1986/33 Was sind Gebote, die ein Mensch mit den Füßen tritt

Rabash, 1986/33, korr EY, 1.9.2023

Im Abschnitt Ekew steht geschrieben: „Und es wird geschehen, weil ihr zuhört … wird der Ewige, dein Gott, mit dir den Bund und die Barmherzigkeit einhalten, die er deinen Vätern zugeschworen hat.“ RASHI interpretiert: „Und es wird geschehen, weil ihr zuhört“: „Falls ihr die leichten Mizwot [Gebote] haltet, die der Mensch mit seinen Füßen tritt. Ihr werdet zuhören und der Ewige wird sein Versprechen halten, usw.“

Wir sollten die Bedingung des Schöpfers verstehen: „Wenn ihr die leichten Mizwot haltet, werde ich die Versprechen halten, die ich den Vätern gegeben habe. Sonst kann ich sie nicht halten.“ Die Bedingungen, die der Schöpfer stellt, sind sicherlich nicht mit denen eines Königs aus Fleisch und Blut vergleichbar, der Bedingungen zugunsten des Gebenden stellt. Hier sind sie zu Gunsten der Geschöpfe, denn sonst können sie nicht empfangen, was Er versprochen hat. Deshalb sollten wir die Bedingung der leichten Mizwot verstehen.

Um die Bedingung zu verstehen, müssen wir zunächst das Versprechen verstehen, das der Schöpfer den Urvätern gegeben hat. Natürlich bezieht sich das nicht auf die Körperlichkeit, denn die Verheißung bezog sich mit Sicherheit darauf, dass der Schöpfer dem Volk Israel die Belohnung für das Schöpfungsziel, das „Seinen Geschöpfen Gutes tun“ genannt wird, geben wird, dass also die Seelen die Wurzel ihrer Seelen erhalten, die als die fünf Teile der Seele betrachtet und NaRaNCHaY genannt werden.

Damit die Seelen das erhalten, was für sie zum Empfangen vorbereitet wurde, und um nicht das Brot der Scham zu spüren, während sie die Freude und den Genuss empfangen, wurde uns die Arbeit gegeben, die „Arbeit des Gebens“ genannt wird. Das bedeutet, dass man sich zunächst an diese Arbeit gewöhnen muss. Es musste ein Zimzum [Einschränkung] und eine Verhüllung geben, um die Absicht, mit der er das Einhalten von Tora und Mizwot befolgt, auswählen zu können, denn dann gibt es Raum für eine Wahl.

Wenn der Genuss jedoch offenbart werden würde, müsste er das Einhalten von Tora und Mizwot befolgen, um zu empfangen. Er würde alles tun, um seine Selbstliebe zu befriedigen, denn man kann nicht sagen, dass er alles macht, um zu geben, denn wenn das Licht offenbart wird, ist der Genuss größer als alle körperlichen Genüsse.

In der Körperlichkeit sehen wir folgende Regel: Je kleiner der Genuss ist – auf den man verzichten kann – desto weniger Arbeit gibt es. Man kann dabei nicht sagen, dass der Genuss, den er empfängt, einzig mit der Absicht zu geben ist, falls er ihn nicht aufgeben kann. Er muss sich also sicher sein, dass er den Genuss aufgeben wird, wenn er nicht die Absicht hat, zu geben. Deshalb gilt: Je kleiner der Genuss, desto leichter ist es, auf ihn zu verzichten.

Deshalb wurde uns die Verhüllung über den Geschmack von Tora und Mizwot gegeben und der Geschmack an körperlichen Genüssen. Wir müssen an die Worte des Heiligen Sohar glauben, dass jede Freude und jeder Genuss, der in körperlichen Dingen existiert, nur ein “dünnes Licht” ist, also ein sehr schwaches Licht im Vergleich zu dem Licht des Genusses, das in Tora und Mizwot gekleidet ist. Aus diesem Grund gibt es eine Realität, in der man sich in körperlichen Freuden übt und danach kann er bis zu einem gewissen Grad aus dem Zimzum und der Verhüllung herauskommen, denn er kann bereits wählen und sagen, dass er diese Freude und diesen Genuss einzig empfängt, weil er geben will.

Wenn er danach die Prüfung besteht und eine kleine Erlangung in der Arbeit des Schöpfers empfängt, bekommt er eine größere Stufe, auf der er die Absicht zu geben legt. So geht er von Stufe zu Stufe, bis er alle seine NaRaNCHaY von der Wurzel seiner Seele erlangt. Und die NaRaNCHaY, die der Mensch erlangt, sind die 613 Wege der Tora, also die 613 Gebote in der Tora und die sieben Gebote unserer großen Weisen, die in der Gematria 620 Namen sind, die man erlangen kann.

Das steht in dem Buch „Frucht des Weisen: Briefe von Baal HaSulam” (Brief Nr. 17): „Im Baum des Lebens steht geschrieben: ‚Die Welten wurden nur erschaffen, um die Namen des Schöpfers zu offenbaren.‘ Du siehst also, dass die Seele, seit sie herabgestiegen ist, um diese schmutzige Substanz einzukleiden, nicht mehr an ihrer Wurzel, an ihrer eigenen Welt, festhalten kann, so wie sie in ihrer Wurzel war, bevor sie in diese Welt kam. Vielmehr muss sie ihre Statur um 620 Mal erhöhen, als sie vorher in der Wurzel war. Das ist die Bedeutung der gesamten Vollkommenheit, der gesamten NaRaNCHaY bis hin zu Yechida, weshalb Yechida Keter genannt wird, was die Zahl 620 andeutet.“

Jetzt können wir sehen, welche Verheißung der Schöpfer den Urvätern gegeben hat und wie es möglich ist, diese Vollkommenheit zu erlangen. Diese Frage wird von zwei Seiten gestellt:

1.) Der Bedarf für diese große Vollkommenheit. Wir wissen, dass es kein Licht ohne ein Kli [Gefäß] gibt, also keine Füllung ohne einen Mangel. Das wirft die Frage auf: „Wie können wir das Gefühl haben, dass wir NaRaNCHaY brauchen?“ Nach dem, was wir erklärt haben, sind all die körperlichen Genüsse, denen die ganze Welt nachjagt, nicht mehr als ein winziger Funke im Vergleich zum Genuss der Kedusha [Heiligkeit], und wenn jemand mit einem winzigen Leuchten der Kedusha belohnt wird, wird er große Befriedigung darin empfinden. Wer wird ihm also sagen, dass er noch so mangelhaft ist, dass er das Licht von Yechida erlangen muss, oder er wird das Gefühl haben, dass er die Vollkommenheit noch nicht erreicht hat? Wer wird ihm das mitteilen?

2.) Wie kann man so große Genüsse überwinden und sagen, dass man auf die Genüsse verzichtet, wenn man das Empfangen dieser Genüsse nicht auf den Schöpfer ausrichten kann? Woher soll er diese Kraft nehmen? Denn wir sehen, dass es selbst bei den körperlichen Genüssen, von denen wir gesagt haben, dass sie nur ein dünnes Licht sind – Funken, die in die Klipot gefallen sind –, schwierig ist, sie zu überwinden und zu sagen, dass wir diese Genüsse aufgeben, wenn wir nicht die Absicht haben, sie aufzugeben. Und da wir bei den körperlichen Genüssen sehen, dass sie sich in große und kleine Genüsse aufteilen, ist es in der Spiritualität umso mehr der Fall, wo es viele Stufen und Unterscheidungen gibt. Die Frage ist also, woher man solche großen Kräfte zur Überwindung nimmt?

Um die beiden obigen Fragen zu verstehen:

1.) Woher nimmt er den Bedarf an Größe und 

2.) Woher nimmt er die Kraft, auf die Genüsse zu verzichten, damit er sicher sein kann, dass die Genüsse, die er sich nimmt, nur dazu dienen, seinem Schöpfer Zufriedenheit zu geben? Dafür sollten wir die Worte unserer Weisen (Kiddushin, 30) voranstellen: „Rabbi Shimon Ben Levi sagte: ‚Der Trieb des Menschen überwältigt ihn jeden Tag und sucht ihn zu töten‘, so wie es heißt: ‚Der Böse beobachtet den Gerechten und sucht ihn zu töten, und wenn der Schöpfer ihm nicht helfen würde, würde er ihn nicht überwinden, so wie es heißt: ‚Der Ewige wird ihn nicht in seiner Hand lassen.'“

Wir haben gesagt, dass es hier zwei Fragen gibt:

1.) Wenn dem Menschen der böse Trieb gegeben wurde, warum kann er ihn nicht überwinden, sondern einzig, wenn ihm der Schöpfer hilft? Schließlich bedeutet Wahl ja, dass der Mensch sie überwinden kann, aber hier deutet es darauf hin, dass er keine Wahl hat, sondern ihn nur mit der Hilfe des Schöpfers überwinden kann. Er kann ihn aus eigener Kraft nicht überwinden. Das wirft die Frage auf: „Warum hat der Schöpfer dem Menschen nicht die Kraft gegeben, ihn zu überwinden?“

2.) Wenn der Mensch ihn nicht überwinden kann, warum heißt es dann, dass der Schöpfer ihm hilft? Das bedeutet, dass der Mensch anfangen muss, sich zu überwinden und sehen muss, dass er ihn nicht überwinden kann, und dann hilft ihm der Schöpfer. Warum hilft der Schöpfer ihm nicht, sobald der böse Trieb zu ihm kommt? Was bringt es uns, dass ein Mensch mit der Arbeit beginnt, wenn er sowieso nicht siegen kann?

Weshalb muss der Schöpfer warten, bis der Mensch mit der Arbeit beginnt bis Er zu Hilfe kommt?. Was bringt es, wenn der Schöpfer Zeit verliert, indem er darauf wartet, dass ein Mensch mit der Arbeit beginnt? Wer profitiert von diesem Zeitverlust? Schließlich hätte der Schöpfer die Hilfe schon geben sollen, sobald der böse Trieb in einem Menschen auftaucht, bevor er mit der Arbeit beginnt. Warum sollte Er darauf warten, dass ein Mensch mit der Arbeit beginnt und der Schöpfer ihm dann helfen wird?

Die Sache ist die, dass, wie wir in den vorherigen Artikeln gesagt haben, der Zimzum und die Einschränkung dazu dienten, die Welt zu korrigieren. Andernfalls gäbe es für den Menschen keine Möglichkeit, die Arbeit zur Überwindung der Eigenliebe auch nur zu beginnen, denn von Natur aus beherrscht ihn der Wille zu empfangen, und das ist die Hauptachse der Schöpfung. Was danach kommt, ist nur eine Korrektur, um den Willen zu empfangen zu korrigieren.

Es stellt sich heraus, dass der Wille zu empfangen die Hauptsache ist und der Rest der Dinge, die später kommen, nur dazu dienen, ihn zu korrigieren. Daraus folgt, dass der Wille zum Empfangen bestehen bleibt, aber Korrekturen hinzugefügt werden. Aber wer ist derjenige, der all diese Korrekturen erfährt? Es muss der Wille zum Empfangen sein.

Auch wenn wir sagen, dass es eine Stufe gibt, die das Verlangen zu geben hat, bedeutet das bekanntlich, dass sie nicht den in der Stufe vorhandenen Willen zum Empfangen nutzt, sondern ihr Verlangen überwindet und sich mit dem Verlangen zu geben beschäftigt. Daraus folgt, dass die Korrekturen, die man vornehmen sollte, nur an den Gefäßen des Empfangens vorgenommen werden sollten, d.h., dass man die Absicht des Gebens darauf legen sollte. Und da es umso schwieriger ist, je größer der Genuss ist, ihn aufzugeben und zu sagen, dass er den Genuss nicht empfangen will, wenn er nicht die Absicht zu geben hat, müssen deshalb hier zwei Dinge korrigiert werden:

1.) Awiut [Grobheit], also der Wille zu empfangen, damit er nicht zu groß ist, also der Untere ihn nicht überwinden kann. Er muss aus diesem Grund ein kleineres Maß an Genuss bekommen. Danach, wenn er sieht, dass er einen kleinen Genuss überwinden kann, wird ihm ein größerer Genuss gegeben. Wenn wir sehen, dass er diesen Genuss überwinden kann, wird ihm ein größerer Genuss gegeben usw., aber wie ordnen wir das auf richtige Weise?

Deshalb wurde dem Menschen die Arbeit in dem Glauben über dem Verstand gegeben, den der Mensch missachtet, vom Wort „leichtsinnig“ [im Hebräischen]. Das bedeutet, dass der Mensch diese Arbeit nicht respektiert und die Zeit, die er im Glauben dienen muss, als einen Zustand der Niedrigkeit bezeichnet. Das heißt, er versteht, dass diese Arbeit für Frauen und Kinder ist, aber nicht für intelligente und scharfsinnige Menschen.

Umgekehrt müssen sie alles, was sie in der Welt sehen, verstehen, damit es ihrer Sichtweise und ihrem Geist entspricht. Und wenn sie Bedarf an etwas haben, aber nicht sehen, dass es zu ihrem Vorteil ist, wie können sie dann zustimmen, Dinge zu tun, die für Narren geeignet sind, also für Menschen, die ihre Gedanken und Handlungen nicht hinterfragen?

Aus diesem Grund prüfen sie immer, solche Angelegenheiten zu vermeiden. Wenn sie manchmal über dem Verstand arbeiten, weil sie keine andere Wahl haben, weil die Vernunft weit von ihnen entfernt ist, warten sie ständig darauf, dass sie von solchen Zuständen befreit werden können. Schließlich ist es unschicklich, in der Luft zu leben, wenn der Verstand nicht alles, was er tut, als notwendig für das begreift, was er erreichen will, und er will eine Stufe erreichen, auf der er zu den Prominenten in der Öffentlichkeit gehört.

Wenn er sich die Öffentlichkeit anschaut, wie sie sich kritiklos mit Tora und Mizwot beschäftigt, sagt er über sie, dass sie alles mit Begeisterung einhalten und bei jedem Detail akribisch sein können, weil sie keinen Sinn für Kritik haben. Deshalb können sie so sein – mit geschlossenen Augen. Wenn sie ein bisschen Verstand hätten, wären sie wie ich. Das heißt, ich befolge die Tora und die Mizwot, aber ich sehe, dass diese Arbeit für mich unpassend ist. Ich habe aber keine Wahl, denn sonst habe ich keine Verbindung zum Judentum, und deshalb wird für mich alles erzwungen und unfreiwillig sein.

Aus diesem Grund kann ich, solange ich vergesse, dass ich über den Verstand gehe, alles wie die anderen Menschen tun. Aber wenn ich auf den Gedanken komme, auf welcher Grundlage mein Judentum aufgebaut ist, und ich meinem Körper antworten muss, dass es nur so ist wie in „Die Erde hängt am Nichts“, kann ich dies nicht überwinden und sagen, dass das Fundament des Judentums genau auf dem Glauben über dem Verstand beruht. Und gerade jetzt kann ich das Gebot des Glaubens halten, denn jetzt sehe ich, dass ich keine Grundlage habe. Aber normalerweise bricht der Mensch unter der Last dieser Fragen zusammen und bleibt liegen.

Das ist die Frage des Pharaos, des Königs von Ägypten, der sagte: „Wer ist der Ewige, dass ich seiner Stimme gehorchen soll?“ Aus diesem Grund sagt der Mensch, dass der Weg des Glaubens, den der Schöpfer uns zur Arbeit gegeben hat, auf diesem Weg niemals gelingen wird. Wenn der Schöpfer nur auf mich gehört hätte, dann hätte Er uns auf der Grundlage von Wissen arbeiten lassen und nicht auf der Grundlage des Glaubens. Sicherlich würden sich viele Menschen daran beteiligen, Tora und Gebote zu halten. Aber auf diese Weise, auf den Glauben hin, gibt es viele Menschen, die, obwohl sie diese Arbeit begonnen haben, der Schlacht entgangen sind.

Baal HaSulam sagte, dass der Schöpfer beschlossen hat, dass wir den Weg des Glaubens gehen sollen, nicht weil der Mensch von minderer Stufe ist, so dass er nur auf dem Weg des Glaubens geführt werden kann. Vielmehr ist dies der erfolgreichste Weg. Deshalb hat der Schöpfer diesen Weg gewählt, damit sie die Ordnung ihrer Arbeit auf sich nehmen, durch die sie in der Lage sind, das Ziel zu erreichen, das „Seinen Geschöpfen Gutes zu tun“ heißt, damit die Geschöpfe Freude und Genuss empfangen und auch in vollkommener Dwekut, also in Gleichheit mit dem Schöpfer, sind. Und obwohl die Geschöpfe das nicht verstehen, ist das die Wahrheit.

Deshalb folgt daraus, dass der Glaube zwar eine leichte und niedrige Angelegenheit ist, und wir schlussfolgern, dass die Leichtigkeit von der Leichtsinnigkeit kommt, was bedeutet, dass sie nicht geschätzt wird, aber sie ist dennoch der Weg, mit dem wir das Ziel erreichen können.

So werden wir verstehen, was RASHI interpretiert: „Wenn du die leichten Gebote [Mizwot] befolgst, die ein Mensch mit seinen Füßen tritt, wirst du zuhören; über das.“ Das heißt, er bezog sich auf den Glauben, den ein Mensch mit seinen Fersen zertritt. Du wirst darauf hören und dann wirst du die Kelim [Werkzeuge] haben, um das Ziel zu erreichen.

Das ist es, was RASHI interpretiert: „Und halten – wird sein Versprechen halten.“ Das bedeutet, dass die Bedingung, die der Schöpfer gestellt hat, nicht um des Schöpfers willen ist, wie es bei Menschen aus Fleisch und Blut der Fall ist, die Bedingungen zugunsten des Gebenden stellen. Aber bei dem Schöpfer liegt der Bedingung, die leichten Mizwot einzuhalten, die Absicht zugrunde, dass der Mensch dadurch die Vollkommenheit erreicht und mit dem belohnt wird, was im Schöpfungsgedanken für ihn vorbereitet ist.

Jetzt können wir erklären, was wir gefragt haben:

1.) Warum hilft der Schöpfer einem Menschen nicht, wenn der böse Trieb ihn überwältigt, sondern wartet, bis ein Mensch die Arbeit der Überwindung beginnt, und hilft ihm erst dann, wie unsere Weisen sagten, „wenn der Schöpfer ihm nicht hilft“? Es ist wie bei einem Menschen, der eine schwere Last trägt, die er nicht tragen kann, also bittet er um Hilfe und die Menschen kommen und helfen ihm. Aber wenn er nicht um Hilfe bittet, kommt niemand, um ihm zu helfen. Das gilt für die Beziehung zwischen den Menschen. Aber warum sollte der Schöpfer darauf warten, dass ein Mensch mit der Arbeit beginnt und zum Schöpfer schreit, um ihm zu helfen, wenn der Schöpfer weiß, dass er den bösen Trieb nicht aus eigener Kraft überwinden kann, da der Schöpfer ihm nicht die Kraft dazu gegeben hat?

2.) Was ist der Grund dafür, dass der Schöpfer ihm nicht die Kraft gegeben hat, sich selbst zu überwinden, sondern ihm anscheinend gesagt hat: „Ich habe dir die Wahl gegeben, den bösen Trieb zu überwinden“? Wir sollten sagen, dass der Schöpfer ihm die Kraft gegeben hat, das Böse zu überwinden, und gleichzeitig sagen wir, dass ein Mensch es ohne die Hilfe des Schöpfers nicht überwinden kann. Daraus folgt, dass sich diese beiden Angelegenheiten gegenseitig widersprechen.

Wir werden diese beiden Fragen mit den beiden Fragen, die wir gestellt haben, verstehen:

1.) Wenn ein Mensch mit der kleinsten Stufe in der Spiritualität belohnt wird, empfindet er darin einen größeren Genuss als alle körperlichen Freuden, wie es in den Worten des ARI heißt, dass all die großen Genüsse, die wir in den körperlichen Freuden finden – und wir sehen, dass die ganze Welt diesen Genüssen nachjagt und durch sie Befriedigung in ihrem Leben empfängt – dass all diese Genüsse von der Kedusha kommen, als durch das Zerbrechen der Gefäße und die Sünde Adam haRishons beim Baum der Erkenntnis die heiligen Funken in die Klipot [unreinen Kräfte] fielen. Der heilige Sohar nennt dieses Licht „dünnes Licht“, das herabkam, um die Klipot zu erhalten. Alle körperlichen Genüsse gehen davon aus, und die kleinste Stufe des Spirituellen, die Kedusha, in der die Essenz des Lichts zu finden ist, wird ihn mit Sicherheit befriedigen und er wird keinen Bedarf an Gadlut [Größe/Erhabenheit] haben. Wer wird ihm also sagen, dass er Bedarf an Gadlut hat?

2.) Woher wird er so große Kräfte nehmen, dass er in der Lage sein wird, die großen Genüsse zu empfangen, um sie zu geben, oder wird er bereit sein, sie aufzugeben?

Daraus folgt: Da es kein Licht ohne Kli gibt, also keine Füllung ohne Mangel, muss der Mensch aus diesem Grund die Arbeit beginnen. Wenn er den bösen Trieb überwinden will, aber nicht kann, wird er mangelhaft. Wenn er sieht, dass er sie nicht überwinden kann, bittet er den Schöpfer um Hilfe. Zu diesem Zeitpunkt kann der Schöpfer die Füllung geben, weil er bereits ein Kli hat, um die Füllung zu empfangen.

Der Grund dafür, dass der Schöpfer ihm nicht die Kraft gegeben hat, sich selbst zu überwinden, liegt darin, dass der Mensch sich mit dem zufrieden gibt, was er hat, wenn er eine Füllung hat. Dann hat der Mensch keinen Bedarf, mit NaRaNCHaY der Seele belohnt zu werden, indem der Schöpfer ihm hilft, wie es im Heiligen Sohar geschrieben steht: „Dem, der kommt, um sich zu reinigen, wird geholfen. Und er fragt: ‚Womit wird ihm geholfen?‘ Er antwortet: ‚Mit einer heiligen Seele.‘ Wenn er belohnt wird, erhält er Nefesh. Wenn er mehr belohnt wird, erhält er Ruach.“

Daraus folgt, dass er, wenn er Hilfe von oben empfängt, Bedarf hat, seine NaRaNCHaY zu erweitern. Das heißt, jedes Mal, wenn er sein Böses überwinden will, aber nicht kann, hilft ihm der Schöpfer mit einer heiligen Seele. Wenn der Mensch aber aus eigener Kraft überwinden könnte, woher hätte er dann den Bedarf, den Schöpfer zu bitten, ihm eine höhere Stufe zu geben als die, die er hat?

Aber jetzt, wo er den Schöpfer um Hilfe bittet, fragt er nicht nach Stufen. Er bittet den Schöpfer lediglich darum, nicht vom Bösen beherrscht zu werden. Es stellt sich heraus, dass der Grund, warum der Mensch den Schöpfer darum bittet, ihm zu helfen, die Kraft hat, die Absicht zu haben, um zu geben und nicht im Bereich der Sitra Achra [aramäisch: andere Seite] zu sein, sondern dass er im Bereich der Kedusha [Heiligkeit] sein will, was bedeutet, dass sein einziger Wunsch sein wird, dem Schöpfer zu geben, und das ist alles, was er braucht, und nicht irgendwelche hohen Stufen, sondern einfach dem Schöpfer zu dienen und nicht sich selbst, das ist die Kraft, die er vom Schöpfer verlangt. Wenn der Schöpfer ihm hilft, sagt der Heilige Sohar, dann mit der Hilfe einer heiligen Seele. Jede Hilfe erfolgt durch eine Seele, die der Schöpfer ihm gibt. Deshalb geht er von Stufe zu Stufe, bis er die Erlangung der Seele, die NaRaNCHaY genannt wird, erreicht hat.

Jetzt verstehen wir, was unsere Weisen sagten: „Der Trieb des Menschen überwältigt ihn jeden Tag.“ Das wirft die Frage auf: „Warum muss er den bösen Trieb jeden Tag überwinden, wenn er bereits Hilfe vom Schöpfer empfangen und ihn besiegt hat? Warum muss sie den Menschen erneut heimsuchen? Und zu welchem Zweck kommt sie jeden Tag?“

Mit dem oben Gesagten verstehen wir, dass er durch die Hilfe, die er vom Schöpfer empfängt, eine Seele erhält, und dass er bei jeder Überwindung, wenn ein Mensch sich überwinden und reiner werden will, eine Seele erhält. Deshalb bewirken diese Überwindungen, dass der Mensch NaRaNCHaY seiner Seele erlangen kann.

Und die zweite Frage: „Woher wird er die Kraft nehmen, um sich zu überwinden?“ Es ist nicht seine eigene Kraft. Vielmehr ist dies die Hilfe, die der Schöpfer gibt, damit er ihn überwinden kann. Daraus folgt, dass durch eine einzige Maßnahme zwei Dinge korrigiert werden.

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