Parasha Bo / Tora Abschnitt “Komm“

2. Buch MoseExodus 10:1 – 13:16

Zusammenfassung

Im Abschnitt Bo (Komm) verkündet der Schöpfer dem sturen Pharao durch Moses, er müsse das Volk Israel ziehen lassen. Doch der Pharao lässt das Volk noch immer nich ziehen. Daraufhin lässt der Schöpfer zwei weitere Plagen – Heuschrecken und Finsternis über Ägypten kommen. Da sagt der Pharao zu Moses: Geh hinweg von mir und hüte dich, daß du nicht mehr vor mein Angesicht kommst; an dem Tag, da du vor mein Angesicht kommst, sollst du sterben“ (Exodus 10:28). Moses antwortet: Du hast recht geredet; ich werde dein Angesicht nicht mehr wiedersehen“ (Exodus 10:29). Moses hält sein Wort.

Nun sagt der Schöpfer Moses, dass der Pharao die Kinder Israels nach der letzten, der zehnten Plage, ziehen lassen wird. Die Kinder Israels bereiten sich auf die zehnte Plage, die Plage der Erstgeborenen, vor und leihen sich von den Ägyptern silberne und goldene Gefäße, sowie Gewänder, um sich auf ihre Freilassung vorzubereiten.

Der Schöpfer legt Moses die Regeln für das Pessach – Opfer dar, welche die Kinder Israels erfüllen müssen: ein Lamm in der Abenddämmerung schlachten, sein Blut an die Mezuzot (Türpfosten) und an die Oberschwellen streichen und das Lamm in derselben Nacht zusammen mit Mazot (ungesäuertem Brot) und Maror (bitteren Kräutern) essen. Die Kinder Israels befolgen diese Regeln.

Um Mitternacht, erhebt sich das große Geschrei Ägyptens, weil die Plage der Erstgeborenen ausbricht und der Pharao weist die Kinder Israels an, Ägypten nun schnell zu verlassen. Sie ziehen aus und nehmen die gemischte Schar, Schafe, Rinder und Vieh in großer Zahl mit sich.

Kommentar von Rav Michael Laitman

Der Auszug aus Ägypten, der in diesem Abschnitt beschrieben wird, ist sowohl sehr bedeutsam als auch äußerst dramatisch. Jeder Moment im Leben eines Menschen ist eine Erinnerung an den Auszug aus Ägypten. An diesem Punkt wird immer wieder neu das „Menschliche“, die sprechende Stufe des Menschen geboren, indem er einen Schritt aus seinem Ego, aus dem Willen zu empfangen, hinaus macht.

Jeder Mensch beginnt egoistisch, denn es steht geschrieben: Ich habe den bösen Trieb erschaffen.“(1) Der „böse Trieb“ wächst stetig und bringt den Menschen dazu, immer egoistischer zu werden. So entwickelte er sich im Laufe der Zeit bis zum heutigen Zustand. Nun fühlt er, dass sein ganzes Wesen „böse“ ist und dass er es verlassen und sich davon befreien muss. Dies ist ein Prozess, der sowohl in jedem einzelnen Menschen, als auch in der gesamten menschlichen Gesellschaft stattfindet.

Wenn der Pharao wächst, also der „böse Trieb“, dann kann die „sprechende“ Stufe im Menschen nicht existieren. Der „Punkt im Herzen“, Moses, flieht vor dem Ego, um Kraft zu gewinnen, und kehrt dann nach Ägypten zurück, um es zu bekämpfen. Erst wenn der Mensch versteht, wie dieses „Spiel“ in ihm funktioniert, kann er gegen das Ego ankämpfen. 

Wenn ein Mensch beginnt, die Höhere Kraft zu enthüllen, und sei es auch nur ein kleines bisschen, dann entdeckt er, dass alles von Oben kommt, dass „der Herr Gott ist, und keiner sonst als er allein“ (Deuteronomium, 4:35). Das schließt den Schöpfer, den Pharao und Moses, der sich zwischen den beiden befindet, mit ein. In diesem Kampf muss „Moses“ im Menschen entscheiden, wer über ihn herrschen soll. Der Pharao, das Ego, oder der Schöpfer, die gebende Kraft.

Der Schöpfer lehrt Moses, sich dem Ego zu stellen, zu kämpfen und sich darüber zu erheben. Er schickt Moses immer wieder zum Pharao, denn „ich habe sein Herz verstockt“ (Exodus, 10:1). Weiß der Mensch durch die Weisheit der Kabbala, wie er das korrigierende Licht (2) anziehen und die zehn Sefirot (Erleuchtungen) des „bösen Triebes“, die zehn Plagen, durchmachen kann, ist dies nicht so schwer für ihn. In diesem Fall wird der Prozess „Beschleunigung“ genannt. Im Gegensatz dazu steht der Weg, welcher „zur rechten Zeit“, ohne Anstrengungen des Menschen stattfindet und so mit Leiden, also unangenehmen Ereignissen gepflastert ist.

Die Weisheit der Kabbala existiert, um es dem Menschen zu ermöglichen, diese Zustände leicht und angenehm zu durchlaufen. Die ersten Menschen, welche diese Zustände durchlaufen, werden das „Volk Israel“ genannt. Ihnen folgt der Rest der Menschheit, denn es steht geschrieben: Sie werden mich alle kennen, vom Kleinsten bis zum Größten“ (Jeremia, 31:34), denn mein Haus soll ein Bethaus für alle Völker genannt werden“ (Jesaja, 56:7). Die ganze Menschheit wird den Auszug aus Ägypten erleben. Deshalb hat das Volk Israel die Aufgabe, „ein Licht für die Völker“ zu sein (Jesaja, 42:6).

Der Kampf gegen das Ego, den Pharao, der nicht zulassen will, dass die Menschen sich verbinden und den Zustand „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“(3) erreichen, wodurch sie sich in Arwut (gegenseitige Bürgschaft) verbinden könnten, führt zu den drei letzten und schlimmsten Plagen. Sie sind GaR (die ersten, höchsten drei Sefirot) der Stufe: die Heuschrecken, die Finsternis und die Plage der Erstgeborenen.

Erst durch die letzte Plage, wenn der Mensch spürt, wie stark sein „böser Trieb“ ist und wie er ihn vom wirklichen Leben abhält, trennt er sich von ihm. Deshalb warnt der Pharao Moses, dass er getötet wird, wenn er sich ihm noch einmal nähert, denn dieser Trieb würde den Menschen zum spirituellen Tod führen.

Moses ist bereit für diese Plage, weil er weiß, dass er erst dadurch geboren wird. So wird er aus Ägypten herauskommen, sich auf eine Ebene der Verbindung mit allen erheben und dadurch in sich die Eigenschaft des Gebens offenbaren. Er wird die Empfindung der Höheren Welt erlangen, die Empfindung der Ewigkeit, der Vollkommenheit und die Offenbarung der Höheren Kraft, die in ihm wohnt.

Wenn ein Mensch durch diesen schwierigen Prozess Vollkommenheit erlangt, bringt er ein Opfer dar. Das hebräische Wort für Opfer ist Korban, vom Wort Karow (nahe). Bringt der Mensch dieses Opfer, nähert er sich also der Eigenschaft des Gebens. Das Pessach – Opfer drückt seine Bemühungen aus, den „guten Trieb“ zu erreichen, welcher sich über der Eigenschaft des Empfangens, über dem „bösen Trieb“ befindet. Der Mensch erhebt sich über sein Ego und nähert sich dem Verlangen, geben zu wollen. Dieser Schritt wird symbolisch durch das Pessach – Blut vollzogen, ähnlich wie das Blut bei einer Geburt. Der Mensch wird im Blut geboren, wie geschrieben steht: In deinem Blut, sollst du leben“ (Hesekiel 16:6).

Auf diese Weise kommt der Mensch voran, bis er die Nacht, die Dunkelheit des Auszugs aus Ägypten erreicht. Er hat nun nur noch die Absicht zu geben, anstatt der Absicht zu empfangen. In diesem Zustand „leiht er sich Gefäße von den Ägyptern“, nimmt also all ihre Verlangen zu empfangen und sein neues Verlangen zu geben und zieht mit beidem aus Ägypten. Alles, was der Mensch in Ägypten zurücklässt, sind die bösen Absichten zu empfangen. Das heißt, er nimmt den Trieb, das Verlangen mit, lässt aber das Böse, die Absicht für sich selbst zu empfangen, zurück. Anschließend fügt er dem Trieb, die Absicht zu geben hinzu und macht aus ihnen so den „guten Trieb“. Das ist der Grund, warum der Mensch zuerst nach Ägypten gehen muss. Er muss das Verlangen zu empfangen, mit dem er ursprünglich geboren wird, aus Ägyptern herausholen.

Danach kommt die „Plage der Erstgeborenen„ für alle Ägypter, für den gesamten „bösen Trieb“. Durch sie kommt das korrigierende Licht und versetzt der Herrschaft des „bösen Triebes“ einen letzten Schlag. Das ist der Moment, in dem der Mensch sich über ihn erhebt und Verbindung zur Höheren Kraft herstellt.

Durch diese Verbindung beginnt der Mensch den Auszug aus Ägypten, den Auszug aus dem „bösen Trieb“ zu fühlen, welcher bis jetzt die Verbindung mit der Gesamtheit Israels, in welcher die Menschen vereint sind, verhindert. Nur durch die Verbindung zwischen allen enthüllt der Mensch das Höhere Licht, die spirituelle Welt, die Vollkommenheit und die Ewigkeit.

Beim Auszug aus Ägypten wird das Pessach – Opfer feierlich mit dem „Bösen“ gegessen. Der Mensch kommt mit dem „Brot der Armen“, Mazot, aus Ägypten heraus und wird, wenn er sich über sein Ego erhebt, indem er von der Absicht zu empfangen, in die Absicht zu geben wechselt, neu geboren. Von nun an ist der Mensch bereit für den spirituellen Aufstieg.

Den Zustand, den der Mensch durch den „Auszug aus Ägypten“ erreicht, wird spirituelle Geburt genannt. Dies ist der schwierigste Übergang in seiner Entwicklung. Der Mensch muss all seine Gewohnheiten und Muster, mit denen er bis jetzt seine Realität, die Welt und seine Beziehungen wahrgenommen hat, ablegen. Bei diesem Übergang erhebt er sich über all die Teile, welche ihn ausmachen und durch die er sich in dieser Welt entwickelt hat. So gelangt er in eine neue Welt, die ganz auf dem Geben, auf Arwut (gegenseitige Bürgschaft) und auf Verbindung beruht. Dies ist eine seiner bisherigen Realität absolut entgegengesetzte Welt.

Wenn der Mensch diese Grenze überschreitet, beginnt er dadurch, dass er den Gesetzen des Gebens, anstatt jenen des Empfangens, folgt, die Natur in umgekehrter Weise wahrzunehmen. Er beginnt, anders zu handeln und anderen Regeln zu folgen, wodurch ihm wiederum die Wirklichkeit anders erscheint. Dieser Mensch entwickeln sich vom Zustand des „Pharao“ weiter. Er nimmt lediglich dessen Gefäße – damit sind all seine Verlangen gemeint – und benutzt sie anders. So wie geschrieben steht: „Danach sollen sie mit großer Habe ausziehen“ (1. Buch Mose, 15:14).

Befindet sich der Mensch durch das Studium der Kabbala im richtigen Umfeld, mobilisiert er das korrigierenden Licht, und zieht es an. Dadurch erhält er Kräfte, die ihn aus „Ägypten“ herausziehen. Deshalb braucht er auch in schwierigen Situationen keine Angst zu haben, sich seinem Ego zu widersetzen.


Fragen und Antworten

Wann fühlt der Mensch, dass er aus Ägypten ausgezogen ist?

Bevor es geschieht, spürt der Mensch nichts. Es geschieht plötzlich, in der Dunkelheit. Er ist benebelt und verwirrt, wie bei der Geburt. Er kommt in ein neues Leben, das er nicht kennt und nimmt nur mit, was er braucht: das Verlangen, welches nicht die Absicht hat, etwas zu empfangen. Die schlechten Absichten, die “großen Gefäße“, lässt er in Ägypten. Diese nehmen die Kinder Israels mit, diejenigen Menschen, die Yashar El (direkt zu Gott) sein wollen, direkt zum Geben, zur Liebe zu anderen.

Der Auszug aus Ägypten findet um Mitternacht statt. Nach der Weisheit der Kabbala ist dies der Zeitpunkt im Morgengrauen, an dem der Bau der Kelim (Gefäße) beginnt. In diesem Zustand fühlt sich der Mensch wegen der Dunkelheit, der Orientierungslosigkeit und Verwirrung schlecht. Er versteht nicht, was mit ihm geschieht. Doch etwas in ihm sagt, tu es! Indem er die Vorbereitung durchläuft, welche es nicht mehr zulässt, dass er in seinem Ego, welches ihn in den „Tod“ treibt, verbleibt, zieht er aus und entkommt.

Sohar für Alle, Bo (Komm), Punkt 165

Ein Lamm für einen Haushalt

Israel zog nicht aus Ägypten aus, bis die Herrschaft aller ihrer Diener oben zerbrochen war.“ Dies wird alle zehn Klipot (Schalen) genannt, die zehn Plagen, durch die Ägypten zerbrochen wird. „Und Israel verließ ihre Herrschaft und kam in die Herrschaft der Höheren Heiligkeit“ – das Geben, oder die Liebe zu anderen genannt wird – “ den Schöpfer, und band sich an Ihn […]: ‚Ich habe [sie] aus dem Land Ägypten herausgeführt‘; Ich habe sie aus der anderen Herrschaft herausgeführt und sie in Meine Herrschaft gebracht.“

Es geht darum, von der Absicht zu empfangen, zur Absicht zu geben überzugehen. Vom Zustand, in dem der Mensch ständig an sich selbst denkt – wie er profitieren, erfolgreich sein und die ganze Welt ausbeutet kann – zum entgegengesetzten Zustand. Es ist wirklich eine Revolution im Innern des Menschen, welcher immer noch nicht versteht, dass es eine andere Art zu leben – im Geben, in Liebe, über seinem Ego – gibt, obschon das Verlangen zu empfangen ständig in ihm vorhanden bleibt.

Auch während der „vierzig Jahre in der Wüste“ erleben die Kinder Israels schwierige Ereignisse, wie das goldene Kalb und die Teilung des roten Meeres. Sie sind nicht einfacher als der Auszug aus Ägypten, doch der Auszug bedeutet die endgültige Trennung vom Ego.

Auf den Auszug folgen Ab- und Aufstiege und der Wille zu empfangen offenbart sich immer mehr. Die Kinder Israels ziehen nicht ohne Begleitung aus Ägypten aus. Mit ihnen kommt die „gemischte Schar“. Damit sind jene, die davon angezogen werden, eine lichtvolle Welt zu erreichen, gemeint. Sie sind zwar bereit, Tora und Mizwot zu befolgen, ohne jedoch das Ego korrigieren zu wollen.

Was ist der Unterschied zwischen dem „Auszug aus Ägypten“ für diejenigen, die einen Punkt im Herzen haben, und jene, die keinen haben?

Es ist ein großer Unterschied zwischen ihnen. Das Volk Israel wird Li Rosh (einen Verstand habend) genannt, weil diese Menschen den „Auszug aus Ägypten“ bewusst tun. Sie sind sich dessen bewusst, was mit ihnen geschieht. Indem sie diese Handlungen ausführen, erfahren sie die Höhere Kraft an sich selbst, weil sie das korrigierende Licht anziehen. Das wird „Arbeit an Galgalta Ejnaim“ (Schädel und Augen) genannt. Es steht geschrieben: Ihr aber sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein“ (Exodus, 19:6). Damit sind all jene gemeint, die im Geben sind.

Umgekehrt werden diejenigen, die noch nicht das Verlangen nach Spiritualität haben, weil bei ihnen der „Punkt im Herzen“, die Verbindung zur Höheren Kraft, noch nicht erweckt worden ist, „Völker der Welt“ genannt. Sie haben nicht das Gefühl, dass sie das Böse in sich, das Ego, korrigieren, sich erheben und in Dwekut (Anhaftung) mit der Höheren Kraft sein müssen.

Die heutige Zeit ist eine besondere. Müssen alle Menschen neu geboren werden, ob sie wollen oder nicht?

Ja, das stimmt. Der größte Teil der Menschheit wird durch Leiden von hinten in Richtung Entwicklung gestoßen. Sie werden nie die von vorne ziehende Kraft der Spiritualität haben. Die Menschheit spürt nur die Notwendigkeit, aus den Schwierigkeiten herauszukommen. Das Volk Israel spürt jedoch die Notwendigkeit, sich zum Geben, zur Liebe zu anderen hin zu wenden und dadurch die Liebe der Höheren Kraft zu erreichen. Das ist ein großer Unterschied. Deshalb kann die Menschheit nicht von selbst vorankommen.

Das Volk Israel muss sich mit der Menschheit, so wie Galgalta Ejnaim mit ACHaP, verbinden und das „Geben“ an sie weitergeben. Sie müssen das „Licht für die Heiden“ sein. Auch wenn die Menschheit nicht verstehen wird weshalb, wird es sich mit Israel verbinden. Wie bei Jesaja steht: Und die Völker werden sich ihrer annehmen und sie an ihren Ort bringen; und das Haus Israel, wird sie im Land des Herrn, als Erbbesitz erhalten“ (Jesaja, 14:2). Auf diese Weise werden auch sie korrigiert.

Was ist das “große Geschrei“, das zur Zeit der “Plage der Erstgeborenen“ in Ägypten zu hören ist? 

Die “Plage der Erstgeborenen“ ist Keter (Krone) entgegengesetzt und deshalb der Abschluss aller Plagen. Durch jede Plage wird ein weiteres Stück der Absicht zu empfangen, vom Willen zu empfangen abgeschnitten. Die Absicht zu empfangen ist die Klipa (Hülle/Schale), die geordnet und abgetrennt wird, so bleibt der Wille zu empfangen leer und unbenutzt.

Malchut, Jessod, Hod, Nezach, Tiferet, Gwura, Chessed, Bina, Chochma, und Keter entsprechen den zehn Plagen. Jene Plage, welche Keter entspricht, ist die schwerste, weil sie in Bezug auf die Plagen wie der Kopf, der Rosh ist. Auch ihre Awiut (Grobheit, Dicke) ist am größten. Von den Stufen des Verlangens – der Wurzel, Stufe 1, 2, 3, und 4 – ist Keter das stärkste egoistische Verlangen.

Nun trennt sich der Mensch sich von seinem Ego und “tötet“ scheinbar den Pharao. So beginnt das Ego zu verstehen, dass es wirklich eine Existenz gibt nur um zu geben und bittet deshalb die Kinder Israels, es zu segnen.

Es ist nicht einfach, denn der Mensch versteht noch nicht alles. Am Ende “gibt es nichts außer Ihm“, der einzigen Kraft des Gebens. Der Pharao ist ein “Engel“, welcher scheinbar gegen den Menschen ist, aber auch er wird von der Höheren Kraft gelenkt; sie arbeiten zusammen. Zu diesem Zeitpunkt des Prozesses erfolgt indem der Mensch mit der rechten oder der linken Linie arbeitet, die Korrektur. Erst später lernt er, mit beiden zusammenzuarbeiten, und bildet die Mittlere Linie. 

Sohar für Alle, Bo (Komm), Punkt 118

Und es geschah um Mitternacht

Auch “alle Erstgeborenen“. Ein “Erstgeborener“ wird als Chochma (Weisheit) betrachtet, und “alle Erstgeborenen“ heißt, dass sogar die höheren und niedrigeren Stufen von ihrer Herrschaft getrennt wurden. All jene Stufen, die durch ihre Macht von Chochma herrschen, welche die Weisheit Ägyptens ist, wie es geschrieben steht: „Alle Erstgeborenen im Land Ägypten.“

Das Ego leidet in jeder Stufe auf dem höchsten Level. Der Wille zu empfangen entfaltet sich in Inneren jedes Menschen, denn er ist eine “kleine Welt“. Er beginnt zu fühlen, dass der “Engel des Todes“ dazu bestimmt ist, sich ihm anzuschließen, denn es steht geschrieben, dass dieser ein “heiliger Engel“ sein wird. Deshalb bittet der Pharao um den Segen, da er selbst noch keine Verbindung herstellen kann. Doch er versteht, dass eine neue Ära begonnen hat.

Betrachtet man den inneren Prozess des Menschen, könnte man von einer gespaltene Persönlichkeit sprechen. Auf der einen Seite der geplagte Pharao und auf der anderen Moses, der sich über den Auszug freut?

Ja, beide Kräfte befinden sich im Menschen. Er spürt sie, wenn er auf- oder absteigt. Ist er egoistisch und weiß nicht, was er mit dem Ego tun soll, befindet er sich im Dunkeln. Umgekehrt, wenn er begeistert arbeitet um geben zu können, leuchtet das Höhere Licht für ihn. Ein Mensch, der beginnt die Kabbala zu studieren, ist wie Moses, der von Jethro zurückkehrt. Er hat bereits die Höhere Kraft entdeckt und kehrt nun mit beiden Kräften zurück.

Fühlt man beide Kräfte gleichzeitig?

Befindet man sich in einer Korrektur, spürt man sowohl die Kraft des Pharaos, als auch die Kraft Moses und weiß bereits, wie man die Kraft des Gebens, über die Kraft des Empfangens stellen kann.

Sagt deshalb in der Erzählung der Schöpfer zu Moses: Komm zum Pharao“?

Ja, und jedes Mal lässt die Höhere Kraft den Willen zu empfangen stärker werden. Der Willen zu empfangen offenbart sich dem Menschen immer mehr, und er muss ihn überwinden und weitergehen.

(1) Babylonischer Talmud, Masechet Kiduschin, 30b

(2) Midrash Rabba, Eicha, Einleitung, Absatz 2

(3) Jerusalemer Talmud, Seder Nashim, Masechet Nedarim, Kapitel 9, S. 30b


Lexikon Parascha Bo

Heuschrecke: Bei allen Plagen Ägyptens spürt der Mensch schlussendlich, wie wohlwollend die Plagen sind. Sie kommen, weil der Mensch in einer besonderen Situation, völlig versunken in sein Ego ist. Sie helfen ihm aus diesem Zustand heraus. Die Plage der Heuschrecken entspricht der Stufe Bina.

Finsternis: Immer wieder kommen Zustände der Finsternis oder Dunkelheit. Dabei handelt es sich um persönliche Zustände eines Menschen, aus welchen er wieder in einen dem entgegengesetzten  Zustand aufsteigen kann. Der hier gemeinte Zustand zeigt sich, indem der Mensch verwirrt ist und nichts mehr weiß. So wie es in der Erzählung über Purim heißt, als das Volk nicht wusste, wer Recht hatte, Haman oder Mordechai. In einem Zustand der Dunkelheit muss der Mensch um das Licht von Chassadim bitten, denn die Dunkelheit kommt vom Licht Chochma. Durch das Licht von Chassadim kommt er aus diesem Zustand heraus. Dieser Mensch bittet um Hilfe um das Licht Chassadim, weil er versteht, dass er es braucht. Weil er dafür bereit ist, erscheint in der Erzählung die Feuersäule, oder die Wolke.

Plage der Erstgeborenen: Damit ist der letzte und größte Schlag, welcher über den Pharao und Ägypten kommt, gemeint. Es ist ein Schlag, der von der Wurzel des Menschen, welche “Erstgeborener“ heißt, kommt. Es ist der größte Wille zu empfangen auf der Ebene von Keter. Nach dem dieser erreicht ist, gibt es in Ägypten nichts mehr zu offenbaren und deshalb gibt der Pharao auf.

Der Pharao steht nun ohne richtige Helfer da, ohne alles. Sobald die Kinder Israels Ägypten verlassen, läßt er aber alle seine übrig gebliebenen Helfern ihnen nachjagen. Doch selbst diese “gemischte Schar“ schließt sich Israel an, und der Pharao steht vor dem Nichts.

Geschrei Ägyptens: Das Egos schreit auf und fragt: Wie soll ich existieren, wenn ich ganz leer bin, weil ich nichts für mich empfangen kann? Das Ego ist an diese neue Situation nicht gewöhnt. Es muss sich ein ihm entgegengesetztes Muster aneignen, welches ganz aus Geben, Verbindung, Arwut (Bürgschaft) und Liebe besteht. Es kann so eigentlich nicht bestehen.

Dies ist der Aufschrei der egoistischen Kelim (Gefäße). Es ist ein Zustand, den der Mensch durchlaufen muss, ähnlich einer physischen Geburt. Dabei durchläuft das Neugeborene ebenfalls eine Art Trauma. Im Sohar steht, dass die Wurzel davon der “Biss der Schlange in das Reh“ ist. Das heißt, Malchut (Königreich) ist die Quelle, und sie bringt die Seele zur Welt. Dies ist ein sehr dramatischer und besonderer spiritueller Zustand. Durchlaufen die Menschen diesen Zustand aber gemeinsam als Einheit, wie die Tora es lehrt, werden ihn die Kindern Israels bewusst durchlaufen und ihn leicht überwinden.

Sohar für Alle, Bo (Komm), Artikel 179

Der Lobpreis des Auszugs aus Ägypten

Jeder Mensch, der die Geschichte des Auszugs aus Ägypten erzählt und sich an dieser Geschichte erfreut, wird sich in der nächsten Welt mit der Göttlichkeit freuen (Sie ist die Freude von allen Seiten). Dies ist ein Mensch, der sich über seinen Herrn freut, und der Schöpfer freut sich über diese, seine Geschichte.

Hier gibt es zwei gegensätzliche Gefühle. […] Einerseits bedauert der Mensch den Teil in sich, welcher ihn während der “Geburtswehen“ dazu drängt in die neue Welt, die Welt des Willens zu empfangen, geboren zu werden. Andererseits freut er sich über jenen Teil in sich, welcher dadurch mit der Höheren Kraft verbunden wird. Dies zeigt sich in der Freude über die Geburt eines Kindes.

2 Kommentare
  1. Romy Katja Ziegler
    Romy Katja Ziegler sagte:

    Es ist unbeschreiblich was dieses Schriftstück in mir ausübt. Mein ganzer Körper fing an zu vibrieren. Ich habe endlich etwas gefunden mit dem mich meine Seele im Einklang befindet. Herzlichen Dank dafür.

    • Barbara
      Barbara sagte:

      Ja, liebe Romy, die Tora Wochenabschnitte können Einiges im Menschen bewegen. Deshalb sind wir sehr froh, dass wir sie euch hier, ins Deutsche übersetzt, zu Verfügung stellen können. Dein Kommentar motiviert uns sehr, dies auch weiterhin zu tun!

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