Wie an Purim sind dafür zwei Teile erforderlich. Das ist das ganze Licht, sich zeigend durch die Aromen, welche sich vom Pe (Mund) des Parzufs (Gesicht) nach unten ausbreiten. Das innere Licht, das sich durch den Parzuf ausbreitet, wird „Mahlzeit“ genannt. Wenn es in Parzufim (zehn Sefirot) geschieht, die zusammen verbunden sind, entspricht es dem Gesetz der kommunizierenden Gefäße, bei dem sich jeder bis zum gleichen Niveau füllt, was „eine Mahlzeit der Brüder“ genannt wird. Deshalb ist dies die einzige Zustand, auf den der Ausdruck „wenn Brüder in Eintracht beisammen sind“ (Psalm 133:1) zutrifft.

Sohar für Alle, Mikez (Am Ende), Punkt 198

Und die Männer fürchteten sich, weil sie in Josephs Haus gebracht wurden

„Der gute Trieb braucht die Freude an der Tora, und der böse Trieb braucht die Freude am Wein, dem Ehebruch und dem Stolz. Deshalb muss sich der Mensch immer vor dem großen Tag, dem Tag des Gerichts, der Abrechnung, ärgern, denn alles, was den Menschen schützt, sind die guten Taten, die er in dieser Welt tut, damit sie ihn zu dieser Zeit schützen werden.“

 

(6) Wenn man euch sagt: ‚Es gibt Weisheit in den Völkern, glaubt daran; es gibt Tora in den Völkern, glaubt nicht daran‘.“ Midrash Raba, Eicha, Parasha 2, Absatz 13

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