1986/14 Warum gibt es den Bedarf, Gefäße von den Ägyptern zu leihen?

Rabash, 1986/14, korr EY, 2.1.2024

Es steht geschrieben (Tora, Exodus 11, 2-3): „Sprich bitte in den Ohren des Volkes, dass jeder Mann erbitte von seinem Freunde und jegliche Frau von ihrer Freundin silberne Geräte und goldene Geräte. Und der Schöpfer wird das Volk in den Augen der Ägypter Gnade finden lassen.” 

Unsere Weisen sagten (Talmud, Berachot, 9b): „Die Schüler von Rabbi Yanai sagten: ‚’bitte‘ drückt eine Bitte aus. Der Schöpfer bat Moses und sagte: ‚Ich bitte dich, sage zu ihnen, zu den Israeliten, ich bitte euch, erbittet von den Ägyptern silberne und goldene Gegenstände, damit jener Gerechte (Abraham) nicht sagen kann, dass die Prophezeiung  ‚Sie werden versklavt und bedrängt‘ sich erfüllt hat, aber die Prophezeiung ‚und danach werden sie mit großem Besitz ausziehen.‘ sich nicht erfüllt hat.“

Das ist verwirrend. Wenn der Schöpfer sein Versprechen an Abraham einhalten wollte, wie es geschrieben steht: „Und danach werden sie mit großem  Besitz ausziehen“, könnte Er das Volk Israel dann nicht reich machen, ohne sich Gefäße von den Ägyptern zu leihen? Das kommt einem Betrug gleich, denn es scheint, als hätten sie zunächst durch Betrug geliehen, also ohne die Absicht, etwas zurückzugeben.

Weiterhin muss man verstehen, warum der Schöpfer Moses aufforderte, das Volk Israel zu bitten, Gegenstände von den Ägyptern zu erbitten, wie oben erwähnt, dass ‚bitte‘ ein Ausdruck der Bitte ist. Und was bedeutet dieses Flehen? Es scheint zu bedeuten, dass der Schöpfer wusste, dass sie sich dagegen wehren würden, also bat er Moses, zu Israel zu sprechen. Wir sollten also den Grund für Israels Widerstand verstehen.

Wir sollten auch die Worte verstehen: „Und der Herr gab dem Volk die Gunst in den Augen der Ägypter.“ Wie können wir so etwas verstehen, da es so gegensätzlich erscheint? Aus der Perspektive des Schöpfers ist zwar alles möglich, aber aus dem einfachen Verständnis heraus ist das schwer zu begreifen, insbesondere im Lichte dessen, was geschrieben steht (Tora, 1. Mose 1,12): „Und je mehr sie sie bedrängten, desto mehr vermehrten sie sich und breiteten sich aus, und sie fürchteten die Söhne Israels.“ Unsere Weisen sagten: „Das zeigt, dass sie wie Dornen in ihren Augen waren“ (Talmud, Sutah, 11).

Daraus folgt, dass sie von den Dornen, d.h. dass sie das Volk Israel nicht ausstehen konnten und sie in ihren Augen wir Dornen waren, nun ins genaue Gegenteil umgeschlagen sind, so dass das Volk Israel nun Gunst in den Augen der Ägypter fand.

In der Verheißung des Schöpfers an Abraham: „Und danach werden sie mit viel Besitz herauskommen“, sollten wir den gesamten Zusammenhang verstehen, der dort dargestellt wird (Tora, 1. Mose 15,6): „Und Er sagte zu ihm: ‚Ich bin der Herr, der dich aus Ur der Chaldäer herausgeführt hat, um dir dieses Land zu geben, damit du es erbst.‘ Und er sprach: ‚Herr, Gott, woran werde ich erkennen, dass ich es erben werde?‘ Und er sagte zu Abram: … ‚Du sollst wissen, dass deine Nachkommen als Fremde in einem Land leben werden, das ihnen nicht gehört, und sie werden vierhundert Jahre lang versklavt und unterdrückt werden … und danach werden sie mit viel Besitz herauskommen.'“

Auch hier sollten wir die Antwort verstehen, die Abraham auf die Frage „Woran werde ich erkennen, dass ich es erben werde?“ erhielt, denn die Antwort des Schöpfers lautete auf diese Frage, wie es geschrieben steht: „Und Er sagte zu Abram: ‚Wisse, dass deine Nachkommen Fremde sein werden in einem Land, das nicht das ihre ist, wo sie vierhundert Jahre lang versklavt und unterdrückt werden … und danach werden sie mit vielen Besitztümern herauskommen.'“ Die Frage bezog sich also auf Garantien für das Erbe, und die Antwort auf die Garantie war, dass das Volk Israel im Exil sein wird. Aber ist das Exil eine Garantie dafür, das Land zu erben?

Baal HaSulam erklärte die Bedeutung dieser Frage: Es ist bekannt, dass es ohne ein Kli [Gefäß] kein Licht gibt. Das heißt, es ist unmöglich, eine Füllung zu empfangen, wenn kein Mangel besteht. Ein Mangel wird Kli genannt, und als Abraham sah, was der Schöpfer seinen Söhnen geben wollte, sagte er: „Ich kann nicht sehen, dass meine Söhne ein Bedürfnis an diesem spirituellen Erbe des Landes haben werden.“ Er sagte: „Wenn sie eine kleine Erleuchtung empfangen, werden sie zufrieden sein, denn die kleinste Stufe der Spiritualität bringt mehr Genuss als alle körperlichen Freuden der Welt. Deshalb werden sie, wenn sie eine kleine Erleuchtung empfangen, denken, dass es keine größeren Stufen gibt als die, die sie erreicht haben, und deshalb werden sie keinen Bedarf haben, nach mehr zu fragen.“

Deshalb richtete Abram seine Frage an den Schöpfer: „Woran werde ich erkennen, dass sie das Bedürfnis haben werden, das spirituelle Land zu erben?“ Er bat also den Schöpfer, ihm zu sagen, wie es geschehen kann, dass sie ohne ein Kli das Licht haben werden. Abram verstand, dass der Schöpfer das Licht gibt, aber die Kelim, d.h. das Verlangen nach größerem Licht, als sie bereits empfangen hatten –, wer würde ihnen zu verstehen geben, dass sie einen größeren Aufstieg erreichen müssen, als sie jetzt fühlen?

In der Spiritualität gibt es die Regel, dass alles Spirituelle, das zu einem Menschen kommt, ihn eine unübertreffliche Vollkommenheit fühlen lässt, denn alles Spirituelle ist ein vollkommenes Gefühl, ohne jeden Mangel. Andernfalls wird es nicht als „spirituell“ angesehen, denn nur in irdischen Angelegenheit kann es einen Genuss geben, bei dem ein Mensch fühlt, dass es einen noch größeren Genuss gibt. In der spirituellen Welt ist das nicht der Fall.

So fragte sich Abraham, wie und wodurch sie einen Bedarf haben würden, den Schöpfer zu bitten, ihnen größere Stufen zu geben, die „Erbe des Landes“ genannt werden. Er sagte, dass die Antwort des Schöpfers an ihn – „Wisse gewiss, dass deine Nachkommen Fremde sein werden in einem Land, das nicht das ihre ist“ –, bedeutet, dass sie von hier an, also ab dem Exil in Ägypten, das Bedürfnis haben werden, den Schöpfer zu bitten, ihnen jedes Mal mehr Kraft zu geben.

Der Grund dafür ist, dass sobald der Mensch anfängt, in der Arbeit des Schöpfers voranzukommen und all sein Handeln auf das Geben ausrichten will, er sieht, dass er nicht die Kraft hat, sich zu überwinden. Zu diesem Zeitpunkt bittet der Mensch den Schöpfer um Hilfe, wie unsere Weisen sagten: „Wer kommt, um sich zu reinigen, dem wird geholfen“, und der Heilige Sohar fragt: „Wie wird ihm geholfen? Mit einer heiligen Seele.“

In der Tat versank alles, was sie in der Arbeit überwanden, in der Erde, wie es über ihren Bau von Pithom und Ramses gesagt wird. Das heißt, sie mussten jeden Tag aufs Neue mit der Arbeit beginnen, denn alles, was sie erbauten, versank im Abgrund, und sie betrachteten sich immer so, als hätten sie nie mit der Arbeit begonnen, denn sie erinnerten sich an kein Wort der Tora, das die Arbeit betrifft, und dachten immer über sich selbst nach: „Wo ist unsere Arbeit, wo sind die Anstrengungen, die wir in die Arbeit gesteckt haben? Wo sind sie hin?“

Noch schwieriger ist es zu verstehen, wie die Klipa [Hülle/Schale] des Pharao all ihre Arbeit so weit verschlingen konnte, dass sie nicht mehr das Gefühl hatten, sich jemals mit dem Dienst am Schöpfer befasst zu haben und ihr Ziel die Vollkommenheit war und wussten, was sie wollten. Plötzlich kamen sie in einen Zustand, in dem sie alles vergessen haben und keine Reshimot [Aufzeichnungen/Erinnerungen] von ihrer Arbeit in ihnen geblieben sind.

All das war von Anfang an beabsichtigt. Zu diesem Zweck hat der Schöpfer eine Klipa vorbereitet, um sie  [Israel] ständig im Zustand des Anfangs zu halten. Es ist bekannt, dass alle Anfänge schwer sind, deshalb waren sie gezwungen, den Schöpfer um Hilfe zu bitten, wie oben gesagt wurde: „Wer kommt, um sich zu reinigen, dem wird geholfen“, und wie der Heilige Sohar sagt, empfangen sie jedes Mal eine „heilige Seele“, was eine Kraft von oben ist und bedeutet, dass sie jedes Mal zusätzliche Seelenanteile empfangen. Das summiert sich zu einer großen Menge, denn es ist bekannt, dass „was vom Himmel gegeben wird, wird nicht zurückgenommen“ (Talmud, Chulin 60).

Doch obwohl jede von oben empfangene Erleuchtung, die sie von oben erhalten haben, vorerst verschwindet, empfängt der Mensch am Ende, wenn er die Anstrengung, die er tun muss, vollendet hat, wie in „Alles, was in deiner Macht steht zu tun, das tue“, alles auf einmal zurück, was er nach und nach erhalten hatte. Er dachte, dass alles an die Klipot ging. Dann erhält er alles zurück.

Daraus folgt, dass die ganze Angelegenheit des Exils in Ägypten dazu diente, Kelim [Gefäße] zu empfangen und ein Bedarf an den großen Lichtern zu bekommen, genannt „Erbe des Landes“. Darüber war Abraham verwundert und sagte, dass er nicht sehen könne, dass seine Söhne einen Bedarf an diesen großen Lichtern haben würden. Und da es kein Licht ohne Kli gibt, folgt daraus, dass selbst wenn es ein Verlangen zu geben gibt, sie keine Kelim haben, in denen sie empfangen können.

Aus diesem Grund wurde ihnen das Exil in Ägypten gegeben, so dass sie durch die Fragen und Anschuldigungen der Ägypter sie jedes Mal den Anteil der Kedusha [Heiligkeit], den sie bereits erworben hatten, verloren, da die Ägypter an ihnen saugten. Aus diesem Grund erhalten sie immer wieder das Bedürfnis, dass sie den Schöpfer bitten, ihnen den Weg zu erleuchten, damit sie vorwärts gehen können. Sie sagen aber, dass sie immer wieder Rückschritte machten, weshalb der ARI schrieb, dass sich das Volk Israel zur Zeit des Auszugs aus Ägypten in neunundvierzig Toren der Unreinheit befand, bis der König der Könige sich ihnen offenbarte und sie erlöste.

Das scheint der Logik zu widersprechen, denn es ist bekannt, dass Moses und Aaron nach Ägypten kamen und zu den Söhnen Israels sprachen, dass der Schöpfer sie aus Ägypten herausführen wolle. Sie führten alle Zeichen in Ägypten aus und sahen die zehn Plagen, die die Ägypter erleiden mussten. Das muss Israel näher an Kedusha herangebracht haben und nicht das Gegenteil – dass sie immer wieder in ein tieferes Tor der Tuma’a [Unreinheit] fielen, bis zu dem Punkt, dass sie, als es an der Zeit war, aus Ägypten herauszukommen – sie also die beste Vorbereitung für das Empfangen des Lichts der Erlösung haben mussten. Doch was sehen wir? Als sie das Licht der Erlösung empfingen, befanden sie sich in neunundvierzig Toren der Tuma’a. Wie kann das sein?

Wie Baal HaSulam erklärte, diente das Exil in Ägypten dazu, um die Kelim der Ägypter zu erhalten. Aber nur, um die Kelim zu borgen und sie später zurückzugeben. Er deutete die Angelegenheit so, dass der Schöpfer zu Abraham sagte: „Deine Nachkommen werden Fremde in einem Land sein, das ihnen nicht gehört“, als Garantie für das Erbe. Das bedeutete, dass sie den Bedarf haben würden, die Fülle vom Schöpfer zu empfangen, denn aus der Versklavung durch die Ägypter herauskommen zu wollen, kann nur durch die Hilfe einer heiligen Seele geschehen. Dann werden sie jedes Mal die Hilfe des Schöpfers brauchen, und dadurch werden sie den Bedarf haben, höhere Stufen zu erlangen.

Jetzt können wir die Bedeutung des Exils in Ägypten und das Ausleihen der Kelim von den Ägyptern erklären. Wir sehen, dass, als Moses und Aaron zu den Söhnen Israels kamen, wie geschrieben steht (2. Mose 4,29): „Und Moses und Aaron gingen hin und versammelten alle Ältesten der Söhne Israels, und Aaron sagte alle Worte, die der Schöpfer zu Moses gesagt hatte, und führte die Zeichen vor den Augen des Volkes aus, und das Volk glaubte und hörte.“

Daraus können wir ersehen, dass sie, sobald Mose und Aaron zu den Söhnen Israels kamen, alle Worte, die der Schöpfer zu Mose gesagt hatte, mit Glauben über dem Verstand annahmen. Und alles, was die Ägypter ihnen mit all den Fragen und Zweifeln über den Glauben Israels zu verstehen gaben, zählte überhaupt nicht, denn sie gingen über den Verstand. Aus diesem Grund konnte die Tatsache, dass sie die ganze Zeit im Exil waren, sie jetzt überhaupt nicht beeinflussen.

Das heißt, als Moses und Aaron mit dem Verlangen des Schöpfers, sie aus dem Exil zu holen, zu den Söhnen Israels kamen, nahmen sie es prompt auf sich, fortan nicht mehr auf die Einwände der Ägypter zu hören, die im Namen des Pharaos, des Königs von Ägypten, kamen – dass es für sie besser sei, unter ihrer Herrschaft zu bleiben – und sie prüften, ob sie sehen könnten, dass der Weg der Ägypter wahr sei und sie nicht auf das hören sollten, was Moses und Aaron ihnen sagten. „Wir können sehen, dass ihr schreit: ‚Lasst uns gehen und unserem Gott opfern.‘ Das hat euch auf den Gedanken gebracht, dass ihr Ägypten verlassen und ihnen folgen solltet. Und wir verstehen, dass ihr all dem, was sie euch sagen, mit geschlossenen Augen zuhören wollt. Wie kann das sein, wo wir doch so vernünftig sind? Ihr habt uns nichts zu erwidern, aber ihr beharrt darauf, dass ihr freiwillig den ganzen Weg nach den Worten von Moses und Aaron gehen wollt.“

Daraus ersehen wir, dass sie, nachdem Moses und Aaron mit der Botschaft der Erlösung kamen – sie also nun aus der Versklavung herauskommen, da sie nicht in der Lage waren, die heilige Arbeit zu verrichten – sie mit dieser Botschaft glücklich waren und keine weitere Unterscheidungen zwischen den Geschmäckern von Tora und den Geboten brauchten. Vielmehr waren sie genau damit zufrieden, also damit, dass sie das praktische Einhalten einfach befolgen konnten. Das verschaffte ihnen vollkommene Zufriedenheit und sie hatten Freude daran, den Willen ihres Herrn zu erfüllen, wie es geschrieben steht: „Deshalb rufen sie: ‚Lasst uns hingehen und unserem Gott opfern'“ (Exodus, 5:8).

Daraus folgt, dass sie jetzt, da sie aus dem ägyptischen Exil mit Kelim herauskommen, die nichts erfordern, wie geschrieben steht: „Und das Volk glaubte und hörte“, haben sie keinen Bedarf, das Land zu erben, das der Schöpfer Abraham versprochen hatte, wie geschrieben steht: „Wisse gewiss … und danach werden sie mit viel Besitz herauskommen“, was bedeutet, dass das Exil eine Garantie dafür war, dass sie den Bedarf haben würden, das Gute und den Genuss zu empfangen, die das Erbe des Landes sind, das der Schöpfer seinen Nachkommen geben wollte. Doch sie haben immer noch keine Kelim dafür und begnügten sich mit dem Wenigen.

Deshalb heißt es: „Und der Herr sagte zu Moses: ‚Sprich doch in die Ohren des Volkes, dass jeder Mann erbitte von seinem Freunde und jegliche Frau von ihrer Freundin silberne Geräte und goldene Geräte.'“ Nach der Auslegung von Baal HaSulam sollten wir sagen, dass es bedeutet, dass sie die silbernen und goldenen Gefäße nehmen sollen, die die Ägypter haben, sie also ihre Verlangen und Sehnsüchte nehmen, nämlich all die Zweifel, die sie über den Weg des Volkes Israel hatten.

Die Ägypter verlangten immer, dass alles, was ihr tut, mit Vernunft und Verstand geschehen muss, und dass euer Vorhaben, euch zu überwinden, um die Eigenliebe zu verlassen und alles zu tun, um zu geben, der falsche Weg ist, denn der Schöpfer ist gut und tut Gutes. Als Er die Welt erschaffen hat, tat Er es sicherlich zum Nutzen Seiner Geschöpfe, das heißt, dass wir, die Geschöpfe, das Gute und den Genuss genießen werden. Aber ihr verlässt den richtigen Weg und schlägt einen Weg ein, der dem Schöpfungsziel vollkommen zuwiderläuft. Ihr sagt uns, dass dies der wahre Weg ist, dass man nichts zur Eigenliebe braucht, sondern alles tun möchte, um dem Schöpfer Zufriedenheit zu geben.

Aber immer, wenn das Volk Israel hörte, dass die Ägypter den Weg des Gebens verleumdeten, liefen sie vor ihnen davon. Das heißt, sie liefen vor diesen Gedanken davon, wenn sie kamen, um die Gedanken der Söhne Israels zu verwirren und ihre Ansichten in die Herzen der Söhne Israels einzupflanzen.

Aus diesem Grund wusste der Schöpfer, dass sie die Fragen und Zweifel der Ägypter nach dem „Wer“ und „Was“ nicht hören wollten, aber sie hatten nicht die Kelim, in die sie die vielen Besitztümer legen konnten, denn ohne Kli gibt es kein Licht. Das heißt, dass einem Menschen nichts gegeben werden kann, wonach er kein Verlangen hat. Wenn Er deshalb die Söhne Israels fragen würde: „Was wollt ihr, dass ich euch gebe?“ würden sie sicherlich sagen: „Wir wollen nichts von dir. Im Gegenteil, unser einziges Bestreben ist es, dir zu geben, und nicht, dass du uns gibst.“ Wie können sie also das Gute und den Genuss empfangen, der „viele Besitztümer“ genannt wird, von denen es heißt, dass Er ihnen Nefesch, Ruach, Neshama, Chaja, Yechida geben will? Offenbar haben sie keinen Bedarf dafür!

Deshalb wollte der Schöpfer, dass sie die Kelim der Ägypter nehmen, also ihre Fragen und Zweifel und all ihre Verlangen, die die Kelim der Ägypter sind. Aber sie sollten diese Kelim nicht wirklich an sich nehmen, sondern nur ausleihen. Das heißt, sie sollten die Kelim der Ägypter nur nehmen, um den Bedarf zu befriedigen, aber nicht, um diese Kelim wirklich zu behalten, denn die Kelim, also diese Gedanken und Verlangen, gehören nicht dem Volk Israel. Es ist nur eine vorübergehende Anleihe, um sie später zurückzugeben.

Das heißt, nachher, also nachdem sie die Füllung empfangen haben, die zu diesen Fragen gehört, wird es genau dadurch für sie möglich sein, ihnen die Füllung zu geben. Das ist vergleichbar mit dem Empfangen der Lichter, die zu ihren Kelim gehören, die als „Gefäße des egoistischen Empfangens“ bezeichnet werden. Sie warfen jedoch ihre Kelim gleich weg und nutzten nur die Lichter, die zu ihren Kelim gehörten. Sie empfingen jedoch alles, um dem Schöpfer Zufriedenheit zu geben.

Das ist ähnlich wie das, was Baal HaSulam in Bezug auf Haman und Mordechai interpretierte. Er sagte, dass wir sehen, dass, als Ahasverus beabsichtigte, Mordechai zu ehren, wie es geschrieben steht (Esther 6,3): „Und der König sagte: ‚Welche Ehre oder Würde ist Mordechai dafür gegeben worden?‘ … und der König sagte zu ihm: ‚Was soll für den Menschen getan werden, den der König zu ehren wünscht?‘ … Haman sagte zum König … lass sie königliche Kleidung bringen.'“

Daraufhin fragte er: „Wie kann das sein? Wenn der König Mordechai ehren will, fragt er Haman: ‚Was soll man für den Menschen tun, den der König zu ehren wünscht?'“ Er antwortet, dass dies die Anordnung andeutet, den Unteren zu geben. Der Schöpfer will den Gerechten, also Mordechai, dem Gerechten, sicherlich Ehre und Größe geben. Aber wenn Er den Gerechten fragt: „Was willst du, dass ich dir gebe?“, wird der Gerechte sagen, dass er nichts empfangen will. Im Gegenteil, er will nur dem König etwas geben.

Deshalb musste Er den Haman in ihm fragen, der versteht, dass es gut ist, zu empfangen, und dann sagte er: „Und das tue dem Juden Mordechai“, was bedeutet, dass er die Ehre und Größe nicht in den Kelim des Haman empfangen wird, die „empfangen, um zu empfangen“ heißen, sondern im Empfangen, um zu geben.

Ähnlich sollten wir das Ausleihen der Kelim von den Ägyptern deuten, als der Schöpfer Moses bat, Israel zu bitten, Kelim von den Ägyptern zu leihen. Wir fragten: „Warum musste der Schöpfer Israel um so etwas bitten? Warum sollte das Volk Israel diese Kelim nicht ausleihen wollen?“ Die Antwort lautet: Als Moses und Aaron als Abgesandte des Schöpfers kamen, um das Volk Israel aus dem Exil zu holen, steht geschrieben: „Und das Volk glaubte und hörte“, also mit Glauben über dem Verstand. Sie hatten keine Notwendigkeit für irgendetwas anderes und kein Verlangen nach höheren Stufen. Sie begnügten sich damit, sich mit Tora und Mizwot zu befassen, ohne von den Ägyptern gestört zu werden.

Das ähnelt dem, was wir oben gesagt haben: Wenn der König den Gerechten Mordechai fragen würde: „Welche Ehre und Größe willst du von mir haben?“, so würde er sicherlich antworten, dass er nichts vom König empfangen will, sondern im Gegenteil, er will dem König etwas geben. Deshalb fragte der König Haman, was er mit einem Menschen tun solle, den der König zu ehren begehrt. Haman wusste, was er fragen musste. Er sagte: „Sie sollen das königliche Gewand bringen, das der König getragen hat, und das Pferd, auf dem der König geritten ist und auf dessen Kopf eine königliche Krone gesetzt wurde.“ Deshalb war Hamans Kelim gefragt, also das, was Haman darunter verstand, dass man vom König empfangen sollte.

Aus diesem Grund musste der Schöpfer von Moses verlangen, Israel um einen Gefallen zu bitten – dass sie sich die Kelim der Ägypter leihen, also vorübergehend bekommen, damit sie Verlangen und Begehren haben, um all die Mängel zu stillen, die die Ägypter zu befriedigen forderten. Der Schöpfer musste darum bitten, denn das Volk Israel begnügte sich mit dem, was es hatte, und lief immer wieder vor den Gedanken und Wünschen der Ägypter davon, aber jetzt sollen sie auf die Fragen und Zweifel der Ägypter hören.

Und da der Schöpfer Abraham versprochen hat, dass sie danach mit viel Besitz herauskommen werden, war es notwendig, dass sie die Kelim der Ägypter nur als Leihgabe nehmen und dann zurückgeben würden. Das heißt, sie haben mit dem Geliehenen nichts zu tun und das, was sie nahmen, war nur vorübergehend, um die Lichter, genannt „Erbe des Landes“, empfangen zu können, die der Schöpfer Abraham versprochen hatte.

Jetzt können wir verstehen, was wir gefragt haben, wie es kommen konnte, dass sich die Angelegenheit von einem Extrem zum anderen gewandelt hat. Denn in der Schrift steht: „und sie verabscheuten die Söhne Israels“, was bedeutet, dass sie wie Dornen waren, und danach: „Und der Herr gab dem Volk die Gunst in den Augen der Ägypter.“ Dadurch, dass die Ägypter sahen, dass Israel bereit war, ihre Fragen zu hören, gab ihnen das „Gunst“, denn die Ägypter dachten, Israel würde ihren Weg gehen. „Und der Herr gab dem Volk die Gunst“, indem er ihnen befahl, sie sollten sich die Kelim von ihnen ausleihen, denn das war es, was die Ägypter wollten.

 

Zusammenfassung:

In seinem Artikel „Warum gibt es den Bedarf, Gefäße von den Ägyptern zu leihen?“ erläutert Rabash tiefgreifend die spirituelle Bedeutung hinter der Aufforderung Gottes an das Volk Israel, silberne und goldene Gegenstände von den Ägyptern zu erbitten, wie es in Exodus 11, 2-3 beschrieben wird. Diese Handlung wird im Talmud (Berachot, 9b) diskutiert, wo betont wird, dass dies eine Bitte Gottes war, um sicherzustellen, dass die Prophezeiung an Abraham, dass sein Volk mit großem Besitz aus Ägypten ausziehen würde, erfüllt wird.

Rabash greift die Verwirrung auf, die entsteht, wenn man sich fragt, warum Gott das Volk Israel nicht direkt reich machte, anstatt sie dazu zu bringen, Gegenstände von den Ägyptern auszuleihen. Dieser Akt des Ausleihens erscheint als Täuschung, da es den Anschein hat, dass sie die Gegenstände ohne die Absicht zur Rückgabe erbaten.

Die tiefere Bedeutung dieser Handlung wird im Kontext der spirituellen Entwicklung Israels und der Notwendigkeit, „Gefäße“ (Kelim) für den Empfang spiritueller Fülle zu entwickeln, erklärt. Rabash verweist auf die Tatsache, dass spirituelle Erleuchtung ein Gefäß oder einen Mangel voraussetzt, um empfangen werden zu können. Das Exil in Ägypten und das anschließende Bitten um die Gefäße diente dazu, einen solchen Mangel zu erzeugen.

Rabash zieht Parallelen zwischen dieser Geschichte und der Geschichte von Haman und Mordechai im Buch Esther. So wie Mordechai die königliche Ehre nur in der Absicht, zu geben, und nicht um des persönlichen Gewinns willen akzeptiert, so sollte auch das Volk Israel die Gegenstände von den Ägyptern nur ausleihen, um einen spirituellen Bedarf zu schaffen und dann die spirituelle Fülle in der richtigen Absicht zu empfangen.

Die gesamte Erfahrung des Exils und des Auszugs aus Ägypten wird somit als ein Prozess zur Entwicklung der notwendigen spirituellen Aufnahmefähigkeit gesehen, um die „großen Lichter“ oder das „Erbe des Landes“ zu empfangen, wie sie Abraham verheißen wurden. Dieser Prozess beinhaltete das Erleben von Mangel und Bedürftigkeit, um die Hilfe des Schöpfers zu suchen und höhere spirituelle Stufen zu erreichen.

Insgesamt stellt Rabash die Ereignisse in Ägypten als notwendige spirituelle Vorbereitung dar, um die Kinder Israels auf den Empfang größerer spiritueller Erleuchtung und Erfüllung vorzubereiten, die durch das Erbe des Landes symbolisiert werden. Die Aufforderung, die Gefäße zu leihen, war ein entscheidender Schritt in diesem Prozess, um sowohl das Bedürfnis als auch die Aufnahmefähigkeit für den Empfang spiritueller Fülle zu entwickeln.

 

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