1990/14 Was ist “wahrhaftige Gnade” in der Arbeit?

Rabash, 1990/14, Korrigiert, EY, 21.1.2024

RASHI legt den Vers aus, in dem Jakob zu Josef sagte: „Gewähre mir Gnade und Wahrheit.“ RASHI deutet: Chessed [Gnade], die mit den Toten praktiziert wird, ist wahrhaftige Gnade, denn man erwartet keine Bezahlung dafür. Das bedeutet, dass er, als er ihn um den Gefallen bat: „Bitte begrabe mich nicht in Ägypten“, darum bat, dass er wahrhaftige Chessed ohne Bezahlung ausführt. Wir sollten das verstehen, denn der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass er, wenn er ihn für die Mühe bezahlen würde, bestimmt sicherer wäre, dass er dies für ihn tun würde, denn es ist üblich, dass wir, wenn wir wollen, dass etwas unter allen Umständen umgesetzt wird, ein höheres Honorar zahlen. Warum hat er also den anderen Weg gewählt, die Arbeit ohne Bezahlung zu leisten?

Noch verwirrender ist, dass RASHI den Vers „Und ich gebe dir einen Schechem [Anteil] mehr als deinen Brüdern“ (Tora, 1. Buch Mose, Wajechi, 48,22) wie folgt auslegt: „‚Ich gebe dir‘, da du dich um mein Begräbnis kümmerst, ‚einen Schechem mehr als deinen Brüdern.‘ Das eigentliche Schechem wird dir ein Teil mehr sein als deinen Brüdern.“ Das widerspricht also der wahrhaftigen Gnade ohne jegliche Bezahlung, wenn er ihm hier „einen Schechem“ gibt, also einen Anteil mehr als seinen Brüdern.

Wir sollten das in der Arbeit so interpretieren, dass Jakob Josef die Ordnung der Arbeit deutete. Wir können sehen, dass die Ordnung der Arbeit, die uns in der Tora und den Mizwot [Geboten/guten Taten] gegeben wurde, ebenso widersprüchlich zu sein scheint. Einerseits sehen wir, dass unsere Weisen sagten, der Grund für die Erschaffung der Welten sei Sein Verlangen gewesen, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun. Das heißt, dass die Geschöpfe von Ihm Freude und Genuss empfangen sollten, da der Schöpfer in absoluter Vollkommenheit ist und der einzige Grund, warum Er die Schöpfung erschaffen hat, Sein Verlangen ist, den Geschöpfen zu geben, wie geschrieben steht (Midrash Rabba, BeReshit): „Der Schöpfer antwortete den Engeln, als Er den Menschen erschaffen wollte. Er sagte, es sei wie bei einem König, der einen Turm voller Güter hat, aber er hat keine Gäste. Was für ein Genuss ist das?“ Daraus folgt, dass alles, was Er erschaffen hat, dazu diente, dass die Geschöpfe Freude und Genuss empfangen und Seine Führung als Genuss und gut empfinden.

Auf der anderen Seite können wir etwas sehen, das dem Schöpfungszweck vollkommen entgegengesetzt ist, nämlich dass ein Zimzum [Einschränkung] und eine Verhüllung angebracht wurde, und es verboten ist, zum eigenen Nutzen zu empfangen. Vielmehr sollte alles, was wir empfangen, um des Schöpfers willen sein. Das bedeutet, dass unsere Hauptarbeit darin besteht, für Ihn zu arbeiten. Das ist die Bedeutung der Worte: „Gepriesen sei unser Gott, der uns zu Seiner Herrlichkeit erschaffen hat.“ Das heißt, die gesamte Schöpfung dient nur Seiner Herrlichkeit und nicht den Geschöpfen. Aus diesem Grund wurden uns 613 Gebote zum Einhalten gegeben.

Wie unsere Weisen sagten: „Ich habe den Bösen Trieb erschaffen; Ich habe die Tora als Gewürz erschaffen“, sagte der Schöpfer. Mit anderen Worten: Der Mensch kann nicht zum Nutzen des Schöpfers arbeiten, denn der böse Trieb behindert ihn. Deshalb hat uns der Schöpfer 613 Gebote gegeben, die der Heilige Sohar „613 Eitin“ (d.h. Ratschläge) nennt, mit denen wir um des Schöpfers Willen arbeiten können.

Daraus folgt, dass dies das vollkommene Gegenteil zum Schöpfungszweck – Seinen Geschöpfen Gutes zu tun – ist. Die Sache ist die, dass wir glauben müssen, was der ARI sagt: „Und als es in Seinem einfachen Willen aufstieg, die Welten zu erschaffen, die Emanationen auszustrahlen und die Vollkommenheit Seiner Werke ans Licht zu bringen.“ Am Anfang des Or Pnimi Kommentars zum Werk „Ez Chaim“ im “Studium der zehn Sefirot”, erklärt er, dass „Vollkommenheit Seiner Werke“ bedeutet, dass die Freude und der Genuss, die Er den Geschöpfen zu geben gedachte, in ihnen vollkommen sein soll, das heißt, dass sie keine Scham beim Empfangen des Guten und Genusses empfinden sollen. Dies wird „die Vollkommenheit Seiner Werke“ genannt.

Daraus folgt, dass der Zimzum, der stattgefunden hat, das Licht nur dann leuchten lässt, wenn die Geschöpfe alles um des Himmels willen tun, um dem Schöpfer zu nützen, und dann werden sie die Freude und den Genuss empfangen und es wird keine Scham geben: Das ist die Korrektur des Zimzum, bei der wir alles um des Schöpfers willen tun müssen und nicht um unseres eigenen willens. Deshalb ist der einzige Grund, warum wir um des Schöpfers willen arbeiten müssen, nur zu unserem eigenen Nutzen ist. Dadurch werden wir die vollkommene Freude und den Genuss ohne jede Unannehmlichkeit des Brotes der Scham empfangen. Das nennt man „die Vollkommenheit Seiner Werke ans Licht bringen“, was bedeutet, dass die Handlung, die Er ausführen möchte, um Seinen Geschöpfen Gutes zu tun, vollkommen sein wird, wenn die Geschöpfe die Freude und den Genuss empfangen.

Es besteht also kein Widerspruch zum Schöpfungszweck, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun, was bedeutet, dass das Ziel ist, den Geschöpfen Gutes zu tun, und nicht, dass der Schöpfer will, dass sie für Ihn arbeiten. Vielmehr ist alles für die Geschöpfe und nicht im Geringsten für den Schöpfer, da Er keinen Mangel hat. Außerdem möchte Er, dass die Geschöpfe so glücklich sind, dass sie sich gut fühlen und nichts Unangenehmes empfinden, wenn sie das Gute und den Genuss empfangen.

Die Regel lautet: Wer das Brot der Scham isst, schämt sich. Der Schöpfer wollte sie vor dieser Scham bewahren; Er hat deshalb eine Korrektur vorgenommen, die „Zimzum und Verhüllung“ heißt: Solange sie nicht die Korrektur haben, alles um des Schöpfers willen zu tun, können sie die Freude und den Genuss nicht empfangen, denn diese Verhüllung wurde gemacht, damit sie später, wenn sie alles um des Schöpfers willen tun, die Freude und den Genuss, den sie nur um des Schöpfers willen empfangen und genießen, vor der Scham bewahrt werden, die bei jemandem vorhanden ist, der den Lebensunterhalt von anderen in Form eines kostenlose Geschenks empfängt.

Daraus folgt, dass es keinen Widerspruch zwischen dem Schöpfungszweck, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun, also alles um der Geschöpfe willen besteht, und der Korrektur der Schöpfung gibt, dass wir alles um des Schöpfers willen tun müssen und nicht um unseres eigenen Willens, was ebenfalls zum Nutzen der Geschöpf ist und nicht, dass der Schöpfer es braucht, dass sie für Ihn arbeiten. Vielmehr ist alles für den Nutzen der Geschöpfe.

Jetzt können wir erklären, was wir gefragt haben: Warum sagte Jakob zu Josef, er solle für ihn „wahrhaftige Gnade“ tun. Das bezieht sich auf die Angelegenheit, dass Jakob die Ordnung der Arbeit festlegte, die wir hier tun müssen. Er deutete ihm die Ordnung der Korrektur der Schöpfung und die Angelegenheit des Schöpfungszwecks an, die beide eine einzige Absicht haben – zum Nutzen der Geschöpfe.

Deshalb begann er ihm zu sagen, dass wir die Arbeit in einer Art „wahrhaftiger Gnade“ beginnen müssen, das heißt ohne jegliche Gegenleistung, sondern alles soll nicht zum eigenen Nutzen, sondern alles zum Nutzen des Schöpfers sein, wie es im Buch Matan Tora (Die Gabe der Tora) geschrieben steht, dass, wenn ein Mensch zum Nutzen anderer arbeitet, dies auch um des Gebots des Schöpfers willen geschehen soll, was bedeutet, dass alles, was ein Mensch tut, zum Nutzen des Schöpfers sein soll. Dann wird er in allem, was er tut, dem Schöpfer anhaften.

Danach deutete er ihm an, dass das Arbeiten zum Nutzen des Schöpfers dazu dient, daraus eigenen Nutzen zu ziehen. Das bedeutet, dass ein Mensch, der wirklich um des Schöpfers willen arbeitet und nichts um seines eigenen Nutzens willen tut, auf eine Stufe kommt, auf der er dem Schöpfer etwas geben will, damit er sich freut. Dann kann er sehen, dass es nur eine Möglichkeit gibt, den Schöpfer zu erfreuen, indem er Freude und Genuss von ihm empfängt, denn dafür hat er die Schöpfung erschaffen. Deshalb will er dem Schöpfer Freude bereiten. Und je mehr ein Mensch das Geschenk des Königs genießt, desto mehr Genuss hat der König.

Das ist vergleichbar mit jemandem, der seinem Freund ein Geschenk macht. Wenn der Empfänger des Geschenks das Geschenk, das er von seinem Freund empfangen hat, lobt, freut sich sein Freund normalerweise mehr. Wenn der Empfänger des Geschenks ihm aber sagt: „Ich brauche das Geschenk, das du mir gegeben hast, eigentlich gar nicht“, freut sich sein Freund nicht darüber. Im Gegenteil: Je mehr der Empfänger das Geschenk braucht, desto mehr erfreut sich der Gebende daran. Das drückt sich in dem Maß an Dankbarkeit aus, das der Empfänger dem Gebenden entgegenbringt. Deshalb gilt: Je mehr sich ein Mensch bemüht, das Gute und das Vergnügen zu genießen, welche ihm der Schöpfer geschenkt hat, desto sicherer ist es, dass es oben mehr Zufriedenheit gibt, da der Untere mehr Freude hat.

Deshalb muss Josef, nachdem er sich verpflichtet hatte, ohne Gegenleistung zu arbeiten, das Gute und den Genuss für das, was er gearbeitet hat, um zu geben, empfangen. Daher steht geschrieben, dass Jakob zu ihm sagte: „Und ich habe dir einen Teil [Schechem] mehr als deinen Brüdern gegeben“. „Einen Teil mehr“ wird als ein zusätzlicher Teil über deine Brüder bezeichnet, wie RASHI erklärt, weil du dich mit meiner Beerdigung beschäftigst, das heißt, da du damals die Verpflichtung übernommen hast, ohne Gegenleistung zu arbeiten, ist es jetzt an der Zeit, dass du die Bezahlung erhältst, das heißt, der Teil des Lichts und der Fülle, welche sich durch die Arbeit, um zu geben, offenbaren soll. Denn der Hauptzweck der Arbeit, um zu geben, diente einzig und alleine zu diesem Zweck, dass sie das Gute und den Genuss ohne Scham empfangen können, wie diejenigen, die Geschenke umsonst erhalten.

Das Wort „ein Schechem“ sollten wir so auslegen, wie Baal HaSulam es interpretiert hat, was über König Saul geschrieben steht, der „von seinem Schechem [seiner Schulter] und aufwärts höher war als das ganze Volk“ (1 Samuel 9). Die materielle Bedeutung davon, dass er um einen Kopf größer war als der Rest des Volkes, ist, dass sein Kopf höher war als der des ganzen Volkes. Er deutete es so, dass sich im Spirituellen die Stufen in Rosh [Kopf] und Guf [Körper] aufteilen. Guf bedeutet, dass in ihm noch keine Vollkommenheit ist, und Rosh bedeutet, dass er bereits Vollkommenheit hat.

Wir sollten dies so auslegen, dass Vollkommenheit bedeutet, dass er bereits mit der Korrektur der Schöpfung, den sogenannten „Gefäßen des Gebens“, belohnt wurde. Das bedeutet, dass er mit den Taten der Gefäße des Gebens bereits auf das Geben ausgerichtet sein kann. Das heißt, dass er mit dem Licht von Chassadim [Barmherzigkeit] belohnt wurde, das sich in Gefäße des Gebens kleidet. Er ist auch mit dem Schöpfungszweck belohnt worden, das heißt, er kann die Gefäße des Empfangens nutzen, um zu geben. Das heißt, er wurde mit dem Licht von Chochma belohnt.

Daraus folgt, dass „von seiner Schulter und aufwärts“ bedeutet, dass er mit der Vollkommenheit, Rosh genannt, belohnt wurde. Ähnlich sollten wir es auslegen, was Jakob zu Josef sagte: „Und ich gebe dir einen Schechem mehr als deinen Brüdern.“ Das heißt, indem er seine Arbeit als wahrhaftige Gnade, also ohne Bezahlung, annahm, wurde er später mit der Vollkommenheit belohnt, die Gefäße des Empfangens zu benutzen, um zu geben. 

Mit anderen Worten, er wurde mit zwei Dingen gleichzeitig belohnt: 

1.) mit der Korrektur der Schöpfung, 

2.) mit dem Schöpfungszweck.

Nach dem oben Gesagten sollten wir auslegen, was im Shabbat-Lied geschrieben steht: „Wer den Siebten heiligt, dessen Belohnung ist groß, je nach seiner Arbeit.“ Wir sollten verstehen, was das Neue daran ist, zu sagen: „Seine Belohnung ist groß, je nach seiner Arbeit.“ Das gilt doch auch in der irdischen Welt, dass jeder Arbeiter einen Lohn empfängt, der der Zeit entspricht, die er gearbeitet hat. Woher kommt also die Neuheit, dass er uns sagen will, dass er eine Belohnung je nach seiner Arbeit empfängt? Noch verwirrender ist, dass wir nicht arbeiten sollten, um Belohnung zu empfangen, sondern um des Himmels willen, das heißt, um des Schöpfers willen, und nicht um unserer selbst willen. Also, was bedeutet „sein Lohn ist sehr groß“?

Wie oben erwähnt, nachdem der Mensch an den sechs Werktagen an der Korrektur der Schöpfung gearbeitet hat, das heißt zum Zwecke des Gebens und nicht zum eigenen Nutzen, und somit ohne irgendeine Gegenleistung gearbeitet hat, also einzig und alleine im Namen des Himmels, ergibt sich, dass in diesem Maße, in dem er gearbeitet hat, ohne Lohn zu empfangen, er am Shabbat, der als „Vorgeschmack auf die kommende Welt“ betrachtet wird und der Zweck von Himmel und Erde ist, seinen Lohn empfängt, das heißt, dass er mit den Gefäßen des Empfangens dient und das Gute und den Genuss genießt, was das Ziel der Schöpfung ist. Denn nun kann er alles in der Absicht des Gebens empfangen.

Wenn er nicht genießt, ist es so, als ob der Gastgeber einem Gast Essen gibt und sich bemüht hat, einen Turm voller Reichtümer für den Gast zu machen. Wenn aber der Gast zum Gastgeber sagt: „Ich hatte keinen Genuss an deinem Essen“, welche Zufriedenheit hat dann der Gastgeber? Je mehr der Gast also das Essen genießt, desto zufriedener ist der Gastgeber.

Und das ist, was unsere Weisen auslegten (Berachot 58): „Ein guter Gast, was sagt er? ‚Welche Mühe hat sich der Gastgeber für mich gemacht! Und alles, worum er sich bemüht hat, hat er nur für mich unternommen.‘ Aber ein böser Gast, was sagt er? ‚Die Mühen des Gastgebers hat er nur für seine Frau und seine Kinder auf sich genommen.'“

Wir sollten interpretieren, was ein guter Gast und ein böser Gast in der Arbeit sind. Wenn der Mensch sein Böses, also seinen Willen, für sich selbst zu empfangen, nicht korrigiert hat, steht er unter der Herrschaft des Bösen. Deshalb sagt er: „Die Tatsache, dass der Schöpfer uns das Tora und Mizwot zum Einhalten gegeben hat, ist, weil Er unsere Arbeit braucht. Deshalb hat er uns das Einhalten von Tora und Mizwot befohlen. Dafür wird Er uns entlohnen.“ Das heißt, Er hat die Welt nicht erschaffen, um seinen Geschöpfen Gutes zu tun. Vielmehr sagt der Mensch, dass der Schöpfer die Welt um seiner selbst willen erschaffen hat.

Im Gegensatz dazu will der Schöpfer, dass wir für Ihn arbeiten, und als Gegenleistung wird Er uns dafür belohnen. Deshalb sagt der böse Gast manchmal: „Ich will nicht für Ihn arbeiten, d.h. Seine Tora und Mizwot befolgen, und ich verzichte auf die Belohnung.“ Er sagt: „Weder sie“, d.h. weder die Arbeit in der Tora und den Mizwot, „noch ihre Belohnung“ von Tora und Mizwot. Mit anderen Worten: Diese Arbeit, die der Schöpfer uns befohlen hat – diese Belohnung für die Arbeit lohnt sich nicht.

Ein guter Gast in der Arbeit ist hingegen einer, der das Böse bereits korrigiert hat und Gefäße des Gebens hat, wird mit dem Schöpfungszweck belohnt, das heißt, er empfängt die Freude und den Genuss, denn er hat das Böse bereits korrigiert. Dann sagt er: „Alles, was der Gastgeber an Mühen hatte, war für mich“, und nicht, dass der Schöpfer der Bedürftige ist und wir für ihn arbeiten sollen. Vielmehr ist die Arbeit für den Schöpfer zu unserem Wohl, damit wir die Freude und den Genuss empfangen können und uns nicht schämen müssen, wenn wir das Gute empfangen.

Aber ein böser Gast, der noch unter der Herrschaft seines Bösen steht – was der Empfänger ist, um [für sich selbst] zu empfangen, sagt das vollkommene Gegenteil, dass der Schöpfer alles für sich selbst getan hat, und nicht um der Geschöpfe willen.

Nach dem oben Gesagten sollten wir Gnade [Chessed] und Wahrheit als zwei Dinge auslegen: 

1.) Chessed bedeutet, dass man alles nicht um seiner selbst willen tut, sondern einzig und alleine um seines Schöpfers willen. 

2.) „Wahrheit“ bedeutet, dass wir dann damit belohnt werden, die Wahrheit zu sehen, dass der Grund für die Schöpfung der Welten mit all ihren Korrekturen einzig und alleine um der Geschöpfe willen ist, damit sie das Gute und den Genuss empfangen. Doch bevor sie mit Chessed belohnt werden, wird die Wahrheit nicht offenbart – dass die Schöpfung der Welt dazu diente, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun.

Zusammenfassung

Der Artikel von Rabash, „Was ist wahrhaftige Gnade in der Arbeit?“, analysiert die biblische Geschichte von Jakob und Josef und deren tiefere spirituelle Bedeutung. Rabash beginnt mit der Auslegung des Verses, in dem Jakob Josef bittet, ihn nicht in Ägypten zu begraben, und dies als Akt wahrhaftiger Gnade (Chessed) interpretiert, da keine Gegenleistung erwartet wird. Dies wird in Kontrast gesetzt zu einer anderen biblischen Passage, in der Jakob Josef einen zusätzlichen Anteil (Schechem) über seine Brüder verspricht, was anscheinend im Widerspruch zu selbstloser Gnade steht.

Rabash verwendet diese Geschichten, um die Natur der spirituellen Arbeit gemäß der Kabbala zu erläutern. Er erklärt, dass die Schöpfung aus dem Wunsch des Schöpfers resultiert, seinen Geschöpfen Gutes zu tun, was zu Freude und Genuss führen sollte. Gleichzeitig existiert aber das Konzept des Zimzum (Einschränkung), das besagt, dass der Mensch nicht für seinen eigenen Nutzen, sondern zum Wohle des Schöpfers handeln soll. Diese scheinbare Diskrepanz wird als zentral für das Verständnis der spirituellen Praxis dargestellt.

Die 613 Gebote sind Mittel, mit denen Menschen im Sinne des Schöpfers handeln können. Rabash argumentiert, dass der Hauptzweck der Schöpfung – den Geschöpfen Gutes zu tun – nur erreicht werden kann, wenn die Menschen selbstlos und ohne Scham handeln. Diese Selbstlosigkeit, die als Chessed bezeichnet wird, ermöglicht es den Menschen, die Vollkommenheit der göttlichen Werke zu erfahren.

Rabash erläutert weiter, dass der wahre Zweck der Schöpfung darin besteht, dass die Geschöpfe den Schöpfer erfreuen, indem sie Freude und Genuss aus seinen Gaben ziehen. Das Konzept des „Brot der Scham“ wird eingeführt, welches die Unannehmlichkeit beschreibt, die entsteht, wenn man etwas ohne Gegenleistung empfängt. Die Lösung dafür ist, dass man selbstlos handelt, um dem Schöpfer zu gefallen.

Der Artikel schließt mit der Betrachtung des Shabbats als Zeit, in der der Mensch nach selbstloser Arbeit während der Woche die göttlichen Gaben in vollem Maße genießen kann. Dies wird als ultimativer Ausdruck der Harmonie zwischen den Zielen der Schöpfung und der selbstlosen Arbeit gesehen. Rabash betont, dass wahre Gnade (Chessed) und Wahrheit darin bestehen, alles für den Schöpfer zu tun, was letztlich zu einer tieferen Erkenntnis und Erfahrung des Guten führt, das der Schöpfer für seine Geschöpfe vorgesehen hat.

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