1990/27 Was bedeutet „Jeder Grashalm hat einen Aufseher oben, der ihn schlägt und ihm sagt: Wachse!“ in der Arbeit?

Artikel Nr. 27/1990, korrigiert, EY, 2.9.2023

Unsere Weisen sagten: „Du hast unten keinen einzigen Grashalm, der nicht oben einen Aufseher hat, der ihn hält und schlägt und ihm sagt: Wachse!“ Es heißt (Sohar und BeReshit Rabba 10): „Rabbi Simon sagte: ‚Du hast keinen einzigen Grashalm, der nicht eine Kraft am Firmament hat, die ihn schlägt und ihm sagt – wachse!'“

Wir sollten verstehen, was diese Worte für uns in der Arbeit bedeuten. Wir sehen, dass in unserer Welt alle Geschöpfe gerne ruhen, wie es geschrieben steht (“Das Studium der Zehn Sefirot”, Teil 1, Histaklut Pnimit, Punkt 19): „Es ist bekannt, dass die Natur jedes Zweiges seiner Wurzel gleich ist. Deshalb wird jedes Verhalten, das in der Wurzel enthalten ist, auch vom Zweig verlangt, geliebt und begehrt, und bei jedem Aspekt, der nicht in der Wurzel enthalten ist, entfernt sich auch der Zweig von ihr, duldet sie nicht und hasst sie. Deshalb sind alle Aspekte, die in Ihm enthalten sind und von Ihm direkt zu uns gelangen, für uns angenehm. Das heißt, wir lieben die Ruhe, weil unsere Wurzel nicht in Bewegung ist.“

Die Frage ist also: Warum tun wir Dinge, die wir nicht mögen? Wer zwingt uns dazu, uns anzustrengen? Die Antwort ist, dass es oben einen Aufseher mit einem Rohrstock in der Hand gibt, der die erschaffenen Wesen mit Qualen schlägt. Und da sie das Leid nicht ertragen können, veranlasst er sie, die Ruhe zu verlassen und zur Arbeit zu gehen. Daraus folgt, dass diese Arbeit „erzwungene Arbeit“ genannt wird, bei der ein Mensch durch das Leid, das der Aufseher durch das Schlagen verursacht, gezwungen wird, zur Arbeit zu gehen. Deshalb handeln wir, „und sagt ihm: Wachse!“ Er würde sonst, wenn er als Mensch geboren wird, an seinem Platz liegen bleiben und sich weder körperlich noch seelisch weiterentwickeln. Daher bewirkt dieser Stock in der Hand des Aufsehers, der die Geschöpfe schlägt, die Entwicklung der Geschöpfe.

Daraus folgt, dass der Grund für das Empfangen der Genüsse, die durch die Entwicklung der Geschöpfe entstehen, darin liegt, dass es oben einen Aufseher gibt, der zuschlägt und sagt: „Wachse!“, was bedeutet, dass jeder einzelne Grashalm wachsen wird. Daraus folgt, dass die Menschen in der Welt wie Grashalme sind, und jeder Grashalm muss wachsen.

In der Arbeit sollten wir auslegen, dass der Aufseher die erschaffenen Wesen schlägt, und wenn die erschaffenen Wesen die Qualen erleiden, müssen sie sich vorwärts bewegen und können nicht in Ruhe verharren, wie der Mensch von Natur aus ist, der von seiner Wurzel ausgeht, die sich in einem Zustand vollkommener Ruhe befindet. Daraus folgt, dass der ganze Antrieb für die Arbeit nur darin besteht, dass er durch das Leid verursacht wurde.

Wir sollten jedoch verstehen, wer der Aufseher mit dem Rohrstock in der Hand ist, der alle Geschöpfe schlägt, damit sie nicht in Ruhe bleiben, sondern jedes einzelne, das „jeder Grashalm“ genannt wird, schlägt und ihm sagt: „Wachse!“ Das ist die zweite Unterscheidung, die wir in unserer Wurzel treffen müssen.

Mit anderen Worten: Der Schöpfer, der unsere Wurzel ist, ist voll von Genuss. Wenn wir also keinen Genuss haben, verursacht das in uns Leiden, denn das, was in der Wurzel existiert, wollen die Zweige nachahmen, wie gesagt wurde (ebd.): „Jedes Verhalten in der Wurzel wird auch vom Zweig verlangt, geliebt und begehrt.“

Deshalb ist die Tatsache, dass sich die Geschöpfe nach Genuss sehnen und es unmöglich ist, ohne ihn zu leben, darauf zurückzuführen, dass der Genuss in der Wurzel ist; das ist der Aufseher, der zuschlägt und sagt: „Wachse!“ So steht es geschrieben (Punkt 21): „Es ist aber auch unmöglich, ohne Besitz und Gutes zu bleiben. Deshalb wählen wir die Qualen der Bewegung, um die Erfüllung des Besitzes zu erlangen.“ Dies ist also das Leiden, das der Mensch von dem Aufseher empfängt, der zuschlägt und sagt: „Wachse!“

Diese Angelegenheit gilt sowohl für körperliche als auch für spirituelle Angelegenheiten. Der Unterschied besteht darin, dass es in körperlichen Angelegenheiten keine Verhüllung gibt, was bedeutet, dass es in körperlichen Genüssen die Angelegenheit „Das Auge sieht und das Herz begehrt“ gibt. Daraus folgt, dass das, was das Auge sieht, dem Menschen Leid zufügt, denn er sehnt sich danach, das zu bekommen, was er sieht, sei es mit den Augen oder im Verstand. Die Sehnsucht nach der Sache, solange man die Sache nicht erlangt hat, quält den Menschen.

Das Leiden bemisst sich an der Sehnsucht nach der Sache. Wie wir in der Körperlichkeit sehen, kann unerwiderte Liebe manchmal dazu führen, dass sich ein Mensch das Leben nimmt, weil er darunter leidet, dass er die Sache nicht erlangen kann. Er sagt deshalb: „Ich will lieber sterben als leben“, und begeht Selbstmord. Das bezieht sich jedoch nur auf die körperliche Realität.

In spirituellen Angelegenheiten wurde zur Korrektur ein Zimzum [Einschränkung] und eine Verhüllung angebracht, damit man die Freude und den Genuss, die in Tora und Mizwot stecken, nicht sieht. Dies geschah absichtlich, um Raum für Arbeit um Seinetwillen zu haben. Andernfalls wäre es unmöglich, zu wählen, damit man die Kraft hat, zu arbeiten, um zu geben, und zwar aus dem oben genannten Grund, denn wenn das Auge sieht, begehrt das Herz. Er wäre gezwungen zu handeln, also Tora und Mizwot einzuhalten, denn der offenbarte Genuss würde ihn dazu zwingen, zu empfangen, um seine Schmerzen des Begehrens zu lindern, wie es bei körperlichen Begierden der Fall ist.

Wenn er nun aber alles mit dem Glauben über dem Verstand tun und sagen muss, dass die Tora und die Mizwot so sind, „denn sie sind unser Leben“, und wie es geschrieben steht: „Die schöner sind als Gold, als viel feines Gold, und süßer auch als Honig und die Honigwabe“, wenn alles offenbart wäre, würde der Wille zu empfangen nach dem Genuss lechzen und es wäre völlig unmöglich, dass jemand das Einhalten von Tora und Mizwot nicht befolgt. Da wir aber, um mit Dwekut [Anhaftung] an den Schöpfer belohnt zu werden, arbeiten müssen, um zu geben, gibt es eine Verhüllung und ein Verbergen der Tora und der Mizwot. Deshalb können wir hier nicht sagen: „Das Auge sieht und das Herz begehrt.“

Daraus folgt, dass in der spirituellen Arbeit, wo wir zuerst am Glauben arbeiten müssen, also an Belohnung und Strafe glauben, nicht gesagt werden kann: „Du hast unten keinen Grashalm, der nicht oben einen Aufseher hat, der ihn schlägt und ihm sagt: ‚Wachse!'“ Die Angelegenheit „schlägt ihn und sagt ihm: ‚Wachse!'“ ist also das Leiden, das der Mensch empfindet, dass er weit vom Schöpfer entfernt ist und dass er sich danach sehnt, dem Schöpfer anzuhaften, aber es gelingt ihm nicht. Darunter leidet er, und diese Leiden treiben ihn dazu, alles zu tun, was er nur kann, um Dwekut an den Schöpfer zu haben.

Daraus folgt, dass ein Mensch aufgrund seines Verlangens, etwas zu erreichen, nur in dem Maße leidet, wie es für ihn wichtig ist. Daher stellt sich die Frage: Wenn ein Mensch ohne Leiden nicht vorankommen kann, weil er nach Ruhe sucht – woher nimmt der Mensch die Wichtigkeit, um des Schöpfers willen zu arbeiten? Das heißt also, wie kann er sich danach sehnen, dem Schöpfer Zufriedenheit zu bringen, so dass er leiden wird, wenn er sieht, dass er dem Schöpfer keine Zufriedenheit bringen kann? Und diese Leiden werden ihn dazu bringen, alles Mögliche zu tun, nur um die Kraft zu haben, sich wirklich mit dem Schöpfer zu vereinigen. Darüber steht geschrieben (Psalm 94): „Glücklich ist der Mann, den Du züchtigst, Ewiger, und den Du aus Deinem Gesetz [Deiner Tora] lehrst.“

Wir sollten verstehen, warum er „glücklich“ ist, wenn der Schöpfer ihn züchtigt. Wir sollten interpretieren, dass es bedeutet, dass der Schöpfer ihm die Bedeutung der Tora vermittelt und er zu spüren beginnt, dass die Tora so ist wie in „Die Tora und der Schöpfer sind eins“. Das heißt, die Tora ist der Name des Schöpfers. In dem Maße, in dem der Schöpfer ihm Bedeutung verleiht, beginnt der Mensch zu leiden, weil er von der gesamten spirituellen Dimension entfernt ist.

Mit anderen Worten: Er beginnt sich danach zu sehnen, mit Spiritualität belohnt zu werden, und jedes Mal, wenn er sieht, dass er weit davon entfernt ist, beginnt er zu leiden, und die Leiden treibt ihn an, alles zu tun, was er kann, denn er beginnt zu spüren, dass es ohne Spiritualität keinen Sinn im Leben gibt.

Daraus folgt, dass es auch in der Spiritualität einen Aufseher von oben gibt, der ihn schlägt, ihn also bedrängt. Aber nicht jeder wird damit belohnt, dass der Schöpfer ihm die Bedeutung der Tora vermittelt, so dass er darunter leidet. So können wir die Bedeutung der Worte verstehen: „Glücklich ist der Mann, den du züchtigst, Ewiger.“ Das heißt, der Schöpfer gibt ihm diese Bedeutung, damit er sich danach sehnt. Das ist das oben erwähnte Leiden, bei dem der Aufseher von oben zuschlägt und sagt: „Wachse!“ Das gilt sowohl für die Körperlichkeit als auch für die Spiritualität.

Das ist die Bedeutung dessen, was im Heiligen Sohar (Kedoshim, Punkt 108) geschrieben steht: „Es gibt nicht einmal einen winzigen Grashalm auf dem Land, auf dem nicht eine höhere Kraft in den höheren Welten wohnt. Alles, was sie in einem jeden tun, und alles, was ein jeder tut, geschieht durch die höhere Kraft, die oben über sie bestimmt ist. Und alle Handlungen in ihnen entspringen dem Urteil; auf dem Urteil reisen sie, und auf dem Urteil existieren sie, und es gibt keinen, der außerhalb seiner eigenen Existenz auftaucht.“

Wir sollten demnach interpretieren, dass alles von der persönlichen Vorsehung geleitet wird und die Unteren keine freie Wahl haben, aus den Gesetzen, die die Vorsehung ihnen auferlegt hat, herauszutreten. Daraus folgt, dass in der Arbeit, in der jeder Mensch eine kleine Welt ist, „kein Grashalm zu finden ist, über den nicht ein Aufseher von oben wacht.“ Das bedeutet, dass es kein einziges Verlangen und keinen einzigen Gedanken gibt, der einem Menschen einfällt, der nicht diesen Gesetzen von oben folgt. Das Schwere an der Arbeit des Schöpfers sind also die Widersprüche, die wir finden. Mit anderen Worten: Auf der einen Seite sagen wir, dass alles von der Arbeit des Menschen abhängt, wie unsere Weisen sagten, dass der Mensch sagen soll: „Wenn ich nicht für mich bin, wer ist dann für mich?“ Das bedeutet, dass alles vom Menschen abhängt, was die Bedeutung von Belohnung und Bestrafung ist.

Andererseits sollten wir sagen: „Alles kommt von oben“, wie in den Worten des Heiligen Sohar, wo es heißt: „Es gibt nicht einmal einen winzigen Grashalm im Land, auf dem nicht eine höhere Kraft von oben waltet“, was andeutet, dass alles der Höheren Vorsehung folgt und die Unteren keine Möglichkeit haben, dies zu ändern. Die Antwort auf beide Angelegenheiten, die sich gegenseitig widersprechen, ist wie Maimonides sagt (dargestellt im Artikel Nr. 25, 1990), dass wir es nicht verstehen können, aber wir müssen glauben, dass es so ist.

Die Reihenfolge des Fortschritts in der Arbeit, von der wir sagten, dass sie durch die Erlangung der Wichtigkeit des Ziels kommt, ist, wie unsere Weisen sagten, sie kommt durch die Tora. Denn auch wenn er sieht, dass er lo liShma [nicht um Ihretwillen] lernt, so korrigiert ihn doch das Licht in der Tora, das heißt, er empfängt durch das Licht die Bedeutung der Tora.

Zu diesem Zeitpunkt kommt der Mensch in den Zustand eines „Aufseher über jeden Grashalm, der ihn schlägt und ihm sagt: ‚Wachse!'“ Mit anderen Worten, er beginnt zu leiden, weil er von Dwekut an den Schöpfer entfernt ist. Diese Leiden veranlassen ihn dazu, alles zu tun, um Dwekut an den Schöpfer zu erlangen.

Daraus folgt, dass der Mensch in Lo liShma beginnen sollte, obwohl er sieht, dass er [um Ihretwillen] nicht in der Arbeit sein kann. Wenn er aber Lo liShma lernt, weil er glaubt, dass er dadurch liShma erreichen wird, dann empfängt er das Licht der Tora und wird damit belohnt, dass er liShma erreicht.

Was das Leiden angeht, so bringe ich hier, was im Heiligen Sohar (BeReshit Bet, Punkt 103) steht, denn unsere Weisen sagten: „Niemals gab es eine solche Freude vor dem Schöpfer wie an dem Tag, als Himmel und Erde erschaffen wurden.“ Der Mensch kann jedoch nicht an Seiner großen Freude teilhaben, wenn er nicht vollkommene Umkehr in der Liebe erreicht hat.

Vorher wird er sich überhaupt nicht mit sich selbst oder mit den Menschen der Welt freuen. Im Gegenteil, er spürt vor sich eine Welt voller Kummer und Schmerz, sowohl Schmerzen des Körpers als auch Schmerzen der Seele, die die von ihm begangenen Übertretungen sind. All das ist ihm widerfahren, weil die Welt nur zum Geben erschaffen wurde, um sich mit der Tora und guten Taten zu beschäftigen, um seinem Schöpfer Zufriedenheit zu schenken, und nicht zum eigenen Genuss.

„Am Anfang aber wird der Mensch als Wildesel geboren“, was bedeutet, dass sein einziges Interesse sein eigener Genuss ist. Deshalb hat der Schöpfer dem Menschen vom Augenblick seiner Geburt an bittere und harte Leiden in sein Empfangen für sich selbst eingeprägt – körperliche und seelische Schmerzen –, so dass er, wenn er sich mit Tora und Mizwot auch nur zu seinem eigenen Genuss beschäftigt, durch das Licht darin die Niedrigkeit und die schreckliche Verderbtheit in der Natur des Empfangens für sich selbst spüren wird. Dann wird er beschließen, sich von diesem Empfangen zurückzuziehen und sich vollständig der Arbeit zu widmen, um seinem Schöpfer Zufriedenheit zu geben. Dann wird der Schöpfer ihm die Augen öffnen und er wird eine Welt voller Vollkommenheit sehen.

In den körperlichen und spirituellen Leiden, die er vor seiner Umkehr erlitten hat, gibt es zwei Wege:

1.) „‚Alles, was der Schöpfer tut, tut er zum Besten.‘ Er sieht mit eigenen Augen, dass er ohne diese schrecklichen Schmerzen, die er erlitten hatte, weil er in die Natur des Empfangens für sich selbst eingetaucht war, niemals mit der Umkehr belohnt worden wäre. Deshalb segnet er für das Schlechte, wie er für das Gute segnet, was bedeutet, dass das Schlechte das Gute verursacht.

2) „‚Auch das ist zum Besten.‘ Das heißt, nicht nur das Übel, das getan wurde, hat das Gute bewirkt, sondern das Böse selbst wurde durch sehr große Lichter, die der Schöpfer durch all diese Übel hindurch leuchtete, bis sie in das Gute umgewandelt wurden, in das Gute umgewandelt.“

Es stellt sich heraus, dass der ganze Fortschritt des Menschen speziell dann ist, wenn er in der Situation, in der er sich befindet, leidet, denn das gibt ihm einen Schub nach vorne.

Demnach sollten wir interpretieren, was der ARI sagt; dass keiner in einer Stufe aufsteigt, außer durch den Aufstieg von Mejn Nukwin [aramäisch: weibliches Wasser, MaN], denn Nukwin [aramäisch: weiblich] bedeutet Mangel. „Wasser“ bedeutet Bina, die in sich die Eigenschaft von Malchut empfangen hat, wobei Malchut „ein Mangel“ heißt, vom [hebräischen] Wort „Loch“ (nekew). Daher muss das Höhere dem Unteren geben, was es braucht.

Da es „kein neues Licht in der Welt gibt, außer von Ejn Sof [Unendlichkeit/wörtlich: Ohne Ende], steigt der Höhere in der Stufe auf, um den Überfluss für den Unteren zu empfangen. In der Arbeit sollten wir interpretieren, dass höher und niedriger bedeuten, dass der erste Zustand „Höher“ und der zweite Zustand „Niedriger“ genannt wird. Wenn jemand in dem Zustand, in dem er sich befindet, keinen Mangel verspürt und zufrieden ist, hat er offensichtlich keinen Bedarf, in der Arbeit voranzukommen, da er keinen Mangel sieht, der ihn zum Weitermachen antreiben würde.

Wenn ein Mensch erfolgreich ist, ruft er aus diesem Grund einen Mangel in dem Zustand hervor, in dem er sich befindet. Es gibt eine Regel: „Jeder Zustand wird ‚höher und niedriger‘ genannt.“ Daraus folgt, dass er zwar in dem Zustand, in dem er sich befindet, einen Mangel gefunden hat, aber im zweiten Zustand, der „ein Zustand des Mangels“ genannt wird, wird dieser Mangel nun „der untere“ genannt und veranlasst ihn, den vorherigen Zustand zu verlassen und sich zu bemühen, den Mangel, den er jetzt empfindet, zu korrigieren.

In der Arbeit wird dies als das Mejn Nukwin des Unteren betrachtet, das einen Aufstieg in der Stufe zum Höheren, also zum vorherigen Zustand, bewirkt. Das ist die Bedeutung dessen, was der ARI sagte, nämlich dass der untere Mensch durch sein MaN einen Aufstieg zum Höheren bewirkt. Daraus folgt, dass nur die Mängel, die als „Leiden“ bezeichnet werden, die Aufstiege bewirken, durch die sie immer wieder aufsteigen, um vorwärts zu gehen.

Nach dem oben Gesagten können wir interpretieren, was unsere Weisen sagten (BeReshit Rabba 92a): „Rabbi Jehoshua Ben Levi sagte: ‚Jedes Leiden, wenn es über einen Menschen kommt und ihn von den Worten der Tora ablenkt, sind Leiden der Ermahnung. Aber Leiden, die über einen Menschen kommen und ihn nicht von den Worten der Tora ablenken, sind Schmerzen der Liebe, so wie es geschrieben steht: ‚Jenen, den der Ewige liebt, ermahnt ihn.'“

Das ist scheinbar schwer zu verstehen. Sollte der Schöpfer ihn betrüben, weil er ihn liebt? Wenn ein Mensch einen anderen liebt, schenkt er ihm Geschenke, und lässt ihn nicht leiden. Aber aus dem oben Gesagten folgt, dass ein Mensch ohne Leiden in einem Zustand der Ruhe bleiben will, da unsere Wurzel in einem Zustand der vollkommenen Ruhe ist, und er nur durch den Aufseher, der zuschlägt und ihm sagt: „Wachse!“, also nur durch das Leiden, den Genuss der Ruhe aufhebt und sich bemüht, neue Besitztümer zu erwerben.

Wenn er aber nicht leidet, bleibt er in seinem jetzigen Zustand. Ein Beispiel: Ein Mensch, der in einer Einzimmerwohnung lebt, heiratet, aber er ist faul. Das heißt, er mag die Ruhe mehr als alles andere, also stimmt er zu, in einem Zimmer zu leben. Er hat zwar schon als Single in einem Zimmer gewohnt, aber er lebt auch nach der Heirat weiter so.

Wenn er aber ein paar Kinder hat, dann spürt auch er die Enge im Haus, und auch er beginnt, das Leid zu spüren, in einem Zimmer zu leben. Dann zwingt ihn das Leiden dazu, Überstunden zu machen, also sich mehr anzustrengen, als er es gewohnt ist, um in eine Wohnung mit mehreren Zimmern zu ziehen.

So ist es auch in der Arbeit. Wenn ein Mensch gebildet ist und sein Vater ihn dazu erzogen hat, sich mit der Tora und den Mizwot zu beschäftigen, und wenn sein Vater ihm gezeigt hat, was Spiritualität ist und was um Seinetwillen des Schöpfers ist, reichte das für ihn aus, um mit der Arbeit fortzufahren und das Einhalten von Tora und Mizwot zu befolgen. Aber als er erwachsen wurde, heiratete und sein eigener Herr wurde, mit Kindern, und er weiß, dass er sie erziehen und ihnen die Angelegenheit der Ehrfurcht vor dem Himmel vermitteln muss, denkt er darüber nach, wie viel Verständnis und Gefühl er jetzt mehr hat als damals, als er ein neunjähriges Kind war, das seine Ausbildung begonnen hatte, oder als er seine Bar-Mizwa [mit dreizehn Jahren] hatte.

Dann sieht er, dass er keine Fortschritte gemacht hat, so dass er sagen kann: „Jetzt verstehe ich die Bedeutung von Tora und Mizwot, die ich als Kind nicht kannte.“ Wenn er anfängt, darunter zu leiden, bedeutet das, dass er sich selbst als zurückgeblieben ansieht, dass er bereits ein Erwachsener ist, aber sein Verstand der eines Kindes ist, d. h., dass er jetzt dasselbe Verständnis von Tora und Mizwot hat wie damals und er nicht so vorankommt, wie man vorankommen sollte. Daraus folgt, dass er sich wie ein kleiner Junge fühlt, und diese Leiden treiben ihn an, sich anzustrengen, um einen Lehrer zu finden, der ihn unterweisen kann, damit er wächst und ein Mensch wird und nicht als Kind in der Arbeit bleibt.

Jetzt können wir verstehen, was wir gefragt haben: Was bedeutet, was unsere Weisen über die Leiden sagten, die nicht von der Tora ablenken und sie „Schmerzen der Liebe“ genannt werden? Es bedeutet so, wie es geschrieben steht: „Wen der Ewige liebt, den ermahnt er.“ Das heißt, diese Leiden bringen einem Menschen den Bedarf, in der Tora und den Mizwot voranzukommen, also die Tora und die Mizwot nicht mehr so zu verstehen wie als Kind, sondern so, wie es für einen Erwachsenen angemessen ist.

Daraus folgt, dass das Leiden ihn dazu veranlasst hat, Tora und Mizwot so zu lernen und sich damit so zu beschäftigen, wie es für den Zustand eines „Menschen“ und nicht für den eines „Kindes“ angemessen ist, wie unsere Weisen sagten: „Ihr werdet ‚Mensch‘ genannt, und die Völker der Welt werden nicht ‚Mensch‘ genannt.“ „Mensch“ bedeutet, dass er als „sprechend“ angesehen wird, was bedeutet, dass er nicht die Nahrung von „Tieren“ zu sich nimmt, sondern Nahrung, die für den „Sprechenden“ geeignet ist. Das nennt man „Schmerzen der Liebe, die nicht von der Tora ablenken“, sondern im Gegenteil für die Erlangung von Tora und Mizwot sorgen.

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