1986/27 Der Schöpfer und Israel gingen ins Exil

Rabash, 1986/27, korr EY 04.04.24

Im Heiligen Sohar, BeChukotai [“In Meinen Satzungen”] (Punkt 49), steht über den Vers: „Und auch Ich werde euch siebenmal für eure Sünden strafen“: „Komm und sieh, die erhabene Liebe des Schöpfers zu Israel ist wie ein König, der einen einzigen Sohn hatte, der vor dem König sündigte. Eines Tages sündigte der Sohn vor dem König. Der König sagte: ‚All diese Tage habe ich dich geschlagen, aber du hast nichts davon empfangen. Von nun an kannst du sehen, was ich mit dir machen werde. Wenn ich dich aus dem Land vertreibe, könnten dich vielleicht Bären auf dem Feld angreifen, oder wilde Wölfe oder Mörder könnten dich aus der Welt tilgen. Was soll ich also tun? Deshalb werden du und ich aus dem Land gehen.‘ So auch ich, wie es geschrieben steht, was bedeutet, dass ihr und Ich das Land verlassen, also ins Exil gehen werden: ‚Und Ich werde euch züchtigen‘, um ins Exil zu gehen. Und wenn ihr sagt, dass Ich euch verlassen werde, bin auch Ich mit euch.“

Wir sollten verstehen, was der Auszug des Volkes Israel aus dem Land in die Fremde bedeutet, der „Exil unter den Nationen“ genannt wird. Was bedeutet das in der spirituellen Arbeit? Was wird also als „Land“ und was als „Auszug aus dem Land“ angesehen? Was bedeutet es außerdem, dass jemand, der sündigt, mit Exil bestraft wird, also unter den Nationen der Welt leben muss? Wie hilft es, und welchen Nutzen bringt es in der Arbeit? Worin besteht also die Korrektur, wenn man ins Exil geht, um unter der Herrschaft der Nationen der Welt zu leben?

Wir sollten ebenso verstehen, wie es sein kann, dass auch der Schöpfer das Land verlässt und mit dem Volk Israel gemeinsam ins Exil geht, denn „die ganze Erde ist voll Seiner Herrlichkeit“, und es steht geschrieben: „Sein Königreich herrscht über alles.“ Er hält sogar die Klipot [Hüllen/Schalen] am Leben – wie kann es also heißen, dass Er mit dem Volk Israel ins Exil geht, als ob Er nicht im Land wäre?

Um das oben Gesagte in der Arbeit zu verstehen, müssen wir zunächst wissen, was das Land Israel ist und was das Ausland ist und warum das Verlassen des Landes ins Ausland als Exil unter den Nationen angesehen wird. Wir sollten auch verstehen, dass das Exil eine Korrektur für Sünden ist. Das heißt, wenn sie das Exil erleiden, werden die Qualen des Exils sie zur Umkehr bewegen, und dann wird es möglich sein, sie in das Land zurückzubringen. Aber es steht geschrieben: „Und sie mischten sich unter die Völker und lernten von ihren Taten.“ Welche Qualen des Exils empfinden sie also, die sie zur Umkehr und zur Rückkehr ins Land [Israel] bewegen können? Das heißt, was kann der Mensch über das Gute im Land Israel wissen, so dass er sich danach sehnt –, und dass dieses Land der Grund sein wird, der ihn dazu zwingt, aus Liebe zum Land zurückzukehren?

Es ist bekannt, dass das Land Malchut genannt wird sowie als „heilige Shechina” [Göttliche Gegenwart], und „die Versammlung Israels“ bezeichnet wird, die die Einbeziehung aller Seelen ist. Das bedeutet, dass sie die Freude und den Genuss empfangen muss, die dem Schöpfungsgedanken, der darin besteht, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun, zugrunde lagen, was bedeutet, dass die Seelen Gutes und Genuss empfangen werden.

Die herabsteigende Ordnung [bei der Erschaffung der Welten] begann mit der Stufe in der Welt von Ein Sof [hebräisch: kein Ende/Unendlichkeit], führte hinab zur Welt von Zimzum [Einschränkung] und dann zu der Linie, auf der die fünf Parzufim [Plural von Parzuf] von Adam Kadmon eingekleidet sind, bis hin zu den fünf Parzufim von Azilut. Danach strömte Malchut de Azilut die drei Welten BYA aus. Daraufhin wurde Adam haRishon erschaffen, und die Äußerlichkeit seines Körpers, der dem jetzigen materiellen Körper ähnelt, wurde aus Bina de Malchut de Assija gemacht, wie es im Studium der Zehn Sefirot (Teil 16, S. 1912, Punkt 43) geschrieben steht: „Danach hatte er NaRaN aus BYA und dann NaRaN aus Azilut.“

Deshalb wird Erez [Land/Erde] auch Malchut von Azilut genannt, und über die Welt von Azilut steht geschrieben: „Das Böse wird nicht bei dir wohnen“, was bedeutet, dass es dort überhaupt kein Böses gibt. Einzig in BYA gibt es Klärungen von Gut und Böse. Stattdessen offenbaren sich in Azilut das Gute und der Genuss, die Er den Seelen zu geben gedachte. Es ist, wie unsere Weisen über den Vers „Im Anfang schuf Gott“ sagten: „Es gibt keinen Anfang außer Israel, denn alles ist für Israel, das heißt für die Seelen Israels.“

Nachdem Adam haRishon am Baum der Erkenntnis gesündigt hatte, wurde er aus Azilut vertrieben und stieg nach BYA hinab. Er begann zu bereuen und zu korrigieren, was er gesündigt hatte. So kam er wieder in den Garten Eden, also nach Azilut. Die Korrektur bestand darin, dass er aus dem Garten Eden vertrieben worden war, wie geschrieben steht (1. Mose 3,22): „Und der Herr sprach: ‚Damit er seine Hand nicht ausstrecken und auch von dem Baum des Lebens nehmen, essen und ewig leben würde.‘ Und Gott, der Ewige, schickte ihn aus dem Garten Eden hinaus, um den Boden zu bestellen, von dem er genommen war.“

Baal HaSulam erklärte die Angst, weshalb er aus dem Garten Eden vertrieben wurde, wie geschrieben steht: „Damit er seine Hand nicht ausstreckt und auch vom Baum des Lebens nehmen und essen und ewig leben würde.“ Er sagte, wenn ein Mensch, der sich am Baum der Erkenntnis versündigt hat, bestraft wird, also unter der Strafe leidet, die ihm auferlegt wurde, veranlasst ihn dieses Leiden dazu, Buße zu tun und den Fehler zu korrigieren, den er verursacht hat.

Wenn er aber nicht bestraft wird und nicht unter der Sünde leidet, die er begangen hat, wird er sicher nicht verstehen, dass er dafür Buße tun soll. Es ist so, wie der Heilige Sohar schreibt („Einführung in das Buch Sohar“, Punkt 192): „Rabbi Shimon weinte und sagte: ‚Wehe, wenn ich es sage, und wehe, wenn ich es nicht sage. Wenn ich es sage, werden die Frevler wissen, wie sie ihrem Herrn zu dienen haben.'“

Er  [Baal HaSulam] interpretiert dies im Sulam [Kommentar zum Sohar] wie folgt: „Damit deutet er an, dass er seine Worte an diesem Ort nicht vollständig offenbaren konnte, um bezüglich der Frevler keinen Schaden anzurichten. Er ist nämlich hierher gekommen, um zu offenbaren, wie man am Baum des Lebens anhaftet und den Baum des Todes nicht berührt. Und nur diejenigen, die die Unterscheidung vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse bereits korrigiert haben, sind dessen würdig. Die Frevler aber, die die Sünde des Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse noch nicht korrigiert haben, dürfen es nicht erfahren, denn sie müssen sich erst mit allen Arbeiten abmühen, bis sie die Sünde des Baumes der Erkenntnis korrigiert haben. Das findest du auch in dem Vers: „Damit er nicht seine Hand ausstrecke und auch vom Baum des Lebens nehmen und essen und ewig leben würde“ (Genesis, 3). Nachdem Adam sich am Baum der Erkenntnis versündigt hatte, wurde er aus dem Garten Eden vertrieben, aus Furcht, er würde am Baum des Lebens anhaften und ewig leben, und der Makel, den er am Baum der Erkenntnis verursacht hatte, würde für immer unkorrigiert bleiben.“

Wenn der Mensch aus dem Land, also aus dem Himmelreich, rausgeworfen wird, weil er die Bedeutung der Spiritualität, die er vor der Vertreibung aus dem Himmelreich hatte, nicht mehr spüren kann, und er ins Exil geht, wie es geschrieben steht: „Und sie mischten sich unter die Völker und lernten von ihren Taten“, wird dies als Unterwerfung unter die Versklavung der Götzenanbeter angesehen. Das heißt, alle Begierden, die es in den Nationen der Welt gibt, beherrschen Israel, das ins Exil gegangen ist. Zu dieser Zeit haben sie keine Verbindung zum Spirituellen, außer der, die sie aus Gewohnheit einhalten. Das befolgen sie, aber darüber hinaus kommt es ihnen nicht in den Sinn, dass sie etwas zu korrigieren haben.

Daraus folgt, dass wir zwei Unterscheidungen in Bezug auf das Exil treffen sollten: 

1.) Sie sind unter der Herrschaft der Nationen im Exil. Den Verstand und den Intellekt, den sie im Land hatten – als sie im Land waren, also im Himmelreich, und den ganzen Tag darüber nachdachten, wie sie die Eigenliebe verlassen und die Liebe des Schöpfers erlangen können –, und sie dann sündigten und ins Exil gingen, können wir als Arbeit des Einzelnen auslegen, da das Allgemeine und das Individuelle bekanntlich dasselbe sind. Das bedeutet, sobald ein Mensch sündigt, während er sich im Land aufhält, also wenn er eine Erleuchtung von oben empfängt und sie zu seinem eigenen Nutzen nutzt und sagt: „Jetzt, da ich etwas Geschmack an Tora und Mizwot [Geboten] habe, habe ich keinen Bedarf am Glauben über dem Verstand“, wird dies als „Sünde“ bezeichnet, weil er den Glauben über dem Verstand befleckt hat.

Aus diesem Grund wird der Mensch aus dem Land vertrieben und gerät unter die Herrschaft der Begierden der Nationen der Welt. Sobald er im Exil ist, vergisst er schnell und erinnert sich nicht mehr daran, dass er jemals im Land war und sich in einem Zustand des „Himmelreichs“ befunden und einzig und alleine daran gedacht hatte, wie er Dwekut [Anhaftung] an den Schöpfer erreichen kann. Stattdessen möchte er nun sein ganzes Leben lang so weitermachen und sich nur darum kümmern, die Bedürfnisse zu befriedigen, die der Körper zu seinem eigenen Nutzen verlangt, und sich um nichts anderes kümmern.

Und nach einiger Zeit, (das heißt, im Himmel, wo der Mensch beurteilt wird, existiert über jeden Einzelnen eine eigene Abrechnung, wie lange er in der Verbannung bleibt, bis er eine Erweckung von oben erhält), erhält er eine Erweckung von oben und beginnt zu spüren, dass er sich in der Verbannung befindet, und erinnert sich daran, wie er ‚vom hohen Dach in einen tiefen Brunnen‘ gefallen ist.

Das heißt, er erinnert sich daran, als er im Land gewesen war, dass er die ganze Welt als überflüssig angesehen und immer daran gedacht hatte: „Warum hat der Schöpfer die Frevler in der Welt erschaffen? Welche Freude oder welchen Nutzen können diese Frevler dem Schöpfer bringen?“ Stattdessen schaut er nun auf sich selbst und stellt fest, dass er selbst im Exil ist – und was kann er dem Schöpfer geben, damit er oben Zufriedenheit schenken kann? Der Mensch beginnt das Leid zu spüren, dass er zum Tier herabgestiegen ist, er kann also sehen, dass sein Verlangen nun nach tierischen Gelüsten verlangt, die er vor seiner Vertreibung aus dem Land nicht hatte.

Jetzt beginnt er, sich nach dem Schöpfer zu sehnen, damit Er ihn wieder in das Land [Israel] bringt und ihn aus den tierischen Lüsten herausholt und ihm vielmehr Genuss aus der Nahrung gibt, die für den Menschen geeignet ist, also aus Handlungen des Gebens besteht, und nicht, dass er sich weiterhin von der Nahrung für Tiere ernährt. Es ist so, wie unsere Weisen sagen (Pesachim, 118): „Als der Schöpfer zu Adam haRishon sagte: ‚Dornen und Disteln sollen für dich sprießen‘, kamen Tränen in seine Augen. Er sagte: ‚Werden ich und mein Esel aus demselben Trog essen?‘ Nachdem Er ihm gesagt hatte: ‚Im Schweiße deines Angesichts wirst du Brot essen‘, war sein Verstand sofort beruhigt.“

Das klingt so, als hätte der Schöpfer Adam HaRishon Wissen gegeben, als er sagte: „Dornen und Disteln sollen für dich sprießen.“ Bevor der Schöpfer ihm das gesagt hatte, konnte er nicht sehen, dass seine Nahrung einzig aus Dornen und Disteln bestehen würde, was nur tierische Nahrung ist. Wir können das so auslegen, dass die Erweckung von oben zu ihm kam und ihn daran erinnerte, was er vor der Sünde gehabt hatte – welche hohen Stufen er erlangt hatte. Mit der Verbannung aus dem Garten Eden war es, als hätte er alles vergessen.

Dies wird als das Sprechen des Schöpfers zu ihm angesehen, was bedeutet, dass er eine Erweckung von oben vom Schöpfer empfing und sich dann daran erinnerte, was er zuvor gehabt hatte. Zu diesem Zeitpunkt begann er das Leid zu spüren, das er durch die Vertreibung aus dem Garten Eden erfahren hatte, und er begann zu weinen, weil er auf der gleichen Stufe wie ein Tier stand. Das heißt, seine Nahrung ist einzig das, was von der Eigenliebe stammt und „tierische Nahrung“ genannt wird. Das ist die Bedeutung von „Er hatte Tränen in den Augen und sagte: ‚Werden ich und mein Esel aus demselben Trog essen?'“ Das heißt, dass das Essen, das ihn ernährt, dem eines Tieres ähnelt, welches seine Freude einzig aus Angelegenheiten der Eigenliebe schöpfen kann.

Doch als Er ihm sagte: „Im Schweiße deines Angesichts wirst du Brot essen“, war sein Verstand sofort beruhigt. RASHI interpretiert „Im Schweiße deines Angesichts“ so, dass es bedeutet, nachdem du dich sehr angestrengt hast. Wir sollten die Bedeutung von „Anstrengung“ auslegen. Wenn jemand bereits das Gefühl hat, dass er sich auf einer Stufe befindet, die einem Tier ähnelt, bedeutet das nach dem, was wir lernen, dass die Empfindung so groß sein muss, dass sie zu Leiden führt und er Tränen über seinen niedrigen und armseligen Zustand vergießt, wie unsere Weisen sagten: „Seine Augen weinten Tränen.“

Deshalb gibt ihm das Leid, das er empfindet, weil er einem Tier ähnlich ist, die Kraft, sich sehr anstrengen zu wollen, um aus der Eigenliebe, welche der Aspekt des Tieres ist,  herauszukommen – und mit der Nahrung für Menschen belohnt zu werden. Das heißt, dass er sich nun an Handlungen des Gebens erfreuen kann.

Deshalb sollten wir zwei Unterscheidungen in Bezug auf das oben genannte Exil treffen:

1.) Er ist im Exil, aber er weiß nicht, dass er im Exil ist. Vielmehr ist er glücklich über den Zustand in dem er sich befindet. Stattdessen ist er auf der Suche nach mehr, d.h. nach mehr Geld, mehr Respekt usw. Aber er hat bereits vergessen, dass er sich einst auf einer menschlichen Stufe befand, die „Land“ heißt und das Himmelreich ist. Es kommt ihm nicht einmal in den Sinn, die Art seiner Versorgung zu ändern. Er denkt vielmehr nicht im Geringsten daran, dass die Nahrung, die er in den Gefäßen der Eigenliebe empfängt und die „tierische Nahrung“ genannt wird, ersetzt werden muss, dass er also Gedanken ans Geben hat.

Daraus folgt, dass er nicht den Ursprung der Versorgung ändern möchte, durch die er mit dem gespeist wird, was in Gefäße der Eigenliebe fließt. Er möchte stattdessen einfach nur die Dinge, die in die Gefäße der Eigenliebe kommen, ersetzen. So möchte er zum Beispiel seine Wohnung wechseln, weil ihm die, in der er lebt, nicht mehr gefällt und er eine andere Wohnung möchte, denn eine neue Wohnung ist etwas, das er genießen kann. Er wechselt auch die Möbel, weil ihm die, die er hat, nicht mehr Genuss bereiten. Indem er neue Möbel erwirbt, hat sein Wille etwas, das er genießen kann.

2.) Er möchte jedoch nicht den Ursprung seiner Versorgung ändern, d.h. dass seine Versorgung aus einer Quelle kommen würde, die einzig in die Gefäße des Gebens fließen. Er zieht das, Gott bewahre, nicht in Erwägung, denn der Empfänger kann bekanntlich nicht verstehen, wie eine Versorgung aus dem Geben heraus existieren kann. Der Gebende ist das Gegenteil davon. Wenn er sich mit dem Empfangen befasst, schämt er sich dafür, dass er etwas tut, was er als niedrig ansieht. Aber eigentlich muss man den Ursprung der Nahrung ändern. Es gibt nämlich Nahrung, die in Gefäße der Eigenliebe fließt, und diese Nahrung kommt aus den Klipot [Hüllen/Schalen], und es gibt Nahrung, die in die Gefäße des Gebens kommt, und diese kommt aus den Welten der Kedusha [Heiligkeit].

Deshalb lautet die Frage nach den beiden oben genannten Unterscheidungen im Exil: „Wer bewirkt, dass ein Mensch das Exil fühlt, worunter man leidet, sodass man aus dem Exil heraus möchte, wie über das Exil in Ägypten gesagt wurde: ‚Und die Kinder Israels seufzten von der Arbeit, und sie schrien, und ihr Schrei erhob sich zu Gott von der Arbeit'“? Wir müssen sagen, dass diese Erweckung vom Schöpfer kam, damit sie nicht im Exil bleiben – in einem Zustand des Vergessens. Also schickt der Schöpfer die Erweckung.

Deshalb haben sie das Gefühl, dass es zwar Spiritualität gibt, aber dass sich die Spiritualität in einem Zustand der Niedrigkeit befindet und ihr Herz deshalb schmerzt, weil die Shechina im Exil ist, und die Spiritualität deshalb den Geschmack von Staub hat. Das heißt, wenn die Kinder Israels arbeiten möchten, um zu geben, können sie diese Arbeit nicht so würdigen, wie sie die Arbeit fühlen sollten, wenn sie jetzt heilige Arbeit verrichten und nicht die Arbeit von Menschen, die den Tieren ähneln.

Doch die Angelegenheit ist genau andersherum: Wenn der Mensch zum eigenen Nutzen arbeitet, fühlt er Geschmack an der Arbeit. Aber wenn er die Arbeit des Schöpfers ausführt, fühlt er keinen Geschmack daran. Das heißt, wenn er sieht, dass sein Wille etwas zu empfangen hat, erhellt ihm seine Belohnung die Arbeit und er empfindet deshalb einen guten Geschmack. Wenn er während der Arbeit seine Absicht ersetzt und sagt, dass er diese Handlung nicht mehr ausführt, um Belohnung zu empfangen, spürt er sofort seine Schwäche –, dass er sich nicht anstrengen kann, und die Arbeit beginnt augenblicklich zu stocken.

Daraus folgt, dass der Schöpfer scheinbar zu ihm kommt und ihm sagt: „Sieh dir an, in welch niedrigem Zustand du bist. Du bist genau wie ein Tier.“ Dann beginnt der Mensch zu leiden, dass er keine Gefühle eines Menschen hat. Dies schmerzt ihn und er spürt das Leid und den Schmerz, im Exil unter der Herrschaft der Nationen der Welt zu sein. Das heißt, dass er jetzt spürt, dass er böse Begierden hat, die zu den siebzig Nationen passen.

Aber bevor diese Offenbarung zu ihm kam, so dass er seine Niedrigkeit spürte, lebte er in einer Welt, die vollkommen gut war, was bedeutet, dass es ihm keinen Mangel bereitete, dass er sich in einem Zustand der Niedrigkeit befand. Er spürte nicht, dass es sich um Niedrigkeit handelte, sondern dass er sich wie alle anderen verhielt, deren einziges Streben Lust, Respekt und Geld ist. Aber jetzt, da er vom Schöpfer die Offenbarung erhalten hat und sehen kann, dass er wie ein Tier und nicht wie ein Mensch ist, leidet er, denn er wäre glücklich, wenn er aus dem Exil herauskommen könnte.

Aber da er im Exil ist, sieht er, dass er keinen Weg aus dem Exil sehen kann. Daraus folgt, dass diese Qualen ihn unsicher machen. Das heißt, er weiß nicht, was er tun soll. Einerseits kann er nun sehen, dass er die Wahrheit spürt, also wahrnimmt, zu welcher Art von Menschen er gehört; denn es gibt Menschen, die zum Tierischen gehören, und es gibt Menschen, die zu den Menschen gehören. Und wenn wir noch genauer sein möchten, sollten wir drei Arten unterscheiden: 

1.) Es gibt Menschen, die nichts mit dem Judentum zu tun haben, 

2.) Es gibt Menschen, die sich mit Tora und Mizwot befassen, aber um einer Belohnung willen, 

3.) Es gibt Menschen, die arbeiten, um keine Belohnung zu empfangen.

Daraus folgt, dass er jetzt einerseits sehr froh sein kann, dass er die Wahrheit sieht, also zu welcher Art von Menschen er gehört und welche Stufe er anstreben sollte. Aber gleichzeitig empfindet er jetzt Schmerz und Leid, indem er sieht, wie weit er von Dwekut [Anhaftung] an den Schöpfer entfernt ist. Er sieht also, dass er nichts für den Schöpfer tun kann, sondern alles, was er macht, einzig und alleine deshalb macht, um eine Belohnung für sein Handeln zu empfangen. In Bezug auf das Verlangen zu geben sieht er hingegen nicht, dass er aus eigener Kraft aus diesen Handlungen herauskommen kann.

Daraus folgt, dass er sich nach dem Zustand sehnt, als er zur zweiten Art von Menschen gehörte, als er Kraft zur spirituellen Arbeit hatte, weil die Belohnung seinen Weg erleuchtete, und er sich im Verstand in einem Zustand befand, der dem Schöpfer nahe ist. Er sprach fortwährend mit dem Schöpfer und bat ihn um Belohnung für seine Arbeit. Er fühlte sich vollkommen und hatte das Gefühl, dass er nicht mehr als das brauchte, da er sich der Belohnung sicher war, weil er die Gebote des Schöpfers hielt. Und der Schöpfer sah sicherlich, dass nicht viele Menschen ein Verlangen haben, Seine Gebote zu halten, aber er bemühte sich, Seine Gebote zu halten. So würde der Schöpfer ihn sicherlich begünstigen und ihm einen großen Lohn dafür geben.

Natürlich hat ein Mensch nach einer solchen Berechnung das Gefühl, dass er hoch oben im Himmel zwischen den Wolken schwebt und die ganze Welt betrachten kann, denn zweifellos existiert die Welt einzig durch die Tora, wie unsere Weisen sagten: „Die Welt kann nicht ohne Tora bestehen“ (Midrash Tanchuma, Ki Tawo). Daraus folgt, dass er damals wirklich zu den glücklichsten Menschen der Welt gehörte.

Doch nun, da er dem zweiten Zustand entkommen ist, hat der Schöpfer ihm die Wahrheit erhellt, dass die Arbeit in erster Linie dazu dient, dem Schöpfer Zufriedenheit zu geben und nicht zum eigenen Nutzen da ist, und er sieht, wie weit er von dieser Wahrheit entfernt ist, und fühlt das Gegenteil. Wenn der Mensch also dachte: „Ich habe trotz Lo liShma [nicht um Ihretwillen] ein gutes Gefühl und es geht mir mit dem Schöpfer gut, das heißt, dass ich versuche, Ihm so gut wie möglich zu gehorchen, und dass ich als ‚Diener des Schöpfers‘ angesehen werde, und dass die ganze Belohnung, die der Schöpfer uns versprochen hat, sicher für mich bereitsteht, was brauche ich dann noch? Das gilt umso mehr, wenn ich anfange, voranzukommen, um zu geben. Ich werde prompt erhöht werden.“

Das ist aber nicht so. Vielmehr sollte der Mensch jetzt, da er die Wahrheit erkannt hat, dass die Hauptsache darin besteht, zum Nutzen des Schöpfers zu arbeiten, glücklich darüber sein, dass er, Gott sei Dank, auf den richtigen Weg gekommen ist, der zur Annäherung an den Schöpfer führt, so dass er sich ständig freuen und sagen sollte: „Gott sei Dank sehe ich, dass der Schöpfer sich meiner erbarmt und mich nicht vergeblich arbeiten lässt. Vielmehr wird all meine Anstrengung nun dazu dienen, das Ziel zu erreichen, das ‚Dwekut an den Schöpfer‘ heißt.“

Er spürt jedoch, dass sein Zustand das Gegenteil ist. Er empfindet also nicht mehr die gleiche Freude, die er hatte, als er arbeitete, um eine Belohnung zu empfangen. Das ist so, weil er jetzt sehen kann, dass er keine Unterstützung vom Körper mehr hat, denn jetzt sagt er seinem Körper: „Wisse, dass ich dir von heute an keinen Gewinn mehr in der Arbeit geben werde, denn jetzt arbeite ich nicht zu meinem eigenen Nutzen. Vielmehr möchte ich einzig und alleine zum Nutzen des Schöpfers arbeiten.“ Dann ist der Körper nicht damit einverstanden, Kraft für die Arbeit zu geben. Daraus folgt, dass der Mensch sich jetzt in einem Zustand der Niedrigkeit befindet.

Bevor ihm die Wahrheit offenbart wurde, war er jedoch immer hocherfreut, weil er sehen konnte, wie er jeden Tag neue Handlungen vollbrachte und die Belohnung garantiert war. Doch jetzt ist der eigentliche Zeitpunkt gekommen, an dem er den Schöpfer aufrichtig bitten kann, ihn aus dem Exil zu holen, denn bevor er die Offenbarung von oben erhalten hatte, war er im Exil – beherrscht von den Nationen der Welt, genannt „Wille zu empfangen, um zu empfangen“. Der Mensch hatte also keinen Mangel, den der Schöpfer ausfüllen konnte, um ihn also aus dem Exil führen zu können. Deshalb hat der Schöpfer ihm das Kli [Gefäß] gegeben, also den Mangel, und dann hat er ihm das Licht gegeben, und sowohl das Licht als auch das Kli kommen von oben.

So können wir auslegen, was wir gefragt haben, warum der Heilige Sohar zu Israel sagt, nachdem sie gesündigt hatten: „Der Schöpfer sprach: ‚Und ich will euch züchtigen, dass ihr ins Exil geht. Und wenn ihr sagt, dass ich euch verlasse, bin auch ich mit euch.'“ Wir fragten: „Wie kann es sein, dass der Schöpfer aus dem Land ins Exil geht, schließlich ist ‚die ganze Erde voll von Seiner Herrlichkeit‘, wie kann man also sagen, dass Er hinausgeht?“ Wir fragten auch: „Was bringt uns die Strafe, ins Exil zu gehen, denn alles, was der Schöpfer tut, tut Er nur zum Wohl des Menschen – was hat der Mensch also davon, wenn er unter der Herrschaft der Nationen der Welt ins Exil geht?“

Nach dem, was wir oben erklärt haben, folgt daraus, dass die Aussage „Die ganze Erde ist voll Seiner Herrlichkeit“ uns lehren soll, dass es aus der Sicht des Schöpfers keine Veränderungen in der Welt gibt. Vielmehr ist es so, wie geschrieben steht: „Du bist, bevor die Welt erschaffen wurde, und Du bist, nachdem die Welt erschaffen wurde.“ Alle Veränderungen sind also aus der Perspektive der Eigenschaften der Empfangenden zu sehen. Das heißt, in dem Maße, in dem sie ihre Arbeit einzig und alleine dem Schöpfer zu geben vermögen, wird der Zimzum [Einschränkung] aufgehoben und das verborgene Licht, wird den Unteren offenbart, und dadurch empfangen die Unteren Freude und Genuss.

Dies wird als das Volk Israel betrachtet, das sich im Land befindet – wenn wir spüren, dass der Schöpfer das Land Israel ist. Das heißt, da das Volk Israel im Land Israel ist, wird der Schöpfer nach der Handlung benannt, durch die er sich den Geschöpfen offenbart, damit sie ihn erkennen und wissen, wenn sie dafür bereit sind. Und wenn sie sündigen und eine Unreinheit verursachen können, also die Höhere Fülle empfangen und sie an die Klipot, die Eigenliebe, weitergeben, dann müssen sie aus dem Land Israel „herausgebracht werden”, was bedeutet, dass der Zimzum [Einschränkung] wieder eintritt und das Licht sich wieder zurückzieht.

Dies wird als Verlassen des Landes betrachtet, das der Ort des Himmelreichs, Shechina genannt, ist, und wird Auszug ins Exil unter die Herrschaft der Nationen der Welt genannt.

Die Korrektur des Auszugs ins Exil besteht darin, 

1.) dass sie zuerst die Fülle nicht verderben.

2.) Dadurch, dass sie im Exil sind, lässt der Schöpfer sie nicht im Exil, wie wir oben geklärt haben, dass ein Mensch manchmal im Exil ist, aber nicht weiß, dass er im Exil ist und er von diesem Ort fliehen sollte, also von dem Zustand, in dem er ist und Nahrung empfängt, denn dieser Ort wird „Eigenliebe“ genannt. Im Gegenteil, er leidet nur deshalb, weil er das, was die Nationen der Welt von ihm verlangen, nicht erfüllen kann, da sie ihn beherrschen, er also nicht alles erfüllen kann, was mit der Eigenliebe zusammenhängt.

Deshalb sagt der Heilige Sohar: „Wenn ich dich aus dem Land vertreibe, werden dich vielleicht Bären auf dem Feld angreifen, oder wilde Wölfe oder Mörder werden dich aus der Welt tilgen.“ Das heißt, sie werden dich vollkommen aus der spirituellen Welt tilgen und du wirst nur noch in der körperlichen Welt bleiben, die „Eigenliebe“ genannt wird.

Damit sie nicht in der Verbannung verloren sind, geht auch der Schöpfer mit ihnen ins Exil. Das heißt, Er offenbart sich ihnen in der Form des Exils. Das heißt, der Schöpfer wird „Sein Name“ genannt, nach der Handlung, die er vollbringt. Da Er ihnen nun das Gefühl gibt, im Exil zu sein, wird dies als der Schöpfer angesehen, der mit ihnen im Exil ist. Er gibt ihnen das Gefühl des Exils, damit sie nicht ganz im Exil verloren gehen, weil sie nicht spüren, dass sie aus dem Land vertrieben wurden und nun unter der Herrschaft der Nationen der Welt stehen.

Jetzt verstehen wir, was wir gefragt haben: „Was ist die Korrektur der Vertreibung aus dem Land?“ 

1.) Damit sie nicht verderben, was sie erlangt haben. Das gilt als Wissen über seinen Herrn und die Absicht, zu rebellieren. Es bedeutet, dass er seinen Herrn kennt, aber nicht in der Lage ist, einzig und alleine zu geben. 

2.) Indem sie im Exil sind, werden sie den Bedarf verspüren, einzig und alleine in einem Zustand des Gebens zu sein, durch den sie mit Dwekut an den Schöpfer belohnt werden. So wird das Leiden im Exil sie korrigieren. Und wir sollten die Frage „Was bedeutet es, dass der Schöpfer ins Exil gegangen ist?“ so interpretieren, dass, da der Schöpfer ihnen den Geschmack des Exils gibt, es bedeutet, dass der Schöpfer aus dem guten und angenehmen Land herausgekommen ist und ihnen gibt, was zu ihrem Nutzen ist.

 

Zusammenfassung:

Der Artikel von Rabash aus dem Jahr 1986, „Der Schöpfer und Israel gingen ins Exil“, behandelt tiefgreifend die spirituelle Bedeutung des Exils des Volkes Israel und des Schöpfers. Er beginnt mit einer Interpretation des Verses „Und auch Ich werde euch siebenmal für eure Sünden strafen“ aus dem Heiligen Sohar und illustriert die Liebe des Schöpfers zu Israel durch eine Parabel eines Königs, der seinen sündigenden Sohn nicht allein ins Exil schickt, sondern mit ihm geht.

Hauptthemen des Artikels:

  1. Definition von „Land“ und „Exil“: „Land“ wird als Malchut (Königreich), die göttliche Gegenwart, beschrieben. Dies steht für einen Zustand spiritueller Nähe zum Schöpfer, in dem das Volk Israel Freude und Genuss aus der Erfüllung des göttlichen Willens empfindet. „Exil“ hingegen wird als spirituelle Entfernung von dieser göttlichen Quelle interpretiert, ein Zustand, in dem materielle und egoistische Wünsche vorherrschen.
  2. Der Schöpfer im Exil: Es wird die Vorstellung erörtert, dass der Schöpfer gemeinsam mit Israel ins Exil geht. Diese Idee symbolisiert die Verborgenheit der göttlichen Gegenwart während des spirituellen Niedergangs Israels und dient als Erinnerung daran, dass der Schöpfer auch in schwierigen Zeiten präsent ist.
  3. Exil als Korrektur und Chance zur Umkehr: Das Exil wird als notwendige Korrektur für Sünden und als Mittel zur spirituellen Reinigung gesehen. Die Schmerzen und Prüfungen des Exils sollen das Volk Israel zur Einsicht und zur Rückkehr zu einem Zustand der Reinheit und Hingabe bewegen. Es wird betont, dass das Exil die Möglichkeit bietet, materielle Begierden zu überwinden und eine tiefere spirituelle Verbindung zum Göttlichen zu erreichen.
  4. Prozess der Selbstreflexion: Im Exil beginnt das Volk Israel, die eigene spirituelle Entfernung zu erkennen und die Notwendigkeit einer Rückkehr zur spirituellen Hingabe zu realisieren. Dieser Prozess der Selbstreflexion ist entscheidend für die spirituelle Erneuerung.
  5. Rückkehr aus dem Exil: Die Rückkehr aus dem Exil wird als Wiederherstellung der spirituellen Nähe zum Schöpfer verstanden. Es geht darum, die materiellen Begierden zu transzendieren und wieder in den Zustand der Hingabe und des Glaubens einzutreten.
  6. Bedeutung des Leidens im Exil: Rabash betont, dass das Leiden im Exil nicht sinnlos ist, sondern dazu dient, die Menschen zur spirituellen Umkehr zu bewegen. Es wird als Katalysator für die Erneuerung der Beziehung zum Schöpfer und für die spirituelle Entwicklung gesehen.
  7. Die Rolle des Schöpfers im Exil: Trotz der Verborgenheit des Göttlichen im Exil bleibt der Schöpfer eine treibende Kraft hinter der spirituellen Reise Israels. Er unterstützt das Volk auf dem Weg der Rückkehr und Erneuerung.

Zusammenfassend bietet der Artikel eine tiefe Einsicht in die spirituelle Reise Israels und die Rolle des Exils als Mittel zur Korrektur und spirituellen Erhebung. Er betont, wie die spirituelle Entfernung eine Gelegenheit zur Reinigung und Rückkehr zu einem Leben der Hingabe und des Glaubens bietet. Der Artikel stellt das Exil als eine essenzielle Phase auf dem Weg zur spirituellen Vervollkommnung dar.

 

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